12. Die Gärten der Ritterzeit | ||||
Die zweite Epoche des Mittelalters war die des Rittertums. Durch den Investiturstreit (Streit um die Einsetzung von Kirchenfürsten mit Reichslehen durch den König) zerfiel die Einheit von Kirche und Staat. Das Kaiser- und Papsttum hatten sich gegenseitig geschwächt. Eine Folge davon war, dass das Bildungsmonopol der Klöster zerbrach und eine Säkularisierung kultureller und geistiger Strömungen einsetzte. Bevor sich die Kulturschwerpunkte im Spätmittelalter in die bürgerlichen Städte verlagerte, bestimmte für eine kurze Zeit das Rittertum das gesellschaftliche Geschehen. Nachdem es zunächst nur eine Kriegskaste gewesen war, wandelte es sich zu einem Dienstadel. In Verbindung damit entstand eine System eigener Tugenden (u.a. christliche Pflichterfüllung und Frauendienst). Wirtschaftlich abgesichert war er durch ein Lehnssystem (d.h., eine Entlohnung von Treuediensten durch Landgabe. Zunächst fiel das Lehen bei Tod des Lehnsmannes an den Lehnsherren zurück, später wurde es erblich).
Eine besondere Bedeutung erlangte der Minnedienst. In ihm wurde der Garten zum Sinnbild für die Geliebte. Seinen verschiedenen Elementen wurden dabei bestimmte Bedeutungen zugesprochen: z.B.
Den Übergang vom Klostergarten zum ritterlichen Lustgarten beschreibt als erster Albertus Magnus (1193-1250). Man sieht in ihm den bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters. In seiner "Historia Naturalis" geht er detailliert auf einen solchen Garten ein. Allerdings lassen seine Beschreibungen verschiedene Entwürfe zu (Fischer glaubt darin drei verschiedene Gartenteile zu erkennen, Hennebo zwei und Wimmer nur einen). Das Problem liegt im unterschiedlichen Verständnis über die Beziehung der Rasenfläche zur Kräuterfläche innerhalb der Gesamtanlage (getrennt durch eine Rasenbank). Albertus Magnus sagt darüber u.a. (nach Wimmer):
"Es gibt gewisse Stellen, die nicht (des) großen Nutzens --- wegen, sondern zum Vergnügen eingerichtet sind, ---. Diese aber werden angelegt, weil sie am meisten dem Vergnügen zweier Sinne
dienen, ---, den Gesichts- und den Geruchssinn; ---.
Der Gesichtssinn --- wird durch nichts so angenehm entzückt wie durch den Anblick zarten und haarfeinen Grases ---. Zu beachten ist ---, dass der Rasen so bemessen sei, dass außen um das Rasenquadrat herum Duftkräuter aller Art gepflanzt werden können, ---. Zwischen diesen Kräutern und dem Rasen, am Rande des Rasenquadrats entlang, soll ein etwas erhöhtes Rasenstück sein, das blühend und anmutig ist und gleichsam zur Hälfte als Sitzgelegenheit eingerichtet, damit dort die Sinne Erquickung fänden und die Menschen sich niederlassen könnten zur vergnüglichen Ruhe. ---. In der Mitte des Rasens --- darf es keine Bäume geben. ---. Wenn es möglich ist, soll eine ganz reine Quelle in die Mitte geleitet und in einem steinernen Becken aufgefangen werden, weil die Reinheit einer solchen viel zur Annehmlichkeit beiträgt. ---." Aus der Literatur kennt man aus der Ritterzeit den
Im Mittelalter baute man in den Gärten etwa 120 Pflanzenarten an: 26 Zierpflanzen (teilweise auch als Heilpflanzen verwendet), 16 Gemüsearten und 37 Gewürzpflanzen, von denen 24 bereits bei den Römern bekannt waren. Außer dieser Bedeutung besaßen die Pflanzen auch eine wichtige symbolische. Die damit verbundenen Kenntnisse gehörten zum Allgemeinwissen der damaligen Menschen. Bekannt ist sie uns aus den Mariendarstellungen der damaligen Zeit, in denen Gärten den Hintergrund bildeten. Gezeigt wird auf ihnen der "hortus conclusus", das überirdische Gartenparadies. Alle dort gezeigten Pflanzen sind Teile einer symbolischen Bildsprache. Da man zwischen der himmlischen Liebe und der irdischen enge Beziehungen sah, wurden viele Pflanzen auch zu einem allgemeinen Liebessymbol. Es gab in der damaligen Zeit eine Vielzahl an Mariensymbolpflanzen (die Darmstädter Handschrift nennt zwölf, in weiteren werden noch andere genannt). Die bekanntesten sind:
Den Übergang zur Renaissance beschrieb Pietro de Crescenzi (1233-1321) in seinem Buch "Ruralia Commodora". Er schilderte darin die Anlage von Lustgärten und Details, die später eine große Rolle spielen sollten. Er unterschied zwischen einem kleinen, mittelgroßen und einem königlichen Garten. Beim kleinen Lustgarten übernahm er weitgehend den Text von Albertus Magnus. Die mittelgroßen entsprachen den im Mitelalter gebräuchlichen Anlagen mit ihren Abgrenzungen zum Umland, den in Reihen gepflanzten Obstgehölzen, den Schmuckwiesen und ihren Laubengängen. Mit den fürstlichen Gärten (angeregt von sizilianisch-normannischen) beschriebt er aber bereits charakteristische Gartenbezüge, wie man sie bis ins 18. Jh. finden konnte, z.B. eine Architektur aus Pflanzräumen und die Anlage von Sichtachsen. Der Garten sollte der Erholung dienen, indem er "den höchsten Gott verherrlicht". Der mittelalterliche Lustgarten schränkte die Bewegungen der Menschen kaum ein. Zunächst war er nur eine baumbestandene Wiese auf der man sich vergnügte. Später verteilten sich seine Aufgaben auf verschiedene Gartenpartien, die sich bestimmten Ordnungsregeln unterwarfen.
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