Durch seinen Feldzug nach Italien lernt Karl VIII. die italienische Kunst kennen (1495, um dort seine Erbrechte auf das Königreich Neapel zu verteidigen). Auf dem Rückweg nahm er Ladungen von Kunstwerken, Baumaterialien und Künstler mit. Er leitete damit die französische Renaissance und den Ausbau der Loireschlösser ein. Weitere italienische Einflüsse erfolgten mit der Berufung weiterer italienischer Künstler durch die französischen Könige (u.a. Leonardo durch Franz I., Leonardo entwarf hier auch Gartenanlagen) und deren Heiraten mit Frauen aus dem Hause der Medici, die einen Teil ihres Hofstaates aus ihrer Heimat mitbrachten (Katharina mit Heinrich II.: Heirat 1534; Maria mit Heinrich IV: Heirat 1600).
Anders als in Italien waren hier die Schlösser befestigt und ständige Wohnsitze des Königs. Außerhalb der Stadt war man hier sicherer vor den Aufständen aus der Bevölkerung. Man wohnte überwiegend auf dem Flachland und ersetzte die italienischen Wassertreppen durch den Ausbau des ursprünglichen Wassergrabens der Schlossanlagen zu Kanälen und seeartigen Wasserbecken. Auf diese Weise entstand ein "Kanalgarten".
Da das Terrassieren des Geländes entfallen konnte, errichtete man an den Längsseiten des Gartens erhöhte Promenaden. Die Flächen auf die man herabsah, bezeichnete man als Parterre (zwei mögliche Ableitungen: par terre = am Boden, lat. "partiri" = einteilen). Später versah man sie mit Schmuckelementen.
Auf die weitere Entwicklung des französischen Gartens nahmen verschiedene Gartentheoretiker Einfluss. Alle lebten während der Zeit Heinrich des IV.:
- Du Pérac,
Architekt, kam 1582 aus Italien zurück. Er forderte die Zusammenfassung der einzelnen Parterres zu einer geschlossenen, architektonischen Einheit. Geschwungene
Arabesken sollten die aneinandergereihten Kleinfelder ersetzen.
- Olivier de Serres
beschrieb in seinem Gartenbuch (1599) besonders den Ausbau der "Parterres". Die
einzelnen Teilflächen umgab er mit niedrigen Kräutern und Sträuchern. Die Innenflächen bepflanzte er mit Blumen. Die Außenflächen wurden mit farbigem Kies
abgedeckt. Daneben gab es Schnittfiguren aus geschnittenem Buchs, Statuen und
Vasen. Für das Erfassen eines Parterres war es wichtig, es von "oben" zu betrachten.
- Claude Mollet,
königlicher Hofgärtner, ging 1613 in seinem Buch (erschienen 1652) auch auf
das Parterre ein. Er betonte besonders die Verwendung des Buchsbaums und einen
stärkeren Blumenwechsel im Verlauf des Sommers in den Randstreifen.
- Jacque Boyceau,
Gärtner Ludwig XIII., verlangte in seinem Buch (1638) ausgewogene
Proportionen zwischen den verschiedenen Gartenteilen, z.B. zwischen der Höhe
der Hecken und Bäume und eine Berücksichtigung einer perspektivischen Raumwirkung. Auch ein symmetrischer Garten müsse von einem Angebot ständiger
Abwechslung bestimmt werden.
Diese Autoren schufen damit die Voraussetzungen für den ein Jahrhundert lang in Europa bestimmenden französischen Barockgarten. Von allen französischen Renaissancegärten ist keiner mehr in seiner ursprünglichen Form erhalten. Der heutige Garten von Villandry ist eine späte Rekonstruktion (erste Anlage 1532 für einen Staatssekretär Franz I., völlig neue Rekonstruktion 1906, heute einer der schönsten Gärten in Europa).
Bedeutende Renaissancegärten in Frankreich besaßen (mit starkem italienischem Einfluss):
- Amboise:
Ausbau nach 1495 durch Karl VIII, italienisches Parterre.
- Chenoneaux:
Unter Katharina v. Medici Galeriegebäude über der Cher und Gartenterrasse (ab 1515
Heinrich II. für Diane de Poitiers).
- Fontainebleau:
Unter Franz I als Wasserschloss gebaut (holte Leonardo zu sich), unter Heinrich IV.
erweitert).
- Tuilerien:
Königliches Lustschloss, ab 1564 für Katharina von Medici gebaut worden, Parterreanlagen von Boyceau.
- Saint Germain:
Unter Heinrich IV. begonnen, von Du Pérac die Terrassierung der Außenanlagen,
italienischer Gartenentwurf.
- Jardin du Luxembourg:
1615 für Maria v. Medici angelegt nach dem Vorbild der Boboligärten in
Florenz.