20. André Le Nôtre (1613 - 1700) (Le Nostre) |
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Le Nôtre war der bedeutendste Gartenkünstler des französischen Barockgartens. Er entstammte einer alten Gärtnerfamilie und erhielt eine umfassende Ausbildung als Gärtner in den Tuilerien und als Maler bei Simon Vouet (gemeinsam mit Le Brun). Mi 24 Jahren wurde ihm die Nachfolge seines Vaters als Hauptgärtner der Tuilerien versprochen. 1649 trat er dieses Amt an. Sein Entwurf und seine Arbeiten für Vaux-le-Vicomte
(ab 1656) begründeten seinen Ruhm. 1662 begann er mit seinen Arbeiten in Versailles. Erst 1692 gab er seine Ämter an einen Neffen weiter.
Mit seiner Person erreichte die französische Gartenkunst ihren Höhepunkt und die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die perspektivische Raumtiefe ließ sich über die Grenzen des menschlichen Auges nicht mehr sinnvoll erweitern. Le Nôtre hatte zwar keine neuen Methoden entwickelt, aber die vorhandenen zur Vollendung geführt. In seinen Arbeiten vereinten sich zwei Tendenzen:
Im Rahmen seiner Tätigkeit verwaltete und änderte er:
Nachdem seine Thetis-Grotte den Erweiterungsbauten weichen musste, fuhr Le Nôtre auf der Suche nach neuen Anregungen 1679 nach Rom. Er hielt die dort gesehenen Gärten für nicht ebenbürtig mit den französischen. Außer Vorschläge für den Garten von "Camigliano" hatte seine Reise zunächst keine Auswirkungen auf die dortige Gartenkunst. Viel später fand man in "Caserta" (ab 1752, bei Neapel) seine Monumentalität, seine weiten Perspektiven und seine geometrischen Grundkonzepte wieder. Der Einfluß Le Nôtres auf die europäische Gartenkunst ist schwer festlegbar, da er sich mit dem Einfluss des französischen Gartenstil im Allgemeinen vermischte. Es war aber sein Stil, der auf ganz Europa ausstrahlte und für eine ganze Gartenkunstepoche deren stilistische Einheit sicherte. Beteiligt an dem Erfolg und die Verbreitung seiner Gedanken waren die Bücher von Augustin Charles d'Aviler ("Cours d'Architecture", 1691, deutsch 1699) und besonders von Antoine Joseph Dezallier d'Argenville ("La Théoriee et la Pratique de Jardinage", 1709, deutsch 1731). In Deutschland gab es für in keinen unmittelbaren Nachfolger. Weder Charbonnier noch Girard waren seine Schü;ller (wie oft behauptet; siehe Band II). Saint-Simon sagte von ihm:
"Le Nôtre starb 1700, nachdem er 87 Jahre in vollkommener Gesundheit gelebt hatte mit Verstand,
Gerechtigkeit und dem guten Geschmack seiner Fähigkeiten, berühmt, weil er als erster die verschienen Pläne für die schönen Gärten entworfen hat, die Frankreich schmücken und die den Ruhm der
italienischen, die in der Tat nichts dagegen sind, so ausgelöscht haben, dass jetzt die berühmtesten
Meister dieses Faches aus Italien kommen, um hier zu lernen und zu bewundern".
"Er war ehrlich, ehrenwert und offenherzig, weshalb jedermann ihn liebte und achtete. Niemals trat er ungebührlich hervor, noch vergaß er seine Stellung; auch war er völlig selbstlos, ob er nun für den König oder für Privatleute arbeitete. Er wollte nichts weiter, als der Natur helfen und das wirklich Schöne mit den geringsten Kosten erreichen. Er war schlicht und von einer bezaubernden Naivität". |