|
|
|
Nach dem 30jährigen Krieg war Deutschland in viele Länder aufgeteilt gewesen. Um 1700 gab es ca. hundert Reichsfürsten. Anders als in Frankreich gab es hier kein herausgehobenes Kulturzentrum. Die Kulturträger und Bauherren waren die jeweiligen Landesherren. Nur sie und einige privilegierte Hofangehörige besaßen die Geldmittel, um sich größere Anlagen bauen zu lassen. Uuml;ber ihre Bauwerke versuchten sie nach außen ihre Macht zu demonstrieren.
Die soziale Stellung eines Barockfürsten ist für uns heute kaum noch nachzuvollziehen. Er war durch den Willen Gottes die verkörperte Repräsentanz des Staates. Der Untertan hatte nur zu dienen und für das Wohlergehen des Fürsten die materiellen Voraussetzungen zu schaffen. Alle Baumaßnahmen zu seinem Ruhme waren damit auch Baumaßnahmen zum Ruhme des eigenen Staates und der bestätigende Ausdruck eines höheren, göttlichen Willens.
Im Mittelpunkt des Staates stand deshalb die Selbstdarstellung der Hofgesellschaft. Da die Voraussetzungen in den Städten zu beengt waren, verlegte man die Sommerresidenzen zunehmend auf das Land, indem man die oft schon bestehenden früheren Jagdschlösser ausbaute. Der Hofadel folgte, um so besser am Hofleben teilnehmen zu können. Im Mittelpunkt seines Interesses standen immer neue Feste, die Suche nach immer neuen vergnüglichen Abwechslungen, nach "variété". Die Hauptaufgabe von Schloss und Garten war es, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Man kann heute diese Anlagen nur verstehen, wenn man von dieser ihrer festlichen Funktion ausgeht, in ihnen eine Fülle festlich gekleideter Menschen (gleichsam als lebenden Schmuck) sieht. Das Parterre war dabei das repräsentative "Luststück" und das Boskett das "Lustwäldchen".
Das barocke Lebensgefühl war gekennzeichnet:
|
einerseits
|
|
andererseits
|
|
- Selbstbewusstsein
- Optimismus,
- Glauben an die Vernunft
|
|
- Todesangst,
- esoterische Neigungen (mystisch-sentimental),
|
Das führte zu
- einer aufwendigen Selbstdarstellung,
- einer Eile, in der die Anlagen oft geschaffen wurden,
- massiven Bauwerken, als Ausdruck des Bleibenden,
um sich gegen die Vergänglichkeit zu stemmen.
Die deutsche Gartenkunst im Barock wurde sehr starke von ausländischen Anregungen bestimmt. Der 30jährige Krieg hatte die kulturelle Entwicklung stark zurückgeworfen und der Anschluss an die Entwicklung in den anderen europäischen Staaten erforderte deren Kenntnisnahme. Allerdings wird der französische Einfluss dabei erheblich überschätzt. Er bezog sich hauptsächlich auf Bereiche der spanisch geprägten Etikette des Hofes Ludwig XIV. In der Hochbauarchitektur wird dieses Wissen schon seit längerer Zeit anerkannt.
Die deutsche Gartenkunst
- griff zunächst auf ihre eigene Tradition aus der Renaissance zurück.
- In den katholischen Ländern war man besonders an Italien orientiert, begründet durch die Bindungen des Klerus an den Vatikan und die Wiederbelebung der Bildungsfahrten des Adels.
- In den protestantischen Ländern orientierte man sich besonders an der Entwicklung in Holland. Gefördert durch Sophie von Hannover und die Heirat dreier Oranierprinzessinen. Dieser Umstand kam der eigenen Tradition auch besser entgegen.
- Der französische Einfluss litt trotz des Glanzes des französischen Hofes unter dessen Kriegen im Südwesten Deutschlands (dabei u.a. die Zerstörung des Heidelberger Schlosses) und die Ablehnung großer Teile des Versailler Hoflebens. Lieselotte von der Pfalz, die Schwägerin Ludwig XIV., sah es u.a. sehr kritisch. Ihre Nichte Sophie von Hannover dürfte deshalb kaum etwas Nachahmenswertes darin gesehen haben. Schon die häufige Namensgebung des Lustschlosses "Favorite" deutet auf einen stärkeren Bezug nach Wien als nach Paris hin (Rastatt, Mainz, Ludwigsburg).
Der französische Einfluss bezog sich hauptsächlich auf drei Bereiche, beziehungsweise Vorgänge:
- Die Gärten der Kurfürsten in Bayern und Köln (Bonn, Brühl). Durch die zeitweise Emigration
der Kurfürsten nach Frankreich und ihren mitgebrachten Gartenkünstlern Charles Carbonet und
Dominique Girard. (Aber auch deren Gärten besaßen holländische Einflüsse).
- Die Weiterentwicklung des "Eremitage"-Gedankens (d.h. der Möglichkeit, sich aus dem
repräsentativen Rahmen einer Residenz zurückzuziehen, in die des Trianons und Marlys).
- Dem Buch "La Théorie et la Pratique du Jardinage ....." (1709) von Antoine Joseph Dezallier
d'Argenville, welches lange Zeit als beste Arbeitsunterlage für die Anlage eines Gartens galt
(Deutsche Ausgabe von 1731).
Ausgehend von einer bestimmten örtlichen Situation errichtete man sich mit einem Schloss und einem Garten sein Lebenswerk. Dabei griff man auf alle Anregungen zurück,
- die man auf irgend einer Reise gesehen hatte,
- die aus der jeweiligen Mode einem gefielen,
- die einen Bezug zum eigenen Leben besaßen.
Es entstand ein vielschichtiges Ergebnis verschiedenster Anregungen, das in seiner Summe dann zum Ausdruck der deutschen Gartenkunst in dieser Zeit wurde.
Einerseits gab es keinen typischen "deutschen" Barockgarten, andererseits eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Erscheinungsformen, die sich besonders in ihrer Originalität und Größe unterschieden. Je nach den familiären, kulturellen und politischen Beziehungen der Fürsten schwankte bei ihnen der holländische, italienische und französische Einfluss. Der Mangel an eigenen Fachleuten nach dem verheerenden Krieg zwang zur Einstellung ausländischer Künstler.
Die ersten Barockgärten in Deutschland fand man in:
- Salzdahlum (1688),
- Gottorf und Oranienburg (1690),
- in Franken (ab 1693),
- in Dresden (ab 1694).
Außerhalb Deutschlands setzte die Spätzeit des Barocks ab 1680 ein. In Deutschland begann dann erst seine Hochzeit. Während in Frankreich die königlichen Gärten zwischen 1661 und 1695 geschaffen wurden (Beginn von Versailles und der Vervollständigung von Marly). Die Zeit des Barockgartens in Deutschland dauerte etwa von 1690 bis 1640 (in Italien erreichte sie um1650 ihren Abschluss, in Frankreich war seine Grundkonzeption bereits um 1665 gefunden worden). Erst als die Entwicklung in Europa bereits überall abklang, begann in Deutschland eine stürmische Entwicklung. Mit der Abwendung vom italienischen Vorbild (Hangbau), begann auch hier der Spätbarock (Hinwendung zum "Ebenen"-Ideal). Dabei ist es schwer, den Spätbarock vom Rokoko zu trennen. Oft erfolgt dies formelhaft sehr willkürlich (z.B. Beginn des Rokokos erst mit dem Herrschafts-beginn Ludwig XV. 1723, davor Spätbarock).
Nach unserem Verständnis:
|
Barockgärten
|
|
Rokokogärten
|
|
- Herrenhausen,
- Kassel,
- Schleißheim,
- Nymphenburg,
- Weikersheim,
|
|
- Dresdener Zwinger,
- Würzburg,
- Veitshöchheim,
- Brühl,
- Sanssouci,
- Eremitage (Bayreuth),
- Schwetzingen.
|
Von 1650 bis 1680 war die Zeit des Wiederaufbaus nach dem 30jährigen Krieg. Danach kam in Deutschland eine Fürstengeneration an die Regierung, die durch ihre Bautätigkeit einen ganzen Kunststil prägte:
- Landgraf Karl von Hessen-Kassel
(1677-1730),
- Kurfürst Max Emanuel von Bayern
(1679- 1726),
- Kurfürst Johann-Wilhelm v.d. Pfalz-Neuburg
(1679-1716),
- Kurfürst Ernst August von Hannover
(1680-1698),
- König Friedrich I. in Preußen
(1688-1713),
- Erzbischof Joseph Clemens, Köln
(1688-1706),
- Fürstbischof Christian Friedrich, Münster
(1688-1706),
- Fürstbischof Lothar Franz, Bamberg u. Mainz
(1693-1729),
- Kurfürst Friedrich August (d.St.) von Sachsen
(1694-1733).
Ihr Hofleben wurde stark von dem in Versailles bestimmt. Ihr wichtigster Lebensinhalt war die Selbstdarstellung, die sie durch eine rege Bautätigkeit zu erfüllen versuchten.
Hauptmerkmale der deutschen Barockgärten:
- Sie besaßen oft bereits die Stilmerkmale der nächsten Epoche.
- Es entwickelten sich viele Sonderformen.
Zu den Merkmalen der nächsten Stilphase (Rokoko) gehörten:
- eine gewisse Freude an Unregelmäßigkeiten,
- eine Förderung von Intimität und Kleinräumigkeit,
- die Freude am Exotischen.
Zu den Sonderformen gehörte das häufige Abweichen vom Strukturschema des französischen Gartens. Ihnen gemeinsam war:
- der immer wiederkehrende Rückgriff auf eigene, ältere Vorstellungen aus der Renaissance,
- ein stärkeres "Nebeneinander" der verschiedenen Gartenteile,
- die Freude an "kleinen" Details,
- die Berücksichtigung von Nützlichkeitserwägungen (Herrenhausen, Sanssouci).
(Sie alle wiesen bereits auf den Stil der Folgezeit hin, die nachklassische Zeit in Frankreich, bzw. das Rokoko in Deutschland).
Anders als in Frankreich war / wurde oft (in jedem Garten anders):
- die Höhenstellung des Schlosses verändert (am Hang nach italienischem Vorbild bis hin in den
tiefsten Geländebereich).
- die Stellung des Schlosses im Garten oft eine andere (seitlich, ordnete sich unter oder übertrug
Funktionen auf andere Gebäude: z.B. Festräume in Orangerien).
- der Garten zwischen zwei Gebäude eingespannt (dem Schloss und einem Filialgebäude: Pavillon,
Orangerie o.ä.).
- die Mittelachse kaum über die Gartengrenze geführt.
- die Hauptachse auf einen Seitentrakt verlegt (Brühl).
- die Querachse stärker betont. Dadurch die Forderung nach Parallelordnungen (dies war ein Grundzug aus der Renaissance: "holländische" Gärten, Sanssouci, Schönborngärten).
- eine Geländeterrassierung vermieden (Herrenhausen).
- Heckenbosketts anstelle von Baumwänden geschaffen.
- auf eine Fortsetzung des Gartens in einen Park verzichtet.
- der Garten nach außen abgeschlossen (z.B. in Veitshöchheim durch eine Mauer).
- landschaftliche Werte stärker berücksichtigt (Mainzer Favorite).
Beispiel für einen Barockgarten in Deutschland: "Große Garten" in Herrenhausen (Hannover):
(Von 1680-1714 durch die Kurfürstin Sophie im "holländischen Stil" geschaffen. Der Garten war der Mittelpunkt ihres Lebens).
Seine holländische Ausprägung wird deutlich durch:
- den umlaufenden Kanal und die umlaufende Allee,
- das "holländische Parterre" in der vorderen Hälfte (quadratische Mitte mit einem Springbrunnen und zwei tryptichonartigen Seiten; in eine davon wurde ein einmaliges Gartentheater eingebaut),
- Obstquartiere im hinteren Teil (holländisches Nützlichkeitsdenken),
- den regelmäßigen Aufbau der Bosketts (Aneinanderreihung quadratischer Teilgärten. Hier Wiederspiegelung der Gleichwertigkeit der holländischen Quartiere. Der Gesamtgarten ist eine der regelmäßigsten Anlagen überhaupt).
- den Blumengarten als Gegengewicht zur Orangerie.
- die Parallelführung relativ gleichwertiger Achsen.
- breite Querwege,
- den Innenbezug,
- das Fehlen einer Geländeterrassierung,
- das Fehlen eines Parks (grand parc),
- den Verzicht auf eine Gesamtwirkung.
Französisch beeinflusst waren:
- die Lage der Grotte (ursprünglich ein italienisches Motiv, in Versailles hatte sie eine andere
geistige Bedeutung).
- die Lage der Orangerie.
(Weitere französische Bezüge wurden erst 1937 und nach dem 2. Weltkrieg geschaffen: u.a. die Aussichtsterrasse, die Broderien der Parterres).
Der besseren Uuml;bersicht wegen bezieht man die deutsche Gartenkunst im Barock auf die verschiedenen, sich oft überlagernden Landschaftsräume:
- dem protestantisch-holländischen Einflussbereich,
- dem sächsischen Hof,
- dem bayrischen und Kölner Hof,
- dem fränkisch-rheinischen Hof,
- dem hessischen Barock,
- dem südwestdeutschen Barock,
- der holsteinschen Gartenkunst im Barock.
Zum protestantisch-holländischem Einflussbereich:
Hier besonders:
- "Große Garten" in Hannover,
- "Oranienburg" (Brandenburg),
- "Oranienbaum" (Anhalt-Dessau).
Zum sächsischen Hof:
Hier besonders die Bauten August d.St. (oft noch stark der Renaissance verhaftet) und seines Architekten Matthias Daniel Pöppelmann. Vieles wurde angefangen, blieb dann aber unvollendet. Durch
Aufgabenteilung seiner Schlösser sollte Versailles noch übertroffen werden :
- Zwinger:
Ursprünglich erstes Gebäude einer neu zu errichtenden Residenz. War als Orangerie für
über 1000 Kübelpflanzen gedacht gewesen. Vereinigte in sich Vorbilder aus ganz Europa.
Die Aufgabe der Bosketts übernahmen hier Steinbauten, die Pflanzen dienten nur noch
Dekor. Vier Festräume wurden durch Galerien und Flügel miteinander verbunden. Der
Innenhof war als Parterre gedacht gewesen (seit der Aufgabe der Schlossbaupläne
wurden die Galerien und der Gartenhof für Festzwecke genutzt). Ursprünglich zur Elbe
hin offen, wurde er später durch die Gemäldegalerie Gottfried Sempers geschlossen.
- Holländisches Palais (auch "Japanisches" genannt):
Es besaß ein Parterre zur Elbe.
- Großer Garten:
Lustgarten mit großen Ausmaßen ("eine halbe Stunde Weg lang und fast ebenso
breit"). In der Mitte ein Palast, an den Seiten begleitet von acht, teilweise miteinander
verbundenen Grottengebäuden. Es waren allein ca. 1.500 Skulpturen aufgestellt
gewesen.
- Groß-Sedlitz:
Königlicher Landsitz mit starken italienischen Einflüssen (Villa Frascati). Einer
der eigenwilligsten Entwürfe in der deutschen Gartenkunst. Von den ursprünglichen
Gartenplänen wurde nur eine Gartenseite mit zwei Pavillons errichtet.
- Pillnitz:
"Maison sans Géne " (Haus ohne Zwänge), war ganz dem Spiel gewidmet. Die verschiedenen Spielanlagen befanden sich zwischen zwei Gartenhäusern mit "chinesischen" Dächern.
- Moritzburg:
Jagdschloss mit einem "grand parc" Früheres Wasserschloss seiner Ahnen. Auf
einer Seite eine vergrößerte Wasserfläche, am Ufer in regelmäßigen Abständen Jagdschneisen.
- Falkenlust (bei Moritzburg):
Fasanerie.
Die Elbe diente dabei, orientiert am Canale grande, teilweise als Verbindungsstraße.
(Zum Einflussbereich des sächsischen Hofes gehörten auch die Gärten in Weimar und Thüringen).
Zum bayrischen und Kölner Hof:
Die Herrscher beider Kurfürstentümer wurden von den Wittelsbachern aus Bayern gestellt (in Köln von 1583 bis 1761):
|
Bayern: (weltliches Kurfürstentum)
|
|
Köln: (geistliches Kurfürstentum)
|
|
1. Max Emanuel (reg. 1679-1726)
- Verlierer als Verbündeter Frankreichs im Streit um die spanische Erbfolge,
- stand der franz. Kunst nahe
Gärten:
- Schleißheim,
(eher italienisch-niederländisch
- Nymphenburg.
|
|
2. Joseph Clemens (reg. 1688-1723)
(Bruder von 1)
Gärten:
- Bonner Residenz,
- Poppelsdorf.
|
|
3. Karl Albrecht (reg. 1726- 1745) (Sohn von 1)
Gärten: Ausbau Nymphenburgs:
- Uuml;bernahme des französischen Grundschemas,
- Ausbau:
- des Ehrenhofes,
- der Kabinettgärtchen,
- des Petit parcs.
|
|
4. Clemens August (reg. 1719-1761) (Sohn von 1, Bruder von 3)
- Besitzer der fünf Bistümer: Münster, Paderborn, Köln, Hildesheim und Osnabrück,
- "vollendeste Nachahmer" des Sonnenkönigs in Deutschland.
Gärten:
- Augustusburg (Brühl),
- Poppelsdorf,
- Neuhaus (Paderborn),
- Sassenberg (Wahrendorf),
- Clemenswerth (Hümmling).
|
Zum fränkisch-rheinischen Barock (oft dem Rokoko zugerechnet):
Hier ist zwischen einem katholischen und einem protestantischen Einflussgebiet zu unterscheiden:
|
katholisch (= Bistümer)
- Mainz,
- Bamberg,
- Würzburg.
|
|
protestantisch
- freie Reichsstädte,
- Markgrafschaft Ansbach,
- Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth.
|
Besonders die Bischöfe aus der Familie Schönborn haben für die deutsche Gartenkunst im Barock
mehr getan als irgend ein anderer Fürst (besonders Kurfürst Lothar Franz). In ihren Anlagen vereinten sich italienische (Wiener) Einflüsse mit Anregungen aus Frankreich. Die besonderen
Eigenheiten ihrer Gärten sind (hier abgeleitet vom Jagdschloss Seehof):
- Eine zentrale Stellung des Bauwerks (dadurch geriet der Hauptwirkungsbereich
des Gartens in die Mitte).
- Die Bosketts rahmten den mittleren Teil von beiden Seiten ein.
- Es bestand ein starker Queraufbau mit parallelen Gartenteilen.
- Die verschiedenen Gartenteile waren häufig additiv angeordnet. (Damit
verbunden die Neigung, an alten Traditionen festzuhalten).
- Isolierung der Anlage von der Umwelt durch Mauern.
(Diese Eigenheiten können auch allgemein als deutsche Eigenheiten angesehen
werden).
- Oft Zurücktreten des Kanals.
Familie Schönborn:
|
1. Johann Philipp (reg. 1642-1693)
|
|
|
|
- Kurfürst und Fürstbischof von Mainz und Würzburg
(da erste Kurwürde des Reiches auch gleichzeitig Erzkanzler).
|
|
|
|
2. Lothar Franz (reg. 1693- 1729)
|
|
|
|
- Neffe von 1,
- Nachfolger von 1 und Bischof von Bamberg.
Gärten:
- Jagdschloss Seehof (bei Bamberg),
- Favorite (bei Mainz),
- Gaibach (bei Würzburg),
- Pommersfelden (bei Bamberg),
(keiner seiner Gärten ist heute noch erhalten).
|
|
|
|
3. Johann Philipp Franz (reg. 1719-1724)
|
|
4. Damian Hugo Philipp (reg. 1719-1743)
|
|
- Neffe von 2, Bruder von 4,5,6,
- Fürstbischof von Würzburg,
Garten:
- Würzburg
|
|
- Neffe von 2, Bruder von 3,5,6
- Bischof von Speyer und Konstanz,
Gärten: - Bruchsal,
- Waghäusel (Eremitage).
|
|
5. Karl Friedrich (reg. 1729-1746)
|
|
6. Rudolf Franz Erwein (1677-1754)
|
|
- Neffe von 2, Bruder von 3,4,6
- Reichsvizekanzler,
- Fürstbischof von Bamberg und Würzburg,
Garten:
- Würzburg
- Werneck.
|
|
- Neffe von 2, Bruder von 3,4,5,
- Kurmainzischer Großhofmeister,
Gärten: - Wiesenscheidt,
|
(Der Garten von Würzburg erfuhr seine Vollendung durch Johann Procop Mayer unter Bischof
Friedrich von Seinsheim nach 1770).
Bedeutende Gärten:
Favorite bei Mainz (Architekt: Maximilian von Welsch).
- Bedeutendster Garten von Lothar Franz mit großem Einfluss auf andere Gartenschöpfungen.
- Er verlief parallel zum Rheinufer.
- Eine untere Längsachse verband drei Querachsen mit ihren eigenen Gärten
(vergleichbar Sanssouci):
- Quergarten:
Grotte und Aufstieg zur Orangerie (mit sechs seitlichen Pavillons),
- Quergarten:
Grotte und Aufstieg zu einer Fontäne des Pluto und der Proserpina
(prächtigster Gartenteil),
- Quergarten:
Zwei übereinander liegende Gartenteile: unten Bosketts und oben
Skulpturengeschmückter Wandelraum.
- Seine Besonderheiten waren:
- die beginnende Auflösung des Einheitsgedankens (an dessen
Stelle: ein lockeres Nebeneinander),
- dadurch eine größere Intimität der einzelnen Gartenszenen.
- Einbeziehung der Landschaft als malerischer Hintergrund.
(Als Opfer der französischen Revolution heute ganz verschwunden).
Zum fränkischen Einflussbereich ist auch Fulda zu zählen.
Zum hessischen Barock:
(Er bezieht sich hauptsächlich auf die beiden Gärten in Kassel und den früheren in Biebrich).
Wilhelmshöhe (früher: Weißenstein, Karlsberg):
Wären die Pläne von Guernieri vollständig verwirklicht worden, so wäre hier
vielleicht eine der gewaltigsten Gartenanlagen der Welt entstanden. Das
"Grandioseste, was irgendwo der Barockstil in der Verbindung von Architektur
und Landschaft gewagt hat" (Dehio). Von einem herkulesgekrönten Oktogon
führt eine gewaltige, dreiläufige Kaskade ins Tal. Von ihr wurden nur ca. 250 m
ausgeführt (ca. 1/3 der geplanten Vorgabe). Die Wahl eines falschen Baumaterials
(Basalttuff) machte die Anlage sehr witterungsanfällig.
Der Entwurf orientierte sich an italienischen Bergvillen (besonders an der Villa
Aldobrandini). Hauptmerkmale:
- Achsenkreuz: Längsgerichtete Symmetrieachse und mehrere Querachsen.
- Das Schloss befand sich am Fuße der Längsachse und erlaubte einen weiten Blick über das Land.
- Vernachlässigung des Schmuckparterres (auch ein Unterschied zu französisch beeinflussten Anlagen).
- Eine Kaskade bildete das Hauptmotiv im Garten ( in französisch beeinflussten Anlagen übernimmt evtl. ein Kanal diese Rolle).
Anders als in italienischen Anlagen ist:
- die riesige Dimension,
- der Umfang des Landschaftsbezuges,
- der Umfang der symbolischen Herausstellung der fürstlichen Macht über das Land (nicht vom Schloss aus wie in Versailles oder Nymphenburg, sondern über ein Belvedere und dem darauf stehenden Herkules).
Karlsaue: Ursprünglich auf einer Fuldainsel. Eine Orangerie (ca. 140 m lang) beherrschte als
selbständiges Gebäude den Garten. Von ihr führten fünf Längsachsen, die die Insel
gliederten. An ihrem Ende befand sich ein großes Bassin.
Zum südwestdeutschen Barock:
Hierzu gehörten besonders Ludwigsburg, Karlsruhe, Saarbrücken und die Pfalz. Eine besondere Bedeutung erlangte Karlsruhe:
- Von einer Lichtung (einem Turm) wurden 32 Schneisen sternförmig in alle Richtungen
geschlagen.
- Auf einer Seite wurde der Turm kreisförmig mit Zirkelhäusern umgeben (als Menagerie- und
Funktionsgebäude),
Auf der anderen eine dreiflügelige Schlossanlage mit großen Zirkelhäusern für Kanzleien und
Beamtenwohnungen errichtet.
- Am Anfang stand der Gedanke einer Eremitage (deshalb "Karls-Ruhe").
- Es kamen hier zwei barocke Grundgedanken zur Vereinigung (deshalb auch zugleich eine Weiterentwicklung des Residenzbaues):
- Die Verselbständigung des staatlichen Verwaltungsapparates,
- die Ermöglichung eines mehr privaten Charakters des Wohnbereiches.
Zur holsteinschen Gartenkunst im Barock:
Anders als an den anderen Höfen Deutschlands entwickelten hier die Adelsfamilien relativ eigenständige Ergebnisse in der Gartenkunst. Während die Rantzaus besonders im 16. Jh. eine führende Rolle spielten, galt dies im 17. Jh. für die Ahlefeldts.
Das Schema des holsteinschen Gutsgartens um 1700 war:
- Ein Torhaus führte auf einen Hof.
- An den Seiten befanden sich jeweils ein Kuhhaus und eine Scheune.
- Dann folgten zwei Nebengebäude (ähnlich zwei Seitenflügel).
- Den Abschluss des Hofes bildete ein Herrenhaus.
- Die Gärten befanden sich direkt hinter oder seitlich neben dem Haus.
Abweichungen:
- Sie umgaben das ganze Anwesen.
- Sie bezogen sich nicht auf das Herrenhaus sondern auf ein Gartengebäude.
- Häufig gab es Orangerien und Tiergehege.
Besonders berühmt waren:
- Schlossgarten in Eutin:
Sitz der Fürstbischöfe, eine zweischenklige Anlage, deren Achsen sich
in einem Pavillon trafen.
Der Hauptgarten befand sich zwischen einem Wasserschloss und dem Pavillon
und besaß die klassische Dreiteilung: Parterre, Bosketts und Waldstück.
- Seestermühe:
Garten von Hans Heinrich von Ahlefeld.
- Jersbeck:
Garten von Bendix von Ahlefeld.
|
|