Die Gegner Reptons (Price, Knight) forderten eine Rückkehr zum "malerischen" Garten. Während Repton in der Tradition Browns eine "harmonische" Linienführung propagierte, verlangten sie kontrastreiche Szenerien. Ihnen schloß sich John Claudius Loudon (1783-1843) an, die bedeutendste Persönlichkeit der englischen Gartenkunst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Berühmt wurde er durch eine Reihe von Büchern und Schriften, in denen er die Gedanken seiner Zeit vorurteilsfrei vereinigte. Trotz seiner Ablehnung des frühen Repton übernahm er viele seiner Gedanken.
Loudons Sicht des englischen Gartens:
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im 18. Jh.
- weite Aussichten,
- malerische Durchblicke,
- Übereinstimmung von Garten u. Landschaft.
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im 19. Jh.
- Aufgabe der großen Maßstäbe,
- Abwechslung durch Farben,
- Berücksichtigung der Funktionen und der Bequemlichkeit.
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Price hatte als Maler wieder den Vordergrund entdeckt und damit den malerischen, pflanzenreichen Garten. Da die große Zahl der Neureichen am Anfang des 19. Jh. auch flächenmäßig sich nicht mehr eine traditionelle Grünanlage mit Garten und Park leisten konnte, kam es zur Trennung dieser beiden Teile. Repton übernahm von ihm den Gedanken der Folgerichtigkeit und versuchte bei einer "Gleichförmigkeit des Charakters", die verschiedenen Stile zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen, d.h., er verlangte einen stufenweisen Übergang vom architektonischen Haus zur Natur. Die Gestaltung dieser Übergangszone, dem "pleasureground", war für ihn die Aufgabe der Kunst. Damit kamen die Blumen- und Küchengärten wieder in unmittelbare Hausnähe.
Bis zum 19. Jh. war die Gartenkunst eine Aufgabe der Architekten, der Maler und Literaten gewesen. Ab jetzt übernahmen die Gärtner selber diesen Aufgabenbereich. Ihnen kam dabei entgegen:
- die Forderung Reptons nach einem farbigen "pleasureground", einem Verbindungsstück zwischen Gebäude und Landschaft.
- das Fehlen eines verbindlichen Gestaltungsrahmens, den man beachten musste.
Mit der Übernahme der Gartengestaltung durch die Gärtner begann die Vernachlässigung ästhetischer Fragen. Neben Bildungskriterien bei den Gärtnern kamen hinzu:
- die stärkere Beachtung der Standortfaktoren bei der Pflanzenauswahl (Boden, Klima),
- die Notwendigkeit großer botanischer Kenntnisse bei der Vielzahl der Exoten.
Es entstand jetzt ein stark pflanzenbetonter Stil, der "gärtnerische Stil", der geistig weder die Architektur noch die Natur im Auge hatte, sondern allein den Garten mit seiner Bepflanzung. Damit entstand eine Gartentyp mit einem neuen Inhalt, der damit auch seine Beziehung zur Kunst lösen konnte. Der Mangel an Geschmack wurde hinter einer Pflanzenvielfalt versteckt.
(Im Hochbau hätte niemand die Zugehörigkeit der Architektur zu den Künsten in Frage gestellt. Es wäre gar kein Diskussionspunkt gewesen, dass die große Zahl der Maurer und Statiker keine Künstler seien. Bei den Gärtnern zählte sich zunächst jeder Gartengestalter zu den Gartenkünstlern und als dies nicht mehr zu halten war, wurde die Zugehörigkeit generell bestritten. Damit aber beraubte sich die Gartengestaltung ihres geistig-kreativen Teils. Reduziert auf eine Ingenieurswissenschaft verlor sie weitgehend ihre Fähigkeit sich in die Diskussion des Verhältnisses Mensch und Natur gestalterisch aktiv einzubringen. Da es sich aber hierbei um eine fundamental-existentielle Frage handelt, von deren Beantwortung auch große Impulse auf den gewerblichen Gartenbau zu erwarten sind, wäre die Einrichtung mehrerer entsprechender Lehrstühle an den Kunsthochschulen zu diskutieren, die konkurrierend die Gartengestaltung wieder auf ein künstlerisches Niveau anzuheben vermögen).
Die gestalterische Freiheit hatte zur Folge, dass damit auch kein gestalterisches Ziel mehr bestand. An die Stelle künstlerischer Überlegungen trat eine Flut gärtnerischer Pflanzenbeschreibungen und Gartenmagazine. An die Stelle einer "Kunst des Geschmacks" trat eine "Kunst der Kultivierung". Der "gärtnerische" Garten wurde zur Forderung einer Massenbewegung. Loudon schrieb dazu:
- "Das Ziel des "gärtnerischen" Stils liegt darin, dem erkannten Reiz der Reptonschen Auffassung
alles das hinzuzufügen, was Gartenbaukunde und Botanik in ihrem jetzigen fortgeschrittenen
zu verwirklichen erlauben . .... Den Gärtnern und Freunden der Botanik zuliebe, die ihre Bäume
und Pflanzen am vorteilhaftesten entfaltet sehen wollten, hat man .... ein Prinzip (aufgegriffen),
von dem man .... behaupten kann, dass es in botanischen Gärten schon immer bestanden hat"
- "Alles in der modernen Gartengestaltung hängt daher von der Verwendung fremdartiger Bäume
und Gebüsche ab, und wenn man sich einmal genau Rechenschaft darüber gegeben hat, dass keine Anlage im modernen Stil den Anspruch erheben kann, in einem guten Geschmack
angelegt zu sein, wenn nicht alle Bäume und Gebüsche aus Exoten oder aus veredelten heimischen Arten bestehen, wird die Umgebung eines jeden Landsitzes - vom Cottage bis zum Herrenhaus - zu einem Arboretum, das sich nur durch die Zahl der verwendeten Arten unterscheidet".
Nach dieser Auffassung wurde ein Garten erst durch das in der Umgebung nicht vorkommende Pflanzenmaterial zur Kunst. Der frühere Landschaftsgarten hatte damit endgültig seinen Anspruch auf Natürlichkeit verloren..