Der erste große Landschaftsgarten in Deutschland war Wörlitz. Bereits 1754 geplant, konnte man mit seiner eigentlichen Anlage wegen eines Hochwassers erst nach 1770 beginnen. Der Bau dauerte dann etwa dreißig Jahre. Zuvor war der auftraggebende Fürst Franz von Anholt zweimal mit seinem Architekten (F.W.v. Erdmannsdorff) und Gärtner Johann Friedrich Eyserbeck) in England gewesen und hatte 1765 auf einer Italienreise durch Winkelmann auch einen Zugang zur Antike und zur italienischen Landschaft bekommen. An seinem Hof pflegte man die Künste und versuchte mit Hilfe eines neuen humanen Erziehungskonzepts eine breite Bildung ins Land zu tragen.
Eine ebene Auenlandschaft an Elbe und Mulde mit einem größeren See und einigen Teichen wurde durch Damm- und Kanalbauten zunächst gegen Überschwemmungen gesichert. Eyserbeck schuf die Pläne und Schoch d.Ä. führte sie aus. Den Kern der Anlage bildete ein buchtenreicher See. Von seinen Ufern hatte man tiefe Durchblicke ins Land. Zwischen dem Ort Wörlitz und der Wasserlandschaft lag das klassizistische Schloß. An vielen Stellen der frühen Anlage sind noch geometrische Bezüge erkennbar.
Die Hauptteile des Parks sind:
- Partien um das Schloß:
Sie sollen "Anmut und Heiterkeit" ausstrahlen. Das Schloß
erhebt sich hinter einer Rasenfläche. An den Seiten befinden
sich Stimmungsträger. Zum offenen See fällt eine
Rasenfläche ab.
- Neumarksche Garten (Inselgarten):
Er wird durch einen Wall vor dem Hochwasser
geschützt. Im Innern ist er noch weitgehend geometrisch.
Am Kanal befinden sich mehrere Szenen, u.a. am Ende ein
Labyrinth als Allegorie auf das menschliche Leben. Im davor
Liegenden Arm befinden sich eine "Roseninsel" und eine
"Rousseau-Insel", einem Nachbau Rousseaus Grab in
Ermenonville.
- Schochische Garten:
Er wird von Kanälen und dem "Gothischen Haus" bestimmt
Weiter gibt es hier eine "Romantische Partie", eine
"mystische Partie", den "Tempel der Venus" und eine Reihe
von Staffagen.
- Garten auf dem Weidenheger:
Er enthält einige einfache Szenen (u.a. eine
Einsiedelei).
- Neue Anlage:
Sie besteht aus schmalen Gehölzstreifen, die Ackerflächen
umgeben und an den Knickstellen gestalterisch besonders
aufgewertet wurden. Sie vertritt die "verschönerte
Landschaft". An ihren Enden stehen das "Pantheon" und der
"Vulkan".
- der "Stein":
Ein Erinnerungsgebäude an die Italienreise mit der
Nachbildung der Villa Hamilton und einem "Vulkan".
An vielen Stellen kann man noch Reste des architektonischen Gartenstils finden. In der Gesamtheit aber stellt Wörlitz einen Landschaftsgarten dar, eine idealisierte Landschaft um einen See. Die Aufwertung erfolgte durch:
Goethe schrieb 1778 in einem Brief an Frau von Stein: "Hier ists jetzt unendlich schön. Mich hats gestern Abend, wie wir durch die Seen, Kanäle und Wäldchen schlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist, wenn man so durchzieht, wie ein Märchen, das einem vorgetragen wird, und hat ganz den Charakter der Elysischen Felder. In der sachtesten Mannigfaltigkeit fließt eins ins andere, keine Höhe zieht das Aug und das Verlangen auf einen einzigen Punkt, man streicht herum, ohne zu fragen, wo man ausgegangen ist und hinkommt. Das Buschwerk ist in seiner schönsten Jugend,
und das ganze hat die reinste Lieblichkeit". (Später hat sich Goethe in seinen eigenen Parkschöpfungen in Weimar vom Wörlitzer Staffagenreichtum distanziert).
Neu in Wörlitz gegenüber England ist,
die Verbindung von übernommenen Formen mit einem inhaltlichen Gehalt.
Weiter finden wir in Wörlitz bereits alle Ansätze der späteren Entwicklung des Landschaftsgartens:
7. mit seinen Staffagen die der sentimentalen Gärten um 1800,
8. mit seinen verschiedenen Szenen die der romantischen Gärten
nach 1820 (z.B. "Gotische Haus", "Einsiedelei", mystische Szenen),
9. mit seiner Monumentalität verweist es auf den klassischen
Landschaftsgarten.
Mit alledem wurde Wörlitz für Deutschland richtungsweisend.