(1742-1792, Philosophieprofessor in Kiel, einflussreichste deutsche Gartentheoretiker. In den Jahren 1779 bis 1785 erschien seine fünfbändige "Theorie der Gartenkunst". Trat entschieden für die Anerkennung der Gartenkunst als Kunstdisziplin ein).
Hirschfeld stellte in Deutschland als erster die Gestaltungsregeln für die Gartenkunst zusammen. Damit gewann er einen großen Einfluss. In seinem Denkansatz setzte er die Natur und die Kunst in ein Beziehungssystem. Dabei war für ihn die Natur der Maßstab für alles Schöne. Aus dieser Haltung heraus konnte er dem architektonischen Garten jeden Kunstwert absprechen. An einen Garten stellte er drei Forderungen:
- Als "Landschaft im Kleinen" sollte er sich an der Natur orientieren.
- Er sollte sich von seiner Umgebung abheben.
- Dieses Abheben sollte über eine künstlerische Steigerung "im Geschmack der Natur" erfolgen
Das eigentliche künstlerische Kriterium für einen Garten war nach Hirschfeld sein geistiger Gehalt. Für seine Anerkennung als Kunstwerk benutzte man zu seiner Zeit drei Argumentationsfolgen:
- Die Natur ist das vollkommenste Kunstwerk. Die Gartenkunst stammt unmittelbar von ihr ab
(Sulzer).
- Das wichtigste Kriterium für ein Kunstwerk ist dessen Fähigkeit, die Empfindung und die Einbildungskraft eines Menschen anzusprechen. Dies ist auch das Hauptziel der Gartenkunst (Hirschfeld).
- Die Gartenkunst folgt den gleichen Gesetzen wie die Malerei.
Ein Garten müsse nach Hirschfeld Empfindungen wecken, ein Ort des Vergnügens sein und ein Zufluchtsort höchster Weisheit sein. Dabei sollte die Hauptempfindung das "Angenehme" sein, und da dies allein ermüden würde, müsse es nach der Affektenlehre Homes durch andere Empfindungen ergänzt werden: "einsiedlerische, melancholische, finstere, romantische, feierliche u.a.". Die Hauptgesetze der Gartenkunst seien:
- Durch die Zusammenstellung natürlicher Mittel Eindrücke zu verstärken.
- Diese Zusammenstellungen durch übereinstimmende Kunstgegenstände zu ergänzen.
Hirschfeld analysierte dann die einzelnen Gartenelemente auf ihre ästhetische Wirkung und entwickelte Regeln, um die Gartenkunst nach "Vernunft und Geschmack" durchführen zu können. Mit ihrer Hilfe sollten "Naturgemälde" mit einem zu erwartenden Bildwert entstehen. Er bot damit der deutschen Gartenkunst (nach englischen Vorbildern) einen großen Dienst. Zu diesen Gartenelementen gehörten:
- die Bodenform für den Grundaufbau des Gartens,
- deren "Ausbildung und Belebung" durch Felsen, Wasser, Wiesen und Gehölze.
- Die bedeutendste Neuerung war der unbeschnittene Baum. Zunächst wurde das Interesse emotional begründet, dann auch botanisch und forstwirtschaftlich.
Hirschfeld über fremdländische Gehölze:
"Wie arm würden wir sein, wenn wir keine Bäume und Gehölze mehr hätten, als
das raue Germanien in den Tagen des Tacitus besaß, wenn alle Schätze des
Pflanzenreichs von uns zurückgefordert würden, womit seit jener Zeit der
Orient, Griechenland, Italien und Frankreich unsere Gärten allmählich bereichert
haben".
- Eine besondere Rolle spielten Denkmäler und Inschriften. Sie sollten dem Andenken
dienen und moralische Empfindungen wecken.
Ein Garten sollte nach den gleichen Regeln wie ein Landschaftsbild aufgebaut werden. Dabei sollte der Besucher ein kontrastreiches Szenenprogramm durchwandern. Die Hauptforderungen betrafen dabei Größe, Mannigfaltigkeit und Schönheit. Unter Mannigfaltigkeit verstand dabei Hirschfeld das Zusammenbringen gegensätzlicher Eigenschaften, z.B.:
- das Offene mit dem Geschlossene,
- das Helle mit dem Dunkeln,
- das Reizende mit dem Melancholischen,
- das Sanfte mit dem Erhabenen,
- das Wilde (Romantische) mit dem Zierlichen.
Für die Schönheit waren "Bewegung" und Farbe entscheidend. Dabei wurde die Schönheit in der Landschaft durch eine gebogene oder gekrümmte Linie bestimmt und die Farbe durch das Laub (insbesondere das Grün) der Gehölze.
Zum Malerischen gehörte der Wunsch nach "Kontrast" (Abwechslung durch das Nebeneinanderstellen verschiedener Gegenstände), dabei sollten die Kontraste der Vernunft nicht widersprechen und Übertreibungen gemieden werden.
Hirschfelds Hauptgedanke baute auf der Annahme, dass die Schönheit erlebter Natur die Gefühlswelt und das ästhetische Empfinden des Menschen erweitern konnten und er dadurch auch moralisch sensibler würde. Soziale Revolutionen könnten sich dadurch erübrigen. Damit diese Sensibilisierung nicht nur bei dem gebildeten Adel stattfände, sollten die Gärten auch für das Volk geöffnet werden. Damit forderte er als erster den freien Zugang zur Natur als sozialpolitische Aufgabe und verlangte Volksgärten (bereits vor der französischen Revolution!).
Hirschfelds Bedeutung liegt in der Verdeutlichung der ästhetischen Funktion der Natur für den Menschen. Seine Hoffnungen auf eine Verbesserung des Menschen durch sie erscheint auf den ersten Blick zwar illusionär, doch glauben viele mit modernen Argumenten auch noch heute daran. Seine Schwäche waren seine geringen praktischen Kenntnisse.
Als Hirschfeld 1788 zum Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Künste gewählt wurde, hieß es in seiner Ernennungsurkunde, dass der Gartenkunst neben der Malerei der erste Platz unter den Künsten zustände. Dieses verbreitete Bewusstsein wäre ohne seine Schriften in Deutschland nicht möglich gewesen.