4. Gestaltungsformen in der Gartenkunst | ||||
In der Gartenkunst gibt es zwei gegensätzliche Gestaltungsformen. Verschiedene ihrer Namen werden in der Literatur oft gleichbedeutend, manchmal aber auch nur auf einen bestimmten Bereich bezogen, verwendet:
Merkmale eines formalen Gartens:
Dies war der Gartentyp, den es seit der Antike gegen hat. Gegen die "wilde" Natur wurde das Prinzip der Ordnung gesetzt. Und die Ordnung wurde, auf die Fläche übertragen, mit der Geometrie gleichgesetzt. Bis gegen Ende des 17. Jh. glaube man an den Gedanken von Aristoteles, dass man die negativen Erschienungen in der Natur durch Korrekturen berichtigen könne, d.h. mit Hilfe von geraden Linien und geometrischen Figuren und Körpern. Während der Zeit des Humanismus kam dieser Gartentyp in der harmonischen Vereinigung aller Teile zu einem Ganzen dem klassischen Harmonieideal am weitesten entgegen und in der Zeit des Absolutismus den rationalistischen Vorstellungen, dass die Vernunft sich alle Teile des Kosmos unterwerfen könne. Im vergangenen Jahrhundert entsprach er dann am ehesten den funktionalen Vorstellungen seiner Umwelt. Von Anfang an war der Garten ein umfriedeter Raum gewesen, der zeitabhängig den verschiedensten Funktionen diente. Im antiken Rom kam er der dortigen Peristylarchitektur am weitesten entgegen. Geometrische Formen bestimmten alle Gestaltungselemente. In seiner Hochform bildeten dann Schloss und Garten eine architektonische Einheit. In Versailles symbolisierte die zentrale Mittelachse optisch die Verbindung des Königs mit seinem Land, seine Herrschaft auch über die Natur. Alle Künste dienten seiner Verherrlichung. Der Garten war seine Bühne, seine Herrschaft Teil einer göttlichen Ordnung. Durch das Flankieren der Mittelachse durch Baumgruppen sollte der Blick in die Ferne gelenkt werden. Die seitlichen Bosketts unterstützten die Perspektive, waren der Hintergrund für Brunnen und Statuen und enthielten als Überraschung kleine Gärten. Die ganze Anlage war einem aufgerollten Teppich vergleichbar. Für die englischen Philosophen und Literaten des 18. Jh. war er der Sündenfall (eigentlich der kleinräumige holländische, da man den großräumigen französischen kaum kannte).
Merkmale des Landschaftsgarten:
Ende des 17. Jh. kam es zu einem Wertewandel gegenüber der Natur. Die bisherige Künstlichkeit musste eine Gegenbewegung zum Natürlichen hervorbringen. Ein neues Naturgefühl mit einer neuen Naturästhetik entstand. Dem absolutistischen Denken (als dessen Ausdruck der formale Garten galt) wurde ein liberales entgegengesetzt, das sich an Natürlichkeit und Erhabenheit orientierte. Gerade Linien und geometrische Formen wurden abgelehnt. Die ursprüngliche Natur galt als das Vollkommene und der Mensch selber als das Böse. Er sollte sich nach ihrem Vorbild orientieren. Der Garten war nach ihren schönsten Vorbildern zu vervollkommnen. Zunächst orientierte sich der Landschaftsgarten an den regeln der Landschaftsmaler (Vorder-, Mittel- und Hintergrund). Er übernahm deren zweidimensionale Forderungen auf seinen dreidimensionalen Raum. In einer zweiten Gruppe sollten Gefühle und Stimmungen geweckt werden. Man versuchte dies besonders mit Hilfe von Statuen und Staffagebauten zu erreichen. Und in einer dritten sollten Eindrücke vermittelt werden. Ausgehend von dem Geist eines Ortes (Genius loci) versuchte man den Garten mit Hilfe einer "undulierenden Schönheitslinie" gestalterisch zu erfassen. Seine wichtigsten Elemente waren:
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