44. Die Potsdamer Kulturlandschaft | ||||
Vielleicht kann man Joseph Peter Lenné (1789-1866) als den einflussreichsten Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts in Deutschland ansehen. Nach einer gründlichen gärtnerischen Ausbildung (u.a. bei Gabriel Thouin in Paris) und Arbeiten in Wien und im Rheinland wurde er 1816 in Potsdam als Gärtnergeselle eingestellt (dort 1824 Gartendirektor, später Generalgartendirektor, Ehrenmitglied der preußischen Akademie der Künste und Ehrenbürger Potsdams). In seinen fünfzig Potsdamer Dienstjahren schuf er das Gesamtkunstwerk Potsdam und eine Vielzahl von Grünanlagen in ganz Deutschland. Auf ihn gehen die Gründung einer ersten höheren Lehrantalt für Gärtner (Wildbad bei Potsdam) und eine Landesbaumschule zurück. Berlin hat ihm die Anfänge seiner Durchgrünung zu verdanken. Thouins Gedanke der Landesverschönerung führte er entscheidend weiter, indem er mit Hilfe gärtnerischer Gestaltungsmittel ganze Landschaften im Blickfeld hatte. Dabei behielt er das Funktionelle, das Nützliche immer im Auge.
Lennés Schaffenszeit lässt sich in drei Perioden einteilen:
Der ursprüngliche Rokokogarten Sanssoucis bestand aus drei Teilen: dem Parterregarten mit seinen Terrassen, dem waldartigen Rehgarten und dem Halbzirkel vor dem Neuen Palais. Verbunden wurden sie durch eine gerade Allee. Zunächst durfte an dem Park Friedrich des Großen nichts geändert werden. Die Berufung Lennés nach Potsdam fiel in eine Zeit, als die notwendigen Renovierungsarbeiten nicht mehr aufgeschoben werden konnten. Sein erster Plan von 1816 wurde nicht realisiert. In der Folgezeit (1819-25) wurde der Park dann allmählich verändert. Lennés Leistung bestand in der
Im Bereich Charlottenhof entstanden 1836 die ersten architektonisch gestalteten Anlagen (u.a. das Hippodrom). Nach 1840 wurde der dortige Italianismus auch auf andere Parkteile übertragen. Die Voraussetzungen dafür bot der nördliche Bergrücken nach Bornstedt. Die Landschaft war jetzt für die Neue Orangerie und den Nordischen und Sizilianischen Garten nur noch ein Hintergrund. An der Orangerie haben wir in einem Rasenparterre Blumenbeete. Im Nordischen Garten überwiegen dunkle Farbtöne. Er ist insgesamt einfacher gestaltet. Der Sizilianische Garten ist dagegen dekorativer und lebhafter. In Hausnähe wandte Lenné fast immer nur regelmäßige Formen an (wie seine Schule, u.a. seine Schüler G. Meyer und Effner). Mit dem "Marlygarten" entstand noch einmal ein großer Landschaftsgarten. Er ist ein Musterbeispiel für einen natürlichen Raum, beschränkt auf klare Formen und ohne Staffagen. Aber auch hier befinden sich Attribute des späten Landschaftsgartenstils:
Bis zum Regierungsantritt Friedrich Wilhelm IV. hatte noch niemand an eine solche Zusammenlegung gedacht. Schon unter seinen Vorgängern war Sanssouci erweitert worden und waren verschiedene neue Gärten entstanden (u.a. Pfaueninsel, Klein-Glienecke und Babelsberg). Jetzt wurden die vorhandenen Anlagen auf einander bezogen (d.h., zum Teil verändert), vergrößert, neue Gebiete bearbeitet und ganze Dorfbezirke in die Planungen einbezogen. Soweit es sich bei den Neuanlagen nicht um Gärten handelte, ging es bei ihnen um die Aufforstung schlechtester Böden, die Bepflanzung sandiger Hügel und die Einfassung von Ackerfluren mit Laubholzhecken. Beabsichtigt mit dem Verschönerungsplan waren
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