45. Muskau und Branitz (Pückler) | ||||
Die Parkanlagen von Muskau und Branitz wurden vom Fürsten Pückler (1785-1871) geschaffen. Er war einerseits einer der umstrittendsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, andererseits aber auch einer seiner bedeutendsten Künstler. Begabt und wohlhabend wie er war, konnte er seine Parkvorstellungen ohne Rücksicht auf andere Meinungen durchsetzen. Sein ganzes unruhiges Leben stellte er ganz auf die Schaffung dieser beiden Parkanlagen ab, zuerst auf Muskau und dann, nachdem er sich dabei finanziell übernommen hatte und es verkaufen musste, auf Branitz.
In seinen gesellschaftlichen Vorstellungen war er noch dem 18. Jahrhundert verhaftet. Distanziert gegenüber den sozialen Entwicklungen wollte er in Muskau die Geschichte dieser Landschaft und damit die seiner Familie mit Hilfe von Staffagen zum Ausdruck bringen. 1811 hatte er seine Standesherrschaft übernommen und von 1815 bis 1845 sie in einen Park umzuwandeln versucht (bis zu seinem Bankrott). In seinem Buch "Andeutungen über die Landschaftsgärtnerei" (1834) beschrieb er seine Absichten. Pückler forderte für die Anlage eines Gartens zunächst eine "Grund-Idee" (ein "poetisches Ideal"). In Muskau waren dies die Verdienste seiner Familie für die Bevölkerung. Dabei wollte er nur auf das Gegebene zurückgreifen, bestimmte Dinge hervorheben und bereichern. Er teilte dafür das Gelände in verschiedene Quartiere ein, die er dann ästhetisch überarbeitete. Der Park von Muskau besteht aus drei Teilen:
Der "Park des Bades" versuchte ein Dorf, ein Bergwerk mit seinen Halden und ein Kurbad mit einem zerklüfteten, bewaldeten Berggelände harmonisch zu verbinden. Der "äußere Park" vereinnahmte den gesamten Besitz östlich der Neiße (heute Polen und strebte einen Übergang vom Park in die ästhetisch aufgewerteten Ländereien an. Bauliche Anlagen sollten eine Beziehung zur Vergangenheit herstellen und für gesellige Aktivitäten zur Verfügung stehen. Da sie auch Nutzfunktionen hatten, war ihr Staffagencharakter eingeschränkt. Die Felder wurden landwirtschaftlich genutzt. An den Grenzen standen weite Abpflanzungen. Nachdem Muskau verkauft werden musste, setzte Pückler seine Arbeit in Branitz fort. Die zur Verfügung stehenden Flächen waren hier viel kleiner. Der Park befand sich nordwestlich des Schlosses. Seine Mitte wurde von einer großen Wiese beherrscht, die von Gehölzgruppen gegliedert wurde. Mit Hilfe von Erdaufschüttungen waren natürliche Seen, Bäche und Hügel geschaffen worden. Berühmt wurden zwei Pyramiden am Ende der Anlage, von denen eine, der 20 Meter hohe "Tumulus" in einem See steht und Pücklers Grabstätte enthält. Pückler schuf hier bewusst den Kontrast zwischen den bewegten Naturformen und den starren Pyramiden. Pückler war ein Einzelgänger und bereits zu seinen Lebzeiten eine Legende und ein umstrittener Mann gewesen. Oft verspottet, zugleich aber auch verehrt. Er ließ sich in kein Korsett pressen. Er war ein Aristokrat, ein Konservativer, Liberaler, Kosmopolit und preußischer "Taugenichts", einer der bedeutendsten Gartenkünstler und Schriftsteller seiner Zeit, ein Exzentriker, Frauenheld und maßloser Verschwender. "Ähnlich Heinrich Heine, ..., ergeht es immer noch dem größten deutschen Gartenkünstler Hermann von Pückler-Muskau. ..... Nur unter Fachleuten gibt es keine Zweifel am außerordentlichen Wert seiner vier von ihm geschaffenen Parke: Muskauer, Babelsberger, Branitzer Park und der Ettersburger Pücklerschlag. Doch was diese Parke in den Rang von Kunstwerken mit höchster Aussagekraft erhebt, ist selbst unter Fachleuten nicht durchgängig bekannt. ...... Dies zu erkennen, bedarf allerdings einer anderen Seh- und Aufnahmeweise als des nur so Durchschlenderns, wie es die meisten Besucher tun. Erst wenn bei einer Parkführung auf die Gesetzmäßigkeit der Baumpflanzungen aufmerksam gemacht wird, auf die durchgängige Anwendung der Proportionslehre des Goldenen Schnittes, auf die Art und Weise, wie die einzelnen Baumarten Teile eines Ensembles sind und dort zu individueller Wirkung kommen, die die übergeordnete Idee nicht negiert, dass die Bäume nur so und nicht anders stehen können, wird etwas von dem Geist gefüllt, der diese Parke beherrscht. ...... Das wohlausgewogene Gefüge innerhalb der einzelnen Parkräume und der Parkräume untereinander schafft jene schwer beschreibbare Harmonie, die dem Parkganzen innewohnt und die seit eh und je gerühmt wurde. ..... Man muss ...... langsam gehen, um den kaum ausschöpfbaren Reiz langsamer und plötzlicher Szeneriewechsel aufzuspüren. Des öfteren wird man nach reizärmeren Wegstrecken - z.B. beim Durchqueren eines waldartigen Wegabschnittes - mit einer dichten Folge von Parkszenerien überhäuft. Deren Feinheiten erschließen sich erst, wenn man sich ganz dem Auge anvertraut und einige der Regeln kennt.
|