47. Die "Ornamental Farm" | ||||
Unter einer "Ornamental Farm" (franz. "ferme ornée") versteht man einen landwirtschaftlichen Betrieb, dessen Ackerflächen zwar parkartig umgestaltet, die landwirtschaftliche Nutzung aber aufrecht erhalten wurde. Man muss sie von den Staffagendörfern in manchen Landschaftsgärten trennen, in denen die Dörfer oder landwirtschaftlichen Gebäude allein den höfischen Vergnügungen dienten (z.B. der Hameau im Trianon von Versailles, das "Dörfle" im Park von Hohenheim, "Mulang" in der Wilhelmshöhe oder das Dörfchen in Schönbusch bei Aschaffenburg). Nach außen waren letztere sehr einfach oder als Ruinen gestaltet, während sie im Innern auf das Prächtigste ausgestaltet waren. Sie gaben nach außen etwas vor, was sie im Innern nicht waren.
Eine Ornamental Farm wurde dagegen tatsächlich landwirtschaftlich genutzt. Sie spiegelte keine Illusionen vor. Ursprünglich stellte sie den Versuch dar, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Hinzu kam ein gewisser Statuszuwachs, der dadurch entstand, dass nur der Wohlhabende es sich leisten konnte, einen Teil seiner Ländereien nicht zu bewirtschaften. Schon Addison schrieb 1712: "..... warum ließe sich nicht ein ganzes Landgut, durch Anpflanzungen, die dem Eigentümer so viel Nutzen als vergnügen bringen würden, in eine Art von Garten verwandeln. Ein Sumpf mit Weiden bewachsen, oder ein Berg mit Eichen beschattet, sind nicht nur schöner, sondern auch einträglicher, als wenn man sie öde und ungeschmückt liegen lässt. Kornfelder machen einen angenehmen Prospekt, und wendete man auf die zwischen ihnen liegenden Gänge ein wenig Sorgfalt, hülfe man dem natürlichen Stickwerk der Wiesen durch einen kleinen Zusatz von Kunst fort, und verschönerte man die verschiedenen Reihen von Hecken durch Bäume und Blumen, die der Boden zu tragen fähig wäre, so könne man sich Eine sehr hübsche Landschaft aus seinen Besitzungen machen". (aus Wimmer, S. 150) Als Pope dann als Katholik nach der Besteigung des englischen Thrones durch die hannoverschen Könige London verlassen musste, zog er sich auf seinen Besitz in Twickenham zurück. Er versuchte einerseits auf alle geometrischen Gartenbezüge zu verzichten und andererseits baute er in seinen Park viele symbolische Inhaltsträger. Das Sockelgeschoss seines Hauses war als Grotte gestaltet und sollte ein Ort der Erkenntnis sein (im Sinne des Höhlengleichnis von Platon). Pope sah seinen Landsitz als einen Rückzugsbereich für "Bürger einer besseren Welt". Bei ihm trafen sich die oppositionellen Patrioten. Schon Addison hatte seine Paradiesvorstellungen mit dem Freiheitsgedanken verbunden. Pope versuchte sie nun in Verbindung mit freimaurerischem Gedankengut als erster Gestalt zu geben. Ihm folgte Shenstone, der sein ganzes Erbe in einen Park verwandelte, indem er den landwirtschaftlichen Bereich mit der Gartenkunst vereinigte, d.h. die erste echte "Ornamental Farm", "Leasowes" schuf. Kennzeichnend für sie war ein Rundweg (belt), der die Abfolge der verschiedenen Gartenbilder (Veduten) erschloss. Bald wurden Landsitze in England Mode. Man besaß in ihnen einen geeigneteren Ort für die Selbstdarstellung als in den Stadtwohnungen. Auch konnte man sich hier besser seinem Privatleben hingeben. Von den antiken Schriftstellern übernahm man die Vorstellung von dem klassischen "locus amoenus" (paradiesischer Ideallandschaft) und fand sie in den Bildern von Lorrain und Poussin bestätigt. Begleitet wurde diese Entwicklung durch ein Kompensationsverhalten beim Verlust öffentlicher Ämter (deshalb oft viele Oppositionelle zum Königshaus) und dem Rückzug des Dienstadels aus den höfischen Machzentren. Alle Betroffene idealisierten das Landleben. Gleich den alten römischen Villen galten diese Landsitze nun als Orte der Reflexion und als Orte der Demonstration liberaler, fortschrittlicher Gedanken. In England scheiterten bald die Versuche einer Ornamental Farm. Einer ihrer heftigsten Gegner war Repton gewesen, der 1805 schrieb: "Wenn der Bauer sein Gut zerstört, indem er eine ferme ornée anlegt, wird er sinnlos sein Einkommen seinem Vergnügen opfern: Aber der Landedelmann kann sein Anwesen nur schmücken, indem er die Merkmale von Gut und Park scheidet ..... Die Hauptschönheit eines Parks besteht in gleichmäßigem Grün; Wellenlinien kontrastieren untereinander in der Vielfalt der Formen; Bäume sind so gruppiert, dass sie Licht und Schatten erzeugen, um die wechselnden Geländeoberfläche zu betonen; und die Weideflächen sind ungeteilt. Die in einem solchen Park weidenden Tiere erscheinen frei von Beschränkungen in Freiheit ihre Nahrung aus dem reichen Gras des Tals zu sammeln und unkontrolliert die trockenen Böden der Hügel zu durchstreifen. Das Gut dagegen wechselt ständig die Farbe seiner Oberfläche in buntscheckigen und unharmonischen Tönen; es wird durch gerade Linien der Zäune unterteilt. Die Bäume dürfen nur in formalen Reihen entlang der Hecken stehen; und der Bauer hat einen berechtigten Anspruch, diese zu schneiden, abzusetzen und zu entstellen. Anstatt dass das Vieh die Szene durch sein friedvolles Wesen oder seine lustigen Sprünge belebt, sind Tiere unter das Joch gespannt, in enge Gehege geschlossen, zum Mästen eingepfercht, Gegenstände des Profits, nicht der Schönheit. Es ist die Vereinigung, nicht die Existenz von Schönheit und Profit, von emsiger Geschäftigkeit und vergnüglicher Erholung, gegen die ich den Einfluss meiner Kunst geltend machen möchte". (aus Wimmer, S.229). In Deutschland errangen die Ornamental Farms dagegen in den verschiedensten Abwandlungen eine große Bedeutung. Die wichtigsten unter ihnen waren:
Zu einer Ornamented Farm gehören:
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