56. Der Naturgarten (Bio-Garten, Ökogarten, alternative Garten, Wildgarten, wildes Grün", Spontannatur) |
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Die Studentendemonstrationen 1968 gegen die bestehende verkrustete Gesellschaft und die Ölkrise 1973 führten in breiten Kreisen der Bevölkerung zu einer Bewusstseinsänderung. Man verlor seine Fortschrittsgläubigkeit und begann Fragen nach den Grenzen des Wachstums und den Folgen der Umweltzerstörung zu stellen. Eine sogenannte "Ökowelle" setzte ein. Das Atomunglück in Tschernobyl 1986 zerbrach dann zusätzlich den optimistischen Glauben an die Möglichkeiten der Wissenschaften.
Der traditionelle Garten war in einer dekorativen Inhaltslosigkeit erstarrt gewesen. Er folgte kurzzeitigen Moden und sollte pflegearm sein. Der naturnahe Garten orientierte sich dagegen nicht mehr an den traditionellen Ordnungsvorstellungen, sondern ging vom Lebensrhythmus und der Lebenskraft der Natur aus. Er war der Ausdruck einer neuen geistigen Haltung. In seiner Verwirklichung spiegelte sich eine innere Einstellung wieder. An seinem Anfang stand die Selbstorganisation der Natur. Einer Initialanlage ohne feste Vorgaben folgte dann deren Eigendynamik. Kennzeichnend für diese Art von Gärten war eine gewisse Unvorhersagbarkeit und eine zeitliche Offenheit. Die endgültige Anlage entstand durch eine gegenseitige Einflussnahme von Benutzer und Natur im Laufe der Zeit. Je nach den persönlichen Vorstellungen konnte der Naturgarten durchaus sehr arbeitsaufwendig sein (bestimmte Blumenwiesen ließen sich nur durch ein gesteuertes Mähen erreichen. In den kleinteiligen Lebensräumen musste immer wieder "regulierend" eingegriffen werden. Positiv war, dass je nach verfügbarer Zeit und persönliche Einstellung eine neue ästhetische Aussage zur Verfügung stand. Das Wohnen, Arbeiten, Spielen und Meditieren erreichte in ihnen eine neue, bewusstere Qualität). Durch die Schaffung verschiedener Lebensräume konnten die Naturgärten sehr vielfältig sein. Formal orientierten sie sich an "natürlichen" Formen. (Ein Problem war, dass sie, auf die Umwelt bezogen, oft isoliert und damit ökologisch wertlos waren und ein Weniger oft ein Mehr bedeutet hätte. Eine biologisch voll funktionierende Hecke müsste 5 bis 6 Meter breit sein und eine Verbesserung der Artenvielfalt wäre nur bei Flächen von einer gewissen Größe und einer günstigen Verbindung zu gleichartigen Lebensräumen zu erreichen). Historisch gesehen stellte der Naturgarten keine Neuheit dar. Bereits am Ende des 19. Jhs. waren viele seiner Gedanken von Robinson (England) und Lange geäußert worden. Auch das Buch "Wildgarten" (1925) von Mien Ruys entsprang diesem Gedankengut. Bei ihnen spiegelten sich.die psychische Bedürfnisse des modernen Menschen nach einem sinnlichen Naturbezug wieder. Bei Robinson standen allerdings ästhetische Überlegungen im Vordergrund (heute ökologische). Er strebte mit Hilfe großer Mengen von Wildpflanzen (besonders Blumenzwiebeln in Wiesen) malerische Effekte an. Auch empfahl er Wald- und Steingärten. Zu seinen Forderungen gehörte auch die Bedeckung des Bodens mit Pflanzen und die Anlage von Hecken anstelle von Zäunen. Er machte den Naturgarten zu einem Begriff. Sein Buch "Der wilde Garten" (1870) erreichte allerdings erst mit der ökologischen Welle seinen späteren Bekanntheitsgrad. In Deutschland gewannen die Gedanken Langes großen Einfluss. Von ihnen her entwickelten sich zwei Strömungen: Einmal die der "naturnahen" Gärten, wie sie Foerster und seine Bornimer Schule vertraten und die über Mien Ruys (Holland) bis heute Piet Oudolf (Holland) und James van Sweden (USA) auch international bedeutsam wurden und sind und zum anderen seine Forderung nach standorttypischen, bodenständigen Pflanzen wie sie die Nationalsozialisten unter Seifert für die Autobahnbegrünung forderten. Die dortige Verabsolutierung der "heimischen Bepflanzung" sollte für die "deutsche Landschaft" Beispielcharakter bekommen. Der verantwortliche Landschaftsanwalt sollte sie jeweils aus der umliegenden Landschaft ableiten. Der Heimatschutz unterstützte diese Entwicklung. Doch selbst Todt, der verantwortliche Generalinspekteur für den Autobahnbau bezeichnete 1937 die Landschaftsanwälte als "Dogmatiker einer starren Richtung". Seine Einwände begründete er mit den zur vorhandenen Umwelt veränderten Grundwasserverhältnissen und dem veränderten Bodenklima durch den Autobahnbau und die in manchen Landschaften jahrhundertealte Fehlkultur. Mit Hilfe der Pflanzensoziologie hofften die Landschaftsanwälte für ihre Pflanzengemeinschaften eine brauchbare Orientierungsgrundlage zu erhalten. Von der Ökologiebewegung der 80er Jahre wurden viele dieser alten Gedanken aufgegriffen, ohne dass man sich an deren Vergangenheit erinnerte. Eigentlich wollte man oft keinen neuen Garten, sondern nur der Natur dienen. Man wollte allgemein aus einem sentimentalen Bedürfnis heraus die Vegetation fördern, weil sie die Grundlage allen Lebens sei. Der Garten als Kunstwerk wurde von der Naturgartenwelle abgelehnt. Der Naturschutz erhielt einen hohen Stellenwert. 1972 erschien als ökologisches Manifest das Buch "Design with Nature" von Ian McHarg, 1978 das Buch "Natur einschalten - Natur ausschalten" von Luis Le Roy und 1980 "Der Naturgarten" von Urs Schwarz. Es entstand eine große Büchervielfalt und eine unübersehbare Vielzahl von Zeitschriftenbeiträgen zum Thema. Die Naturgartenbewegung selber zerfiel in eine Reihe sektierender, idealistischer und esoterischer Einzelbewegungen mit den verschiedensten Forderungen und Zielen. Sie reichten von der persönlichen Form des Naturschutzes, einer Möglichkeit der Selbsterfahrung, Formen des Religionsersatzes bis hin zu demonstrativen Kritikformen gegen die bestehende Gesellschaftsordnung. Ihre Anhänger kannten oft nur einige allgemeine schlagwortartige Thesen. Denn wer hatte schon tatsächlich die Schriften Rudolf Steiners gelesen, dem Vater der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. (Siehe als Beispiel seine Empfehlungen zur Mäusebekämpfung). Als möglicher, allgemeiner Leitfaden durch all die vielen veröffentlichten Thesen zum Naturgarten kristallisieren sich folgende Gedanken heraus:
Kritisch gegen die Naturgartenbewegung wurde angeführt:
Im Ausland hatte und hat der Naturgarten eine breite Basis. Im Stockholmer Park-System versuchte man die Natur wieder in die Stadt zu bringen. Durch die klimatischen Vorgaben begrenzt, entstanden hier besonders naturnahe Formen eines modernen Gartens. In Holland gibt es sogar eine breite Naturgarten-Bewegung, die dort auf den Naturgartenpionier Jac P. Thijsse zurückgeht, der bereits 1925 einen solchen Garten in Bloemendaal (Nordholland) anlegte. Man unterscheidet dort verschiedene Naturgartentypen und besitzt einen eigenen Arbeitskreis für sie. In Amstelveen (bei Amsterdam) gibt es allein fünfzehn solcher Anlagen zwischen 6000 qm (Mauritsplantsoen) und 5 ha (De Braak). In Deutschland hat nur der Garten "Insel Hombroich" (bei Neuss), geschaffen von Bernhard Korte, eine breitere Beachtung gefunden. Hier ist es wieder gelungen, Kunst und Natur in Einklang zu bringen. Es gibt nur wenige Gärten in Deutschland nach deren Besuch man sich innerlich noch so lange positiv oder ablehnend auseinandersetzt, - in jedem Fall auseinandersetzt.
"Bekämpfung von Feldmäusen" nach Rudolf Steiner
"Denken Sie einmal, wenn man eine ziemlich junge Maus abfängt, da kann man sie häuten und kann die Haut von der ziemlich jungen Maus nehmen. Nun handelt es sich darum, dass man diese Haut - so viele Mäuse sind immer da, es müssen allerdings Feldmäuse sein, wenn man das Experiment machen will -, dass man diesen Balg der Feldmaus sich verschafft in der Zeit, wo die Venus im Zeichen des Skorpions steht .... . Wir verschaffen uns zur Zeit des Stehens der Venus im Zeichen des Skorpions diesen Mäusebalg und verbrennen da diesen Mäusebalg, nehmen sorgfältig dasjenige, was sich da jetzt entwickelt durch das Verbrennen der Asche, überhaupt an Bestandteilen, die herausfallen - es wird nicht viel sein, aber wenn man eben eine Anzahl von Mäusen hat, so ist es genügend, so ist es genug, was man da bekommt; und man bekommt jetzt den verbrannten Mäusebalg zur Zeit, als die Venus im Skorpion steht. Und in dem, was da durch das Feuer vernichtet wird, bleibt jetzt übrig die negative Kraft gegenüber der Reproduktionskraft der Feldmaus. Wenn sie nun den auf diese Weise gewonnenen Pfeffer - die Dinge werden ja auf gewissen Gebieten schwierig, da können Sie sich die Sache noch mehr homöopathisch machen, wir brauchen nicht einen ganzen Suppenteller voll Pfeffer - ausstreuen auf Ihre Felder, wenn er richtig bei der Hochkonjunktion von Venus und Skorpion durch das Feuer hindurchgeleitet worden ist, so werden Sie darin ein Mittel haben, dass die Mäuse dieses Feld meiden.... . Ich glaube, an solchen Dingen könnte man sogar viel Freude haben. Es würde einem können durch solche Dinge die Landwirtschaft so schmecken, wie eine gewisse Speise schmeckt, wenn man sie ein wenig gepfeffert hat..... . Dagegen wird man auf diesem Wege nicht gut den Insekten beikommen können; denn die Insekten stehen unter ganz anderen kosmischen Einflüssen, und alles das, was niederes Getier ist, steht unter anderen kosmischen Einflüssen als die höheren Tiere". (Rudolf Steiner "Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft", Koberwitz 1924, hier Dornach 1984, 158-160; zitiert nach Wolschke-Bulmahn, "Das Gartenamt", 10/93) |