Am Beginn der europäischen Gartenkunst stehen die Gärten der antiken Römer. Da sich ihr Leben weitgehend im Freien abspielte, war der Garten für sie ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Als ehemaliges Agrarvolk hatten sie immer eine enge Beziehung zum Pflanzenbau gehabt. Das traditionelle römische Haus besaß ein weitgehend überdachtes Atrium, in dessen Mitte sich ein Auffangbecken für das Regenwasser (Impluvium) befand und einen schmalen Nutzgarten (Hortus) hinter dem Haus.
Vom 2. Jh.v.Chr. an wurde der Hortus zunehmend vom Peristylhof verdrängt. Bereits im Helenismus hatte man begonnen Natur und Architektur gestalterisch in Beziehung zu setzen. Im privaten Bereich erfolgte dieser Schritt zuerst bei den Römern. Erst durch ihre Wasserbautechnik wurde der bewässerte Ziergarten möglich.
Der römische Peristylgarten war keine Übernahme aus dem griechischen Kulturkreis, sondern das Ergebnis einer Vereinigung griechischer Architekturelemente mit der eigenen Tradition, d.h. der Verbindung des griechischen Peristylhofes und des Statuenschmuckes mit der Tradition des Küchengartens.
Über die Gestaltung dieser Peristylgärten wissen wir sehr wenig (die heutigen rekonstruierten Anlagen stellen keine echten Nachbildungen dar). In Pompeji dürften in ihnen hauptsächlich Obstbäume als Schattenspender in lockerer Anordnung gestanden haben. Formale Gärten gab es unter ihnen nur sehr selten. Insgesamt geht man im Vesuvbereich von weniger als 300 Gebäuden aus, die eine solche Anlage erlaubt hätten.
Ihren ersten Höhepunkt erreichte die Gartenkunst in der Übergangszeit von der Republik zur Kaiserzeit. Die früheren Stadtmauern hatten ihre Bedeutung verloren. Es kam zur Trennung des Wirtschaftshofes (Villa rustica)
vom Herrenhaus (Villa urbana). Für die Gartenkunst wurde als neuer Typ die "Otium"-Villa als Ort des Rückzugs ins Private wichtig. Ihre Gärten waren überwiegend formal gestaltet. Gerne verwendete Pflanzen in ihnen waren Buchsbaum, Lorbeer, Myrte, Efeu und Akanthus. Ihre Anfänge lassen sich bis in das 2. Jh.v.Chr. verfolgen. Damals errichtete man erstmals großzügig ausgestattete Wohnanlagen allein für die Muße: Geräumige Atriumhöfe, mehrere Speiseräume, Bäder und einen Garten in einem Peristylhof, gelegentlich ergänzt von seitlichen Aussichtstürmen.
Ein wichtiges Kriterium für die Errichtung einer solchen Villa waren,
- deren Einbindung in die Landschaft. Waren für die gewünschten Ausblicke die natürlichen
Voraussetzungen nicht gegeben, wurden sie künstlich durch Terrassen oder das Fortnehmen von
Boden geschaffen. Auf den sich so ergebenden Blick in die Landschaft wurden die Raumfluchten
bezogen, bzw. die Baukörper rahmend ausgerichtet. Verstärkt wurden diese Eindrücke noch durch
Illusionsmalereien hinter den Durchblicken.
- die Einbeziehung der Landschaft in das Gebäude. Dafür wurden, wenn die natürlichen
Voraussetzungen nicht gegeben waren, Hügel errichtet und Wasseranlagen der verschiedensten Art
geschaffen. Besonders beliebt waren Grotten als seitliche Wandbrunnen.
Man vervollkommete damit die Natur, machte sie zu einem Ideal der Kultur, erhob sie zur Kunst.
Für die Zeit vom 2. Jh.v.Chr. bis zum 2. Jh.n.Chr. vermutet man allein für den Golf von Neapel über 80 "Otium"-Villen und über 100 villae rusticae. Für die bäuerliche Kultur der römischen Gesellschaft stellte der Luxus einer "Otium"-Villa etwas Neues dar. Er orientierte sich an der hellenistischen Palastarchitektur und wurde für die weniger Wohlhabenden zum Vorbild. Seit dieser Zeit nutze man verstärkt die Villa und deren Ausbau zur Demonstration seines Wohlstandes und der sozialen Stellung. Der Ausbau des Gartens war ein Teil davon. Die Schaffung der verschiedensten Wasseranlagen und das Aufstellen wertvoller Plastiken gehörten dazu. Abgesehen von den archäologischen Ausgrabungen und den Briefen des Plinius d.J. weiß man über viele Zusammenhänge nur sehr wenig.
Lukrez über das Lebensgefühl in einer "Otium"-Villa:
"Nichts ist süßer, als in den heiter ruhigen Bezirken zu wohnen, wohlbefestigt in den Höhen durch die
Lehren der Weisen, von wo man hinabschauen kann und sehen, wie die anderen hin und her irren, wie
sie unstet den Weg des Lebens aufsuchen, wie sie sich streiten um Geist und Witz und um Ansehen,
Tag und Nacht in niemals rastender Arbeit streben, um sich zum Gipfel der Macht zu erheben".
Man folgte in den Otium-Villen bewusst der Tradition griechischer Gymnasien und schmückte sie mit Skulpturen und Wasseranlagen. Gemäß den griechischen Philosophen errichtete man für die Musen Hallen und für die Nymphen schattigkühle Quellatmosphären ohne noch deren religiösen Hintergrund zu pflegen. Wegen der Hanglagen boten sich oft Terrassierungen an. Besonders beliebt für deren Errichtung waren die Berge um Rom, das Gebiet um Neapel und die Toskana. Da sich der Reichtum der Römer über den Grundbesitz äußerte, besaßen sie oft viele Villen (Cicero z.B. 18). Sie waren über das ganze Land verteilt, um von klimatischen
Gegebenheiten unabhängiger zu sein. Beliebt waren deren Anlage im Abstand bestimmter Reiseetappen an landschaftlich besonders hervorgehobenen Orten.
Zum Lebensstil der reichen Römer gehörte auch der ständige Umzug innerhalb der Villa je nach Tages- und Jahreszeit. Man zerlegte dafür das Herrenhaus in mehrere Pavillons und verteilte sie ähnlich den Bauwerken eines griechischen Gymnasiums über das Gelände.
Der griechische Bezug zur Natur war in erster Linie ein naturwissenschaftlicher, der der Römer ging darüber hinaus. In ihren Villen verkörperte sich ein neuer Lebensstil mit einer neuen humanen Denk- und Empfindungsweise:
"Der Besitzer dieser Villa fügt sich nicht in die Natur der Dinge ein, sondern er unterwirft sie sich, schafft
seine eigene Welt, vermischt Raum und Fläche, Licht und Schatten zur Gewinnung eines nie zuvor geschauten Sehvergnügens. Rus in urbe ("Land in der Stadt") ist hier nicht das eigentliche Ziel, sondern die
Schaffung eines mit den Elementen der Natur frei schaltenden Lebensraumes, der aus der Natur ausgegrenzt ist, sich draußenläßt, aber alles, was sie zu bieten vermag, in die eigengesetzlich gestaltete Kunstwelt hineinnimmt".
Die ersten Hinweise über römische Gärten kamen aus der Literatur. Die vielleicht wichtigsten entstammen aus Briefen Plinius d.J. (ca. 100 n.Chr.), in denen er Freunden zwei seiner Villen beschrieb. Man hat sie oft zu rekonstruieren versucht. Doch ergaben die verschiedenen Teilbeschreibungen zusammengefügt die verschiedensten Ergebnisse. Bisher haben die Archäologen keine von ihnen finden können.
- Villa "Tusci" (toskanische Villa, eine Villa urbana):
Sie lag am Fuße eines Hügels und bot eine schöne Aussicht ins Tal. Sie bestand aus drei
Gebäuden und Gartenkomplexen:
- dem Hauptgebäude: Zwischen zwei Flügeln befand sich ein Portikus (hervorgehobene Säulenhalle). Davor, in Terrassen angelegt, ein Xystos
(Vorgarten). Auf der oberen Ebene befanden sich buchsgefaßte Beete (beliebt waren auch Lattenumzäunungen und Springbrunnen zwischen den Beeten). Von diesem Gebäude gelangte
man über Treppenanlagen zu drei kleinen Wohnpavillons, die
verschiedene schöne Ausblicke boten.
- der höherliegenden Gebäudegruppe im Weinberg. Zu ihr gehörten nur umliegende
Weinberge.
- dem Hippodrom (abgeleitet von der Pferderennbahn griechischer Heiligtümer). Auf
einer Seite besaß es wie bei Platon einen halbkreisförmigen
Abschluß, in dem sich ein Rosengarten befand. Eingefasst
war die Gesamtanlage von dunklen Zypressenwänden und
schattenspendenden Alleen.
- Villa "Laurentium" (in der Nähe Roms):
Die Hauptfront des Hauses war zum Meer ausgerichtet. Der Vorgarten wurde von
einem Blumenparterre bestimmt, während sich auf der Rückseite Obstgärten befanden.
Seitlich wurde die Villa von zwei Türmen flankiert.
Diese beiden Plinius-Villen entsprachen weitgehend den damals gängigen Villentypen. Das "Tusci" entsprach einem Landhaus, ähnlich der Villa in Oplontis, mit seinem schmückenden Xystos vor der Säulenfassade und dem parkartigen, schattenreichen Hippodrom. Während das "Laurentium" nur zum Meer hin einen kleinen Duftgarten besaß und ansonsten von Obstbäumen umgeben war.
Weitere Vorstellungen konnte man über die Wandmalereien gewinnen, in denen viele Details herausgestellt wurden. Fensterlose Räume boten vor der Sommerhitze eine angenehme Kühle, durch Ausmalungen bekamen sie den Charakter eines Gartens. Berühmt wurde die Villa der Livia in Rom. So konnte man auf den dortigen Bildern allein dreißig verschiedene Vogelarten unterscheiden. Gerne wurden Pflanzen, Statuen und Wasseranlagen gezeigt.
Man weiß heute vom antiken Rom, dass es dort etwa achtzig große Gärten (horti) gegeben hatte. In ihnen kultivierte eine Oberschicht neben ihrem traditionellen Naturbezug auch ihr Repräsentationsbedürfnis. Möglich war dies durch den Wasserreichtum geworden (pro Einwohner Roms standen täglich ca. 1 cbm Wasser zur Verfügung). Die Menschen, die diese Villen bewohnten, standen oft lange an den Spitzen der Macht und zogen sich am Ende ihres Lebens, fern von den Unruhen des Alltagsgeschäfts, hierher philosophierend zurück. Besonders berühmt waren die
- Horti Luculliani:
Auf dem Pincio; heute nahe der spanischen Treppe; zwischen der Kirche
Trinita die Monti und der Villa Medici; von hier hatte man den schönsten Blick
auf Rom.
- Villa des Sallust:
Später lag hier die Villa Ludovici; heute die Citt? Umbertina; wahrscheinlich
der größte Garten im antiken Rom; seine Skulpturen bilden noch heute den
Grundstock des Römischen Nationalmuseums (die Sammlung Ludovici).
- Gärten des Maecenas:
Auf dem Esquilin; der ganze Hügel wurde zu einem Park.
- Gärten der Agrippa:
Auf dem Gebiet der Villa Farnesiana.
- Domus Tiberiana:
Auf dem Palatin; während der republikanischen Zeit hatten mindestens
siebzehn Senatoren hier ihre Villen, u.a Cicero; danach bestimmten die Kaiser
sein Aussehen; im 16. Jh. war noch so viel erhalten, dass die Farnese den
Versuch unternahmen, am gleichen Ort im Sinne einer Wiedergeburt
(= Renaissance) die alten Gärten wiedererstehen zu lassen, die "Orti
Farnesiana".
- "Goldene Haus" Neros:
Vielleicht die bedeutendste Gartenanlage Roms (nach Agrippa).
Im Laufe der Zeit legten sich die kaiserlichen Gärten wie ein Ring um Rom. Sie führten vom Pincio zum Esquilin und zur Via Appia. Und auf der anderen Tiberseite von den Gärten Caesars, des Agrippas, dem Circus heros zu den Gärten der Agrippina. Über ihre tatsächlichen Aufgaben können nur Vermutungen angestellt werden. Wahrscheinlich dienten sie weitgehend der Erholung für die dicht zusammengedrängt lebende Bevölkerung. In der damaligen Stadt lebten über 1 Million Menschen. Schon Caesar vermachte seine Gärten testamentarisch dem Volk. Neben den "Brot und Spielen" dürften sie eines der wichtigsten Aufgaben der römischen Sozialpolitik gewesen sein.
Die vielleicht wichtigsten römischen Gärten für uns heute sind:
- Villa der Papyrusrollen (auch "Villa der Pisoni" Herkulaneum):
Außerhalb der heutigen Ruinenstadt; heute durch unterirdische Stollen erschlossen; z.Z. nicht zugänglich. Benannt
nach den hier gefundenen 1.758 Papyrusrollen. Nach ihren Grundrissen wurde das
ehemalige J.P.Getty-Museum in Mailibu nachgebaut. Man fand hier u.a. etwa 75
griechische Marmor- und Bronzeskulpturen (heute Nationalmuseum Neapel). Die
Villa erstreckte sich über mehrere Terrassen. Ihr Besitzer soll Lucius Calpurnius
Piso Caesonius gewesen sein, der ein Anhänger Epikurs gewesen sein muss. Man
fand in den Räumen alle griechischen Werke der Epikureer. Nach der lateinischen
Bibliothek wird noch gesucht. (Epikur: Um 300 v.Chr., griechischer Philosoph, sah
die Natur und das Landleben als Quelle des Glücks, lehnte für sich politische Aufgaben ab).
- Haus des Fauns (Pompeji):
Am Ort das größte und luxuriöseste Haus mit ca. 3000 qm Grundfläche,
zwei Atrien und zwei Peristylen. Das größere, in dorischer Ordnung, entstand um
100 v.Chr. Zwischen ihnen befand sich das berühmte Mosaik "Alexanderschlacht"
(heute Nationalmuseum Neapel). Seinen Namen erhielt das Haus nach einem tanzenden Faun (griech. Pan) im Regenauffangbecken des Eingangsatriums.
- Villa von Oplontis (auch "Villa der Poppäa", zwischen Pompeji und Herkulaneum in Torre Annunziata):
Sie ist heute die prächtigste, und noch relativ gut erhaltene, der einst verschütteten Vesuv-Villen. Sie entstand ca. 50 v.Chr. und soll der zweiten Frau
Neros Poppäa gehört haben. Teile der Villa und der Garten sind noch weitgehend
überdeckt. Wie kaum ein anderes römisches Gebäude vermittelt es eine Ahnung
von dem hochentwickelten Lebensstil in einer Otium-Villa. Ihre dreizehn Gärten
waren wie bei den Stadtvillen Peristyl- und Hofgärten, sowohl formal wie auch
frei angelegt. Fünf von ihnen besaßen darüber hinaus zu ihrer Vergrößerung
Gartenmalereien.
Die Villa besteht aus einem Hauptkomplex mit einem Atrium in der Mitte und
einem später gebauten Ostflügel mit einem Schwimmbecken (60 x 17 m) und
jeweils einem Garten an den Enden. An der östlichen Beckenseite befand sich
ein Skulpturengarten. Vor jeder seiner mächtigen Platanen befanden sich lebensgroße Marmorstatuen. Insgesamt gab es eine Vielzahl an Statuen, hinterpflanzt
mit Oleander, Zitronen und schattenspendenden Platanen. Gebirge und Meer
bildeten einen natürlichen Rahmen. Die formalen Gartenteile verbanden dabei
harmonisch die Landschaft mit der Architektur. Die Villa Oplontis ist die wichtigste antike Villa, die uns heute noch ein Bild von dem Leben in den zuvor nur
aus der Literatur und den Wandfresken her bekannten Otium-Villen zu vermitteln
vermag.
- Villa Hadriana (Tivoli):
Während in der späten Republik die römische Villa sich in einer festen Raumfolge zur Landschaft, dem Meer oder einem Park öffnete, schließt sie sich im 2.
Jh.n.Ch. gegenüber der Außenwelt weitgehend ab. Griechisch-orientalische
Bildungslandschaften mit überraschenden Perspektiven bestimmen jetzt großzügige Raumfolgen, geschmückt mit Hunderten von Statuen, meist Kopien griechischer Meisterwerke. Der Ausblick in die Natur spielte kam noch eine Rolle.
Hadrian war hochgebildet und entwarf sich seinen Sommersitz in Tivoli selber. Er
orientierte sich einerseits an der Klarheit der griechischen Klassik, andererseits an
der Ausdrucksstärke der Arbeiten von Pergamon. Die einzelnen Gebäude sind nur
lose miteinander verbunden und spiegeln die Reiseeindrücke des Kaisers wieder.
Noch heute kann man an den Ruinen die frühere Pracht ahnen.
Die Gärten waren voller Skulpturen. Berühmt war der Kanopos, ein langgestreckter Kanal, der von Kopien griechischer Statuen umgeben war. Die Gesamtanlage
erstreckte sich über 60 ha. Eine zentrale Bedeutung besaß das Wasser in Form von
Zierbrunnen, Bädern, Becken und Seen. Um den Eindruck der Gesamtanlage nicht
zu stören, erfolgte die Bedienung der verschiedenen Komplexe unterirdisch.
Diese Villa hat das italienische Barock entscheidend beeinflusst.
Im 1. Jh. der Kaiserzeit erreichte die römische Gartenkunst ihren Höhepunkt. Natürlich wollte die Oberschicht, die ihr Leben außerhalb Roms verbrachte, auch in den Provinzen auf ihren gewohnten Lebensstandard nicht verzichten und schuf sich dort vergleichbare prächtige Landsitze. Wir können davon ausgehen, dass es sie auch im Rhein-Mosel-Gebiet und in Süddeutschland gegeben hat. Ausgrabungen haben auch hier Drei-Flügel-Anlagen nachgewiesen, mit Repräsentationsräumen in der Mitte, den Wohnräumen in einem Seitenflügel und den Bädern in dem anderen. Bevorzugt haben sie an Südhängen gelegen. Wie in der Heimat wird zwischen den Gebäudeteilen ein Xystos als Gartenanlage bestanden haben.
Das spätantike Trier war ab 293 n.Chr. die letzte Kaiserresidenz im römischen Westreich gewesen. Konstantin I. verlegte später seine Residenz nach Konstantinopel, während Valentinian I. 364 Trier wieder zu seiner Hauptstadt erhob. Diese Sonderstellung Triers führte dazu, dass in seinem Umland prächtige Villen entstanden sein müssen. Es kann nicht sein, dass dort 400 Jahre lang keine errichtet wurden, wenn die Stadt zeitweise sogar die Hauptstadt des Weltreiches gewesen war. Von den dazu gehörenden Gärten weiß man heute nichts mehr. Kein einziger ist bekannt. Von ihrem früheren Vorhandensein ist aber auszugehen.
Ruinen von ehemaligen Villenanlagen in Deutschland fand man in:
- Welchbillig (Kreis Trier): Ein ausgegrabenes Gartenbassin war 58 x 19 m groß.
Schmückend war es von 112 Hermen umgeben (auf einem Pfeiler
befindliche Büsten). Wahrscheinlich war hier der Wohnsitz eines
kaiserlichen Verwalters gewesen.
- Villa "Am Silberberg" (Bad Neuenahr-Ahrweiler),
- Villa von Nennig (Mosel),
- Villa von Otrang (Trierer Umland),
- Villa von Mehring (Rheinland-Pfalz),
- Villa von Borg (Saarland),
- Villa von Hechingen-Stein (Baden-Württemberg),
- Villa rustica von Möckenlohe (Kreis Eichstätt).
Die römische Villa repräsentierte die Herrschaft der Kultur über die Unannehmlichkeiten der Natur. Ihren Ausdruck findet diese Haltung
- durch die Einbindung der Natur in die Architektur (z.B. mit Hilfe der Blickachsen),
- durch deren bewusste Formung (z.B. Terrassierung),
- durch die Schaffung künstlicher Landschaftselemente (z.B. Grotten: bei den Griechen noch religiös motiviert, bei den Römern wegen der angenehmen Kühle durch das verdunstende Wasser beliebt).
Die Hauptelemente eines römischen Gartens waren:
- Xystos (eine Art Vorgarten): Hervorgegangen aus der überdeckten Laufbahn eines Gymnasiums.
Er lag vor dem Fassadenportikus und bildete eine Verbindung zur Landschaft.
- Portikus: Offene Säulenhalle in der Mitte eines Gebäudes. Oft einen Giebel tragend.
- Peristyl: Säulenhalle, die einen offenen Hof umgibt.
- Pavillon: Freistehendes Gebäude in einem Garten.
- Gartenwege: Zur Erschließung des Gesamtkomplexes und der verschiedenen Gartenbereiche.
- Wasserbecken in allen Größen (bis hin zu großen Schwimmbecken).
- Nymphaeum: Architektonisch gefasste Wasseranlage, oft mit Wandmosaiken und Muschelumrandungen.
- Hippodrom: Ein Rechteck mit einem Halbkreis auf einer Seite. Es konnte ursprünglich zum
Reiten benutzt werden.
- Sonnensegel: Als mobiler Sonnenschutz.
Die Hauptunterschiede zum späteren Renaissancegarten waren:
- Das Fehlen eines einheitlichen architektonischen Gedankens (z.B. durch eine gemeinsame
Achse, einem symmetrischen Aufbau).
- Das Fehlen von Treppen als gestalterisches Element.
Während die griechische Kunst durch ihre religiösen Bezüge für uns heutige Menschen immer etwas Fremdes behält, steht uns die römische in ihrer nachvollziehbaren Diesseitigkeit sehr viel näher. Sie war es dann auch, die als Rückgriff am Beginn der europäischen Neuzeit stand und die Grundlage für den Beginn der europäischen Gartenkunst wurde. Aber auch sie baute auf einem vorderasiatischem, ägyptischem und griechischem Fundament.