|
|
|
Die Griechen besaßen zwölf "olympische Hauptgötter". Unter ihrem Einfluss wurden aus der ehemaligen römischen Bauernreligion das römische "Zwölfgöttersystem" mit sechs vermenschlichten Götterpaaren.
Einige der griechischen Götter wurden von den Römern nicht direkt übernommen (z.B. Apollon), andere nur nachgeahmt (z.B. Zeus, Jupiter). Die Götter der von ihnen unterworfenen Völker wurden von ihnen anerkannt (z.B. Isis und Osiris aus Ägypten, Mithras aus Persien oder vermischten sich mit ihrer Religion).
Besonders im Barock erlangten sie symbolisch erneut eine Bedeutung, und es ist die damalige Gartenkunst nicht zu verstehen, wenn man keine Vorstellung von der antiken Götterwelt besitzt. Die damaligen Gartenskulpturen gehörten weitgehend vier Themenkreisen an. Ihre Zusammenstellung war wie ein ikonagraphisches (symbolisches Deutungsschema) Programm zu lesen. Diese vier Themenkreise waren:
- die Verherrlichung des Herrschers (oft symbolisiert durch antike Helden und Götter),
- kosmologische Figurenprogramme (versinnbildlicht durch antike Natursymbole, hierher gehörten
die Darstellungen der Tages- und Jahreszeiten, Erdteile u.ä.),
- Darstellungen des Gartens als Paradieswelt (Götter mit Nymphen und Satyrn),
- Darstellungen des Gartens als Ort der Muße und des Vergnügens (z.B. der Jagd, des Theaters und
der Musik).
Die olympischen Hauptgötter waren:
griechisch
|
|
römisch
|
|
Bedeutung
|
|
Attribute
|
|
Zeus (Sohn des Kronos und der Rhea)
|
|
Jupiter
|
|
Göttervater, Herrscher über Himmel und Erde, höchster Gott,
thront im Olymp
|
|
Zackenkrone, Zepter
|
|
Hera (Tochter des Kronos und der Rhea)
|
|
Juno
|
|
Schwester und Frau des Zeus, Göttin der Ehe
|
|
Pfau, Diadem, Zepter
|
|
Athene (Lieblingstochter des Zeus)
|
|
Minerva
|
|
Göttin der Weisheit
|
|
in der Kunst: Eule, Helm und Lanze
|
|
Ares
|
|
Mars
|
|
Kriegsgott, Gott des Frühlings ("März")
|
|
Helm und Schild, Schuppenrüstung
|
|
Poseidon (Bruder des Zeus)
|
|
Neptun
|
|
Gott des Meeres und der Erdbeben
|
|
Dreizack
|
|
Aphrodite (Tochter des Zeus Hesiod: aus dem Schaum des Meeres
geboren)
|
|
Venus (ursprünglich: lokale Frühlingsgöttin)
|
|
Liebesgöttin
|
|
Taube
|
|
Artemis (Zwillingsschwester des Apolllon, vereinigte in sich mehrere frühere Gottheiten)
|
|
Diana
|
|
Herrin der Tiere, Göttin der Natur und Jagd, jungfräuliche Jägerin (ursprünglich: Fruchtbarkeitsgöttin, schützte das Leben), Nymphen sind ihre Gespielinnen
|
|
Pfeil und Bogen, Hund
|
|
Hephaistos
|
|
Vulcanos
|
|
Gott des Feuers
|
|
Feuer, Fackel
|
|
Hermes
|
|
Merkur
|
|
Götterbote, Gott des Handels, Begleiter der Verstorbenen In die Unterwelt,
(ursprünglich: Natur- und Hirtengott)
|
|
Heroldstab, Flügelschuhe und Reisehut
|
|
Dionysos (Sohn des Zeus)
|
|
Bacchus
|
|
Gott des Weines, der Extase und sexuellen
Freizügigkeit,
Gegenspieler Appolons
|
|
Weinranken und Efeu,
|
|
Apollon (Sohn des Zeus)
|
|
Apollo
|
|
Verkörperung der Schönheit, Gott der Künste
|
|
Lorbeerkranz, Pfeil und Bogen, Saiteninstrumente
|
|
Demeter (Schwester des Zeus)
|
|
Ceres
|
|
Göttin des Ackerbaus
|
|
Ähren und Früchte
|
|
Weitere bedeutende Götter, Halbgötter und Helden:
Hestia (im Zwölfgöttersystem durch Dionysos ersetzt)
|
|
Vesta
|
|
Göttin des Herdfeuers, Schutzgöttin Roms
|
|
|
|
Pan (Sohn des Hermes, im Gefolge des Dionysos)
|
|
Faun
|
|
Gott des Waldes und der Weiden, Beschützer des Ackerbaus
|
|
Flöte, Bocksbeine, spitze Ohren
|
|
Priapos (Sohn des Dionysos und der Aphrodite)
|
|
--------
|
|
Glücksbringer in Obstgärten, Abwehr von Dieben
|
|
übergroßer (roter) Phallus
|
|
----------
|
|
Flora
|
|
Göttin des Frühlings und der Blumen
|
|
Blumenbukett, Rosen
|
|
-----------
|
|
Pomona
|
|
Göttin der Gärten der fruchttragenden Bäume
|
|
Füllhorn, Früchte, Ährengarbe
|
|
Musen:
Neun Töchter des Zeus und der Mnemosyme (Erinnerung), Begleiterinnen des Apolls, Schützerinnen der Künste:
- Erato:
Muse der Liebesdichtung (Merkmal: Lyra),
- Euterpe:
Muse der Tonkunst und des lyrischen Gesangs (Merkmal: Flöte),
- Kalliope:
Muse der epischen Dichtung (Merkmal: Pergamentrolle, Tafel mit Griffel),
- Klio:
Muse der Geschichtsschreibung (Merkmal: Schreibgerät, Bücherkiste),
- Melpomene:
Muse der Tragödie (Merkmal: tragische Maske, Keule und Dolch),
- Polyhymnia:
Muse des Gesangs (Merkmal: erhobene rechte Hand),
- Terpsichore:
Muse des Tanzes (Merkmal: siebenseitige Lyra),
- Thalia:
Muse der Komödie (Merkmal: Komische Maske, Efeukranz),
- Urania:
Muse der Astronomie (Merkmale: Strahlenkranz, Zirkel, Weltkugel).
Nymphen:
Töchter des Zeus, anmutige (niedere) Naturgottheiten. Sie galten als Spenderinnen der Fruchtbarkeit und spielten und tanzten im Gefolge eines Gottes (z.B. Artemis, Dionysos, Hermes und des Pan). Ihre Attribute waren Schalen, Muscheln, Urnen. Verehrt wurden sie in Höhlen, Grotten und an Quellen. Bekannte Nymphen waren:
- Dryaden:
halbgöttliche Baumnymphen. Leben und vergehen mit den Pflanzen. Leben in Bäumen
und in Wäldern.
- Najaden:
leben in Quellen und Bächen.
- Oreaden:
leben auf den Bergen.
Zu ihren Verwandten gehören die
- Nereiden:
fünfzig Töchter des Meergottes Nereus. Sie befinden sich im Gefolge Poseidons und
erheitern die Seeleute.
- Okeaniden:
leben im Meer.
Den Nymphen waren als Quellgottheiten ursprünglich die Nymphäen gewidmet. Später wurden daraus Brunnenhäuser oder Brunnenfassaden, die besonders in der römischen Kaiserzeit prunkvoll ausgestattet wurden.
Weitere antike Gestalten:
Hesperiden:
Töchter des Atlas. Sie bewachen den Baum der Hesperiden mit den goldenen Äpfeln (Orangen).
Herakles (griech.), Herkules:
Sohn des Zeus und der Alkmene. Berühmtester Held der griechischen Sage.
Erledigt zwölf berühmte Aufgaben, die in der Kunst gerne dargestellt wurden. Er erlangte dadurch
Unsterblichkeit. Er soll die Olympischen Spiele gestiftet haben. Beschützer der Gymnastik. Wurde
im Barock von den Fürsten gerne zur Selbstdarstellung benutzt (Merkmale: Keule, Löwenfell mit
Kopf, Eber u.a.).
Oft dargestellte Themen:
- das Erwürgen des nemeischen Löwens,
- das Töten der Hydra von Lerna,
- das Fangen der cerenytischen Hirschkuh,
- das Fangen des erymantischen Ebers,
- das Ausmisten der Ställe des Augias,
- das Töten der stymphalischen Vögel,
- das Bändigen des kretischen Stiers,
- der Raub der menschenfressenden Stuten des Diomedes,
- das Bringen des Gürtels der Amazonenkönigin zu Eurystheus,
- das Holen der Rinder Geryons,
- der Raub der goldenen Äpfel der Hesperiden,
- das Heraufholen des Höllenhundes Cerberus aus der Unterwelt.
Im Barock wurden in der Statuenfolge oft auch die Tugenden dargestelllt. Insgesamt waren es sieben:
- 4 Kardinaltugenden (nach Platon): Weisheit, Besonnenheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit.
- 3 christliche Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe.
Bei einem Gang durch einen Barockgarten gehörte es zu den geistigen Aufgaben seines Besuchers, die verschiedenen Skulpturen mit ihrem symbolischen Inhalt zu einander in Beziehung zu bringen und daraus eine Gesamtaussage abzuleiten. In der Regel handelte es sich um Inhalte der fürstlichen Selbstdarstellung. Diese Aufgabe fällt uns heute schwer, weil wir nicht mehr die früher selbstverständlichen Kenntnisse über die antike Götter- und Sagenwelt besitzen und die Skulpturen inzwischen auch häufig umgesetzt wurden, ein Teil sogar ganz fehlt, so dass man von ihren Beziehungen zu einander die Aussagen oft nur noch schwer nachvollziehen kann.
|
|