Die Lebensreformbewegung war in erster Linie eine Diskussionsgemein- schaft um 1900 mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensbedingungen. Zur unmittelbaren Ausführung kamen nur wenige ihrer gedanklichen Ansätze. Zu ihnen gehörten die viel beachteten Künstlerkolonien und Kulturzentren. Zu den bekanntesten im deutschsprachigen Kulturraum zählten:
- Friedrichshagener Dichterkreis:
Er bestand zunächst aus einer losen
Vereinigung von Schriftstellern, die sich ab 1888 in Friedrichshagen
(am Müggelsee, Berlin) trafen. Ab 1890 siedelten sich dann mehrere
von ihnen dort an. Man pflegte ein bohemienhaftes Leben. Schnell
wurde die Gruppe europaweit bekannt. Zu den bekanntesten von
ihnen gehörten: Frank Wedekind, die Hauptmanns, Arno Holz,
Hamsun und Strindberg, Liebermann und Richard Strauß, Lou
Andreas-Salome und Else Lasker-Schüler, Bertha von Suttner, Erich
Mühsam und Rudolf Steiner und viele andere. Von ihnen kam die
Anregung zur Gründung der Obst-Genossenschaft "Eden" und der
anarchistischen "Neuen Gemeinschaft" (1902-1904, Schlachtensee),
auf deren Anregung dann in der Schweiz die alternative
Gemeinschaft am Monte Verità aufgebaut wurde.
- Monte Verità (Ascona, Schweiz):
Man suchte hier nach einem
dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Im
Vordergrund stand der Versuch einer freien Entfaltung des
Individuums. Und über das bessere Individuum sollte eine bessere
Menschheit herangezogen werden. Der Monte Verità verstand sich
als eine Schule für ein höheres Leben (genau: "Schule für Kunst der
Cooperative individuelle des Monte Verità").Gelehrt wurde im
Freien (in Licht und Luft): Bewegungskunst, Tonkunst, Wortkunst
und Formkunst (zu deren Inhalt auch die Gartenkunst gehörte). Das
Ideal war die "freie, unbezahlte, nicht als Massenprodukt"
entstandene Kunst. Man glaubte, dass in jedem Menschen ein
"ungeahntes Können nach allen Richtungen" schlummerte. Als
Endziel strebte man für die Menschen das Leben in einem
Gesamtkunstwerk an. Die Kunst sollte nicht mehr die Stellung eines
Luxusgegenstandes besitzen und zur Füllung persönlicher Leere
dienen. Leben und Kunst sollten eine Synthese bilden.
Auf dem Monte Verità lebten zeitweise u.a. Franziska Gräfin zu
Reventlow (1909-1918). Marianne von Werefkin (1918-1938),
Alexej von Jawlensky (1918-1922), Hans Arp, Paul Klee (1920),
James Joyce, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse (1907). Nach
1920 verwandelte sich der Monte Verità in ein Luxushotel. Die
Künstler selber wohnten im Dorf. Zu seinen Besuchern zählten u.a.
Walter Gropius, Max Bill, Marcel Breuer (1927), Richard Oelze und
Oskar Schlemmer. Sie sahen das dortige Geschehen als eine Art von
Anti-Bauhaus.
- Künstlerkolonie Worpswede:
Sie begann zunächst als ein Rückzug
mehrerer zivilisationsmüder Künstler aus der Stadt auf das Land
(u.a. Modersohn, Hoetger, Becker-Modersohn). Sie orientierten sich
an der Malerschule von Barbizon und waren zunächst ausschließlich
künstlerisch orientiert. Mit Heinrich Vogeler kam 1894 ein Maler
hinzu, der sich an der Arts-and-Crafts-Bewegung in England
orientierte und in seinem Umfeld Kunst und Leben in einem
Gesamtkunstwerk (Barkenhof) mit einander zu vereinen suchte
(auch sein Garten war in diesen Versuch mit eingeschlossen). Der
1. Weltkrieg machte ihn zu einem Pazifisten. Idealistisch richtete er
in seinem Haus eine Arbeitsschule ein, um dem Elend in der Welt
zu begegnen. Seine Positionen waren bis zu dieser Zeit
ausschließlich romantisch-praktisch, nicht politisch orientiert.
Da Vogeler und Hoetger (Bildhauer) für die Lösung der damaligen
Probleme eine Mustersiedlung errichten wollten, wandten sie sich
an Migge, der daraufhin 1920 in Hamburg seinen Besitz verkaufte
und nach Worpswede zog. Er versuchte nun auf seinem Sonnenhof
(ergänzt um den Moorhof) Musteranlagen anzulegen.
Migge (1920, "Die praktische Siedlungsloge". In: "Der Freie
Arbeiter"):
"Die erste produktive Siedlungsloge Worpswede entsteht,
geistig geschlossen, aber sachlich höchst beweglich, ganz auf
dem Gedanken des organischen, zellenmäßigen Aufbaues.
Der geht überall vom Vorhandenen aus. Dafür gelten hier
vorab drei Kernstücke, ein erzieherisches, ein bodentechnisches und ein gewerbliches.
Der erste ist im Barkenhoff (Heinrich Vogeler) als
Arbeitsschule bereits gegründet. Hier wird der Nachwuchs
leiblich und geistig praktisch herangeschult. Als ergänzende
Fortsetzung dieser Arbeitsschule soll auf dem Sonnenhof
(Leberecht Migges Siedlung auf dem Berg) ein zunächst
kleiner, aber hochtechnisierter Mustergarten als
geschlossenes Schulbeispiel für die siedlerische Selbstversorgung alsbald erstehen .........
Als dritter Faktor ist Prof. Hoetger, Worpswede, bestrebt, auf
seinem hierfür bereits gut ausgestatteten Landsitz freie
Meisterstätten für Gewerbe einzurichten, um solcherart den
Kreis dieser umfassenden Aufbauarbeit vom Boden her zu
runden".
Der Versuch in Worpswede wurde stark beachtet (u.a. von Roselius und
der Prinzessin Adelheid Reuß - zur Lippe). Die Zusammenarbeit
scheiterte aber bereits 1921, weil Migge die Kultivierung aller
Naturflächen forderte, während Vogeler sich für den Schutz der
Heideflächen einsetzte. Migge setzte dann seine Arbeit auf dem
Sonnenhof alleine fort. Vogeler verließ später Worpswede und Hoetger
versuchte eine handwerkliche Schule zu errichten, in der die Schüler in
der freien Natur und in Handwerksstätten ausgebildet werden sollten.
Ihr Ziel war es, Kunst und Leben zu vereinen.
- Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe:
Sie war das
bedeutendste ausgeführte lebensreformerische Projekt in
Deutschland. Man versuchte hier mit Hilfe der Kunst eine Vision für
die Erneuerung des Lebens aufzuzeigen:
- Man befreite die Raumkunst von ihrer bisherigen
Überladung und
- führte in die Malerei und Bildhauerei lebensreformerische
Gedanken ein.
Im Wohnbereich wurden neue Maßstäbe gesetzt. Die neuen
Orientierungskategorien waren Licht, Luft, Sauberkeit und
praktische Nutzbarkeit. Farben sollten im Menschen die Gefühlswelt
ansprechen. Besonders "Weiß" wurde als Kontrast zu den dunklen
Räumen des Historismus innerhalb der lichtdurchfluteten Räume viel
verwandt. Wahrscheinlich spielten dabei die medizinischen
Erkenntnisse bei der Tuberkulosebekämpfung eine Rolle, für deren
Verbreitung u.a. die bisherigen lichtarmen Wohnungen
verantwortlich gemacht wurden. Verantwortlich für die Entwicklung
in Darmstadt war der Großherzog Ernst Ludwig, der selber
künstlerisch tätig war und sich auch intensiv der Gartenkunst
widmete.
Das Ziel des Großherzogs war es gewesen, für sein Land (Hessen)
zukunftsweisende Bau- und Wohnformen zu entwickeln. Er lud
dafür bedeutende Architekten und Künstler ein: u.a. Joseph Maria
Olbrich und Peter Behrens. Sie sollten mit Hilfe konkreter
Bauobjekte die Zusammenführung von Architektur,
Innenarchitektur, Kunsthandwerk und Malerei aufzeigen. Der
Aufbau der Kolonie erfolgte in vier großen Ausstellungen, in denen
für den Ausstellungszeitraum die jeweils neuen Häuser besichtigt
werden konnten. Zur ersten Ausstellung (1901) waren es acht
Künstlerhäuser, die sich um ein Atelierhaus gruppierten (diese
Siedlung wurde im Krieg stark zerstört und ist teilweise nur völlig
verändert wieder aufgebaut worden. Die ehemalige Symmetrie ist
durch das Fehlen des früheren Hauses Christiansen zerstört). In der
zweiten Ausstellung (1904) zeigte man dann drei Häuser für die
mittleren Einkommen, in der dritten (1908) eine
Kleinwohnungskolonie für moderne Wohnformen mit beschränkten
Mitteln und in der letzten (1914) acht dreigeschossige Miethäuser
mit Mustereinrichtungen und ein Ateliergebäude. Heute wird das
Gesamtensemble dem Jugendstil zugerechnet.
- Folkwangschule (zunächst Hagen, später Essen):
Sie war zunächst
eine Einrichtung des Kunstsammlers Karl Ernst Osthaus in Hagen
gewesen. 1902 hatte er das Folkwangmuseum eröffnet ("Folkwang"
nach dem altnordischen Folkvangar = Volkshalle. Wohnsitz der
Göttin Freya. Umgeben von einem blühenden Garten. Die
Lebensreform hatte eine Vorliebe für die nordische Mythologie).
1908 waren das von Henry van de Velde erstellte Museum und die
Künstlerkolonie Hohenhagen fertiggestellt. Nach Ostwalds Tod
(1921) verkauften seine Erben den gesamten Museumsbestand an
die Stadt Essen. Bereits 1920 hatte er zur Verbreitung der
Museumsgedanken eine Schule gegründet, die dann 1927 als Schule
für Musik und Tanz weitergeführt und 1928 mit der Fachschule für
Gestaltung zusammengelegt wurde. Heute ist die Folkwang-
Hochschule die Kunsthochschule des Ruhrgebiets und vernetzt
dessen Kulturleben (bei genauerer Betrachtung dürfte es schwer
fallen, ein bedeutenderes Kulturzentrum in der Welt zu finden).
Ökologische Gruppe:
Zu ihr gehörte der Kern der Lebensreformer. Sie bestand aus vielen Intellektuellen
und Künstlern und von war Anbeginn in zwei Lager gespalten. Gemeinsam
vertraten sie eine "Rückwendung zur Natur" in der Absicht, durch diese als
einzelne Personen zu gesunden. Dazu gehörten alle Möglichkeiten zur Stärkung
des eigenen Körpers und den Selbstheilungskräften in jedem einzelnen Individuum.
Ihr heute bekanntester Vertreter war Sebastian Kneipp.
- Freikörperkultur (mit verschiedenen Gruppierungen:
u.a. völkische,
proletarische, sozialistische): Sie wollte über das Licht-Luft-Bad eine Veredlung
von Leib und Seele erreichen. Die bestehende sexuelle Überreizung sollte
verhindert werden. Das Nacktsein galt als ein Ausdruck des Natürlichen.
- Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise (entwickelt von Rudolph Steiner):
Sie
forderte eine Rückkehr zu einem naturgemäßen Landbau (oft mit obskuren
Methoden: siehe Bd.1).
- Kleiderreform: Erst die Lebensreformbewegung schuf die Voraussetzungen für die
natürliche Beweglichkeit in unserer heutigen Kleidung.
- Sexualreform:
Öffnung des Sexuallebens für die natürlichen Bedürfnisse. Auch der
Mutterschutz wurde von hieraus entwickelt.
- Reform des Wohnungswesens (Jugendstil, Darmstadt, Bauhaus):
Man propagierte
Helligkeit, Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Behaglichkeit. Gewünscht waren
helle Räume, glatte Wände und klare Farben. Abgelehnt wurden Schnörkel, Imitate
und Putzmacherei. Neben der pragmatischen Reinheit verstand man darunter auch
die geistige Sauberkeit. Gemeint waren damit u.a. auch die Klarheit des
Grundrisses und der Räume, die ästhetische Verwendung neuer Werkstoffe (u.a.
Stahlbeton u. Glas) und ein weißer Anstrich. Auch ein Bad wurde zu einer
zentralen Forderung (1925 besaßen in Berlin noch 74 % der Haushalte kein eigenes
Bad). Mit der Haushaltsreform vollzog sich die Emanzipation der Frau. Sie
orientierte sich stark an der Verwissenschaftlichung der Arbeitswelt. Dabei kam
der Reform der Küchenmöbel eine besondere Bedeutung zu. Der Höhepunkt dieser
Entwicklung wurde dann in der Frankfurter Küche erreicht (Grete Schütte-
Lihotzky).
- Reform des Freizeitverhaltens.
Aber auch ein neuer Biologismus, in dem Positionen des Sozialdarwinismus, der
Eugenik (u.a. die Pflege der Erbanlagen) und der Rassenlehre vertreten wurden, die
dann zur geistigen Grundlage für den Völkermord unter den Nationalsozialisten
wurden.
Kennzeichnend für die Lebensreformbewegung war der Idealismus vieler ihrer Mitglieder, ein Idealismus, der sie oft in der Umwelt als versponnene, anarchische Sektierer erscheinen ließ. Sie schrieb Franz Oppenheimer über sie (1913, gemeint war die Obstkolonie Eden bei Berlin):
".....lauter .... pflastermüde Städter, eine ganze Anzahl von Sonderlingen und
Sektierern aller Art dazwischen; sie wollten ihre Existenz auf den Obstbau stellen,
von dem kaum einer von ihnen die geringste Ahnung hatte".
Gedanken, die dagegen den Geist dieser Bewegung etwas wiederspiegeln:
Karl Wilhelm Diefenbach (1882, Maler):
"Erkenne Menschheit, deine Mutter, die Natur, die rein und frei als höchstes
Wesen dich geboren und nicht befleckt mit Erbsünde, Fluch und Schande dich in
ihr blühend Eden setzte. Das alle Herrlichkeit des Erdballs, des Weltalls
Unermesslichkeit als Keim verborgen liegt in jedes Menschen Brust! Erkenne dich,
Mensch."
Adolf Just (1896):
"Der Mensch gebraucht die Vernunft ... stets, um sich von der Hand der Natur
loszulösen", erst durch die "Rückkehr zu der Harmonie, in die die Natur ihn
ursprünglich gestellt hat ..., kann der Mensch wieder gesunden".
Vincenz Czerny (1913, Heidelberger Arzt):
"Du sollst Körper und Geist richtig pflegen, den Tag für Arbeit und Erholung
richtig einteilen, kräftige, gesunde Nahrung genießen, Reinlichkeit in jeder
Hinsicht beobachten und eine trockene, sonnige, gut gelüftete Wohnung
bewohnen"
Robert Breuer (1909, Werkbund-Mitglied):
"Wenn wir .... davon reden, dass die Schönheit Weltanschauung werden soll, so
sagen wir damit etwas Gewaltiges, nämlich dies: das alles was die Welt ausmacht,
und all unser Denken und Fühlen innerhalb dieser Welt, und selbst die Sehnsüchte,
die sich über die Grenzen des Irdischen hinausrecken, von der Schönheit ergriffen
und durchströmt werden sollen".
Henry van de Velde (1899):
"Die Schönheit hat über jede Tätigkeit Macht. Über die niedrigste wie über die
höchste".
Adolf Behne (1928, Architekturkritiker):
"Wohnen bedeutet, so in einem Raum leben, dass Raum und Mensch sich
aufeinander beziehen".
Paul Schultze-Naumburg (1915):
"Eines der beglückenden Geschenke, die uns gegeben sind, ist das Begreifen der
Erscheinungswelt der Schönheit. Denn Schönheit, mag sie in den letzten
Zeitläufen noch so niedrig im Kurs gestanden haben, bedeutet für den Menschen
unersetzlichen Lebensinhalt. Wir können vielleicht den Begriff des Schönen nicht
ganz genau festlegen, können sogar die Beobachtung aufstellen, dass die
Menschen zu verschiedenen Zeiten sich in ihren Vorstellungen von dem, was
schön sei, sehr widersprachen, aber es bleibt stets bestehen, dass sie immer wieder
zu der Natur da draußen zurückkehren müssen, dem rauschenden Bache, dem
flüsternden Wald, zu dem gestirnten Himmel, dessen Weite und Erhabenheit uns
aus kleinlichen Alltagsgedanken erlöst und uns den Zusammenhang mit dem
Ewigen wieder neu zu fühlen gibt".
Und über den kommenden Garten schrieb Hugo von Hofmannsthal (1906):
"Es werden Gärten sein, in denen die Luft und der freigelassene Raum eine
größere Rolle spielen wird als in irgendwelchen früheren Zeiten. Nichts wird ihre
ganze Atmosphäre so stark bestimmen, als die überall fühlbare Angst vor
Überladung, eine vibrierende, nie einschlafende Zurückhaltung und eine
schrankenlose Andacht zum Einzelnen. Es wird unendlich viel freie Luft nötig
sein, um diesen Trieb für das Einzelne so stark nachzuhängen, als er mächtig sein
wird. .... .
Die Gärtner der neuen Gärten .... werden mit Leidenschaft zunächst die
einfachsten Elemente, die geometrischen Elemente der Schönheit wiedererobern.
Dieser Leidenschaft wird fürs erste alles andere weichen, selbst das Bedürfnis
nach Schatten".
In einem anderen Text Otto Derreth in "Die Gartenkunst" (1929):
(er wendet sich darin gegen den "kultiviert" angelegten Garten)
"Darin kann der moderne Mensch nicht wohnen. Er will in seinen Mußestunden
Ruhe und Erholung haben. Er will nicht bei einem Spaziergang durch den Garten
über Steine hüpfen mit der Befürchtung, bei jedem Schritt eine Pflanze zu
zertreten. Er will nicht, ebenso wie die Hausfrau im schlichten Wohnraum, immer
Staub wischen, d.h. Pflegearbeiten verrichten. Er verlangt einen Garten, der
seinen Bedürfnissen nach Luft, Sonne und Bewegung befriedigt, seiner Freude
an der Natur und nach seinen Liebhabereien Rechnung trägt".
Fast alle unsere heutigen Gartengedanken sind in der Lebensreformbewegung entstanden, bzw. wurden von ihr herausgestellt. Es ist die ganze Bewegung, die in England von Robinson / Jekyll ausging und der in Deutschland dann Muthesius, Lichtwark, van de Velde, Laeuger, Migge aber auch Lange und Foerster folgten. Die Lebensreformbewegung war für sie die geistige Ursuppe. Das Neue im Gartenbereich war, dass sich dieser jetzt in allen seinen Ausformungen an den biologischen Bedürfnissen der Menschen, besonders denen des einzelnen Individuums orientierte. Sie war das Experimentierfeld für neue Formen der Lebensgestaltung in der Natur. Durch die Rückführung unserer Überlegungen bis auf diese Zeit lässt sich die gesamt nachfolgende Gartengestaltung bei aller Gegensätzlichkeit ihrer Ausdrucksformen wieder auf eine verbindende Grundlinie zurückführen, ihre beiden bedeutendsten Antipoden im letzten Jahrhundert in Deutschland, Mattern und Wiepking, wieder auf einen gemeinsamen geistigen Hintergrund bringen.
Die Grundbefindlichkeit der Lebensreformer war das Gefühl, ein "Paradies" verloren zu haben - und unter dem Paradies verstand man eine unverfälschte, ursprüngliche Natur mit ihrer gesundmachenden Kraft. Ihr Kampfruf "Zurück zur Natur" bezog sich einerseits auf eine neue Einbindung des Menschen in die Natur und andererseits auf die Forderung sich selber als Natur zu sehen. Man suchte nach einem unmittelbaren Kontakt zu Luft, Sonne, Licht, Wasser und alle lebbaren Berührungsmöglichkeiten mit der Natur. Nach Meinung der Lebensreformer hatte sich der Mensch selber dem "Prozess der Zivilisation" unterworfen und sich dabei selber domestiziert. Mit seiner Trennung von der unmittelbaren Natur wuchs in ihm ein Gefühl der Entfremdung von ihr. Sie hatte sich für ihn zu einem Objekt seiner wirtschaftlichen Interessen reduziert. Die Lebensreformer wollten über das Erleben der Natur sich selber spüren, zu ihren Quellen zurückkehren und damit zu einer inneren Harmonie finden. Sie suchten in ihr die vertraute Dimension, entdeckten über sie die Heimat (und gelangten im nächsten Schritt dann zur Verklärung des Bauerntums und zu den Idealen von "Blut und Boden").
Mit der Betonung der Selbstfindung war die Befreiung von allen Zwängen verbunden (damit verknüpft, die von einer veralteten Moral und von bestehenden Kleidungsvorschriften). Erreichen wollte man dies, indem man für alle Menschen die allgemeinen Lebensbedingungen verbesserte. Dies galt auch für den Wohnbereich. Frei werden vom Arbeitsdruck, von der Hetze und dem Besitzzwang käuflicher Güter. An die Stelle dessen sollte das Ausleben der eigenen Natur, die Orientierung an Nietzsches "dionysischem" Lebensstil stehen.
Besonders Lichtwark (Direktor der Hamburger Kunsthalle) und Avenarius (Herausgeber des "Kunstwart") forderten eine Abkehr vom "spätlandschaftlichen Garten". Die Vertreter des Berufsstandes verteidigten ihn dagegen mit dem Hinweis auf ihre Erfahrung, die sie im Gegensatz zu den protestierenden Architekten und Künstlern hätten. So war es kein Zufall, dass die ersten Gärten im neuen Stil nicht von den Gärtnern, sondern von Architekten geschaffen wurden - und hier besonders von Hermann Muthesius, Max Laeuger und Peter Behrens. Man sah im bürgerlichen Garten einen Teil des Gesamtkunstwerkes "Haus und Garten" (während man den "Arbeitsgarten" als einen Nutzgarten konzipierte, der zugleich der Volksgesundheit dienen sollte).
Behrens Gartenentwurf in Darmstadt wurde vorbildhaft:
- Er war ganz auf das Haus bezogen.
- Er besaß einen geometrischen Grundriss.
- Er war gebrauchsfreundlich (lebenspraktisch, einfach, schlicht).
- Kenzeichnend waren: Klarheit, Überschaubarkeit, Ruhe.
- Seine Pflanzung besaß nur noch eine formale, dekorative Funktion (dabei wurde den Farben, Farbflächen eine dominierende Rolle zugesprochen).
- Sondergärten (z.B. Stauden-, Rosengärten; mit ruhigen Nischen und Sitzplätzen) befanden sich in eigenen, in sich geschlossenen Räumen.
- Als Ausstattungsgegenstände waren beliebt: Treillagen, Holzgitterpavillons, elegante Bänke (alles weiß gestrichen).
Als zeitgemäß galt allgemein: Architektonische Formen in der Hausnähe, landschaftliche Fläche im Anschluss.
Der Garten hatte neben seiner Funktion als Teil eines Gesamtkunstwerkes auch noch die Aufgabe eines "Naturheilmittels" erhalten. Bei seiner Gestaltung als Kunstwerk spielten hauptsächlich die Übereinstimmung der Raum- und Formgestaltung eine Rolle, bei der Schaffung eines "Naturheilmittels" alle Möglichkeiten eines Aufenthaltes in ihm, sei es des Sonnens, Spielens, Arbeitens oder nur des sich Bewegens. Damit hatte der Reformgarten seine beiden auch heute noch gültigen Aufgaben zugesprochen bekommen. Es ist der Ansatz über den sich Kultur und Natur (besonders die Natur des Menschen) vereinigen sollen.
Die damalige Gartenkunst umfasste hauptsächlich
- Villengärten für Wohlhabende,
- Volksparks für die "Volksgesundheit" und die soziale Integration,
- Gartenstädte als Siedlungsprojekte.
Die ersten öffentlichen Anlagen in diesem Stil konzipierte Max Laeuger. Mit seiner Gönner-Anlage in Baden-Baden schuf er den ersten öffentlichen Park im architektonischen Stil (ursprünglich als Farbengarten angelegt, dann aus Kostengründen zum Rosengarten geworden. Laeuger entwarf auch die Grundkonzeption für den Hamburger Stadtpark (eigentlich von ihm als Volkspark gedacht, d.h. als ein Park, der nicht mehr den Bürgern zum Prominieren dienen sollte, sondern dem Spiel und dem Gebrauch durch die Gesamtbevölkerung)).
Kennzeichnend für die Volksparks waren die Volkswiesen. Damit die Bevölkerung auf ihnen spielen konnte, standen auf ihnen keine Bäume. Sie waren von einem Rundweg und einem Gehölzgürtel umgeben und besaßen zu ihren wichtigsten Punkten direkte Wegverbindungen. Ihnen fehlten die idealisierten Naturbilder der früheren Landschaftsgärten, bzw. Bürgerparks. Ihre wichtigsten Schöpfer in Deutschland waren:
- Fritz Schumacher
(1869-1947, Stadtplaner in Hamburg und Köln, ermöglichte u.a.
den Hamburger Stadtpark),
- Fritz Encke
(1861-1931, Kölner Gartendirektor, schuf u.a. den Vorgebirgspark,
den inneren und äußeren Kölner Grüngürtel),
- Leberecht Migge
(1881-1935, schuf u.a. viele Villengärten, Volksparkanlagen:
Rüstringen, Wilhelmshaven und Mariannenpark, Leipzig-
Schönefeld; Zusammenarbeit mit Muthesius, Mitglied des
Werkbundes, Autor bedeutender Schriften.
Die Gartenstadtbewegung zielte besonders auf die Slums der damaligen Vorstädte. Der wichtigste Versuch fand in Hellerau bei Dresden statt, doch bleibt er in seinen ersten Versuchen stecken. Er wurde zu einer Gartenvorstadt ohne ein eigenes städtisches Leben. Außer einer einzigen isolierten Kunstinstitution (Bildungsanstalt von Jaques-Dalcroze) fehlten für ein städtisches Leben alle anderen wichtigen Einrichtungen (wie Wohlfahrtsstätten, Marktgebäude usw.).
Die wichtigste Erneuerung durch die Lebensreform (und damit auch der damaligen Gartenkunst) war die Wiederentdeckung des Körpers. Er stand einerseits für die Natur des Menschen selber und wurde zum andern zum wichtigsten menschlichen Ausdrucksorgan (u.a. Sport, Tanz). Um ihm für seine Entfaltung die nötigen Freiheiten zu verschaffen, musste mit vielen Tabus der damaligen Zeit gebrochen werden. Für ihn wurde alles getan, was zu seiner Ertüchtigung, Gesundheit, ästhetischen Vervollkommnung beitrug. Da man an die positive Wirkung von Luft, Licht, Sonne, Wasser und Bewegung glaubte, wurden möglichst viele Funktionen des Hauses nach draußen verlagert:
- Das Haus öffnete sich zum Garten.
- Der Wohnraum erweiterte sich über die ebenerdig vorgelagerte Terrasse.
- Große Fenster ließen von draußen Licht ins Haus.
- Der Garten selber wurde im Sinne der persönlichen Gestaltungswünsche in der Freizeit neu gesehen.
- Für das Spielen im Freien wurden Spielwiesen, Bocciabahnen geschaffen und Spielgeräte aufgestellt (in der "Deutschen Bauausstellung" 1931 erreichte diese Entwicklung im "Haus für einen Sportmann" seinen Höhepunkt).
- Zu einer kindergerechten Spielecke gehörten Wippe, Schaukel, Sandkasten und evtl. Planschbecken und Reck.
- Großzügige Sonnen- und Luftbäder mit teilweise zugeordnetem Wasserbecken wurden viel beachtet (z.B. die Glaswände von Harry Maasz).
1933 erreichte die erste Phase der Lebensreformbewegung ihr Ende, indem ihre völkisch orientierten Gruppierungen sich in der "Deutschen Gesellschaft für Lebensreform" (unter Aufsicht der Reichsleitung der NSDAP) vereinigten und die anderen Gruppierungen verboten wurden (z.B. die deutsche Vegetarierbewegung). Nach 1945 schloss man sich an die Ideen vor 1933 nicht an, weil
- man sich zunächst um die Abdeckung eines Grundbedarfs an Wohnungen kümmern mußte,
- man weniger utopisch dachte.
Der Existenzialismus war vor 1968 noch eine unpolitische Bewegung gewesen. Er stellte das Bestehende nur als etwas Absurdes infrage. 1968 radikalisierte er sich und nahm Gedanken der Lebensreformbewegung auf. Seine Vertreter sahen sich als eine neue Elite, die gegen die bestehende Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen als Ausdruck dieses Absurden antrat. Wie zurzeit um 1900 schoss eine Vielzahl von Subkulturen aus dem Boden, u.a. die verschiedensten Gruppen alternativer Gartenkultur. Das Problem der damaligen "Gartenkunst" (der Ausdruck war damals verpönt) war, dass sie die fruchtbaren Ansätze, die sich seinerzeit geradezu aufdrängten, nicht aufgriff. Sie war zu stark mit der Abwehr studentischer Vorwürfe beschäftigt. So durfte Wiepking die Zeichensäle der Studenten nicht mehr betreten und Lendholt ließ sich vorzeitig aus "gesundheitlichen Gründen" pensionieren (1975). Man überließ den Arbeitsbereich der ehemaligen Gartenkunst alternativen Propheten, Sonnenanbetern und Esoterikern. Erst mit Kienast erhielt dann der Reformgarten wieder eine große repräsentative Gestalt.
In den 80iger Jahren erfolgte dann eine umweltbewusste Rückorientierung mit dem Ziel einer selbstbestimmten ganzheitlichen Lebenshaltung. Man forderte eine "ökologische" (alternative) Architektur, orientiert am konkreten Leben.
Der vielleicht wichtigste Nachfolger der Lebensreformbewegung in der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts dürfte Joseph Beuys gewesen sein. Nicht wegen seiner
künstlerischen Arbeiten, sondern wegen seiner gesellschaftlichen Anliegen. Er plädierte für eine ästhetische Erziehung des Menschen, damit dieser seine bisherige eindimensionale Sicht der Umwelt verließe und nun künstlerisch angeregt dazu beitrage, eine neue Gesellschaft zu formen, eine Gesellschaft, die er als eine "soziale Skulptur" bezeichnete. Das Gesamtkunstwerk war für ihn eine völlig neue humane Gesellschaft. Seine Ziele verfolgte er mit Hilfe der Ökologie und der Friedensbewegung.
Ein zweiter bekannter Vertreter war Friedrich Hundertwasser. Er schrieb bereits 1953:
"Ich habe mir vorgenommen, den Menschen aufmerksam zu machen, dass er
seine freie Gestaltungsfähigkeit, sein individuelles Ich, seine Verantwortung
dem Ganzen gegenüber und die Zuversicht auf seine persönlichen,
gottähnlichen Möglichkeiten verloren hat und dass er all dies
wiederzugewinnen hat, wenn sein Leben wieder sinnvoll werden soll. Denn
dann würde der Mensch wieder gewachsen sein der Vielfalt der Ereignisse, er
wäre in seinen Gedanken und Handlungen wieder ebenso vielfältig wie die
Blumen, die Bäume und die unglaublichen Strukturen auf den Blättern und
dem eigenen Handrücken".
Und 1977:
"Mich interessiert nur, ob man in Einklang mit der Schöpfung lebt. Wenn der
Mensch kreativ ist, dann nähert er sich der Schöpfung oder Gott, je nachdem
wie man das bezeichnen will. Der Mensch soll in Harmonie mit der Schöpfung
leben. Das ist das gottgewollte Gebot. Der Mensch kann sich kaum irren,
wenn er die Natur als Lehrmeisterin nimmt".
"Mit Künstler meine ich uns alle, die es wagen schöpferisch zu handeln.
Kreativ und schöpferisch sein heißt frei sein und sich selbst verwirklichen,
verwirklichen im Einklang mit der Natur".
In den 80er Jahren entwickelten dann James Lovelock und Lynn Margalis ihre Hypothese vom "Gaia-Prinzip", nach dem die Atmosphäre, Biosphäre und die Summe allen Lebens auf der Erde wie ein einziger organischer Organismus zu einander in Beziehung stehen. Daraus ergab sich zwingend die Überlegung, dass man für die Ökologie, Wirtschaft und die sozialen Strukturen auf der Erde ein neues Gleichgewicht finden müsse - vor allem wegen der Verantwortung für die zukünftigen Generationen, d.h. unsere Kinder. Damit wurde das Lebensreformprogramm für das 21. Jh. neu formuliert. Das allgemeine Ziel ist eine größere persönliche Nähe zur Natur bei gleichzeitiger Reduzierung ihres Verbrauchs (z.B. durch eine intelligentere Nutzung). Um dies politisch durchsetzen zu können, benötigt die Gesellschaft neue konsensfähige Maßstäbe.
Das Problem der Gartenkunst nach dem Landschaftsgarten, war das Fehlen eines spezifischen theoretischen Unterbaus, obwohl es dafür beste Voraussetzungen gegeben hat. Während der "Späte Landschaftsgarten" Denkansätze von Nietzsche hätte übernehmen können, stand dem "Reifen Reformgarten" die deutsch-französische Philosophenschule von Heidegger bis Foucault zur Verfügung, deren Existenz von beruflicher Seite negiert wurde, die aber fruchtbare Ansätze hätte liefern können. Das Problem der damaligen Gartenkunst war, dass sie in dieser Zeit keinen Theoretiker besaß, der ihr für ihre Arbeit die notwendigen Denkmodelle hätte liefern können.
In der Gartenkunst kristallisierten sich in Deutschland nach 1900 zwei Hauptströmungen heraus. Vereinfachend kann man sie das eine Mal eine verstärkt "human-soziale" nennen mit Migge als ihren bedeutendsten Repräsentant und zum anderen die "pflanzenorientierte" mit Lange und Foerster als ihre wichtigsten Vertreter:
Leberecht Migge (1881-1935):
Gartenarchitekt, künstlerisch und sozial stark
engagiert. Mitglied des Werkbundes und Mitbegründer der sozialen
"Siedlerschule" in Worpswede. Gelegentlich sehr polemisch. Nach
1933 beruflich völlig ausgegrenzt. Migge hatte nach dem 1. Weltkrieg
als 3. Kriterium für den Lebensreformgarten den
Selbstversorgungsgedanken vertreten: aus Gesundheitsgründen,
wegen der Entlastung des Haushaltsbudgets und besonders seit den
letzen Kriegsjahren wegen der allgemeinen Not.
Willy Lange ( 1864 - 1941):
Kgl Gartenbaudirektor in Berlin; Fachautor; propagierte
ähnlich wie Robinson den "Naturgarten". Foerster und Le Roy
bauten auf seinen Schriften auf. Wegen seiner frühen Nähe zum
Nationalsozialismus heute weitgehend tabuisiert.
Carl Foerster ((1874 - 1970):
Staudenzüchter, erfolgreicher Fachautor. Besaß in
Bornim (bei Berlin) ein bedeutendes Planungsbüro (u.a. mit Mattern als
Büroleiter). Er hatte großen Einfluss auf die Pflanzenverwendung in
Deutschland.
In einer Übersicht kann man sagen:
"Frühe Reformgarten" (ca. 1900 - 1935, mit seinen völkischen Aspekten bis 1945):
(Zeit der Ideen. Oft eingebettet im Gedankengut einer Vielzahl von
Idealisten und esoterischen Weltverbesserern).
- "Wildgarten" (bei Lange im Sinne eines Motivgartens: Heide, Steppe,
blumige Wiese, Felsenlandschaft, Ufervegetation; in
England: Robinson),
- Reformgarten der Architekten (Muthesius, van de Velde)
- Reformgarten der Gärtner (Migge, Maasz):
- staudenbetonter Garten (Foerster),
- am späten Landschaftsgarten orientiert (Mattern).
- Mischformen (mit unterschiedlicher Betonung des einen oder anderen
Aspekts).
Hochform des Reformgartens:
(In Deutschland wegen des Krieges und der Nachkriegszeit lange Zeit des
Stillstandes. Mit der Diskussion um den "Naturgarten" setzte die
Auseinandersetzung um die alten Ideen aus der Reformbewegung wieder
ein. Man ist sich aber der Vorgängerdiskussion kaum bewusst. In die
Gartengestaltung werden verstärkt ökologische Gedanken eingebracht.
Rückbesinnung auf den "Standort" (Genius Loci, Topos). Er wird zu einer
festen Gestaltungsgröße. Erneut erste Überlegungen über eine
künstlerische Orientierung, anstelle einer alleinigen rational-
wissenschaftlichen. Für eine stärkere Betonung des Künstlerischen
scheinen wieder erforderlich zu sein:
- ethische Grundforderungen (ein Wertekatalog zur
Orientierung; ohne ihn lässt sich die Qualität von Arbeiten nicht
bewerten; siehe Schillers frühere ethische Forderungen),
- eine ästhetische Grundhaltung.
- vulgär-funktionaler Garten (Hannoversche Schule),
- pflanzenbetont-expressiver Garten (Bornimer Schule),
- malerischer Garten (Burle Marx),
- skulpturaler Garten (Ernst Cramer),
- ökologischer Garten (Korte),
- geschichtsorientierter Garten (Latz).
Vielleicht verkörpert Dieter Kienast in den 90iger Jahren am besten die Hochform des Lebensreformgartens als ganzes. Seine neuen Merkmale sind im Vergleich zur Frühzeit:
- Er befindet sich nicht mehr in einer Oppositionshaltung zu einem historischen
Gartenstil.
(Dadurch erhält er die Freiheit im Sinne der Postmoderne, den eklektizistischen
Umgang mit historischen Gartenelementen).
- Der Garten hat sich als Kunstwerk intellektualisert.
(Ihm liegt jeweils ein Hauptgedanke zugrunde. Dieser ist allein abhängig von den persönlichen Wünschen seines Inhabers, bzw. denen eines beauftragten Landschaftsgärtners. Dies grenzt den Reformgarten von den vorangegangenen Gartenstilen ab).
- An die Stelle eines fast religiös empfundenen Naturheilmittels entwickelt sich der
Garten zu einem pragmatischen Aufenthaltsraum im Freien.
- Der Selbstversorgungsbereich entfällt weitgehend.
(Evtl. noch als Kräuterecke oder gewünschter Gemüse- und Obstgarten).
Besonders deutlich wird die Entwicklung an den Änderungen der Berufsbezeichnungen in den letzten 100 Jahren. Vom früheren "Gartenkünstler" wurde man zu einem "Gartengestalter", dann zu einem "Gartenplaner", später zu einem "Garten- und Landschaftsarchitekten", um heute nur noch "Landschaftsarchitekt" zu heißen. Und am liebsten würde man sich zur Zeit Freiraumplaner, bzw. Freiraumarchitekt nennen. Verbunden mit diesen Umbenennungen war eine ständige Ausdehnung des Berufsfeldes bis hin zu seiner heutigen Unverbindlichkeit. Der Berufsinhalt des ehemaligen Gartenkünstlers blieb dabei weitgehend auf der Strecke. Berufsvertreter, die sich heute in diesen Bereichen betätigen, sind eigentlich auch nur Autodidakten wie jeder andere Gartenliebhaber (wie dies auch Kienast von sich behauptete).
Die Verlagerung der Studiengänge von der Kunst zur Technik erfolgte kurz nach dem 1. Weltkrieg. Ab 1919 durften sich die Absolventen der Höheren Lehranstalt in Dahlem "Gartenbautechniker" nennen und 1929 wurde ein erster Studiengang für "Diplomgärtner" an der damaligen Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin institutionalisiert (unter Erwin Barth). Die Ausweitung der Berufsausbildung auf eine breitere Basis (technische, biologische und soziologische) hatte das Ziel, ihren Absolventen eine breitere Existenzmöglichkeit zu schaffen. Man hatte erkannt, dass die eines Nur-Künstlers für eine größere Studentenzahl zu schmal sein würde. Für die Ausbildung zum "Garten-Künstler" empfahl Barth einen anderen Weg:
"Für die selbständigen Gartenarchitekten ist die hochschulmäßige Ausbildung von
geringer Bedeutung. Es kann hier unter Umständen zweckmäßiger sein, wenn sie nach
dem Besuch einer mittleren Lehranstalt eine Kunsthochschule besuchen oder in dem
Meisteratelier eines hervorragenden selbständigen Gartenarchitekten tätig sind".
Diese Meinung haben viele Gartenarchitekten noch vor 50 Jahren vertreten (z.B. Mattern gegenüber dem Autor. Er schickte ihn nach seiner Ausbildung in Osnabrück zu Kühn in Köln).
Der Jugendstil und der Expressionismus waren noch erkennbar voll von Gedanken der Lebensreformer durchdrungen. Sie verstanden die Kunst noch im Sinne eines Lebens-Gesamtkunstwerkes. Der Einfluss der industriellen Produktion erzwang dann aber eine vollständige Rationalisierung der technischen Herstellungsverfahren. Die Auseinandersetzungen dazu wurden bereits 1914 im "Deutschen Werkbund" zwischen Muthesius und Van de Velde ausgetragen. Die Stijl-Konstruktivisten und das Bauhaus schufen dann eine Moderne in der allein die Form bestimmend wurde. Die nachfolgende industrielle Massenproduktion begann dann die Menschen selber zu verändern, ohne ihre phylogenetischen Vorgaben mitnehmen zu können. In den äußeren Lebensbedingungen zwar wohlhabender geworden, wurde der Mensch in seinem Inneren jetzt aus seinem Gleichgewicht gebracht.
Vielleicht bleibt für den Menschen heute als einzige Möglichkeit psychisch und physisch zu gesunden nur der sinnliche und körperliche Kontakt mit der Natur. Damit kehren wir zu einem Anfangsgedanken der Lebensreformer zurück. In unserer ästhetizierenden Kulturwelt bietet sich dafür allein der Garten an. Der einzelne Mensch kann sie hier elementar körperlich erfahren. Dabei liegt deren Erfahrung nicht so sehr beim Auge, sondern verstärkt beim Duft und Gefühl. Die Sehnsucht nach einem Garten entspricht dann dem Wunsch nach einem Erleben und Ausleben dieser sinnlichen Erfahrungen, nach einer Einheit mit der Natur im Sinne einer Entdifferenzierung, einer Sehnsucht nach einer ganzheitlichen Verbindung mit ihr.
Der Lebensreformgarten wird zu einem Garten für das Ich, zu einem Garten, in dem man mit seinen tiefsten Bedürfnissen authentisch sein kann. Als Kunstwerk wird er zu einer großen Möglichkeit für den einzelnen, die ein zweiter als Erfahrung nur in seinem Kopf nachvollziehen kann. Es gibt kaum ein anderes Objekt, das eine größere Möglichkeit der Selbstverwirklichung bietet als ein Garten.
Der Gesundheitsaspekt des Gartens
Das Dilemma des modernen Freiraumplaners ist der Zwang zur Entscheidung zwischen einer wissenschaftlich-technischen Vorgehensweise, die letztlich auf eine Beherrschung der Natur hinausläuft und einer ökologischen Vorgehensweise, in der der Mensch sich selber als Mitglied eines gemeinsamen Lebensraumes sieht, eines Lebensraumes, von dessen Erhalt seine eigene biologische Existenz abhängig ist. Polemisch ausgedrückt kann man sagen, dass der Freiraumplaner viel Verstand, der Gartenkünstler dagegen viel Verständnis für die Natur hat. Zwar sind die Ingenieurwissenschaften und die Teilnahme an der Natur kein Widerspruch, sondern lassen sich positiv verbinden, doch erlauben die "Sachzwänge" für ein Mitgefühl oft wenig Raum.
Für den einzelnen Menschen spielen dabei neben den kreativen Möglichkeiten eines Gartens besonders die gesundheitsspezifischen Kriterien eine Rolle, wie sie schon, - mit einem geringeren Wissen um die biologischen Zusammenhänge -, die Reformbewegung forderte. Ein Garten beeinflusst
- mit seinem emotionalem Aspekt alle stoffwechselbezogenen Vorgänge.
- mit der Reizung durch die "Urstoffe" Luft, Licht und Wasser unseren Stoffwechsel.
- mit seinem Bewegungsanreiz einen Aspekt, von dem die Spannkraft des gesamten menschlichen Muskelsystems abhängig ist.
- durch den Erschöpfungsausgleich (Stressaugleich) für die biologiefremden Anforderungen in der Arbeitswelt, bzw. unserer zivilisatorischen Errungenschaften.
- uns als sinngebender Lebensinhalt.
- uns als sozialer Kontaktraum.
Allein über seine stressabbauende Funktion wirkt er ein:
- im Bereich der Psyche:
- auf die Schlaffähigkeit,
- den Abbau von Gereiztheit,
- unsere Konzentrationsprobleme, Ängste und Depressionen.
- beim Herz-Kreislaufsystem:
- auf den Blutdruck
- die Arteriosklerose und damit
- auf den Herzinfarkt und
- den Schlaganfall.
- beim Energiestoffwechsel:
- auf den Cholesterinspiegel,
- die erhöhten Blutzuckerwerte und damit
- auf die Diabestes.
- beim Verdauungstrakt:
- auf die Reizung der Magenschleimhaut und damit
- auf die Magengeschwüre.
- auf das Muskelsystem:
- Linderung der Schmerzen durch die Stärkung der Muskeln.
- auf das Immunsystem:
- auf die Stärkung gegenüber Infektionskrankheiten,
- die Stärkung gegenüber Überreaktionen des Körpers (Allergien und
Neurodermitis) und
- die Stärkung gegenüber Autoimmunkrankheiten (z.B. rheumatische
Arthritis).
Natürlich gibt es neben dem Garten auch viele andere stressabbauende Lebensbereiche (z.B. Sport), doch bietet keiner in seiner Gesamtheit so viele gesundheitsfördernde Eigenschaften und kann in jedem Alter tätig ausgeübt werden. Die Ganzheit eines Menschen kann nur über eine komplexe Umgebung umfassend gefördert werden.
Da unsere Denk- und Wahrnehmungsprozesse auf einem kulturellen Hintergrund erfolgen, führt dies bei einem gleichen Informationsstand auch zu verschiedenen Entscheidungen. Deshalb ist die Ausformung unseres Gehirns wichtig. Es besteht aus einem System vernetzter neuronaler Bahnen. Die Art dieser Vernetzung findet zunächst über unsere Erziehung statt. Dabei entsteht bei jedem Wissensträger ein ganz spezifisches neuronales Netz, z.B. bei einem Gärtner ein ganz spezifisches Netz mit gärtnerischem Wissen. Unsere Wahrnehmungen aktivieren es und schaffen darüber eine Vielzahl von Assoziationen, die als solche dann auf den Stoffwechsel in unserem Körper Einfluss nehmen und für den Reichtum unserer Gefühlswelt und unseres Denkens verantwortlich sind.
Welche Auswirkungen in welchen Wechselbezügen unsere Hormone haben, wissen wir erst in den Anfängen. Versuche haben z.B. gezeigt, dass sich bei Östrogenmangel unsere Denkstruktur ändert. Alle unsere Gefühle sind neurologisch vorbestimmt. Deshalb sind in diesem Zusammenhang der Aufbau der Nervenzellen, die Art ihres Informationsaustausches und die Plastizität des Gehirns bedeutsam. Aus neuronalen Stammzellen werden durch Zellteilung Vorläuferzellen.
- Ein Teil dieser neuen Zellen bildet als Gliazellen das Stützgewebe des Gehirns.
- Der andere Teil der Vorläuferzellen wird zu Nervenzellen, die lange Fortsätze (Axone) bilden, über die die Nervenimpulse weitergeleitet werden. An ihren Enden befindet sich ein Geflecht von Kentakeln, deren Enden (Synapsen) wiederum den Kontakt zu den anderen Nervenzellen herstellen.
Die Vorläuferzellen entstehen ständig. Die Bildung von Nervenzellen erfolgt bis ins hohe Alter. Ein Gehirn ist keine unveränderliche Masse, sondern wird als Organ von dessen Besitzer bis zu einem Grad langfristig selbst geformt. Anscheinend reifen Nervenzellen nur dann zu fertigen Neuronen heran, wenn es für sie neue Aufgaben gibt. So führen z.B. Gerüche dazu, dass neu entstandene Nervenzellen im Vorderhirn zu besonders aktiven heranreifen und nach 2 - 3 Wochen in den Schaltkreis des Gehirns so eingebaut werden, dass sie besonders aktive Verbindungen (Synapsen) zu anderen Nervenzellen herstellen. Jeder neue Duft verankert im Gehirn eine neue Generation von Riechzellen. Dabei ersetzen die neuen Nervenzellen nicht die alten, sondern übernehmen neue Aufgaben. Dadurch können die neuen Nervenzellen, die Netzwerkarchitektur unseres Gehirns grundlegend ändern.
Das Gehirn verändert sich während unserem Leben fortwährend. Dafür sind drei Mechanismen verantwortlich:
- die Stärkung der Synapsen innerhalb von Sekunden,
- die Entstehung neuer Synapsen innerhalb von Stunden (dadurch entstehen Neuverschaltungen der Nervenzellen),
- das Nachwachsen von Hirnzellen nach mehreren Tagen.
Für ein Lernen ist dabei wichtig, dass sich neue Nervenzellen leichter erregen lassen als alte. Gespeichert werden die Informationen als Langzeitgedächtnis im Hippocampus (= wichtigster Teil des Gehirns für das Lernen. Ist dieser überfordert, z.B. durch bestimmte Hormone, funktioniert seine Nervenzellneubildung nicht mehr. Er verliert besonders bei Stress seine Regenerationsfähigkeit).
Gesunde Menschen können die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns durch ständig neue Wahrnehmungen, d.h. sinnliche Reize, körperliche und geistige Bewegungen und soziale Kontakte verbessern. Depressive Menschen haben oft die Plastizität ihres Gehirns verloren. Sie können deshalb neue Reize nicht verarbeiten und bekommen Angst. Während bei Alkoholikern (neben den Leberschäden) die Vermehrung der Vorläuferzellen gebremst und das Überleben neuer Neuronen vermindert wird (nach 3 - 4 Wochen Entzug springt die Neuronenproduktion wieder an). Fehlendes Dopamin scheint das Wachstum der Nervenzellen zu stören.
Über die tatsächliche Bedeutungen und ihre Wechselwirkungen wissen wir beim Dopamin und beim Serotonin (beides Hormone) sehr wenig. Das Dopamin (Zwischenprodukt bei der Entstehung des Adrenalins) gilt als das "Glücks-", "Belohnungshormon" und ist ein wichtiger Neurotransmitter, der besonders vom Mittelhirn die Netzsysteme zum End- und Zwischenhirn verbindet. Man braucht es für eine Vielzahl lebenswichtiger Steuerungs- und Regelungsvorgänge: z.B. der
- Bewegungssteuerung (spielt wahrscheinlich bei Parkinson eine Rolle),
- Antriebssteuerung (des Lustempfindens, des körpereigenen Belohnungssystems; wahrscheinlich lässt es sich über Drogen beeinflussen; verantwortlich für deren Entzugserscheinungen),
- kognitiven Störungen (wahrscheinlich besonders im schizophrenen Bereich, evtl. graduell auch bei Esoterikern),
- steuert einige Systeme des vegetativen Nervensystems,
- reguliert die Durchblutung einiger Organe.
Ein Mangel an Dopamin scheint z.B. die Entwicklung eines Liebesgefühls zu behindern, ein Überschuss das Begehren zu einem Zwang werden zu lassen (Casanova-Symptom).
Das Serotonin ist wie das Dopamin ein Neurotransmitter und wird auch als ein "Glückshormon" angesehen. Ein erhöhter Serotonin-Spiegel soll ein Gefühl der Zufriedenheit entstehen lassen und sich auch bei Verliebten befinden. Es nimmt Einfluss auf das
- Herz-Kreislauf-System:
Verengt die Gefäße in der Lunge und Niere, erweitert sie
in der Skelettmuskulatur und scheint bei der Entstehung
von Migräne eine Rolle zu spielen.
- Magen-Darm-System:
Wirkungsweise noch weitgehend unbekannt (wird z.B.
freigesetzt bei Aromastoffen in der Nahrung). Beeinflusst
die Darm-Krebsbildung.
- Zentralnervensystem (u. damit alle Teile des Gehirns):
Es beeinflusst hier das
Schlafvermögen, den Umgang mit Stress.
Eine Anhebung des Serotoninspiegels scheint sich positiv bei Depressionen und Angststörungen auszuwirken.
Die Bedeutung von Dopamin und Serotonin für den menschlichen Körper sind unbestritten. Entscheidend scheint jeweils ein bestimmtes Gleichgewicht zu sein. In welcher Form und in welchen Wechselwirkungen ist unbekannt (und wahrscheinlich bei jedem Organismus verschieden). Es ist aber anzunehmen, das ein naturnahes Leben, in dem der Stoffwechsel von naturnahen Reizen und körpereigenen Bewegungen beeinflusst wird, sich positiv auf die Produktion aller Hormone und damit das innere Gleichgewicht des Menschen auswirkt. So gehörten zur Zeit der Lebensreformbewegung um 1900 gärtnerische Arbeiten zur Grundtherapie psychischer Krankheiten. Kliniken und Aufenthaltsinstitutionen besaßen gärtnerische Betriebe, in denen die betroffenen Menschen in der Luft, der Sonne und begrenzt dem Wasser (feuchter Luft, Nieselregen) tätig waren, bzw. sich bewegten. Und dass Gartenarbeit bei Stress sehr entspannend ist, dürfte kaum zu bezweifeln sein.
Beim Stress reagiert der Körper mit einem verstärkten Adrenalin-, Noadrenalin- und Cortisol-Ausstoß (alles Hormone). In der Urzeit war dies eine überlebensnotwendige Reaktion bei Gefahr. Der Körper wurde durch einen Hormonstoß schnell zu einer Höchstleistung gebracht, die er entweder in einer Flucht oder einen Kampf ausführte. In unserer Zivilisation ist diese Körperreaktion nur noch selten angemessen. Aber auch heute reagieren wir noch mit Angriff oder Rückzug, wenn uns ein Schaden droht. Dies ist unabhängig von unserer Fähigkeit, diesen Schaden wahrzunehmen und den Verhaltensmöglichkeiten, die uns unsere Umwelt ermöglicht. Krankheiten in Verbindung mit Stress stellen deshalb das höchste Risiko für den Herz- und Krebsbereich dar (in Deutschland sterben jährlich allein an Herz-Kreislauf- Erkrankungen 396.000 Menschen: 234.000 Frauen!!, 162.000 Männer).
Um uns dem nicht mehr so stark auszusetzen, müssen wir versuchen, alle Möglichkeiten der Nervosität, Spannung, Wut oder Angst abzubauen oder zu umgehen, um dann dadurch mit uns selber mehr in einen Gleichklang zu geraten (Atmung, Puls, Herzschlag). Das Ergebnis ist dann eine größere Lebenszufriedenheit, mehr Freude an der Arbeit, eine größere Verhaltensmotivation, ein verbessertes Selbstbewusstsein, eine verbesserte Kommunikationsfähigkeit und ein freundlicheres Verhalten seiner Umwelt gegenüber. Es verbessert sich die persönliche Leistungsfähigkeit, die Geisteshaltung wird positiv, und in der Sozialkompetenz wird der Betroffene ausgeglichener.
Bereits in den Gartenstädten am Anfang des 20. Jhs. galt die Gartenarbeit als Erholungsbereich gegenüber der sonstigen Arbeitswelt. Der Garten war die "Grüne Oase" der Ruhe und Entspannung, der möglichst alle Bereiche eines Naturbezuges im damaligen Verständnis der Gesundheitspflege abdecken sollte. Der Garten war der Ort des menschlichen Naturbezuges innerhalb seiner Zivilisation, eine idealisierte Form seines Einklanges mit ihr, ein Ausdruck seiner überlagerten Urbedürfnisse, seiner Sehnsüchte. Der Garten sollte als Zivilisationsausdruck, als Kunst ästhetisch befriedigen, zugleich aber auch als Bewegungsort ein Ort der Gesundheitspflege sein. Mensch und Garten waren auf einander bezogen. Und damit beeinflussten sie sich gegenseitig.
Ein Garten ist nach Kienast der letzte Luxus unserer Tage, weil er Zeit, Zuwendung und Raum erfordert. Er ist zugleich unser Erfahrungs-, Erlebnis- und unser Erholungsraum. Wie für jedes andere Kunstwerk brauchen wir auch für das Verständnis eines Gartens einen inneren Schlüssel, der evtl. sprachlich nicht fassbar ist. Seit unserer Urzeit tragen wir in uns eine Vorstellung von einer für uns idealen "schönen Landschaft", die durch die Bilder aus der Romantik noch verstärkt wurde. In unserer Umgebung veränderte sie sich zwar ständig durch unsere technisierte Arbeitswelt, doch ist das innere Bild aus der Urzeit in uns geblieben und versetzt uns täglich in einen Gegensatz zur Kulturlandschaft, bzw. verstärkt in uns den Konflikt zwischen unserer Natur und unserer Zivilisation.
Für unsere Psyche sind Gärten ferne Erinnerungen an ein verlorenes Paradies. Sie sind unsere Gegenwelt zu einem Alltag voll Hektik und Härte. Kulturell stehen sie deshalb in einer ständigen Wechselwirkung zu allen anderen Bereichen der Kunst, sei es der Architektur, Literatur, Malerei oder der Musik. Wir befinden uns zurzeit in einer Welt eines gewaltigen zivilisatorischen Umbruchs. In wenigen Jahren wird sich unsere Welt radikal verändern (Man denke nur daran, dass es die ersten PC's erst seit 1981 und die ersten kommerziellen Mobiltelefone (Handys) erst ab 1983 gibt. Derzeit müssen in Europa jährlich bereits ca. 100 Mio. Handys entsorgt werden). Obwohl sich die meisten Menschen in ihren verschiedenen Milieus als Individualisten sehen, ähneln sie sich in ihrem sozialbestimmten Fühlen und Denken doch sehr stark. 2006 hat man vom Heidelberger Vinus-Institut für die Zukunft (Jahr 2020) zehn Großgruppen unterschieden, die sich in ihren sozialen Orientierungsprogrammen von einander abgrenzen und damit bereits von ihren sozialen Ansprüchen her sich einen anderen Garten wünschen werden. Hinzu kommen noch die jeweiligen persönlichen biologischen Bedürfnisse:
- Hyper-Experimentalisten:
Avantgarde, fühlen sich jung und dynamisch; 2020 = ca.
6 % der Bevölkerung,
- Etablierte :
Konservativ-unflexibel, karrierebewusst; 2020 = ca.
8 % der Bevölkerung,
- Postmaterielle:
Alternativ-erfolgreich; heute 10 % - 2020 ca. 12 % der
Bevölkerung,
- Moderne Performer:
Junge Leistungselite; heute 8 % - 2020 ca. 10 % der
Bevölkerung,
- Experimentalisten:
Individualisten, lehnen Öko-Spießer ab; heute 7 % -
2020 ca. 12 % der Bevölkerung,
- Bürgerliche Mitte:
Sieht sich als tragende Gruppe der Gesellschaft; heute
16 % - 2020 ca. 14 % der Bevölkerung,
- Traditionsverwurzelte:
Nachkriegsgeneration der "Kleinen Leute"; heute 15 %
- 2020 ca. 12 % der Bevölkerung,
- Hedonisten:
Spaßorientierte Individualisten; Heute 11 % - 2020 ca.
14 % der Bevölkerung,
- Konsum-Materialisten:
Vom Wohlstand träumende Unterschicht; heute 11 % -
2020 ca. 9. % der Bevölkerung,
- Konservative:
Obere Mittelschicht, traditionsverpflichtet; heute 5 % -
2020 ca. 3 % der Bevölkerung.
Selbst wenn solche Zusammenstellungen von verschiedenen Seiten her (z.B. dem letzten Armutsbericht der Bundesregierung) berechtigt problematisiert werden können, weisen sie in ihrem Kern bereits auf die Orientierungsvielfalt in der Bevölkerung und deren mögliche Veränderungen hin. Während der Zeit der Lebensreformbewegung war es nicht anders, nur dass damals andere Themen im Vordergrund die Diskussionen bestimmten, Inhalte, die teilweise heute so selbstverständlich für uns geworden sind, dass wir sie nicht einmal mehr hinterfragen.
Unser Leben wird weitgehend über unsere Motivationen gesteuert, d.h. Ziele, denen wir einen so hohen Wert zusprechen, dass wir bereit sind, dafür einen Preis zu zahlen. Oft haben wir diese Ziele so stark verinnerlicht, dass wir den Preis dafür gar nicht mehr hinterfragen. Sehr oft ist er zu hoch, und wir bemerken dies gar nicht. Manchmal reicht dafür bereits ein einfacher Perspektivwechsel, um dies zu realisieren und danach - evtl. sogar schmerzhaft - dem Leben einen neuen Sinn zu geben. In einem Garten, besonders während der Monotonie mancher Gartenarbeit, ohne einen Außendruck, erwächst oft eine kritische Distanz zu den eigenen Zielsetzungen. Man erreicht dadurch wieder eine richtige Beziehung, ein richtiges Maß zu seiner eigenen Mitte, eine innere Grundeinstellung der Gelassenheit.
Es ist ein altes Ziel der Menschheit, möglichst alt zu werden und dabei gesund zu bleiben. Dabei ist ein Hauptziel seit der Lebensreformbewegung durch eine naturnahe Stärkung des Körpers zunächst Krankheiten vorzubeugen und erst in zweiter Linie das Leben zu verlängern, für dessen Dauer es zur Zeit zwei Theorien gibt:
- Nach der "Programmtheorie" hat jeder Mensch eine biologische Uhr in sich. Diese
Theorie stützt sich auf die Tatsache, dass unsere Chromosomen bei ihrer
Zellteilung jedes Mal ein kleines Stück verlieren. Sobald diese Verluste dann eine
gewisse Länge unterschritten haben, funktioniert das Erbgut nicht mehr fehlerfrei.
Die Zellen sterben ab. Geschieht dies bei vielen, stirbt das Organ ab und dann der
betroffene Mensch. D.h., die sich verkürzenden Chromosomen stellen bei dieser
Theorie die jeweilige Lebensuhr des einzelnen Menschen dar.
- Die "Schadenstheorie" bezieht sich darauf, dass beim täglichen Stoffwechsel auch
Nebenprodukte entstehen, die schädlich sind. Der Körper beseitigt sie mit Hilfe
seiner "Radikalen" (= Abwehrmechanismen). Entkommen ihnen immer mehr,
greifen die Nebenprodukte die Organe an. Am Ende dieser Entwicklung stirbt der
Mensch.
Die heutigen Erkenntnisse besagen, dass zur Gesunderhaltung und einem möglichst beschwerdefreien, evtl. auch längeren Leben alles hilft, was die freien Radikalen im Körper begrenzt. Und das sind eine maßvolle Energiezufuhr (Ernährung), da dann weniger Körperschadstoffe anfallen und möglichst viel Bewegung, da dann die anfallenden Schadstoffe leichter abgebaut werden können.
Die frühere Lebensreformbewegung kannte noch nicht unsere heutigen körperbezogenen Erkenntnisse. Sehr wohl reagierte sie aber bereits auf die sich abzeichnenden negativen Folgen unserer Zivilisation, die wir teilweise unter dem Schlagwort "Burnout" zusammenfassen. Es zählen dazu als Folge u.a. eine chronische Müdigkeit, Schlaflosigkeit, innere Antriebsstörungen, aber auch Herzprobleme, Gefäßerkrankungen, Magen-Darm-Probleme, Diabetes und Rückenschmerzen, Tinnitus und Libido-Verlust. Der Zustand der chronischen Müdigkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit sich zu entspannen. Eine Folge davon sind dann Hormon-Ungleichgewichte im Körper. Nach der Schädigung der Psyche sind das Immunsystem geschwächt und die Organe. Der Mensch ist für ein Leben im Dauerstress biologisch nicht programmiert. Er ist nur begrenzt dauerbelastbar.
Zu den besonders gefährdeten Menschen für ein "Burnout" zählen "Nicht-nein-sagen-Könner", Perfektionisten und Idealisten. Bei ihnen kommen Persönlichkeitsmerkmale (individuelle Veranlagungen) und eine gefährdende Umwelt zusammen. Ihr Körper befindet sich in einem dauerhaften Alarmzustand, der dann zu einer chronischen Veränderung der Organtätigkeit führt. Da die Gründe, die zu diesem Dauerstress geführt haben, sehr unterschiedlich sind, gibt es für diesen auch keine Standardtherapie.
Es gibt keinen anderen Kulturbereich, der ein derart umfassendes, komplexes, multisensorisches Reizangebot liefert wie ein Garten. Jedes der menschlichen Organe wird in ihm positiv beeinflußt. Und alle Wahrnehmungen erfolgen im Sinne seiner phylogenetischen Grundprogrammierung. Ein Garten weckt in einem Menschen Emotionen, schafft Überraschungen und regt seine Phantasie an. Er erlaubt Bewegungen und umgibt einen Körper auf eine sanfte Weise mit physischen, emotionalen und geistigen An- und Entspannungen. Auf diesem Hintergrund kann er für seinen Besitzer zu seinem wichtigsten Kulturgut werden, - und dies besonders dann, wenn er ihn im Sinne seiner inneren Bedürfnisse gestaltet.
In Verbindung mit der Natur und der Kunst gibt es eine Vielzahl von Therapieangeboten, die von den Mangelsituationen des einzelnen Menschen ausgehen und ihm dann mehr oder weniger sinnvolle Heilangebote machen. Es gibt in diesem Bereich eine unübersehbare Zahl heilender Esoteriker (um nicht zu sagen Betrüger), die neben den manchmal wahrscheinlich richtigen intuitiven Ansätzen auf den Glauben und die Selbstheilungskräfte der oft verzweifelten Menschen bauen. Es gibt hier aber auch eine Gruppe ernst zu nehmender Ärzte und Kliniken, die mit dem Stand unseres heutigen Wissens im Sinne des ernsthaften Teils der früheren Lebensreformbewegung den Menschen zu helfen versuchen. In den USA und in England ist die Gartentherapie als Wissenschaft erfolgreich etabliert (Man wendet sie dort seit dem 19. Jh. erfolgreich an). In Österreich ist z.B. die Gartentherapie ein eigenständiger Studiengang, während sie in Deutschland nur einen Bereich darstellt, dem man zunehmend mehr Beachtung schenkt und für den es Weiterbildungsseminare gibt.
Zur heutigen Gartentherapie gehören:
- Kontakte mit den Urelementen und Pflanzen (mit Erde, Wasser, Witterung; das
Ansprechen von Sinnesreizen),
- Sinnesgärten (z.B. Duftgärten, Blindengärten, Gärten der Vielfalt),
- Entwicklungsförderung bei Kindern,
- Therapien für geistig und seelisch Behinderte,
- Rehabilationen (neurologische),
- Räume für pflegebedürftige und demenziell erkrankte Menschen,
- Gesundheitsförderung im Alter,
- Gartenarbeit,
- Pflanzenheilkunde,
- Resozialisierung Straffälliger.
Der Gesamtheilungshintergrund liegt wahrscheinlich in der Stimulierung bestimmter phylogenetischer Anlagen im Menschen. Lebendes Grün besitzt auf die Psyche eine beruhigende Wirkung. Menschen gesunden nachgewiesen in seiner Umgebung schneller und brauchen auch weniger Schmerzmittel. Dies gilt für die Gartenarbeit bei Kranken in allen Altersstufen und sowohl bei psychisch wie auch bei physisch Kranken. Bei Alzheimer-Patienten lassen sich so leichter Bezüge zu ihrer Vergangenheit herstellen. Allgemein kann man sagen, dass alle Methoden der Gartenarbeit zu Erfolgen führen und in die Menschen wieder eine gewisse Ruhe bringen. Bei Schlaganfallpatienten soll sie fast die einzige Aktivität sein, die zu einem Erfolg führt. Die Gartenarbeit
- verbessert die allgemeine Lebenszufriedenheit,
- vermittelt sinnliche Informationen,
- fördert die körperlichen Fähigkeiten (verbessert u.a. den Gleichgewichtssinn),
- befreit aus der Isolation einer Wohnung,
- fördert die Konzentrationsfähigkeit, fördert die Selbständigkeit.
Vor dem Nationalsozialismus war die Gartenarbeit als Therapieform auch in Deutschland in vielen Heilanstalten verbreitet (z.B. in Bethel). Nach dem Krieg übernahmen dann Psychopharmaka und später die systemische Familientherapien diese Aufgabe. Seit den 80iger Jahren erfolgt nun wieder eine Rückbesinnung auf die heilenden Kräfte der Gartenarbeit.
Die Gartenarbeit ermöglicht naturnahe Bewegungen. Die Sauerstoffaufnahme verbessert sich, die Herz-Lungen-Frequenz und der Aufbau und die Koordination der Muskeln nehmen zu. Im Gegensatz zum Stress, der zu inneren Verspannungen führt, hilft die Gartenarbeit beim Abbau der Blockaden zwischen den Synapsen. Sie bietet daneben auch eine Vielzahl mentaler Anregungen, um das Gehirn aktiv zu erhalten.
In Deutschland wird die Gartenarbeit in breiten Kreisen zurzeit verhältnismäßig wenig geschätzt. Man kauft sich möglichst viele kraftsparende Hilfsmittel und geht stattdessen lieber in ein Fitnessstudio, bzw. spielt Golf. Sie besaß hier bereits im Mittelalter ein geringes Ansehen und wurde deshalb als eine niedere Tätigkeit auch nur ungerne dargestellt. Dies änderte sich etwas, als reine Lustgärten entstanden und jetzt neben der reinen Nutzgärtnerei auch der Berufsstand eines "Lust- und Ziergärtners" entstand. Der erforderliche Pflegeaufwand für einen dieser Gärten wurde jetzt ein Teil des Beitrages zum Ansehen eines Gartenbesitzers. In der Kunst nutzte man dies gerne, um den Gegensatz von Arbeitswelt und höfischem Leben zu zeigen. Im Laufe der Zeit stieg das Ansehen der entwerfenden Gartenkünstler so stark, dass sie sogar geadelt wurden (in Dt. z.B. Sckell und Lenné). Sie sahen sich als Künstler und wurden als solche auch von der Gesellschaft anerkannt. Die Gartenarbeit wurde bei der bürgerlichen Bevölkerung immer beliebter, und auch der Adel begann sie zu schätzen (so erhielt z.B. Kaiser Franz I., - 1768-1835, Gegenspieler Napoleons -, sogar eine gärtnerische Ausbildung. Wegen seiner Leidenschaft für die Gartenarbeit nannte man ihn den "Blumenkaiser"). Diese Haltung kann man in England heute noch beobachten. Bei uns in Deutschland haben die ideologischen Auseinandersetzungen und Kriege diese Tradition weitgehend zerstört, und man beginnt sich erst jetzt allmählich wieder auf sie zu besinnen.
Seit der Lebensreformbewegung hat man seinen eigenen Körper entdeckt und macht ihn zu einem quasireligiösen Kultobjekt. Einerseits lassen wir uns den Rhythmus unseres Lebens von unserer Zivilisation, dem Takt unserer Maschinen bestimmen und andererseits haben wir in dieser Situation kaum Zeit für uns selber. Das zunächst so banale, die Muße, der einfache Genuss oder die einfache Lebensfreude werden zu einem seltenen, kostbaren Gut. Aber man muss die Zeit besitzen, sie als solche wahrzunehmen, um ihren Wert zu erkennen. In unserer Zivilisation ist sie zwar ein Ausdruck unserer sozialen Übereinkunft, aber der einzelne kann sie nicht mehr im Rahmen einer inneren Harmonie erleben. Sie ist für ihn verloren. Anders als unsere vielen augenblicklichen Körperfitnessprogramme, die neben ihrer positiven Seite uns auch helfen uns geistig nicht selbst wahrzunehmen, bzw. vor unserer inneren Leere zu fliehen, führen uns der Aufenthalt und die Arbeit im Garten ganzheitlich zu uns selber. Ein Garten ist eine Welt, in der uns die Zeit nicht überholt, sondern in der wir uns mit ihr erleben. Sein humaner Aspekt ist, dass er die Freude am Leben in jedem Alter und in jedem körperlichen Gesundheitszustand ermöglicht. Von welchem Lebensbereich kann man dies sonst noch sagen?
Wenn man heute noch von der Lebensreformbewegung spricht, dann in der Regel eher negativ, als eine lose Vereinigung von skurrilen Individuen, im günstigsten Fall von den "Alternativen" in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Wir übersehen dabei alle ihre positiven Beiträge, die für uns heute so selbstverständlich geworden sind, dass wir sie nicht einmal mehr hinterfragen. Dies gilt besonders für die Gartenkunst. Erst alle ihre Überlegungen haben die heutige Gartengestaltung zu dem gemacht, was sie heute ausmacht, bzw. im Idealfall sein könnte. Genau genommen befinden wir uns noch inmitten ihrer Gedankenwelt. Sie vertrat den Garten
- als Teil eines individuellen, ästhetischen Gesamtprogramms,
- als Teil eines Bewegungsprogramms (in den Urelementen Luft, Sonne und Wasser),
- als Teil eines Selbstversorgungsprogramms (Dieser Gesichtspunkt wurde bei uns inzwischen weitgehend aufgegeben, doch ist seine Bedeutung auch für die Zukunft abzusehen, weil unsere Kultur es sich aus ethischen Gründen langfristig nicht leisten kann, hunderte Millionen Menschen hungern zu lassen, nur weil wir für unsere Veredlungsviehwirtschaft deren Nahrungsmittel wegkaufen, bzw. unsere Landwirte stattdessen subventionierte Ölenergie anbauen lassen).
Die Lebensreformbewegung hat uns ein gewaltiges Gedankenerbe hinterlassen, das in Verbindung mit den Ergebnissen unserer heutigen Wissenschaften uns für unser Leben bedeutsame Orientierungsperspektiven anbieten kann.