15. Was ist und was will die Gartenkunst? | ||||
Was von einem Menschen gefühlt und was ihm bewusst ist, entscheidet dessen Gehirn. Und was ein Gehirn ausmacht, bestimmen dessen genetischen und sozialen Vorgaben, sein Stoffwechsel und seine Wahrnehmungen. Unser Gehirn konstruiert seine Wirklichkeit selber und damit auch unser "Wissen", was Kunst ist. Dass im Bewusstsein der meisten Menschen die Gartenkunst nicht dazu gezählt wird, liegt allein an dem Umstand, dass zurzeit deren Wahrnehmungen nicht daraufhin programmiert, d.h. ausgerichtet sind. Die entscheidende Frage ist nicht, ob ein Garten ein Kunstwerk sein kann (im Verständnis des Autors ist er es), sondern ob er es im Bewusstsein seines Betrachters ist. Als kulturbezogene Frage handelt es sich hier um eine Wertfrage, deren Beantwortung deshalb auch allein nur kulturbezogen erfolgen kann.
Alles, was wir als eine "Kunstdisziplin" akzeptieren, ist eine Frage unseres Bewusstseins, d.h. unserer Kulturprägung. Für die Gartengestaltung als Kunstdisziplin sprechen:
1. Der Garten als eine Sinneswelt Ein Sinn kann nicht gegeben werden. Er muss gefunden werden, und finden heißt erarbeitet werden (in unserer Medienwelt ist dies ein Problem: Wir erhalten unglaublich viele Informationen, aber besitzen außer in einem schmalen Bereich kaum noch ein Wissen. Unsere Schule als Lernbereich soll Freude bereiten. Dagegen ist nichts einzuwenden. Sie hat dabei aber ihre Hauptfunktion als kindbezogene, bzw. jugendliche Arbeitsstätte weitgehend aufgegeben. Der Umgang mit Informationen wurde zu ihrem Hauptinhalt und nicht mehr die Kultur auf der diese bauen. Eine persönliche Kultur bedeutet aber, für die Fragen nach einer Sinneswahrnehmung eine persönliche Antwort gefunden zu haben). Nur etwa 10 % aller in unserem Gehirn existierenden Prozesse laufen auf einem verbalen Hintergrund ab. Alle anderen Vorgänge unseres Daseins werden von der Reizwelt unserer Umwelt nichtverbal beherrscht. Ursprüngliche Gefühle, innere Bilder bestimmen letztlich unser Verhalten. Die Bedeutung eines Gartens liegt nun einerseits in der Fülle seiner natürlichen Sinneseindrücke (wenn man sich noch für sie öffnen kann), d.h. der Sinneseindrücke auf die hin der Mensch sich in seiner Evolution entwickelt hat und andererseits in der Möglichkeit, seine dortige Umwelt kreativ nach seinen Bedürfnissen gestalten zu können. In keinem anderen Lebensbereich kommen sich Natur und Kultur so nahe und in kaum einem anderen hat er die Möglichkeit, sie so bewusst zu gestalten. Neurobiologisch vermag die Gartenkunst die Menschen mehr anzusprechen als jede andere Kunstgattung (dies gilt besonders für den nicht-verbalen kommunikativen Bereich). Ihre tatsächliche Bedeutung für den Menschen kann erst mit den Ergebnissen der modernen Neuroforschung erahnt werden. Ein Garten ist eine Welt der Sinne. Er ist ein Lebensbereich, der uns durch das Ansprechen aller unserer Sinne in unserer Psyche am tiefsten anzuregen vermag. Seine Stofflichkeit entspricht in idealer Weise der Stofflichkeit des Menschen. Ein Garten ist einerseits eine archaische Welt und andererseits eine Welt unserer Projektionen. Wir nehmen seine Elemente wahr, arbeiten und durchwandern ihn (bewegen uns in ihm). Dabei wiederholen sich unsere Tätigkeiten und nehmen im Laufe der Zeit einen rituellen Charakter an. Der wirkliche Reichtum eines Menschen liegt in seinem Empfindungsreichtum und seiner Genussfähigkeit, d.h. in bestimmten Formen seines Feinstoffwechsels, der den Charakter seiner Psyche bestimmt. Seine Glücksgefühle werden dabei von seinem Endophinhaushalt und sein neutraler Informationsbesitz von seinem Dopaminhaushalt bestimmt. Dabei sind es besonders die Naturreize, die seine einzelnen Gefühle wecken, nicht nur die erotischen, sondern auch die einfachen Naturansichten, die ersten Blumen oder die im Frühling und Herbst ziehenden Kraniche. Die heutige Bedeutung eines Gartens liegt einerseits in der Fülle der natürlichen Sinneseindrücke, d.h. der Sinneseindrücke auf die hin er sich in seiner Evolution entwickelt hat und andererseits in den dortigen Möglichkeiten, seine dortige Umwelt auf seine persönlichen Bedürfnisse hin, seinen Sinnen gemäß kreativ zu gestalten. In keinem anderen seiner Lebensbereiche ist dies sonst möglich und können sich seine Natur und Kultur so nahe kommen. Erst unser Kontakt mit unserer Umwelt, unserer äußeren Natur kann uns auch innerlich zur Entfaltung bringen. Ohne eine naturnahe Umwelt verkümmern unsere Emotionen und unsere Kreativität. "Naturreize" vermitteln uns fast immer ein "positives" Gefühl, während zivilisatorische Reize uns schnell überfordern, uns auf die Dauer krank machen. Ein Garten ermöglicht eine Gegenwelt zu den sinnlichen Entbehrungen unseres Alltags. Wir können in ihm zur "Erde" zurückkehren, in ihm unsere zivilisatorische Welt zurückdrängen und uns verstärkt wieder auf eine naturnahe Umwelt konzentrieren und dabei eine Welt entsprechend unserer Individualität schaffen. Er ist unsere individuelle Welt, die Welt unseres Urwissens, die wir rational wegen ihrer Komplexität gar nicht erfassen können. Wir nehmen ihn über unsere Sinne wahr, und er kann zugleich unserem Leben einen Sinn geben. Für Hermann Hesse konnte eine Beschäftigung mit Erde und Pflanze "der Seele eine ähnliche Entlastung und Ruhe geben wie die Meditation". Das Besondere der Gartenkunst ist, dass sie wie keine andere Kunstdisziplin mit den ästhetischen Urbedürfnissen des Menschen zu spielen vermag - Urbedürfnissen, die ansonsten in unserer postindustriellen Massengesellschaft an den Rand gedrängt werden, zu verkümmern drohen und dann nur noch über Extremreize angesprochen werden können. Eine Folge davon ist eine Schädigung des menschlichen Stoffwechsels, da ihm die dafür notwendige "natürliche" Reizwelt fehlt. Als Lebewesen sind wir weitgehend auf Wahrnehmungen aus der Umwelt hin angelegt. Wir registrieren sie und sichten sie dann (weitgehend unbewusst) nach ihrer Bedeutung für uns. Unsere Wahrnehmungsebenen dabei sind im Garten hauptsächlich auf dessen visuelle, geruchsbezogene, akustische und taktile Bilder eingestellt. Die geschmacksbezogenen spielen in der Regel nur eine Nebenrolle. Über seine Wahrnehmung tritt jeder Mensch in eine spezifische Kommunikation mit seinem Garten. Seine heutige Umwelt ist dagegen weitgehend kulturell bestimmt. Allerdings nehmen wir auch sie mit unseren ursprünglich auf die Natur bezogenen Sinnen wahr. Auch unsere Kommunikation im kulturellen Bereich erfolgt über deren elementare Reizbarkeit. Man geht davon aus, dass heute das Auge 80 % der neuronalen Prozesse bestimmt. Wir leben in einer Augenkultur der Pixel. Für die moderne Kunst allgemein bedeutet dies, dass sie Ebenen ihrer Tiefenkultur verliert (die aber in einem Garten sehr wohl noch gegeben sind, z.B. der Geruch). Die bildnerischen Strukturen wirken auf unsere Stimmungen ein. Sie schaffen Gefühlswerte. Dies gilt besonders für das Licht und die Farben. So aktivieren warme Farben unser autonomes Nervensystem und erhöhen damit unseren Pulsschlag (rottonige Räume werden bei gleicher Temperatur um 3 - 6° C. wärmer eingeschätzt als blautonige). Dunkle Räume werden oft als bedrohlich empfunden. Sie wecken schnell Angst. Unsere Sinne reagieren auf Schlüsselreize, bei denen einzelne Kernmerkmale im Vordergrund stehen. Bei einer angestrebten Signalwirkung werden sie überbetont (gestalterisch erreicht man den gleichen Effekt auch über eine Reduktion auf wenige Merkmale oder Elemente). Besonders in der modernen Kunst werden gerne solche Signalreize eingesetzt (z.B. von Klee und Miró). Bereits bei Tieren dienen Streifen, Flecken, Muster oder Farben der innerartlichen Kommunikation. Das Überzeichnen phylogenetischer Reizmuster kennt man schon aus den Kulturen der frühen Menschen oder von den Naturvölkern. Dazu gehörten gestalterisch die Sexualorgane, die Hände (z.B. als Symbol der Abwehr oder als Geste des Segens) oder das "Kindchenschema". Wie stark auf uns phylogenetische Vorgaben noch einwirken, mag das Beispiel deutlich machen, dass viele Personen gegenüber kleinen Spinnen schnell Ängste entwickeln, während sie gegenüber dem viel gefährlicheren Autoverkehr entsprechende biologische Schutzmechanismen nicht kennen. Allen unseren Wahrnehmungen sind Emotionen angelagert. Dabei ist es z.B. bei den Farben erst unsere jeweilige Kultur, die deren Bedeutung festlegt. So ist in Europa die Farbe der Trauer schwarz, in Asien weiß und in Guatemala (Maja) bunt. Wir transportieren über die Farben unsere Wünsche mit dem Ziel, damit Emotionen zu wecken (Menschen versuchen sich über sie anziehender zu machen. Dabei sind ihre emotionalen Inhalte oft traditionell festgelegt. So ist auch heute noch die Farbe "Blau" bei Verpackungen sehr beliebt, wird aber bei Nahrungsmitteln abgelehnt (weil "schlecht" gewordene Nahrungsmittel schnell einen blaugrauen Ton annehmen). Man kennt unterschiedliche Farbvorlieben in verschiedenen Kulturen, bei den verschiedenen Geschlechtern und auch bei den verschiedenen Altersgruppen. Genau genommen gibt es keine verbotenen Farbkombinationen. Ein "guter" oder ein "schlechter" Geschmack sind nur Aussagen einer sozialen Milieuzugehörigkeit. Allerdings hat jeder Mensch innerhalb seiner Kultur mit Hilfe der Farben die Möglichkeit, seine Persönlichkeit besonders zum Ausdruck zu bringen. Auch unser Zeitgefühl ist durch die Uhr sehr mechanisch geworden. Unser inneres Gefühl verbindet es mit bedeutsamen neurophysiologischen Mustern im Gehirn, d.h. mit bedeutsamen Ereignissen im Leben. Zu den biologischen Grunderfahrungen gehören die Tages- und Jahreszeiten, das Aufleben der Natur im Frühling, ihr Leben im Sommer, ihre Reifezeit im Herbst und ihre Ruhezeit im Winter unter der weißen weiten Schneedecke. Unsere ganze Gartenwelt baut auf einem phylogenetischen, archetypischen Hintergrund auf: Seien es die Umgrenzung eines Stückes Land, seine Wasserstellen, die Bepflanzung oder die Grotten und das Labyrinth. Sie gab ihm einst ein Gefühl der Sicherheit und das einer Beheimatung gegenüber einer Welt, für die der Mensch von seiner Biologie her nicht ausreichend angepasst war, und für die er seine Mängel mit Hilfe seiner Kultur kompensieren musste. Der Garten wurde so zu einem seiner ersten Kulturprodukte. Heute erwarten wir von einem Garten, in dem wir innerlich aufgehen sollen, in dem wir uns wohl fühlen, dass
Religionen haben einen Doppelcharakter, indem sie das Mystische mit den letzten Sinnfragen verbinden. Das erstere ist tief in uns angelegt, während das letztere Setzungen und Projektionen sind, die wir so fest verankert wissen wollen, dass wir sie zu unserer Orientierung nicht mehr hinterfragen müssen. Während der Gartenarbeit in ihrer meditativen Dimension vereinen sich beide zu einer einfachen Demut (im Zen wurden sie so zu einem Ausdruck der japanischen Kultur). Der Weg durch einen Garten führt vorbei an Inhalten der Erinnerung, sowohl positiven wie negativen, wenn man an früheren Schnecken- oder Wühlmausfraß denkt, führt vorbei an Pflanzen, die man von irgendeiner Reise mitgebracht hat und die oft später mit einem hohen Pflegepreis verbunden waren. Ein Garten ist zunächst immer eine Welt der Sinne, eine Vielfalt von Sinneseindrücken. Sein heutiger Hauptinhalt ist das Erleben von Natur. Jeder andere Inhalt ist letztlich sekundär. Mit Hilfe einer strukturellen und farblichen Komposition schafft er eine Atmosphäre, die dem psychischen Bedürfnis seines Besitzers entspricht. Kein anderes Kunstwerk kann vergleichbare Stimmungen erzeugen und so mit Licht, Farben, Düften und Geräuschen arbeiten. Er ist als ein gebündeltes Wahrnehmungsergebnis der Natur der Ausdruck einer jeweiligen Kultur, der eines Menschen, einer Zeit oder eines Umfeldes. Mit der Gestaltung eines Gartens schafft man eine neue Welt. Gewöhnlich sind wir die Gefangenen unserer eigenen Gedanken und Träume. Sie helfen uns, den alltäglichen Realitäten zu entfliehen. Unsere Mauern stehen nicht um uns herum, sondern sie sind in uns. Es ist ein Paradox, dass ein Garten, zu dessen Hauptmerkmalen seine Grenzen gehören, uns selber zu öffnen vermag und uns dabei helfen kann, uns zu uns selber zu führen, unseren Kopf sowohl von unseren Lasten wie auch von unseren Fluchtträumen frei zu machen. Es ist nicht zufällig, dass er deshalb zu den Hauptbereichen der Zen-Kultur gehört. Unsere Wahrnehmungen trennen uns als eigenes Medium einerseits vom Objekt, andererseits verbinden sie uns aber mit ihm. Immer stehen sie zwischen dem Subjekt und dem Objekt. Man kann sich deshalb mit dem letzteren auch nie vereinen. Immer kann man sich ihm nur annähern. Vielleicht gibt es kein besseres Symbol für das Ringen des Apollinischen mit dem Dionysischen als einen Garten. An keiner Stelle der menschlichen Kultur wird es so deutlich wie hier. Auf der einen Seite der Mensch mit seinen Vorgaben und auf der anderen die letztlich unzerstörbare Kraft der Natur, die sich immer wieder gegen ihn durchzusetzen versucht. Der Garten wird so zu einem Sinnbild des Versuchs einer Herrschaft der Ratio über die Anarchie - letztlich der Kultur über die Natur. Und so wird er als eine menschliche Aussage zur Kunst, zur großen Kunst. Ein bedeutsames Merkmal innerhalb des Sinnesbezuges eines Gartens sind seine flüchtigen, kurzlebigen, impressionistischen (ephemeren) Erscheinungen. Sie lassen sich nicht gewollt anstreben, entziehen sich auch einer naturwissenschaftlichen Erfassung. Sie haben aber eine vorher oft unvorstellbare emotionale Wirkung. Zunächst gehören dazu auch einfache Geschehnisse wie
In der alten Naturphilosophie des Empedokles (um 500 v.Chr.) kannte man die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde, aus der sich die Welt zusammensetzte. Nach ihm gab es kein Entstehen und Vergehen, sonder nur ein sich ständiges Trennen und Neuvermischen. Dieses Weltbild wurde erst zu Beginn des 19. Jhs. vom periodischen System der Elemente abgelöst, um heute nur noch mathematisch-abstrakt unser Universum über die Elementarteilchenphysik zu erklären. Für unsere Sinne geben diese neuen Erklärungen aber nichts mehr her. Diese sind im Laufe ihrer Evolution nur auf die Wahrnehmung unserer unmittelbaren, stofflichen Umwelt bezogen, und für diese gelten nach wie vor die klassischen Grundelemente. Sie sind es deshalb auch, die den stofflichen Kern unseres Gartens als ideale Lebenswelt bestimmen. Dadurch ergeben sich für dessen Gestaltung folgende Bauelemente:
2. Die Aufgaben eines Gartens In Deutschland gibt es ca. 30 Millionen privater Gärten. Über 60 % aller Deutschen möchten einen besitzen. Die Gartenarbeit gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Für 40 % der Bevölkerung ist er für das persönliche Wohlbefinden bedeutsam (nur 1 % weniger als die Urlaubsreise). Darüber hinaus ist der Garten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für
Durch seine Bedeutung für den Menschen (u.a. psychische, symbolische) verliert der Garten die Unschuld einer freien Natur. Überall wo der Mensch wirkt, gibt es diese nicht mehr. Selbst ihr Erhalt wird unter seinen Händen künstlich. Da liegt es nahe, da er selber zunächst ein Stück von ihr ist, den Umfang seiner Bedürfnisse ihr gegenüber abzuklären. Uns geht es hier nicht um die Abdeckung seines Nahrungsbereichs, sondern um den Bereich in ihm, für den es in unserer Zivilisation kein Gegenüber gibt. Für den er zwar im Laufe seiner Evolution für seinen Stoffwechsel auf eine bestimmte Wahrnehmungswelt hin sich entwickelt hat, deren Reizangebote es aber heute oft überhaupt nicht mehr gibt, bzw. in ihrer Ausgewogenheit nicht mehr gibt. Eine Folge davon ist, dass je nach persönlicher Veranlagung unser Stoffwechsel eher oder später aus seinem Gleichgewicht gerät und wir in der Folge zunächst psychisch und dann physisch krank werden. Aus dieser Sicht kann der Mensch nicht nur wegen seines Nahrungsbedarfs auf sie nicht verzichten. Der zweite Aspekt ergibt sich aus seiner Sozialbindung. Neben seinem Nahrungsbezug besitzt der Mensch auch einen tiefen Kulturbezug, der von einem bestimmten Lebensstandard an sein Selbstverständnis auch über Sozialleistungen ableitet. Die Schlüsselbegriffe dafür sind autonome Kreativität (Selbstverwirklichung) und sozialer Status. In keinem anderen Objekt unserer Gesellschaft lassen sie sich so vereinen wie in einem Garten. Sieht man nun beide Bedeutungsebenen, dann wird die Gartenkunst für den heutigen Menschen zur bedeutendsten Kunstdisziplin. Ein Garten vermittelt zwischen Natur und Kultur, zwischen etwas Verlorenem und unseren Träumen. Über unsere Tätigkeit bringen wir uns selber in ihn ein und formen ihn dadurch zu einem Spiegelbild unseres Selbst. Er kann dabei die ganze kreative und geistige Kraft eines Menschen aufnehmen und zu einem unverwechselbaren Kunstwerk werden. Jeder Garten besitzt dann
Ein Garten ist
Zurzeit spielen in unserer kurzlebigen Gesellschaft sogenannte "temporäre Gärten" eine große Rolle. Sie sind auf einen kurzfristigen Konsum hin angelegt, auf Effekthascherei, Ausdrücke eines gärtnerischen Happenings oder einer kurzlebigen Illusion. Bestimmte Garteninhalte werden modisch für große Bevölkerungsmassen für einen kurzen Moment aufbereitet. Mit Gartenkunst haben sie eigentlich nichts gemein, da diese auch immer eine gewisse Entwicklung in sich beinhaltet, die eine Dauer voraussetzt. Gartenbilder sind der Ausdruck eines Lebensgefühls. Ein Garten spiegelt die Bedürfnisse seines Besitzers wieder. Gärten sind private Rückzugsräume aus einer hektischen Arbeitswelt. Indem sie diese in die Gestaltung indirekt als Gegenpol einbeziehen, werden sie zu einem Ausdruck der Lebensgewohnheiten ihrer Besitzer - verbunden ist damit ihre gewonnene zunehmende Individualität. Als erweitertes Wohnzimmer kann ein Garten zu einem Lebensmittelpunkt werden, sei es im Bereich einer persönlichen Freizeitgestaltung oder in möglichen repräsentativen Funktionen. Ein Garten kann für seinen Besitzer auch eine religiöse Bedeutung besitzen, da er einer spezifischen Erweiterung seines Wahrnehmungsumfeldes dienen kann bei der Suche nach einer religiösen Erfahrung über die Natur, d.h. bei der Suche nach spirituellen Erfahrungen. Ein gemeinsamer Kern aller Religionen ist die Mystik. Bei einem mystischen Erlebnis werden die Grenzen zwischen dem Ich und der Umwelt aufgehoben. Ein Zeitgefühl verschwindet, und man macht die Erfahrung eines höchsten Glücksgefühls. Da eine letzte Wirklichkeit intellektuell nicht erfasst werden kann, versuchen es religiös ausgerichtete Menschen über eine emotionale Vereinigung mit der Umwelt. Ihr Hirnzustand wird ein anderer. Über das Abschalten, die Konzentration werden die Neuronen auf eine Wahrnehmungsebene gebracht, auf der sich für das Bewusstsein Subjekt und Objekt nicht mehr unterscheiden. Alles wird zu einer Einheit. Jedes Zeitgefühl geht verloren. Die Hirnzellen ordnen sich dabei dauerhaft neu. Diese Neuorganisation gilt als das wesentliche Kriterium für eine mystische Erleuchtung. Sie ist sogar messtechnisch nachweisbar. In den Religionen wird dieser Zustand oft als ein Ideal angestrebt. Sie können damit den einzelnen innerlich entlasten und ihm helfen einen Lebenssinn zu finden. Im Garten entsteht dieser Zustand durch das einfache "Da-sein", das einfache Tun, das unreflektierte Einlassen der Natur (Umwelt) auf sich. Man gerät dann in seinem Inneren in die Nähe des Zen-Buddhismus, in die mystische Tradition der Zen-Gärten. Die hingenommene Monotonie vieler Arbeiten lässt entspannt die Wahrnehmungen auf das unbewusste Bewusstsein einwirken. Wie kein anderes Kunstwerk kann ein Garten das individuelle Gegengewicht zu unserer Massenkultur darstellen. Er kann Wohnraum, Spielraum und Lebensraum sein. In ihm wird das Naturverständnis des Menschen repräsentiert, d.h. seine Beziehung sowohl zur Natur wie auch zur Kultur. Er spiegelt immer das Naturverständnis einer bestimmten Kultur, d.h. einer bestimmten Gesellschaft in einer bestimmten Zeit wieder. Je nach dem Gestaltungsschwerpunkt kann er verschiedenen Kunstdisziplinen zugeordnet werden. In der Regel erleben wir ihn aber als ein Gesamtkunstwerk. Über die Einzelperson hinaus besitzt die Gartengestaltung wie sonst nur der Hochbau als Kunstdisziplin auch eine soziale Funktion. Dann wird sie zu einer Bühne für Festlichkeiten, Empfänge, das Flanieren, die Konversation und wie schon zu seinen Anfängen eine Welt der Liebesspiele (besonders in den Bosketten des Barocks). Als man in ihr noch etwas Teuflisches sah, galt der Garten als ein Raum der Sünde, der Verführung ("Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch). Gärten haben über ihren Naturbezug auch immer eine Verbindung zum Erotischen gehabt. Dies war bereits bei den Römern so. Im Mittelalter galten sie, als man in ihnen kirchlicherseits nur etwas Teuflisches sah, als Orte der "hohen Minne". In der Renaissance wurden sie dann zum Schauplatz amouröser Begegnungen, symbolisch bewacht von den Statuen der Venus oder anderen entsprechenden Symbolträgern. Für die Vielzahl der unehelichen Kinder aus den höfischen Gärten gab es einen eigenen Begriff ("Bankert"). Im 18. Jh. baute man dann in die Landschaftstempel Liebestempel und Liebesgrotten, und im 19. Jh. waren die städtischen Parkanlagen Treffpunkte für alle sexuellen Praktiken. Man kann symbolisch viele antike Fruchtbarkeitsgötter in den Garten stellen - der vielleicht erotisch eindeutigste bleibt dabei Priapos. Der Garten wurde geradezu zu einem Symbol für das erotische Zusammensein, angefangen von den neckischen Spielereien bis hin zur amourösen Zweisamkeit. Eine Kultur ist die Summe von traditionellen Denkmustern, an denen sich der einzelne orientiert. Vorprogrammiert sind wir aber auf eine biologische Welt mit gewissen Freiräumen für unsere jeweilige Anpassung. Damit sind auch die Inhalte der Gartenkunst dem Menschen im Rahmen seiner auf die Natur bezogenen Wahrnehmungsprogrammierung weitgehend apriori vorgegeben. Er kann sich von diesem biologischen Erbe nur begrenzt im Rahmen einer Selbstzerstörung lösen, indem er sich kulturell gegen diese seine Natur stellt. Ein Garten kann ihm dafür im Sinne einer gewissen Rückkehr einen gewissen Ausgleich verschaffen. Er kann sich nicht aus der Wechselwirkung von Natur und Kultur in ihm selber befreien, wohl aber seinen in unserer Kultur verkümmerten Naturbezug stärken, um dadurch psychisch und physisch gesund zu bleiben, indem er wieder ein ihm gemäßes Gleichgewicht in sich herstellt. Der Garten wird zu einer Zufluchtstätte eines sonst aus seiner Naturbasis entwurzelten Menschen. Da es verschieden programmierte und damit interessierte Menschen gibt, gibt es auch verschieden ausgerichtete Gärten. Jeder, der mit vielen Personen zu tun hat, empfindet den einen sympathischer als den anderen. Oft weiß er sehr schnell, mit wem er einen inneren Kontakt pflegen möchte und mit wem nicht. Gründe für diesen Vorzug wird er oft nicht nennen können. Dieses atmosphärische Empfinden gilt auch für Gärten. Bei der menschlichen Verschiedenheit muss es auch "verschiedene Gärten" geben.
3. Der Garten als Kunstwerk
Da die Gartenkunst einen eigenen Kommunikationsbereich im Außenraum betrifft, hat sie mit der viel umfangreicher denkenden eigentlichen Landschaftsplanung nicht viel gemein. Zwar betrifft diese wie jeder Kulturbereich einen verwandten Erlebnisbereich, doch handelt es sich dabei um ein Erleben ganz anderer Art. Bei der Gartenkunst gehrt es um das Umsetzen einer inneren ganz anderen Haltung. Sie ist es, die eine Gestaltung zur Kunst macht. Die Schaffung eines allein dekorativen Umfeldes würde dem Kunstgewerbe zuzuordnen sein. Die Gartenkunst setzt sich nicht allein mit den Gartenelementen Erde, Wasser und Pflanzen auseinander, sondern denkt in Räumen, Strukturen, Ansichten (Bildern), plastischen Elementen, der Umsetzung von Gedanken. Ein handwerklicher Garten arbeitet dagegen mit einem Planum, Terrassen, Wegen und verschiedenen Elementen wie Pergolen, Teichen u.ä.. In ihm ist die Pflanze ein Funktions- (z.B. für den Sichtschutz) oder ein Dekorationsmittel. In einem Erzeugnis der Gartenkunst ist sie dagegen ein bedeutendes inhaltliches Gestaltungselement. Ein Gartenkünstler arbeitet mit Inszenierungen, Assoziationssträngen. Er schafft mit der Hilfe von Kompositionen visuelle, naturnahe Räume. Bei ihm wird der Garten zu einem abstrakten Symbol der Natur, im weitesten Sinne des Existentiellen überhaupt. Heute haben wir in der Gartengestaltung den Handwerker, den Freiraumingenieur (Grünplaner) und den Gartenkünstler. Die beiden letzten bezeichnen sich heute als Landschaftsarchitekten. Sie werden akademisch ausgebildet. Dabei gibt es bei genauerer Betrachtung den letzteren nur noch in Ausnahmefällen. Im Rahmen der Aufgabenausweitung des Berufsfeldes wurde er aus wirtschaftlichen Gründen völlig aus dem Blickfeld verdrängt. Die ursprüngliche zentrale Tätigkeit wurde heute bestenfalls zu einer Randarbeit. Heute könnten Gartenliebhaber auf die moderne Gartenkunst genau so anregend sein wie z.B. Maler als "Bildhauerlaien" auf die moderne Skulptur (wie einst die "Dilettanten" beim Landschaftsgarten). Vielleicht steht die Gartenkunst ihres Bezuges zur Ästhetik wegen den Geisteswissenschaften näher als die Landschaftsgestaltung mit ihrem fast alleinigen naturwissenschaftlichen Bezug. Oft werden die allein rational, funktional konzipierten Gärten glorifiziert. Sie erfüllen in der Regel auch eine Reihe an Forderungen. Ihnen fehlt allerdings das gewissen Etwas, die emotional-geistige Substanz, die das Mehr an Kunst ausmacht und die wir z.B. bei den schlichten Gärten der japanischen Teezeremonie bewundern können. Heute hat sich die Landschaftsarchitektur in Deutschland zu einer reinen Ingenieurwissenschaft entwickelt. Ihre Fakultäten konkurrieren mit den anderen technischen Studiengängen. Für die Kunst verbleibt in ihr kaum noch Raum. Wie gering das gegenwärtige Ansehen der Gartenkunst in unserem Land ist, zeigt das Beispiel, dass es hier zurzeit keine einzige monatliche erscheinende Gartenzeitschrift mit einem gewissen Niveau gibt, die ihre Beiträge aus der Kunstperspektive aufzeigt. Letztlich steht die heutige Landschaftsarchitektur vor der Frage, wie lange sie noch den Spagat zwischen Gartenkunst und Ingenieurbiologie, zwischen phylogenetischer Ästhetik und "Wissenschaft" weitermachen will. Nicht, dass es in ihr nicht für beide Bereiche Berührungspunkte gibt, doch ist deren geistige Ausrichtung eine jeweils völlig andere. Sollten die jetzigen Hochschulen die Gartenkunst nicht wieder als eine eigene Kunstdisziplin einführen können (wie dies im Ausland durchaus der Fall ist), dann wäre wieder ein eigener Studiengang an einer Kunstakademie zu überlegen (wie er einmal von Mattern für Kassel angedacht worden war. Evtl. mit einer vorangegangenen Meisterprüfung in der Gartengestaltung). Das Problem der an einer Universität ausgebildeten Gärtner ist, dass deren Arbeiten allein Kopfgeburten sind (Kunst erwächst dagegen aus dem Bauch) und sollten sie sich einmal zu Gartenkünstlern entwickeln, dann geschieht dies im Rahmen einer persönlichen Weiterentwicklung als Autodidakt (wie es ehrlicherweise auch Kienast von sich sagte). Bei der erfolgten Ausdehnung des Berufsfeldes Gartenkunst zur Freiraumplanung ging es zunächst allein um eine Ausweitung möglicher Aufgabenfelder und damit die Einbindung neuer Auftragsmöglichkeiten, d.h. letztlich allein ums Geld. Die geistig-inhaltlichen Fragen blieben davon zunächst unberührt. Die eigentliche Gartenkunst wurde dabei zunächst an die Seite gedrängt und dann weitgehend vergessen, obwohl, wenn es je eine Notwendigkeit für sie gegeben hat, sie diese heute besitzt - unabhängig von ihrem augenblicklichen niedrigen Niveau und dem noch geringeren Wissen von ihr in der Öffentlichkeit. Die heutige wissenschaftliche Landschaftsarchitektur ist der Kuckuck im Nest der Gartenkunst bzw. Gartenarchitektur (einer kleinen Berufsgruppe, die nicht die Kraft besaß, sich gegen die Umorientierung zu wehren. Heute ist die Gartenkunst praktisch aus ihrem eigenen Nest geworfen worden). Bei positiver Einstellung ihr gegenüber zählt man sie heute im günstigsten Falle zu den "angewandten Künsten" und beruft sich in der Ablehnung dabei gerne auf Migge, ohne dessen kunsthistorischen Hintergrund mit zu benennen (eine solche Position war in seiner Zeit gegenüber allen Künsten weit verbreitet, man braucht dabei nur an Maler wie Mondrian, Bildhauer wie Tatlin zu denken). Gleichzeitig hat man allerdings keine Schwierigkeiten die Arbeiten von bekannten Künstlern zur Gartenkunst zu zählen. Man denke nur an Finlay, de Saint-Phalle oder Horn. Die heutige Landschaftsarchitektur ist in eine Vielzahl von Tätigkeiten zersplittert, so dass es schwer fällt, ihr einen konkreten Arbeitsbereich noch zuzuschreiben. Der BDLA (Bund Deutscher Landschaftsarchitekten) spricht in seinem Berufsverständnis allgemein von "Verantwortung für den Zustand unserer natürlichen Lebensgrundlage und deren Wechselspiel mit sozialer und geplanter Umwelt". Das bedeutet, dass er sich nicht mehr als ein Verband von Gärtnern sieht, sondern sich für alle Außenräume verantwortlich fühlt. Das Besonders durch die Hannoversche Schule geschaffene neue Berufsverständnis nach dem 2. Weltkrieg hat zwar die beruflichen Perspektiven des Berufstandes auf die gesamte landschaftliche Umwelt ausgedehnt, ihre eigentliche Ausgangsbasis, den ästhetischen Umgang mit überschaubaren Naturräumen zu einer Nebensache verkommen lasse. Uns geht es allerdings allein um diese Räume, insbesondere den Garten als ästhetisches Erlebnis, d.h. den Garten als Kunstwerk. Mit der Verwissenschaftlichung der Gartengestaltung ging deren ästhetische Ausrichtung, d.h. ihre Beziehung zur Kunst verloren. Die qualitativen Maßstäbe der Geisteswissenschaften verlagerten sich zu den quantitativen unserer Naturwissenschaften, d.h. letztlich der Mathematik. Dabei ist es ein Paradox, dass wenn man die Zugangsweise weiter verfolgt, mit der Quantenmechanik die Unbeschreibbarkeit der Natur für uns erkannt wurde. Die Freiraumplanung wurde zu einer von allen Emotionen befreiten Funktionsplanung. Rational wird ein Bedarf festgestellt und in Verbindung zu dem Gebrauchswert eines Freiraumes gesetzt. Ihren Vertretern gibt sie das Gefühl von Wissenschaftlichkeit, obwohl alle ihre Ansätze letztlich auf der Grundlage von Wertansätzen beruhen (einer im Hintergrund nicht mehr hinterfragten Philosophie) und damit allein das Ergebnis eines Konsenses oder einer Mode sind. Das wissenschaftlich "Abgesicherte" gilt allgemein zwar als das Objektive, ist aber auch das Unverbindliche. Und eben in diesem "Nichts-sagen" lag und liegt das Problem unserer heutigen Gartengestaltung. Genau genommen ist das gelegentliche Agieren der Wissenschaftsseite gegen die Gartenkunst ein Ausdruck ihrer eigenen Unsicherheit - einmal gegenüber den anderen Wissenschaften in Hinblick auf ihre Anerkennung in ihrer Wissenschaftlichkeit und andererseits zu ihrem historisch engen Aufgabenbezug, d.h. ihrer eigentlichen Herkunft. Dabei stellen beide Seiten - die Kunst und die Wissenschaft - in unserer Welt eine Notwendigkeit dar und könnten sich gegenseitig befruchten. Gegenüber stehen sich Ästhetik, als eine phylogenetisch vorgegebene und kulturell ausgerichtete Emotion auf der einen Seite und die Wissenschaften auf der anderen, und erst in deren Vereinigung lassen sich humane Lösungen finden, unabhängig davon, wie diese in ihrer Zeitabhängigkeit aussehen. Bei aller Wissenschaftsliebe, für unsere Alltagsorientierung bleiben wir letztlich auf die Gesamtschau der Natur angewiesen, in der wir uns als Glied in deren Wechselwirkungen einordnen. Letztlich können wir nicht anders, als alle unsere Fakten unwissenschaftlich, emotional zu bewerten, und ein Garten ist ein Ort, in dem wir zentral in diesen Wechselwirkungen stehen. Für den einzelnen Gartenkünstler kann es relativ gleichgültig sein, ob er seine Aufträge als Künstler oder als Landschaftsarchitekt erhält. Wichtig ist allein die Akzeptanz seiner Arbeit als Kunst, sowohl für sein eigenes Ansehen wie auch den Dialog mit der Öffentlichkeit. Dieser Dialog ist für soziale Gemeinschaften das Entscheidende. Eine besondere Schwierigkeit für das Verständnis der Gartenkunst stellt der Umstand dar, dass sie stark mit dem Unbewussten des Menschen arbeitet (und dieses bei jedem Menschen, genetisch bedingt, ein anderes ist). Sie steht oft für das phylogenetisch Abwesende, die archetypischen Bedürfnisse. Die Lebensreformbewegung hat diesen Komplex in der Nachfolge des Landschaftsgartens zwar angestoßen, aber durch den Nationalsozialismus nicht mehr die Kraft besessen, dafür eine eigene, kommunikationsfähige Sprache zu entwickeln. Mit Hilfe der Wissenschaftssprache können wir aber die Komplexität eines Gartens erfassen. Reduzieren wir ihn auf diese, kann er zwar technisch vollkommen, emotional aber tot sein (wie viele Gärten in Deutschland. Das Emotionale suchen wir dann in England oder Italien). Jeder Garten als Kunstwerk zielt primär auf das Unbewusste im Menschen. Vereinfacht zusammenfassend ausgedrückt, gliedern wir die heutige Garten- und Landschaftsgestaltung in folgende vier Arbeitsbereiche:
4. Was ist Kunst?
Kunst erwächst aus dem Spannungsfeld der gegensätzlichen Pole im Menschen - seiner Natur und seiner Kultur. In keiner anderen Kunstdisziplin kann sie so umfassend zur Sprache gebracht werden wie in einem Garten. Das Problem ist nur, dass es z.Z. noch keine allgemein anerkannte Sprache für sie gibt. Kunst wird heute sozial weitgehend nur noch als ein mehr oder weniger sinngebender Orientierungsinhalt gelebt. Dabei ergibt nicht einmal die Kunst selber diesen Inhalt, sondern nur die Möglichkeit eines Dabeiseins, eines Dazugehörens. So kann man bei den Eröffnungen der "großen" Kunstausstellungen wegen der Masse der Menschen die ausgestellten Werke oft kaum sehen. Wichtig ist allein, dass man dabei gewesen ist (oder bei einem Konzert in einer riesigen Arena, in der man den Sänger nur als einen kleinen Punkt in der Ferne sieht, als solcher nur erkennbar auf den großen Filmleinwänden und über eine Vielzahl von Lautsprechern). Aber dieses Dabeisein besitzt eine - vielleicht wichtige - psychische Funktion, mit der eigentlichen Kunst hat sie bestenfalls nur sekundär etwas zu tun. Kunst ist immer etwas Authentisches. Im Laufe der Geschichte hat sich unsere Vorstellung von dem was Kunst ist, ständig verändert. Waren es in der Antike die Tätigkeiten, die nur ein freier Mann ausüben konnte, seit der Renaissance die Arbeiten eines genialen Handwerkers, so ist es heute oft nur das Ergebnis eines charismatischen Selbstdarstellers, der gut von den Medien vermarktet werden kann. Ihr "Verfall" setzte mit einem zunehmenden Verlust unseres religiösen Wissens ein und ihrer Zuordnung zur Philosophie. Damit wurde ihr phylogenetischer Hintergrund vernachlässigt. Freud sah in ihr eine "Form der Triebbefriedigung". Und schnell folgte der Vorwurf, dass ihre Aussagen pathologisch seien, wenn ihre Formsprache nicht konsensfähig war. Da unsere Wahrnehmung immer different ist, benötigen wir für ihr gemeinsames Erleben wenigstens ein gemeinsames Konzept für diese Wahrnehmung. Wie weit sich ein Künstler dem Konsens mit dem Publikum verweigern kann, muss er jedes Mal mit diesem in einem Dialog prüfen (wenn er allgemein dasrauf angewiesen ist. Im anderen Fall kann es ihm egal sein. Letzteres ist z.B. bei einem privaten Gartenkünstler in der Regel der Fall). Die Kunst ist nicht ein Gegenbegriff zur Natur, sondern der Durchbruch unserer archaischen Welt innerhalb unserer Kultur. Es gibt keine Kunst ohne die Natur. Somit wird der bewusste Umgang mit ihr, je mehr wir uns in unserer Zivilisation von ihr entfernen, zu einem existentiellen Programm (und keine der Kunstdisziplinen kann es so breit abdecken wie die Gartenkunst). Es ist ein Problem, dass in Ermangelung allgemein anerkannter Zuweisungskriterien heute jeder Tabubruch und jedes Ausleben von Neurosen zur Kunst erklärt werden kann. Natürlich lässt sich die Selbstbefriedigung vor einem Publikum (1972 New York, 1994 Wien) von Kunstkritikern auch als Protestakt gegen den Missbrauch des menschlichen Körpers erklären. Auch über die Erledigung seiner Notdurft auf einem Meißener Teller ließe sich wahrscheinlich sehr viel Bedeutungsvolles sagen, doch behält eine solche Entgrenzung des Kunstbegriffs etwas Unbefriedigendes. Ein großer Teil des gegenwärtigen Kunstmarktes scheint zu einer Entäußerungsschau psychisch kranker Menschen geworden zu sein, in der man sich wie im Märchen "Des Kaisers neue Kleider" gegenseitig die Gewänder lobt. Letztlich nutzen hier nur die Beteiligten, die einst privilegierte Stellung der Künste vor der bürgerlichen Gesellschaft für ihre Selbstdarstellung. Selbst bei einem Paradigmenwechsel muss die Kunst für einen echten Dialog ihre Kriterien, unter denen sie antritt, benennen können. Es ist richtig, dass heute zu ihren Aufgaben das ständige Hinterfragen unserer kulturellen Normen gehört (weil sie oft im Gegensatz zu "unserer" Natur stehen) und dass sie damit auch eine gesellschaftliche Funktion besitzt. Damit verbunden muss sie nicht immer "schön" sein, darf provozieren, weh tun und zu Auseinandersetzungen anregen. Sie ist ein Teil unseres Bewusstseinshintergrundes. Moderne (offene) Kunst erlaubt das ungehemmte Assoziieren. Aber ist alles erlaubt, alles richtig, nichts falsch? Kann eine künstlerische Aussage unverbindlich sein, ohne einen Aussagewert. Der Interpretierende in ihr bleibt letztlich allein auf sich zurückgeworfen und folgt, losgelöst durch einen Reiz, seiner eigenen Gedankenwelt (in diesem Sinne befreit die moderne Kunst oft nicht, wie sie es von sich behauptet, sondern verfestigt nur den Käfig, in dem jeder steht). Das Eigentliche in der modernen Kunst ist für den Künstler deren Entstehungsprozess, die Verbindung eines Inhalts mit einer Form. Dabei steht der einzelne Künstler bei jedem neuen Werk immer vor einem Anfang, und jeder Inhalt ergibt sich aus seiner Erfahrung, die im einzelnen Fall nur ein Hinweis auf ein Problem sein kann. Vielleicht ist das eigentliche Problem der modernen Kunst ihre babylonische Sprachvielfalt, in der kaum jemand den anderen tatsächlich versteht. Eine wissenschaftliche Herangehensweise hilft nicht, weil sie deren Eigenart nicht erfassen kann, wie z.B. die physikalische Erklärung des Lichts (über seine Aufspaltung in seine verschiedenen Wellenlängen) dieses einen Blinden kaum verstehen lässt. Letztlich bleibt die Kunst immer auch weitgehend ein emotionaler Ausdruck, eine Angelegenheit des Gefühls auf dem Hintergrund phylogenetischer und kultureller Vorgaben. Ihre entscheidenden Kriterien sind letztlich nicht ihre rational festgemachten Momente oder Details, sondern letztlich ihre gefühlten Aussagen, wie das Kraftvolle und die Eindeutigkeit einer Linienführung, Formgebung und die Sinnlichkeit des Wahrgenommenen. Wir stellen zunächst drei inhaltliche Forderungen an die Kunst:
Die Bezugsgrößen fast aller Kunstdisziplinen sind nur ein enger Gestaltungsbereich, der der Gartenkunst ist die ganze Welt, der die anderen Disziplinen sogar als Teilbereich in sich aufnehmen kann. Wer sie nur auf eine Imitation (der Natur) beschränken will, hat sie in ihrem Wesen nicht verstanden. Eine solche Aussage würde der eines Unmusikalischen über die Musik entsprechen. Als einzige Kunstdisziplin beinhalten Gärten alle Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst Die Kunst steht am Anfang unseres Lebens. Weshalb, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist sie ein entscheidender sinnlicher Faktor im Vorfeld der Sexualität, d.h. der Partnerwahl. Bei deren Gleichgewichtsspiel zwischen Stärke und Schönheit wird beim Menschen der männliche Part von der Stärke (verbunden mit Aggressivität) und der weibliche von der Schönheit bestimmt, der männliche von dem Wunsch nach Unterwerfung der Frau und der Weibliche von der Möglichkeit der Wahl. Ob wir es wollen oder nicht, es scheint ein tiefer Bezug zur Ästhetik in uns angelegt zu sein. Über die Schönheit versuchen wir die Aufmerksamkeit eines Gegenübers, bzw. unserer Umwelt zu erringen. Andererseits steht der Kunstbegriff heute oft inhaltsleer über allem - über der Mona Lisa wie über einem industriell gefertigtem Pissoir. Seit die Kunst im antiken Griechenland zum Symbol des freien Bürgers wurde, haftet ihr einerseits der Nimbus des unabhängigen, kreativen Menschen an und seit der Renaissance die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs. Andererseits versuchten die Massen sie immer zu sich herabzuziehen, sich mit ihr zu umgeben, um auch dem imaginären Kreis der wenn schon nicht Kunstschaffenden so doch Kunstbesitzenden anzugehören. Lange Zeit waren es die Dinge, die der Kunstmarkt als Kunst einfach nur benannte. Heute ist diese Ära zunehmend vorbei. Die neue digitale Netzkunst wird in ihrer Eigendynamik viele historische Positionen der bisherigen Kunst übernehmen und eigenständige elitäre Kreise bilden. Sie wird wahrscheinlich das kulturelle Gegenüber der weiterhin erdverbundenen Gartenkunst werden. Jede Kunst verlangt ihre zeitabhängigen spezifischen Inhalte, Zielsetzungen, die auch immer in einem sozialen Kontext eingebunden sind. Steht sie für sich allein, besteht schnell die Gefahr, dass sie einen autistischen Charakter erhält. Dennoch behält sie in unserer Kultur oft eine kompensatorische Funktion, sei es wegen einer nicht gelebten Emotionalität oder wegen zivilisatorischer Schäden körperlicher oder kultureller Art (z.B. zu wenig Bewegung oder dem Zwang zur Unterwerfung unter andere Wertvorstellungen). Diese Kompensation von Negativen ist in der Regel verbunden mit einem Wunsch nach Positivem, Schönem. Und ein Garten kann gar nicht anders geschaffen werden als nach einer inneren Schönheitsvorstellung, weil in ihm immer im Hintergrund der innere Paradieswunsch innewohnt. Ein Garten kann gar nicht anders. Er bleibt, selbst wenn er aus Protest das Gegenteil wollte, immer ein ästhetisches Gebilde.
5. Die Gartenkunst ist ...! In einem Garten bringt der Mensch seine Naturverbindungen in seine Kulturverbindungen, schafft dabei eine neue Wirklichkeit. Wie jede andere Kunst zielt auch die Gartenkunst auf die Abdeckung eines Bedürfnisses, sei es in ihrem Fall physischer, psychischer oder geistiger Art. Welche dieser Bedürfnisse dabei in den Vordergrund gestellt werden, hängt von deren Stellenwert bei ihrem Schöpfer ab:
Für uns ist die Gartenkunst die Bedeutendste unter allen Kunstgattungen weil
Was einen Garten von sonstigen Kunstwerken abhebt, ist auch die Zeit. Er verändert sich von Stunde zu Stunde, von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr. Mit dem Aufgehen jeder neuen Blüte erhält er ein neues Gesicht. Als ein nichtstatischer Gegenstand ist er damit in seinem Aussehen letztlich nur begrenzt festlegbar. Aber es ist gerade diese Eigenschaft, die ihn als mögliches Kunstwerk so modern erscheinen lässt. Mit der Gartenkunst gelangen in den Kunstbereich das Zusammenspiel von natürlichen und menschlichen Gestaltungsfaktoren (-kräften) und eine verstärkte aktive Einbeziehung des Betrachters, weil all seine Sinne gefordert sind. In einer auf rasante Beschleunigung angelegten Computerwelt stabilisiert der Garten mit seinem natürlichen Beharrungsvermögen uns selber in unserer ansonsten ruhelosen Welt. Die bisherigen zeitstabilen Werte vieler Kunstdisziplinen haben ihre alte Bedeutung verloren. Viele Gartenarchitekten glauben nicht an die Autonomie der Gartenkunst. Sie sehen sich als Ingenieure. In der Regel dürften sie von ihrem Empfinden her auf sich bezogen Recht haben. Kaum eine Grünanlage in unserer Umwelt verdient es, als Kunst gesehen zu werden, da ihr ein geistiger Hintergrund fehlt und damit das über den Alltag abhebende Außergewöhnliche. Da seit den 70iger Jahren alle Materialien, Elemente zur Kunst erklärt werden können, kann ein Garten einerseits ihr Rahmen und andererseits als Träger ihrer Inhalte zu einem Gesamtkunstwerk werden. Es gibt keinen anderen Bereich innerhalb der Künste, in dem das Produkt bereits von seiner umfassenden Anlage her so als ein Prozess verstanden werden muss (allerdings durch seine eigenen Zeitbindungen her relativ unabhängig von Event-Moden) und der zugleich über seine eigenen Grenzen alle anderen Disziplinen in sich zu integrieren vermag. Wenn Beuys seine Kunstauffassung über seine Person auszudrücken versuchte und anstelle von "Werken" materielle Relikte hinterließ, so kann auch jeder Gartenbesitzer seine Kunst- bzw. Lebensauffassung materiell über seinen persönlichen Lebensbereich ausdrücken und dabei seinen spezifisch biologischen durch seinen Garten. Ein solcher ist zwar auch ein "Werk" im traditionellen Sinne, er ist aber auch eine Summe von Arbeitsrelikten, die materialisierte Verkörperung personaler Eingriffe in Naturabläufe. Von hierher gesehen ist der moderne Künstlergarten in erster Linie als die Darstellung eines "Weges" zu verstehen. "Im Garten der Moderne dreht sich alles um das verlorene Universale, das Abstrakte"(André Schmid). Er ist im Sinne von Beuys eine Summe symbolischer Akte und ein solche auch ein Ergebnis. Seine jeweilige geistige Vollendung erhält er erst über eine innere Beteiligung seines Betrachters. Alle allgemeinen Aussagen (wie Kriterien, Epochen) über Kunst sind das Ergebnis eines sozialen Diskurses und damit in ihrer Gültigkeit immer anfechtbar. Ohne sie ist aber auch ein Gespräch, eine Verständigung über sie nicht möglich. Das Problem der Gartenkunst war (und ist), dass
6. Natur und Naturästhetik Unser bewusstes Bild von der "Natur" ist ein ästhetisches Produkt auf dem Hintergrund tief in uns angelegter Wahrnehmungsvorgaben und kulturell geprägter Maßstäbe. Solange wie wir der Natur keinen kulturellen Wert zusprechen, ist sie nur eine ausbeutbare Ressource. Selbst die Ästhetik wäre es, wenn wir diese nur nach deren vordergründigem finanziellem Ertrag bewerten würden. Die Natur geistig zu durchdringen, bedeutet ihr "Gesetz" zu erfassen, d.h. sie in ihrer Ganzheit aufzunehmen, in ihren Gleichgewichten, ihrer Dynamik und ihrem Leben. In einem Garten vereinen sich Natur und Kultur zu einer menschgemäßen Kunstnatur. Was die Natur genau ist, kann heute niemand mehr eindeutig sagen. Man kann sich ihr nur umschreibend nähern. Für die Vorsokratiker war sie "das Sein als Ganzes" und später für Marx ein Lebens- und Produktionsmittel. Nachdem Newton es gelang, sie zu mathematisieren, wurden die so gewonnenen Ergebnisse zu Ausdrücken der Erkenntnis erklärt. Heute wissen wir, dass sie nur jeweils das ist, was wir uns unter ihr vorstellen. Besonders nach dem 2. Weltkrieg wurde alles Sinnliche als Kitsch abgewertet und an die Stelle dessen von den Künstlern das Intellektuelle für sich entdeckt. (das macht heute für viele Menschen die verschiedenen Kunsttempel so unerträglich, wenn sie etwas für ihre emotionale Welt suchen und an Stelle dessen individuellen Intellektualismus geboten bekommen. Damit z.B. im Theaterbetrieb die Menschen unter diesen Umständen nicht weglaufen, stehen "moderne" Musikstücke am Beginn der Konzerte oder sollen bereits vor Aufführungen die Türen verschlossen worden sein). Damit gaben die Künste aber ihr ureigenes Terrain auf. Dabei geht es nicht um eine konservative Sicherung von Inhalten vertrauter Wohnlichkeit oder einer "angenehmen" Ästhetik, sondern um die Abdeckung sinnlicher Bedürfnisse. Es geht auch nicht um traditionelle Idealbilder der Natur (sie wären ein Kulturergebnis), sondern um die Zufriedenstellung tief in uns liegender phylogenetischer Vorgaben, ohne die es keine psychische Gesundheit gibt (und die erst das Hauptkriterium der Kunst sind). Auch wenn der Mensch von Natur spricht, ist alles menschliche Gestalten letztlich immer ein Ausdruck seiner Kultur. Die Dimensionen dieses seines Tuns können dabei Magie, Zauber (u.a. Inhalte zur Befriedigung unserer Sehnsüchte), Harmonie, Romantik, Ordnung oder auch nur Funktionalität sein. Sie alle beinhalten ein inneres Gleichgewicht von Natur und Kultur und damit eine innere Ordnungsvorstellung. Keine der anderen Künste vermag eine solch enge Beziehung des Menschen zur Natur herzustellen wie die Gartenkunst. Und da der Mensch selber zunächst Natur ist, ist sie auch die Welt (so er sich mit ihr befasst), die ihm am nächsten steht. Ihm wurde zwar immer wieder bei der Gartenkunst der Zwang zu ihrer Nachahmung vorgeworfen, doch dabei übersehen, dass dies seit der Antike dem Ideal zunächst aller Künste entsprach, und dass diese Vorgabe in der Natur des Menschen selber begründet ist (seiner "Natur" kann er auch in den anderen Künsten nicht entfliehen. Es gibt für ihn keine eigene Existenz ohne sie). Gefangen von unseren Ideologien sind wir nie offen gegenüber unserer Umwelt. Wir sehen sie nur durch die Filter unserer geistigen Begrenzungen. In unserer urbanisierten Welt sind Gärten ein humanes Kapital. Die Orte unserer Existenz werden immer begrenzter, kostbarer und zugleich auch immer verwundbarer. Sie haben eine Geschichte und bestimmen unsere heutigen Lebensbedingungen. Die Vorstellung von einer "unberührten Natur" beinhaltet immer eine Lüge. Auf unserer Erde gibt es keinen vom Menschen unbeeinflussten Flecken mehr. Es geht immer nur um das Problem einer mehr oder weniger stark beeinflussten Natur - und bei der stark beeinflussten -, um das Problem unseres Selbsterhalts und unserer psychischen und physischen Gesundheit. Dabei können Gärten mögliche Antworten auf die Sinnkrise unserer Kultur darstellen. Hierfür stehen ihren Schöpfern nur noch die beiden Möglichkeiten einer Einordnung, bzw. einer Emanzipation im Sinne einer Entfaltung und nicht einer Herrschaft über die Natur zur Verfügung. Die Natur ist für einen Gartenkünstler mehr als nur eine Ressource, sie ist ein zu gestaltender kultureller Wert, der Beginn seines Weges auf der Suche nach dem Absoluten. Der menschliche Umgang mit der Natur ist nie wertfrei, sondern eingebunden in ein kulturabhängiges Weltbild. Mit der zeitabhängigen Veränderung der Werte in seinem Kulturbereich verändert sich auch dieses sein Weltbild und damit seine Perspektive aus der heraus er die Natur sieht. Mit der Veränderung dieser Perspektive ist deren Nutzungsänderung verbunden. Konservative Kreise versuchen dann noch möglichst lange an alten Werten und damit Bildern festzuhalten, während progressive sich bindungslos allem Neuen öffnen. Das Problem dabei ist, dass wertunabhängig der Mensch selbst ein Teil dieser Natur ist, sich in seiner Evolution auf sie bezogen sich entwickelt hat und dadurch zu ihr auch in einem biologischen Abhängigkeitsverhältnis steht. Er kann als Mensch ohne sie nicht sein. Damit bekommt er zu seiner gestaltenden, kulturabhängigen Tätigkeit auch eine selbsterhaltende biologische Aufgabe. Aus diesem Spannungsbereich erwächst ihm hier seine künstlerische Tätigkeit. Der Gartenkunst kommt damit, wenn man sie als solche sieht, eine einmalige Stellung zu, deren umfassende Bedeutung nicht hoch genug veranschlagt werden kann. 7. Der "ideale" Garten, die Paradiesprojektion Ein Garten ist eine Synthese von Natur und Kultur. In ihm spiegeln sich die Naturvorstellungen seines Bewohners wieder. Dabei gestaltet der Mensch ihn zwar, er wird aber zugleich auch von ihm erzogen. Nicht zufällig wurde er zu einem Symbol für das Paradies. Irgendwo in unserem tiefsten Innern empfinden wir einen Verlust als Bedürfnis und versuchen, seinen Inhalt im Rahmen unserer Möglichkeiten wieder zu erlangen. Damit schaffen wir mit der Anlage eines Gartens nicht irgendeine Naturprojektion, sondern ein Spiegelbild unserer Sehnsüchte und damit unseres Selbst. Der Garten kann so zu "dem Kunstwerk" seines Schöpfers werden. Es gibt kein anderes, in das er sich so intensiv mit all seinen Sinnen einbringen kann. Es ist dieses Paradies, das in uns schlummert, das wir in einem Garten zu einer Realität werden lassen. Es ist dieser Traum, der als Garten aus unserer Tiefe ans Licht herausbricht, unsere Sehnsucht nach einer Welt voller Geborgenheit, die es in der Realität nicht gibt und als Sentimentalität denunziert werden kann, die aber trotz aller Abwertungen tief in uns ruht. Der Gedanke vom Garten Eden entstand zunächst in der Wüste, als der Wunsch nach dem fruchtbaren Ort mit Wasser übergroß war. Er kam dann als Traum vom Paradies wieder auf, als wir in unseren Breitengraden feststellten, dass wir die einst zu unserem Leben gehörende Natur begannen zu verlieren. Der Urgarten unserer europäischen Gartenkultur lag einst in den Wüstensteppen Mesopotaniens, in denen das Wasser eine existentielle Sicherheit und die Absperrung nach außen Schutz boten. Als dann in großen Gemeinschaften neue Statussymbole wichtig wurden, bezeugte ein Garten mit als erster die Macht eines Menschen und darin spielte das Wasser, als das Wertvollste, das man in dieser Gegend besaß, eine zentrale Rolle. Man begann mit ihm ästhetisch zu spielen. Die Ideallandschaft des Paradieses scheint einer Savanne zu entsprechen (siehe Kapitel über die Entwicklung der Sinne). Der jüdische Garten war dann die Abstraktion eines "Weltgartens", des Garten Gottes. In den "christlichen Garten" gingen dann später als paradiesische Elemente der Rosenhag, der Brunnen in der Mitte des Gartens und der schattenspendende Laubengang ein. Sie wurden zu Symbolen für das Paradies und zugleich Projektionen für eine mögliche paradiesische Zukunft. Im Göttinger Barfüßeraltar wird sogar Christus als ein Gärtner dargestellt. Im Laufe der Geschichte gab es den Garten als verschiedenste Paradiesvorstellungen: Als
Die Kunst ist weitgehend eine Welt der geschaffenen Annahmen, der Fiktionen. Ihre moderne Realität ergibt sich aus ihrer Funktion als Suchende, im höchsten Sinne als Sinnsuchende. Ihre eigentliche Freiheit liegt in der Wahl des Weges zu dieser Fiktion. Ein Garten ist letztlich ein solcher Weg und seine Paradiesvorgabe sein Ziel. Ein Garten ist die Gleichgewichtswelt eines auf ein Individuum bezogenen Ökosystems. Irgendwo repräsentiert er den Traum von einer heilen Welt, umgeben von einem irdischen Jammertal aus Zwängen, Krankheiten, Katastrophen und Kriegen. Jeder kann in seinem Garten seine Utopie von seinem Dasein verwirklichen - sei es im Sinne Epikurs, einem Leben in Zurückgezogenheit, um dadurch den höchsten Lustgewinn zu erfahren oder im Sinne der Stoa, einem Leben in Übereinstimmung mit der Natur, um über die Tugenden die letzten Weisheiten zu erfahren. Die Nichtübereinstimmung mit der Natur sei eine Form der Selbstzerstörung, bzw. die einer Krankheit der Seele. Ein Garten ist immer zweierlei. Einerseits ist er ein realer Ort, andererseits ist er der umgesetzte Ausdruck einer Sehnsucht. Vielleicht kann nur etwas ein Paradies sein, was man verloren hat. Dabei ist es relativ leicht, sich eine Atmosphäre zu schaffen, die einen in eine paradiesische Stimmung versetzt: Man braucht sich nur an einem warmen Sommerabend mit Duftpflanzen zu umgeben und in der Nähe einen plätschernden Brunnen zu haben (wahrscheinlich phylogenetisch bedingt). Letztlich reduziert sich unsere Suche nach dem Paradies zu einer Suche nach dem Schönen (und damit sind wir wieder bei einem Anliegen der gesamten Kunst bis zur Modernen, bzw. bestimmter Formen von dieser). Jeder von uns lebt im Gefängnis seiner Träume. Sie bestimmen sein modernes Menschsein und sind das Ergebnis seines Stoffwechsels, d.h. seiner genetischen, vorzeitlichen und sozialen Erfahrungen. Ihr Ergebnis ist seine Einmaligkeit aber auch seine Einsamkeit. Um letzterer zu entfliehen, zieht er sich immer wieder in sie zurück (auf den ersten Blick ein Paradox) und träumt von Geborgenheit und Glück. Und den Inhalt dieser seiner Welt der Geborgenheit nennt er das Paradies, und dessen irdische Verkörperung ist der Garten, der Garten, weil er darin zunächst die Welt seiner genetischen Urerfahrungen festmachen kann.. Damit kann er zum bedeutendsten Gestaltungsbereich seines Lebens werden. Über den Versuch der persönlichen Vermenschlichung eines Ortes, kann dieser zum Ausdruck höchster Humanität werden. Welche Kunstdisziplin kann schon von sich behaupten, dass ihr Hauptthema die Schaffung eines Paradieses sei? Störend an diesem Bild eines Paradieses ist die Zeitdimension, d.h. am Ende der Tod. Zur Natur gehört aber auch immer der Verfall (wie er letztlich auch jedem anderen Kunstwerk innewohnt, dort manchmal nur bezogen auf längere Zeitspannen). Und dieser Verfall ist als Störfaktor bei unserer unbewussten Suche nach einer harmonischen, idealen Welt oft nur schwer auszuschalten. 8. Die Geschichte der Gartenkunst Am Anfang jeder höheren Kultur steht die Gartenkunst als gezielter, ästhetischer Eingriff in die Natur. In jeden Garten fließen immer Wertvorstellungen ein, sei es in der Neuzeit im Barock-, dem Landschafts-, dem Reform- oder dem alternativen Garten. Sie alle wollen immer jeweils gegenüber ihren Vorgängern die besseren sein. Dabei sind sie immer nur der Ausdruck einer bestimmten Gesellschaft, immer der Ausdruck einer geschichtlichen Epoche. Oft verbergen sich hinter ihnen auch religiöse Vorstellungen (die bekanntesten finden wir vielleicht in den persischen, islamischen oder japanischen Gärten). Wegen ihrer engen Beziehung zur Baukunst wurde die Gartenkunst früher in den Traktaten über die Architektur mit abgehandelt (u.a. bei Alberti). Ihre theoretische Blütezeit hat sie dann etwa von 1650 (Claude Mollet 1652) bis 1780 (Hirschfeld 1779/85) gehabt. Bei den Vertretern der "idealistischen Ästhetik" (um 1800, Hegel) sank dann ihr Ansehen. Man billigte ihr nur noch eine untergeordnete Stellung zu. Man warf ihr damals vor:
Der Renaissancegarten war genau genommen ein Sammlergarten gewesen, der die damaligen Sammlungen der Wunderkammern nur nach draußen erweiterte. Mit der Neubewertung der Natur durch die Humanisten (Petrarca) wurden auch deren Erscheinungen mit neuen Augen gesehen. Diese Gärten erhielten eine geometrische Grundform, integrierten neue wissenschaftliche Erkenntnisse in sich (u.a. Perspektive, Botanik) und entwickelten sich zu einem herausragenden Statussymbol, in dem die Besitzer den Besuchern ihre soziale Stellung deutlich machten. Der Garten der damaligen Zeit war damit in erster Linie eine Repräsentationsanlage. Für das Verhalten in ihm gab es einen strengen Kodex. Der Landschaftsgarten stellte inszenierte Wegführungen dar, ein sich Bewegen in Naturbildern. Dabei wurde die Aufmerksamkeit durch das Zusammenspiel vieler seiner Bestandteile gelenkt: Pflanzungen und Staffagen, auf einen zukommende und wieder verschwindende Bilder. Das Wissen um die Mythen der aufgestellten Figuren schuf eine zusätzliche Verständnisebene. Bürgerliche Gärten in der heutigen Form gibt es erst seit dem 19. Jh.. Bis dahin diente er für die breite Bevölkerung allein zur Sicherung des täglichen Nahrungsbedarfs. Erst mit der Herausbildung eines breiten Bürgertums, der Verbreitung romantischen Gedankenguts und dem Biedermeier begann man ihn bewusst auch als einen ästhetischen Ort wahrzunehmen. Mit der Verbreitung der Gartenkunst im Bürgertum des 19. Jhs. verlor sie inhaltlich immer mehr an geistigem Gehalt. Man übernahm formale Teile aus dem Landschaftsgarten und ergänzte sie mit floralen Dekorationen (Biedermeiergarten, Teppichbeete). Da die Gartengestaltung zunehmend den persönlichen Vorlieben überlassen wurde, ging auch das künstlerische, allgemeingültige Verständnis für ihn verloren, und es verschwand die allgemeingültige kulturelle Bedeutung des Gartens. Die beruflichen Gartenkünstler versuchten zwar noch bis in die Mitte des 20. Jhs. an der Tradition ihres Selbstverständnisses als Künstler teilweise festzuhalten, doch gab es unter ihnen keine Persönlichkeit, die ihr inhaltlich einen zeitgemäßen, neuen Weg hätte aufzeigen können - obwohl in der Lebensreformbewegung dafür alle Voraussetzungen gegeben waren. Im 19. Jh. kam es zu einer weitgehenden Trennung von Arbeits- und Freizeit und zwar so, dass die Freizeit zum Gegenpol der Arbeitszeit wurde. Zur ersteren gehörte seitdem der kreative Freiraum der Menschen. Der einzelne bekam darin die Möglichkeit, sich in einem begrenzten Rahmen kreativ zu betätigen. Dem Garten kam dabei eine besondere Bedeutung zu, weil er den Familien half, zugleich zu deren Grundversorgung beizutragen und weil viele der neuen Garteneigner selber vom Lande stammten. Zugleich war der Garten ein Ort, in dem man sich mit seiner Familie, Freunden und Bekannten traf, diskutierte, dort gemeinsam feierte und spielte. Im Mittelalter lagen die Gärten der normalen Bürger noch außerhalb der Stadtmauern. Erst nach deren Fortfall konnten sich Haus und Garten zu einer Einheit vereinen. Bereits Pückler schuf den Begriff vom "Garten als erweiterter Wohnung" in seinen "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei". Später wurde er besonders von Muthesius (kurz nach 1900) propagiert. Durch den Verlust seiner Bindungen an die Agrargesellschaft kam dem Garten zwar ein neuer Stellenwert zu, und die Reformbewegung hat um 1900 dafür auch die verschiedensten Angebote gemacht, doch vermochte die sich durchsetzende mobile Industriegesellschaft dafür keinen allgemeinen Gartenkonsens zu schaffen. Es gab zwar danach einige kurzlebige Moden, jedoch keinen neuen allgemein anerkannten Gartenstil mehr. Innerhalb des 20. Jhs. machte der Beruf dann eine rasante Entwicklung durch: Vom Gartenkünstler zum Gartenarchitekten und dann vom Landschaftsarchitekten zum heutigen Freiraumingenieur. Verbunden damit war eine ständige Ausweitung des Berufsbildes (bis zur Unkenntlichkeit) und seine Verlagerung vom Ästhetischen zum Technischen, zur technischen Problemlösung. Als kulturelles Phänomen beginnt die "Moderne" in der Gartengestaltung mit der Reformbewegung. In den anderen Bereichen unserer Kultur wird in den verschiedenen Wissenschaften und Künsten der Beginn der Moderne ganz anders datiert (z.B. ihr denkgeschichtlicher um 1450 - 1600, ihr sozialgeschichtlicher in der 2. Hälfte des 19. Jhs. und ihr kunstgeschichtlicher nach Baudelaires Kunstkritik ab 1859). Mit dem Reformgarten geraten die Gesetze der bisherigen Gartenstile (formaler Garten, Landschaftsgarten) ins Wanken. Nach Nietzsche diente jetzt die Kunst den Menschen dazu, vom Leben nicht zerstört zu werden. Mit dem Reformgarten tritt der Mensch als eigenes Thema in das Blickfeld der Gartenkunst. Er begründet damit nach dem formalen Garten der Renaissance und des Barocks und dem Landschaftsgarten den dritten großen Gartenstil. Außer Migge besaß die Gartenkunst in der damaligen Zeit keine Persönlichkeit, die den Reformgarten über die Anfangsversuche in eine neue Zukunft hätte führen können. Maasz als der zweite bedeutende Vertreter war dafür viel zu stark der nationalsozialistischen Ideologie verhaftet. Der tatsächliche Durchbruch für eine neue in die Zukunft weisende Handschrift gelang dann erst Cramer in der Schweiz. Seine Ausstellungskonzeptionen (Zürich 1959, Hamburg 1963) wurden zwar viel diskutiert, fanden aber keine Nachfolger. Erst gegen Ende des Jahrhunderts gab es wieder einige mutige Versuche in einer neuen Handschrift. Von denen die vielleicht bekanntesten sind:
Die Lebensreformbewegung führte die Lust zum Leben in den Garten ein. Die historischen Anlagen waren ein Wunschbild von der Natur gewesen, die neuen ein Ausdruck der persönlichen Lebenskunst. In Opposition zur Lenné-Meyerschen-Schule wurde der Reformgarten in Deutschland von einer Reihe von Künstlern und Architekten eingeleitet, u.a. von Lichtwark, Muthesius und Schultze-Naumburg. Nach dem 1. Weltkrieg wurden dann deren Arbeiten von Gärtnern fortgesetzt, sie sich zur Lebensreformbewegung bekannten, u.a. Migge, Maasz und Valentin. Genau genommen kann bei fast jedem der damaligen Gartenkünstler eine Beziehung zu diesem Gedankengut festgestellt werden, unabhängig von ihrer politischen Position während der Zeit des Nationalsozialismus. Viele von ihnen kamen aus der Wandervogelbewegung und waren naturnahe Idealisten. Migge sah im Garten einen Ausgleich zur Zivilisation. Der "kommende Garten" sei ein "hochtechnischer Garten" - getragen von einer "nützlichen Schönheit", d.h. der Vereinigung eines Nutzgartens mit einem naturnahen Erholungsraum. Migges Gestaltungsansatz war das "Zurück ins Paradies". Unter Camillo Schneider und dann später unter Wiepking trat dann an die Stelle ästhetischer Kriterien die Forderung nach einer Betonung von "Boden und Landschaft". Die Hauptforderung der Lebensreformbewegung waren
9. Der japanische Garten (in großen Teilen nach Marc Peter Keane) Dass Gärten große Kunstwerke sein können, wird für uns am ehesten am japanischen und arabisch-islamischen (Andalusien) Garten deutlich. Besonders der japanische scheint für den modernen, westlich orientierten Menschen viele Lösungen auf seine Probleme mit der Natur anzubieten. Die dortige Gartenkunst macht deutlich, welchen Stellenwert sie in einer Kultur haben kann. Unsere Kultur war und ist viel zu stark auf eine Ausbeutung der Natur ausgerichtet, um als Hochkultur noch einen mystischen Bezug zuzulassen. Doch erreicht z.Z. diese Ausbeutung zunehmend ihre Grenzen, indem sie bei einem Fortfahren wie bisher dem Menschen selber seine biologischen Lebensgrundlagen entzieht und deshalb auch uns Europäer zwingt, ihren Wert fundamental neu zu überdenken. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Zugangsweisen zur Natur, bzw. zum Garten: eine passive und eine aktive. Für die Passive ist vielleicht der japanische Garten am bekanntesten. Er wird über die Betrachtung, die Meditation erfasst. Seine Bilder sprechen über die in ihm sich befindenden Symbole, für deren Inhalt die verschiedenen in ihm sich befindenden Gartenelemente stehen. Zwischen dem Betrachter und Kenner dieser Symbole findet eine spezifische Form der Sprache statt. Der europäische Garten will dagegen aktiv erlebt werden. Selbst wenn er über Bilder erfasst werden soll, wie dies im Landschaftsgarten der Fall ist, wird er von deren Betrachtern durchschritten. Es gab dafür sogar einen besonderen Weg, den "belt-walk", der ihn von "Landschaftsbild" zu "Landschaftsbild" führte. Eine eigene Symbolsprache hat es sowohl im architektonischem wie auch später im landschaftlichen Garten gegeben. In dem ersteren waren es u.a. die Skulpturenprogramme und pflanzlichen Symbole wie z.B. die Marienpflanzen, im letzteren besonders romantische Inhalte wie die Rückbesinnung auf die Antike als dem verloren gegangenen Paradies, Erinnerungen an die Vergänglichkeit alles Irdischen, z.B. Ruinen oder Hohe Lieder auf die Freundschaft. Diese in ihrer Zeit allgemein verstandene Symbolsprache gibt es heute nicht mehr. Damit sind unsere heutigen Gärten aber geistig inhaltsärmer geworden und schneller wechselnden Modeprogrammen ausgesetzt. Es schein so zu sein, dass die verschiedenen Kulturen zu einem unterschiedlichen Denkansatz führen.
Es gibt nicht "den" japanischen Garten, und was wir in der Regel als einen solchen ansehen, ist oft nur ein formaler Nachbau, der meistens dessen Geist kaum trifft. Man baute sie früher als "heilige Orte" nicht aus ästhetischen Gründen, sondern als Orte für das Durchführen von Ritualen. Ihre Bilder besaßen symbolische Bedeutungen. Der Gartengestalter zeichnete sie zwar nach der Natur (nicht indem er diese nachahmte, sondern indem er Teile von ihr zu einer Sammlung poetischer Bilder miteinander verband, brachte aber auch sein Gefühl und seinen Geist in sie ein). Man unterscheidet in Japan die Gärten der Heian-Zeit (ca. 800 - 1200 n. Chr.):
Gärten des Adels (ca. 4.500 qm groß). Man glaubt heute, dass die
damaligen Gartengestalter ihre Gärten als Mandalakonstruktionen
verstanden (obwohl sie nicht deren symmetrischem und geometrischem
Aufbau folgten). Man erhoffte sich durch die richtige Anordnung von
Steinen, Wasser und Pflanzen im geomantischen Sinne (Geomantie =
esoterische Theorie über den Aufbau des Universums) Rahmenbedingungen schaffen zu können, die einen vor Unglücken schützte. Der
Garten sollte den geistigen Prinzipien des Universums folgen und damit
einen vor Schicksalsschlägen bewahren.
Gärten des japanischen Mittelalters: Kamakura-Zeit (Aufstiegszeit der Kriegerkaste, 1175 - 1333):
Einflüsse des chinesischen Zen-Buddhismus gelangen nach Japan. "Die
Schönheit des Einfachen wird zum Primat erhoben".
Gestaltungsprinzipien:
In einer zweiten Gestaltungsebene werden allegorische Bilder eingebracht, die für bestimmte Inhalte des Zen-Buddhismus stehen). Muramachi-Zeit (Zeit der Shogune, 1333 - 1568):
Die Gärten werden zur Gegenwelt der gewaltsamen Außenwelt.
Berühmt aus dieser Zeit sind diejenigen von Ryoanji (1499, Kyoto) und
Ryogen (1517). Ihr Kunstcharakter dürfte wohl von niemandem
bezweifelt werden. Es sind "Sand- und Steine-Gärten" ("kare-san-sui"
= gewöhnlich nur als "Zen-Gärten" bezeichnet), abstrakte Berg-
Wasser-Landschaften, in denen das Wasser durch Kies ersetzt wurde.
Sie sind so angelegt, dass sie wie ein Bild von einem angrenzenden
Raum die Meditation unterstützen können (gewöhnlich findet diese in
einem Raum und nicht im Garten statt). Nach der Lehre des Zen-Buddhismus ist der Weg der Erleuchtung (als das höchste erreichbare Ziel eines Menschen) für das Leben entscheidend. Dazu gehören ein bewusstes Leben und das Erkennen des wirklich Bedeutsamen, der inneren Wahrheit. Da diese (das Wesen Buddhas) hinter allen Dingen und Handlungen verborgen ist, kann der Weg zu einer höheren Bewusstseinsebene auch über sie alle eingeschlagen werden - d.h. auch über die Gartenarbeit. Die einfachen, reinigenden, glättenden und Wellenmuster formenden Arbeiten im Sand können dann einen meditativen Charakter bekommen. Das Ziel des Zen-Gartens ist das "Kire". Alles Überflüssige wird weggelassen, bzw. auf das Wesentliche reduziert. Symbolisch steht der Kies im Steingarten für das "Wasser", die Steine stehen für die "Berge". Dies allerdings nicht im Sinne einer Allegorie (Sinnbild, Gleichnis), sondern als ein Urbild, das sich hinter dem sichtbaren Bild zeigt. Kies und Steine sind nicht mehr Wasser oder Berg sondern ein Ausdruck deren eigentlicher Natur. Im ausgehenden Mittelalter gab es dann in Japan zwei Strömungen mit entgegengesetzten Schönheits-idealen, eine zum Prunk neigende (hier besonders Burgen) und eine zur Askese neigende (hier finden wir die Teehäuser). In den Jahren von etwa 1550 - 1600 entwickelte sich die Tee-Zeremonie zu einer Kunstform. Die zunächst prunkvolle Zurschaustellung von Reichtum wurde dabei in die Formen asketischer Schlichtheit überführt. Die Schönheitsideale der Tee-Meister waren (sie sahen sich selber als Künstler):
Grob vereinfacht entstanden in dieser Zeit zwei verschiedene
Gartentypen, die Tsubo-Gärten und die Wandel-Gärten:
Uns interessiert an der japanischen Gartengestaltung, dass sie dort immer unbestritten eine künstlerische Ausdrucksform darstellte. Die ersten Abhandlungen über sie als Kunstform gibt es bereits seit dem 11. Jh.. Sie war dort immer stark emotional und geistig besetzt. Die japanische Gartengestaltung baute auf drei Komponenten:
Das Gestaltungsprinzip der japanischen Gärten ("Sakuteiki", seit dem 11. Jh.) beruht auf einer Bereicherung der Natur mit einem Gedanken. Es kommt dadurch zu deren Neuinterpretation, Abstraktion und Idealisierung. Der Ablauf ist:
Das gärtnerische Hauptziel in einem japanischen Garten ist die "harmonische Balance zwischen der wilden ungezügelten Natur und der kontrollierten, beherrschten Natur", eine Balance zwischen der Schönheit der Natur und der Schönheit der von Menschen geschaffenen Dinge. In einem Garten werden stilisiert beide Seiten vereint. Eine besondere Beachtung wird den Jahreszeiten geschenkt. Sie stehen für den Wandel und die Vergänglichkeit des Lebens. Für jeden Zeitabschnitt gibt es repräsentative Pflanzen. Dabei ist es wichtig, die angenehmen Seiten der Natur hervorzuheben. Anders als bei uns in Europa sind auch die starken traditionellen Bindungen. Summiert zu den botanischen und vielen anderen naturwissenschaftlichen Kenntnissen geht man dort deshalb davon aus, dass ca. 90 % aller Entwürfe in überlieferteVorgaben eingebunden sind. Dies setzt bei deren Gestaltern große Kenntnisse voraus. Der persönliche Eindruck eines Gartens entsteht erst nach diesen Vorgaben durch emotionale Ausdrucksformen und die persönlichen Bezüge zur Natur. Aus der Sicht des Buddhismus und des Shintoismus (japanische Nationalreligion. Sie geht von einer göttlichen Ausstrahlung aller Naturphänomene aus, dem "Kami") ist der Mensch selber ein Teil der Natur. Die Schönheit der japanischen Gärten ergibt sich weniger aus deren Entwurf, sondern ist das Ergebnis ihrer Pflege. Der zu leistende Aufwand wird gleich bei ihrem Entwurf berücksichtigt. Sie wird nicht als eine lästige Pflicht angesehen, sondern als ein Teil des Einswerdens mit der Natur, mit ihrem Rhythmus. Für die Mönche der Zen-Gärten gehört sie sogar zu ihrem täglichen Ritual. In der Tee-Zeremonie war die Gartenvorbereitung vor dem Besuch der Gäste ein wichtiger ästhetischer Aspekt der Tätigkeit des Teemeisters. Mit Hilfe der Gestaltungstechniken wurden im japanischen Garten sein Rahmen und die Gestaltungselemente festgelegt und das Verhältnis der letzteren zu einander. Seine wichtigsten Teile sind:
Der japanische Garten erwuchs aus einer animistischen Anschauung (dem Glauben an die Beseeltheit der Natur). Er stellte deshalb mehr als nur ein hübsches Bild dar. Er war als ein religiöses Kunstwerk ein Ort und Gegenstand der Meditation. In der Zen-Kultur kennt man dabei zwei Formen der Meditation, die der Ruhe, in der man die Stille pflegte und die der Bewegung, zu der auch die tägliche Gartenarbeit gehörte. Für uns Europäer haben diese Gärten einen mehrfachen Wert:
10. Der Reformgarten heute Wahrscheinlich verdient die heutige (eigentlich konservative) englische Gartenkunst ihre heutige Sonderstellung in der Welt drei Umständen:
Die Entwicklung der Gartenkunst folgte in ihrer Geschichte der jeweiligen soziokulturellen Entwicklung mit einer gewissen Verzögerung. So folgte der
Keine Kunstgattung vermag so viele innere Bereiche eines Menschen anzusprechen wie die Gartenkunst. Das dies in der Praxis in der Regel nicht der Fall ist, hat weniger mit ihr zu tun, sondern mit unserem Bewusstsein, für das es in unserer Kultur diese Kunstdisziplin nicht gibt. Auch gibt es keine Kunstgattung, die es dem einzelnen (hier in der Regel dem "Laien") so umfassend erlaubt kreativ tätig zu werden wie die Gartenkunst. Darüber hinaus gibt es wahrscheinlich keine andere kreative Tätigkeit, die so umfassend auf die körperliche und geistige Befindlichkeit eines Menschen einzugehen vermag. Der Garten von heute kann als eine begehbare Skulptur gesehen werden, in der in der Regel zwei Probleme nicht gelöst sind:
Wer das Ideal eines "zeitgenössisch-kritischen" Gartens im Ausdruck des Protestes gegen die romantische Mystifizierung einer unberührten, "ersten Natur" proklamiert, übersieht, dass er damit nur eine kulturabhängige, ideologische Position vertritt, die im Widerspruch zur biologischen Programmierung des Menschen steht. Die Gartenkunst in ihrer Beziehung zu den anderen Künsten Die drei klassischen Disziplinen der bildenden Kunst waren die Architektur, die Malerei und die Bildhauerei. Die Gartenkunst konnte zu jeder von ihnen gerechnet werden. Einerseits ist sie wie die Architektur eine Raumkunst. In der Renaissance und zum Teil auch noch im Barock waren viele bedeutende Architekten auch zugleich Gartenkünstler. Kant stellte sie in die Nähe der Malerei, die selber die Natur darstellt, während die Gartenkunst nach ihm ihre Ideen über die Zusammenstellung derer Produkte mitteilte. Wir kennen Raffael allgemein nur als Maler, doch stellte sein Entwurf für den Garten der Villa Madama wahrscheinlich den ersten bedeutenden Garten im modernen Sinne dar. Nie zuvor waren nach der Antike Haus und Garten zu solch einer Einheit verschmolzen worden. Auch Le Nôtre (der Schöpfer von Versailles) hatte zunächst mit Le Brun eine Ausbildung als Maler erhalten. In der Bildhauerei gab es früher nur wenig Bildhauer, die auch Gärten anlegten. In der Renaissance war vielleicht Tribolo der bedeutendste, auf den die Gärten an der Villa Castello (Florenz) zurückgehen. In der jüngsten Vergangenheit wurden aber viele Gärten Schöpfungen bedeutender Bildhauer (von Noguchi, Karavan bis zu Nicki de Saint-Phalle). Man kann geradezu sagen, dass der moderne Garten als eine innenräumige Skulptur zu sehen ist. Dieser vielfache Bezug zeigt nur einen Aspekt der kreativen Möglichkeiten in der Gartenkunst. Keine andere Kunstdisziplin besitzt ihre Vielseitigkeit. Der andere, in Zukunft vielleicht bedeutendere Aspekt ergibt sich aus der archaischen Beschaffenheit des menschlichen Bewusstseins. Kein anderer Lebensbereich verbindet heute den in seiner Kultur eingebundenen Menschen so mit der Welt seiner biologischen Herkunft wie ein Garten. Da alle seine Sinne noch auf seine Wahrnehmungen in der Natur genetisch programmiert sind und über diese die Steuerung seines Stoffwechsels, bringt ihn deren Fehlen aus seinem inneren Gleichgewicht und macht ihn krank. Alle naturnahen, bzw. sinnesbezogenen Therapien setzen in Verbindung mit Bewegungsprogrammen an diesem Punkt an. Ein Garten vermittelt nun dem Einzelnen die Verbindung von Natur und Kultur, und er kann darin je nach seiner persönlichen Befindlichkeit seine Bedürfnisse und Sehnsüchte projizieren. In keinem seiner sonstigen Lebensbereiche kann er gemäß seiner Natur so kreativ sein wie hier. Kein anderer besitzt für ihn letztlich diese Bedeutung. Von hierher gesehen wird die Gartenkunst für ihn zwangsläufig zur bedeutendsten aller Künste werden (zu jeder Zeit war jeweils die Kunstgattung die bedeutendste, die die Menschen innerhalb ihrer Zeit am meisten benötigten. Damit gehört die Zukunft der Gartenkunst). Die Gartenkunst könnte z.Z. die heutigen Menschen viel eher zu sich herüberholen als jede andere zeitgenössische Kunstdisziplin (leider kann man in Deutschland z.Z. kaum entsprechende Arbeiten vorweisen; nur Freiflächenplanungen mit mehr oder weniger großem wissenschaftlichem Hintergrund). Dies gilt sowohl in Bezug auf die zeitgenössische Musik, Malerei, Bildhauerei wie auch manche Bereiche der Architektur. In der Gartenkunst hat es immer Bezüge zur Malerei gegeben. Im Barockgarten wurden die Anlagen zweidimensional im Sinne von Flächen gesehen (voll erfassbar nur von einem einzigen Standort innerhalb des Schlosses. Dies allein schon wegen seiner perspektivischen Ausrichtung der Achse), im Landschaftsgarten dagegen als eine zu erwandernde Folge von Bildern. Bereits Plato sah in einem Maler nur einen Nachahmer, der auf seinem Bild einen Gegenstand imitierte. Um die Wende zum 20. Jh. bauten dann die Fauves den Umgang mit der Farbe aus und die Kubisten den mit der Struktur. Sie lösten sich von dem äußeren Erscheinungsbild. Beide schufen damit für das "moderne" Sehen neue "Realitäten". Heute gilt die traditionelle Malerei als kulturkonservativ, die wegen ihrer Bindung an das Handwerkliche keine gesellschaftsverändernden Aufgaben übernehmen kann. Zu den Malern, die einst bedeutende Gärten anlegten, gehörten neben William Kent auch Hubert Robert, Henri Watelet und Gertrude Jekyll. Oft wird die Bedeutung der Gärten auch durch ihre zentrale Stellung in der Literatur hevorgehoben. Bekannte Beispiele dafür sind:
11. Die Beziehungen zur Baukunst Genau genommen ist die Gartenkunst ein spezialisierter Bereich der Architektur, der sich allein mit dem Außenraum beschäftigt. Der Begriff "Architektur" ist zusammengesetzt aus den beiden griechischen Wörtern
Zum Arbeitsbereich der Architektur gehört jedes Bauen. Allerdings kann ihre inhaltliche Diskussion wegen ihres starken normativen Bezuges schnell kontrovers werden. Vom Handwerk unterscheidet sie sich bis Ende des 19. Jhs. durch ihre besondere, hauptsächlich ästhetische Qualität. Im 20. Jh. wurden dann
Jede architektonische Aufgabe entwickelt sich zunächst aus der ihr zugedachten Funktion.
12. Die Gegner der Gartenkunst Die Ursache für die geringe Anerkennung der Gartenkunst als Kunstdisziplin in unserer Gesellschaft hat mehrere Ursachen:
Dies ist in den anderen Künsten seit Winkelmann anders, dessen Kriterien - geschult am Beispiel der Antike - zum normalen Bildungskatalog der bürgerlichen Bevölkerung geworden waren. Unsere heutige Vernachlässigung der Gartenkunst in Deutschland hat ihre Ursache darin, dass unsere geistigen Orientierungsvorgaben z.Z. in den anderen Bereichen unserer Kultur gefunden werden (z.B. in den Sozial-, Natur-, Ingenieurwissenschaften und begrenzt in den Geisteswissenschaften) und die heutigen offiziellen Vertreter des Berufsstandes bei der Suche nach ihrer öffentlichen Anerkennung ihnen nur folgen und damit nur nachgeordnet sein können. Sie vergeben damit ihr Erstlingsrecht, denn niemand steht ihrem Arbeitsbereich und damit der sozialen Paradigmenfestlegung näher als sie selber. Worüber andere nur forschen, haben sie im Besitz: - die Natur. Der rationale Zugang der anderen Kulturbereiche zur Natur ist einem sinnlichen (ganzheitlichen) nur überlegen, wenn man dies akzeptiert. Das heutige Problem der Gartengestaltung in Bezug auf ihre Stellung zwischen Kunst und Wissenschaft lässt sich zurückführen auf das Bezugsproblem Gefühl, Romantik und Rationalität. Dabei vergessen die Anhänger der Rationalität, dass ihrer Gedankenwelt das Emotionale ihren Entscheidungen immer vorausgeschaltet ist und dieses Emotionale phylogenetisch sehr viel tiefer angelegt ist als die Rationalität. Wahrscheinlich gibt es keine Kunstdisziplin deren Zugehörigkeit zu den Künsten nicht irgendwann in Frage gestellt wurde, wenn man die Geschichte bemüht. Brahms hatte sogar der Musik ihr Ende angekündigt. Gerne wird Hegel als Gegner einer Kunstdisziplin Gartenkunst angeführt. Dabei wird übersehen, dass er Romantiker allgemein nur als "anmaßliche Subjekte" ansah, d.h., dass er zur Gartenkunst überhaupt keinen Zugang besaß, da zwischen Romantik und Gartenkunst vom Psychischen her eine enge Beziehung besteht. So dürfte man z.B. bei der Stellungsnahme zur Musik auch die Haltung eines Unmusikalischen nicht ernst nehmen. Hegel hatte das allgemeine Ende der Kunst verkündet, weil er ihr die Fähigkeit zu einer höchsten Wahrheitserkenntnis abgesprochen hatte (die er nur der Philosophie zubilligte) und sie auf die Vermittlung eines eigenen Wahrheitsbereichs beschränkte, d.h. den des "sinnlichen Scheinens der Idee". Immer wieder muss Migge mit seiner Aussage, dass die Gartengestaltung keine Kunstdisziplin sei, für ihre Verneiner als Bestätigung herhalten, ihren Kunstbezug in Frage zu stellen. Es wird dabei aber regelmäßig der Zeitrahmen dieser Aussage nicht miterwähnt, eine Zeit, in der man das grundsätzliche Ende aller Kunst erklärte, u.a. die russischen Konstruktivisten mit ihrer Forderung nach dem Abbruch aller Traditionen oder Mondrian für die Malerei. Was früher als Kunst zu gelten hatte, bestimmten die jeweiligen sozialen Oberschichten, später die Kunstkritiker. Dabei stellte sich bei diesen das Problem, dass sie aus Mangel an Kenntnissen über die Gartenkunst keine Kriterien besaßen, die sie als solche legitimierten Gärten zu Kunstobjekten zu erklären, bzw. der kleine Berufsstand der Gartenkünstler, da dieser wiederum keine Theoretiker besaß, diese ihnen nicht liefern konnte. Weil wir heute in unserer Kultur verlernt haben, einem Garten auch einen geistigen Inhalt zu geben, suchen wir ihn in diesem auch nicht mehr. Für das allgemein niedrige künstlerische Niveau unserer Gärten sind hauptsächlich verantwortlich
Ein Nachteil der Gartenkunst ist, dass sie sich nicht im Blickfeld der Kunstkritik befindet, einerseits weil sie zu wenig hochwertige Arbeiten bietet und zum anderen weil die Kunstkritiker zu wenig von ihr verstehen und sie damit als Kunstdisziplin auch nicht ins Blickfeld der Medien gelangen kann. Darüber hinaus gibt es für sie keinen börsenartigen Markt, der mit ihrer Hilfe große Gewinne versprechen kann Die gesamte Situation im Kunstbereich erinnert z.Z. stark an den Pariser Literatentreff im Café Voltaire (1890), als man sich für die Lyrik des jungen Stefan (Etienne) George begeisterte, obwohl ihn niemand von den Anwesenden verstand, da niemand deutsch konnte. Wichtig war für die Anwesenden nicht sein Werk, sondern allein der Umstand, dass man für seine eigenen Gedanken einen vermeintlichen Repräsentanten glaubte gefunden zu haben. Im Bereich der Gartenkunst besitzen wir z.Z. keine Sprache, um uns dort auch einzubringen zu können - von einer gemeinsamen Sprache ganz abgesehen. Aber ohne eine Sprache ist eine Kultur, ein Kunstwerk nicht möglich. Die Verneinung der Gartenkunst als Kunstdisziplin ist letztlich nichts anderes als der Ausdruck ihrer augenblicklichen Sprachlosigkeit. (dass es sprachlich auch anders geht, hat innerhalb einer kurzen Zeit die deutsche Weinwirtschaft in einem anderen Kulturbereich bewiesen).
13. Gartenerscheinungen Ein Garten kann die verschiedensten Aufgaben übernehmen und je nach Interessenlage, den verschiedensten Kriterien folgen: z.B.
Gegenüber öffentlichen Anlagen hat der private Garten den Vorteil, dass dort mit dem Scheitern einer Anlage anders umgegangen werden kann. Es fehlt der öffentliche Druck, der alles auf einen unverbindlichen Konsens ohne eine eigene Aussage reduziert. Im Gegenteil, das Scheitern kann hier die Wege zu neuen Ansätzen leichter einleiten. Von ihrer Funktion her können wir die Gärten sehen als
Im Sinne der modernen Kunst
Ein Garten muss nicht groß sein. Ein Außensitzplatz oder ein Stück zu betrachtender Natur können für ihn bereits ausreichen. Der Rest ist allein eine Frage der Fantasie seines Besitzers. Evtl. können Sichtbarrieren oder -öffnungen bei der Schaffung von Raumillusionen helfen. Relativ klein sind auch Schrebergärten. Früher dienten sie oft nur der Gemüse- und Obstgewinnung städtischer Arbeiterfamilien. Nach Schrebers Vorstellungen sollten sie ursprünglich hauptsächlich der Jugenderziehung dienen. Im Rahmen seines Leipziger Turnvereins wollte er zunächst nur die Schaffung von Kinderspielplätzen fördern. Sein Nachfolger Hauschild gründete für deren Erwerb einen Verein (1864), den er zu Ehren seiner Vorgängers "Schreberverein" nannte. Im ersten dieser Spielplätze gab es einen Botanischen Garten und Kinderarbeitsbeete, die die Kinder aber ablehnten. So machte man aus den Kinderbeeten Familienbeete und schuf ab 1869 ganze Familiengärten, die dann als Schrebergärten weltberühmt wurden (heute durch die Schrebergarten-Ordnungen oft reduziert zu Stätten sozialer Zwänge). Viele unserer heutigen privaten Gärten sind genau genommen Sammlergärten. Es hat sie seit Beginn der Gartenkultur gegeben. Bekannt sind sie uns besonders als Kräutergärten der Klöster und Wunderkammern der Fürsten und wohlhabenden Bürger (für das Sammeln botanischer Raritäten). Manchmal dienten sie dem wissenschaftlichen Interesse (Ärzte, Pfarrer) oder folgten einfach nur Moden (berühmt die Tulpenmanie in Holland, die 1637 zum ersten Börsenkrach führte. In der letzten Zeit waren z.B. Funkien lange eine Modepflanze) oder inneren Besitzzwängen (diese Pflanze muss ich unbedingt haben!). In ihnen stehen der Bewegungsausgleich oder Sportersatz an hinterer Stelle. Über ihre Pflanzensammlungen suchen ihre Besitzer oft nach persönlicher Anerkennung, bzw. verdrängen damit ihre persönlichen und sozialen Probleme. In größeren Anlagen finden wir häufig Sondergärten, die dann als Unterabteilungen ein Eigenleben führen. Sie dürfen nicht zu groß werden, um sich aus ihrer Nebenrolle nicht hervordrängen zu können. Oft sind es Rosen-, Stauden-, Kräuter- oder Wassergärten. Man sieht gelegentlich aber auch Heide-, Steingarten- und Schnittblumenpartien. Oft ist es schwer, zwischen den einzelnen Bereichen "saubere" Übergänge zu schaffen, bzw. diese in einen passenden Rhythmus einzubinden. Bewußtseinsmäßig stellt ein Garten für viele Menschen keine Lebensnotwendigkeit dar. Er wird dann nur als ein Wunsch aus einer naturbezogenen Geisteshaltung heraus empfunden. Anders ist es dagegen von der biologischen Programmierung eines Menschen her, seinen Wahrnehmungs- und Bewegungsbedürfnissen auf die hin er sich in seiner Evolution entwickelt hat. Der besondere Wert eines Gartens liegt dabei bei der Entwicklung eines Kindes (im Kleinkindalter immer nur in Begleitung einer Aufsicht). Selbst der einfachste Garten kann von einem harmonischen Gesamtkonzept getragen werden und als solcher zeitlos schön sein. Im Laufe der Zeit kann er zu einer Form heranreifen, so dass er wie selbstverständlich wirkt und dass man bei jedem Detail denkt, dass es nur so und nicht anders sein darf. Ein solcher "einfacher" Garten ist nicht leicht zu entwerfen. In der Regel ist er das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Kinder brauchen Naturerfahrungsräume, naturnahe Spielräume. Nur sie erlauben eine eigenständige Naturbegegnung, einen Kontakt zu Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren. Dabei wird nicht nur ihre allgemeine Einstellung gegenüber der Natur mit beeinflusst, sondern was sehr viel wichtiger ist, die Entwicklung ihrer psychischen Gesundheit. Die Anlage von Gärten bedeutet gesundheitlich vorbeugende Maßnahmen. Über die Vielfalt der dortigen Wahrnehmungen und Reize beeinflussen Gärten die psychosomatische Gesundheit eines Menschen und darüber hinaus haben sie eine therapeutische und rehabilitierende Bedeutung für geschädigte Menschen. In einem Garten folgt die Übertragung einer unbewussten Welt in das reale innere Leben. Damit besitzt er eine psychische Bedeutung, die in manchen Bereichen nur mit der der Musik vergleichbar ist. Es ist schwer auf die verschiedenen psychischen Bedürfnisse verschiedener Menschen einzugehen. Eine Gruppe Landschaftsgärtner im deutschsprachigen Raum, die sich vorgenommen hat, anspruchsvolle Gärten anzulegen und sich "Gärtner von Eden" nennt, unterscheidet deshalb in ihren Angeboten vier verschiedene Gartentypen: die Gärten für Ästheten, Designfreunde, Genießer und Naturmenschen. Sie umfassen damit das Gestaltungsspektrum von extra- bis introvertierten, von üppig, klar bis reduziert bepflanzt. Zwar spricht die Individualität guter Gärten gegen eine solche willkürliche Typisierung. Einem Ästheten gefällt nicht nur ein klar strukturierter Garten. Für den Beginn einer möglichen Kommunikation scheint dieser Versuch aber einen guten Ansatz zu bieten. Politisch stellen Gärten einen sozialen Stabilisierungsfaktor dar. Das hatte bereits die katholische Kirche in ihren Sozialenzykliken gewusst, als sie dort eigenen Bodenbesitz, Gärten gegen die Verbreitung des Sozialismus empfahl. Zunächst sicherten die Nutzgärten einen gewissen Lebensstandard, und als eine gewisse Höhe erreicht war, kündigten diese dies durch ihre Umwandlung in Ziergärten an. Gärten waren seit frühester Zeit Statussymbole. Entsprechend werden sie oft als Privileg, das nicht jedem zur Verfügung steht, behandelt. Sie verkünden Wohlstand und Geschmack und erlauben es, ein kleiner König zu sein, indem sie abgegrenzt von den Nachbarn, der vielfältigen Individualität unter den Menschen eine freie Entwicklungsmöglichkeit erlauben. Die politische Bedeutung von Gärten ist früh erkannt worden. Der "Englische Garten" in München war auch ein Versuch, die Auswirkungen der französischen Revolution nicht nach Bayern gelangen zu lassen. Erwin Barth (1880 - 1933, erster deutscher Hochschullehrer für Gartengestaltung), der vielleicht letzte Generalist hatte unter dem Einfluss der Reformbewegung die damaligen Gärten nach sozialen Gesichtspunkten unterschieden: Gärten für die / das
14. Die Natur und der Kulturbezug Die Ästhetik eines Gartens erwächst aus dem Spannungsfeld von Natur und Kultur und dem beim Betrachter einen Reiz auslösenden Angedeuteten. Die Gartenkunst beinhaltet immer auch einen Bezug zur Natur und Kultur, zur Welt und kann deshalb nie nur eine zur Schau gebrachte Subjektivität sein. Ihr Bezugsrahmen ist damit oft weiter als in den übrigen modernen Künsten. In ihrer Dualität setzt sie bei ihrem Schöpfer und Betrachter eine gewisse Kultur voraus, d.h. eine gewisse bewusste oder unbewusste Arbeit an sich selber (erfolgte sie nicht, bleibt man immer nur ein Konsument). Sie ist ein Ergebnis der Selbstformung durch Bildung. Plotin verglich sie einmal mit der Arbeit eines Bildhauers: "Ziehe Dich in Dich selbst zurück und betrachte Dich selbst. .... Meißle von Dir
alles Überflüssige weg, glätte hier und säubere dort, mach das Krumme gerade,
erhelle das Dunkle und lass es rein werden - ..., bis Du die Weisheit erblickst". Jeder Mensch bringt in seinen Garten seine biologischen und seine kulturellen Vorgaben. Für Konfuzius war es der Weg zu einer inneren Harmonie, für uns heute ist es der Versuch einer Antwort nach dem Sinn, nach dem Sinn unseres Tuns, unseres Lebens usw. Die kulturelle Antwort liegt in der "Stärke", die ein Garten auszustrahlen vermag. Andererseits ergibt sich die Kultur im Allgemeinen durch die Fähigkeit des Menschen auf die Leistungen seiner Vorgänger durch Imitation zurückgreifen zu können und diese Leistungen in Form einer eigenständigen Evolution ständig zu verbessern. Für die Gartenkunst tritt dabei ein Problem auf, wenn man glaubt, überholte Wahrnehmungen durch neue Sichtweisen ersetzen zu müssen. Das Problem ist, dass unsere Wahrnehmungsfähigkeiten über unsere Evolution weitgehend festgelegt sind und nur in einem schmalen Korridor dann noch zusätzlich sozial ausgerichtet werden können. Nur in diesem begrenzten Bereich kann es "überholte Wahrnehmungen" geben - unter der Voraussetzung, dass diese allein sozial geprägt worden sind und nicht die vorgegebenen biologischen Wahrnehmungsmöglichkeiten aufgriffen. Nach Plato (in "Der Staat") muss die Kunst die Natur imitieren. Der einzelne Künstler ist dabei aufgrund seiner Fähigkeiten der Vermittler zur jeweiligen Kultur (Gesellschaft). Er unterscheidet zwischen einer sinnlichen (der negativen, die nur dem Schein folgt) und einer positiven Nachahmung, die eine Idee zum Ausdruck bringt (und dabei in der Befreiung vom Sinnlichen teilhat). Letztere Nachahmung vermag zu einem Sehen, Erreichen des Schönen und Gerechten zum führen. Die Grundlagen unseres europäischen Denkens basieren auf der Sehnsucht nach Harmonie, als deren Ausdruck in der Kunst die Ästhetik gesehen wird und die Mathematisierung der Umwelt. Die Schönheit war früher kein Selbstzweck, sondern diente der
Man kann heute in der Kunst gegen die "Zwänge" des Schönen arbeiten (dass man dabei ihren ureigenen psychischen Hintergrund verlässt, ist eine andere Sache). Man kann aber einen Garten nie gegen das Schöne schaffen. Er wäre in sich ein Widerspruch und stände der phylogenetischen Ausrichtung des Menschen entgegen. Ein Problem vieler "schöner" Gärten bei uns ist allerdings, dass sie wie ein überzogen geschminktes Gesicht, oft aussagelos, ohne einen eigenen Charakter erscheinen. Ihr Gepflegtsein und sogar ihre Harmonie lassen sie eigentlich nur langweilig erscheinen. Was schön ist, dass ist sehr schwer festzulegen. Eine Schönheit ist immer positiv an eine Form gebunden und damit das Gegenteil einer Zerstörung oder Beschädigung. In unserer heutigen Gesellschaft verlieren Formen als verbindliche ideale Werte zunehmend ihre frühere verbindliche Bedeutung. Das verführt zur Lüge. Für Hans Schiller war die "Wahrhaftigkeit" noch ein unverzichtbarer Wert gewesen. Zu den Vorwürfen gegen die Schönheit gehört auch, dass über sie als Reiz sich jede Botschaft vermitteln lässt. Zum ästhetischen Wahrnehmen gehört auch ein gewisses Wissen (besonders bei verschiedenen kulturabhängigen Tiefendimensionen), ein erinnerndes Bewusstsein. Dabei bauen die ästhetischen Naturerlebnisse stark auf Erwartungshaltungen, auf Symbolen auf (z.B. die ersten Frühlingsblüher: Wahrgenommen, lösen sie in uns Gefühle aus). Übersteigen sie die Maßstäbe unserer Sinne, so werden sie für uns nur noch als Idee fassbar (z.B. als das Meer, Gebirge, der Wald, das Blumenmeer), und wir sprechen vom Erhabenen (nach Kant). Für unsere Wahrnehmung gehört zur Schönheit das Maß. Obwohl wir die Kunst sowohl über die Emotionalität wie auch über den Intellekt definieren können, ist beiden Aussagen gemeinsam, dass ihre Informationen über deren Ästhetik laufen. Für die Gartenkunst gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen:
15. Kompositionsbezüge Wie in der Musik ist die Gestaltung eines Gartens die Arbeit mit mehreren Motiven (z.B. einem Haupt- und mehreren Nebenthemen, einem Kernmotiv und mehreren Untermotiven). So wie die Musik eine Klangarchitektur darstellt, so ist die Gartenkunst eine Raumarchitektur. Ihre Erstellung ist eine spezifische Form der Komposition (vom lat. componere = zusammenfügen). Vergleichbar einer Sonate, die mit Hilfe von Klängen ein Drama ohne Worte zum Miterleben bringt, ein Drama im Wechsel zwischen seinem Hauptthema und seinen Nebenthemen, erstellt die Gartenkunst ein Drama mit Hilfe relativ statischer, lebender Bilder. Sie besitzt wie ein Musikstück ein zeitliches Nacheinander (erlebbar beim Durchschreiten desselben) und ein räumliches Nebeneinander. Der Zeitfaktor wird noch verstärkt durch das "Erleben" verschiedener Tages- oder Jahreszeiten und dem ständigen Wechsel der Beleuchtung. Anders als in der Musik gibt es bisher für die Gartenkunst keine Kompositionslehre. Ihre Rhythmen entstehen durch wiederkehrende charakteristische Kombinationen, die in den Raumkünsten nur als eine Abfolge erlebbar sind (eine Abfolge durch die Bewegung des Betrachters). Die Gesamtgliederung (Struktur) gibt dem Garten seine typische Gestalt, durch Wiederholungen und sich überlagernde Linien entstehen Muster. Das Gartenthema kann dadurch immer wieder neu durchvariiert werden. Bei einer Transformation, einer aufeinander aufbauenden Variationsreihe, wird dabei ein Element immer weiter verändert. Je stärker das Endergebnis dann abweicht, umso wichtiger werden die Zwischenstufen für das Erkennen des Gesamtzusammenhanges. Sequenzen nennt man Transformationen durch immer die gleichen Eingriffe. Besonders schön wirken oft Wiederholungen, wenn additiv Ähnliches immer wieder verwendet, immer wieder zum Klingen gebracht wird. Die in einem Garten wahrgenommenen Reize beeinflussen (unabhängig davon, ob wir sie wollen oder nicht) unsere Stimmungen. Es gehört zu unserem biologischen Erbe, dass wir unsere Umwelt ständig bewerten und damit mit jeder Wahrnehmung emotional beeinflusst werden. Die Reize wecken in uns Gefühle, die dann unser Verhalten steuern. Innerhalb einer Gartenkomposition kann ich sie mit Hilfe der Linienführung, der Proportionen, der Lichtnutzung, der Düfte und der Farben steuern. Kulturvergleiche haben gezeigt, dass es beim ästhetischen Empfinden der verschiedenen Naturvölker kaum Unterschiede gibt, wohl aber bei der Überlagerung ihrer Ornamente und deren kulturspezifischer symbolischer Ausdeutung. Je höher deren formale Komplexität ist, umso größer ist bei ihnen der Zwang, visuelle Ordnungen in sie hineinzubringen. Bei den Naturvölkern erfolgt dies gestalterisch durch Reihungen und Wiederholungen, Kontraste und eine Elementfülle, wobei letztere besonders in regelmäßigen Symmetrien dargestellt wird. Besonders mit Hilfe von Pflanzen können Farb- und Formsymphonien geschaffen werden. Es gibt dafür unglaublich viel Material. Man muss nur den Mut haben, es im Sinne seiner Emotionen oder seines Ästhetikbewusstseins komponieren zu wollen. Den Durchbruch zu einer modernen Verwendung der Farben hat Gertrude Jekyll eingeleitet (die vorausgegangenen und zeitgleichen Teppichbeete erinnerten auffallend in ihren einfachen Symmetrien und ihren Farbkontrasten noch an die Gestaltungsarbeiten der Naturvölker). Auf ihren länglichen Beeten griff sie dabei gerne auf die sanften Farben aus den Cottagegärten (u.a. Rittersporn, Campanula und Phlox) und Blattschmuckstauden (besonders Bergenien und Wollziest) zurück. Es entstanden in der Folge beliebte Farbkombinationen (z.B. in rosa und gelb, violett und Purpur, Ton in Ton in weiß oder blau). Zunehmend wich man von den kontrastreichen Farbtönen zu solchen aus, die auch in der Natur harmonieren. Moderne Gärten haben oft eine graphische Linienführung (die dann durch die Pflanzung entschärft wird). Aber auch ihre Bilder arbeiten weiterhin noch mit dem klassischem Aufbau von Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund (Hintergründe, vor die sie gerne die gedanklichen Inhaltsträger eines Gartens symbolisch stellen, z.B. in Form besonderer Pflanzen oder Skulpturen).
16. Die Abhängigkeiten eines Gärtners Durch jeden Garten zieht sich eine Linie zwischen Natur und Kultur, freiem Wuchs und Kontrolle. Er ist als Kulturprodukt immer an Menschen gebunden. So kann deren Tod über die allmähliche Veränderung des Gartens zu einem visuellen langwährenden Abschied werden. Für jeden Garten gibt es eine Vielzahl von Abhängigkeiten, Vorgaben, an die man gebunden ist. Die wichtigste unter ihnen ist der "Ort". Hierzu gehören der Genius loci, das zu erfassende Apriori eines Geländes (seine Ausstrahlung) in das - wenn in ihm ein Garten geschaffen werden soll - ein Raum mit bestimmten eigenen Ansprüchen hineingestellt wird. Während ein Maler allein aus seinem Farbgefühl heraus arbeiten kann, befinden sich in einem Garten die Tönungen, Schattierungen oder Nuancen in einer ständigen Bewegung. Sie verändern sich laufend und sind immer einem anderen Licht ausgesetzt. Allein ein anderer Säuregehalt im Boden kann schon zu einem Farbumschlag führen. Zu einem Garten gehören neben "toten" Stoffen, wie sie auch die anderen Künste kennen (z.B. Steine, die in der Architektur erst nach einem längeren Zeitraum erneuert werden müssen), auch lebende Gestaltungsstoffe. Dadurch erhalten die Arbeiten eines Gartenkünstlers neben dem Zerfall, dem eher oder später auch alle anderen Ergebnisse in den bildenden Künsten anheimfallen, auch eine entgegengesetzte Dynamik, die Veränderung durch Wachstum. In keiner anderen Kunstdisziplin ist dieser Umstand sonst zu beachten. Manchmal sieht der Gartenkünstler den von ihm geschauten Garten seines geistigen Auges nicht in seiner Vollendung, weil er vor seinem persönlichen Tod wachstumsmäßig noch nicht sein Endstadium erreicht hatte. Für keine andere Kunstdisziplin spielt die Zeit (hier durchaus als vierte Dimension) eine so große Rolle wie in der Gartenkunst. Ein Garten ist nie "fertig". Er verändert sich ständig.
17. Der Ort - der Raum Gärten sind Inszenierungen, die Verbindung eines Gedankens mit einem Ort. Es sind dies die Räume, auf die wir unsere Gedanken projizieren. Dabei können die Orte naturbezogen sein, eingeschränkt ökologisch, geschichtsorientiert oder sonst einer Vorgabe folgen. Auch der Zuschnitt eines Gartengrundstücks wirkt sich stark auf eine Planung aus. Höhenunterschiede und Bodenbewegungen können die Gestaltungsmöglichkeiten erheblich erweitern. Schon in der Renaissance bevorzugte man deshalb leichte Südhänge. Wo dies nicht möglich war, hat man für Geländeveränderungen oft gewaltige Summen bezahlt. Die zukünftige Bepflanzung sollte stark von der angetroffenen Bodenart abhängig gemacht werden. Am günstigsten sind zwar mittelschwere Sand-Lehm-Böden, doch lassen sich technisch heute alle Gärten auf allen Böden schaffen (es ist nur eine Kostenfrage). Die vorhandene Wildflora gibt in der Regel gute Hinweise auf die vorhandene Bodenqualität. Als wertvoll sind vorhandene Gehölze anzusehen, besonders alte Laubgehölze. Ist ihr Bestand zu dicht, können sie ausgelichtet werden (allerdings erst nach dem Abschluss der Planungen. Im Privatbereich evtl. erst nach Jahren, wenn die Gestaltungsüberlegungen in sich ausgereift sind). Alte Gehölze machen einen Garten schnell wohnlich und ermöglichen individuelle Lösungen. Die Ausstrahlung eines Gartenraumes wird auch stark von seiner Nachbarschaft beeinflusst (z.B. seinen Nachbarhäusern, seinen Ausblicken, aber auch von möglichen Gerüchen aus Gewerbegebieten oder der Intensivtierhaltung oder dem Lärm von Straßen, Eisenbahnen, Flugplätzen oder Industrieanlagen). Besonders wertvoll sind Fernblicke, weil sie einen Garten optisch erweitern, evtl. sogar den Hintergrund eines Gartenbildes bilden können (zu bevorzugen sind sie im Norden, weil sie dann ohne eine Blendung das Wechselspiel von Licht und Schatten am intensivsten erleben lassen). Ein Garten schafft wie jedes andere Kunstwerk neue Sichtweisen. Dabei kann sich der Reformgarten anders als der architektonische und der Landschaftsgarten relativ schnell den jeweiligen Zeitbedürfnissen anpassen. Man kann in die vorhandenen oder neu zu schaffenden Räume Prozesse mit dem Gedankengut der jeweiligen Gegenwart ablaufen lassen. Dadurch könnten sie sich jeweils an der Spitze des Zeitgeistes befinden. Gemeint sind hier nicht temporäre Gärten, die auf ihre Orte nur begrenzt eingehen können, sondern die Möglichkeiten eines konservativen Wahrnehmens der Natur (da dieses wegen seines phylogenetischen Hintergrundes der eigentliche Ansatz der Gartenkunst ist). Dabei spielt es keine Rolle, ob ich mich wie zu Beginn des Reformgartens gefordert, mit Hilfe des Spiels, des Sports oder der Gartenarbeit in die Gartenprozesse einbringe oder sie nur beobachte. Die heutige Freiraumplanung unterscheidet sich hier von der Gartenkunst, weil sie ein jeweiliges Lebensumfeld nur rational als einen "nachzubessernden Naturraum" begreift. Vielleicht individuell im Grad verschieden sieht der Gartenkünstler den ihm zur Verfügung gestellten Raum dagegen zunächst als einen Naturraum, in den er sich mit seiner Kultur einbringt, einen Naturraum in den er - ohne dass es pathetisch sein soll - eine gewisse Demut mit hineinbringt. Ein Garten ist wie ein Archiv - ein Archiv für die Geschichte seines Ortes, der Erinnerungen seines Schöpfers und der Projektionen seiner Benutzer. "Wenn Künstler als Gärtner Natur belasten, begreifen und "in die Hand" nehmen, dann geben sie Handlungsmodelle von Mentalität wieder, gewissermaßen eine Ethnographie der Kultur". (Paolo Bianchi). "Die Hinwendung zum Garten dient nicht der Ausdehnung des geographischen Raumes, sondern steht für eine schwebende Reflexion, für eine nomadische Autogeographie: in der Geographie sich selbst werden - die Biographie des Ortes kreuzt sich mit der Geographie des Selbst" (Paolo Bianchi).
Männer und Frauen Die biologischen Unterschiede zwischen den Menschen und besonders zwischen den Geschlechtern ergeben sich aus deren verschiedenem Hormonhaushalt, wobei der am bekanntesten der des Testosteron - bzw. Östradiolhaushaltes ist. Schon vor der Geburt nimmt er Einfluss auf unser räumliches Vorstellungsvermögen und behält ihn auch während der Jugend und Erwachsenenphase bei. Diese Geschlechtshormone beeinflussen u.a.
"Weibliches" Denken nimmt anscheinend seinen Ausgang im rechten Scheitel- und Stirnlappen des Cortex, während das "männliche" im Hippocampus beginnt (um am Schluss auf unterschiedlichen Wegen zu ähnlichen Ergebnissen zu kommen). Die Östrogenrezeptoren befinden sich hauptsächlich im Hypothalamus, Hippocampus und im präfrontalen Cortex. Von dort nimmt das Östrogen einen entscheidenden Einfluss auf unser Denken und Lernen und unser Gedächtnis. Das Östrogen regt die Stärkung und Neubildung von dendritischen Spines an, auf denen sich die Synapsen befinden, die die Kontaktstellen für die Informationsübertragung zwischen den Neuronen bilden (bei Alzheimerkranken sterben im Hippocampus die dendritischen Spines im Laufe der Zeit ab). Vielleicht ist folgender Gedanke zu stark verallgemeinernd, aber es scheint seinem Wesen nach,
Farben galten immer schon als ein Ausdruck des Dionysischen. Vielleicht ein Grund dafür, weshalb Männer in unserer Kultur wegen ihrer vielleicht geringeren Genussfähigkeit davor vermehrt Hemmungen besitzen. Es muss z.B. eine Ursache dafür geben, weshalb in unserer Kultur die Männermode so viel farbärmer ist.
18. Das Wahrnehmen Wie kein anderer Bereich in unserer Kultur schafft die Kunst die Brücke zwischen dem Spannungsfeld der menschlichen Biologie und seiner Gesellschaft. Unabhängig von allen Sozialisationsprozessen in den verschiedenen Zivilisationen besitzt sie einen gemeinsamen phylogenetischen Hintergrund, der sich aus der Wechselwirkung persönlicher Anlagen und einer bestimmten Umwelt ergibt. Während man sich sein Erbgut nicht auswählen kann, ist dies teilweise auf die Umwelt bezogen sehr wohl möglich. Letztere beeinflusst die Art und den Grad unserer Wahrnehmungen, unserer Emotionalität und unseres rationalen Weltzugangs. Cezanne sah in einem Künstler ein einziges Wahrnehmungsorgan für Sinnesempfindungen. Unsere genetischen Vorgaben bestimmen die Spielräume, die uns für die Wahrnehmung der Welt und unsere Reaktion darauf zur Verfügung stehen. Sie begrenzen unsere innere Freiheit, die Welt zu sehen. In unserer, von den Naturwissenschaften beherrschten Welt hat man schon lange nach einem objektiven Maß für die objektive Wirkung von Kunstwerken gesucht. Bisher haben phylogenetische Tests zu folgenden Ergebnissen geführt. Es gefallen:
Unsere Realwahrnehmungen sind immer unvollständig und erlauben deshalb auch immer eine Entwicklung. Aus ihnen ergeben sich unsere unterschiedlichen "Wahrheiten", die wir durch unsere verschiedenen Wahrnehmungen gewinnen. In der Regel interessiert nur die allgemeinste Form, das Schema bei der Erfassung einer Figur. Bei einer solchen Reduktion bleiben die verschiedenen Inhaltsbereiche intakt. In der modernen Kunst beobachten wir einen weitgehenden Körperverlust. Das Problem dabei ist, dass Inhalte nur über die Bindung an bestimmte Formen vermittelbar sind. Die Pop-Art arbeitet deshalb gerne mit Schlüsselreizen. (andere Möglichkeiten wären die einer Überhöhung der Wirklichkeit, die Schaffung von Illusionsbereichen oder der Dekonstruktion der Formen). Weichen wir von den vertrauten Körperbildern ab, orientieren wir uns an deren Formen, Strukturen. Bereits Vitruv (und damit die antiken Baumeister) wusste von der Begrenztheit des menschlichen Sehwinkels. Er ging von 30 - 35° aus, was bei einer Distanz von 10 m einer Sehbreite von 6 m entspricht (da dies einem Proportionsverhältnis von 5 : 3 entspricht, könnte es eine Erklärung dafür sein, weshalb wir den Goldenen Schnitt als so angenehm empfinden). Allein über unser Sehfeld können Räume bereits auf uns emotional einwirken (alle Zahlenangaben nach Loidl / Bernard): Das
Entsprechend ist die Raumwirkung von Pflanzen (ein Problem dabei ist, dass sie sich mit zunehmenden Alter verändern). Ihr Einsatz setzt deshalb bei einer klaren Zielvorstellung eine gute Kenntnis ihres spezifischen Wachstums voraus. Auch Höhenunterschiede im Gelände (Terrassierungen, Modellierungen oder nur "weiche" Ausformungen) wirken stark raumbildend. So ergeben Anhebungen von
19. Die Gesundheit und der Garten Unser gegenwärtiger Naturbezug steht in einem Spannungsfeld zwischen einer musealen historischen Kulturlandschaft (eine echte Wildnis gibt es bei uns nicht mehr) und einer neuzeitlichen inhumanen Landschaft, die ihre humanen Wahrnehmungsbezüge verloren hat. Das Problem dabei ist, dass wir heute noch so gut wie kein Wissen darüber besitzen, welche Wahrnehmungen, Reize wir in welcher Häufigkeit und Intensität benötigen, um unserer biologischen Herkunft gemäß psychisch und damit auch körperlich gesund zu bleiben. Das Problem vergrößert sich, wenn man davon ausgeht, dass ein Grossteil der Bevölkerung diesen Mangel gar nicht mehr bemerkt, weil ihm im Rahmen unserer Kultur dafür die Sensibilität abhanden gekommen ist. Das Fehlen dieses Wissens führte zur Heranziehung des "Historischen" als Begründung für den Erhalt der gewachsenen Landschaft, was von "progressiver" Seite dann als "Romantik" diffamiert wird. Um die tatsächliche Bedeutung der Gartenkunst uns heute vor Augen zu halten, muss man sich vergegenwärtigen, dass von den Vorgängen in unserem Gehirn nur etwa 10 Prozent auf der sprachlichen Ebene verlaufen. D.h., dass damit die Bedeutung der begrifflichen Welt für unser Dasein von uns gewaltig überschätzt wird. Für unsere Entscheidungen sind Grundempfindungen und Gefühle viel wesentlicher, denn auch hinter unserer Begriffswelt verbinden wir das Unsagbare mit unseren inneren Bildern. Erst dann haben sie für uns eine Bedeutung. Unsere innere, archaische Gefühlswelt steht uns viel näher als unsere rationale Sprachwelt. Aus dieser Vorgabe ergibt sich die Bedeutung unserer Wahrnehmungswelt für unser Dasein. Wir erfahren unsere Welt erst über das von uns Gefühlte, Gerochene, Geschmeckte, über ihre Klänge, Farben und Formen. Und diese sind der Hintergrund unseres tatsächlichen Daseins. Die Trennung des Menschen aus seinen Naturbindungen hat zur Folge, dass sein Stoffwechsel nicht mehr die Reize erhält, die er zur Aufrechterhaltung seiner Funktionen benötigt. Pathogene Prozesse mit psychosomatischen Folgen setzen ein. Die fehlenden oder beschränkten Sinnesreize nehmen Einfluss auf unseren Hormonhaushalt und darüber auf die Arbeit unserer Organe. Unsere allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt und wir werden krank, je nach persönlicher Veranlagung in den meisten Fällen zunächst psychisch und dann auch physisch. Bei fehlenden Sinnesreizen fühlen wir uns schneller überfordert, sind leichter reizbar, leiden unter Verdauungs- und Schlafstörungen und bekommen in der Folge dann auch eher Kreislaufbeschwerden und Krebs. Da die meisten Menschen in unserer Kultur nicht mehr in einem Umfeld leben, auf das hin sie sich in ihrer Evolution entwickelt haben, kompensieren sie diesen Mangel über ihre Freizeitbeschäftigungen, Urlaubsziele, ihre Wohnortprioritäten und das Hereinholen der Natur in ihren unmittelbaren Lebensbereich, sei es als lebendes Material oder als floralen Dekor. Dieses Verhalten wird bestätigt durch eine Reihe von Beobachtungen:
Als Gegengewicht zum Krankmachenden in unserer Zivilisation wird der Garten zu einer biologisch menschgemäßen Zuflucht
In unserem Alltag sind wir von der Natur zu weit entfernt, um uns ihr noch zugehörig zu fühlen. In unserer Ohnmacht reagiert unser Körper darauf mit negativem Stress, der dann in ihm eine Reihe biologischer Prozesse in Gang setzt. Die Folgen davon sind u.a.:
Eine Folge des Stresses ist neben anderen, dass normalerweise die Produktion neuer Nervenzellen zurückgeht, bzw. die bestehenden verkümmern und ihre Nervenantennen einziehen. Diese Vorgänge lassen sich nicht umkehrbar machen. Positiv gegen Stress wirken
Zwischen Menschen und Gärten bestehen oft lange Beziehungen. Sie eignen sich wegen ihres phylogenetischen Hintergrundes gleichzeitig als ein therapeutisches Hilfsmittel weil sie:
Zur Gesundheit durch einen Garten tragen bei:
Eine Tätigkeit im Garten hilft uns bei der Aneignung von Fähigkeiten zur Selbstgestaltung unseres Lebens. Dabei helfen uns sowohl unsere aktiven wie auch passiven Begegnungen. Sie
Bei der Gartenarbeit kann man in seiner Arbeit aufgehen und dabei sein Zeitgefühl verlieren. Dadurch kann sie eine meditative Qualität erhalten. Sie hilft einem bei der Wiedererlangung eines inneren Gleichgewichts. Der Arbeitende kann zu sich kommen und sich seinem eigenen Seelenleben stellen. Die Gartenarbeit ist weitgehend eine Arbeit in einem Milieu der Reflexion. Über seine Selbsterkenntnis kann es zu einer Selbstregulation kommen, zu einem Reifungsprozess, zu einer Realisierung von Werten, die wiederum die Voraussetzungen seiner Kreativität sein können. Der unmittelbare Kontakt mit der Natur führt den einzelnen Menschen wieder zu seinem inneren Gleichgewicht zurück, das dann der Hintergrund seiner Selbstverwirklichung sein kann. Seine kreativen Arbeiten werden unabhängiger, auf seinen Schöpfer bezogen authentischer. In unserer modernen Zeit erleben wir die Welt weitgehend sehend oder hörend, weniger riechend oder schmeckend und kaum noch im Naturbereich fühlend. Wir bewegen uns durch sie teilweise amputiert. Der Duft des Frühlings oder des Herbstes haben nur noch eine unbekannte Qualität. In seinem Garten zu arbeiten, heißt seinen eigenen Rhythmus zu finden, sich selbst zu spüren. Gleichzeitig helfen die naturnahen Umweltreize einem, seinen biologischen Takt wiederzufinden. Unser heutiges Leben besteht weitgehend aus dem Konflikt zwischen unseren biologischem Innenleben und dem praktizierten sozialen Außenleben, das uns krank macht. Unser inneres Gleichgewicht und unsere Kreativität werden biologisch von unserem Hormonhaushalt bestimmt und sind sozial mitbestimmt durch die Art und Zahl unserer neuronalen Kontaktstellen. Etwa 50 % unserer Persönlichkeit ist angeboren. Sie wird von bio-chemischen Abläufen bestimmt, bei denen die Hormone und neuronalen Botenstoffe eine besondere Rolle spielen. Dies sind besonders Dopamin, Serotonin, Testosteron und Östrogen. Durch ihre jeweils verschiedene Aktivierung der verschiedenen Gehirnteile entstehen die verschiedenen Persönlichkeitstypen unter den Menschen. Solche Hauptgruppen sind:
Wenn unser Ich weitgehend das Ergebnis
Viele kreative Lösungen findet der Mensch in einer völlig entspannten Situation, in der er sich mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Man vermutet, dass die zuvor angegangenen Problemlösungsversuche im Gehirn noch abgeschwächt vorhanden sind und durch neu hinzugekommene Informationen zu neuen Lösungen sich verbinden. Eingetretene Denkblockaden werden so überwunden (aber auch hier setzt es eine vorausgegangene Informationssammlung und -beschäftigung voraus).
20. Gestaltungsprinzipien Gärten "reifen" im Laufe der Jahre. Im Verlauf ihrer Entstehung kommen neue Gedanken, werden Verbesserungen vorgenommen, und auch der Besitzer macht einen persönlichen Entwicklungsprozess durch. Hierin liegt auch eine der Schwierigkeiten für ein gerechtes Verständnis historischer Anlagen. Wir denken zu stark von dem einmaligen Entwurf eines Planers her und viel zu wenig vom Bauherrn, der früher oft hochgebildet und mit einer starken Überzeugung von der Bedeutung seines Gartens für seinen sozialen Status war, der ständig mögliche Verbesserungen im Auge gehabt hat. Seine Planer waren für ihn in erster Linie Ausführungsgehilfen. Die Gärten waren für diese Fürsten ein Teil ihrer Lebenshaltung und erst sekundär das Ergebnis einer Planung (so hat Friedrich der Große nicht zufällig die ersten Entwurfsskizzen für den Garten von Sanssouci selber gezeichnet). Entsprechende Entwürfe historischer Gärten sind in erster Linie als die Umsetzung fürstlicher Gedanken über eine bestimmte Situation zu verstehen und evtl. als Gesprächsgrundlage für einen Kreis von Gästen. Unsere kreativen Fähigkeiten werden weitgehend über unser Gehirn gesteuert. Dabei scheint es so zu sein, dass die
Eine schöpferische Lösung beginnt in der Regel mit dem konvergenten Denken (d.h. einer möglichst breiten Sachkenntnis). Erst dieses erlaubt es, die verschiedenen Teilaspekte einer Aufgabe immer wieder zu einer gewünschten Lösung zusammenzusetzen. Oft ist diese deshalb mit einer langen Vorarbeit verbunden. Je mehr verschiedene Ansätze ein Mensch kennt, umso erfolgreicher kann er bei deren Kombinationen sein. Letztlich besteht unser Bewusstsein nur aus einem Netzwerk von Neuronen, das einerseits banalen naturwissenschaftlichen Prinzipien folgt, dass aber andererseits in seiner Ganzheit mehr ist als ein arbeitsteiliger Neuronenverband. Irgendwo in unserem Gehirn werden die Informationen von den wahrgenommenen Gegenständen zu einem Bild zusammengefügt. Eine subjektive Vorstellung wird für uns zu einem Bild unserer Wirklichkeit, unser Ich zum Mittelpunkt unserer Welt. Wissenschaftlich gesehen reduziert sich unser Dasein zu in Gruppen organisierten Erregungsmustern von Neuronenverbänden. Für die Gestaltung bedeutet dies, dass alle diese Erregungsmuster einzeln angeregt und betont werden können, bzw. wir sie zu einem Zusammenspiel bündeln können. Grob gesehen besteht unser Gehirn aus fünf Teilen:
Gärten sind "dynamische" Kunstwerke, die zur Erhaltung ihrer Idee immer einer fachlichen Begleitung bedürfen (bei anderen Kunstwerken dauert die Zeit des Verfalls oder der Veränderung viel länger). Heute haben wir es nicht mehr wie bei dem architektonischen und dem landschaftlichen Garten mit festen Inhaltsvorgaben zu tun, sondern entsprechend den Reformgärten, bei denen zu den persönlichen Bedürfnisbereichen modulartige Versatzstücke kamen (z.B. ein Stauden- oder ein Rosengarten) - wobei diese modeabhängigen, modulartigen Versatzstücke heute immer stärker von den individuellen Bedürfnissen verdrängt werden. Sie können altersabhängig sein (z.B. möglichst pflegeleicht), zeitlichen Trends folgen, kostenbezogen sein oder auf persönliche Interessen eingehen. Immer ist es aber der Raum, der unter diesen Perspektivvorgaben zu bewältigen ist, und immer ist es in einem zweiten Schritt die Komposition, die die Bedürfnisbereiche, Versatzstücke und stilprägenden Elemente zusammenbringt. Die äußere Form und der Inhalt eines Gartens müssen mit einander korrespondieren. Schiller hatte für seine Anlage zehn Gestaltungsprinzipien herausgestellt:
Auch aus der Gestaltungslehre ist uns eine ganze Reihe von Gesetzen bekannt. Es handelt sich dabei um Erfahrungsregeln für die Darstellung von Informationen, d.h. die Arbeit mit Elementen. Grundsätzlich verlangen sie von einer Arbeit (als charakteristische Eigenschaften):
Eine Architektur schafft durch Umgrenzungen und Unterteilungen Raumplastiken. Die Gartenkunst schafft die ihren im Außenraum. Als Bauelemente benutzt sie dabei traditionell bevorzugt lebendes Pflanzenmaterial. Ihre Räume stellen Statussymbole dar, bieten einen Schutzraum gegenüber inhumanen Zivilisationsformen und präsentieren sich als Schöpfungen. Die verschiedenen Funktionen werden deshalb für ihre Gestaltung bestimmend. Zwei Gesichtspunkte sind dabei besonders zu beachten:
Oft definiert sich die Moderne als eine Bewegung, die gegen alle Traditionen aufbegehrt. Da sie sich damit sich auch gegen viele über Generationen gemachte Erfahrungen stellt, wird sie in den meisten Fällen scheitern müssen. Für diese Erfahrungen sprechen:
Ein Garten ist immer ein Modell. Als solches kann er der Inhalt einer rationalen, technisch orientierten Betrachtung sein. Und er ist eine Fiktion, ein Sehnsuchtsort, hinter dem sich unsere emotionalen Sehnsüchte verbergen, deren Umsetzung nur über die Kunst möglich ist. Die Arbeit mit Programmen, Modellen, Prozessvorgaben bringt zwar eine vermeintliche Wissenschaftlichkeit in die Arbeit, sie übersieht, dass sie auch dann letztlich nur unter den verschiedenen Vorzeichen (persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen u.ä.) wertgesteuert ist. In der Reformbewegung wurde als neues Gartenideal festgelegt:
Der Reformgarten war und ist eine Synthese gebundener und freier Gestaltung, architektonischer und landschaftlicher. Der Formgebung der Kultur wird die Freiheit der Natur gegenübergestellt. Nach Schiller ist ein "primitiver" Garten gekennzeichnet durch
In einem Garten fällt eine moderne gestalterische Sprache so schwer, weil wir über die in uns festgelegten archetypischen Symbolbezüge noch so gut wie gar nichts wissen. Jeder Versuch, dagegen zu arbeiten, wird eher oder später scheitern müssen. Zwar sollten wir die historischen Gartenbilder auch hinterfragen, doch sollten wir uns dabei bewusst sein, dass mit ihnen verbunden tief im Menschen angelegte genetische Dispositionen stehen können, die wir heute noch nicht kennen. Ein Problem der Gartenkunst ist die geringe Beherrschbarkeit der Fläche mit Hilfe lebender Gestaltungselemente (dabei sind die Pflanzen ihre wesentlichen Raumbildner und Farbträger). Hauptsächlich mit ihrer Hilfe schaffen wir Rhythmus und Spannungen, offene, halboffene, halbgeschlossene und geschlossene Formen. Durch ihre Unterstützung entstehen Raumtiefen und Kontrastbereiche. Pflanzen stehen als einzelne Elemente für sich, geschlossen als lebende Wand und sind auf einander bezogen. Allerdings beginnt die Gartenkunst erst eine Kunstdisziplin zu werden, wenn man vom Raum und nicht von der Pflanze her denkt. In den Naturgesetzen, denen die letztere unterliegt, liegt ihre Offenheit, vielleicht aber auch eine Möglichkeit für eine Modernität. Im Wesentlichen ist die Pflanze aber, wie beim Maler die Farbe, nur ein Gestaltungselement. Für die Mehrzahl seiner Besucher hängt heute die Schönheit eines Gartens ab von
Erheblich schwerer ist es, einen befriedigenden landschaftlichen Garten anzulegen, da man für ihn kein formales Orientierungsgerüst besitzt, sondern allein seinem Gefühl folgen muss. Entscheidend ist aber auch hier zunächst seine tragende verbindende Grundidee. Eine Hilfe können die örtlichen Verhältnisse darstellen (Umgebung, Ausblicke, Bezugspunkte). Bei der Pflanzung kann man ausgehen von seinen / seiner / der
Im privaten Bereich kann die Strategie eines schrittweisen Herangehens der Beginn einer Reise zu einem noch unbekannten Ziel werden. Je mehr man in den Aufgabenbereich eindringt, um so eher kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren und den Garten in einen Akt aktiver Gestaltung überführen. In der Antike wurde das Ordnungssystem eines Gartens von der göttlichen Weltordnung abgeleitet. In seiner Geometrie sah man den Geist Gottes, bzw. das Urbild der Erschaffung unserer Welt. Diese Ordnung repräsentierte die Kultur und war das Gegenüber der umgebenden feindlichen Natur. Schon Aristoteles hatte von einem Kunstwerk gefordert (bei ihm bezogen auf die Rede in einer Tragödie):
Weniger ist in einem Garten sehr häufig ein Mehr. Letztlich bleibt er immer ein Versuch, etwas ans Licht zu bringen, was tief in uns ruht - um es dann über die Gestaltung zu verstehen. Bedingt durch unsere menschlichen Grenzen können wir davon nicht viel festhalten. Der Garten als Kommunikationsbereich Da ein Garten bisher nur selten als ein Kunstwerk beschrieben wurde, fehlen uns dafür in unserer Kultur oft die zutreffenden Worte. Der Mensch tritt als eigenes Thema der Gartenkunst erst seit dem Reformgarten auf. Im Rahmen ihrer Evolution haben sich die ersten Lebewesen allein geruchsbezogen, d.h. über chemische Reizstoffe orientiert. Der Geruchsinn ist deshalb auch im Menschen phylogenetisch tief angelegt. Für ihn wurde allerdings später die visuelle Wahrnehmung viel bedeutender. Die "Schönheit" wurde in allen seinen Kulturen zu einem seiner meistdiskutierten Themen, da sich hinter diesem Begriff auch die erotische Anziehung verbarg. Mit der archetypischen Schönheitswahrnehmung verband sich ein wesentliches Kriterium der Partnerselektion. Im Laufe der Zeit wurde dann dieses Kriterium zu einem eigenständigen Kompensationsausdruck für
Seit ihren Anfängen arbeitete sie mit abstrakten Reduktionen, magischen Formeln und dem Herausstellen bestimmter Inhalte. Proportionssysteme wurden als höhere Gesetze erkannt. Inszenierungen von Gefühlen erhielten eigene Sprachcodes. Ein Inhalt wurde über eine Form zum Ausdruck gebracht. Die drei entscheidenden Kriterien der Kunst wurden
Das Problem der modernen Künste ist, dass sie als ästhetische Gestaltungswerte von den Mitgliedern unserer Kultur als Chiffren nicht mehr verstanden werden. Sie können von ihnen als eigenständige Sprache nicht mehr mit einem Inhalt in Beziehung gebracht werden. Eine Situation, die auch weitgehend für die Gartenkunst allgemein kennzeichnend ist. Das Hauptkriterium des "Neuen Gartens" ist die neue Art der Kommunikation mit der Natur (durch die persönliche Einbringung). Vier Kriterien bestimmen ihn:
Ein Garten ist ein gestaltetes Werk voller Informationen über den Menschen, der ihn geschaffen hat. Jeder kennt Gärten, in denen ihre Besitzer versuchen, ihre Geldmittel zur Schau zu stellen, um über die Prachtentfaltung ihre soziale Stellung zum Ausdruck zu bringen. Über den privaten Menschen sagen dagegen die privaten Gartenräume sehr viel mehr aus. Am Anfang der modernen Gartenkultur war der "Giardino segreto" (ital. "geheime Garten") der allein für die private Nutzung gesicherte Raum. Hier konnte sich der Hausherr losgelöst von den Pflichten der Selbstdarstellung so geben, wie er war. Für die eigentliche Gartenkunst gibt es z.Z. in Deutschland keine Verbindung zwischen ihren Arbeiten und der Öffentlichkeit, d.h. keine angemessenen Kommunikationsträger (vielleicht mit Ausnahme der Zeitschrift "Eden", deren Intentionen sich aber eher kunstgewerblich darstellen). Sie entzieht sich weitgehend dem kommerziellen Kunstmarkt. Die Tatsache, dass sie ideale Kommunikationsinhalte darstellt, macht sie noch nicht marktinteressant - und was nicht marktinteressant ist, erscheint nicht in den Medien. Man kann diesen gedanklichen Ansatz auch von der anderen Seite her aufgreifen. Den Medienvertretern, den Kunsthistorikern fehlen die nötigen Kenntnisse über die Gartenkunst. Dadurch ist sie nicht in den Medien präsent, und weil sie dort nicht auftritt, interessiert sich auch der Markt nicht für sie. Durch diese doppelte Verneinung ist sie in unserer Kultur zu keinem Kommunikationsinhalt geworden. Ein Konsument muss zu seiner Orientierung Urteile fällen können, um wählen zu können. Das Dabeisein, wie bei den Events, reicht dafür nicht aus (z.B. der pflichtgemäße documenta-Besuch mit seinem Kunstverein, um dort vor lauter Gedränge von einer tatsächlichen Auseinandersetzung mit den Arbeiten befreit zu sein). Eine Kunst ohne einen breiten kommunikativen Gehalt verliert ihre soziale Bedeutung. Es gehört zu ihren wesentlichen Merkmalen Assoziationsprozesse auszulösen (über die man sich dann evtl. mit einem Gegenüber austauscht). Wesentlich für ein Kunstwerk im sozialen Bereich ist das Erregen einer Aufmerksamkeit und möglichst sein Gefallen. Es sind dies die Voraussetzungen für die sinnliche Wahrnehmung und die nachfolgende Auseinandersetzung, die dann erst ihren Wert für einen Betrachter ausmacht. Ein Kunstwerk ist wie eine Partitur, aus der dann zwar einzelne Stimmen, Schichtungen herausfallen können, aber für den Betrachter erscheint es um so reicher, je mehr er von diesen nachvollziehen, bzw. miteinander in einen Zusammenhang bringen kann. Bei dem unmittelbar real Sichtbaren ist dies relativ leicht, bei den symbolischen Inhalten schon schwerer, weil sie ein gemeinsames Zeichenverständnis voraussetzen, und bei den allein persönlichen Inhalten ist dies manchmal kaum nachvollziehbar (besonders wenn man aus einem anderen Kulturkreis kommt). Ein Kunstwerk übermittelt zwar emotionale Informationen, sie müssen aber aufgegriffen werden können. Früher hatte deren Ästhetik einen erheblichen Anteil daran, in der modernen Kunst ist deren Verständnis aber offen geworden. Ohne sozial abgesicherte Ordnungsstrukturen wurde sie für den Betrachter zu einer anregenden Plattform für seine eigenen Phantasien. Der phylogenetische Wahrnehmungshintergrund der Gartenkunst schafft nun die Besonderheit, dass sie das "Schöne", die Ästhetik in ihrem Bereich nicht aufheben kann, selbst wenn sie es möchte. Ein Künstler bringt in seiner Arbeit seine Empfindungen, seine Gedanken zum Ausdruck, und der Betrachter entwickelt diese für sich wieder zurück. Der Künstler chiffriert ein inneres Bild, und der Betrachter dechiffriert es. Die Kunst wird so zu einem Spiel zwischen angeborenen archetypischen Aussagemöglichkeiten und phylogenetischen Wahrnehmungsmöglichkeiten. Beide Fähigkeiten haben ihren Ausgangspunkt in unserem Gehirn. Durch diese beiden nichtrationalen Vorgaben im Tun und Lesen eines Kunstwerks behält dieses immer etwas rational nicht Erfassbares. Richter sagte sogar einmal, dass man über seinen eigentlichen Gehalt überhaupt nicht reden könne. Unterbewusst erfassen wir die Gegenstände unserer Wahrnehmung sehr viel komplexer, als sie uns rational verfügbar sind. Jeder Umgang mit einem Kunstwerk beruht deshalb letztlich auf einer Interpretation. Seit Dilthey ist die dafür zuständige Erkenntnistheorie die Hermeneutik (= Kunst der Auslegung). Die mittelalterliche Auslegung kannte dabei vier Verständnisebenen:
Nach Schleiermacher hat jede Interpretation von zwei Perspektiven auszugehen, dem
Kunstwerke waren in der Kunstgeschichte immer interpretationsbedürftig gewesen. Dabei wird im Laufe der Zeit die inhaltliche (semantische) Ebene schrittweise aufgegeben. Dies lässt sich gut an der Entwicklung der Malerei verdeutlichen:
Jede Interpretation hängt letztlich immer vom richtigen Erkennen von Zwecken ab, die immer wertorientiert sind. Für eine Kommunikation ist dabei eine Einigkeit über diese Werte Voraussetzung. Sie unterscheidet sich damit grundsätzlich von den mathematisch orientierten Wissenschaften. In der Gartengestaltung hat im letzten Jahrhundert eine weitgehende Verlagerung von der Kunst zur naturwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung stattgefunden, dabei ist die Gartengestaltung als Kunstdisziplin weitgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Mögliche Kriterien für die Bewertung eines Gartens:
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