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"Kunst dient der Erkenntnis, nicht der Unterhaltung - der Verklärung - oder
dem Spiel. Das Suchen nach dem eigenen Selbst ist der ewig nie zu übersehende Weg, den wir gehen müssen. Es gibt natürlich auch hierfür andere
Wege, Literatur, Philosophie oder Musik" .... oder die Gartenkunst.
(Max Beckmann, 1938; Ergänzung durch den Autor).
"Was der Mensch mit der Natur teilt, was er von ihr fordert und auf sie
überträgt, dies mag Lied und Gedicht werden, oder Musik und Philosophie,
oder Mystik und Religion, aber innerhalb der sichtbaren Welt muss es eher
oder später ein Garten werden, wenn er sich denn überhaupt versichtbaren
will". (Rudolf Borchardt).
"Der oberste Zweck eines Gartens ist es, Glück und Seelenfrieden zu
spenden, die man viel öfter bei der Betrachtung einer anheimelnden Rabatte
findet …. als in irgendeinem jener großen Gärten, wo die Blumen ihre
Eigenständigkeit und damit ihre Macht verlieren, das Menschenherz
anzusprechen, und sich mit der niedrigeren Rolle begnügen müssen, als bloße
Farbmassen so und so viele Quadratmeter Bodens zu bedecken".
(G. Jekyll, 1896).
1. Allgemeine Aussagen
Bei Milliarden von Galaxien und Milliarden von Sternen in jeder Galaxie und Milliarden von Menschen allein auf unserem Planeten kann es nur unser Daseinsziel sein, unserer Existenz selber einen Sinn zu geben. Und da unsere Fantasie in der Lage ist, jedes Ziel als erstrebenswert darzustellen, bleibt als einzige Konstante, die uns in unserer Orientierung eine gewisse Sicherheit bietet, unsere Herkunft aus der wir kommen. Und diese unsere Herkunft ist die Natur. Es ist daher naheliegend, dass wir bei unserer Sinnsuche zunächst auf diese zurückgreifen. Und für das kleine Daseinsareal in dem wir uns letztlich nur bewegen, bleibt zum Schluss oft nur der Garten übrig, in dem wir ihr noch nahe sein können, d.h. unsere eigenen Wurzeln erfahren können. Sie zu gestalten, sie in den Bewusstseinsbereich unserer Kultur, der Kunst zu heben, ist die Aufgabe der Gartenkunst. Der Garten wird zu einem sinngebenden Inhalt. Wir Menschen stehen in unserer Gesellschaft zwischen einem sinn- und einem fremdgesteuertem Tun. Zum letzteren gehört der Konsum in all seinen Ausprägungen, der für den Augenblick zwar wegen seiner persönlich empfundenen indirekten sozialen Bestätigung auch zu einer Befriedigung führt, aber zum Schluss nichts Bleibendes, sondern nur weitere Bedürfnisse hinterlässt. Eine Bestätigung durch einen Garten ist eine andere. Sie ist bescheidener, unspektakulärer. Sie führt seinen Gestalter (als Künstler) zu seinen eigenen Wurzeln zurück und lässt ihn, wie eine Mutter, eine innere Sicherheit, Geborgenheit, das Paradies verspüren.
Wir erfahren unsere Kultur, unser Dasein weitgehend über unser Erleben. Es ist unser Filter, durch den wir die Welt sehen und ist weitgehend ein Ergebnis unserer sozialen Prägung. Es unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und ist abhängig von einer Vielzahl von verinnerlichten Bewertungskriterien und Situationen. Damit entzieht es sich auf den Einzelfall bezogen weitgehend einer rationalen, objektiven Bewertung. Für einen Außenstehenden ist es oft kaum nachvollziehbar, zumal dessen persönliche Inhaltsbezüge als kaum kommunizierbare Anmutung oft begrifflich nur schwer nacherfahrbar sind. Um etwas wahrzunehmen, muss es uns interessieren.
Im Bewusstsein der Bevölkerung ist ein Garten weitgehend nur ein banaler Freiraum oder ein Statusfaktor, mit dessen Hilfe man sich am Tag einer offenen Gartentür sozial aufwerten kann. Weil ihr die Wahrnehmungskriterien, die Begrifflichkeiten fehlen, wird er kaum als ein Kunstwerk gesehen. Dies dürfte der Regelfall sein, vergleichbar einem "normalen" Hausbau in der Architektur. Doch gibt es einen Garten auch als ein ästhetisches Gebilde mit einem sinngebenden, geistigen Gehalt. Und dann ist er nach unserem Verständnis ein Kunstwerk.
Wie jedes andere Kunstwerk besitzt ein Garten
- phylogenetische,
- archetypische,
- emotionale,
- rationale Bezüge, Ebenen.
Phylogenetische: D.h. aus der biologischen Entwicklung des Menschen sich ergebende
Einflüsse; aus der Zeit seiner Evolution stammenden, oft überdeckten
emotionalen Grundhaltungen, die seine molekularen biologischen Abläufe
mitbestimmen.
Archetypische: D.h. mit symbolischen Urbildern behaftete, in uns ruhende Grundhal-
tungen, die wir auf der Bewusstseinsebene nur stellvertretend, symbolisch-
assoziativ erfassen können.
Emotionale: D.h. auf den gesamtpsychischen Funktionsabläufen eines Menschen
beruhende Ebene. Seine nachvollziehbaren, subjektiven Gefühlsreaktionen
aufgrund seiner frühen, vorangegangenen Prägungen und seiner späteren,
nachfolgenden Wahrnehmungen. (im Gegensatz zu Stimmungen führen
Emotionen oft gezielt zu Handlungsergebnissen).
Rationale: D.h. nachvollziehbare logische Verhaltensmuster (z.B. zur Erklärung einer
Gedankenfolge, einer Handlung oder der Erreichung eines Zieles.
Verwandt: Intelligenz = auf logische Schlüsse aufbauende Gesamtschau).
Jede dieser Gestaltungsebenen beeinflusst das ästhetische Gesamtniveau eines Gartens. Sein Schöpfer bringt sie in die ihm gemäße Raum-, Formen- und Stimmungssprache.
Der Nutzen eines Gartens für die Gesellschaft ist die Stimulierung ihres Wertekanons (wie bei jeder echten Kunst). Durch die Objektivierung eines inneren Spannungsfeldes von phylogenetischen Vorgaben und dem kulturellen Zeitgeist kommt es zu einem Ergebnis, das bei einer entsprechenden Öffentlichkeit in neue geistige Räume zu führen vermag.
Im Rahmen jeder gärtnerischen Gesamtplanung sind viele Einzelentscheidungen zu fällen. Jede neue Situation erfordert neue Überlegungen. Über eine Vielzahl von Schritten gelangt man zu seinem optimalen Ergebnis (in den Grenzen der zu berücksichtigenden Vorgaben), im Einzelfall zu seinem Idealergebnis. Der Garten wird zu einem Ort, der eine belebende Naturkraft auszustrahlen vermag, die, auch das wie bei jedem anderen Kunstwerk, kommunikativ nachvollzogen werden kann. In der Verbindung von Naturschönem und Kunstschönem entsteht eine neue Welt der Naturkunst.
Wir erleben einen Garten zunächst als einen dreidimensionalen Raum, bestehend aus einer Umgrenzung und verschiedenen Strukturebenen (z.B. Wegen, Unterteilungen und baulichen Elementen). Gestalterisch sind dies hauptsächlich Flächen oder Körper innerhalb dieses Raumes. Von Landschaftsarchitekten entworfen, wirken sie oft sehr starr. Positiv aufgewertet stellt man sie gerne als Designergärten dar. Um als Kunstwerk zu gelten, fehlt ihnen aber oft der geistige Gehalt, der ihnen erst ihren eigenen spezifischen Erkenntnisgehalt geben würde. Oudolf versucht dieses Problem dadurch zu lösen, indem er in seinen Gärten in einem festen Rahmen der Natur ihre Eigendynamik und das Bild ihrer Vergänglichkeit zurückgibt und damit für den Beobachtenden deren Werden und Vergehen erlebbar macht.
Zum Garten gehört auch seine Umgebung, einbezogen die "geborgte Landschaft". Durch die Lenkung der Blicke, bzw. das wahrnehmungsmäßige Herausstellen von Elementen aus der Umgebung vergrößert sich die Gartenwelt über seine Grenzen hinaus. Die Landschaft erscheint als ein dreidimensionales Vorfeld, das Panorama im Hintergrund als ein zweidimensionales Bild.
2. Die Arbeit mit Pflanzen
"Der ganze Unterschied zwischen gewöhnlicher Gartengestaltung und
Gartengestaltung, die für sich zu recht in Anspruch nimmt, als Schöne Kunst
zu gelten, liegt in der Art und Weise, wie sie durchgeführt wird. Ein und
dieselbe Grundfläche und ein und dasselbe Material können entweder so
behandelt werden, dass ein Traum von Schönheit entsteht, ein Ort der
vollkommenen Ruhe und Erfrischung für Leib und Seele - eine Reihe von
Bildern, die die Seele erquicken - ein Schatz von wohlplazierten Edelsteinen, oder aber sie werden missbraucht, dass alles misstönend und
unbehaglich ist. Zu lernen, den Unterschied wahrzunehmen und es richtig zu
machen, heißt Gartengestaltung als Schöne Kunst zu begreifen".
(G. Jekyll in Mary Keen).
"In Zeiten stabilen Naturgefühls haben wir starre (formale) Gärten, geht
unser Naturgefühl durch Krisen, so suchen wir in den Gärten die verlorene
Natur". (R. Borchardt in R. Hansen).
"Pflanzungen gestalten, bedeutet sämtliche Eigenschaften der Pflanze in die
Komposition mit einzubeziehen: Blütenfarbe und -form, die Färbung der
Blätter und deren Texturen, die Wuchsformen der Pflanzen und ihre Gestalt
in abgestorbenen Zustand. Jede Pflanze hat ihr eigene Beschaffenheit, die
der Gärtner kennen muss, um sie wirksam einsetzen zu können. Manche
Pflanzen entwickeln ihre Besonderheiten am besten in der Masse, andere
wiederum wirken gut als Einzelpflanzen in Verbindung mit anderen Arten.
Stauden besitzen eine eigene, artspezifische Form, während einige Gehölze
besser wirken, wenn sie streng und regelmäßig in Form geschnitten
werden". (P. Oudolf / Noel Kingsbury).
Der phylogenetische Bezug des Menschen zum Garten erfolgt vorrangig über die Erde, das Wasser und besonders über die Pflanze. Eine Gartengestaltung, die an dieser fundamentalen Grundorientierung vorbeiplant, ist nur ein Kostenfaktor, der als Kulturträger keine Dauer besitzen kann. Eine Gartenkunst ohne Pflanzen ist nur in seltenen Randbereichen möglich. Für die bisherige Gartengestaltung war sie immer das identitätsstiftende Element. Erst die Pflanze verband in der Regel den Menschen im Garten mit der Natur. Irgendwie scheint ihre Ausstrahlung mit den Empfindungen des Menschen zu harmonieren.
Zurzeit besitzen wir in Deutschland (und in den meisten europäischen Ländern) eine fast unübersehbare Anzahl von zur Verfügung stehenden Pflanzenarten und -sorten. Da macht es oft wenig Sinn, sie sich aus anderen Klimazonen mitzubringen. Vergleichbares gibt es fast immer in irgendeinem Spezialbetrieb oder bei einem Liebhaber. Auch der Umfang der vorgestellten Pflanzenideen ist riesig (nicht nur auf Gartenschauen sondern auch bei vielen engagierten Garteneignern). Jeder hat in dieser Situation die Möglichkeit, sich "seinen" Garten zu schaffen.
Grob eingeteilt handelt es sich bei dem zur Verfügung stehenden Pflanzenmaterial um
- Gehölze,
- Stauden,
- Ein- und zweijährige Pflanzen,
- Gräser,
- Zwiebel- und Knollengewächse.
Mit ihrer Hilfe wird zunächst ein Grundgerüst, das dem Gartem seine zeitliche Kontinuität verleiht (in der Regel aus Gehölzen), geschaffen und in einem zweiten Schritt das sich im Verlauf des Jahres ständig verändernde Bild (in der Regel aus krautigen Pflanzen). Erst die Harmonie zwischen diesen beiden Bereichen entscheidet über die Qualität eines Gartens.
Mit Pflanzen können wir u.a.
- die Linien eines Hauses aufnehmen und dadurch den Garten zu diesem in eine
Beziehung bringen.
- Räume schaffen.
- verschiedene Funktionsbereiche im Garten von einander trennen.
- strenge Geometrien unterbrechen.
- (Garten-) Flächen in Bildmotive verwandeln.
- sich ständig verändernde Gartenbilder schaffen.
- Gedanken zum Ausdruck bringen.
- Blicke lenken, bzw. sie zu Blickfängen führen.
- Durchblicke schaffen.
- Konturen und Gehölze der Umgebung aufgreifen und dadurch das Umfeld in
den Garten einbeziehen.
- Harmonien und Kontraste schaffen.
- Überraschungseffekte schaffen (z.B. bei der Herausstellung eines Garten-
elements).
Sie wirken u.a. über ihre / ihr
- verschiedenen Gestalten.
- verschiedenen Grüntöne.
- verschiedenen Blütenformen und -farben.
- Düfte und Geräusche, die sie von sich geben.
- verschiedenen Samenstände.
- winterliches Grundgerüst.
D.h., sie wirken über ihre Sinnlichkeit, die sie ausstrahlen. Die Bedeutung der Pflanzen besteht in ihrer Funktion als Bindeglied zur Natur. Erst sie bestimmt (neben dem Wasser) deren phylogenetischen Wert für uns.
Anders ausgedrückt: Wir schaffen in einem Garten Räume, bzw. Raumfolgen, in die wir gezielt mit Farben, Gerüchen, Geräuschen und anderen Sinnesreizen Stimmungen hineinbringen. Oder noch konzentrierter: In von uns strukturierten Bereichen leben wir unsere tiefsten Emotionen, da phylogenetisch in uns angelegt, aus. Der Stimmungsgehalt eines Gartens wird entscheidend von Pflanzen bestimmt. Er begleitet uns in seinem Werden und Vergehen und kann mit uns älter werden und sich verändern. Für seine Erstellung steht uns eine Fülle heimischer und fremder Pflanzen zur Verfügung, Pflanzen denen wir ihren einstigen Wildcharakter noch ansehen und Pflanzen, die ein Ergebnis unserer Kultur, bzw. unserer Züchtungsmoden sind.
Pflanzen sind mehr als nur Stamm, Blätter, Blüten und Früchte. Ihre dekorative Wirkung beruht hauptsächlich auf deren Strukturen, Formen, Farben, Düften und Geräuschen. Manche von ihnen kommen alleine zur Geltung (Solitäre), andere eher in größeren Gruppen. Als Körper erleben wir sie u.a. als
(besonders bei Gehölzen)
- Dach
(zunächst Geborgenheit ausstrahlend, aber auch Licht nehmend),
- Kegel
(mit einem symmetrischen, spitzen Kronenaufbau),
- Kuppel
(mit einem symmetrisch-runden Kronenaufbau),
- Säulen.
(besonders bei Stauden)
Wir erleben sie in ihrem Wachstum die Vertikale oder die Horizontale betonend.
Gartenkunst entsteht durch die Art und Weise, wie man Pflanzen anordnet. Sie ist dabei vergleichbar der Malerei. Jeder Maler kommt mit seinen Farben zu einem anderen Ergebnis.
Jede Pflanzung ist zunächst eine lebende Baustoffmasse und damit ständigen Veränderungen unterworfen. Ihr Einsatz erfordert neben den ästhetischen Überlegungen auch solche über die zu erwartenden Pflegemaßnahmen, d.h. deren möglichst gute Kenntnis. Die Hauptforderungen an sie sind
- ihre Stimmigkeit zum Standort,
- ihre Stimmigkeit im Erscheinungsbild zur Gesamtanlage.
Manchmal wird eine bestimmte Pflanze (Gestalt oder Farbe) für die weitere Pflanzung bestimmend. Sie kann wiederholt oder ihr ein Kontrast gegenübergestellt werden. Sie kann in ihrer Formensprache als Solitär unterstützt oder durch einen regelmäßigen Schnitt zu einer dauerhaften Konstante werden. Immer entsteht ein anderes Erscheinungsbild. Wir können mit ihrer Hilfe eine Beziehung zur Architektur des Hauses schaffen, ihr die Pflanzenmassen gegenüberstellen und durch das Aufgreifen innenarchitektonischer Elemente die Wohnräume nach außen erweitern. Mit der Vielfalt der uns zur Verfügung stehenden Pflanzen können wir vielschichtige Erlebnisebenen schaffen (Dabei ist zu beachten, dass eine reduzierte Artenwahl oft zu einem effektiveren Erscheinungsbild führt).
Pflanzen bilden in der Regel das gestalterische Kerngerüst eines Gartens. Sie repräsentieren wie kein anderes Element seine Naturnähe. Dabei kann man von drei Orientierungsregelen ausgehen:
- Erst Pflanzen machen einen Garten zu einem Gartenkunstwerk.
- Es ist die Bepflanzung, die Schuld daran ist, dass kaum ein Garten ein
Gartenkunstwerk ist (durch die Zerstörung der Gesamtkomposition, der
Räume und durch das "Vergärtnern").
- Auch mit Hilfe von Pflanzensammlungen lassen sich Gartenkunstwerke
schaffen (z.B. über das Gesamtbild der Etiketten, die Art der gezeigten
bewussten Zusammenstellung und die Einbindung der Pflanzen).
Der Gestaltungsgarten unterscheidet sich von einem Sammlergarten (er kann es zusätzlich sein), indem er
- von raumgliedernden Elementen ausgeht, Räume definiert.
- mit strukturbildenden Pflanzen arbeitet (ihnen haben sich alle anderen
Pflanzen unterzuordnen).
- von Harmonien und Kontrasten ausgeht.
- sich an sinnlichen Reizgebern (z.B. Farben und Düften) orientiert.
Für einen Sammler sind diese Kriterien sekundär. Er will lieber eine möglichst große Zahl seiner Lieblingspflanzen besitzen, um sie in seinem Sinne ordnen und zu ihnen gelangen zu können.
Früher verwendete man Pflanzen in einem Künstlergarten als
- ein künstlerisches Material (wie Stein oder Holz),
- einen Betrachtungsgegenstand (wegen seiner symbolischen Bedeutung,
seiner Schönheit oder Seltenheit).
Heute werden sie künstlerisch nicht mehr einzeln gesehen, individuell, sondern nur als Teil des gesamten Gartenbildes verstanden. Dem Standort des Betrachters kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, ob er auf eine Pflanzung blickt, über sie hinweg, durch sie hindurch oder an ihr entlang schaut. Ihre Wirkung wird davon bestimmt, wie er sie jeweils wahrnimmt. Flächen die aus der Nähe zu betrachten sind, sollten anders gestaltet werden als solche, die aus der Ferne gesehen werden. Bei einem Staudenbeet erfolgt dies in der Regel aus einer geringen Distanz. Eine Pflanzung wird als positiv empfunden, wenn sie
- optisch die gesamte Ausdehnung eines Raumes aufgreift.
- seine Ausdehnung durch Wiederholungen rhythmisch aufgreift.
- sich auf wenige Arten beschränkt.
- mit Großpflanzen arbeitet (sie sind beeindruckender als kleine).
Das Prinzip der heutigen Pflanzung ist das einer "verbesserten Natur". In ihr werden heimische Pflanzen und dekorative nichtheimische miteinander zusammengebracht. Die nichtheimischen Pflanzen sind oft attraktiver, ihre Farben leuchtender und ihre Blütezeit länger. Durch die heimischen Pflanzen entsteht der Eindruck einer größeren Naturnähe. Ein moderner Garten soll so ökologisch wie möglich sein bei gleichzeitiger Befriedigung der Bedürfnisse seiner Eigner. Er soll nicht mehr in seiner einmal geschaffenen Form erstarren, sondern dynamisch und zyklisch mit der Natur mitgehen.
Mit Hilfe von Pflanzen kann ich ein Umfeld einbeziehen oder ausschließen, evtl. auch nur punktuelle Beziehungen schaffen. Gehölze können als Übergang in die Landschaft dienen und diese mit dem Garten verschmelzen, Stauden können ihn schnell "natürlich" erscheinen lassen, wenn mit vielen Kleinblüten gearbeitet wird.
Pflanzen bringen Differenzierungen in einen Gartenraum. Dabei verleihen ihm große Pflanzen eine größere Tiefe, während durch kleine ein Garten noch kleiner erscheint. Eine Raumwirkung wird zusätzlich vermindert, wenn
- die Hintergründe auffällig sind,
- rhythmische Wiederholungen fehlen.
In der Antike legte man in der Gestaltung zunächst Wert auf
- die symbolische Bedeutung der Pflanzen,
- erst danach auf ihren ästhetischen Reiz.
Einzelne Pflanzen wurden bestimmten Göttern zugeordnet und begleiteten die kultischen Handlungen zu ihren Ehren. Düfte sollten Verbindungen zu ihnen, zum "Göttlichen" schaffen. Pflanzen begleiteten symbolisch die Menschen von ihrer Geburt bis zu ihrem Tode. Jeder kennt die
- Rose als Symbol der Liebe (einst die Symbolpflanze der Liebesgöttinnen),
- Lilie als Symbol der Unschuld und Reinheit.
Auf einem Gartenfresko im Haus der Kaiserin Livia (Gattin des Kaisers Augustus) sieht man Granatäpfel, rote Rosen und Margeriten. (die Granatäpfel standen hier für Eheglück und Fruchtbarkeit). Auch im ganzen Mittelalter wurden die Aussagen der Bilder weitgehend von der Kombination ihrer Pflanzensymbole abgeleitet. Besonders beliebt waren Veilchen, Akeleien und wilde Erdbeeren (Veilchen = Symbol der unschuldigen Liebe; Akelei = Symbol des Heiligen Geistes und der Erlösung nach dem Tode; wilde Erdbeeren = Symbol der Demut und Keuschheit; evtl. auch bei Betonung des Blattes = Symbol der göttlichen Dreieinigkeit).
Am Anfang der Renaissance (Florentiner) orientierte man sich an den alten Beschreibungen römischer Gärten. Die Pflanzungen bauten sich wie die Entwürfe symmetrisch auf. Ab der Mitte des 16. Jhs. löste der Buchsbaum die bisherigen kurzlebigen Kräuter ab. Gemusterte Pflanzungen wurden beliebt. Bramante entwickelte für den Belvedere-Garten seine Zentralperspektive mit ihrer Achse und den quer zum Hang gebauten Treppenanlagen (das Vorbild für viele nachfolgende Anlagen in ganz Europa). Zwar veränderte sich der damalige italienische Garten im Laufe der Zeit, doch sein Pflanzensortiment blieb relativ gleich.
Im Barock erreichte der formale Garten dann seinen Höhepunkt. Zunehmend wurden eingeführte ausländische Pflanzen verwendet, da den heimischen deren farbliche Ausdrucksstärke fehlte. Die Pflanzungen wurden zum Spiegel der jeweils neu bekannt gewordenen Arten. Die seit der Renaissance bestehende Mode der Wunderkammern fand im Garten ihre botanische Fortsetzung. Ein Höhepunkt des Barockgartens war Versailles wegen seiner Gigantomanie, aber auch wegen Le Nôtres Gespür für Proportionen.
Im 18. Jh. wurde die Natur dann im Landschaftsgarten zum unmittelbaren Vorbild. Eine idealisierte Landschaft wurde zum Gestaltungsziel. Die Grundhaltung gegenüber der Natur hatte sich geändert. Man sah sich nicht mehr als ihr Herr, sondern als ein Teil von ihr. Ihre großen Gestalten waren in England: Kent, Brown und Repton, in Deutschland: Sckell, Lenné und Pückler. Im Laufe der Zeit gewann das "Gärtnerische" Überhand über das Gestalterische.
Mit dem Beginn des 20 Jhs. beginnt die Zeit des Reformgartens. Man versucht auf die vorangegangenen Entwicklungen zu reagieren. Auf die Mode der Teppich-Beete folgte als Gegenreaktion zunächst eine architektonische Phase einerseits, begleitet von Pflanzbeeten in intensiven Komplementärfarben (Repräsentanten in England: R. Blomfield, in Deutschland Muthesius und Schulze-Naumburg) und eine verstärkt naturbezogene, im gewissen Sinne konservative, andererseits (Repräsentanten in England Robinson, dessen Gedanken die Malerin Jekyll in ihre Gartenentwürfe übertrug und in ihren Schriften verbreitete. Sie kombinierte Stauden mit heimischen Gehölzen, beachtete verstärkt deren Blätter und Blüten und achtete besonders auf die Harmonie der Farben bei ihren Rabattengestaltungen. In Deutschland war dies Lange, dessen Gedanken besonders Foerster in seiner züchterischen Arbeit aufgriff und in seinen Büchern verbreitete. Ihren gestalterischen Ausdruck fanden sie in der sogenannten "Bornimer Schule" (Mattern, Hammerbacher u.a.)). Der Reformgarten war gekennzeichnet von einem neuen Naturverständnis, einer neuen Funktionalität: der Mensch ist in ihm nicht mehr der Herr über die Natur, nicht mehr ihr bewundernder Nachahmer, sondern bezieht sich nur noch auf sie, wie er sie für seine psychische und physische Gesundheit benötigt. Diese Bedeutung hat sie auch heute noch für ihn.
Dieser Gesundheitsaspekt führte zwangsläufig zu einer stärkeren Beachtung der Ökologie, da die Gesundheit des Menschen letztendlich an die Gesundheit der Natur, seiner Umgebung gebunden ist. Der Garten wurde und wird zunehmend nicht mehr ein Zufluchtsort vor einer wilden, gewaltsamen Natur, sondern ein Zufluchtsort vor den Auswirkungen der Zivilisation. Die Naturgartenbewegung in den 70er und 80er Jahren war einer der Höhepunkte dieser Gedankenfolge.
In der zweiten Hälfte des 20. Jhs., nach dem 2. Weltkrieg, hatte sich die Lebenswelt der Menschen verändert. Die Kolonialmächte verloren ihre Kolonien. Viele Menschen, die ihren Wohlstand aus deren Ausbeutung bezogen hatten, wurden ärmer. Vertreibungen und Umstrukturierungen der Märkte taten das ihre. Bedienstete gab es kaum noch. Die Gartengrundstücke wurden immer kleiner und die Freizeitbedürfnisse immer größer. Begleitet wurde diese Entwicklung durch den Umstand, dass der Mehrzahl der Menschen jeder Orientierungssinn verloren gegangen war und sie dankbar geworden waren für jede Alltagsabwechslung, jedes "Event" in ihrem Lebensumfeld. Und in dieser Situation wird der Garten zu einem besonders hohen Wert.
Seit der Renaissance hat es in der Gartengestaltung zwei Strömungen gegeben, zunächst undeutlich, mehr oder weniger an einzelne Personen gebunden, dann aber seit dem 20. Jh. überdeutlich: eine künstlerisch orientierte, die der Natur ihr jeweils zeitabhängiges, menschliches Empfinden entgegensetzte und eine wissenschaftliche, zunächst botanisch-pflanzenorientierte, die sich auf einer ständigen Suche nach Wissenschaftsmoden befand, um für ihre Absolventen neue Tätigkeitsbereiche zu erschließen. Im Liebhaberbereich stehen ihnen die Sammlergärten nahe. Gestalterisch war es bei den verschiedenen Hochformen der einzelnen Gartenstile allerdings so, dass sie jeweils mit einem relativ artenarmen Pflanzensortiment arbeiteten: Der klassische
- architektonische Garten
(Renaissance und Barock),
- Landschaftspark
(besonders bekannt bei Brown und Sckell),
- Reformgarten.
Je nach pflanzlichem Schwerpunkt können wir unterscheiden: Den
- Garten des Pflanzensammlers (seit den Anfängen der menschlichen Kultur hat
es ihn immer gegeben. Zunächst im Nutzbereich, dann aus wissenschaftlichem und persönlichem Interesse),
- gehölzbetonten Landschaftsgarten,
- staudenbetonten Reformgarten,
- symbolischen Garten (auch er seit den Anfängen der menschlichen Kultur.
Aus der griechischen Antike kennen wir den symbolischen Bezug ihrer
Götterwelt zu den Pflanzen, z.B.: Der Flussgott Peneus schützt die Unschuld
seiner Tochter Daphne vor den Nachstellungen Apolls durch deren
Verwandlung in einen Lorbeerstrauch (griech. = Daphne), heute Laurus
nobilis. Auch der islamische und der japanische Garten sind Symbolgärten).
- kulturbetonten (architektonischen) Garten,
- Naturgarten.
In ihren Hochformen beinhalten sie immer auch eine geistige Ebene, die sie erst zu Kunstwerken macht (vorher dürften sie in vielen Fällen eher dem Kunstgewerbe zuzurechnen sein).
Heute, in der Nochzeit des Reformgartens, sind es die Stauden, deren Symbolkraft wir hauptsächlich nutzen können. Ihre Symbolzuweisungen sind oft schon sehr alt, nicht nur aus der Antike, sondern auch aus dem Marienkult und dem Volksglauben des Mittelalters. Im "Rosenroman" des Guillaume de Lorris wurde die Rose zum Ausdrucksträger von Gefühlen. Als sich im 16. Jh. die Botanik von der Medizin löste, führte deren Symbolbezug beim Volk sein Eigenleben weiter und erreichte um 1800 einen Höhepunkt. Ganze Bücher erschienen allein über die Symbolsprache der Blumen. Sträuße wurden nach deren Inhalten zusammengestellt und die Kundigen wussten ihre Aussagen zu lesen. Verliebte drückten so ihre Gefühle aus. Mit den Farben waren Assoziationen verbunden, mit Düften Erinnerungen.
1818 war ein erstes Lexikon über die Blumensymbolik erschienen. Es baute auf
- der antiken Literatur,
- der christlichen Symbolik,
- den Minneliedern,
- den Liebesliedern des Mittelalters,
- einem (angeblichen) Blumencode der orientalischen Haremsdamen auf.
Danach standen u.a. für die Liebe:
Rose (Rosa gallica): Symbol für Liebe und Sinnesfreude. Gilt als Königin der Blumen.
Vielen Göttern zugeschrieben. Bei den antiken Göttern sehr beliebt. Wurde
deshalb von den ersten Christen abgelehnt. Nachdem die Bevölkerung an ihr
festhielt, der Maria zugesprochen.
Geißblatt (Lonicera caprifolium): Symbol für Genuss und Beständigkeit. Liebeslauben
wurden gerne mit Geißblatt bepflanzt.
Gänseblümchen (Bellis perennis): Ratgeberin in Liebesangelegenheiten ("Er liebt mich, er
liebt mich nicht"). Die Liebesblume des 13. Jhs. (seit dem 15. Jh.
"Liebesorakel"). Heilig für Freya und Ostara, später Marienblume. Symbol
für das Tugendhafte.
Maiglöckchen (Convallaria majalis): Symbol für das Liebesglück. Vermittler zwischen
"Veilchenduft und Rosenhauch". Einst der Ostara geweiht, im Christentum
zur Marienblume geworden, vertrat sie auf mittelalterlichen Bildern immer
das Positive.
Nelke (Dianthus caryophyllos): Symbol der Liebe. Kreuzritter brachten sie nach Frankreich.
Seit dem 13. Jh. Marienblume. Später bestiegen französische Adlige mit
einer roten Nelke die Guillotine, wählten sie die Sozialisten zu ihrer Symbol-
blume.
Jungfer im Grünen (Nigella damascena): Symbol der Liebe (und der verschmähten Liebe).
Symbolpflanze der heiligen Katharina.
Hyazinthe (Hyacinthus orientalis): Kam um 1576 aus dem Serail von Konstantinopel nach
Europa. Wurde bereits von Homer beschrieben. In der Renaissance
Hochzeitsblume (nach antikem Vorbild).
Krokus (Crocus vernus u. C. sativus): 1597 nach Europa gekommen, bereits auf minoischen
Fresken dargestellt. Krokusse und Hyazinthen schmückten das Brautlager
von Zeus und Hera.
Myrte (Myrtus communis): Symbol für Jugend, Liebe und Schönheit. Lieblingsblume der
Aphrodite und später der Venus (im Christentum zunächst verpönt. In
Deutschland wurde deshalb Rosmarin als Brautschmuck vorgezogen).
Stiefmütterchen (Viola tricolor): Symbol der heiß entbrannten Liebe und der Treue. Ab 1810
Modeblume in England.
Rosmarin (Rosmarinus officinalis): Symbol der Treue. Sein Duft milderte den Zorn der Götter
(deshalb Opferblume).Geschenk der Aphrodite. Lange Zeit in Deutschland
bevorzugter Brautschmuck.
Veilchen (Viola odorata): Mit ihrem Duft verführte der hässliche Hephaistos die schöne
Aphrodite (im Islam Symbolblume der Lehre Mohammeds, Wappenblume
Napoleons).
Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica): Symbol der Sehnsucht nach Treue. Bei den Griechen
Heilpflanze, später Marienblume. Während der Zeit des Nationalsozialis-
mus Symbol der Freimaurerei (als solches bei ihnen noch heute im
Gebrauch).
Orangen (Citrus sinensis): Sie besaßen viele Bedeutungen. Hochzeitsgeschenk der Gaia an
das Götterpaar Zeus und Hera. Der süße Duft der Blüten galt als
Liebesversprechen.
Diese Liste ließe sich noch fortsetzen und zu vielen weiteren Themen zusammenstellen, die für die Menschen einst wichtig waren, besonders
- die Gesundheit:
u.a. Christrose, Kornblume, Malve, Ringelblume.
- der Tod:
u.a. Iris, Anemone, Narzisse, Mohn, Lilie.
- die Auferstehung und das Paradies,
- die Beschwörung dämonischer Kräfte:
z.B. Akelei.
Viele der genannten Pflanzen haben auch mehrfache Bedeutungen (je nachdem mit welchen Bezugsgegenständen sie zusammengestellt wurden, z.B. Symbolpflanzen für den Tod auch für die Auferstehung).
Unsere heutige Beziehung zu Blumen als Symbolträger ist gegenüber vergangenen Jahrhunderten stark verflacht. Sie haben für uns ihre frühere symbolische und medizinische Bedeutung weitgehend verloren und werden nur noch dekorativ ihrer Blütenfarbe wegen eingesetzt. Sie reduzieren sich zum wichtigsten Farbgeber im Garten. Andererseits ist ein unterschwelliges Wissen um diese ihre alte Bedeutung erhalten geblieben. So schuf Hammerbacher (1936, Gartenschau Dresden) einen "Garten des blauen Fortschritts" in dem sie mit Hilfe von Ritterspornen die Relativitätstheorie Einstein in eine Gartensprache zu übersetzen versuchte. In einer Abfolge von fünf Räumen standen diese in einem räumlichen Hintereinander und zeitlichen Nacheinander für den Vorgang des Erkennens. Über die Erfassung der Gesamtheit sollten die Grenzen von Raum und Zeit außer Kraft gesetzt werden. Damit erhoffte sie eine Dimension des "Durchscheinens" deutlich machen zu können, die in eine Welt des Geistigen führte.
In jüngster Zeit hat Christine Orel die vier antiken Elemente mit Hilfe von Pflanzen darzustellen versucht (Landesgartenschau Trier, 2004) oder 2010 in Rosenheim, wo sie ein charakteristisches örtliches Bild aufgriff und danach ihre Anlage "Treibholz" schuf. Wie wirksam Blumen auch heute noch einen Symbolwert erhalten können, hat die Sonnenblume (Helianthus annuus) bewiesen. In der Malerei wird sie mit van Gogh in Verbindung gebracht, als "Logo" am Straßenrand sofort mit der Partei der "Grünen", mit Naturnähe. Eigentlich eine uralte indianische Kulturpflanze (seit etwa 5000 Jahren), verlor sie nach der Eroberung Amerikas zunächst ihre Bedeutung. Im 17. Jh. entdeckten sie auch die Europäer als Nahrungsmittel und zeitgleich die flämischen Maler als Motiv für sich. Seit Ende des 19. Jhs. wird sie als Ölpflanze wieder in Amerika im großen Stil angebaut.
Neben ihrer symbolischen Bedeutung im Garten spielen Pflanzen sinnbildlich auch in der Esoterik eine große, kaum überschaubare Rolle (niemand glaubt angeblich an sie, doch immer wieder werden aus diesem Bereich für die Allgemeinheit Rezepte genannt, auch ganze Bücher in riesigen Auflagen verlegt). Es muss hier außerhalb der rationalen Wissenschaftsebene eine von dieser nicht erreichbare und auch nicht zur Kenntnis genommene große Grauzone geben, aus der viele Menschen ihre Orientierungsinhalte beziehen. Weil es so schön ist, auch hier beispielhaft ein Rezept aus diesem Bereich für einen Liebeszauber:
- Man nehme einige Blätter einer Rosenblüte und trage sie mindestens sieben
Tage an seinem Körper.
- Dann lege man sie unter die Matratze der Geliebten (bzw. des Geliebten).
- Die von den Rosenblättern aufgenommene Energie nimmt jetzt Einfluss auf
die Geliebte und lässt diese ständig an einen denken.
Die heutigen Erwartungen an einen Garten sind, das Erleben von Stimmungen. Die Natur soll nicht kopiert, wohl aber ein Eindruck von Natürlichkeit geschaffen werden. Auf dem Hintergrund einer Rahmenpflanzung soll der Zeitgeist in der Führung von Blickachsen festgehalten werden. Wildblumenflächen dienen vielen Gartenkünstlern als Vorbild. In Deutschland wird dabei von der Kenntnis von Pflanzengemeinschaften ausgegangen, in denen die Arten ursprünglich beheimatet waren. Durch eingestreute selbstaussäende Pflanzen entsteht in ihnen eine ungezwungene Atmosphäre. Stehen große Flächen zur Verfügung, können bestimmte Pflanzen zwischen den anderen als große Bänder geführt werden (So z.B. bei Oudolf mit Salvia nemorosa). Mit Hilfe ihrer ästhetischen Eigenschaften können fantastische Gartenbilder entstehen. Allerdings haben sie nur Bestand, wenn
- auf die Lebensansprüche der Pflanzen eingegangen worden ist (Boden, Klima
und Licht).
- die Form- und Farbkompositionen in sich stimmig sind.
- zwischen den Formen und Farben so Kontraste geschaffen werden, dass sie
als Ganzheit wieder eine Harmonie repräsentieren.
- die Höhenstaffelungen der Pflanzen bewusst von einem anzustrebenden
Gartenbild ausgehen.
Ein Garten ist eine bewusst angestrebte, konstruierte Wirklichkeit. Er erhält fast den Charakter eines eigenständigen Lebewesens. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, erwarten wir, dass er das ganze Jahr über einen ästhetischen Wert behält. Am leichtesten zu erreichen ist dies, wenn zu jeder Jahreszeit etwas anderes in ihm dominiert und wenn möglichst viel spontane Natur in einen festen architektonischen Rahmen gebracht wird. Der jahreszeitliche Wechsel der Natur-Inszenierungen, der Vegetationskulisse führt zu immer neuen, individuellen Vegetationsbildern.
Mit den Jahreszeiten ordnen wir uns in die natürlichen biologischen Prozesse ein. Deren Höhepunkte sind auch unsere Gartenhöhepunkte. In ihrem Verlauf haben wir
im Frühling: Das Erwachen der Vegetation mit mindestens zwei prächtigen Blütenperioden,
der Entfaltung des Laubes und dem Aufbrechen der Knospen. Die Erde bedeckt
sich zunehmend und die Wälder werden grün. Die Grüntöne sind noch zart und
neigen zu einem hellen Gelbstich.
Im Sommer ist dann der Höhepunkt der Blütenpracht. Optisch beherrschen die Blütenfarben
die Gartenbilder. Auch hier können wir mehrere Blütenhöhepunkte erleben, die
Rosen und die heimischen Stauden am Anfang und die amerikanischen
Steppenpflanzen und asiatischen Stauden am Ende des Sommers.
Der Herbst wird dann von der Laubfärbung beherrscht. Am besten in trockenen, heißen
Sommern, bei sauren Böden und frühen Nachtfrösten.
Der Winter ist die Jahreszeit, dessen Reize wir neu sehen lernen müssen. Die Blumen sind
jetzt abgestorben und haben nun ihren eigenen Charme, besonders wenn sie
vom Rauhreif überzogen werden. Man sollte deshalb die Samenstände der
Stauden bis in den Spätwinter stehen lassen (besonders bei Gräsern und
Farnen). Immergrüne wirken jetzt besonders dekorativ. Es handelt sich dabei
hauptsächlich um Gehölze. Es gibt aber auch eine ganze Reihe immergrüner
Stauden (z.B. Bergenien, Hirschzungenfarn). Beliebt ist z.Z., zu einem ruhigen
grünen Pflanzenrahmen (Bäume, Stauden, Rasen) in die Rabatten Struktur-
kontraste aus Hecken, auffälligen Solitärgehölzen und winterfesten Vertikalen
zu setzen. Ein Garten muss auch im Winter seinen Reiz behalten.
Die sinnliche Wahrnehmung eines Gartens ist im Winter eine andere:
- Geschaffene Strukturen werden deutlicher.
- Verschiedene Silhouetten heben sich stärker ab.
- Fruchtstände zeigen ihre spezifische Schönheit (z.B. Gräser).
- Bisher Unscheinbares wird stärker beachtet (z.B. Moose).
- Die Kontraste haben sich verändert (durch das andere Licht und den Schnee).
- Die Schatten sind länger geworden.
- Besonderheiten fallen stärkere ins Auge (z.B. Rinden).
- Geräusche verändern sich durch den Schnee.
- Die Winterblüte wird zu etwas Besonderem.
Im Winter kommen besonders die charakteristischen Strukturen in ihrer
Unverwechselbarkeit zur Geltung.
Die Erlebnisbilder eines Gartens verändern sich ständig im Jahresverlauf:
Im Frühjahr kann man das Rhythmische betonen (weil die Pflanzen noch klein sind).
Im Frühsommer ist ihre Mehrzahl kniehoch.
Im Spätsommer kopfhoch (man betrachtet sie nicht mehr von außen, sondern geht durch sie
hindurch, sozusagen durch ein Pflanzenlabyrinth). So vermitteln schmale, stark
geschwungene Pfade in einer "Präriepflanzung" schnell ein intensives
Naturerlebnis. Hinter jeder Wegebiegung erwartet einen in einer geheimnis-
vollen Atmosphäre ein neues Bild.
Ein Garten ist vielleicht erst dann wirklich gelungen, wenn er für einen Menschengruppe zu ihrem wichtigsten Raum geworden ist (d.h. in dem sie sich in der Natur erlebt). Foerster forderte noch von einem Garten: "Es muss durchgeblüht werden", wir verlangen heute von ihm, er muss "durcherlebt" werden.
Der klassische englische Gartenstil bestand darin, gleichwertige Pflanzen mit einem hohen Kontrastpotential nebeneinander zu stellen. Die Betonung lag beim Kontrast und nicht bei der Harmonie (so besonders Rosemary Verey und Christopher Lloyd). Heute ist die Gesamtwirkung einer Pflanzung wichtiger. Angestrebt wird deren allumfassende Harmonie. Während die Formen klar akzentuiert sind, bleiben die Kontraste feiner, subtiler. Harmonierende Farben werden miteinander verwoben, die Pflanzungen miteinander verzahnt (so Oehme / Sweden). In einem neuen Ansatz sollen beide Stile miteinander verbunden werden:
- die Gesamtwirkung auf der Makroebene,
- die Details auf der Mikroebene (Feinheiten lassen sich besser aus der Nähe
betrachten).
Verwendet werden dabei eine relativ kleine Zahl an Pflanzenarten bei einer gemischten Anordnung.
Optisch ist es so, dass wenn man
- auf eine Pflanzung hinunterschaut, man auf kräftige Formen angewiesen
ist, große Gruppen gleicher Pflanzen. Je höher man steht, umso klarer
erkennt man den Aufbau, das Schema einer Rabatte.
- über Flächen hinwegsieht, unterschiedliche Pflanzhöhen und unterschiedlich große Pflanzgruppen angenehm sind. Hierher gehören wiesenähnliche
Pflanzungen. Die niedrigen Pflanzen sollen sich darin immer wiederholen.
- auf eine Pflanzung hinaufblickt, besonders Gegenlicht als sehr angenehm
empfindet (sehr schön bei Gräsern). Gut sind dann oft "dichte" Pflanzungen.
- hindurch schaut, die Pflanzenstrukturen sehr offen sind, die Pflanzungen
"transparent" wirken.
- an einer Pflanzung entlang blickt, besonders die Abfolge der einzelnen
Pflanzen bedeutsam wird, ihr Rhythmus, ihre Farbblöcke.
Die Wirkung einer Pflanzung wird dabei entscheidend bestimmt von der Entfernung ihres Betrachters und deren Umgebung.
Zunächst werden immer die Akzente gesetzt. Hinter ihnen verbirgt sich in der Regel auch das geistige Gerüst eines Gartens. Sie sind die Blickfänge, die die Aufmerksamkeit erregen. Das können interessante Pflanzen (Solitärs), Skulpturen, Objekte, Springbrunnen oder etwas Vergleichbares sein. Meistens handelt es sich um Gehölze, weil deren Geäst für das Gartenbild ein dauerhaftes Gerüst ergibt. Manche Pflanzen wirken ausgesprochen skulptural. Sie benötigen dann einen ruhigen Hintergrund.
In einem zweiten Schritt überlegt man sich seine gewünschten Kontraste und Harmonien. Beide Aspekte müssen zum Tragen kommen. Ein Garten ohne Kontraste wirkt schnell langweilig, flach, ein Garten ohne Harmonien anstrengend, unausgeglichen. Die Kontraste und Harmonien können durch verschiedene Farben, Formen und Größen in die Pflanzungen hineingebracht werden. Es sind dabei unendlich viele Kombinationen möglich. Noch wird bei uns wenig auf Pflanzenstrukturen und Oberflächen (Texturen) geachtet. Sie erfordern in der Regel eine große Pflanzenkenntnis.
Seit der Antike kennt man die Arbeit mit Mustern, Wiederholungen, Rhythmen. In einem einfachen Nutzgarten ergaben sie sich oft ungewollt. Seit der Renaissance ist das klassische Muster der Knotengärten bekannt. Heute ist für den Charakter eines Gartens oft die rhythmische Wiederholung seines Leitmotivs entscheidend. Die dominierenden Arten bilden die Grundmuster und die anderen Pflanzen stehen dazu in einem Kontrast oder einer Harmonie.
Ein Garten besteht gewöhnlich aus drei Pflanzebenen, die der Bäume, der Sträucher und der Stauden, bzw. der Krautigen. Ihre Wirkung beruht auf der geschickten Mischung ihrer Eigenschaften. Z.B.: dem rhythmischen Wechsel ihrer Strukturen, Formen und ihrer Kontraste, wie ihrer Blattformen und -farben. Eine wohlproportionierte Höhenstaffelung und eine geheimnisvolle Farbigkeit führen immer zu einem aussagestarken Garten, wenn dessen Raumbildungen, Proportionen und Perspektiven stimmen. Hohe Pflanzen bilden gute Hintergründe.
Man kann in einem Garten seinen Raum, bzw. seine Räume betonen, seine Flächen, Linien oder punktuellen Akzente. Man kann ihn ruhig gestalten, z.B. durch Massenpflanzungen gleicher Gräser und Stauden (in der Natur gibt es dies häufig: z.B. Bärlauch oder Lerchensporn in unseren Wäldern, Narcissus poeticus im Salzkammergut oder Centranthus ruber in der Osttürkei), verstärkt mit vertikalen oder horizontalen Elementen arbeiten. Kraftvolle Vertikale können z.B. gut vor dunklen Hintergründen wirken (z.B. Fingerhüte, Königskerzen). Jeder Gartenbereich sollte seinen eigenen Charakter erhalten, sein eigenes Pflanzenthema, jede Jahreszeit ihre eigenen Blickpunktpflanzen. Jedes Mal sollte der Garten von einer eigenen pflanzlichen Leitidee bestimmt sein. Ein Problem bei diesem Ansatz stellt allerdings der Umstand dar, dass mit dem Baumwuchs sich seine Raumproportionen verändern und damit sein Raumerleben. Auch stehen für einen Pflanzenliebhaber in der Regel nicht architektonische Kriterien im Mittelpunkt seiner Überlegungen, eine Gesamtwirkung, sondern die einzelne Pflanze, bzw. deren additive Summe.
Über die Wahl unserer Pflanzen entscheiden emotionale und rationale Kriterien. Zu den emotionalen gehören persönliche Vorlieben und Bezüge, wie Kindheits- oder Urlaubserinnerungen, zu den rationalen unsere Gestaltungsabsichten, die Standortansprüche der Pflanzen und deren Wuchsverhalten. Unsere Gestaltungsabsichten folgen dabei weitgehend funktionalen Überlegungen und ästhetischen Anforderungen, unsere Standortbezüge überwiegend pflanzensoziologischen Überlegungen. Gestalterisch kann man dabei überwiegend die Räume, die Körper mit ihren Formen, die Flächen mit ihren Farben und die Linienführung besonders im Blick haben und über alles seine Naturerwartungen legen. Man kann aus dem riesigen Pflanzensortiment besondere Arten und Sorten auswählen: Nach
- ihrem Blütezeitpunkt und deren Blütenlänge (so gibt es z.B. beim Phlox
frühe und späte Sorten, Herbstblüher haben eine lange Blütezeit).
- ihren Blüten- und Blattfarben,
- ihrer Toleranz gegenüber Trockenheit und Lichtmangel,
- ihrer Resistenz gegenüber Pflanzenkrankheiten,
- ihrer Neuheit (oft das wichtigste Kriterium bei Liebhabern).
Daneben kann man noch viele andere Kriterien berücksichtigen, wie
- die Schönheit der Pflanzen im Allgemeinen,
- ihre Wuchskraft und Wachstumsgeschwindigkeit,
- ihre Größe,
- ihre Blühwilligkeit.
Bei der Blütenschönheit:
- ihre verbliebene Ähnlichkeit mit der Wildform,
- ihre Leuchtkraft,
- die Besonderheit ihrer Farben,
- die Art ihres Gefülltseins (oft zu schwer nach einem Regen),
- ihre Fähigkeit zur Selbstreinigung,
- ihre besonderen Eigenschaften (wie Form und Duft, bei mehreren
Pflanzalternativen ist die duftende vorzuziehen).
Pflanzen bringen in unsere Gartenräume Leben. Von unserer richtigen Pflanzenwahl für einen bestimmten Standort hängt es ab, wie die Pflanzen dort später wachsen werden, gesund und kraftvoll oder nur kümmernd. Auf bestimmte Räume können standortbedingt nur bestimmte Pflanzen bezogen werden. Sie entscheiden über deren bildprägenden Anblick. Dafür sollte man nicht nur bei den heimischen Pflanzen deren natürliche Standorte kennen.
Eine besondere Bedeutung kommt der Belichtung eines Gartens zu. Sie ist abhängig von
- der Lage eines Grundstücks,
- der Lage der auf ihm stehenden Gebäude und Pflanzen (besonders Bäume),
- der Zeit vor und nach deren Laubfall,
- der Tages- und Jahreszeit.
Ein Schatten kann sehr unterschiedlich sein:
- Dauerschatten:
Besonders schwierig unter Gehölzen in Verbindung mit
Wassermangel. Gut beherrschbar an der Nordseite von
Gebäuden mit Hilfe von Schattenpflanzen.
- Halbschatten:
Ideal für Frühjahrsblüher. Laubdächer erst nach der Blüte.
Besonders für Schattenpflanzen geeignet.
- lichter Schatten:
Z.B. unter lockeren Baumkronen. Viele Schattenpflanzen
tolerieren eine gewisse Sonnenbestrahlung bei einer
ausreichenden Luft- und Bodenfeuchtigkeit.
- absonnig:
Hohe Lichtintensität, aber fehlende Sonnenbestrahlung um
die Mittagszeit.
- sonnig:
Die Sonne scheint hier den ganzen Tag über.
In Verbindung mit dem Boden kann dies bedeuten:
- leichter Schatten und Bodenfeuchtigkeit:
Gut für viele Blattpflanzen.
- Sonne und nahrhafter Boden:
Gut für Großstauden.
- Sonne und trockener Boden:
Gut für silberblättrige Pflanzen.
- Sonne und durchlässiger Boden:
Gut für Steingartengewächse und viele
Korbblütler.
Schatten und Wurzeldruck (Trockenheit) stellen standortmäßig das größte Gartenproblem dar. Evtl. muss man auf eine Pflanzung verzichten. Eine Möglichkeit wäre vielleicht Frühjahrsblüher. Auch könnte man es mit mehreren Efeuarten versuchen.
Die zentralen Hauptfragen bezüglich eines Pflanzenstandortes sind:
Bezüglich der Lichtverhältnisse
- Bevorzugt die Pflanze Sonne?
- Bevorzugt sie Halbschatten?
- Verträgt sie Schatten?
Bezüglich des Bodens:
- Bevorzugt sie einen durchlässigen Boden?
- Bevorzugt sie einen feuchten Boden?
- Bevorzugt sie einen nassen Boden?
- Verlangt sie einen sauren Boden?
- Verlangt sie einen (leicht) alkalischen Boden?
Bezüglich des Klimas:
- Winterhart bis - 10 Grad Celsius.
- Winterhart bis - 15 Grad Celsius.
- Winterhart bis - 20 Grad Celsius.
Ein Garten sollte das ganze Jahr über attraktiv sein. Meistens wird zu stark auf die Blüte und weniger auf das Laub geachtet, obwohl diese oft nur Tage oder wenige Wochen dauert und danach die Pflanzen, bzw. die Beete unansehnlich werden. Unsere Einstellungen gegenüber den Pflanzen haben sich im Vergleich zu früheren Zeiten heute verändert. Auch in unserem Pflanzeninteresse unterliegen wir Moden im Stilempfinden, in Farbvorlieben und der Formensprache. Während vor kurzem noch die Wolfsmilch (Euphorbia), Purpurglöckchen (Heuchera) und Greiskraut (Ligularia) in der Gartengunst vorne lagen, sind es heute die nordamerikanischen Präriepflanzen, wie Sonnenhut (Echinacea). Man rühmt an ihnen ihre Unempfindlichkeit, lange Blütezeit, Standfestigkeit und ihre skulpturalen Fruchtstände.
Heute liebt man großflächige, subtile Farbbilder mit sorgfältig in ihrer Textur abgestimmten Pflanzengruppen. Großpflanzen verleihen auch unscheinbaren Bereichen Gewicht. Zusätzliche Höhepunkte stellen aus der Umgebung aufgegriffene Charakteristika dar. Der Gartenkünstler stellt seine Blatt- und Blütenfarben mit ihren verschiedenen Pigmenten so zusammen, wie ein Maler seine Farben mischt. Allerdings muss er zusätzlich noch viele andere Kriterien beachten, die ihn auch in die Nähe eines Musikers, Bildhauers oder Architekten bringen. Es sind seine Pflanzen, die dann alles zu einer verbindenden Einheit vereinen. Er muss die Artenvielfalt in ein Gesamtkonzept einbinden und die typischen Vertreter seines Hauptthemas auch in seinen Sonderbereichen auftreten lassen. Man liebt es motivmäßig, Gestaltungsinhalte auf verschiedenen Ebenen immer wieder in unterschiedlichen Beziehungen anzusprechen.
Die meisten unserer Gartenpflanzen sind nicht heimisch. Manche werden der heimischen Vegetation aber zugerechnet. Andere fallen derart auf, dass selbst ein Außenstehender sie als exotisch empfindet (z.B. das Mammutblatt, Gunnera). Mit vielen dieser Pflanzen lassen sich verschiedene Sehnsuchtsgärten schaffen, die uns an ungezwungene Freizeiten denken lassen. Hierzu gehören der
Mediterrane Garten: Zu ihm gehören
- viele silberblättrige Pflanzen und Duftkräuter,
- Blumen in leuchtenden Komplementärfarben,
- schwere Düfte (Kübelpflanzen in Terrakottatöpfen),
- ein leise plätschernder Brunnen,
- Eingefassung in weiße Wände.
Japanische (fernöstliche) Garten: Zu ihm gehören
- symbolische Miniaturlandschaften auf einem kleinen Raum,
- bewusst gesetzte Findlinge (evtl. in geharktem Kies),
- lineare Formen und Strukturen,
- besonderes Eingehen auf Blattstrukturen.
Bei uns sind die japanischen Gärten nur selten stimmig. Allein mit einer Verwendung einiger japanischer Elemente ist es nicht getan. Es fehlt oft das notwendige Wissen um deren geistige Hintergründe und an einer notwendigen Konsequenz. Bei entsprechenden Anlagen sollte man nur bewährte Pflanzen verwenden und den japanischen Harmonievorstellungen folgen. Einige stilistische Anleihen aus diesem Kulturbereich sind vielleicht trotzdem hilfreich, wie z.B. die der japanischen asymmetrischen Dreiecksbeziehungen (allgemein bekannt aus der dortigen Blumensteckerei).
Die Klimaveränderungen der letzten Zeit erlauben es immer mehr, auch bei uns wärmeliebende Pflanzen anzubauen. Dabei muss auf deren Lebensansprüche (Boden-, Licht und Klimaansprüche) eingegangen werden. Pflanzen aus unterschiedlichen Lebensbereichen schaffen allerdings in der Regel nur Pflanzenbilder von kurzer Dauer. Gewünscht sind dagegen Pflanzenkombinationen von nachhaltiger Dauer. Es gibt für jede Gartensituation passende Gewächse. Die Empfehlung gegen den Modetrend auch wieder verstärkt heimische Pflanzen zu verwenden, schafft auch für unsere Natur wieder neue Rückzugsgebiete. Wir müssen in vielen Fällen nur die Schönheit unserer eigenen Pflanzenwelt wieder sehen lernen. Es gibt nicht viele Pflanzen, die schöner blühen als ein gewöhnlicher Holunderstrauch (von seinem Duft und seinen Beeren ganz zu schweigen), und es gibt kaum schönere Pflanzengestalten als die unserer Karden (ein etwa 2,5 m großes Diestelgewächs). Oft muss ein Autor für eine Pflanze nur schwärmen, um sie populär zu machen (s. z.B. V. Sackville-West bei den Helleborus).
3. Gartenpflanzen und ihre Herkünfte
Pflanzenformen sind Anpassungsergebnisse an eine bestimmte Umgebung. In der Evolution haben sich für jeden Standort bestimmte Pflanzenarten herausgebildet, die zusammengefasst wiederum einen Rückschluss auf dessen Beschaffenheit zulassen. Alle Wildpflanzen besitzen danach einen gewissen Zeigerwert. Heinz Ellenberg hat diese Werte für alle in Deutschland vorkommenden Wildpflanzen zusammengestellt. Wer sich die Mühe macht, für seinen Garten oder dessen Teile die darin am häufigsten vorkommenden Wildpflanzen zusammenzustellen, wird damit eine ideale Grundlage für dessen natürliche Wachstumsbedingungen erhalten. Für die Bestimmung der bei ihm vorkommenden Pflanzengesellschaften ist dabei auch die Häufigkeit der verschiedenen Arten zu berücksichtigen. Man unterscheidet danach
- Charakterarten:
Sie lassen auf eine bestimmte Pflanzengesellschaft
schließen.
- Differentialarten:
Sie kommen in Pflanzengesellschaften nur als Unterein-
heiten vor.
- Begleitarten:
Sie erlauben keinen Schluss auf eine bestimmte Pflanzen-
gesellschaft.
Auch das Fehlen dieser Arten ist in vielen Fällen aussagekräftig.
Pflanzengesellschaften repräsentieren den botanischen Teil eines Biotops. Sie setzen sich aus den standortgemäßen Arten eines bestimmten ökologischen Standortes zusammen (die wissenschaftliche Lehre darüber ist die Pflanzensoziologie).
Botanisch unterscheiden wir bei den Pflanzen (als Gestaltungsmaterial)
- verholzende Pflanzen:
- Bäume (immer- und sommergrüne),
- Sträucher (immer- und sommergrüne),
(Immergrüne: Auch ihr Laub "lebt" nur ca. 3 - 5
Jahre. Ihr Laubfall erstreckt sich also nur über einen
längeren Zeitraum. Mit dem abfallenden Laub
entledigen sich die Pflanzen ihrer Stoffwechselabfälle).
(Sommergrüne: Sie werfen ihr Laub im Spätherbst
ab, umso besser den Winter zu überstehen
(geringere Wasserverdunstung bei erschwerter
Wasseraufnahme; in den Tropen auch während der
saisonalen Trockenperioden).
- krautige Pflanzen:
- Stauden,
- zweijährige Pflanzen (im 1. Jr. vegetatives, im 2.
Jr. generatives Wachstum = Blüte u. Frucht),
- einjährige Pflanzen,
- Zwiebel- und Knollengewächse,
- Gräser,
- Farne (blühen nicht. Sie pflanzen sich mit Hilfe
von Sporen fort).
Das Wachstum der Pflanzen folgt einer inneren Uhr. Sie ist ein Ergebnis des Vorhandenseins bestimmter Wachstumsfaktoren, die zur Einleitung eines Lebensabschnittes vorhanden sein müssen, besonders der Temperatur und des Lichts (z.B. der Tageslänge). Mit Hilfe von Lichtrezeptoren (Photoperiodismus) werden alle von den Jahreszeiten abhängigen Vorgänge gesteuert. Das Gen "Constans" beginnt in den Blattzellen seine Tätigkeit zwölf Stunden nach dem Sonnenaufgang. Ein "Constans"-Protein entsteht. Es kann sich nur bei einer bestimmten Lichtmenge im Zellkern anreichern. Hat sich ein bestimmter Vorrat angesammelt, beginnt eine Kettenreaktion in Richtung Blüte. Zunächst entsteht das "Florigen", das aus den Blattzellen in die Sprossspitzen wandert und dort die auslösenden Impulse zur Blütenentstehung auslöst.
Vom Austrieb im Frühling bis zum Absterben im Spätherbst durchläuft eine Pflanze mehrere Stadien, die alle ihren eigenen Reiz haben. Am Ende verbleiben als skulpturale Körper nur charakteristische Fruchtstände. Sie sind oft der langdauernde, ausdrucksstarke Teil ihres Wintercharakters. Wichtiger als die Blüte ist nach neuerem Verständnis meistens das Blattwerk, weil es das Gartenbild einer Pflanze viel länger bestimmt. Besonders beachtet werden dabei dessen Strukturen und Oberflächen (Texturen). Auch bei den Blüten geht man heute weniger von deren einzelnen Gestalten sondern verstärkt von deren ganzen Blütenständen aus. Es blühen
- früh:
- Zwiebelgewächse (feuchter Frühjahrsboden, danach Sommerhitze)
- schattenvertragende Waldpflanzen,
- spät:
- Pflanzen aus Feuchtgebieten (da sie im Sommer keine Wachstumsprobleme kennen).
Jeder Garten besteht aus Pflanzengemeinschaften, in denen jede Pflanze um ihr Dasein kämpft. Jede hat dabei ihre eigenen, verschiedenen Bedürfnisse an Licht, Feuchtigkeit und Nährstoffen. Je kräftiger sie sind, umso stärker können sie sich gegenüber ihren jeweiligen Konkurrenten durchsetzen. So gibt es z.B. in der Natur keinen nackten Boden. Er wird von den verschiedensten Pflanzen immer beschattet. Gegen Unkraut hilft deshalb auch eine dichtblättrige, niedrige Dauerbepflanzung am besten (z.B. Geranium).
Alle Pflanzen haben ihre eigenen Überlebensstrategien. Ihr Äußeres lässt oft schon den Lebensraum erkennen, aus dem sie kommen (z.B. silberblättriges Laub verweist auf sommerliche Trockenheit und Hitze). Landschaften in denen Pflanzen aus vielen Regionen der Erde gepflanzt werden können, bieten oft eine riesige Pflanzenzahl der zur Verfügung stehenden Arten, während in Gegenden mit extremen Klimabedingungen (z.B. hinsichtlich der Hitze und des Wassers) nur mit wenigen gearbeitet werden kann.
Oudolf unterscheidet deshalb für seine Pflanzungen drei Pflanzengruppen:
Konkurrenzstarke Pflanzen: Sie wachsen in der Natur in den klimatischen Übergangsbereichen und stehen in einem harten Konkurrenzkampf
untereinander. Sie verlangen Licht, Feuchtigkeit und
Nährstoffe. Sie neigen u.a. zu schnellem, breitem Wuchs, um
den Konkurrenten schnell Platz und Licht zu nehmen, zu
größerem Laub und einer späteren Blüte (weil sie zunächst Zeit
für ihr vegetatives Wachstum benötigen). Im Garten werden
sie auf wenige Arten beschränkt und blockartig gepflanzt. Sie
erfordern einen reduzierten Pflegeaufwand, da sie sich
gegenüber dem Unkraut durchsetzen.
Stresstolerante Pflanzen: Sie wachsen in ungünstigen Lebensbereichen, z.B. in Gebieten
mit jahreszeitlich wenig Wasser und kaum Schatten. Viele diese
Pflanzen wachsen nur während einer kurzen Wachstumsperiode
in einer bestimmten Jahreszeit (z.B. viele Zwiebelgewächse).
Danach durchlaufen sie oft eine Ruhepause und ziehen ihr Laub
ein (an ihrem Gartenstandort entstehen während dieser Zeit
Lücken). Eine ihrer Haupteigenschaften ist die Nährstoffspeicherung. Sie neigen u.a. zu langsamen Wuchs und früher
Blüte. Je nach ihren negativen Umweltfaktoren wehren sie sich
z.B. gegen
- Schatten:
Mit dunkelgrünem, evtl. immergrünem Laub,
- Trockenheit:
Mit kleinem Laub (als Schutzmaßnahme gegen
das Austrocknen).
- Salz:
Mit grauem Laub (oft Wachsbelag gegen ein
Austrocknen).
- Wind:
Mit kleinem Laub.
Alle diese Anpassungsformen können in einem Garten, als
Kontrast zusammengebracht, dessen ästhetischen Reiz ausmachen.
Pionierpflanzen (Ruderalpflanzen):
Hierher gehören die Ein- und Zweijährigen und viele kurzlebige Stauden. Sie besetzen schnell Bodenlücken, blühen
schnell und verbreiten große Samenmengen. Sie neigen u.a. zu
schnellem Wuchs, auffälligen Blüten mit einer langen Blütezeit,
einer starken Samenbildung und einem frühen Absterben. Diese
Gruppe ist besonders zum Füllen von Pflanzlücken und zur
Förderung einer gewissen Dynamik in den Gartenbildern
geeignet.
Alle diese Überlebensstrategien sind zusätzlich in Verbindung mit bestimmten Lebensräumen zu sehen.
Bei einer Arbeit mit Pflanzen ist immer zunächst von ihren Standortansprüchen auszugehen. Viele tolerieren zwar eine große Bandbreite von Standortbedingungen, doch müssen oft dann die anderen Wachstumsfaktoren besonders günstig sein (z.B. eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit bei Schatten). Besonders bei Wildarten sollte man möglichst wenig von ihren Naturstandortansprüchen abweichen. So lieben Rhododendren z.B. eine hohe Luftfeuchtigkeit (deshalb ihre günstigen Wachstumsbedingungen in Norddeutschland. In ihrer Heimat stehen sie in großen Höhen mit viel Niederschlag. Bei uns können wir dies begrenzt durch ein Schattendach der Bäume und eine feuchtigkeitshaltende Mulchschicht kompensieren).
Durch manche Bodentypen lassen sich Klimaverhältnisse beeinflussen: Z.B.
- Ein magerer Sandboden ist im Winter wärmer.
- Tonreiche Böden erschweren die Wurzelatmung. In sie sollte Sand und
Humus eingearbeitet werden.
- Heide bevorzugt feuchte Böden (sie wächst in Mooren. Auf sandigen
Flächen überlebt sie nur, weil sie dort eine eigene Torfschicht bildet).
Zur vorhandenen Pflanzenvielfalt für den Garten kommt deren unterschiedliche zu beachtende Wachstumsdynamik, ihre verschiedenen Wachstumsstrategien angepasst an ihren heimatlichen Standort. In der Natur sind die Pflanzengemeinschaften relativ strukturarm (so besitzen dort Wiesen kaum eine Höhenstaffelung). Viele unserer fremdländischen Pflanzen benötigen für ihre Einfügung in unsere Pflanzenwelt auch ein angleichendes Zwischenelement, an das sie sich anlehnen können und das ihr fremdländisches Aussehen neutralisiert.
Immer waren Pflanzen für die Menschen etwas Besonderes gewesen, sei es als Nutzpflanzen, als religiöser und emotionaler Bezug oder als dekoratives Statussymbol. Dabei hatte sich letzteres zunächst als Ausdruck des Sich-leisten-könnens und später des Seltenen ergeben. Das wissenschaftliche Interesse für sie begann mit ihrer Beobachtung als Heilpflanze und später seit der Renaissance mit dem allgemeinen Interesse für die Umwelt.
So hat man Pflanzen im Rahmen religiöser Feiern schon seit den frühesten Kulturen zu Dekorationszwecken benutzt. (z.B. die Lotusblume im Alten Ägypten oder die Lilien und Rosen bei den Minoern). Vor ihrer ästhetischen Erscheinung stand ihre symbolische Bedeutung. So bei den
Alten Ägyptern:
- Der Papyrus als Symbol für die Erneuerung des Lebens nach dem Tode (die
Säulen im Tempel von Karnak stehen für die Stiele und Blüten des Papyrus).
- Die Palme als Symbol der Fruchtbarkeit.
(Thutmoses III.: Um 1486 -1425 v.Chr., bedeutendster Feldherr unter den
Pharaonen; legte einen (überdachten) "Garten des Amon" an und plante einen
Garten mit allen Pflanzen und Tieren seines Landes).
Antiken Griechen:
- Die Zypressen als Symbole der Sterblichkeit und Ewigkeit. Einst als heilige
Haine um die Tempel gepflanzt, dort heute noch eine wichtige Friedhofspflanze.
(Theophrast: Um 372 - 286 v.Chr., Schüler des Aristoteles legte
wahrscheinlich als erster eine "wissenschaftliche" Pflanzensammlung für das
Studium der Medizin an und schuf eine Klassifizierung aller damals
bekannten Pflanzen).
Alten Römern:
- Für sie waren Pflanzen bereits dekorative Schmuckelemente. Bereits bei
Plinius bildeten Wohnbereich und Garten eine Einheit. In seinem Garten in
Tusculum gab es Rosen und Tiergestalten aus Buchs. Er war so angelegt,
dass seine Bepflanzung nach hinten zunehmend dunkler wurde.
Der zweite Einflusstrang auf unsere europäischen Gärten kam von den persischen Gärten. In ihren Stilelementen übernommen vom Islam, entstanden in einer Fortentwicklung der Traditionen in Südspanien einmalig schöne Anlagen. Später wurden diese von den Christen übernommen und im Rahmen von Thronrechten nach Süditalien (Neapel) gebracht. In der Renaissance vereinigten sich dann beide Traditionsstränge zum europäischen Renaissancegarten.
Der islamische Garten hatte sich aus dem sassanidischen Paradiesgarten entwickelt. Er wurde für die Moslems zu einem sinnlichen Vorgeschmack auf das himmlische Paradies. Man erkannte
- in seiner geometrischen Ausprägung die Gesetzmäßigkeiten des Universums,
- in seinen Blumen einen Ausdruck der Schönheit der göttlichen Schöpfung,
- im Wasser ein Symbol des Lebens (sein Plätschern half bei der Meditation).
- Den Rosen kam eine besondere Bedeutung zu, weil sie aus den Schweißtropfen Mohammeds entstanden sein sollen, als dieser auf seinem Weg zum
Himmel war.
Dieser viergeteilte Garten war von Mauern umgeben, bot Schatten, Wasserläufe, Düfte und Obst. Für Menschen, die einst aus der Wüste Arabiens kommend, ihre Eroberungszüge begannen, entsprach der persische Garten dem Paradies. In ihm hatte es u.a. schon gegeben:
- Anemonen, Malven, Narzissen, Veilchen und Lilien,
- Rosen in verschiedenen Arten und Sorten,
- Kräuter: z.B. Majoran, Thymian,
- Gemüse: z.B. Kohl, Karotten, Gurken, Zwiebeln.
Die krautigen Pflanzen standen unter dem Schutz des Schattens von Obstgehölzen in tiefer gelegenen Beeten (ca. 1 m, sie ließen sich so auch leichter bewässern).
In Spanien gab es in den maurischen Gärten des 11. Jhs. bereits u.a.
- verschiedene Narzissenarten,
- verschiedene Jasmine,
- Levkojen und Goldlack,
- Veilchen, Myrte,
- viele Rosen.
Sie waren ausgesprochene Duftgärten.
Das mittelalterliche Europa übernahm aus der maurischen Gartenkultur u.a.
- den zentralen Pavillon,
- die überwachsenen Pergolen und Lauben,
- Die Schutzmauer für den "hortus conclusus".
(mit deren symbolischem Wegfall, fällt zeitgleich auch ein Teil der geistigen
Mauern in Europa und die Neuzeit beginnt mit dem aufkommenden
Humanismus).
Aus der Zeit zwischen dem Untergang des römischen Reiches und der Renaissance haben sich in Europa (außer in Spanien) keine Gärten erhalten. Überlebt haben nur verschiedene Gartenpflanzen, u.a.:
- Obst:
Süß- und Sauerkirschen, Pflaumen und Birnen (nach 280 n.Chr.
Wein, vorher war der Anbau außerhalb Italiens verboten),
- Gemüse:
verschiedene Kohlarten, Rote Beete, Dill,
- Kräuter,
- Zwiebelgewächse:
Madonnenlilien (Anbau bei den Römern für den Verzehr),
- Stauden:
verschiedene Formen des Veilchens, Christrosen (Helleborus niger).
Um 800 n.Chr. ordnete Karl der Große an, dass in allen seinen Krongütern bestimmte Pflanzen anzubauen seien (Capitulare de Villis): 73 verschiedene Kräuter und 16 verschiedene Obstgehölze (Man orientierte sich dabei weitgehend an den Schriften Plinius d.Ä.).
Im 12. Jh. kamen nach Deutschland: Akelei, Stiefmütterchen.
Unter Kaiser Barbarossa (1152 - 1190) wurde an der Burg von Nürnberg ein orientalischer Garten angelegt. Er wurde erst 1494 zerstört.
Um 1260 beschreibt Albertus Magnus als erster einen reinen Lustgarten. Sein Text wird von dem Italiener Pietro de Crescenzi übernommen und danach über ganz Europa verbreitet. Er wird dadurch zum Übergangsbild vom mittelalterlichen zum Renaissancegarten. Seine mittelalterlichen Elemente waren noch:
- die Einfriedung,
- ein von Blumen umgebener quadratischer Rasen,
- in dessen Mitte ein Brunnen stand.
Albertus Magnus nannte bereits 270 verschiedene Pflanzen. Er empfahl u.a.
- wohlriechende Kräuter an seinen Rändern,
- eine höhere Rasenbank zum Ausruhen,
- einige schattenspendende Bäume.
(die unterschiedlichsten Blüten sollten das Auge erfreuen "und .... mit ihrer
Formenvielfalt beim Betrachter Bewunderung erregen").
Besonders im 13. und 14. Jh. wurden auf die verbliebenen römischen Kulturreste christliche Symbolbezüge übertragen und sie damit gartenfähig gemacht. Einen ausgeführten christlichen Garten, vergleichbar dem islamischen, hat es aber nie gegeben. Seine Idealvorstellung war ein "hortus conclusus" mit Symbolbezügen zur Bibel. Man bezog sich dabei auf den Garten des Hohelieds Salomons. Der Garten
- war jetzt ein Symbol für Christi und
- stand für die Heilige Kirche,
- die Heilsbotschaft vom Paradies.
Die ursprünglich der Liebesgöttin Venus geweihten Rosen bezeugten nur die Reinheit der Jungfrau Maria, die Madonnenlilien deren Jungfräulichkeit und die Veilchen ihre Bescheidenheit. Dargestellt wurde dieser Garten häufig auf Mariendarstellungen dieser Zeit.
Nur wenig später wurde aus dem "hortus conclusus" über die Dichtung ein lustorientierter "locus amoenus", ein lieblicher Ort. So beschreibt Guillaume de Lorris bereits im 13. Jh. in seinem "Roman de la Rose" einen solchen Lustgarten. 1305 wird das Buch "Liber ruralium commodorum" von Pietro de Crescenzi vollendet (1493 ins Deutsche übersetzt) und über ganz Europa verbreitet. Es enthält bereits viele Sachangaben zur formalen Raumbildung mit Hilfe von Gehölzen. Das Menschenbild veränderte sich. Die Dichter des Humanimus begannen für sich die Schönheit der Natur neu zu entdecken. Dieses ästhetische Bewusstsein und ein neues wissenschaftliches Interesse wurden kennzeichnend für die Renaissance. Es entstand eine Fülle naturalistischer Blumenbilder (da Vinci, Dürer). Die Erfindung des Buchdrucks sorgte für deren schnelle Verbreitung. Daneben erschienen jetzt auch klassische Standardwerke der Botanik und des Landbaus (Plinius d.Ä., Dioskorides: griech. Arzt, beschieb in seiner Arzneimittellehre im 1. Jh.n.chr. 700 Pflanzen).
Boccaccio (1348, "Il Decamerone"):
- "Der Anblick dieses Gartens, seine Form und Planung sowie die von einer
Quelle gespeiste Fontäne, all dies gefiel den feinen Damen und Herren so
sehr, dass sie nicht genug betonen konnten, dass wenn es ein Paradies auf
Erden gäbe, es in der Tat nicht anders aussehen könne und sich wahrhaftig
auch nichts hinzufügen ließe".
- "In der Mitte des Gartens befand sich ein Rasen mit sehr schönem Gras, so
tiefgrün, dass es beinahe schwarz erschien und von sicherlich tausend
verschiedenen Blumen leuchtete ..., eingeschlossen von sattgrünen
Zitronen- und Orangenbäumen, die zugleich reife Früchte und junge
Früchte sowie Blüten trugen, die den Geruchsinn mit Duft erfüllten und die
Augen mit Schatten verwöhnten".
- "Es würde eine ganze Weile dauern, wollte man erzählen, wie viele
Pflanzen sich hier darboten, welche Sorten und wie sie arrangiert waren;
aber in der Tat fand sich jede schöne Pflanze, die in unserem Klima
gedeihet, überreich vertreten".
Im 14. Jh. begann man in Italien, die zuvor wehrhaften Burgen und Landschlösser umzubauen. Es entstand ein architektonischer Wettbewerb (die Gartenarchitektur war damals noch eine Teildisziplin der Architektur). Neben der Formgebung wurde jetzt auch ein besonderes Augenmerk auf die Pflanzenwahl gelegt. Der geistige Zerfall der Mauern des "hortus conclusus" hatte damit die weltliche Realität erreicht.
Von nun an wurden die verschiedenen Gartenepochen in Europa entscheidend auch von den Pflanzen mitbestimmt. Die drei wichtigsten Perioden dabei waren:
- 16. - 17. Jh.:
Die Einfuhr von Pflanzen aus dem Mittelmeerraum
(besonders der Zwiebelgewächse aus der Türkei).
- 17. bis frühe 19. Jh.:
Die Einfuhr der Pflanzen aus Nordamerika.
- ab Mitte des 19. Jhs.:
Die Einfuhr Einjähriger aus Südamerika und von
Pflanzen aus Ost- und Südasien.
Zur Pflanzenwelt der Renaissance:
Mit dem Aufkommen der Renaissance begann man sich für die Gesetze der
Natur und ihre Schönheit neu zu interessieren. Die ersten Botanker waren von
ihrer Ausbildung her Ärzte gewesen. In ihren Pflanzensammlungen (identisch
mit den damaligen Gärten) sahen sie ein Spiegelbild der gesamten Natur. Ihnen
kam eine enzyklopädische Aufgabe zu. Sie waren ein Teil der damaligen
Wunderkammern (in denen man auch Mineralien, Fossilien und Tiere sammelte
- vielleicht vergleichbar den heutigen naturwissenschaftliche Museen). Im
botanischen Bereich gab es die Sammlungen lebender Pflanzen in den Gärten
und der toten, getrockneten in den Herbarien.
In der 2. Hälfte des 16. Jhs. war eine Vielzahl von Zwiebel- und Knollengewächsen aus Konstantinopel nach Europa gekommen. Der dortige kaiserliche Gesandte (ab 1554) Ogier Ghisalin des Busbecq hatte u.a. Tulpenzwiebeln, das Veilchen und die Rosskastanie nach Wien geschickt. Damals kamen aus dem osmanischen Reich nach Mitteleuropa außer den Genannten auch Narzissen, Hyazinthen, Kaiserkronen, Lilien-, Irisarten und Anemonen. Sie waren dort bereits lange Bestandteil der islamischen Gartentradition gewesen. (nach Italien waren viele von ihnen bereits vorher durch den Handel der Republik Venedig mit dem osmanischen Reich gekommen, bzw. durch die frühe Missionstätigkeit in Amerika).
Zu diesen Pflanzen kamen auch viele Neuheiten aus dem neu entdeckten Amerika (u.a. Tabak, Kartoffeln, Tomaten, Tagetes und Sonnenblumen. Da die Pflanzen zunächst aus dem warmen Mittelamerika kamen, waren sie weitgehend nicht frosthart, was ihre Gartenverwendung stark einschränkte). In relativ wenigen Jahren war die 20fache Menge an Neupflanzen gekommen, wie in allen Jahrtausenden zuvor. Besonders Carolus Clusius (1526 - 1609), der die Tulpe von Wien nach Holland (1592, Botanische Garten in Leiden) gebracht hatte, pries die Schönheit der Blumen und stellte diese dem Nutzen der Heilgärten gegenüber. Damit begann der Siegeszug des Pflanzlich-Dekorativen in unseren Gärten.
Die ersten Pflanzensammlungen waren hauptsächlich als Anschauungsmaterial für die Medizinstudenten angelegt worden (zeitgleich 1545 in Pisa und Padua; 1549 standen in Padua 620, 1591 bereits 1168 verschiedene Pflanzen. Ihre Vielfalt galt als ein Spiegelbild der göttlichen Schöpfung, als ein Spiegelbild des einstigen Paradieses). Als sich dann die Botanik von der Medizin abgrenzte, machte man die Schönheit der Pflanzen, ihren Zierwert zum entscheidenden Kriterium. Es begann die Zeit der "Florilegien", die auch einen Einfluss auf die Gartengestaltung ausübte. So wurde das Parterre des Jardin de Luxembourg vor Mollet noch von Blumenrabatten geschmückt, die dieser dann in Buchsmuster verwandelte. 1612 beschrieb Emanuel Sweert (Betreuer der kaiserlichen Gärten in Wien) bereits 250 Pflanzen allein von ihrem dekorativen Wert her. 1613 erschien der "Hortus Eystettensis", in dem die gartenwürdigen Pflanzen der damaligen Zeit zusammengestellt waren (von Basilius Besler; schönstes Florilegium. Er beschieb darin u.a. 250 Pflanzen (von insgesamt über 1000 beschriebenen Arten), die allein der Gartenzierde dienen sollten).
Die Renaissancegärten waren streng architektonisch aufgebaut und ihr pflanzliches Grundgerüst traditionell beschränkt. Daneben gab es aber auch damals bereits Pflanzensammler, die sich auf das Sammeln bestimmter Liebhaberarten konzentrierten. Diesen Sammlern ging es dann weniger um eine stilvollendete Gestaltung, sondern vorrangig um optimale Wachstumsbedingungen für ihr Pflanzen. Ihre enzyklopäischen Anlagen waren im Sinne des Chagar bagh (persische Garten, Klostergarten, heutige "Bauerngarten") in vier gleiche Teile aufgeteilt gewesen, in dem jedes dieser Teile wiederum für einen der damals bekannten Erdteile stand.
Anders als sie sich heute darstellen, waren die italienischen Renaissancegärten einst voller Blumen. So zeigt das Kasinofresko der Villa Lante (entstanden um 1575) das Parterre in seiner vollen Blumenpracht (der heutige Zustand ist das Ergebnis einer Umgestaltung Ende des 17. Jhs.). Agostino del Riccio hatte bereits gegen Ende des 16. Jhs. zusammengestellt:
- Aufmerksamkeit erregende Pflanzenkombinationen,
- Pflanzenlisten mit in der Blütezeit sich ablösenden Pflanzen.
Man orientierte sich damals noch stark an den Werken der antiken, römischen Architekten (Vitruv) und den Gartenbeschreibungen Plinius d.J.. Von humanistischer Anschauung beeinflusst, wollte man wieder eine stärkere Verbindung von Natur und Kunst herstellen. Besonders Alberti stützte sich auf deren Beschreibungen (1452 in "De re aedificatore"). Er verlangte u.a. danach
- die Unterstreichung der Symmetrie des Gartens durch Pflanzen (u.a. durch
Alleen und Hecken),
- ein Licht- und Schattenspiel der Lauben (als "grüne" Architektur),
- pflanzliche Schmuckelemente, die auf den Gartenbesitzer verwiesen.
Die Räume des Gartens wurden als eine Erweiterung des Hauses verstanden. Lorenzo de Medici besaß damals bereits eine Sammlung seltener, fremdländischer Pflanzen.
Seit dem frühen 16. Jh. gab es für die Blumenbeete und Laubengänge "Grundrezepte". Sie bestanden zunächst aus schlichten, geometrischen Formen. Die Blumenbeete wurden durch Kiesbeete untergliedert. Schon wenige Jahre später wurden die Vorlagen komplizierter. Bereits 1569 wurden die Parterre-Entwürfe von Serlio veröffentlicht (sie waren seit 1537 bekannt). Später bildeten sie die Vorlage für viele französische Entwürfe. In der 2. Hälfte des Jhs. bestanden die Beetfiguren dann bereits aus gewagten Kreisen und Ovalen in einem quadratischen Rahmen (dabei standen Kreis und Quadrat symbolisch noch für den Kosmos).
1499 war in Venedig die "Hypnerotamachia Poliphili" des Francesco Colonna (evtl. ein Pseudonym, vermutet wird u.a. von Alberti) erschienen. Ein Liebestraum des Poliphilius zur Nymphe Polia. In ihr standen entsprechend der damaligen Gartenpraxis genaue Pflanzanweisungen. Eine imaginäre runde Insel Kythera war darin
- umgeben von Zypressen,
- an den Ufern angefüllt vom Duft der Orangen- und Zitronenhaine,
- unterteilt in 20 Kompartimente (Segmente), die durch Lauben von einander
getrennt waren: Überwachsen u.a. mit Kletterrosen, Geißblatt, Jasmin und
Reben.
- In ihnen gab es Parterres und Themenbereiche (die für das Parterre
gezeichneten Musterentwürfe beeinflussten später besonders die französische
Gartenkunst).
- Im Rosengarten standen die vier damals bekannten Rosengruppen (Damas-
cener-, Gallica- Provence- und die 2x blühende Rose von Paestum).
- Die Akzente sollten u.a. von Formgehölzen und Stockrosen gesetzt werden.
- Die Flächen wurden darin bodendeckend u.a. mit Haselwurz (Asarum),
Günsel, Ringelblumen, Maiglöckchen, Levkoje, Goldlack oder Veilchen
bepflanzt.
- Die Beeteinfassung erfolgte durch Immergrüne wie Lavendel, Thymian und
Heiligenkraut.
- Es gab darüber hinaus Obstgärten (die Bäume in Quincunx-Ordnung
gepflanzt) und Waldbereiche.
(die mythische Insel Kythera wurde mit den Göttinnen Aphrodite und Venus in Verbindung gebracht, auf der die Hesperiden die Goldenen Äpfel der Hera bewachten, die durch Herkules geraubt werden konnten. Diese Insel hat in der Gartenkunst eine besonders große Rolle gespielt: Vom Orangenhain der Villa d'Este bis zu den Kolonnaden von Versailles oder dem Gartenrondell von Veitshöchheim. Auch das Herkulesmotiv war später stark mit der Herrscherikonographie des Barocks verbunden gewesen).
1597 empfahlen die beiden Gartenschriftsteller Fiorenzuolo und Riccio für Gartenpflanzungen u.a. bereits:
- 16 Nelkensorten,
- 12 verschiedene Lilien,
- 11 Anemonenarten,
- 10 verschiedene Rosen,
- 9 Mohnsorten,
- 8 verschiedene Akeleien,
- 6 Tulpenvarietäten,
- 5 verschiedene Narzissen,
- 5 verschiedene Knöteriche,
- 4 Rittersporne,
- verschiedene Veilchen,
- Malven, Paeonien, Levkojen.
In Antwerpen hatte Jan Vredeman de Vries (1527 - 1604) bereits 1568 sein Stichwerk "Hortorum viridariorumque elegantes et multiplices formae" veröffentlicht (50 Jahre vor den Musterbüchern Claude Mollets), in dem er u.a. einen Entwurf für die Repräsentation von Blumen vorstellte (Parterre de piéces coupée). In Deutschland standen in den Bürgergärten die pflanzlichen Interessen im Vordergrund. Sie verliehen ihren Besitzern ein gewisses wissenschaftliches Prestige. Besonders Ärzte demonstrierten damit ihr botanisches Interesse und Kaufleute ihre weltläufigen Beziehungen. Einen besonderen Ruhm besaßen die Gärten der Fugger. Ihr Garten an der Schmelzerbrücke soll um 1590 neben vielen Seltenheiten allein 775 Strauchrosen besessen haben. Bei den Fürsten wiederum kam der architektonischen (ästhetischen) Gestaltung eine besondere Bedeutung zu. Ihre Gärten erreichen kurz vor dem 30jährigen Krieg mit dem Hortus Palatinus, dem Heidelberger Schlossgarten, ihren Höhepunkt. Er wird noch heute zu den schönsten jemals gestalteten Gärten der Welt gezählt. Seine Darstellung fehlt in keiner Gartengeschichte.
Mit der neuen Einstellung gegenüber der Natur und der ersten Einfuhrwelle fremdländischer, oft sehr farbiger Gewächse (vorwiegend aus dem Mittelmeerraum) hat sich in der Renaissance die Einstellung gegenüber den Pflanzen grundsätzlich geändert. In der Gartengestaltung wurden sie zunehmend zu einem reinen Dekorationsmittel.
Die zweite Einfuhrwelle dauerte etwa vom 17. bis zum frühen 19. Jh. und betraf hauptsächlich die Einfuhr von Pflanzen aus Amerika und Südafrika (einst eine Zwischenstation der Holländer auf ihren Fahrten nach Ostindien). Die Besonderheit dabei war, dass viele von ihnen, die aus Nordamerika kamen, bei uns frosthart waren.
Aus den östlichen USA kamen z.B. an
- Gehölzen:
u.a. Robinien, Liquidambar, Cornus florida, Acer saccharinum,
Catalpa bignioides.
- Stauden:
u.a. Monarda, Helenium, Aster novae-angliae, Phlox paniculata
(viele Stauden, die wir heute der Prärievegetation zurechnen.
Die Pflanzen sind dort oft extremen Klimaschwankungen
ausgesetzt).
Aus Südafrika u.a.:
- Eriken (von den ca. 500 Erikenarten kommen 470 von dort),
Pelargonien, Gladiolen, Lobelien.
Aus anderen (warmen) Ländern u.a.:
- Fuchsien, Dahlien, Kapuzinerkresse, Zinnien und viele Topfpflanzen.
In der Gartengestaltung wird diese Zeit hauptsächlich dem Barock zugerechnet. Entsprechend dem sich weitgehend durchgesetzten spanischen Hofzeremoniell am französischem Hof (die Mutter Ludwig XIV. war eine spanische Prinzessin) erstarrte dort auch der italienische Barockgarten in einem immer unbeweglicher werdenden Regelwerk. Zunächst übertrug Jacques Mollet die Grundkozeption der italienischen Flachlandgärten in Venetien auf die königlichen Gärten in Paris. In einem zweiten Schritt erweiterte dann Le Nôtre diese Grundkonzeption, indem er in seine Arbeiten verstärkt Proportionskriterien und Perspektivüberlegungen einbezog (darin folgte er seiner vorangegangenen Kunstausbildung): Le Nôtre selber hat keine Aufzeichnungen über seine Überlegungen hinterlassen. Heute sieht man gerne "La Théorie et la Pratique du Jardinage" von Antoine-Joseph Dezallier d'Argenvillle (1680-1765) als eine Zusammenfassung seiner Gedanken an, obwohl man weiß, dass dies nicht stimmen kann, da Dezallier in seinem Werk eine Vielzahl Le Nôtre noch unbekannte Überlegungen ausgeführt hat. Richtig übernommen dürfte nur der Gedanke sein, dass das Verständnis des Gesamtgartens sich aus den Verhältnissen seiner Einzelteile zum Ganzen ergibt. Alle anderen Teile wird Dezallier für einen bestimmten Bereich Frankreichs, seinen Erfahrungen gemäß zwar korrekt wiedergegeben haben, die Gartengestaltung dürfte aber überall in Europa entsprechend den eigenen Erfahrungen und Traditionen in den verschiedenen Landschaften anders behandelt worden sein. Als die erste deutschsprachige Ausgabe dieses Buches erschien (1731) war der klassische französische Garten hier bereits überholt gewesen. Als die erste französische Ausgabe dieses Buches erschien (1709), war die deutsche Fürstengeneration, die das Barock bestimmte, bereits weitgehend gestorben (siehe Bd. I, S. 84). Manche Gärtner in Deutschland mit französischen Namen haben Frankreich nie oder kaum gesehen (z.B. die Charbonniers in Hannover). Die heutige weitgehende Orientierung an diesem Buch in der deutschen Denkmalpflege beruht auf immer wieder zitierten Vorurteilen (Irrtümern) und bedeutet in der Praxis eine tiefgreifende Geschichtsverfälschung.
Ursprünglich war das Parterre ein Blumengarten gewesen. Noch Liébault (1582) sah ihn so und die Kompartimente als dessen Teile. Als Schmuckteil wurde er vor die Fassade des Schlosses gelegt (so von Katharina de Medici in den Tuileriengärten (Tuilerien = Residenzschloss der franz. Könige). Erste Parterreentwürfe hatte bereits der Italiener Serlio 1537 entworfen, den Franz I. nach Frankreich geholt hatte. Durch Oliver de Serres wurden die Pflanzfelder auseinandergezogen und die Zwischenbereiche mit farbigen Materialien ausggefüllt. Durch Claude Mollet wurden die Pflanzmuster dann mit Buchs einfefaßt. Später entwickelten sich aus diesem Ansatz eigene kunstvolle Ornamente, die Broderien (an Stickereien erinnernde Muster). Die Blumen störten jetzt. Es verblieben nur die Buchsmuster innerhalb farbiger Bodenabdeckungen. Damit war das französische Parterre entstanden.
Diese Entwicklung zum blumenlosen Parterre bedeutete nicht, dass man in anderen Gartenteilen nicht seinen Blumenleidenschaften folgte. Es gab in den Gärten weiterhin
- eigene Blumenkompartimente (bei André Mollet z.B. nach den Broderien),
- Sonderbereiche in den Bosketts (= "Wildnisbereiche") für seltene und
wertvolle Pflanzen,
- einen großen Blumenbedarf für die Dekorationen bei den Festlichkeiten,
- das "Grand Trianon" in Versailles. Vor dem Pavillon befanden sich sechs mit
Buchs eingefasste Kompartimente (Beete). Sie wurden 3x im Jahr neu
bepflanzt:
- im Frühling:
Mit Tulpen, weißen Narzissen und Hyazinthen,
- danach:
Mit gefüllten Nachtviolen, Ehrenpreis (Veronica),
Bartnelken, Kornblumen, Küchenschellen, Gartennelken und
Veilchen,
- als späte Blüher:
Glockenblumen, Goldlack, Jakobsleiter und weiße Lilien.
(es fällt der hohe Anteil an Duftpflanzen auf. So hatte man einmal an der
Anlegestelle der Boote so viele Tuberosen aufgestellt, dass die Hofgesell-
schaft den Ort seines starken Duftes wegen danach mied (Tuberosen = Agave
polianthes, eine Lieblingspflanze Ludwig XIV, wahrscheinlich 1629 aus
Mexiko eingeführt; sehr starker Duft; in verschiedenen Parfüms enthalten:
u.a. "Chloe", "Fragile")).
Von Claude Mollet kam auch der Gedanke die restlichen Pflanzungen (Alleen, Hecken, Bosketts) im Garten als Vertikale im Kontrast zum horizontalen Parterre zu setzen. Es entstand eine eigenständige "grüne" Architektur aus Pflanzwänden ("Chamilles" aus Hain- oder Weißbuchen) und Pflanzräumen ("cabinets de verdure", grüne Säle). Viele dieser Gedanken verbreiteten sich über ganz Europa:
- die Broderien,
- die Pflanzwände der Bosketts,
- die Alleensysteme von einem zentralen Punkt aus (z.B. die "patte de d'oie" =
Gänsefuß = 3 Alleen von einem Punkt ausgehend).
Viele von ihnen waren bereits in den italienischen Vorgaben angelegt gewesen und hatten sich in den verschiedenen europäischen Landschaften eigenständig weiterentwickelt, ohne dass dies heute noch angemessen beachtet wird. Damit verlieren wir aber einen großen Teil unserer europäischen Vielfalt, bzw. unserer eigenen reichen Traditionen.
Die dritte Einfuhrwelle fremder Pflanzen fällt weitgehend mit der Entstehung des Landschaftsgartens zusammen. Entscheidend wurden jetzt die Pflanzen aus Asien (hauptsächlich Gehölze aus China und Japan). Die Eiszeit hatte diese Gebiete weniger belastet als Europa, und so war hier eine größere Artenvielfalt erhalten geblieben. Viele dieser Pflanzen waren dort schon lange in Kultur gewesen und aus Südamerika (die Spanier hatten hier bis Mitte des 18. Jhs. große Gebiete für Ausländer gesperrt gehabt; besonders Einjährige, d.h. Sommerblumen).
Am Anfang waren die ersten Landschaftsgärten (um 1750) noch sehr formal, das "Zwanglose" noch sehr steif gewesen. Zusätzlich standen in ihnen noch viele symbolische Gartenelemente (Staffagen). Die Bäume wurden hoch aufgeastet. Erst später mit dem "pittoresken" (malerischen) Geschmack wollte man mit den Gehölzen auch Stimmungen erzeugen.
Von Addison und Pope vorbereitet, wurde Stephen Switzer (1682 - 1745) der erste Theoretiker und Charles Bridgeman (? - 1738) der erste Praktiker des neuen Stils. Bridgeman hatte die "Hahas" in die Gartenkunst eingeführt und damit die Möglichkeit der völligen Einbeziehung der umliegenden Landschaft in das Gartenerleben. William Kent reduzierte dann später noch dessen Regelmäßigkeiten, so dass sich die Gärten in die Landschaft einordnen konnten. Lancelot Brown verband beides, Garten und Landschaft, und schuf für große Teile Englands dessen Parklandschaften. Pflanzen waren für Kent und auch für Brown nur Gestaltungselemente zur Schaffung von Raumbildern. Sie wollten "Wirkungen" erzielen. Ihr botanischer Wert interessierte sie nicht.
Durch die vielen Kolonien und Handelsbeziehungen kam eine Fülle neuer Pflanzen ins Land. Zunächst wurden die französischen Heckenpflanzungen durch Sträucher ersetzt und mit Blumen (z.B. Narzissen, Veilchen) unterpflanzt, um dadurch natürliche Pflanzenbilder zu erhalten. Wie in der Malerei achtete man auf Vorder- Mittel- und Hintergrund und spielte zusätzlich in den Räumen noch mit dem Wechselspiel von Licht und Schatten. Durch die Verschiedenheit der eingeführten Pflanzen war man gezwungen, solche mit speziellen Ansprüchen an bestimmten Standorten zusammenzufassen, so dass Sondergärten entstanden (z.B. solche für Pflanzen, die saure Böden bevorzugten; die sogenannten "Amerikanischen Gärten". Besonders beliebt war ihre Bepflanzung mit Immergrünen, z.B. mit Rhododendron).
Um 1770 kam dann verstärkt die "orientalische" Mode auf, die sich auch in der Gartenwelt niederschlug. Eine Fülle von Pflanzen aus Asien strömte ins Land. Während Brown seine Anlagen noch weitgehend auf geschlossene Gehölzgruppen, Gehölzakzente und Rahmenpflanzungen konzentriert hatte, brachte Repton die Blumen wieder in die Gärten zurück. Während sie zuvor nur abgesondert in den "Küchengärten" standen, schuf er für bestimmte Pflanzengruppen prächtige Sondergärten (z.B. sein "Rosary"). Man unterschied zwischen Beeten (mit nur einer Pflanzenart) und Rabatten (mit einer großen Blumenvielfalt). Bevorzugt wurden
- Blumen mit einer großen Leuchtkraft,
- ein Beetaufbau nach hinten ansteigend,
- eine Pflanzenauswahl, die von Frühlingsbeginn bis zum Herbst blühende
Blumen besaß.
Während in der Renaissance die Parterres noch voller Blumen waren, diese im Barock auf die Randbereiche abgedrängt wurden, führten sie Repton und Loudon am Anfang des 19. Jhs. wieder in einem lockeren, malerischen (pittoresken) Pflanzstil ein, in dem neben fremdländischen Pflanzen auch lokale Varianten wieder verstärkt beachtet wurden.
Die Gärten des 19. Jhs. bestanden
- aus einem weiten Gehölzrahmen,
- aus darin sich befindenden Gehölzgruppen,
- die wiederum von Blumenrabatten durchsetzt waren.
(Aufbau einer solchen Rabatte: 75 cm breit:
1. Reihe: Zwiebelgewächse (Krokusse, Schneeglöckchen, Narzissen)
nächste Reihe: Levkojen, Bartnelken, Goldlack, Nelken. Lavendel u.a.
(sie sollten u.a. im Sommer das welkende Laub der 1. Reihe
überdecken),
danach: Stockrosen, Akelei, Astern u.a..
(die dahinter stehenden Gehölze standen in einer ähnlichen Staffelung).
- An exponierten Stellen befanden sich Rosenbeete.
Besonders berühmt aus dieser Zeit ist heute noch der Garten der französischen Kaiserin Josephine (Gattin Napoleons) in Malmaison. Sie gab für ihn Unsummen aus. In ihren Gewächshäusern standen alle damals bekannten und erhältlichen Pflanzen (z.B. allein 50 verschiedene Pelargonienarten und alle damals bekannten Rosen; teilweise erhalten aus dem Rosarium von Schloß Wilhelmshöhe, Kassel).
Durch die Fülle neuer Pflanzen wurden die architektonischen Zielsetzungen der vorangegangenen Gartenkunst zunehmend von dem Wunsch verdrängt, möglichst viele neue Pflanzen optimal zu kultivieren und diese dann zur Schau zu stellen. Es ging nicht mehr darum, die Schönheit einer "unberührten" Natur zu repräsentieren (wie bei den Vertretern des "pittoresken" Stils), sondern sie wirkungsvoll in Szene zu setzen (Position Reptons, in Deutschland Pücklers). Der späte Landschaftsgarten endete in einer Zeit des Eklektizismus und des pflanzlichen Experimentierens.
Im Mittelpunkt der neuen Entwicklung stand der Wunsch, möglichst viele Pflanzen zu sammeln und dann zu präsentieren. Besonders selten, exotisch sollten sie sein. Den neuen Stil bezeichnete man als "gardenesque". Relativ preiswerte Fachzeitschriften (durch neue Druckverfahren) brachten die neuesten Informationen darüber unter das Volk. Besonders John Claudius Loudon (1783 -1843) war in ihnen ihr Verkünder. Erst er machte das "Gärtnern" in breiten Kreisen populär.
Loudon unterteilte damals die Gartenwelt in vier Gartengruppen: Den
- geometrischen Garten:
Er erinnerte an den italienischen, französischen und
niederländischen Garten.
- rustikalen Garten:
Er besaß keine besondere Ausformung und hatte die
Schlichtheit eines Bauerngartens.
- pittoresken Garten:
Er ahmte die Natur nach, brachte aber die Einzel-
pflanze nicht zur Geltung.
- gardenesquen Garten:
Im Vordergrund seiner Gestaltung galt es, die
Schönheiten der Einzelpflanzen herauszustellen.
Nach Loudon sollte in einem "gardenesquen" Garten jede Pflanze sich gemäß ihres natürlichen Habitus voll entfalten können. Der Garten sollte nur ihre Ausstellungsfläche darstellen. In den 60er Jahren des 19. Jhs. wurde daraus dann ein Stil, der in sich keinen Zusammenhang mehr besaß. Er war zu einer Ansammlung von Solitären geworden, die gemeinsam nur ein unruhiges Bild darboten. In Deutschland wurde diese Art der Pflanzung weitgehend abgelehnt (besonders von Sckell und Pückler). Pückler sah in ihr nur ein Chaos zusammenhängender Schönheiten.
Im Rahmen dieser Entwicklung schickten die botanischen Gärten und Großbaumschulen professionelle Pflanzensammler in die Welt, u.a. Theodor Hartweg von der Horticultural Society nach Südamerika und Kalifornien. Später wurde er Hofgärtner in Schwetzingen. Großbetriebe entstanden, die für eine rasche Verbreitung der Pflanzen sorgten. Der einflussreichste unter ihnen in London war der Deutsche Conrad Loddiges (bei dem man über 8000 verschiedene Pflanzen kaufen konnte; 1836 z.B.: 67 verschiedene Eichen, 29 verschiedene Birken und 1549 verschiedene Rosen!). Obwohl es diese riesige Artenmenge gab, konzentrierte sich das Interesse der Bevölkerung allerdings nur auf eine reduzierte Pflanzengruppe, so dass sich die Betriebe bald darauf einstellten.
Besonders krautige Pflanzen wurden schnell populär, und es bildeten sich neue Repräsentationsstile heraus. Bekannt aus dieser Zeit sind noch die
- "Hardenberg-Körbe":
Mit Flechtwerk eingefasste runde Blumenbeete, die so
an Blumenkörbe erinnern sollten (zuerst in England,
dann nach Potsdam in ganz Deutschland verbreitet).
Pückler: "Den eigentlichen Blumenbeeten gebe ich
immer eine bestimmte, abgegrenzte Form und schließe
sie am liebsten durch Körbe ein".
- Sonderbeete:
z.B. Dahlienbeete (ursprünglich wurden die
Sonderbeete von Repton in Hausnähe eingeführt).
- Sommerbeete:
Besonders in den 30er und 40er Jahren, als eine Form
der Sommerpflanzung beliebt (bereits 1826 hatte man
in England darauf hingewiesen, dass die Sommerblumen üppiger und länger blühen als die jeweils nur 3
Wochen blühenden Stauden).
Nach 1850 empfahl man eine Verlängerung der Blütezeit, indem man dem Sommerflor eine Frühjahrsbepflanzung vorsetzte (und ihm evtl. einen Herbstflor mit Chrysanthemen folgen ließ). Farbenreiche Blumenparterres wurden Mode. Gefördert wurde diese Entwicklung durch die Züchtung, der es gelang, die Blütezeit ständig zu verlängern und immer neue Farbvarianten zu schaffen.
Diese rasche Entwicklung war nur durch die Erfindung des Wardschen Kastens (durch Daniel Ward) möglich geworden. Es handelte sich dabei um einen fest verschlossenen Glaskasten, der die Pflanzen während ihrer Überführung nach Europa nicht austrocknen ließ. Die danach ständig zunehmende Zahl an Sommerblumen führte zu immer neuen Farbstilen und Moden. Die neuen Pflanzen besaßen intensivere Farben als die heimischen. Ihre Zahl in einem Garten galt in der damaligen Zeit als ein wichtiges Statussymbol. So ließ z.B. Rothschild in seinem Garten in Halton (Buckinghamshire) 41.000 von ihnen auspflanzen.
1833 hatte man das Tafelglas erfunden, 1845 in England die Glassteuer aufgehoben. Eine Folge davon war die Errichtung vieler Glashäuser, in denen besonders die Sommerblumen vorgezogen werden konnten. Zeitgleiche Entwicklungen in der Farbenlehre (Eugéne Chevreul, 1839) führten allerdings zu einer gewissen Dogmatisierung ihrer Zusammenstellungen:
- die Beetformen wurden vereinfacht,
- die einzelnen Beete in symmetrische Muster unterteilt,
- deren Farbzusammenstellungen zu einem gesellschaftlich wichtigen
Gesprächsstoff erhoben.
Um 1850 wurde dann im Rahmen dieser Entwicklung eine Sommerblumenbepflanzung mit grellen Farben empfohlen.
In den 70er und 80er Jahren entstand nun eine Bewegung gegen diese Entwicklung. Es wurden abgelehnt
- die kurzlebigen Effekte der Einjährigen (Sommerblumen),
- ihre aufdringlichen Farben.
In England machte sich der Gartenjournalist William Robinson (1838 - 1935) zu ihrem Sprecher. Durch seine Freundschaft mit verschiedenen Vertretern der Arts & Crafts-Bewegung verbanden sich dort beide Gruppen zu einem neuen Stil, dem englischen Reformgarten wie ihn dann G. Jekyll vertrat. In Deutschland ist die Entwicklung schwerer zu erfassen, weil sie hier zunächst viel breiter angelegt war. An ihrem Anfang standen die Heimatbewegung und deren Angst vor dem Verlust der regionalen Identitäten durch die Industrialisierung. Zu ihrem Programm gehörte im Rahmen ihrer Zivilisationskritik u.a. auch eine romantische Idealisierung der Natur. Ihr standen mit irgendeiner diffusen Beziehung fast alle deutschen Gartenkünstler um die Jahrhundertwende nahe. Nicht zufällig waren viele von ihnen später Mitglieder der Nationalsozialisten geworden, nachdem viele ihrer Gedanken von diesen aufgegriffen worden waren. Die Entwicklung war: Heimatbewegung ' völkische Bewegung (bzw. völkischer Heimatschutz) ' unverwechselbare völkische Eigenart ' völkische Überlegenheit. Aus dieser Bewegung ist u.a. auch Willy Lange hervorgegangen mit seinem Robinson in mancher Hinsicht so ähnlichem Naturgartengedanken (aber auch der Wandervogel, der Naturschutz, Denkmalschutz, der Ökologiegedanke und große Teile der Reformbewegung). Weil es heute so schwer ist, den Gesamtkomplex objektiv zu durchschauen, wird Lange gerne zunächst in eine Nachfolge von Robinson gebracht, der dann später den Nationalsozialisten nahe stand. Das ist aber nicht wahr. Lange war durchaus ein eigenständiger Denker gewesen.
Robinson selber stand in der Nachfolge von Shirley Hibberd (1825 - 1890), der in seiner Zeitschrift "Gardener's Chronicle" schon früh anstelle der reinen Sommerbeete diese auch mit Gehölzen und Stauden bepflanzen wollte, damit sie im Winter nicht so kahl seien. Entscheidend für einen Garten seien dessen strukturgebende Träger, da sie ihn das ganze Jahr über entscheidend prägten. Hibberd empfahl auch, an Stelle der Primärfarben neutrale Farbnuancen vorzuziehen u. die unterschiedlichen Farbtöne der Blätter stärker zu beachten. Schon vor Robinson verlangte er reine Staudenrabatten (winterharte Rabatten) und Sondergärten (z.B. die Rosengärten nicht zu nahe am Haus, da sie nur während der Blütezeit angenehm seien):
"Die winterharte krautige Rabatte ist das Beste im Blumengarten, obwohl
gemeinhin als das Schlechteste betrachtet. Wenn sie gut ausgeführt, gut bestückt
und gut gepflegt ist, beschert sie uns zehn von zwölf Monaten Blumen in Hülle
und Fülle" (Hibberd).
Damit kündete sich der Siegeszug der Stauden in unseren Gärten an, die für den Reformgarten bestimmend sein werden.
Kurz vor der Wende zum 20. Jh. gab es in England zwei Gartenbewegungen:
Eine architektonische, wie sie Reginald Blomfield (1892) und John D. Sedding (1891)
vertraten und deren Gedanken Muthesius (ab 1902) in Deutschland
verbreitete (er war zuvor Attaché für das Bauwesen in London
gewesen).
Eine "naturnahe", wie sie Robinson (seit 1870) in der Nachfolge Hibberds in England
verkündete. (in Deutschland entwickelte Lange 1907 auf einem
anderen geistigen Hintergrund ähnliche Gedanken. Er wurde zu einem
der Väter der deutschen Naturgartenbewegung, und über Foerster und
Hansen auch zu einem der Väter der Bornimer Staudenrabatte, bzw.
unserer heutigen standortorientierten Pflanzungen. Wegen der
Verflechtung vieler seiner Gedanken mit denen des National-
sozialismus wird er heute nach Möglichkeit totgeschwiegen).
Eine Hauptforderung Robinsons war eine standortgerechte Dauerbepflanzung gewesen. Er zeigte in seinen Schriften, dass der pittoreske (malerische) Stil nicht nur in einem Landschaftsgarten möglich sei. Es sind seine Vorstellungen von einem Blumengarten, die heute Millionen von Menschen die englische Gartenkultur bewundern lassen (in der Regel über seine "Schüler" Gertrude Jekyll, Lawrence Johnston und Vita Sackville-West und deren Nachfolger). Er hatte allerdings keine Hemmungen, um sein Haus in Gravetye (Sussex, erworben 1885) traditionell-geometrische Beete anzulegen, die er dann zwanglos bepflanzte. Es ist dieser Stil, den seine berühmten Nachfolger übernahmen und der heute so bewundert wird. Überall aus Europa hat er Pflanzengeschenke erhalten und auch keine Hemmungen gehabt, fremdländische Pflanzen zu verwenden, die sich dann später manchmal nicht bewährten. Bei seinen Pflanzversuchen muss er mit riesigen Mengen gearbeitet haben (u.a. mehrere 1000 Acer saccharinum, 6000 Haselsträucher als Unterholz, 100 Clematis montana, 200.000 Narzissen und 1000 Fritillarien).
Im 20. Jh. verschob sich dann der Schwerpunkt des Pflanzeninteresses von den Entdeckungen in fernen Ländern zur Pflanzenzucht (in Deutschland z.B. Foerster, Arends, Pagel). Zugleich erkannte man verstärkt, dass nicht die Natur für den Menschen eine Bedrohung sei, sondern umgekehrt, der Mensch für die Natur. Gedanken des Heimatschutzes flossen in den Naturschutz ein und bestimmten fortan große Teile des geistigen Hintergrundes des künftigen Reformgartens.
Die Nachteile der fremden Pflanzen für den hiesigen Anbau waren gewesen:
- unsere zu kühlen Sommer (ihr Holz benötigte wärmere),
- unser häufiger Wechsel von Kalt- und Warmwetterperioden im Winter (der
viele Pflanzen oft zu einem vorzeitigen Austrieb anregt; z.B. Kamelien),
- die nicht übertragbaren heimatlichen Standortansprüche.
Im 19. Jh. war es den Pflanzensammlern nicht darum gegangen, mit Hilfe ihrer Pflanzen im Garten einen Gesamteffekt zu erzielen, sondern nur darum, möglichst viele Pflanzen zu präsentieren. Zu Beginn des 10. Jhs. erkannte man dann zunehmend die gegenseitigen Abhängigkeiten innerhalb der Pflanzengemeinschaften. Zu den bisherigen Merkmalen der Form- und Farbgebung kamen jetzt die Pflanzensoziologie und Ökologie hinzu. Die Frage der Standortsansprüche wurde besonders für die deutsche Staudenzüchtung und Gartengestaltung zum wichtigsten Kriterium.
4. Die Arbeit mit Gehölzen
Bäume gehören zu den wichtigsten Arbeitsmaterialien eines Gärtners. Sie entscheiden neben den Blumen weitgehend über den Stimmungscharakter eines Gartens. Ihre dominierende Farbe ist wie bei dem Rasen grün. Ihre Verwendung orientiert sich nach ihren Wachstumsansprüchen einerseits und gestalterischen Überlegungen andererseits. Hans Schiller hatte einst für den letzten Gesichtspunkt drei Forderungen gestellt:
- Bei einer Gehölzpflanzung sollte eine Art dominieren, die anderen nur deren
Begleiter sein (sein Gesetz der "Entschiedenheit"; gleiche Forderungen
galten auch für die Formen der Pflanzen und deren Farbwerte, z.B. ob
dunkles oder helles Grün).
- Solitärgehölze sollten von Gruppen sicher abgegrenzt sein (sein Gesetz der
"Reinheit"),
- Die Pflanzengruppen sollten in ihrem Erscheinungsbild und ihrem Charakter
zusammen passen (sein Gesetz der "Entsprechung"; zu diesem Thema
hatten bereits Hirschfeld, Jäger, Pückler und Willy Lange (in "Garten der
Neuzeit") Überlegungen angestellt).
Gehölzpflanzungen, besonders Baumpflanzungen, wollen gründlich überlegt sein, weil sie das Gartenbild für eine lange Zeit festlegen. Mit Bäumen und Sträuchern werden / wird
- das Grundgerüst eines Gartens festgelegt.
- Gartenräume langfristig bestimmt, definiert.
- Verbindungen zwischen den Räumen geschaffen.
- Gartengrenzen markiert.
- Gartenkanten, -ecken verwischt.
- Kulissen geschaffen.
- Abgrenzungen geschaffen (z.B. gegenüber unschönen Anblicken. Als solche
sind sie weniger abweisend als Mauern. Dunkle Koniferenhecken können in
einer Landschaft schnell als Fremdkörper wirken).
- Tiere ferngehalten.
- ästhetische Bilder (-rahmen) geschaffen.
- entscheidend die Gartenstimmung beeinflusst.
- Familienereignisse bekundet (z.B. die Geburt eines Kindes).
- symbolträchtige Orte markiert (z.B. Linden an christlichen Marienstätten,
Eichen an Heldenmahlen u.ä.).
- Bezüge zur Natur hergestellt (z.B. mit Hilfe eines Hausbaums).
- Ökosysteme entscheidend beeinflusst.
- Verbindungen zur Landschaft geschaffen.
- seit Jahrhunderten als Windschutz gearbeitet.
- Sie dienen als Schattenspender,
- als lebende Skulpturen.
- besonders früher dienten sie auch als Nahrungslieferant (z.B. Obst, Nüsse).
Baumpflanzungen gehören in fast allen Kulturen zu den symbolträchtigsten Handlungen der Menschen. Schon in der Antike zerstörten die Sieger diejenigen der Besiegten und noch in jüngster Zeit die Israelis die uralten Olivenbaumpflanzungen der Palästinenser.
Gehölze sind in der Regel langlebig und von einem bestimmten Alter an kaum noch zu verpflanzen (oft allein schon ihrer Größe wegen). Gelegentlich ist neben ihrer Höhe auch ihre Breite im Alter zu berücksichtigen. So kann ein Acer platanoides "Globosum" durchaus einen Durchmesser von 5 m erreichen. Bei jeder Gehölzpflanzung sollte man von deren späterer Funktion ausgehen. So zwingt uns heute die geringe Größe vieler Grundstücke zu immer kleiner bleibenden Bäumen.
Neben ihrer Größe ist auch an die Wuchsform der zu wählenden Gehölze zu denken. Sie können lockere oder dichte Kronen besitzen, aufrecht oder breit ausladend wachsen, säulen-, kugelförmig oder überhängend sein. Besonders letztere sollten nur bewusst in Hausnähe gepflanzt werden. In ihrer Beziehung zur freien Landschaft wirken sie schnell künstlich. Neben der Wuchsform spielen für die Gehölzwahl das Laub, die Blüten und Früchte eine wichtige Rolle. So können abweichende Laubfärbungen schnell als störende Fremdkörper empfunden werden (kaum in der Herbstfärbung): z.B. eine Blutbuche (man sollte sie deshalb bevorzugt nur einzeln stellen).
Gestalterisch hat man bei der Pflanzung von Gehölzen (besonders Bäumen) folgende Möglichkeiten:
Einzelpflanze: Z.B. als Schattenspender, Blütenpflanze, Solitär. Man kann damit Akzente
setzen.
Solitärgehölze: Sie sind besonders schöne Exemplare ihrer Art und verkörpern diese auf
besondere Weise. Gleichzeitig sind sie wichtige Raumbildner. Kenn-
zeichnend für sie sind deren Einzelstellung und ihre Beziehungen zur
Umgebung. Sie können:
- Gegengewichte zu Gebäuden sein.
- eine Raumtiefe vermitteln.
- in Räumen Maßstäbe setzen.
- benachbarte Größendimensionen beeinflussen.
- monotone Linien, Flächen und Räume unterbrechen.
- dem Auge Orientierungspunkte geben.
- Höhenlinien unterstreichen.
- den Wechsel der Jahreszeiten besonders erleben lassen.
- für ein Ereignis stehen (z.B. die Geburt eines Kindes).
- Schutz bieten (z.B. für eine Bank).
- miteinander korrespondieren.
- Kontraste schaffen (z.B. zur Architektur, in ihrem Wuchs).
- pflanzliche Besonderheiten demonstrieren. (z.B. auffallende
Blüten, Rinden).
- Fernwirkungen aufbauen (besonders große Bäume).
- repräsentativ für die Natur stehen.
Hervorgehoben können Einzelgehölze werden durch
- ihre Stellung vor einer Architektur,
- ihre Stellung im Raum,
- eine leichte Erhöhung ihres Standortes,
- eine zurückhaltende Umgebung,
- eine Unterstreichung durch eine Linienführung,
- eine nächtliche Beleuchtung.
Paarpflanzungen (Baumpaare):
Als solche rahmen sie einen Eingang, Sitzplatz oder Ausblick ein. Ihre
Wirkung hängt weitgehend von ihrer Kronenform ab (so wirken
säulenförmige Kronen anders als breitkronige).
Gehölzreihen: Sie dienen besonders der Raumbildung. Ihre Wirkung wird weitgehend
bestimmt von der Gehölzwahl und dem Abstand der Pflanzen (Alleen
entstehen durch parallele Reihen von Bäumen).
Baumgruppen: Ihre Akzente sind besonders stark. Sie können regel- und unregel-
mäßig gepflanzt werden. Ihr Schirm kann dicht oder lichtdurchlässig
sein. Rasterpflanzungen gleichartiger und gleichaltriger Bäume haben
immer einen starken Bezug zur Architektur. Meistens besitzen sie eine
quadratische Grundfläche. Der architektonische Eindruck kann noch
durch kompakte, massive Kronen unterstützt werden (z.B. Kugel- oder
Bergahorn). Schon seit der Antike bekannt war der "Fünfer-Verband"
(Quincunx = Pflanzung auf Lücke = entsprechend der "Fünf" auf
einem Würfel). Optisch entstehen dadurch Diagonalreihen. Wegen der
besseren Lichtausnutzung wurde er im Mittelalter für den Obstanbau
übernommen. Durch einen kastenförmigen Schnitt lassen sich
Baumgruppen zu Baumsälen formen (besonders mit Hilfe von
Linden). Im Barock nutzte man die geschnittenen Holzblöcke (=
"Bosketts") als Abgrenzung zu den frei wachsenden Baumbeständen.
Mit Gehölzblöcken lassen sich Gebäude hervorheben, räumliche
Rhythmen schaffen und in der Landschaft Akzente setzen.
Baumkreis (Baumzirkel):
Sie umschließen einen Ort (der einen Inhalt benötigt). Besonders
geeignet zum Herausstellen von Einzelobjekten wie Skulpturen oder
Brunnen. Zweireihig und dachförmig geschnitten ergeben sie einen
schattigen Rundweg (Baumpergola).
Baummassive in englischen Landschaftsgärten "clumps" = Haufen):
Eine dichte, massive Baumpflanzung. Durch ihren engen Stand
wachsen die Bäume schneller in die Höhe. Besonders Brown hatte sie
gerne in England eingesetzt, dann als Kontrast bei verschiedenen
Laubfarben und zu Einzelgehölzen. Die Verwendung verschiedener
Gehölzarten in ihnen ist zwar wirkungsvoller, aber schwer zu planen,
da dann neben den verschiedenen Wuchseigenschaften und Lichtansprüchen auch deren ästhetische Wechselbeziehungen berücksichtigt werden müssen.
Hainpflanzungen: Pflanzungen gleichartiger Einzelbäume in unregelmäßig weiten
Abständen. Wirken in der Regel hell und offen (= Gegenstück zum
kompakten Baummassiv). Lichtkronige Gehölze unterstreichen noch
diese Wirkung (z.B. Birken oder Kiefern). Ihre natürlich-zufällige
Anordnung ergibt ein dynamisches Bild. Sie können einen Kontrast zu
geradlinigen Wegekanten, Mauern oder Hecken bilden (z.B. bekannt
als Birkenhain in der Liebermann-Villla am Wannsee).
Borchardt empfiehlt für Staudenunterpflanzungen Haselhaine. Ihre
Vorteile sollen sein:
- kahlfüßige, schnellwachsende, straff aufrechte Grundäste.
- offener Bodenbereich für die Stauden (besonders ideal für
Hosta).
- ideal Bluthasel für Schattenstauden, die die rote Laubfarbe
aufgreifen, bzw. variieren.
(sie sollen auch naturnah wirken, wo für Bäume kein Platz
vorhanden ist).
Gehölze in einem Garten sind immer etwas Besonderes. Sie dominieren in unseren Gärten nicht nur optisch durch ihre Größe und Langlebigkeit. Wir Menschen haben zu ihnen auch einen kaum erklärbaren phylogenetischen Bezug, der sie nicht nur in unserem Bewusstsein schnell einen herausragenden Platz einnehmen lässt. Und dies gilt für alle Menschen weltweit. Bei ihnen allen finden wir sie in ihren Mythen, Dichtungen, ihrer Musik, ihren Darstellungen und in ihrer Symbolwelt. Sie sind mehr als nur ein Witterungsschutz oder eine Nahrungs-, bzw. Rohstoffquelle. Sie gehören auch zu den ältesten Symbolen einer Vereinigung der Erde mit dem Himmel (Wurzel - Stamm - Krone), des Lebens und des Todes (mit und ohne Laub).
Früher gehörte zu jedem ländlichen Anwesen, besonders in Süddeutschland, ein "Hausbaum". Bevorzugt wurde dafür oft die Linde (Wortstamm "Lein" bezieht sich auf deren bastartige Fasern). Bei den Germanen war sie der Göttin Freya geweiht und schützte vor bösen Geistern. Unter ihr wurde Recht gesprochen. Die Richtstätten umgaben sieben Linden. Später gehörte sie zu den Marienpflanzen und stand oft in der Nähe christlicher Kultstätten. Seit alters her war sie auch die Schutzpflanze der Schwachen und Liebenden:
Heute ist sie als alte Heilpflanze und Bienenweide beliebt. Noch der Autor bekam eine solche beim Einzug in sein Haus von seinem Vater geschenkt.
Erst Bäume und Sträucher stellen in einem Garten ein dauerhaftes Element dar, erst sie geben ihm seine räumliche und zeitliche Kontinuität. Anders als Stauden oder Einjährige haben sie in der Regel nur eine relativ geringe Wachstumsgeschwindigkeit, haben dafür aber eine lange Lebensdauer. Eigentlich sind sie es, die unseren Garten erst in seine Umgebung integrieren (besonders seine heimischen Gehölze). Während seine Bäume seine "Makroelemente" darstellen, seine optisch verbindenden Elemente, stellen die Sträucher in unseren Gärten seine wichtigsten Strukturelemente dar (wenn sie als solche gepflegt werden; wenn nicht, werden sie schnell zu einer formlosen Masse). Sie unterteilen dauerhaft die Flächen, schaffen physische und visuelle Barrieren und vermitteln zwischen den bodennahen Pflanzen und Bäumen. Da die Blüte oft nur relativ kurz ist, kommt auch ihrem Laub eine besondere Bedeutung zu.
Eine besondere Beachtung besaßen seit der Renaissance für die Sammlergärten auch die jeweils geltenden Pflanzensysteme. Die vielleicht bekanntesten waren von:
Cesalpino (1519 - 1603):
Seit 1555 Leiter des botanischen Gartens in Pisa. Philosoph und Botaniker.
Versuchte in der Natur das Allgemeingültige aus den Beobachtungen von
Einzelheiten abzuleiten. Er schuf ein kompliziertes Pflanzensystem, das er von
den Früchten und Fruchtkörpern ableitete.
Linné (1707 - 1778):
Er schuf die moderne Nomenklatur nach Gattungen und Arten. Ausgehend von
den Blütenmerkmalen, orientierte man sich bei systematischen Pflanzungen bis
etwa 1800 nach ihm.
Jussieu, Bernard de (1699 - 1777, seit 1758 Aufseher des Gartens von Trianon):
Aufbauend auf Linné gliederte er die Pflanzenwelt in Familien. Dabei ging er
zunächst von der Art der Samenbildung und in einem zweiten Schritt von der
Stellung der Staubgefäße aus. Auf ihn geht das System von Trianon zurück,
nach dem die Pflanzen familienweise aufgepflanzt werden. Sein System wurde
zur Grundlage für alle späteren natürlichen Pflanzensysteme. Goethe versuchte
1794 mit dessen Hilfe seine "Metamorphose der Pflanzen" (1790) zu
demonstrieren und auch im Schlosspark von Dyck orientierte man sich nach
diesem System (mit 40 Jussieuschen Familien getrennt durch Waldpartien).
Auch dieses System erwies sich bald bei der explodierenden Pflanzenfülle als
zu eng. Die Lösung der Probleme brachte der pflanzengeographisch orientierte
Garten (geographisch orientierte Gärten hatte es bereits in der Antike
gegeben, z.B. in der Hadrianvilla in Tivoli). Auch Petzold schuf in Muskau
eine geographische Abteilung und der Berliner Botanische Garten in Dahlem
wurde primär nach pflanzengeographischen Kriterien gestaltet (1895 von
Adolf Engler).
Humboldt, Alexander von (1769 -1859)
War am Anfang dieser Entwicklung sein bedeutendster Vertreter. Er
unterschied 16 Pflanzenformen, die jeweils den Vegetationscharakter einer
Zone prägten. Mit seinen Vorstellungen "von den gesellig vereint" wachsenden Pflanzen, steht er am Beginn der Ökologiebewegung. Nach 1850
gewannen seine Gedanken zunehmend an Bedeutung. In der Gartenkunst
griffen sie besonders Meyer und Jäger auf. Über die Heimatschutzbewegung
beeinflussten sie den Naturschutz und den Gedanken von einer standortgemäßen Bepflanzung, die über Lange und Foerster letztlich in das deutsche
System einer Pflanzenzuordnung nach Lebensbereichen einmündete. Ein
anderer Gedankenzweig führte zur Naturgartenbewegung. Historisch hat er
also einen andern Entwicklungshintergrund als der Weg der in England zu
Robinson führte.
Gehölze sind die wichtigsten Raum- und Strukturbildner in einem Garten. Selbst in der kleinsten Anlage markieren sie deren Grenzen und stellen ihr wichtigstes Strukturelement dar, das die längste Zeit des Jahres ihr Aussehen bestimmt. Je nach Zeit und persönlichem Geschmack war ihr Anteil in einem Garten allerdings immer verschieden groß. Während sie im Landschaftsgarten oft das einzige pflanzliche Element waren, werden in vielen heutigen Gärten die krautigen Pflanzen bevorzugt. Als Raum-, Strukturbildner und bedeutender Stimmungsträger bleiben die Gehölze aber trotzdem unverzichtbar.
Die Geschichte der Gehölzpflanzung
(in vielen Teilen orientiert an C.A. Wimmer und einigen Anregungen von M. Rhode).
Gehölzpflanzungen waren in der Geschichte immer etwas Besonderes. Schon in der Antike waren gewaltige Bäume Orte kultischer Handlungen. So waren Eichen bei den Germanen die heiligen Bäume Donars (bei den Kelten Eiche = "duir"; die "Druiden" = die "Baumwissen-den") und die Linde der Göttin Freya gewidmet (später der Maria). Im Mittelalter wurde unter ihnen getanzt und gefeiert. Und in der Neuzeit wurden sie zu Symbolen im Gedanken an einen wichtigen Menschen oder einem abstrakten Wert wie die Freiheit. Ihre jeweilige Verwendung wurde bestimmt
- vom religiösen und geistigen Brauchtum bestimmter sozialer Gruppen.
- vom vorhandenen, in der Zeit bekanntem Gehölzsortiment.
- von naturwissenschaftlichen Interessen (z.B. medizinischen in der
Renaissance).
- von wirtschaftlichen Interessen (z.B. forstwirtschaftlichen im
Landschaftsgarten).
- von ästhetischen Kriterien (die weitestgehend von ihrer Wuchsform, der
Form und Farbe ihres Laubes, ihres Stammes und ihrer Früchte bestimmt
wurden).
Zusätzlich wirken in ihre Pflanzung die zeitabhängigen verschiedenen Gestaltungsvorstellungen hinein:
- im Renaissancegarten erfolgten sie im Rahmen von sozial vorgegebenen,
"wissenschaftlichen" Ordnungsvorstellungen (z.B. nach Klimaansprüchen
oder auch in ihrem Bezug zu bestimmten Sternzeichen; eine erste Zeit der
Sammlergärten).
- im Barock nach ihrer Fähigkeit Räume zu bilden.
- im Landschaftsgarten vorwiegend nach ästhetischen Kriterien (z.B. ihrer
Eignung zu "malerischen" Bildern, ihrer Laubfarbe).
- im Reformgarten nach einer Rückbesinnung an eine pflanzlich vorindustrielle
Zeit, die Entdeckung der Farbe als tragendes Gestaltungselement (z.B. im
vermeintlichen Bauerngarten und in der "Entdeckung" der Staude).
Jeweilige "Mode"-Gehölze begleiteten die Kulturgeschichte unserer Gärten.
Im Mittelalter war man weitgehend nur an Nutzpflanzen und einigen Symbolpflanzen, besonders Marienpflanzen interessiert. Die Nutzpflanzen standen in ihren Sondergärten: z.B.
- Gemüsepflanzen im Küchengarten (hortus),
- Heilpflanzen im Kräutergarten (herbarium),
- Obstgehölze und Rasen im Baumgarten (viridarium).
Wichtige Symbolpflanzen unter den Gehölzen waren:
- Linden (seit ca. 1200 für den Aufenthalt bei festlichen Anlässen),
- Rosa gallica (seit 13. Jh.) und rosa alba,
- Eiben, Holunder und Weißdorn (im Friedhofsbereich).
Renaissance: Unser Wissen darüber stammt weitgehend aus der Literatur, da sich in
Deutschland keine Gärten aus dieser Zeit erhalten haben. Beschrieben werden
hauptsächlich Sammlergärten. Die Gehölze werden vorwiegend benutzt
- raumbildend als Hecken,
- als Formgehölze mit figürlichen Darstellungen (Topiaries),
- Obstgehölze.
In der Renaissance wird der Mensch zu einem "geistigen Individuum" (J.
Burckhardt) und erforscht als solcher seine Umwelt. Dafür sammelt er alle ihn
begegnenden Gegenstände. Es ist die Zeit der "Wunderkammern". Sein Garten
ist zunächst hauptsächlich ein Ort solcher Sammlungen, eine Art lebendes
Nachschlagewerk des botanischen Wissens. In strengen geometrischen Beeten
angelegt (als Ausdruck der göttlichen Ordnung) wird die Vielfalt der göttlichen
Schöpfung demonstriert. Die Gehölze werden hauptsächlich ihres Nutzwertes wegen gepflanzt (Früchte, Schatten, Schutz).
Allmählich löste sich der Ziergarten aus dem Baumgarten (Obstgarten). In ihn
wurden die wenigen Topf-, Kübelpflanzen und Ziergehölze gestellt (u.a.
Lorbeer, Myrten, Citrus und Rosen). Die einzelnen Gartenteile (Blumen-,
Kräuter- und Baumgarten) waren miteinander durch Spaliere und Laubengänge
verbunden und folgten einander an einer Wegeachse.
Kennzeichnend bei der Gehölzverwendung war der Pflanzenschnitt (man hielt
ihn in der damaligen Zeit für so notwendig wie heute vielleicht einen Haarschnitt). Argumente für ihn waren:
- Licht für die untere Vegetationsebene (z.B. für das Gemüse),
- Geschmacksverbesserung (z.B. beim Wein),
- Verjüngung der Pflanzen,
- dichterer Wuchs (z.B. bei Hecken),
- ästhetische Vorstellungen (Topiaries).
Geordnet wurden die Pflanzen in ihren Sammlungen nach verschiedenen
Kriterien (z.B. jahreszeitlicher Blüte, Farbe oder Beziehungen zu den
Elementen, Sternzeichen. In der Spätrenaissance orientierte man sich aber
auch bereits an den Standortfaktoren Boden, Feuchtigkeit, Temperatur und
Licht (z.B. O. de Serres)).
Gehölze wurden in Reih und Glied nach antikem Vorbild im Quincunx
gepflanzt (auf Zwischenraum versetzte Baumreihen. Sie betonen dadurch die
Diagonale. Die Lichtausbeute ist so größer als bei einer einfachen
Reihenpflanzung. Lateinisch. Abgeleitet von der "Fünf" auf einem Würfel).
Ihrer Bedeutung nach wurden bevorzugt angebaut: Weinreben, Äpfel und
Birnen.
Frei wachsende Hecken kannte man nur in Verbindung mit ihrer Schutzfunktion (z.B. Schlehen, Weißdorn, Brombeeren, Berberitzen), geschnittene
Hecken dagegen in vielfältigen Formen
- mit und ohne ein Gerüst,
- mit und ohne Bindewerk,
- aus Obst- und Ziergehölzen.
Die Gerüste in den Hecken entfielen erst im 17. Jh.. Sie wurden durch
schnittverträgliche Ziergehölze ersetzt. Deren Vorteil waren die geringeren
Kosten und ihre größere Beständigkeit (Haltbarkeit). Nur beim Obst
(besonders vor Mauern, ca. 3 - 3,6 m hoch) hielt man am Spalier fest.
Sonderformen waren
Spaliere: Aus ihnen entwickelten sich viele Gehölzarchitekturen (u.a.
Portale, Laubhütten, Galerien). Spaliere waren für den
Renaissancegarten kennzeichnend.
Laubengänge: Sie umgaben das Parterre und waren an markanten Stellen
(z.B. Eingängen, Eckpunkten) mit Baumarchitekturen (z.B.
Lauben) überformt. Durch seitliche Öffnungen entstand ein
arkadenartiges Aussehen. Sie waren etwa 2,2 - 2,5 m hoch
und 2,75 m breit (gewölbt = berceau; gerade = auvant). Ihre
Bepflanzung sagte viel über die soziale Stellung des Gartenbesitzers aus. Während der "gemeine Mann" bevorzugt
Geißblatt und Efeu verwendete, pflanzte ein Wohlhabender
Linden, Buchen o.ä..
Labyrinthe (= Heckensysteme um einen Mittelpunkt: z.B. Lauben,
Brunnen): Man kannte sie
- zur Betrachtung (z.B. als Parterreform aus Kräutern),
- zum Begehen (als mannshohe, bepflanzte Spaliere).
Zur vertikalen Akzentuierung in Blumenbeeten benutzte man gerne Formgehölze (besonders zur Betonung der Ecken und Mittelpunkte; nicht höher
als 90 - 120 cm). Dabei brachte man die Gehölze durch ständiges Beschneiden in bestimmte Formen und Figuren (z.B., als Kugeln, Vögel oder ganze
Jagddarstellungen). Diese Mode war besonders in Holland, Nordwestdeutschland und England beliebt gewesen.
Als ein besonderes Statussymbol galt die Anzucht und Pflege von Exoten,
weil sie im Haus oder in eigenen Überwinterungsgebäuden (abschlagbare
Häuser für ausgepflanzte Gehölze, feste Häuser für Kübelpflanzen) gezogen
wurden und damit ihr Besitz mit hohen Kosten verbunden war. Die ersten
Pomeranzenhäuser entstanden in Deutschland nach 1550 (in Stuttgart evtl.
kurz vorher). 1619 sollte in Heidelberg das erste steinerne Pomeranzenhaus
entstehen.
Während der Renaissance bepflanzte Claude Mollet als erster seine
Parterres mit Buchs (1595). Innerhalb seiner Beete standen die
verschiedensten Ornamente (z.B. Wappenbilder, Initialen der Fürsten oder
Broderien, an kunstvolle Stickerein erinnernde Bepflanzungen).
Barock: Die ersten Barockgärten entstanden in Italien (Villa Aldobrandini, Villa
Montalto). Ihren ersten Höhepunkt erreichten sie 50 Jahre später unter Le
Nôtre in Frankreich, ihren zweiten, eigenständigen nach dem 30-jährigen
Krieg in Deutschland. (es ist falsch, für die Rekonstruktion der deutschen
Barockgärten das heute gerne benutzte Buch "La Théorie et la Pratique de
Jardinage" von Joseph Dezallier d'Argenville (1709, dt. 1731) heranzuziehen, da dann übersehen wird, dass viele der bedeutenden deutschen
Barockgärten beim Zeitpunkt seines Erscheinens bereits lange bestanden
haben. Siehe Band I).
Kennzeichnend für diese Gartengruppe war, dass sie alle ihre Elemente
einem Gestaltungsgedanken unterordneten. Mit Hilfe von Gehölzen wurde
eine großräumige grüne Architektur geschaffen. Entscheidend waren die
Raumbildungen und Sichtbeziehungen. Die wichtigste Gartenarbeit war der
Gehölzschnitt (als eine Korrektur der Natur zu einem gottgewollten Ideal).
Ihre wichtigsten pflanzlichen Elemente waren:
Alleen (ursprünglich jeder eingefasste Weg; heute nur ein beidseitig,
baumbestandener Weg):
Die Entstehung der Perspektive (um 1420, Brunelleschi) führte zu
ihrem geradlinigen Ausbau. Über den Schnitt entstanden verschie-
dene Alleetypen. Allgemein angestrebt wurde ein hoher Kronenansatz und Bäume, bei denen jeder seine Kronenform behielt.
Baumarchitekturen:
Laubengänge (Berceaux), Portale und Lauben. In anderen Formen
hatte es sie bereits in der Renaissance gegeben. Im Barock
erreichte die Kunst, sie zu schneiden, ihren Höhepunkt (besonders
berühmt waren diejenigen von Marly). In der Regel bestanden die
Laubengänge aus Hainbuchen, Linden und Ulmen. In Deutschland
gab es berühmte u.a. in Berlin (Monbijou), Plön und Würzburg.
Bosketts (die "Lustgebüsche"):
In der Renaissance noch weitgehend unbekannt, bildeten sie im
Barock den Hauptteil des Gartens (bekannt ab etwa 1610 durch
Claude Mollet). Sie bestanden aus heckenumgebenen Räumen:
Salle, Cabinet, Gallerie oder Cloître. Sie waren für den Barockgarten so kennzeichnend, wie die Spaliere im Renaissancegarten.
Es waren die Bosketts in denen man sich vergnügte und in denen
man ständig neue Erlebnisinhalte schuf (heute wirken sie in der
Regel ohne diese und die sie benutzenden, festlich gekleideten
Menschen langweilig und leer, z.B. in Schleißheim).
Je nach Landschaft wählte man für sie ganz verschiedene
Gehölze. In Deutschland bevorzugte man für hohe Hecken
Hainbuchen. Im Innenbereich ließ man oft eine Art Wald wachsen
(aber auch Obstgehölze: z.B. in Herrenhausen, Veitshöchheim).
Sein malerisches Aussehen stand im Kontrast zu den streng
geschnittenen Hecken.
(es gab für die Bosketts genaue Vorgaben für ihre Anlage und
Pflege. Ihr häufiges Lattenwerk (Treillagen) hatte u.a. die
Funktion, dass bei Verkahlungsstellen die Raumeindrücke nicht
verloren gingen).
Park: Er befand sich als Lustwald oder Tiergarten außerhalb des
eigentlichen Gartens. Er bestand aus ungeschnittenen Gehölzen
entsprechend den landschaftlichen Gegebenheiten. Pro ca. 200 qm
kam ein Hochbaum. Der darunter sich befindende Niederwald
wurde im Wechsel alle 9 Jahre auf den Stock gesetzt. Im Lustwald
gab es auch Skulpturen und Bänke.
Parterre (= jede gärtnerisch gestaltete Fläche vor einem Schloss; im
engeren Sinne: Fläche vor einem Schloss mit Broderien):
Im Barock wurden die bisherigen Blumenbeete durch an
Stickereien erinnernde Ornamente ersetzt. Die ersten Parterres
waren von Hecken eingefasst gewesen, deren Höhe im Laufe der
Zeit bis aus die Höhe der Broderieeinfassungen (zunächst Kräuter,
später Buchs) abgesenkt wurden. Dadurch entstanden langgestreckte, seitliche Rabatten (plates-bandes). Sie wurden
kennzeichnend für das Hochbarok. Gerne wurden in sie kleine
immergrüne Formgehölze gesetzt (z.B. Ilex; wegen ihres
Winteraussehens. Auf heimische Pflanzen griff man nur zurück,
wenn man auf sie wegen bestimmter Schnittformen nicht
verzichten konnte. Neben der allgemein bekannten französischen
Formensprache gab es auch davon unabhängige (u.a. z.B. aus
Süddeutschland eine von J.D. Fülck, oder aus Norditalien).
Orangerien:
Pflanzlich waren Orangeriegewächse die bedeutendsten
Prestigegewächse im Barock. Dazu gehörten besonders bei den
verholzenden Pflanzen:
- Citrus-Pflanzen (wegen ihres Geruchs und Geschmacks),
- Myrten,
- Lorbeerbaume.
krautigen Pflanzen:
- Nelken,
- Levkojen,
- Aurikel.
Die Orangenparterres waren Kübelquartiere.
Erst ab Mitte des 18. Jhs. begann man Kalt- und
Warmhauspflanzen zu trennen. (Zuvor war ihre Artenzahl so
gering, dass man ihre Wärmebedürfnisse mit ihrem Abstand
vom Ofen ausreichend steuern konnte).
Kennzeichnend für die Pflanzungen im Barock waren die Wiederholungen in ihren Mischungen. Man wiederholte sie nach verschiedenen Arten, Formen und Größen. Beliebt war der Wechsel von rund- und
spitzkronigen Bäumen. Einfarbige Pflanzbeete wurden abgelehnt. Auch
in den Pflanzungen war die Abwechslung wichtig. Dabei wurde so
gearbeitet, dass man zu jeder Zeit Blumen und Obst besaß.
Die anzustrebenden Pflanzengrößen und Pflanzenformen waren relativ
festgelegt: z.B. zog man
- als Hochstamm:
Granatapfel, Myrte und Lorbeer,
- als Niedrigstamm:
Solanum und Jasminum,
- flachkronig:
Citrusgewächse,
- in Pyramidenform oder als Kugelbaum:
Lorbeer,
- Rosen für die Rabatten als Sträucher
(Rosenhochstämme gab es erst seit dem 19. Jh.).
Im Barock nahm man die höheren Pflanzen aus dem Parterre und
ersetzte sie durch Skulpturen. Bei den Formgehölzen wechselte man
von den bevorzugt figürlichen Formen der Renaissance zu geometri-
schen Formen. Sie standen in den Rabatten und wurden besonders gerne
aus Eiben oder Buxus geformt.
Rokoko:
Der Wechsel vom Barock- zum Rokokogarten war gekennzeichnet
durch
- eine nun gemeinsame Verwendung von Gehölzen und Blumen,
- eine größere Pflanzenvielfalt,
- das Ähnlicherwerden der Mischpflanzungen in Rabatten, Parterres
und Bosketts,
- das Eindringen von Gedanken aus der Malerei (so stellte man z.B.
Pflanzen nach verschiedenen Grüntönen zusammen und achtete
verstärkt auf deren charakteristische Merkmale).
- Besonders beliebt waren jetzt panaschierte und buntlaubige
Pflanzen.
Der Hauptwandel vollzog sich in den Bosketts. Bereits die Rabatten
unterschieden sich von ihnen kaum, weil man in sie mehrere
Gehölzreihen setzte. In den Bosketts selber senkte man die Höhe der
Hecken und ersetzte diese teilweise durch Blumen. Es begann die Zeit
der Blütengehölze. Das Pflanzensammeln wurde zu einer verbreiteten
Liebhaberei (besonders beim englischen Adel).
Aus den Bosketts (Lustgebüschen) des Barocks wurden in England die
"Wilderness", deren Quartiere man bereits "ohne Ordnung" mit
verschiedenen Gehölzarten bepflanzte. In die Ränder setzte man Rosen,
Geißblatt, niedrige Sträucher und darunter Veilchen, Schlüsselblumen
und Narzissen ("in zufälliger Weise, wie sonst in den Wäldern" (Philipp
Miller, 1691 - 1771).
Die Gehölze in den Bosketts sollten nicht zu dicht stehen, um
Staudengewächsen und Blumen Raum für ihre Entfaltung zu geben.
Die Pflanzungen "nach englischer Manier", "nach alter Weise" (H.
Jäger, 1888) bestanden darin, dass die großen Gehölze in Reihen in der
Mitte standen und dann zu den Seiten hin kleiner wurden. Eingefasst
wurden sie von Sträuchern. Bei ihrer Pflanzung orientierte man sich
allein an der späteren Höhe der Gehölze.
In Frankreich gab es bereits seit der Mitte des 18. Jhs. Bosketts nur aus
Rosen (z.B. nach 1748 in der Eremitage der Madame Pompadour in
Versailles).
Der erste systematische deutsche Pflanzensammler war Friedrich
August von Veltheim (1709 - 1775, Gutsherr bei Magdeburg). Seine
Pflanzungen standen in Reihen und zielten auf das Feststellen des
forstlichen Nutzwertes der Gehölze. Eine ähnliche Anlage schuf auch
Otto Freiherr von Münchhausen (1716 - 1774) in Schwöbber (bei
Hameln), nur dass diese stärker die deutschen klimatischen Verhältnisse berücksichtigte. Zu seinen acht Grundforderungen gehörten u.a.:
- Jeder Standort erfordert unterschiedliche Pflanzungen.
- Das Wohnhaus soll frei stehen (wegen der Aussicht und der "schädlichen Ausdünstungen").
- Angenehme Aussichten sollen frei bleiben.
- Anhöhen sind zu bepflanzen.
- Ufer sind für Wildnisse geeignet.
- Es ist zu prüfen, wie der Boden am gewinnbringendsten genutzt werden kann.
Landschaftsgarten:
Bestimmend für seine Entwicklung war eine neue Suche der Menschen
nach Natureindrücken. Man ging nicht mehr von der Ästhetik ihrer
einzelnen Elemente, sondern der Erfahrung ihrer zusammenhängenden
Ganzheit aus. Erst darin erkannte man das Geschaffene als Kunstwerk.
Die Gartengestaltung wurde zur bedeutendsten bildenden Kunstdisziplin ihrer Zeit.
Im Laufe seines 150jährigen Daseins veränderte er sich stilistisch
ständig. Auch überschnitten sich seine Moden oft. In der Literatur kann
man für ihn verschiedene Einteilungen finden. Wir bevorzugen
folgende:
- früher Landschaftsgarten
(in der Literatur auch "sentimentaler"
Landschaftsgarten genannt),
- klassischer ("reifer") Landschaftsgarten
(in der Literatur auch
"klassischer", pittoresker" und "naturexpressiver
Landschaftsgarten genannt),
- später Landschaftsgarten
(in der Literatur auch "gemischter
Gartenstil", "Eklektischer Garten" genannt).
Während man sich im 18. Jh. noch hauptsächlich an Vorbildern in der
Natur orientierte, differenzierte man im 19. Jh. verstärkt nach den
Formen der Pflanzen..
Im Unterschied zum Rokoko:
- wurde die bisherige architektonische Geometrie der Gärten
aufgelöst.
- orientierte man sich im pflanzlichen Bildaufbau nun an Harmonie-
prinzipien der Malerei.
- bestand ein größeres Pflanzensortiment (besonders durch neue
Arten aus Amerika).
Zunächst übernahm man aus dem Rokoko die Pflanzgrundformen
Wald; Hain und Einzelbaum:
- Wald:
Seine kompakten Linien lösten sich zunehmend auf, seine
Artenzusammensetzung wurde reicher.
- Hain:
Aus hochstämmigen und gleichartigen Bäumen
bestehend, mit unregelmäßigen Baumabständen.
- Einzelbäume:
Sie dienten zunächst nur zur Brechung der
Waldkonturen. Erst später pflanzte man sie ihrer
Individualität wegen. Jede unregelmäßige Pflanzung galt
als natürlich.
Neu hinzu kamen:
- "clumps" (Gruppen):
Zunächst quadratisch (Blenheim) oder
kreisrund, dann alle malerischen Baumgruppen. Am Ende
der Entwicklung alle Pflanzungen, einschließlich
Sträucher und Stauden (so z.B. bei Hirschfeld und
Schoch). Kennzeichnend ist eine dichte Pflanzenstellung,
die ohne eine Erhaltungspflege die Pflanzung zu einer
Gehölzgruppe werden lässt.
- "strubbery" (Lustgebüsch):
Entstanden aus den regelmäßig
ansteigenden Pflanzreihen der Rokokogärten in gekurvten
Umrissen. Sie sind eine gemischte Pflanzung von Ziergehölzen.
Für den frühen Landschaftsgarten war sein Stimmungsgehalt
entscheidend. In ihm sollte das Gefühl angesprochen werden (im
Barock dagegen über seine Architektur der Verstand; Zeit des
Rationalismus), dieses wiederum zu einer höherwertigen Lebensweise
führen. Die Auslöser solcher Gefühle sollten u.a. sein: Staffagen (z.B.
Ruinen), Inschriften und Pflanzen, denen man einen besonderen
Gefühlsbezug zugesprochen hatte.
Der klassische Landschaftsgarten folgte idealisierten Landschaftsbildern (entsprechend der Landschaftsmalerei Lorrains oder barocken
Bühnendekorationen von Arkadien = römische Campagne). Nicht die
einzelnen Pflanzen waren bedeutsam, sondern deren Helligkeitsabstufungen in den dargestellten Szenen. Kennzeichnend waren wenige
Gehölzarten, die an die antiken Landschaften erinnern sollten. Ihre
Individualität war unbedeutend. Sie dienten allein der plastischen
Raumgestaltung.
Im naturexpressiven (pittoresken) Garten verloren die sentimentalen
Staffagen ihre Bedeutung. Wichtig war jetzt der Genuss der Natur und
nicht mehr begleitende Belehrungen. Verlangt wurden:
- das Erhabene (Edmund Burke, 1757),
- die geschwungene Linie (William Hogarth, 1753),
- die Betonung der pflanzlichen Individualität.
Der Charakter eines Gartens ergab sich allein aus den Ableitungen aus
der unmittelbar vorgegebenen Natur, ihren Materialien, Felsen,
Gewässern, Gehölzen und Wiesen. Für die Pflanzung waren allein
ästhetische Kriterien entscheidend (keine Herkünfte oder pflanzen-
soziologische Zusammengehörigkeiten). Dadurch wurde der
Individualität der Pflanzen eine immer größere Bedeutung zugesprochen. Eine malerische Abwechslung hieß jetzt, in den Pflanzengruppen die Kontraste zu verstärken (durch die Mischung verschiedener
Grüntöne und Formenkontraste. Die Verwendung neu bekannt
gewordener Exoten erweiterte die Möglichkeiten).
In der Rokokopflanzung hatte man in der Pflanzung möglichst starke
Kontraste gesucht, im Landschaftsgarten übernahm man dagegen aus
der Malerei das Prinzip der Unterordnung der besonderen Farben
unter eine vorherrschende, d.h. z.B. die Unterordnung heller Bäume
unter die einer dunklen Baumkulisse (bei einer ausgewogenen
Farbgebung).
Wichtige Landschaftsgärtner waren:
Kent, William (1685 - 1748): Für ihn stellten Pflanzungen nur eine
Kulisse für moralisierende Historienaussagen dar.
Brown, Lancelot "Capability" (1716 - 1783): Er schuf malerische
Bilder, indem er mit Hilfe einzelner Solitärs, kleiner
Gehölzgruppen und Gehölzgürtel auf seinen Rasen-
flächen Spiele von Licht und Schatten schuf.
Whately, Thomas (? - 1772): er schrieb als erster eine Theorie des
Landschaftsgartens (1765, dt. 1771). Für ihn dienten
Gehölze primär der Raumgestaltung. Er ordnete sie
als erster nach ihren ästhetischen Eigenschaften
(Höhe, Proportionen, Farbe). Seine Gruppierungstypen wurden zum Standard der nachfolgenden
Gehölzverwendung. Seine vier grundsätzlichen
Verwendungsformen waren:
- Wald (Bäume und Sträucher),
- Hain (nur Bäume),
- Clump (2 - 8 Bäume. Sträucher),
- Einzelgehölz (Baum und Strauch).
Chambers, William (1723 - 1796): Er vereinigte in seinen Gärten
sentimentale und naturexpressive Stilformen. Sich
auf den "chinesischen" Garten beziehend, stellte er
eine Reihe von Pflanzprinzipien auf. U.a.:
- Schaffung von Stimmungsszenen mit Hilfe von
Pflanzen (bestimmte Gehölze ordnete er verschiedenen Stimmungen zu),
- Ablehnung großer Kontraste (in Farbe, Form und
Laub).
(Seine Schrift erschien 1775 in deutsch, 1779 der
erste Band von Hirschfeld, der sich in großen Teilen
auf ihn und Whately bezog).
Hirschfeld, Christian Cay Laurenz (1742 - 1792) war der erste
bedeutende deutsche Theoretiker des Landschafts-
gartens. Seine Thesen u.a. waren:
- Ein Gartenkünstler arbeitet mit den Pflanzen wie
ein Maler mit seinen Farben.
- Er versucht mit ihnen Stimmungen zu erzeugen
und Szenen einen bestimmten Charakter zu
geben.
(für diese Stimmungen stellt er Artenlisten
zusammen: Vorherrschen sollen hellgrüne
Gehölze, dunkelgrüne besonders an Grotten,
usw.).
- Eine Tiefenwirkung wird durch die Art der
Pflanzung erreicht (hellgrün - braungrün -
dunkelgrün - schwärzlich).
- Auf ausländische Pflanzen kann nicht verzichtet
werden. "Was würden wir behalten, wenn
unsere deutschen Gärten alle die Gewächse
wieder zurückgeben sollten, die aus anderen,
zum Teil entferntesten Weltgegenden zu uns
gebracht sind". (1782).
Sckell, Friedrich Ludwig von (1750 - 1818): Er ist die zweite
überragende Künstlerpersönlichkeit unter den
deutschen Gartenkünstlern (erste: Fürst Leopold
Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, 1740 -
1817, der Schöpfer von Wörlitz). Seine
Forderungen waren u.a.:
- Baumbestände (Parkwälder) sollen nur aus
einer Baumart bestehen.
- Übergangszonen von einer Gehölzart zur
anderen können gemischt sein.
- Vorpflanzungen sollen in ungleichen
Abständen von der gleichen oder einer hel-
leren Baumart gestellt werden.
- Koniferen sind nicht zu verwenden (mit
Ausnahme von Pinus).
- Benachbart sollen nur Gehölze werden, die
sich im Kronenaufbau ähneln.
- Gehölze mit farbigen Rinden sind an die
Ränder zu stellen.
- Die Höhenkontur der Gehölze soll kräftig
unregelmäßig sein.
"Sckells Bepflanzungsprinzip bestand im
wesentlichen darin, größere dominierende
Gruppen ein und derselben heimischen oder
fremdländischen Art aufzubauen und diese dann
durch kleinere Tuffs oder Einzelexemplare
physiognomisch entsprechender, gegebenenfalls
auch kontrastierender Charaktergehölze zu
akzentuieren, zum Beispiel ein plastisches Hell-
Dunkel bzw. kolorische Skalen oder
"Interpunktionen" zu schaffen". (Pniower, 1954).
Der späte Landschaftsgarten (nach 1800) war ein Ergebnis der sprunghaften Zunahme der verfügbaren Pflanzenarten. Zunächst hatten die wertvollen Exoten nur in Hausnähe gestanden, doch dann haben sie die Herrschaft über den ganzen Garten übernommen, und er verlor zunehmend seinen künstlerischen Gehalt. Der Besitz exotischer Pflanzen war zu einem Statussymbol geworden. Für deren Sammeln benötigte das Bürgertum nicht den Kunstverstand des gebildeten Adels. Mit seinen Pflanzen wollte man Eindruck machen, und dazu waren besonders Exoten und Neuzüchtungen geeignet (in den unteren Bevölkerungsschichten erfolgte dies in den Vorgärten und auf ihren Gräbern, wo diese Haltung bis heute weitgehend noch jede künstlerische oder ökologische Weiterentwicklung verhindert).
Zunächst wurde der Garten in verschiedene Bereiche unterteilt (z.B. einen architektonischen Bereich vor dem Haus und einen landschaftlichen danach, einen kunst- und einen naturbezogenen Bereich, einen kleinteiligen und einen großräumigen Bereich). Zwischen diesen beiden Hauptteilen gab es oft noch einen Zwischenbereich, den sogenannten "pleasure-ground". Seine Grundkonzeption glich noch einem Park, ansonsten war dieser Bereich aber verstärkt mit Blumen (und Ziergehölzen) angereichert. Zum Landschaftsgarten kamen jetzt eine Reihe von Spezialgärten, in denen die einzelnen Pflanzengruppen jeweils gesondert zur Schau gestellt werden konnten: Z.B. Arboreten, Pineten, Rosengärten u.ä.. An die Stelle von Gartenkunstkriterien traten wissenschaftliche Überlegungen. Das Zurschaustellen der Pflanzen wurde zum entscheidenden Kriterium. Mit der Betonung des neuen Pflanzenindividualismus verbunden war eine neue große Begeisterung für die Botanik (um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mit dem hier beschriebenen Gartentyp, der im "Landschaftsgarten" der Gründerzeit endete, hat unser heutiger Hausgarten historisch wenig oder gar nichts gemein. Dieser ist aus dem Biedermeiergarten hervorgegangen, dem Garten des Kleinbürgertums. Für den hier beschriebenen Garten benötigte man große Flächen, Bedienstete, d.h. einen großen Wohlstand. Für einen Landschaftsgarten war die Durchschnittsbevölkerung viel zu arm gewesen).
Fast alle wichtigen Gartenautoren (besonders in Deutschland) versuchten noch lange an der gartenkünstlerischen (malerischen) Idee festzuhalten. Erst mit Loudon kam der dann weitverbreitete Durchbruch für den pflanzenorientierten (gardenesken) Garten:
- Repton, Humphry (1752 - 1838):
Er trennte in seinen Gärten klar die Bereiche
Garten, Park und Landschaft und entwickelte das Zonierung-
sprinzip:
- formaler Teil (in Hausnähe),
- Pleasureground (malerischer Übergangsbereich),
- Landschaftspark (Übergang in die umliegende,
verschönte Landschaft).
Malerische Kriterien waren für ihn wichtig. So versuchte er,
die "Vollkommenheit" von Gehölzgruppen durch eine
Vermischung von Baumgruppen zu erreichen.
- Lenné, Peter Josph (1789 - 1866; dritter überragender deutscher Gartenkünstler):
Er folgte im Prinzip der Zonierung Reptons: Blumengarten - Pleasureground - Park. Da es ihm primär um die
Schaffung von Kunst ging, besaßen seine Pflanzungen für
ihn hauptsächlich nur einen Dekorationswert. Er pflanzte
gerne
- die verschiedenen Arten in reinen Gruppen (so im Magdeburger Volksgarten),
- auffallende Wuchsformen an markanten Punkten,
- in den Rasen Solitärgehölze (die dann nach Jahren dadurch ihren Raumcharakter oft verloren).
Er erreichte nicht die "geniale Einfachheit" der Sckellschen
und Pücklerschen Pflanzungen. Ihm ist u.a. weitgehend die
Potsdamer Gartenlandschaft zu verdanken.
- Pückler (1785 - 1871; genau: Hermann Fürst von Pückler-Muskau; der vierte
herausragende deutsche Gartenkünstler; u.a. der Schöpfer
der Gärten in Muskau und Branitz):
Er unterschied zwischen
einem Blumengarten - Pleasureground -Park. Im
- Blumengarten pflanzte er nur edelste Gehölze. Farbflächen zog er einem Farbgemisch vor.
- Pleasureground wenige Blumenbeete und eine landschaftliche Gruppierung von einheimischen und ausländischen Gehölzen.
- Park nur einheimische und (beschränkt) lange eingebürgerte Gehölze (z.B. Kastanien, amerikanische Eichen). Allein entscheidend war ihr malerischer Wert (der botanische interessierte ihn nicht (nach Petzold)).
Vorgehensweise:
- Zunächst im Kern eine gemischte Gruppe von Großgehölzen.
- Dann an den Rändern, locker gepflanzt, niedrige Baum- und Strauchgruppen (bevorzugt mit zierenden Früchten).
- Zuletzt Füllpflanzen.
(durch das Engpflanzen und Artkontraste schuf er in seinen Pleasuregrounds "dramatische" Gehölzkompositionen (nach Rippl). Im Unterschied zu Sckell und Lenné pflanzte Pückler in seinen Gehölzgruppen nie nur eine Art. Er ließ aber eine Gehölzart dominieren).
- Petzold, Eduard (1815 - 1891, ein stark von Pückler beeinflusster Gartenkünstler):
Sein Hauptziel war das Herstellen malerischer Szenen.
Er versuchte als einer der letzten die dendrologische Vielfalt
mit einem malerischen Landschaftspark zu verbinden. Er
liebte den Kontrast zwischen hell- und dunkellaubigen
Pflanzen.
- Jäger, Hermann (1815 - 1890, einflussreicher Gartenbuchautor):
Er war ein
Spätromantiker, der sich für ein harmonisches Gartenkunstwerk einsetzte. Mit der Entfernung vom Haus sollte die
Zahl der Sträucher zugunsten der Bäume abnehmen. Wichtig
war ihm eine Rücknahme der bestehenden Arten- und
Sortenvielfalt in den Gärten (in der Hauptpflanzung nicht
mehr als 50 Arten, in anschließenden Park nicht mehr als
200). Wie Pückler verwendete er gerne Schlinger. Nach ihm
sollte ein Gartengestalter wie ein Plastiker denken, z.B. die
Pflanzenmassen wie bewegte Erdmassen wirken lassen.
Auch sollte er besonders den Boden, das Klima und das
Umfeld eines Gartens bei dessen Anlage berücksichtigen.
"Der vorherrschende Zug in sämtlichen Pflanzungen muss
Harmonie, sanfter Übergang der Formen und Farben sein".
(Jäger, 1858).
- Meyer, Gustav (1816 - 1877, einflussreicher Schüler Lennés. Im Rückgriff auf
die Erkenntnisse Alexander von Humboldts beginnt mit ihm
die Überwindung des "späten" Landschaftsgartens in
Deutschland. Schuf viele Grünanlagen in Berlin):
Er ordnete
die Gehölze nach "landschaftlichen Vegetationscharakteren". Es sollen nur die Pflanzen zusammengebracht
werden, die aus dem gleichen Klima kommen und dem
gleichen landschaftlichen Vegetationscharakter angehören.
Seine Gehölzlisten stellt er nach Biotopgruppen zusammen
(z.B. Gebirgs- und Sumpfvegetation, Wälder und Ebenen).
Die Wirkung eines Baumes, einer Pflanze wird nach ihm
auch von ihrer Umgebung mitbestimmt. Im Park pflanzte er
nur heimische, im Pleasureground auch exotische Gehölze.
Seine Solitärgehölze standen vor Gruppen der gleichen Art.
- Loudon, John Claudius (1783 - 1843, einer der erfolgreichsten englischen
Gartenschriftsteller):
er unterschied zwischen einem
malerischen (pittoresken), gärtnerischen (gardenesken) und
rustikalen Gartenstil und setzte sich selber besonders für den
gärtnerischen ein. Er förderte die große Pflanzenvielfalt, die
nach botanischen Klassifizierungskriterien aufgepflanzt
werden sollte (z.B. in einem Blumengarten alle Arten einer
Gattung zwanglos zusammen). Im Vordergrund seiner
Überlegungen stand der Garten als eine botanische Welt.
Entscheidend für ihn war die Art der Gehölzverwendung
(dabei behielt er aus dem malerischen Stil deren Pflanzung
in ungleichen Abständen bei).
Mit Loudon war die Zeit der großen künstlerischen Gärten in Europa zu Ende gegangen. Die letzten Vertreter der Gartenkunst im Landschaftsgarten (z.B. Jäger, Meyer) entwickelten zwar noch eine Vielzahl von Kunstregeln und verbanden diese mit den neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, doch gab es nicht mehr die Fürsten und Großbürger, die sich derartige Gärten anlegen lassen konnten. Diese Aufgabe übernahmen jetzt die Städte, und diese wiederum orientierten sich primär an sozialen und gesundheitstechnischen Funktionen und nicht mehr an künstlerischen Kriterien. Unser heutiger Hausgarten stand nicht in dieser Tradition.
Er ist aus dem Biedermeiergarten hervorgegangen, seiner Vergärtnerung im 19. Jh. und der Reformgartenbewegung. Vorher waren die Menschen zu arm gewesen, sich einen solchen Luxus leisten zu können. Und für diesen Garten wurden bisher keine allgemein akzeptierten Kunstregeln entwickelt.
Der Reformgarten war zunächst das Ergebnis eines Protestes gegen die bestehenden Lebensumstände, deren negativen Seiten man besonders der Industrialisierung und Verstädterung zusprach. In der Kunst wandte man sich gegen deren akademische Starre. Man begann die Natur wieder in ihren Stimmungen vor Ort zu studieren. Die Zeit des Impressionismus brach an, für den Bereich der Gartenkunst war dies der frühe Reformgarten. Kennzeichnend für ihn war zunächst sein subjektiver Gefühlsbezug. Viele Maler legten sich in dieser Situation Gärten zu (z.B. Monet, Pissaro, Liebermann, Nolde).
Man wandte sich im Reformgarten wieder dem Malerischen zu. Wegen der geringen Größe der Grundstücke wurden jetzt Sträucher wichtiger als Bäume und die Stauden traten ihren Siegeszug an und entwickelten sich oft zum Hauptelement des neuen Gartens. Gerne wurden sie mit Rosen kombiniert. Damit verbunden war eine Vernachlässigung
- des Raumes zugunsten der Fläche,
- der Linien (Formen) zugunsten der Farbe,
- des Naturbezuges zugunsten eines subjektiven Gefühlsinhaltes.
Die bisherigen Trennungslinien der Großgärten wurden in den jetzt kleinen Gartenarealen aufgehoben.
Es entstanden gleich zu Beginn des Reformgartens drei Strömungen, eine naturnahe, eine formale, architektonische und eine gemischte. Oder anders ausgedrückt: Ein naturnaher oder kulturnaher Bezug bildeten dessen Extreme, und je nach psychischer Grundeinstellung ordneten sich die jeweiligen Gartenkünstler oder Gartenbesitzer dazwischen ein. Je nach dem überwiegenden Gestaltungsbezug wurden sie einem der beiden Extreme zugerechnet. Es ist verständlich, dass in einer Zeit, in der man die Natur als etwas Bedrohendes ansah, sich verstärkt dem Kulturbezogenen hingab, während man in einer Zeit als man deren zunehmenden Verlust wahrnahm und seine Angst vor ihr zunehmend verlor, sich wieder verstärkt romantisierend auf sie bezog.
- Für die naturnahe Strömung steht in England die Robinson-Schule und in
Deutschland die Lange-Schule,
- für die formale Schule in England Reginald Blomfield und in Deutschland
Muthesius und Schulze-Naumburg und
- für die gemischte in England Jekyll und in Deutschland die Bornimer
Schule.
Bei ihnen allen gibt es punktuelle Abweichungen in die eine oder andere Richtung. Zurzeit könnte man den Naturgarten dem naturnahen Stil zurechnen, den Designergarten dem formalen und das Gros unserer aktuellen Hausgärten dem gemischten.
Die Robinsonschule war das Ergebnis bereits lange vorher stattgefundener Versuche in England gewesen, in die bestehenden Parkanlagen neue Exoten (z.B. Rhododendron) und in die Rasenflächen Blumenzwiebeln und Wildstauden zu pflanzen. Besonders das großflächige Auswildern von Blumenzwiebeln um 1860 durch John Fleming ließ dies zu einer Mode werden. 1870 schrieb Robinson sein Buch ("Wild Gardening") und machte diese Art der Pflanzung dann sehr populär. Entscheidend für sie waren die Standortgerechtigkeit und die Vergesellschaftung der Pflanzen, nicht deren geographische Herkunft.
Forderungen von
- Robinson, William (1838 -1935):
- "Die Pflanzungen sollen aussehen wie von der Natur
gepflanzt, jedoch darf man aus allen Weltteilen die
schönsten Arten im heimischen Garten versammeln, ja sie
dürfen auch die Einheimischen überwiegen".
- Alle Pflanzen sind kombinierbar, wenn sie einem Standort
entsprechen.
- Die Pflanzen sind nach ihrer Wuchshöhe zu staffeln.
- Jede Pflanze soll ausreichend Raum für ihre individuelle
Entfaltung erhalten.
- Man soll nicht zu viele Arten miteinander vermischen.
- Warme Farben entsprechen bevorzugt sonnigen Standorten,
gebrochene Farben und frisches Grün eher schattigen.
- Ausdauernde Gemischtpflanzungen an die Stelle von
Sommerblumenbeeten.
Im Sinne Ruskins und der Arts-&-Crafts-Bewegung forderte er
an die Stelle von gestalterischer Künstlichkeit und Fabrikware
handwerkliche Qualität und Natürlichkeit. Das Heimatnahe und
Gesunde wurde nach ihm zum wichtigsten Kriterium. Man
besann sich wieder auf die Wildpflanzen und entdeckte die
Vorliebe für alte einheimische Blumen und bevorzugte wieder
Wildrosen vor deren Kulturformen. In Robinsons Nachfolge
stehen Jekyll, Sackville-West und heute Penelope Hobhouse.
- Jekyll, Gertrude (1843 - 1932, Von ihrer Ausbildung her Malerin, die wegen
ihrer Augenleiden zur Gartenkunst wechselte). Ihre Forderungen
an einen Garten waren:
- Eine malerische Gestaltung eines Gartens (das Schaffen von
Gartenbildern).
- Die farbliche Harmonie der Pflanzungen.
(sie bevorzugte dafür warme, abgestufte Farben zum Setzen
von Höhepunkten und dazu kühle Farben als Kontrast).
- Die Bepflanzung erfolgt in schrägen Bändern (zum Weg;
dabei arbeitete sie stets mit mehreren Exemplaren einer
Art).
- Für den "Wintergarten" verwendete sie Immergrüne und
Gehölze mit einer farbigen Rinde.
- In einem Farbengarten durfte es nicht nur eine Farbe geben
(so gehörten z.B. zu einem "Blauen Garten" etwas Weiß
oder blasses Gelb).
- Sie liebte Schlinger (besonders Clematis montana, Rosen
ließ sie in Eiben wachsen).
(an natürlichen Vergesellschaftungen oder theoretischen
Überlegungen war sie nicht interessiert).
In Deutschland steht Willy Lange am Anfang der "Naturgarten"-Bewegung. Nachdem Alexander von Humboldt eine gedankliche Verbindung zwischen den Pflanzenstandorten und der Botanik hergestellt hatte und Franz Thomas Bratraneck (1815 - 1884, Augustinerpater in Brünn) mit Hilfe der Pflanzenvielfalt eine Welt schaffen wollte, die der Gefühlswelt der Menschen entsprach, versuchte Willy Lange dies in seinen standortgerechten Gärten umzusetzen.
- Lange, Willy (1864 - 1941): Seine Forderungen waren:
- Jedem Standort seine charakteristische "Pflanzengesellschaft" (-gemeinschaft) zuzuordnen.
Dabei unterscheidet er zwischen einer
- Kronenvegetation (Bäume),
- Stockvegetation (Sträucher und Kräuter),
- Teppichvegetation,
- Verzierungsvegetation (Schlinger).
- Jede Pflanzengemeinschaft muss so groß sein, dass man
ihren Stimmungsgehalt empfinden kann.
- Ihr künstlerischer Gehalt wird jeweils durch die
Mengenverhältnisse, Größen und Farben innerhalb einer
malerischen Zusammenstellung bestimmt.
- Die Gehölze dienen Lange weniger der Raumbildung als
dem impressionistischem Bild, das er anstrebt. Entscheidend
für ihn sind die erzeugten Stimmungen und Farben.
- Schneider, Camillo Karl (1876 - 1951, einflussreicher deutscher Gartenschrift-
steller und Dendrologe; beeinflusst von Lichtwark (Einsatz für
eine Erneuerung der Gartenkunst), Muthesius (Einsatz für den
architektonischen Garten) und Lange (Mitherausgeber der
Zeitschrift "Gartenschönheit" mit Foerster und Kühl)). Seine
Forderungen waren:
- Ein Garten sollte auf die Bedürfnisse der Menschen
eingehen und sollte keine schwärmerische Naturszenerie
sein.
- Das erste Gestaltungskriterium sollte die Pflanzengeographie
und -soziologie sein.
(die Pflanzengesellschaften sollten dabei primär künstleri-
schen Kriterien folgen, nicht nachgebildet werden. In ihnen
sollten sich natürliche Vegetationsbilder und persönliches
Empfinden vereinen).
- Für den kleinen Garten empfahl er:
- grundsätzlich eine architektonische Gestaltung,
- das Pflanzen nicht zu vieler Arten (und diese nicht
durcheinander),
- eine Farborientierung am persönlichen
Geschmack.
Eine zweite, künstlerisch orientierte Gruppe des Reformgartens (neben einer "impressionistischen") war eine "expressive". Sie war gekennzeichnet durch
- eine radikale Verknappung der Stilmittel
(Maasz und Valentin wandten sich z.B. gegen die
Blumensucht der Robinsonschule),
- eine Hinwendung zur Abstraktion (zum Symbol).
Im Ausland hat sie eine größere Bedeutung gewonnen als in Deutschland (z.B. André Vera). Hier war es zunächst Joseph Marie Olbrich in der Gartenbauausstellung in Darmstadt. Ihn interessierten nur Blütenfarben als rein abstrakte Wirkungsflächen. Besonders wichtig für ihn waren dabei die Farben blau, rot und gelb.
- Heicke, Carl (1862 - 1938):
Er forderte eine Reduzierung der Gehölzsorten und
Exoten und eine Beschränkung auf die allein künstlerisch
notwendigen (ein Ausschuss der Handelsgärtner und der
Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst erarbeiteten daraufhin
eine Pflanzenliste, die 1913 veröffentlicht , aber von vielen
abgelehnt wurde, - u.a. von Lange).
Neben der Gehölzreduzierung einerseits wurde andererseits das Pflanzen von Solitärgehölzen im Rasen und vor Hecken sehr beliebt:
"Wer die Augen öffnet zur rechten Naturbetrachtung, der wird erkennen, dass
Baum und Strauch in der Natur da am schönsten wirken, wo jeder seinen eigenen
Charakter enthüllt, während der Landschaftsgärtner sich daran gewöhnt hatte,
Baum- und Strauchwerk in Gruppen und Grüppchen wahllos zusammenzupflanzen" (Hugo Koch, 1927).
Dieser Gruppe können zugerechnet u.a. werden:
- Maasz, Harry (1880 - 1946), einflussreicher Vertreter des Reformgartens):
- Er sah den Garten primär als einen zu nutzenden Wohnraum.
- Liebte Hecken und davor ausdrucksstarke Solitärgehölze und
Großstauden.
- Setzte sich für die Schaffung von Volkspark- und Klein-
gartenanlagen ein.
- Valentin, Otto (1897 - 1987, u.a. zeitweiser Leiter des Planungsbüros Späth; ab
1929 als Gartenarchitekt selbständig, von 1960 als Maler
tätig; durch seine vielen Gartenbücher und Publikationen bis
in die 60er Jahre sehr einflussreich):
- Seine Gärten werden bestimmt von einer klaren, ausdrucksstarken Linienführung und der Brechung deren Härten durch
die Bepflanzung.
Zum Versuch, die ausufernden Sortimente zu reduzieren, brachte der Heimatbund den Wunsch einer stärkeren Beachtung der heimischen Pflanzenwelt ein. Bei den Überlegungen zum "neuen" (Lesser), "kommenden" (Allinger) Hausgarten spielte die Pflanzenwahl eine bedeutende Rolle, die zunehmend ideologisch ausgetragen wurde. Besonders während der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Rahmen der Blut- und Boden-Ideologie eine Beschränkung auf allein "bodenständige" Pflanzen verlangt. Ihr einflussreichster Vertreter war vielleicht Alwin Seiffert (1890 - 1972, ab 1934 "Führer" der Landschaftsanwälte). In den 70er und 80er Jahren wurden diese Forderungen von der Ökologie- und Naturgartenbewegung wieder aufgegriffen. Allerdings hat es seit den Anfängen dieser Ideologie, gegen die mit ihr verbundene Verarmung der zur Verfügung stehenden Pflanzenvielfalt, auch immer eine Gegenbewegung gegeben. Bekannte Befürworter auch fremdländischer Pflanzen waren u.a. Camillo Schneider und Karl Foerster gewesen:
"Es wäre --- ganz falsch, nun mit einem Male durch extreme Forderungen den
Garten zu vereinfachen und einen Feldzug gegen das "Fremde" zu beginnen.
Wer nichts vom Garten und Gärtnern versteht, wird auch die heimischen
Pflanzen nicht zu verwenden wissen".
(Schneider 1937; nach ihm sind in Deutschland von den ca. 2000 kultivierten
Gehölzarten nur 144 "bodenständig" und in manchen Landschaften noch
weniger).
"Demzufolge sind viele Gehölzgattungen, die nachweislich im ausgehenden
Tertiär und teilweise auch in einigen Zwischeneiszeiten unter ganz ähnlichen
Klimabedingungen wie heute bei uns heimisch waren, nun von Natur aus mit
keiner einzigen Spezies mehr in Mitteleuropa vertreten. Es handelt sich hierbei
u.a. um die Gattungen Syringa, Aesculus, Forsythia, Carya. Pterocarya,
Juglans, Parrotia, Zelkowa, Sassafras, Liriodendron, Taxodium, Pseudotsuga,
Tsuga, Sciadopytis, Sequoia usw.. Außerdem fehlen selbstverständlich bei den
bis heute nach Mitteleuropa wieder zurückgewanderten Gehölzgattungen
zahlreiche ursprünglich vorhandenen Spezies, z.B. bei der Gattung Quercus die
Spezies alba, castaneifolia, macrocarpa, bei Acer die species cappadocicum,
monspessulanum und viele andere. Die Natur ist offensichtlich von sich aus
nicht imstande, die Lücken im Artenbild unserer Gehölzflora innerhalb einer
Zeitspanne wieder aufzufüllen, die der verhältnismäßig schnellen Entwicklung
gemäß wäre". (Pniower, 1954).
Nach 1945 änderte sich in der Gehölzverwendung zunächst gar nichts. Die Verantwortlichen Personen waren dieselben wie vor dem Kriege und die Hauptanliegen der Gesellschaft betrafen den Wiederaufbau und die Eingliederung und Wohnraumbeschaffung für die Vertriebenen. 1958 erschien das "Taschenbuch der Gehölzverwendung" von Krüssmann. Wer es nicht besaß, hatte in der Regel den damals besten deutschen Baumschulkatalog von Timm & Co mit seinem großen Anhang zur Gehölzverwendung (auch geschrieben von Krüssmann).Vereifachend gab es damals zwei Gestaltungsrichtungen: Die
- Bornimer Schule mit Mattern als Galionsgestalt, die besonders im
Privatgartenbereich tätig war und auch auf die ersten Gartenschauen einen
entscheidenden Einfluss gewann,
- Hannoversche Schule (Wiepking-Lendholt-Schule), die über ihren
Hochschulbezug nach und nach die bedeutendsten akademischen Ämter
besetzen konnte und primär funktionalistisch ausgerichtet war. Begleitet
wurde diese Entwicklung von einer Verwissenschaftlichung der
landschaftsgärtnerischen Arbeitsfelder und der Suche nach neuen
Tätigkeitsbereichen für ihre Absolventen. Drei große Arbeitsfelder boten
sich dabei an:
- landschaftsplanerische Tätigkeiten (hier konnten ihre Lehrer
ihre Erfahrungen aus ihren Planungen für den "Generalplan
Ost" und die Siedlungspolitik nutzen),
- Verwissenschaftlichung der Standortfragen (hier boten sich
bisherige Erfahrungen aus dem Bereich der Geobotanik an. Sie
flossen in die Ökologie, in die standortgerechte Pflanzung und
begrenzt in den Naturschutz ein, der bis dahin weitgehend der
Forstwirtschaft zugeordnet gewesen war. Die gartennahen
Antworten kamen aus Weihenstephan).
- Denkmalpflege (hierzu war man durch seine leitenden
Verwaltungsfunktionen gezwungen. Das notwendige
künstlerische Verständnis, z.B. das notwendige Raumgefühl,
war eine Glückssache).
Kurzzeitige Modetrends (Rhus an der Waschbetonterrasse) und erste Rationalisierungsmaßnahmen im öffentlichen Bereich (Abdecken aller möglichen Flächen mit bodendeckenden Gehölzen in den 60er Jahren. Berüchtigt: Cotoneaster dammeri-Flächen oder solche mit Symphoricarpus "Hancock", bzw. Lonicera pileata). Dieser Entwicklung setzte dann erst in den 70er- und 80er Jahren die Alternativbewegung ein Ende, die nach ihren Extremforderungen auf die alleinige Planung mit bodenständigen Pflanzen in den 90er Jahren eine Neubesinnung erzwang. Seit dieser Zeit kann man wieder offen über Gartenkunst sprechen.
Die heutige Situation in der deutschen Gehölzverwendung ist, dass unsere Baumschulen über 200.00 Sortimentsposten anbieten (darunter z.B. Pflanzen in verschiedenen Größen und Bearbeitungsstadien). Dazu gehören
- Laubgehölze
(hier befindet sich hauptsächlich das Pflanzenmaterial für
unsere Gärten),
- Nadelgehölze / Immergrüne Gehölze
(zunehmend wichtiger werdende Gruppe
für unsere Gärten; mit ihrer Hilfe wird zurzeit versucht, ihr
Winterbild aufzuwerten),
- Obstgehölze
(Kern-, Stein- und Beerenobst, Wal- und Haselnüsse; der
Zierwert vieler Obstgehölze wird in unseren Gärten bisher zu
wenig genutzt),
- Wildgehölze
(Begrünungspflanzen für naturnahe Bereiche),
- Forstgehölze
(dienen der Holzproduktion).
Mit ihrem Sortiment können sie damit alle Gestaltungswünsche abdecken.
Das Problem der Gehölzverwendung ist dabei zunächst ein doppeltes:
- Die Baumschulen müssen die Vermehrung ihrer Pflanzen oft viele Jahre vor
deren Verkauf einleiten, ohne eine Sicherheit dafür zu besitzen, ob sie diese je
verkaufen können (Witterungsverläufe, Krankheiten, neue Moden,
Wirtschaftssituationen).
- Die Verbraucher müssen sich deren Verwendung genau überlegen, da sie auf
eine langfristige Raumbildung zielt und viele Gehölze erst nach Jahrzehnten
ihre volle Schönheit erreichen.
Verwendet können Gehölze werden im
- privaten Bereich
(er kann künstlerisch orientiert sein),
- kommunalem Bereich
(ein künstlerischer Einsatz ist möglich),
- landschaftlichen Bereich
(ein künstlerischer Einsatz ist möglich. So
beeinflusste Brown in England die Ästhetik ganzer
Landschaften).
- Forstwirtschaftlichen Bereich
(hauptsächlich wirtschaftlich orientiert).
Um den Einsatz von Gehölzen in unserer Kultur bemühen sich nicht nur die Baumschulen, sondern auch die verschiedensten Gartenbau- und Pflanzengesellschaften. Sie setzen sich mit einer Vielzahl von Problemen auseinander, die auf das verfügbare Sortiment und damit die gestalterischen Möglichkeiten Einfluss nehmen. Als die zurzeit wichtigsten Problembereiche gelten:
- Wuchseigenschaften und Verwendungsbereiche,
- Eignung für bestimmte Standorte (Boden, Klima, Wasser- und Lichtbedarf),
- Pflegeaufwand und Lebenserwartung,
- Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Umweltschäden (Resistenz),
- Verkehrssicherheit (z.B. Stand- und Bruchsicherheit),
- Besonderheiten einzelner Arten,
- Folgen des Klimawandels.
Ein besonderes, neueres Problem stellt dabei die Frage der genetischen Vielfalt unserer Gehölze dar, die durch die Art unserer überregionalen Massenvermehrung verloren zu gehen droht.
Besonders im Landschafts- und Naturgartenbereich kann es passieren, dass alle Pflanzennachkommen von immer weniger Eltern stammen und damit ihre biologische Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen langfristig abnimmt.
Spezielles Gestalten mit Gehölzen
Gehölze sind strukturgebende, biologische Bauelemente. Bei ihrer Verwendung orientieren wir uns an
- ihrer Erfüllung bestimmter Funktionen (z.B. Sichtschutz),
- ihren Standortansprüchen,
- deren Wertigkeit (z.B. Holunder oder Magnolie),
- ihrem Habitus (Gestalt),
- ihrem Blütenreichtum,
- ihrer Farbe,
- ihrem Laub (z.B. Herbstfärbung),
- ihrer Krankheitsresistenz,
- ihrem späteren Arbeitsanfall (z.B. Schnitt, Laubanfall),
- ihren besonderen Eigenschaften (z.B. starken Ausläuferneigung, Giftigkeit,
Dornen, u.ä.).
Sie sind nach ihrer Größe im ausgewachsenen Zustand auszuwählen. Von vielen Arten gibt es allerdings auch Zwergformen.
Gärten ohne Gehölze wirken schnell flächig. Erst sie geben ihnen eine beherrschende Struktur und bilden für jede Gestaltungsabsicht im Garten den jeweiligen Hintergrund. Sie bestimmen allein schon wegen ihrer Größe entscheidend seine Raumeindrücke. Ohne Gehölze lassen sich Gärten kaum oder nur schwer gliedern. Dabei bestimmt man mit ihrer Wahl oft nicht nur sie mit ihren spezifischen Eigenschaften, sondern auch die Lebensbedingungen vieler anderer Pflanzen (z.B. durch deren Wurzeldruck oder Schatten. So werfen z.B.
- einen dichten Schatten: Kastanien,
- einen lichten Schatten: Birken).
Wichtig für einen kleinen Garten ist eine Beschränkung der Arten. Der Grundstock besteht aus dem Gehölzrahmen unter besonderer Berücksichtigung der Umgebung (z.B. dem Abpflanzen hässlicher Anblicke). Durch Gruppenbildungen lässt sich eine sichere Ordnung schaffen.
- Ranggleiches sollte man zusammenpflanzen
(z.B. Schwarzer Holunder zu
Hasel),
- neutrale Pflanzen können sich unterordnen
(z.B. Cornus, Lonicera, Rhamnus,
Symphoricarpus),
- Edelgehölze können eine Pflanzung aufwerten
(z.B. Deutzien, Hibiscus oder
Weigelien).
- Für die Einzelstellung verbleiben dann Pflanzen, die für eine Gruppenpflanzung zu schade sind, weil sie dann nicht die Beachtung erfahren, die sie
verdienen
(z.B. Aralien wegen ihres Wuchses, japanische Ahorne wegen
ihres Laubes oder Buddleien wegen ihrer Blüte und ihrer Anziehungskraft für
Insekten.
Anzustreben ist ein Gesamtbild, das sich aus deren jeweiligen Wuchshöhe, Wuchsform und ihren Sondereigenschaften ergibt. Dabei kann dann das spätere Wachstum alle zuvor erfolgten Überlegungen durchkreuzen. Manchmal zeigt ein einfacher Einfall besonders gelungene Pflanzenzusammenstellungen.
Viele unterschiedliche Gehölzarten machen einen Garten schnell unruhig (angenehm dagegen sind mehrere ähnliche oder nur eine Art). Auch die innere Wertigkeit der Gehölze wird oft missachtet, die für die Nähe zum Haus wichtig ist. So gehören z.B. japanische Ahorne oder eine Magnolie in Hausnähe, während Holunder vor einer Villa unangemessen wirkt (dagegen oft schön vor einem Bauernhaus). Wir haben das Gefühl für die in den Pflanzen innewohnende Wertigkeit weitgehend verloren. Wird sie aber nicht beachtet, so empfinden wir in der Pflanzung unbewusst etwas unbefriedigend Störendes. Der psychische Hintergrund dafür ist dem Autor unklar. Sie berührt auch stark das Problem heimischer oder nichtheimischer Pflanzen.
Anders als Stauden erfahren wir Gehölze über ihre Charaktermerkmale auch oft als Individuen. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass Menschen alten Bäumen seit ihrer Frühzeit mit Ehrfurcht begegnet sind. Irgendwie muss die Neigung zu dieser Haltung in ihnen phylogenetisch angelegt sein. Wir bewundern Bäume wegen ihres gesamten Aufbaus, ihrer Eleganz und Schönheit (z.B. während ihrer Blüte, der Schönheit ihres Laubes und ihrer Herbstfärbung).
Die Nachteile von Gehölzen sind:
- Sie benötigen mehr Platz,
- Fehlentscheidungen sind weitreichender (auch als Konkurrenz für die
anderen Pflanzen).
In unseren heutigen, relativ kleinen Gärten verwenden wir Bäume nur als Solitäre (Einzelbäume). Früher war dies der Hausbaum, der oft bei einer besonderen Familienangelegenheit (z.b. der Geburt eines Hoferben) gepflanzt worden war. Im öffentlichen Bereich werden sie dagegen heute gerne als grüne Architekturelemente verwendet (z.B. als Baumpaar, Baumreihe, Allee, Baumgruppe oder ein Baumkarree). Seit der Renaissance gibt es dafür viele traditionelle Vorgaben. In der Neuzeit hatte Günther Grzimek für den Olympiapark in München (1972) ein viel beachtetes Konzept entworfen:
- Linden als Leitbäume entlang der Hauptwege,
- Silberweiden an den Ufern,
- Rosskastanien an den Parkplätzen,
- Säuleneichen, Hängeeschen und Ginkgobäume an besonderen Punkten.
Mit dem Wachstum der Bäume ändert sich deren Unterpflanzung. Zunächst lassen die Jungbäume noch viel Licht durch, später wird aber wegen des stärker werdenden Schattens ein Wechsel in der Bepflanzung notwendig (auch weil die natürlichen Niederschläge dann kaum noch den Boden erreichen).
Für Privatgärten sind in der Regel nur "Kleinbäume" geeignet, Arten von 7 - 10 m. Manche dieser Gehölze wachsen in der Jugend strauchartig und bilden erst im Alter kleine, mehrstämmige Bäume (z.B. Acer capillipes - Schlangenhautahorn). In den deutschen Baumschulkatalogen werden etwa 100 geeignete Arten und Sorten angeboten, die sich unterscheiden in
- ihrem Wuchs (aufrecht oder breit ausladend wachsend),
- ihrer Lichtdurchlässigkeit (durchlässige oder geschlossene Kronen),
- ihren besonderen Eigenschaften (z.B. Blüte, Fruchtschmuck, Herbstfärbung).
Allgemein angepflanzt werden in der Regel aber nur Kugelahorn, Blutpflaume und gelegentlich (traditionell) Rotdorn.
Als Bäume für kleinere Gärten können geeignet sein u.a. (größere Bäume sind ungeeignet, sie beanspruchen in ihnen zu viel Raum; evtl. kann eine Kirsche als Hausbaum schön sein):
- Acer-Arten (wegen ihrer schönen Rinde),
- Catalpa bignoides (Trompetenbaum),
- Crataegus laevigata "Coccinea plena" (Rotdorn),
- Prunus subhirtelle "Autumnalis",
- Pyrus salicifolia "Pendula" (Birne)
- Sorbus aucuparia(Ebereschen, besonders für feuchte Böden).
Da die Bäume für unsere Gärten als Strukturbildner nur begrenzt infrage kommen, übernehmen die Sträucher dort weitgehend diese Funktion. Das sind Gehölze, die niedriger bleiben, aber eine Vielzahl von Stämmen bilden. Oft werden sie zu eng gepflanzt, so dass sie nach kurzer Zeit ein Dickicht bilden. Weil ihre Blüte nur sehr kurz ist, sind bei ihrer Wahl deren Größe, Gestalt, Laubfarbe und -textur bedeutsamer. Ihre Blüten sind dann nicht der eigentliche Pflanzzweck, sondern nur ein zusätzlicher Anreiz. Viele von ihnen sind allerdings nur während der Blütezeit ansprechend. Manche Sträucher strahlen eine ganz spezifische Atmosphäre aus.
Allgemein unterscheidet man für den Gartenbereich Blütensträucher (meist nur sommergrün) und Füllsträucher (oft immergrün). Eine Einteilung, die noch aus einer Zeit stammt, als das Hauptaugenmerk bei der Blüte lag. Die Rosen- und Rhododendron werden dabei meistens gesondert gesehen. Die wichtigsten Eigenschaften der Sträucher sind:
- Austrieb (früh - spät, farbenprächtig),
- Belaubung (sommergrün, halbimmergrün, immergrün),
- Bewehrung ( evtl. Zierend),
- Blattformen (zierlich, groß),
- Blattfärbung (weißbunt, gelblich, rot, silbergrau),
- Blüte
- am ein- oder mehrjährigen Holz (beim Schnitt zu beachten),
- nach der Blütezeit.
- Bodenansprüche,
- Fruchtansatz (evtl. nur bei weiblichen und männlichen Pflanzen),
- Fruchtfärbung,
- Rindenfärbung (u. Korkbildung),
- Krankheitsresistenz,
- Schattenverträglichkeit,
- Schnittverträglichkeit (z.B. für Hecken),
- Wuchsformen (Hänge-, Säulenformen, bizarr wachsend),
- Wuchshöhen,
- geeignet für
- Einzelstellungen (Solitärgehölze),
- Sondergärten (Steingärten, Heide, Vogelschutz),
- zur Wandverkleidung,
- Bienennährgehölz.
Beliebte Einteilungsmöglichkeiten sind nach der
Blütezeit (ab April gibt es eine Vielzahl blühender Sträucher; hier nur einige Beispiel; je
nach Jahr und Landschaft können sich deren Blütezeiten ändern):
Januar: Erica carnea (in Sorten, Schneeheide),
Jasminum nudiflorum (Winter-Jasmin).
Februar: Hamamelis in Arten und Sorten (Zaubernuß),
Daphne mezerum (Seidelbast).
März: Prunus subhirtella (u.a.),
Viburnum fragans (Duft-Schneeball).
April: Forsythia in Arten und Sorten (Forsythie),
Viburnum burkwoodii.
Mai: Rhododendron in Arten und Sorten,
Syringa (blau) - Laburnum (gelb) - Crataegus (rot)
(klassische Kombination früherer Gärten).
Juni: Rosen in Arten und Sorten,
Potentilla fruticosa in Sorten (Fünffingerstrauch).
Juli: Deutzia in Arten (Deutzie),
Philadelphus in Arten (Falscher Jasmin , Pfeifenstrauch),
Buddleia davidii (Sommerflieder).
August: Hibiscus in Sorten (Strauch-Eibisch),
Hydrangea in Arten und Sorten (Hortensie),
Calluna vulgaris in Sorten (Besenheide).
September: Caryopteris in Sorten (Bartblume),
Clematis-Hybriden (verschiedene, Waldrebe).
Oktober: (Langblüher der vorangegangenen Monate, u.a.)
Buddleia davidii i.S.,
Potentilla fruticosa
November / Dezember:
Prunus subhirtella.
Je nach dem jahreszeitlichen Schwerpunkt des Gartens könnte man pflanzen für eine
- Winterblüte (erstaunlich viele Pflanzen, die meisten duftend, u.a.):
- Abeliophyllum distichum (Schneeforsythie),
- Chimonanthus praecox (Winterblüte),
- Corylus avellana (Haselnuss),
- Daphne mezerum (Seidelbast),
- Erica carnea (Schneeheide),
- Jasminum nudiflorum (Winterjasmin),
- Hamamelis i.A.u.S. (Zaubernuss),
- Lonicera x purpusii (Wintergeißblatt),
- Prunus - Arten (Zierkirschen, z.B. P. subhirtella "Autumnalis"),
- Salix - Arten (Weiden),
- Viburnum - Arten (Duftschneeball, Z.B. V. fragans, V. x bodnantense).
- Frühlingsblüte (sehr farbenreich, der Zusammenhalt erfolgt durch das viele frische Grün):
- Spätfrühling- und Frühsommerblüte (gelbe und weiße Farben sind vorherrschend):
- Cornus - Arten (Blumen-Hartriegel, z.B. C. Florida, C. kousa),
- Cytisus i.A.u.S. (Ginster),
- Deutzia i. A.u.S. (Deutzie),
- Kolkwitzia amabilis (Kolkwitzie),
- Lavandula (Lavendel),
- Paeonie suffruticosa (Strauchpäonie),
- Philadelphus i.A.u.S. (Falscher Jasmin),
- Potentilla fruticosa i.S. (Fingerstrauch),
- Spiraea i.A.u.S. (Spierstrauch),
- Syringa i.A.u.S. (Flieder),
- Rosa i.A.u.S. (Rosen),
- Weigelia i.A.u.S. (Weigelie).
- Spätsommer- und Herbstblüte (die meisten Spätblüher sind längerblühend):
- Buddleia davidii i.S. (Sommerflieder),
- Caryopteris x clandonensis (Bartblume),
- Fuchsia i.A.u.S. (Fuchsie, nur wenige winterhart),
- Hibiscus syriacus (Eibisch),
- Hydrangea i.A.u.S. (Hortensie),
- Hypericum i.A.u.S. (Johanniskraut).
- Blattformen (u.a.):
Groß: Catalpa bignonioides (Trompetenbaum),
Hydrangea aspera sargentiana (Samt-Hortensie).
Fein / zierlich: Acer palmatum i. S. (Fächer-Ahorn),
Tamarix i. A. (Tamariske).
- Blattfärbung (bunte Arten stören in kleinen Räumen schnell die Harmonie, evtl. als Kontrast
einsetzbar, u.a.):
Weißbunt: Euonymus fortunei i. S. (Kletter-Spindelstrauch),
Cornus alba "Argenteomarginata".
Gelblich: Calluna vulgaris i.S. (Besenheide),
Cornus stolonifera "Flaviramea" (Gelbholz-Hartriegel).
Rot: Cotinus coggygria "Royal purple",
Prunus cerasifera "Nigra" (Blut-Pflaume).
Silbergrau: Perovskia abrotanoides (Blauraute, Silberstrauch),
Pyrus salicifolia (Weidenblättrige Birne).
- Heimische Deckgehölze (ihre Nachteile zeigen sich oft erst im Alter. So erlaubt ihre
Wuchskraft oft nur begrenzt Nebengehölze, und wer einmal Schlehen
gepflanzt hat, weiß, wie sie wuchernd alle anderen Pflanzen zu unterdrücken
versuchen; u.a.):
- Acer campestre,
- Rhamnus - Arten,
- Cornus mas,
- Ribes alpinum,
- Coryllus avellana,
- Salix - arten,
- Euonymus europaeus,
- Sambucus- Arten,
- Ligustrum vulgare,
- Viburnum - Arten.
- Duftsträucher (u.a.):
- Buddleia i.A.u.S.,
- Philadelphus i.A.u.S.,
- Daphne - Arten,
- Rosa (verschiedene),
- Eleagnus - Arten,
- Sambucus nigra,
- Hamamellis mollis,
- Syringa i.A.u.S.,
- Philadelphus i.A.u.S.,
- Viburnum - Arten.
- Männliche und weibliche Pflanzen für den Fruchtansatz erforderlich (u.a.):
- Ilex (Stechpalme),
- Skimmia (Skimmie),
- Taxus (Eibe).
- Herbstfärbung (es gibt hier eine sehr große Pflanzenzahl; u.a.):
- Acer - Arten
(gelb, rot, besonders japanische Arten),
- Amelanchier lamarckii
(orange, Felsenbirne),
- Berberis - Arten
(gelb, rot, Berberitze),
- Betula - Arten
(gelb, Birke),
- Carpinus betulus
(gelb, Hainbuche),
- Catalpa bignonioides
(gelb, Trompetenbaum),
- Cercidiphyllum japonicum
(gelb-orange, je nach Standort)
- Cornus - Arten
(rot, besonders florida, kousa),
- Corylopsis - Arten
(gelb, Scheinhasel),
- Cotinus coggygria
(orange, rot, Perückenstrauch),
- Cotoneaster - Arten
(rot, Zwergmispel),
- Crataegus - Arten
(rot, Weißdorn),
- Euonymus - Arten
(rot, Pfaffenhütchen),
- Fothergilla - Arten
(gelb, rot Federbuschstrauch)
- Ginkgo biloba
(gelb, Ginkgobaum),
- Hamamelis - Arten
(gelb, auch rot, Zaubernuß),
- Liquidambar styraciflua
(rot, purpur, Amberbaum),
- Parrotia persica
(gelb, rot, Parrotie),
- Rhododendron-Hybriden
(orange),
- Rhus i.A.,
(orange, Sumach),
- Viburnum - Arten
(rosa, rot, Schneeball).
- Kalkhaltige Böden liebend (oder vertragend):
- Acer campestre,
- Buddleia - Arten,
- Buxus - Arten,
- Caryopteris,
- Cornus mas,
- Coryllus avellana,
- Cotoneasrer - Arten,
- Daphne - Arten,
- Ilex - Arten,
- Lavandula,
- Malus - Arten,
- mediterane Halbsträucher,
- Perovskia,
- Philadelphus,
- Prunus - Arten,
- Pyracantha - Arten,
- Rosa - Arten,
- Sambucus nigra,
- Syringa - Arten,
- Viburnum (heimische),
- Weigelia - Arten.
- Saure Böden liebend (oder vertragend, zum Teil kalkfeindlich; Für Gärten mit einem sauren
Boden gibt es eine größere Gehölzvielfalt):
- Acer rubrum,
- Acer palmatum (kalkfeindlich),
- Berberis thunbergii,
- Calluna vulgaris (kalkfeindlich),
- Cotoneaster - Arten,
- Cytisus - Arten,
- Erica - Arten (kalkfeindlich),
- Hamamelis - Arten,
- Hydrangea - arten (kalkfeindlich),
- Kalmia,
- Magnolia - Arten (kalkfeindlich),
- Parrotia persica,
- Pieris,
- Potentilla - Arten,
- Rhododendron - Arten (kalkfd., heute auch mit kalktoleranten Unterlagen),
- Rosa rugosa,
- Sambucus racemosa,
- Skimmia japonica,
- Viburnum - Arten.
- Trockene Böden liebend (oder vertragend, eine Vielzahl an Gehölzen):
- Acer-Arten,
- Amelanchier canadensis,
- Betula - Arten,
- Calluna - Arten,
- Caryopteris - Arten,
- Colutea arborescens,
- Cornus - Arten,
- Corylus - Arten,
- Cytisus - Arten,
- Potentilla - Arten,
- Pyracantha - Arten,
- Salix -Arten,
- Tamarix - Arten,
- Sambucus - Arten,
- Sorbus - Arten,
- Viburnum lantana.
- Sonnigen Standort liebend (oder vertragend):
- Acer - Arten,
- Berberis - Arten,
- Chaenomeles - Arten,
- Cornus mas (u.a.),
- Cotoneaster - Arten,
- Cytisus - Arten,
- Eleagnus - Arten,
- Heleanthemum - Arten,
- Hibiscus - Arten,
- Hypericum - arten,
- Kerria japonica,
- Kolkwitzia amabilis,
- Laburnum - Arten,
- Mahonia - Arten,
- Potentilla i.A.u.S.,
- Rosa i.A.u.S.,
- Tamarix i.A.u.S.,
- Viburnum i.A.u.S..
- Schatten liebend (oder vertragend):
- Acer campestre,
- Amelanchier - Arten,
- Berberis - Arten,
- Buxus sempervirens,
- Cornus - Arten,
- Corylus avellana,
- Euonymus europaeus,
- Hydrangea i.A.u.S.,
- Ilex aquifolium.
- Kerria japonica,
- Lonicera - Arten,
- Mahonia - Arten,
- Prunus - Arten,
- Rhamnus frangula,
- Rhododendron i.A.u.S..
- Schönfruchtige Gehölze:
- Berberis - Arten,
- Callicarpa (Schönfrucht, grell violette Früchte; wirken oft unharmonisch),
- Cotoneaster - Arten,
- Crataegus - Arten,
- Euonymus europaeus,
- Hippophae rhamnoides,
- Ilex aquifolium (eingeschlechtlich; für Beerenschmuck werden weibliche
und männliche Pflanzen benötigt),
- Malus (Zieräpfel; schöne Blüte, schöne Früchte, schöne Herbstfärbung),
- Pyracantha i.A.u.S.,
- Rosa - Arten (besonders bei den Wildformen eine große Vielfalt),
- Sambucus racemosa;
- Skimmia japonica
- Symphoricarpus albus,
- Viburnum lantana, V. opulus).
- Schöne Rindenfärbung und Korkbildung:
- Acer capillipes
(Schlangenhautahorn),
griseum (Zimt-Ahorn),
pensylvanicum (Streifen-Ahorn),
rufinerve (Rostbart-Ahorn),
- Betula albosinensis
(Kupfer-Birke, abrollende Rinde),
papyfera (Papier-Birke, cremeweiß),
utilis (Himalaja-Birke, weiß),
- Cornus sanguinea
(Rotholz-Hartriegel),
stolonifera (Gelbholzhartriegel),
- Kerria japonica (Ranunkelstrauch, grün),
- Salix - Arten.
- Wuchsformen (u.a.):
- Hängeform (früher gerne als Ausdruck der Trauer oder der Romantik verwandt):
Betula verrucosa i.S. (Sandbirke),
Prunus subhirtella "Pendula".
- Säulenform (hervorragende Elemente zur Betonung der Vertikalen):
Prunus serrulata "Amanogawa",
Sorbus aucuparia "Fastigiata",
- Malerisch wachsen:
Cercidiphyllum japonicum,
Hamamelis japonica,
- Bizarr wachsend:
Aralia elata,
Corylus avellana "Contorta".
- Schnell wachsende Gehölze, u.a. (2-3 Jahre):
Buddleia - Arten (Sommerflieder),
Philadelphus coronarius (Falscher Jasmin, Pfeifenstrauch),
Ribes sanguineum (Blut-Johannisbeere).
- Kinderspielplatz ungeeignet, u.a.:
- Daphne - Arten (Seidelbast),
- Laburnum - Arten (Goldregen),
- Ligustrum - Arten Liguster),
- Prunus laurocerasus (Kirschlorbeer),
- Viburnum - Arten (beerentragende, Schneeball.
- Eine andere Möglichkeit der Einteilung der Sträucher:
- Heimische Wildsträucher, z.B.:
Kornelkirschen, Liguster, Wolliger
Schneeball (V. lantana),
- Robuste Ziersträucher, z.B.:
Deutzien, Kolkwitzien, Spieren, Blut-
Johannisbeeren, Flieder, Weigelien,
- übliche preisgünstige Sträucher, z.B.:
Forsythien, Kerrien, Falscher Jasmin,
Potentillen,
- seltenere preisgünstige Sträucher, z.B.:
Rosen, Buddleien, Malus - Arten,
- exklusive (robuste) Solitärgehölze, z.B.:
Blütenkornus - Arten (Cornus forida, C. kousa),
Corylopsis - Arten (Scheinhasel),
Euonymus alatus (Korkspindel),
Hamamelis - Arten (Zaubernuss),
Hydrangea aspera sargentiana (Samthortensie),
Viburnum - Arten (Schneeball, z.B. V.
burkwoodii, fragans, plicatum).
- Sträucher
- verleihen einem Garten einen Rahmen,
- geben ihm Form und Substanz,
- bilden auffallende Gartenelemente (z.B. als Solitäre),
- können Blickpunkte sein,
- können Farben innerhalb des Hauses im Garten wiederholen,
- gliedern einen Garten (schaffen Unterteilungen),
- verbinden Gartenteile,
- markieren wichtige Punkte (z.B. Eingänge, Sitzpl
- können einen Windschutz bieten,
- können Geräusche dämmen,
- geben Staudenrabatten ein festes Gerüst,
- können Bodendecker sein,
- stellen wichtige Heckenpflanzen,
- verdecken hässliche Aussichten,
- bilden Hintergründe (dafür die Wuchsformen wichtig).
Manche Pflanzen haben das Aussehen von Skulpturen. Jedes Gehölz muss auch in seiner architektonischen Qualität an seinem Standort gesehen werden. So stehen Säulenformen immer für Akzente, Gehölzreihungen immer für Rhythmus. Gleiche Pflanzen an verschiedenen Standorten können verbinden. Die Arbeit mit verschiedenen Blattformen ist ein Spiel mit verschiedenen Strukturen.
Nadelgehölze sind in unseren Gärten relativ unbeliebt. Wegen ihres früheren häufigen Missbrauchs ist ihre Pflanzung (z.B. Omoriken in den 70er Jahren, Grabbeetbepflanzungen) verpönt, sogar ein Synonym für schlechten Geschmack. So bilden Omoriken keine brauchbaren Hecken, noch gehören Thujen oder Chamaecyparis als Abgrenzungspflanzungen in unsere Vorstädte. Gut verwendbar bei den Nadelgehölzen sind aber
- Eiben (Taxus baccata):
Sie sind heimisch, vertragen jeden Schnitt; bilden
einen guten, dunklen Hintergrundkontrast zu hellen Farben.
- Kiefern:
Sie passen sich mit ihrem lockeren Wuchs gut in die Gärten ein.
- Wacholderarten:
Naturformen.
Die meisten Koniferen werden für unsere Gärten zu groß oder wirken in ihrer Benadelung zu fremd. Auch ihre Zwergformen verlieren eher oder später ihr Jungpflanzenaussehen. Bewusst eingesetzt, können Koniferen aber ideale horizontale oder vertikale Kontrastpflanzen in einer Staudenrabatte darstellen und ihren Grundstrukturen einen festen optischen Halt geben. Sie wirken besonders im Winter und strahlen immer eine charaktervolle Atmosphäre aus (oft allerdings eine dunkle, düstere). Gerne werden auch Zwergformen im Steingarten neben Polsterstauden verwandt.
Anstelle der Nadelgehölze haben die Immergrünen weitgehend die Aufgabe der winterlichen Gerüstgeber in unseren Gärten übernommen. Sie können dort genauso viel Freude bereiten wie die Blumen im Sommer. Die Schäden, die sie oft im Winter erhalten, stammen meistens nicht vom Frost, sondern von dem austrocknenden Wind bei erschwerter Wasseraufnahme aus dem gefrorenen Boden und der Sonne, die bei unseren wechselnden Wintertemperaturen bereits vorzeitig das Wachstum auslösen kann (z.B. bei Kamelien).
Heimische Immergrüne in Mitteleuropa sind
- Ilex (Stechpalme; nicht sehr winterhart, gut in Norddeutschland),
- Hedera helix (Efeu).
Fremdländische Immergrüne sind u.a.:
- Berberis - Arten,
- Buxus,
- Cotoneaster - Arten,
- Euonymus fortunei i.S.,
- Kalmia latifolia,
- Mahonia aquifolium.
- Pieris - Arten,
- Prunus laurocerasus,
- Pyracantha,
- Rhododendron - Arten,
- Skimmia,
Immergrüne Gehölze eignen sich besonders zur Betonung besonderer Gartenpunkte und zur Unterpflanzung (z.B. Hedera, Pachysandra, Vinca).
Berühmte (klassische) Gehölzkombinationen waren:
- Forsythie (gelb) + Blut-Johannisbeere (rot),
- Flieder (blau) + Goldregen (gelb) + Rotdorn (rot) + Schneeball (weiß),
- Rhododendron: "Cunningham's White" (weiß),
- Catawbiense(lila): "Boursault" (gelbgrüne Zeichnung) oder
"Grandiflorum" (gelbrote Zeichnung)
- "Roseum Elegans" (rosalila),
( früher oft als Hecke in norddeutschen Bauerngärten).
Gehölzschnitt
Eine besondere Bedeutung für die Gerüstbildner in unseren Staudenrabatten hat in den letzten Jahren der Formschnitt erlangt. Man kannte diese Pflanzenbehandlung bereits in der Antike. Für Plinius sollte er helfen, einen Ort unverwechselbar zu machen. Besonders beliebt, sogar stilprägend war er in der Renaissance und im Barock. Die bevorzugten Pflanzen dafür waren und sind Buxus und Taxus. Die beschnittenen Pflanzen sollten betrachtet werden und als Ganzes ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Heute setzen wir den Formschnitt hauptsächlich als Strukturgeber, Rahmen- oder Skulpturbildner ein. Er soll helfen, das Auge zu führen und den Flächen eine zusätzliche Gestaltungsebene zu geben.
Lange war der Formschnitt bei uns in Deutschland vernachlässigt gewesen, ja verpönt worden. Relativ unauffällig hat es ihn aber als architektonisches Gestaltungselement oder Raumbildner seit 1955 (Kassel) auf fast allen Gartenschauen gegeben. Während er in Skandinavien immer ein wichtiges Gestaltungsmittel darstellte, konnte man bei uns z.B. vor 50 Jahren kaum Formgehölze kaufen.
- Bereits 1955 stellten 17 Gartenarchitekten in der "Jubiläumsausstellung der
königlich dänischen Gartengesellschaft" ihre Entwürfe zwischen streng
geschnittenen Hecken und Formgehölzen vor.
- 1963, auf der IGA in Hamburg, entwarf Gunnar Martinson seinen
Themengarten als einen heckenumgebenen Raum mit vier unterschiedlich
hohen Heckenkörpern aus Spiraea vanhoutei und einem Kontrastprogramm
aus Stauden.
- 1966 veröffentlichte C.Th. Sörensen (1873 - 1970) sein Buch "39 Häveplaner"
(dt. 1979: "39 Gartenpläne für ein Stück Land") in dem er 39 verschiedene
Gärten auf einem gleichen Grundriss vorstellte mit:
- Hecken aus Buxus und Taxus,
- Ornamenten aus Buxus und Taxuskugeln,
- Buxusskulpturen.
Heute sind Formgehölze wichtige Dekorationspflanzen unserer Gärten geworden. Sie stehen dort wie grüne Skulpturen, die sich mit der Natur verschmelzen können und bilden einen eigenen Inhalt in den Heckenräumen. Gefördert wurde diese Entwicklung durch unsere aktuell angewandten Gestaltungsprinzipien, den Forderungen nach klaren geometrischen Ordnungsprinzipien. Geschnittene Pflanzen können
- ausdruckstarke Räume bilden,
- verschiedene Raumsysteme schaffen (z.B. durch
- verschiedene Pflanzenarten,
- verschiedene Höhe der Pflanzenkörper,
- rhythmische Folgen,
- punktartige Betonungen).
Formgeschnittene Pflanzen eignen sich besonders, um die Formensprache eines Gebäudes aufzugreifen, dessen Wirkung zu verstärken.
"Es ist die Kunst des Plastikers, der die Fülle und die Leere modelliert, der ein
reiches Sinnen-Universum mit immer kontrollierten Mitteln schafft. Er lehnt
daher den zufälligen Charakter einer sich selbst überlassenen Vegetation ab, die
durch ihre Entwicklung einen nie endgültigen Raum verändert" (Sgard, 1969).
"Schnittkunst. Die oft geübte Gewohnheit, zu jedem Zwecke Sträucher und
dichtes Gebüsch zu beschneiden hat diese raffinierte Kunst vergessen lassen,
die gleichzeitig die Eigenschaften eines Gärtners und eines Bildhauers
erfordert. Die beschnittene Pflanze ist eine sich wandelnde Form, deren
Schwung man spüren und erhalten können muss, ohne ihn zu brechen; es ist
eine ständige Erfindung, die Sinn für die Pflanze, für die Formen, für die
Pflege und für die Zeit erfordert" (Sgard, 1969).
Geschnittene Hecken ermöglichen ein phylogenetisches Erleben von Räumen und haben einen kontrollierten Raumbedarf. In ihrer schlichten geometrischen Art liefern sie dem Auge Ruhepunkte. Die Voraussetzung für sie ist, dass die gewünschten Gehölze schnittverträglich sind und auch langfristig dicht bleiben. Am besten eignen sich in der Regel dafür solche mit kleinen Blättern oder Nadeln (z.B. Buxus oder Taxus). Sie erlauben auch das Schaffen von Pflanzenskulpturen (Topiaries). Die genauesten Formen lassen sich dabei aus Taxus gewinnen. Er ist anspruchlos, erlaubt einen radikalen Rückschnitt und treibt auch aus dem älteren Holz aus. Über einen Gehölzschnitt lassen sich gezielt bestimmte Pflanzenbilder anstreben, sei es unter Berücksichtigung des Austriebs (z.B. Hainbuche früh, Rotbuche spät), der Herbstfärbung des Laubes (z.B. Lärchen gelb) oder des Gesamtaufbaus der geschaffenen Gehölzarchitektur. Für hohe Wände eignen sich dabei besonders wegen ihres hohen Ausschlagvermögens Linden, Platanen und Hainbuchen. In einem Biergarten können sie z.B. schirmartig gezogen werden.
Hecken (geschnittene):
- schaffen und trennen Räume,
- gliedern einen Garten,
- können Akzente setzen,
- können, in bestimmten Abständen gesetzt, einem Garten einen Rhythmus
verleihen,
- geben einem Garten ein modernes Aussehen,
- können Mauern und Zäune ersetzen
(schaffen Barrieren),
- bieten Schutz
(als solcher auch im Winter attraktiv; bei Laubgehölzen
dann allerdings kein Schutz der Privatsphäre),
- können die Aufmerksamkeit auf sich ziehen,
- schaffen einen Rahmen für Pflanzen und Bildwerke,
- sind oft der ideale Hintergrund für Bepflanzungen
(z.B. Rabatten; als solche
oft der Ruhepol zur Komplexität der Staudenbeete, bzw. der
Kontrast zu deren informellem, frei gestaltetem Aufbau),
- schaffen mit Mitteln der Natur spezifische Formen der Kultur.
Geeignete Pflanzen:
- Liguster
(am wüchsigsten und billigsten),
- Buche, Hainbuche
(wachsen zwar schnell, verdichten aber langsam),
- Eibe, Buchs, Stechpalme
(wachsen zunächst langsam),
- evtl. können niedrige Hecken auch mit Kräutern angelegt werden: z.B.
Lavendel, Rosmarin, Santolina oder Artemisia (Edelraute).
(bei manchen von ihnen ist aber ihre geringe Winterhärte zu
beachten, z.B. Rosmarin, Santolina).
Bei der Planung einer Hecke ist zunächst von ihrer gewünschten Höhe auszugehen und dann von ihrer Eignung, sich in die Umgebung einzufügen. Hecken müssen regelmäßig geschnitten werden, wenn sie dicht bleiben sollen. In der Regel bestehen sie aus einer Gehölzart. Geschnittene Hecken aus Blütensträuchern bleiben immer unbefriedigend (gelegentliche Hecken aus Forsythien leiden schnell unter einer Vergreisung und sind dann auf einen starken Rückschnitt angewiesen).
Hecken können niedrig oder hoch sein, geschnitten oder freiwachsend. Niedrige verwendet man im Vorgarten oder als Strukturelement (Binnenhecke) im Hausgarten. Hohe Hecken erfüllen raumbildende Funktionen und bieten Sichtschutz. Übliche Maße (Höhen):
- 0,4 - 0,8 m niedrige Hecke,
- 1,2 m für eine Raumbildung,
- 1,5 m im Sitzbereich,
- 1,8 m und mehr als Sichtschutz,
(bei 2 m Höhe 50 - 80 cm Breite. Hecken wirken optisch als
grüne Körper immer massiv),
- bei Platzmangel können in einem Stahlrahmen Kletterpflanzen gezogen
werden:
z.B. Efeu, Clematis-Arten, Wisteria (bei regel-
mässigem starkem Rückschnitt).
Heckenpflanzen, nach Höhe geordnet, u.a.:
- bis 40 cm:
Berberis thunbergii "Atropurpurea Nana",
Potentilla fruticosa (Sorten),
(für Einfassungen):
Buxus sempervirens "Suffruticosa",
Euonymus fortunei (in Sorten).
- 40 - 100 cm:
Hypericum patulum i.S.,
Spiraea i.A.u.S.,
(für Einfassungen):
Berberis - Arten,
Buxus sempervirens - Sorten,
Ilex crenata,
- 100 - 200 cm :
Cotoneaster - Arten,
Rosa (verschiedene Wildformen),
(für Einfassungen):
Pyracantha i.A.u.S.,
Ligustrum vulgare "Atrovirens".
- über 200 cm:
Acer campestre (Feldahorn, schöne Herbstfärbung),
Carpinus betulus (Hainbuche),
Larix leptolepis (Lärche, schöner Austrieb, schöne
Herbstfärbung),
Schutzhecken:
Ilex aquifolium (Stechpalme),
Ligustrum vulgare "Atrovirens",
Taxus baccata i.S. (Eibe).
Pflanzenbedarf (je lfdm, Zahl abhängig von der Einkaufsgröße):
- Acer campestre
(2 - 4 Pfl.),
- Berberis thunbergii
(3 - 5 Pfl.),
- Carpinus betulus
(2 - 4 Pfl.),
- Ligustrum vulgare
(4 - 5 Pfl.,
wichtig möglichst hohe Triebzahl),
- Potentilla fruticosa
(4 - 5 Pfl.),
- Rosa rugosa
(3 - 5 Pfl.),
- Larix leptolepis
(2 - 3 Pfl., mit Ballen),
- Taxus baccata
(3 - 5 Pfl.).
Frei wachsende Hecken benötigen eine Mindestbreite von 2,0 m (abhängig von den gewählten Pflanzen; mindestens 3 m falls zweireihig). Sie sollten nicht dogmatisch streng gepflanzt werden, aus verschiedenen Gehölzarten bestehen und evtl. Durchblicke erlauben. Sind sie zweireihig, ist evtl. eine krautige Unterpflanzung möglich, wenn
- diese ausreichend Frühjahrssonne bekommt,
- der Wurzeldruck und der spätere Schatten nicht zu groß sind und
- eine gewisse Restfeuchtigkeit für sie verbleibt.
Die Herbstfärbung einer solchen Pflanzung kann ihren besonderen Reiz haben.
Kletterpflanzen
Kletterpflanzen sind ein Geschenk besonders für kleine Gärten. Schon in der Antike nutzte man sie im Mittelmeerraum als Schattenspender (Weinreben) und in der Renaissance gehörten berankte Spaliere und Pergolen zu den wichtigsten Gartenelementen. Im 18. Jh. waren dann romantische, mit Kletterpflanzen überwachsene Gebäude und Mauern beliebt (besonders mit Efeu, Rosen, Clematis und Geißblatt; später kamen noch Glyzinien aus Asien hinzu). Heute benutzt man sie zum Begrünen von Fassaden, Pergolen, Laubengängen, Pavillons oder schmalen Sichtschutzzäunen. Besonders geeignet sind sie dort, wo nur wenig Grundfläche für ein Wachsen zur Verfügung steht.
Zu unterscheiden sind:
- Selbstklimmer (sie halten sich alleine mit Hilfe von Haftscheiben oder Haftwurzeln fest) z.B.:
- Euonymus fortunei i. S.(Kletter-Spindelstrauch),
- Hedera helix (Efeu),
- Hydrangea anomala ssp petiolaris (Kletterhortensie),
- Parthenocissus - Arten (Wilder Wein).
- Ranker (sie halten sich mit Spross- oder Blattteilen an ihren Kletterhilfen fest):
- Clematis i.A.u.S. Waldrebe, Blattranker),
- Vitis vinifere (Echte Weinrebe, Sproßranker).
- Spreizklimmer: (sie halten sich mit Stacheln, Dornen oder Seitenzweigen an vorhandenen Gehölzen fest. Sie müssen im Garten angebunden werden):
- Jasminum nudiflorum (Winter-Jasmin),
- Kletterrosen.
- Schlinger und Winder (der ganze Pflanzenspross windet sich hier um eine senkrechte Kletterhilfe.
Manche von ihnen benötigen wegen ihrer starken Wüchsigkeit einen starken
Rückschnitt (z.B. Fallopia, Wisteria):
Linkswinder (wachsen im Uhrzeigersinn):
- Wisteria sinensis (Blauregen),
- Fallopia aubertii (Schlingknöterich),
- Aristolochia macrophylla (Pfeifenwinde).
Rechtswinder:
- Lonicera i.A.u.S. (Geißblatt, klass. Kletterpfl. d. Renaissance),
- Wisteria floribunda (Blauregen).
- Kletterpflanzen
- können Wände begrünen (machen sie attraktiver),
- können als Raumteiler eingesetzt werden,
- können Blickachsen markieren,
- erweitern den Gartenraum in die Vertikale (besonders für kleine Gärten
wichtig),
- bieten Schutz um Sitzplätze,
- schaffen Übergänge zum Haus (zwischen Architektur und Natur),
- tragen durch Farben und Duft zum Wohlbefinden bei,
- verdecken Unangenehmes.
Mit Kletterpflanzen lassen sich stimmungsvolle Gartenräume schaffen. Bilder mit langen Durchblicken unter Bogengängen mit Wisterien oder Rosen befinden sich in vielen Büchern. Rustikale Weinpergolen in südlichen Ländern mit einem leichten Schatten laden zu geselligen Runden ein, und in einem kleinen Stadtgarten schaffen Kletterpflanzen selbst in ungünstigen Situationen eine geborgene Atmosphäre. Viele von ihnen duften sogar. Bei ihrer Pflanzung ist zu beachten, dass die meisten von ihnen einen beschatteten (kühlen) Fuß verlangen, weil sie ursprünglich Waldbewohner waren und dass sie bei einem Regenschatten des Hauses in einer größeren Entfernung zu diesem gepflanzt werden. Manche lieben Sonne (z.B. Clematis, Rosen). An Nordwänden können Kletterhortensien, einige Geißblattarten (Lonicera) und Efeu stehen.
Seit alten Zeiten kennen wir bestimmte, immer wieder verwendete Pflanzkombinationen: z.B. bei den Klettergehölzen
- Rosen (duften tagsüber) + Geißblatt (duftet abends): Schon bei den alten Griechen.
Früher hat der Duft einen höheren Stellenwert als heute gehabt.
- Rosen + Clematis (seit dem 19. Jh.).
(in Verbindung mit Stauden):
- amethystfarbene + rote Kletterrosen über breiten Lavendelbeeten (Jekyll),
- goldblättriger Hopfen zwischen blaublättrigen Funkien (Jekyll),
- goldblättriger Hopfen + violetter Lavendel (Hidcote, Rosemary Verey),
- Clematis "Perle d'Azur" + Vitis vinifera "Purpurea" (Vita Sackville-West),
(für eine schnelle Begrünung: Einjährige):
- Glocken- + Sternwinde (Cobaea scandens und Quamoclit lobata; wollen viel Sonne, Nährstoffe und Feuchtigkeit).
Zwei Gehölzgruppen spielen in unseren heutigen Gärten eine besondere Rolle:
Der Rhododendron-Garten
Bei den Rhododendren gibt es ca. 1000 Arten und unzählige Sorten (viele von ihnen bei uns in Deutschland nicht frosthart). Viele von ihnen kommen aus dem Monsunbereich des östlichen Himalaja, benötigen einen sauren Boden und möglichst feuchte Luft. Sie vertragen oft Schatten, blühen dann aber schlechter und brauchen eine gewisse ständige Bodenfeuchtigkeit.
Die Rhododendron-Euphorie stetzte nach der Kreuzung winterharter amerikanischer Arten (u.a. R. catawbiense) und nicht frostfester, aber farblich sehr schöner Kaschmir-Arten ein. So führten neue Wildformen zu immer neuen Züchtungen. Sie wurden das Hobby vieler wohlhabender Amateure. In Deutschland gibt es eine eigene Züchtertradition. Sie beginnt mit
T.J. Hermann Seidel (1833 - 1896) in Dresden, der bei seinen Züchtungen besonders auf die
Winterhärte seiner Pflanzen achtete
und erreichte im vergangenen Jahrhundert ihren Höhepunkt mit
Dietrich Gerhard Hobbie (1899 - 1985, Linswege in Westerstede. Er züchtete besonders
Repens- und Williamsianum-Hybriden. In vielen Gärten steht seine "Baden-
Baden").
Hans Hachmann (1930 - 2004. Er züchtete besonders Yakushimanum-Hybriden (z.B.
"Fantastica"), japanische Azalee und Knap-Hill-Azaleen (Rhod. luteum)).
Wilhelm Bruns (1912 - 2003, Gristede bei Westerstede. Von ihm kommen ca.
150 Rhododendronzüchtungen, u.a. viele Yakushimanum-Hybriden).
Eine Übersicht und Zuordnung der verschiedenen Rhododendrongruppen ist sehr schwierig. Zunächst unterscheidet man
immergrüne Rhododendren
- Großblumige Rhododendron-Hybriden:
Sie erreichen Höhen bis zu 4 m,
brauchen Schutz vor heißer Sonneneinstrahlung,
benötigen einen humosen, leicht feuchten, gut
durchlüfteten, sauren Boden. Auf "Inkarho"-
Unterlagen (= kalktolerante Rhod.-Unterlagen;
gezüchtet von der Bundesforschungsanstalt in
Ahrensburg) wachsen sie bis zu einem pH-Wert von 6,5.
- Repens- Hybriden:
Niedriges und langsames Wachstum (0,4 - 1,00 m),
rote, frühe Blüte. Schön in kleinen Gärten und in
Kübeln. Viele Hobbie-Züchtungen.
- Williamsianum-Hybriden:
Dichter, kugeliger Wuchs, rundovale Blätter
und glockenförmige Blüten. Viele Hobbie-
Züchtungen (vorher in unserem Klimabereich nicht frosthart).
- Yakushimanum-Hybriden:
Kompakter, langsamer Wuchs und gute
Winterhärte. Gut sonnenverträglich und sehr
reichblühend. Rosa und rote Farbtöne verblasen sehr
schnell. Der Autor findet ihres Laubes wegen die
Wildform immer noch am schönsten. Viele
Züchtungen von Bruns und Hachmann.
Sommergrüne, großblumige Azaleen (meistens 5 Staubblätter). Sie werden 1,5 - 2,5 m hoch und werden nach herkunftsbedingten Untergruppen unterteilt:
- Knap-Hill-Hybriden (Rhod. luteum):
Nach der Knap-Hill-Nursery (A.
Waterer, England) benannt. Genaue Abstammung
unklar. In Blütenfülle, Farbenvielfalt, Leuchtkraft
und oft Duft unübertroffen. Im Herbst schöne
Laubfärbung.
- Mollis-Hybriden:
Alte Züchtungen. Vergreisen leicht. Brauchen
regelmäßige Nährstoffgaben. Warme Gelb-,
Orange- und Rottöne.
- Pontica-Hybriden:
Gelb blühend. Starker Duft, schöne Herbstfärbung,
anspruchlos.
- Occidentalis-Hybriden:
Große, pastellfarbene Blütenstände, angenehmer
Duft, starkwachsend, kleiner als bei den Mollis-
Hybr. und später.
- Mixtum-Hybriden (= Rustica-Hybr.):
Wahrscheinlich aus gefülltblühenden Genter Hybriden hervorgegangen.
Gedrungener Wuchs und gefüllte Blüten.
Japanische Azaleen: Aus japanischen Wildarten hervorgegangen. Immergrün, kleinblättrig, reichblühend. Klein- und großblumige Sorten. Besonders flaches Wurzelsystem, deshalb leicht trockenheitsgefährdet (besonders im Winter; Winterschutz zu empfehlen).
Zwergformen: Niedrig, kompakt. Relativ frühblühend (in Arten: 2. Märzwoche bis 2. Juniwoche). Rh. camtschaticum: Juni bis September. Gut geeignet für die Vorpflanzung vor anderen Rhododendron.
Wildformen: Fallen besonders ihres Laubes und ihrer Wuchsform wegen auf.
Kleinwüchsige Arten (z.B. Rh. ferrugineum: 0,7 m) und starkwüchsige (z.B. Rh. calophytum: bis 6 m).
Bei der Anlage einer Rhododendronpflanzung sollte man von deren Standorterwartungen ausgehen. Sie
- brauchen einen kalkarmen Boden,
- meiden sonnenwarme Südhänge ohne einen Baumschatten.
Relativ anpassungsfähig sind einige sommergrüne Arten (z.B. Rh. luteum) und nur wenige immergrüne (z.B. "Cunningham's White").
Besondere Ansprüche erheben einige arktisch-alpine Zwergrhododendron, die nur in Steingärten und bei besonderen Kenntnissen der Pflegeansprüche kultiviert werden können.
Ideal sind Standorte mit einer Vormittagssonne und einem leichten Schatten danach.
Rhododendren besitzen eine starke Raumpräsenz. Sie sollten deshalb nicht in einen Rasen oder einen Vorgarten gepflanzt werden, da sie deren Raumwirkungen schnell zerstören würden. Auch ist bei ihrer Verwendung an deren spätere Wuchsform und Wuchshöhe zu denken. Manche Arten können sehr breit (leicht bis zu 4 m und im Alter bis zu 7 m) werden, während andere nur 0,5 m hoch werden. Dies ist bei ihrem Pflanzenabstand zu beachten (für hohe und für breite Arten wird ein Abstand von 1 - 2 m empfohlen, für kleinere Arten einer von ca. 0,5 m).
Die Möglichkeiten einer Rhododendronpflanzung sind:
- Grenzpflanzung:
Besonders mit Hilfe von Immergrünen. Ein- oder mehrreihig, mit stark oder schwach wachsenden möglich. Auch Schnitt ist denkbar, geht aber zu Lasten der Blüte. Bei einer strengen Pflanzung, möglichst nur eine Art oder Sorte wählen, bei einer lockeren, mehrreihigen möglichst mehrere Sorten.
- Rabattenpflanzung:
Breite 3 - 5 m (je breiter, umso leichter eine Höhenstaffelung möglich).
- Schaffung von Sichtbeziehungen:
Sie sind ideal zur Begrenzung oder dem Öffnen von
Blickbeziehungen.
- Sichtschutz,
- Hintergrundpflanzung für niedrige Gehölze und Stauden,
- Hebung einer Repräsentationsfunktion (z.B. Betonung einer Eingangssituation),
- Begrenzung eines Gehölzsaums,
- Kleinanlagen (z.B. Friedhofsbeete).
In ihrer Heimat wachsen Rhododendren fast immer in der Gemeinschaft mit anderen Gehölzen und Stauden. Viele von ihnen sind an ihren Naturstandorten miteinander vergesellschaftet. Am Fujiama stehen sie u.a. zusammen (nach Nitzelius 1953) mit
- Larix kaempferi,
- Aralia elata,
- Stephenandra incisa
und verschiedenen Klettergehölzen, u.a.:
- Hydrangea petiolaris,
- Celastrus orbiculatus,
- Actinidia kolomikta.
Mit Stauden wie
- Macleaya cordata,
- Rodgersia podophylla,
- Platycodon,
- Campanula punctata
- Arisaema thunbergii (= Kobralilie, selten angebotenes
Aronstabgewächs).
In der Natur folgen sie ihrem naturgesetzlichen Wettbewerb. Im Garten werden sie nach gestalterischen Kriterien zusammengebracht, d.h. nach:
- Standortwahl und Bodenvorbereitung,
- Beschränkung in der Pflanzenwahl und deren Platzbedarf,
- Überlegungen zur Benachbarung (z.B. Gestalt und Farbmerkmale).
Gepflanzt werden Rhododendren (nach Albrecht und Sommer) a la
Reihung: z.B. bei Hecken aus einer Art und Sorte;
Steigerung: z.B. in Ratten: Hinten die hohen Pflanzen (locker angeordnet),
davor die halbhohen,
vorne die niedrigen Pflanzen.
Eine solche Pflanzung kann sehr arten- und sortenreich sein. Nach ihrer Blüte
sind sich die Pflanzen sehr ähnlich. Man kann sie deshalb zusätzlich noch
steigern nach ihren
- Blattgrößen,
- Blütenfarben (bei gleicher Blütezeit: z.B.
- Purpurlila - purpurrosa - weiß,
- Purpurrot - zartrosa - weiß.
(falls vorne die dunklen und hinten die hellen Farben, erhält der Garten noch
eine zusätzliche optische Tiefe).
Kontrast: Als Gegensatz verschiedener Pflanzeneigenschaften: z.B. groß und klein, hell und dunkel. Z.B.:
- Kontrast in der Wuchsform: Breit gelagerte Kurume-Hybriden vor streng aufrecht wachsenden Knap-Hill-Hybriden,
- Blattkontraste, z.B.: Schmal- und breitblättrige,
- Farbkontraste der Blüten (evtl. farbliche Disharmonien bei Pflanzen, die in der Blütezeit aufeinander folgen durch Verblassungen oder Verblauungen). Empfohlen werden nebeneinander zu pflanzen:
- früh und spät blühende Sorten,
- gleichzeitig blühende, immergrüne Sorten: Evtl. Disharmonien bei der Zusammenstellung von
- Rot-, Karmin- und Purpurtönen,
- Violett- und Lilatönen
(dann evtl. Helllila und Weiß zur Vermittlung und
Trennung der Farben nutzen).
- bei den sommergrünen Pflanzen passen fast alle
leuchtenden Pastelltöne gut zusammen.
- des Laubes,
- des Austriebes.
Begleitpflanzen zu Rhododendron:
Die beiden Hauptforderungen an sie sind:
- Standorteignung,
- Unterordnung im Rhododendronbild (keine Konkurrenz,
möglichst unterstützende Wirkung).
Die Begleitflora darf keine Wurzelkonkurrenz darstellen, soll aber andererseits
eine dauerhafte Bodendecke bilden. Dies gilt besonders für die Waldhumuspflanzen und die Halbschatten und Schatten bevorzugenden Stauden und
Gehölze.
Zu Beginn einer Rhododendronpflanzung ist deshalb eine größere Menge bodendeckender Stauden erforderlich. Für ihre Pflanzung gilt:
- Je abwechslungsreicher die Rhododendronpflanzung ist, umso einheitlicher,
großflächiger soll deren Bodendecke gestaltet werden.
- Je einheitlicher die Rhododendronpflanzung ist, umso abwechslungsreicher
und kleinteiliger kann ihre Bodendecke sein.
- Je niedriger die Rhododendren, umso flacher die Bodendecker (sie dürfen
diese nicht überwuchern. Deshalb ungeeignet: z.B. Euonymus fortunei oder
Vinca major).
Geeignet auch:
- Viel Rohhumus bevorzugende Farne
(z.B. Adiantum, Blechnum, Dryopteris,
Matteuccia, Osmunda, Polystichum),
- Gräser für halbschattige und schattige Lagen
(z.B. Carex-Arten,
Deschampsia, Luzula, Molinia),
- Stauden, die außerhalb des Rhododendronflors blühen
(nicht im Mai / Juni;
gut mit Frühjahrsblühern, z.B.: Waldsteinia, Omphalodes,
Doronicum).
Geeignete Sträucher als Begleitpflanzen:
Sie sollen die Belaubung der Rhododendren auflockern und sie durch ihre Blüte
bereichern. Sie können aber auch als Sonnenschutz dienen. Geeignet sind:
- verwandte Gattungen, z.B.: Enkianthus, Kalmia, Leucothoe, Pieris,
- lichten Schatten spendende Gehölze. Sie dürfen aber keine
Wurzelkonkurrenz darstellen, z.B.: Ebereschen, Zierkirschen.
Ungeeignet sind Heidepflanzen: Der silbergraue Charakter einer Heide verwischt
die Aussagemöglichkeiten der immergrünen Rhododendren.
Schön die Kombination: Goldregen (gelb) + Rh. catawbiense (lila).
Der Rosengarten
Rosen wurden bereits von den Persern, Griechen und Römern angebaut (R. gallica = die rote, stark duftende Apothekerrose z.B. seit über 3000 Jr. in Kultur). Sie blühten damals nur 1x und dufteten stark. Ihre Kreuzungen mit der Hundsrose (R. corymbifera) ergaben die Damaszener- und die Albarosen mit ihren hauptsächlich hell- und bläulichrosa Farbtönen.
Im 17. Jh. gelang dann den Holländern die Züchtung der R. x centifolia, der am dichtesten gefüllten und vielleicht am schönsten duftenden Rose. Der nächste Züchtungssprung erfolgte um 1800 mit vier aus China eingeführten neuen Kreuzungspartnern (einer kleinwüchsigen Form der R. chinensis, die ständig neue Blütentriebe bildete und drei Hybriden der R. gigantea, die deren Teerosenduft mitbrachten). Alle unsere heutigen ca. 40.000 Sorten sind in irgendeiner Verbindung deren Nachkommen.
Um 1900 galt die Edelrose (Teehybride) als Maßstab der allgemeinen Rosenzucht. Kordes kreuzte sie mit Heckenrosen und erhielt dadurch seine "Frühlings-Sorten", die Stammeltern unserer modernen Strauchrosen. Das Problem war, dass mit der zunehmenden Züchtung der Duft der Rosen weitgehend verloren ging. Kaum eine Neuzüchtung duftete noch. Dies änderte sich erst, als Austin in England (deshalb "Englische Rosen") als Kreuzungspartner auf die alten europäischen, duftenden Strauchrosen zurückgriff.
Heute ist es wahrscheinlich die leichteste Möglichkeit sich ein Gartenparadies zu schaffen, indem man massiv in seinem Garten Kletter- und Strauchrosen einsetzt - besonders Kletterrosen.
Unsere ältesten Rosensorten sind R. gallica, R. x damascena und R. alba. Sie sind alle relativ robust, duften sehr stark und blühen nur einmal. Wie kaum eine andere Pflanze begleiteten sie bis heute unsere Kultur:
- Im Sanskrit fand der höchste indische Gott Wischnu seine Gattin Lakschmi in
einer vielblättrigen Rose. Sie war damit seit alters her das Symbol für die
höchste Schönheit.
- In der früher persischen Literatur wird sie mit der Nachtigall in Verbindung
gebracht und später von Allah zur Blumenkönigin ernannt.
- Im antiken Griechenland ist Aphrodite, die Göttin der Liebe, ihre Schöpferin.
Die weißen Rosen entstanden aus dem herabfallenden Meeresschaum, als sie
erstmals die Erde betrat, die roten aus ihren Tränen und dem Blut des
sterbenden Adonis. Der Rosenkranz war ein Zeichen des Dionysos, später
auch des Eros, der Musen und der Grazien.
- Im antiken Rom gab es eine Vielzahl an Mythen, die in einer Verbindung zu
Rosen standen. Sie waren dort das Symbol für Liebe, Schönheit und
Fruchtbarkeit der Natur. U.A. schlief Venus auf einem Rosenkissen und
Demeter schmückte ihren Erntekorb mit Rosen.
Die älteste bekannte Rosendarstellung stammt aus Knossos (Kreta) und entstand dort im 17. Jh. v.Chr. (wahrscheinlich vereinfachte R. richardii).
Homer (9. Jh. v. Chr.) berichtet, dass Aphrodite den Leichnam Hektors mit Rosenöl abrieb und das Schild des Achilles mit Rosen geschmückt war.
Sappho (8. Jh. v.Chr.) nannte als erste die Rose "Königin der Blumen".
Solon (640 - 560 v.Chr.) verbot den unehrbaren Mädchen das Tragen eines Rosenkranzes.
Um 500 v.Chr. war die Rosenkultur in Griechenland bereits weit verbreitet.
Nach Herodot nahm der König Midas von Phrygien (6. Jh. v. Chr.) seine Rosen mit, als er nach Makedonien ins Exil ging.
Von Epikur (341 - 271 v.Chr.) weiß man, dass er sich einen großen Rosengarten angelegt hat, um immer frische Rosen zur Verfügung zu haben.
Gesichert ist, dass die Rosen bereits zu den wichtigsten Gartenpflanzen der Griechen gehörten.
Im alten Rom erreichte dann der Rosenanbau einen Höhepunkt. Griechische Siedler hatten sie in ihre "Kolonien" mitgebracht. Zunächst war es verboten gewesen, in Kriegszeiten Rosenkränze zu tragen, aber bereits unter Augustus (63 v. Chr. - 14 n.Chr.) war aus dem ehemaligen Luxus ein alltägliches Bedürfnis geworden. Jeder Wohlhabende legte sich für seinen Rosenbedarf einen Rosengarten zu und reiste zur Rosenblütezeit nach Paestum. Zur Zeit Neros wurden nach heutigem Wert Millionen für Rosen ausgegeben. Er liebte es (wie auch spätere Kaiser) bei seinen Gastmählern so viele Rosen von der Decke auf seine Gäste herabfallen zu lassen, dass einige von ihnen darunter sogar unter dieser Menge erstickten. Von Plinius d.Ä. (? - 79 n.Chr.) haben wir die vielleicht beste Rosenbeschreibung der damaligen Zeit. Danach gab es in den damaligen Gärten (übersetzt in heutige Erkenntnisse):
- R. gallica in Sorten,
- R. alba (evtl. In Sorten),
- R. x damascena ("hundertblättrige Rose", wahrscheinlich
gleichzeitig mit der "Rose von Paestum"),
- R. moschota ? ("Rose von Cyrene", evtl. in Sorten),
- R. sempervirens ?,
- R. pimpinellifolia var. myriacantha,
- R. canina.
Die Rosengärten nannte man "rosaria", die Erwerbskulturen "roseta". Um Paestum war das Hauptanbaugebiet. Für den Winterbedarf kannte man bereits eine Art "Treibhäuser". Die Rosengärten selber waren von Hecken umgeben.
In der Antike standen die Rosen lange Zeit im Mittelpunkt des religiösen Lebens und der alltäglichen Lebensgewohnheiten (besonders in der römischen Kaiserzeit). Nie danach haben sie wieder eine so bedeutende Rolle gespielt. Bei den Festen bekränzte man sich und schmückte sein Haus mit Rosen. Man nahm seine Mahlzeiten auf Rosenkissen ein und verwendete Rosenblüten im großen Umfang in der römischen Küche. Bis in unsere Zeit haben Sitten aus der damaligen Zeit noch Einfluss auf unser heutiges Leben:
- Jünglinge schenkten ihrer Geliebten im Frühjahr die ersten Rosen und nannten
dann diese "meine Rose" ("mea ros).
- Römische Heerführer durften sich an ihrem Schild eine Rose befestigen. Dies
ist wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb sich in vielen alten Familienwappen eine Rose befindet.
- Verbreitet war die Rose als Symbol der Verschwiegenheit: "sub rosa" (= unter
der Rose"). Dafür wurde eine Rose an der Decke befestigt und alle Gespräche
darunter galten als vertraulich. Der historische Hintergrund dieser Sitte ist
eine Besprechung eines Überraschungsangriffs griechischer Heerführer 479
v.Chr. in einer Rosenlaube gegen Xerxis.
- Das Pfingstfest: In der Antike war die Rose auch eine Blume der Toten. Am
11. Mai feierten die Römer ihr Totenfest "dies rosarius". Daraus wurde später
bei den Italienern ihr "Domenica de rosa" (= das "Pfingstfest").
- Die Rose war der Göttin der Liebe und dem Gott des Weines gewidmet.
Danach bestand eine innere Beziehung zwischen Rosen und Wein und den
Frauen. Für die ersten Christen war dies ein Grund, sie zunächst abzulehnen.
Erst Jahrhunderte später machte man sie zu einer Symbolpflanze der Jungfrau
Maria.
Nach dem Untergang des Römischen Reiches verlor die Rose schnell ihre alte Bedeutung. Erst unter Karl d. Gr. wurde ihr Anbau wieder in seinen Krongärten befohlen (794 n.Chr., "Capitulare de villis" = Landgüterverordnung). Sie galt nun als Heilpflanze und wurde als solche auch in der Folgezeit in Klöstern angebaut. Albertus Magnus (1193 - 1280) nennt in seiner Schrift 3 Heckenrosen (R. rubiginosa, R. canina, R. arvensis) und zwei gefüllte Gartenrosen (Rosa alba und eine rosa blühende). Um 1200 war ihr Anbau bereits so populär, dass sie in einer poetischen Allegorie zum Symbol einer großen Liebe erhoben wurde (1236, Guilleaume de Lorris "Roman de la Rose").
Mit den Kreuzzügen kamen neue Rosen nach Europa: R. gallica (1250, 7. Kreuzzug) und Rosa x damascena. Nach 1300 erreichte ihr Anbau zu Schmuck- und Dekorationszwecken wieder ein gewisses Ausmaß (besonders um Rouen und Florenz).
Über die Rosen in unseren mittelalterlichen Gärten, der Renaissance und dem Barock wissen wir hauptsächlich aus den "Kräuterbüchern" der damaligen Apotheker und Botaniker.
- Konrad Gesner (1516 - 1565)
beschreibt 10 verschiedene Arten und Sorten
(in Zürich),
- John Parkinson (1569 - 1629):
24 Arten und Sorten (in England),
- Basilius Besler (1581 - 1629):
21 Arten und Sorten im "Hortus Eystettensis".
Ihre Bedeutung unter den Gartenpflanzen dieser Zeit war relativ gering (in seiner Beschreibung von 1690 führt der damalige Gartendirektor von Versailles, Jean de la Quintinie 225 Nelken-, 437 Tulpen-, 77 Anemonen- aber nur 14 Rosensorten auf).
- Um 1800 kannte man ca. 100 Rosensorten,
- 1815 kannte man bereits 250 Rosensorten,
- 1828 kannte man bereits 2500 Rosensorten,
- 1845 kannte man bereits 5000 Rosensorten.
In der Zeit des Rokokos wurden für Rosen eigene Gartenbereiche geschaffen (bekannt die des Kasseler Hofgärtners Daniel August Schwarzkopf. Es muss dort bereits vor 1777 fürstliche Rosengärten gegeben haben und seit 1795 eine "Roseninsel"). Im 19. Jh. brach dann die Zeit der eigentlichen Rosengärten an. Das "Rosary" in Ashridge (Repton, 1815) wurde für Europa beispielhaft (die berühmte Sammlung der Kaiserin Josephine in Malmaison hatte sich noch nicht auf einen besonderen Gartenabschnitt konzentriert). Loudon empfahl 1838 sogar für die verschiedenen Rosengruppen eigene Abteilungen anzulegen. 1858 war dann die erste große Rosenschau in England und die Rosenbegeisterung ergriff breite Bevölkerungskreise. 1876 wurde dort die "Rose Society" gegründet.
In Deutschland waren bekannte Rosengärten in:
- Weimar:
Belvedere (1821),
- Berlin:
Pfaueninsel (1821),
- Muskau:
(um 1830),
- Posdam:
Charlottenhof (1835, Lenné),
Neue Palais (1839, Lenné),
Babelsberg (um 1845),
- Feldafing
(1850, Lenné, bei Starnberg).
1883 Gründung des "Verein Deutscher Rosenfreunde",
1899 - 1903 Aufbau des Rosariums in Sangerhausen,
1913 Gründung des Rosariums in Forst / Niederlausitz,
1914 Gründung des Rosariums in Zweibrücken.
Seit dem 16. Jh. befanden sich Rosen allgemein in der Gartenkultur. Zwischen 1790 - 1800 erkannte man die Möglichkeit, sie zu okulieren (Art der Augenvermehrung; wahrscheinlich zuerst in Frankreich). Im 19. Jh. wurde dies zur gebräuchlichen Vermehrungsart (in Deutschland feldmäßig erst 1880 in Holstein durch E.L Meyn). Um 1885 begann Peter Lambert mit seiner Züchtungsarbeit (erster bedeutender deutscher Rosenzüchter).
Wir unterscheiden heute
- Wildrosen,
- "Alte Rosen",
- Sortimentsrosen.
Zu unterscheiden ist auch zwischen den einfachen und den gefüllten Rosenblüten. Die einfachen erinnern an deren fünfblättrige Urform und besitzen oft einen schönen Fruchtschmuck. Bei den gefüllten Sorten sucht man häufig die alten, nostalgischen Formen, wie sie seit den 80er Jahren die Englischen Rosen (Austin-Hybriden) darstellen. Seit den 90er Jahren folgen die deutschen Züchter auch diesem Trend. Ein Nachteil der gefüllten Sorten ist, dass deren Blüten bei Regen schnell zu schwer werden.
Wildrosen
Bei den Wildrosen unterscheiden wir heimische und eingeführte Arten. Alle heimischen hatten einst eine gewisse Gartenbedeutung gehabt. Mit der Naturgartenbewegung haben sie wieder eine verstärkte Beachtung erlangt. Ihr Gartenwert liegt in ihrer Robustheit und ihrer ökologischen Bedeutung für die Tierwelt (z.B. sind bei uns auf sie spezialisiert: 115 Insektenarten und 27 Vögel (nach Witt)). Ihr Zierwert liegt in der Wuchsform, der Blüte und dem Fruchtschmuck. Sie können als Solitär, in Gruppen oder als Hecken gepflanzt werden. Die interessantesten für uns sind
Der Gartenwert vieler unserer heutigen Pflanzen befindet sich zurzeit in einem geradezu revolutionären Umbruch. Durch die Alternativbewegung der 70er und 80er Jahre hat sich, zunächst unmerklich, unser ästhetisches Empfinden verändert. Das Knallige, Großblütige ist nicht mehr so gefragt wie in früheren Zeiten. Wir suchen heute
- dezente Farben,
- harmonische Blütengrößen,
bei einer / einem
- größeren Blütenzahl,
- langen Blütedauer,
- dichten, lange währenden Fruchtschmuck.
Neben den Wildrosen gibt es eine Unzahl naturnaher Rosen, denen heute die besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte. Z.B.:
- R. alba - Sorten
(z.B. "Suaveolens"),
- R. canina - Sorten
(z.B. "Hibernica"),
- R. x damascena "De Resht",
- R. gallica - Sorten
(z.B. "Splendens",
- R. moschata - Sorten
(z.B. "Ballerina", "Mozart",
- R. pimpinellifolia
(z.B. "Glory of Edzell"),
- R- rubiginosa
(z.B. "Herbstfeuer").
Bei den Kletterrosen gibt es eine Vielzahl naturnaher Arten und Sorten. Empfehlenswert u.a. wegen der / dem
- Blütendauer:
"American Pillar", "Maria Lisa",
- Duft:
"Bobby James", "Rambling Rector" (beide starkwachsend),
- Gesamtbild:
"Kifsgate", "Venusta Pendula" (beide starkwachsend),
- Fruchtschmuck:
""Himalayan Musk", "Rambling Rector" (beide starkwachsend).
Einzelne Arten:
"Alte Rosen"
("Alte Rosen" nennt man Rosensorten, die es als Klasse bereits vor 1867 gab. 1867, weil in diesem Jahr die Teehybride "La France" erstmals eingeführt wurde).
Zu den "Alten Rosen" zählt man u.a.:
- R. alba (vor 1800),
- R. gallica,
- R. x damascena,
- R. centifolia,
- Moosrosen.
Nicht zu ihnen zählt man u.a.:
- Edelrosen
(Teehybriden, einzeln stehende Knospen,
seit 1867),
- Beetrosen
(Polyantha- u. Floribundahybriden, dolden-
ähnliche Blüten),
- Strauchrosen
(einmal- und öfterblühende),
- Kletterrosen
(einmal- und öfterblühende.
Bis zum 19. Jh. gab es in Deutschland nur Alba-, Gallica-, Centifolia- und Damaszener-Rosen, die sich ziemlich ähnelten:
- R. alba
(Hybride unbekannter Abstammung):
Graugrünes Laub, stark duftend, meist lockere oder halbgefüllte Blüten.
13. Jh.: Beschreibung durch Albertus Magnus.
Renaissance: Auf vielen Gemälden zu sehen (z.B. als "Semiplena" in
Schongauers "Maria im Rosenhag" oder Lucas Cranach
und Botticellis "Geburt der Venus",
auf anderen als "Maxima" oder "Maiden's Blush").
1816: "Königin von Dänemark (dunkelrosa).
- R. gallica:
Dunkelgrünes Laub, aufrecht stehende rote Blüte. Seit dem 13. Jh. südlich von
Paris (in Provins = deshalb auch "Provins-Rose" genannt) für die Rosenöl-
gewinnung viel angebaut. Identisch mit der "Red Rose of Lancester". U.a.
R. gallica "Officinalis" (=Apothekerrose).
Seit 1670 in Holland in Kultur.
1811: Kaiserin Josephine hat 167 Gallica-Sorten in Malmaison.
1840: "Cardinal de Richelieu".
1848: ca. 2000 Gallica-Sorten in Frankreich.
- R. x damascena
(wahrscheilich Naturbastarde von
Nur 1x blühende (sommerblühende) Art:
Viele kleine Hakenstacheln, nickende Blüten, weiche
Blätter.
Im Verblühen stark duftend. Hauptsächlich weiße und
zartrosa Farbtöne (purpurne und bräunlichrote fehlen).
1750: "Celsiana" bereits in Frankreich in Kultur, rosa,
1832: "Mme. Hardy", reinweiß.
2x blühende (remontierende, "herbstblühende") Art:
Sie ergaben mit anderen Rosen gekreuzt die "dauerblühen-
den" Portlandrosen.
- R. x centifolia:
Sie ist bis Ende des 15. Jhs. in Europa entstanden und von 1580 - 1710 in
Holland zur Vollendung gebracht worden. Es gab dort ca. 200 Sorten. Anfang
1800 besaß die Kaiserin Josephine noch über 100. Wahrscheinlich ist sie eine
Hybride aus R. gallica, R. phoenica, R. moschata und R. canina. Alle Garten-
formen entstanden durch Mutation, da sie kaum Samen bilden.
1596: Nennung in einem Katalog u.a. als "Great Holland Rose",
1601: Beschreibung durch Clusius,
1753: Namensgebung durch Linné.
18--: "Fantin Latour" (zartrosa, Zuchtjahr unbekannt, Zufallsfund).
- Moosrosen:
(anormale Abweichungen, die nur durch menschliche Unterstützung
überlebensfähig sind):
Wahrscheinlich Mutationen von R. centifolia. Kennzeichen: "Moosbildung"
an den Kelchblättern (Sepalen). Bei den einzelnen Sorten unterschiedlich
stark. Hinzu kommen durch Mutation erfolgte Abwandlungen bei den
Stacheln und Öldrüsen.
1696: erste Moosrosen in Carcassonne (Südfrankreich),
1850: ca. 50 verschiedene Moosrosen sind bekannt.
- Chinarosen
(R. chinensis: Besonders für die Züchtung einst wichtig. Durch sie kamen
zwei Eigenschaften in die Sortimente: das wiederholte Blühen und die rote
Farbe).
1529: erste Darstellung in Italien (Angelo Bronzino),
1781: Einfuhr nach Holland,
1789: "Parson's Pink China" gelangt von Holland nach Kew Gardens.
1805: aus "Parsons's Pink China" entsteht in England eine Zwergform, die
später in Lyon die Mutter der ersten Polyantha-Rosen wird.
1810: aus "Parson's Pink China" und einer Herbst-Damascener entsteht ein
Zufallssämling, der die Ausgangspflanze für eine neue Rosenklasse
bildet, die Bourbon-Rosen.
- Bourbon-Rosen:
Hervorgegangen in den Rosenhecken der französischen Siedler auf der Insel
"Réunion" (früher "Ile de Bourbon").
1817: Entdeckung der Rose in einer Hecke.
------: In Europa entsteht eine Vielzahl von Sorten, u.a.:
1843: "Souvenir de Malmaison" (rosa),
1851: "Louise Odier" (rosarot),
1909: "Variegata di Bologna" (weiß, purpurne Streifen).
- Portland-Rosen:
Um 1800 in der Gegend von Paestum (südlich von Neapel) entstanden. Von
der Herzogin von Portland nach England gebracht.
Eigenschaften: Kräftige Farben der Gallica, dichter gefüllt. Blüte verblieb
im Laub. Die Sorten wurden deshalb durch die Remontant-
Rosen schnell verdrängt.
- Teerosen:
Blüte größer als die China-Rose, Duft stärker. Gelb, weiß oder rosa. In
Mitteleuropa nicht frosthart!
1808: Erste Teerose kommt aus Indien nach England.
1830: Beginn der Teerosenzüchtung (besonders in Frankreich). Die ersten
Sorten sind buschig. Kletternde Formen finden sich bald. In knapp
20 Jahren entstanden ca. 1400 Sorten.
1864: "Maréchal Niel" (gelb, Blüten hängen).
- Remontant-Rosen:
Diese Gruppe steht zwischen den "alten" und den "modernen" Rosen.
Ihre Entstehung beginnt 1837 in Frankreich und endet um 1900. Es gibt
aus dieser Zeit ca. 4000 Sorten. Fast alle bekannten Rosengruppen waren
an ihrer Entwicklung beteiligt.
Eigenschaften: Kräftiger Wuchs, große, dicht gefüllte Blüten (es gibt
auch einfache) und guter Duft. Farbe: Weiß, rosa,
karminrot. Erste Anfänge einer "Dauerblüte".
1901: "Frau Karl Druschki" (wird heute den Teehybriden zugeordnet).
- Teehybriden:
Sie sind die ältesten der modernen Rosenklassen.
1809: entstand die erste Sorte aus einer Teerose und einem Gallica-Vater.
Ihr Nachteil: Sie blühte nur einmal.
1867: "La France": Sie gilt allgemein als erste Teehybride. Ihre
Einführung gilt als Trennungsjahr für die modernen Rosengruppen
von den alten (früher ordnete man die jeweils neuen Sorten der
Muttersorte zu, und wich sie in ihrem Aussehen von dieser zu stark
ab, hängte man das Wort "Hybride" an: deshalb z.B. "Tee-Hybride").
Der Nachteil dieser Kreuzungen war, dass sie oft nicht frosthart waren
(= Erbteil der Teerosen) und durch die Einkreuzung der R. foetida leicht
krankheitsanfällig wurden (Sternrußtau und Rost). Ursprünglich blühten
sie nur rosa, rot und weiß. Durch eine gefüllte R. foetida ("Persian
Yellow" kam 1900 die Farbe gelb ins Sortiment ("Antoine Ducher" x
"Persian Yellow" = "Soleil d'Or"). Weiterkreuzungen schufen dann die
breite Farbpalette der modernen Rosen.
1945: "Gloria Dei" (Meilland): Damit begann eine neue Epoche der
Rosenzüchtung.
1960: "Super Star" (Tantau, orangerot).
- Polyantha-Rosen:
Hervorgegangen aus niedrigen, rosa blühenden R. multiflora in
Frankreich, die irrtümlich als R. polyantha beschrieben wurden. Dieser
Falschname wurde dann zum Gruppenbegriff. Ihre Kreuzungsabkömm-
linge waren buschig und vielblumig und damit besonders für eine
Beetbepflanzung geeignet. Später auch R. wichuraiana-Kreuzungen
(z.B. "The Fairy", 1932).
- Floribunda-Rosen:
Kreuzugen zwischen Teehybriden und Polyantha-Rosen. Kräftiger,
buschiger Wuchs. Oft teerosenartige, gefüllte Blüten in allen Farben.
1908: "Gruß an Aachen" (lachsrosa).
Danach viele Sorten, u.a. von Poulsen, Kordes und Tantau.
- Kletterrosen:
Die meisten Wildformen kommen aus Südostasien. Sie sind Waldrand-
pflanzen (während die Buschformen ein offenes Gelände vorziehen).
Gelegentlich entwickeln sich aus Buschrosen kletternde Sports. Man
unterteilt heute die Kletterrosen in
- Rambler:
Weichtriebig, Blüten klein, benötigen eine Stütze.
- Großblumige Kletterrosen:
Steife Triebe, größere Blüten.
Nach ihrer Abstammung unterscheidet man:
- Multiflora-Abkömmlinge:
Heute weitgehend überholt, z.B.
1906: "Tausendschön" (rosa, ohne Stacheln),
1909: "Veilchenblau" (purpurviolett).
-
Wichuraiana-Abkömmlinge (richtiger Luciae-Abkömmlinge):
1880: von Dr. Max Ernst eingeführt
(die Sendung von 1861 ging ein).
1883: Beginn der Kreuzungsarbeit (besonders ab 1890 in den USA), z.B.
1909: "Exelsa" (karmin),
1919: Aus R. rugosa x R. wichuraiana entsteht die Sorte
"Max Graf" (wegen ihrer Frosthärte und ihrem
schönen Laub ein beliebter Bodendecker. Die
Blüten sind praktisch steril). Aus dieser sterilen
Sorte entsteht bei Kordes 1949 ein fruchtbarer
Sämling (Amphidiploidie) der eine eigene
Rosengruppe (R. kordesii) einleitete und die
Stammform vieler öfterblühender, winterharter
Strauch- und Kletterrosen wurde.
1930: "New Dawn" (Sport von "Dr. W. van Fleet",
1910).
- Moschata-Abkömmlinge
(3 - 5 m, späte Blüte, elliptische Blätter; ihre
asiatische Form R. brunonii wird bis zu 12 m
hoch).
1521: erste Einfuhren von Spanien nach England,
1565: in einem Kloster in Augsburg von Gesner gefunden,
1904: "Trier" (von Lambert erste dauerblühende
Strauchrose = "Lambertiana-Rose").
Kordes und Tantau beginnen Lambertiana-
Hybriden mit anderen Rosen zu kreuzen.
- Arvensis-Abkömmlinge:
Eine alte heimische Feldrose. Früher sehr
beliebt, heute kaum noch beachtet.
1596: bereits von Shakespeare im "Sommernachts-
traum" besungen (dort als Moschusrose, die aber
erst im Herbst blühen würde).
1800: verschiedene Züchtungsversuche.
1928: "Venusta Pendula" von Kordes herausgebracht
(als Pflanze auf dem Ohlsdorfer Friedhof in
Hamburg gefunden).
- Sempervirens-Abkömmlinge:
Immergrüne Rose aus dem Mittelmeer-
gebiet. Die am längsten in Kultur befindliche Kletter-
rose.
1827: "Felicité et Perpétue" (weiß, nach zwei
Märtyrerinnen in Karthago benannt).
In der Regel blühen die 1x-blühenden Arten und Sorten überreich im
Juni/Juli und die öfterblühenden von Juni bis weit in den Herbst,
allerdings dann nicht so reich blühend.
Man sollte bevorzugt nur duftende Rosen verwenden. Selbst wenn viele moderne Rosen nicht riechen, verbleiben unter den restlichen 40.000 noch ausreichend Sorten, die diese Eigenschaft besitzen (eine der Ursachen für den Siegeszug der Austin-Hybriden). Die Rosenduftregeln sind:
- Dunkle Rosen duften stärker als helle.
- Je mehr Blütenblätter, umso stärker der Duft.
- Dicke Blütenblätter mit einem Samtschimmer riechen stärker als
dünnblättrige.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Rosenfarbe und dem Duft:
- Rote und rosa Blüten haben einen typischen Rosenduft.
- Gelbe und weiße Blüten riechen eher nach Veilchen und Zitrone
- orange Farben eher nach Früchten.
Bei wärmerem Wetter oder viel Bodenfeuchtigkeit duften Rosen stärker.
Die Bildung der Duftstoffe erfolgt in den Chloroplasten. Sie verbinden sich mit Glukosen zu nicht duftenden Glukosiden und gelangen so in die Blütenblätter und werden unter Einwirkung von Enzymen zu Alkoholen, die wiederum durch Oxydation zu Aldehyden werden. Der Duft jedes Aldehyds ist ein anderer. N.F. Milder wies 1962 fünfundzwanzig verschiedene Rosendüfte nach. Manche Rosen enthalten nur einen der 7 Elementardüfte (z.B. Teerosen), andere die Gemische mehrerer. Die
Elementarduftstoffe bei Rosen sind:
Vorkommende Düfte sind u.a. auch
- Hyazinthe, Orange, Maiglöckchen, Calendula, Quitte,
Geranie und Pfeffer.
Duftgemische sind z.B.:
- Rose + Klee:
z.B. "Crimson Glory",
- " + Petersilie:
z.B. "Mrs John Laing",
- " + Kresse:
z.B. "Conrad Ferdinand Meyer",
- Iris + Veilchen:
z.B. "Maréchal Niel",
- Apfel + Klee:
z.B. "Souvenir de la Malmaison",
- Rose, Apfel + Klee:
z.B. "Zephirine Drouhin".
(die Düfte lassen sich selbst bei kleinsten Mengen mit Hilfe von Gaschromatographen genau bestimmen).
Die große Zeit der "Edelrosen", aber auch der "Beetrosen" ist heute vorbei. Wir finden sie noch in Kurbädern oder kommunalen Anlagen. Sie waren hochkultiviert, strahlten eine hohe Wertigkeit aus und erlaubten physiognomisch kaum Nachbarschaften. Ihnen gemäß war eine architektonische Form. Gefragt sind heute raumbildende Kletterrosen und je nach zu bepflanzender Situation ausgewählte Solitär- oder Rabattenpflanzen. Sie schaffen schnell eine verzauberte Welt und bestechen mit der Vielzahl ihrer Farben und Düfte. Man kann sie ideal mit Stauden und Sommerblumen zusammenbringen, aber diese auch mit Rosen aufwerten. Der große Rosenmonat ist der Juni. Bei manchen Sorten erreicht man durch einen Rückschnitt sofort nach der 1. Hauptblüte noch einen zweiten Flor zusammen mit der Asternblüte und der Herbstfärbung der Stauden und Gräser. Bei der Verwendung roter Sorten ist darauf zu achten, dass nur warme oder kalte Töne sich jeweils mit einander vertragen. Falsch zusammengebracht, stören sie immer das Farbempfinden.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass viele Rosen leicht unter Krankheiten leiden. (Mehltau, Sternrußtau, Rost). Die heutigen neueren Sorten werden auf eine gewisse Resistenz dagegen gezüchtet. Doch auch die Schädlinge gleichen sich durch Anpassung immer wieder diesen neuen Situationen an. Dann hilft nur dagegen "spritzen". Problematisch wird es, wenn sich durch die neue Resistenzbildung auch immer wieder neue Rassen der Schädlinge gebildet haben (beim Sternrußtau sollen es inzwischen ca. 30 Rassetypen sein) und die Mittel dann nur noch begrenzt wirken. Gegen tierische Schädlinge (z.B. Läuse) sollte man von einem Spritzen möglichst absehen, da man dadurch gleichzeitig deren Fressfeinde (u.a. seine Singvögel) töten würde.
Bei einer Neubepflanzung von Rosenbeeten könnte auch die sogenannte Bodenmüdigkeit eine gewisse Rolle spielen. Ihre eigentliche Ursache ist bis heute unbekannt. Gesichert ist nur, dass bei einem erneuten Rosenanbau am gleichen Ort oft eine gewisse Wuchsminderung beobachtet werden kann (z.B. in reinen Rosenbeeten). Im Privatgarten mit einer vielfältigen Flächenbesetzung dürfte dies aber kaum zu einem Problem werden.
5. Die Stauden
So wie die Gehölze die wichtigste Pflanzengruppe im Landschaftsgarten waren, sind es die Stauden im Reformgarten. Mit ihrer Hilfe lässt sich über ihre Vielfalt jede gewünschte Stimmung in einen Garten bringen. Die Schwierigkeit bei der Arbeit mit ihnen liegt
- einerseits in ihrer richtigen Wahl für einen bestimmten Standort,
- zum anderen in ihrer richtigen Benachbarung
(sei es von ihrem
Wuchsverhalten her, ihrer Höhe, Farbe, dem Blütezeitpunkt, ihren Formen
und Texturen).
Stauden sind mehrjährige Pflanzen, deren oberirdische Teile nicht verholzen. (anders als bei den Gehölzen). Sie überwintern mit Hilfe von Speicherwurzeln (Rhizome, Knollen, Zwiebeln, Ausläufern u.ä.) in der Erde und blühen und fruchten jedes Jahr. Einige Arten sind auch wintergrün. Für ihre Gartenverwendung werden sie bei uns in Deutschland hauptsächlich nach ihren Standortanforderungen unterschieden und danach verschiedenen Lebensbereichen zugeordnet. Die meisten der von uns verwendeten Stauden stammen aus unserer gemäßigten Klimazone. Ergänzt werden sie von solchen aus dem Mittelmeergebiet, aus Asien und Nordamerika.
Im Gegensatz zu Gehölzen sind Stauden
Andererseits sind sie heute ein
- unverzichtbares Gestaltungselement,
- besitzen eine riesige Farben- und Formenvielfalt,
- sind (bei standortgerechter Verwendung) relativ pflegeleicht.
Zu ihren Vorteilen gehören (gegenüber den Sträuchern)
Ihre Nachteile sind:
- die oft größere Krankheitsanfälligkeit (der Zuchtformen),
- die Zerstörung des natürlichen Pflanzencharakters durch die Züchtung (die
oft unproportionalen Großblüten entsprechen weder einem ästhetischen
Gesamtbild der Pflanzen noch unserem modernen Schönheitsempfinden.
Anders als noch vor wenigen Jahren suchen wir heute vermehrt unverfälschte Arten, die möglichst ihren Wildcharakter erhalten haben).
Unsere heutige Staudenrabatte war die Antwort der Reformbewegung auf die Teppichbeete (die in Rasen verteilten formalen Sommerblumenbeete wurden dabei durch langgezogene Staudenrabatten ersetzt). In England war ihr Förderer der Gartenjournalist William Robinson. Sie erreichte dort ihre typischen Merkmale in den Jahren von ca. 1890 - 1910. Besonders die Malerin Gertrude Jekyll beeinflusste sie entscheidend in ihrer Höhen- und Farbgebung. In Deutschland führte Karl Foerster diesen Beettyp mit seinem Buch "Vom Blütengarten der Zukunft" (1917) zum Durchbruch. Besonders durch seine Tätigkeit und seinen Einfluss wurde das Sortiment durch Selektion und Züchtung ständig verbessert. Der Nachteil dieser damaligen Rabatten war, dass sie auf eine ständige Pflege angewiesen waren. Eine erste Reaktion darauf war eine Rückkehr zur "gemischten Pflanzung", eine Durchsetzung der Stauden mit Sträuchern, Blumenzwiebeln und Einjahrsblumen. Man erreichte dadurch:
- eine längere Blütezeit,
- ein besseres Eingehen auf die Pflanzenbedürfnisse,
- weniger Arbeit.
Heute dient die natürliche Flora für die verschiedenen Lebensbereiche als Anregung. Ein Eingehen auf sie erleichtert erheblich die spätere Pflege. Darüber hinaus gehören zur Anlage einer Staudenrabatte
- gute Pflanzenkenntnisse,
- das Wissen über das Konkurrenzverhalten der Pflanzen untereinander,
- das Wissen um die Art ihrer Verbreitung und
- ihrer Lebensdauer.
Geschichte
Als ästhetisches Element ist die Staude ein Kind der Neuzeit, genauer gesagt, des Reformgartens. Nicht dass es sie nicht schon vorher in den Gärten gegeben hätte, doch diente sie bis zum 19. Jh. hauptsächlich nur als Gewürz-, Heil- oder Symbolpflanze. Erst ab Mitte des 18. Jhs. mit der Einführung vieler neuer Stauden, begann auch die Zuchtarbeit mit ihnen, und es wurden schnell große Sortimente geschaffen. So wurden im Staudenkatalog von Conrad Loddiges (London) bereits 1823 u.a. angeboten
- 60 verschiedene Campanula,
- 52 Eisenhutarten,
- 47 Alliumarten,
- 44 verschiedene Astern,
- 37 verschiedene Wiesenrauten.
- 33 verschiedene Veilchen,
- 25 Nelkenarten,
- 19 verschiedene Enziane,
- 22 Anemonenarten,
Ihr Siegeszug begann aber erst mit dem Reformgarten. In ganz Europa hatte sich mit dem Impressionismus die ästhetische Sicht geändert, und in England, wo die Gartengestaltung gesellschaftlich einen besonders hohen Stellenwert besaß, wurde diese Sicht schwerpunktmäßig zunächst auf die Gartenkunst bezogen.
Nachdem Repton wieder formale Gartenteile in den Landschaftsgarten eingeführt hatte, Loudon die Schönheit der Einzelpflanze herausgestellt hatte, waren es besonders die Gartenzeitschriften, die in England ein neues Klima für eine neue Gartenkultur schufen. Zunächst waren der "Gardener's Chronicle" unter Shirley Hibberd (1825 - 1890), der sich für eine verstärkte Verwendung von Stauden einsetzte und an die Stelle der knalligen Primärfarben der bisherigen Sommerblumenbeete für neutralere Farben plädierte und dann radikaler "The Garden" (ab 1871) unter William Robinson. Letzterer setzte sich besonders für die Verwendung winterharter Pflanzen und damit Stauden ein und zeigte, dass auch mit diesen malerische Gartenbilder geschaffen werden können. Er stand der Arts-and-Crafts-Bewegung nahe und sollte auf die englische Gartengestaltung der Neuzeit, d.h. die des Reformgartens, den größten Einfluss haben. In Deutschland war es Willy Lange, der den Naturschutzgedanken der Heimatschutzbewegung mit den pflanzenbezogenen ästhetischen Stimmungsbildern des F. Th. Bratraneck (u.a. Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes) verband und so zu seinen standortgerechten Gärten kam. Seine Gedanken griff Karl Foerster auf und machte sie über seine Schriften und Züchtungsarbeiten in Deutschland sehr populär. Ein Ergebnis dieser Ausgangssituation ist, dass wir in der englischen Gartengestaltung eine verstärkte Orientierung an ästhetischen Kriterien haben und in Deutschland verstärkt von den Standortbedingungen der Pflanzen ausgehen.
Der Reformgarten strebte eine neue, engere Verbindung zur Natur an. Eine Möglichkeit bestand in einem naturnahen, pflanzlichen Umfeld, d.h. über den Rückgriff auf dessen wichtigste phylogenetische Reizelemente. Kennzeichnend für das 20. Jh. wurde die Integration der natürlichen Vegetation, d.h. in erster Linie der Stauden in den Garten. Mit ihrer Hilfe erreichte der Stimmungsgarten eine neue Qualität und wurde in der Nachfolge des Landschaftsgartens auch auf einer kleineren Fläche möglich.
Das vielleicht wichtigste Merkmal des Reformgartens war die Verwendung von Stauden als Ausdruck eines neuen Naturverständnisses und Lebensgefühls. In den zuvor von Gehölzen dominierten Gärten (Landschaftsgärten) war jetzt "Licht" und "Besonnung" gewünscht.
Die Stauden übernahmen jetzt
- raumbildende Funktionen,
- raumstrukturierende Funktionen,
- ästhetische Aufgaben.
Und gaben damit den verschiedenen Gartenräumen ihre jeweils beherrschenden charakteristischen Stimmungen. Zusammengestellt wurden sie nach
- bestimmten Farben (z.B. je nach Gartenraum),
- Jahreszeiten (z.B. Frühling, Vorsommer, Spätsommer),
- Arten.
Der psychosoziale Hintergrund dieser Entwicklung war
- die Ablehnung der damals beginnenden Technisierung der Lebenswelt,
- eine Flucht ins Irrationale und damit
- der Versuch an eine verklärte Vergangenheit anzuknüpfen (z.B. an alte
romantisierte (Bauern-)Gärten mit einem üppigen Pflanzenwuchs).
Im frühen Reformgarten (frühes 20. Jh.) wurden Stauden sogar in den Nutzgarten integriert. Er galt damals als eine Möglichkeit sich an frischer Luft zu betätigen. Stauden sollten in ihm
- den Nutzgarten verschönern,
- als Schnittblumen zur Verfügung stehen,
- einen räumlichen Abschluss bilden (z.B. zum Gemüsegarten),
- Spalierobstwänden vorgelagert werden (die Renaissance diente dafür als
Vorbild).
Unsere heutigen "Bauerngärten" ("Cottage"-Gärten in England) sind aus diesem Lebensgefühl heraus entstanden. In dieser Form hat es sie vorher nie gegeben. Erst jetzt entstand der Wunsch nach derem ästhetischem Gesamteindruck.
Die Anlage einer Staudenrabatte galt jetzt als die schwierigste Aufgabe in der Gartenkunst. Ihre Gestaltung wurde zu einer ästhetischen Komposition. Viele Maler schufen ihre bekannten Gärten (z.B. Monet, Nolde). Gertrude Jekyll gestaltete als Malerin nur noch Gärten und dort besonders ihre berühmten Staudenrabatten. Man sah jetzt neu
- die Schönheit der Einzelpflanze,
- die Farbwirkungen in ihrer Lichtabhängigkeit (innerhalb eines Tages oder
des Jahresverlaufs),
- die Stellung der Einzelpflanze in ihrer Benachbarung (ein Gesichtspunkt,
der stark von der japanischen Gartenkunst beeinflusst wurde. Er ging u.a.
in Foersters "Kontrapunktische Listen" ein).
Im frühen Reformgarten entdeckte man die Natur als wichtiges Kriterium für die physische und psychische Gesundheit des Menschen. In seiner Hauptphase wurde die Natur auf den Menschen bezogen, und dadurch die Biologie zum Hauptthema der Gesellschaft, zu ihrer Hauptwissenschaft (d.h. alle Teilbereiche der Anthropologie). Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung in der Gründung verschiedener naturbezogener Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten (u.a. Greenpeace, Foodwatch (Nahrungswacht)) und einer zeitweisen Radikalisierung des Nachwuchses in ihren Alternativprojektionen bezüglich der Zukunft. In der Gartengestaltung wurde die Ökologie zum zentralen Thema. Wie sich die Gartenkunst in der Zukunft entwickeln wird, ist relativ offen. Es ist zu erwarten, dass mit der zunehmenden Entfremdung unserer Kultur im Informationszeitalter von der Natur, der Mensch als Naturwesen wieder verstärkt eine größere Beziehung zu ihr suchen wird, vielleicht seiner Gesundheit wegen suchen muss. Dies würde bedeuten, dass ihre Zukunft eher zu einem ökologisch orientierten, ästhetischen Außenraum tendieren wird. Ein Weg, auf dem sie sich anscheinend in ihren Anfängen bereits befindet.
Seit dem Reformgarten und der größer gewordenen Freiheit der einzelnen Individuen in unserer Gesellschaft haben wir jetzt formale und naturnahe Gärten nebeneinander (während sie als eigene Stilrichtung zuvor hintereinander folgten). Die Vertreter des
- formalen Gartens waren
in England: u.a. Reginald Blomfield,
in Deutschland: u.a. Muthesius.
- naturnahen Gartens waren
in England: u.a. Robinson,
in Deutschland: u.a. Lange.
Zwischen beiden Gruppen hat es immer Anfeindungen gegeben, aber auch immer wieder mehr oder weniger umfangreiche Vermittlungsversuche. Dafür stehen
in England: u.a. Gertrude Jekyll,
in Deutschland: u.a. Karl Foerster.
Beide haben sie versucht, mit Hilfe der Pflanzen die strengen Linien der Architektur zu brechen (bei den Vertretern des formalen Gartens dienten sie nur dazu, die Architektur zu unterstützen). Und beide haben damit die Gartenkunst ihrer Länder entscheidend beeinflusst.
Aus der Vereinigung der Gedanken Blomfields und Robinsons entstand durch Jekyll (und Edwin Lutyens) der sogenannte "Englische Garten":
Reginald Blomfield (1856 - 1942, Architekt, zeitweise Sekretär der Gesellschaft für bildende
Künste, schuf hauptsächlich Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten):
Schrieb ein einziges gartentheoretisches Werk "The Formal Garden in
England" (1892), dass einen großen Einfluss auf die englische
Gartengestaltung bekommen sollte. Er forderte darin eine Rückkehr zu
den einfachen, formalen Gärten der Renaissance und stellte sich damit an
die Spitze einer Bewegung in England, die sich für eine Reformierung
des damals dort praktizierten "blumigen" italienischen Stils einsetzte. Er
sah in einem Garten eine logische Erweiterung des Hauses, das zu diesem
in einer harmonischen Beziehung stehen sollte. Die Gartenräume stellten
sich für ihn als eine Raumfolge verschiedener Funktionen dar. Sein
Gegenspieler im Kampf gegen den viktorianischen Garten war William
Robinson mit seiner Forderung nach einem naturnahen Garten.
Gertrude Jekyll (1843 - 1932) war von ihrer Ausbildung her eine Malerin gewesen und stand
der Arts-&-Crafts-Bewegung nahe. Ab 1878 widmete sie sich nur noch
ihren gartenkünstlerischen Interessen, entwarf über 350 Gärten, schrieb
über 2000 Gartenartikel und verfasste 14 Gartenbücher. Ihre Bedeutung
liegt hauptsächlich in ihren farbkompositorischen Überlegungen. Auf sie
gehen die relativ zwanglosen Staudenrabatten ("Border") innerhalb eines
festen architektonischen Rahmens zurück. Sie stellte als erste künstlerische Überlegungen an deren Aufbau an. Daneben förderte sie die
Verwendung heimischer Pflanzenarten (beeinflusst von Robinson) und
entdeckte für sich gestalterisch den "Cottage"-Garten, der zum Inbegriff
englischer Bauerngartenromantik wurde. (ursprünglich standen in ihm
nur das für die Bauernfamilie Lebensnotwendige: Obst, Gemüse und
Kräuter. Dann kamen mit dem zunehmenden Lebensstandard im 19. Jh.
erste Blumen hinein. Heute ist der "Bauerngarten" nur noch ein
Blumenparadies mit etwas Zierkohl und einigen wenigen schmückenden
nostalgischen Gemüsearten. In Deutschland kamen die entscheidenden
Anregungen dazu von Lichtwark).
Jekyll, von Hause aus wohlhabend, hat nicht nur in der englischen Mittelklasse das Garteninteresse entscheidend geprägt, sondern überall in der Welt eine große Neugierde auf englische Gärten geweckt, nicht nur in den USA (dort schufen erst Sweden / Oehme eine Umorientierung), sondern auch in Deutschland. In den 1980er Jahren gab es hier geradezu ein Jekyll-Fieber. Unter dem Einfluss Jekyll standen (in England):
Lawrence Johnston (1871 -1958): Schöpfer von "Hidcote" (ab 1907; und seit 1948 von
"Serre de la Menton" in Frankreich). Er unterteilte seinen Garten mit
Hilfe von Hecken und Mauern in unterschiedlich große geometrische
"grüne" Räume und bepflanzte diese dann üppig mit Stauden. Jeder
seiner Räume war einem speziellen Thema gewidmet.
Vita Sackville-West (1892 - 1962): Schöpferin des Gartens von "Sissinghurst Castle", heute
einer der am meisten besuchten Gärten in England. Viele Teile wurden
viel diskutiert ("Weiße Garten", Rosenwand). Schrieb über 50 Bücher,
in denen sie teilweise autobiographisch ihre Beziehungen zu Violet
Trefusis und Virginia Woolf verarbeitete.
Christopher Lloyd (1922 - 2006): Schöpfer des Gartens von "Great Dixter". Autor von 14
Gartenbüchern. Orientierte sich an idealen farblichen Pflanzenkomposi-
tionen. Berühmt sind seine "mixed Borders" (gemischte Beete), in denen
er Einjährige, Zweijährige und Stauden zusammenpflanzte.
In ihrer Nachfolge stehen aber auch
- Margery Fish,
- Rosemary Verey,
- Penelope Hobhouse.
- Beth Chatto,
die alle auf ihre Weise nach dem 2. Weltkrieg ein besonderes Interesse für die Gestaltung von Gartenbeeten zeigten.
Ab etwa 1880 hatte die deutsche Heimatschutzbewegung eine Rückbesinnung auf die Schönheiten der heimischen Landschaft und deren charakteristische Pflanzen gefordert. Heinrich Salisch verkündete (1885): Die Natur "hascht nicht nach Effekten", und Lichtwark empfahl (1909) für einen Heidegarten bodenständige Pflanzen. Seifert u.a. radikalisierten dann später nur noch diese Gedanken, indem sie sich z.B. gegen alle ausländischen Gehölze aussprachen. Er erklärte in diesem Rahmen 1934 die "Picea pungens glauca zum Staatsfeind Nr. 1". Ab 1937 wurden dann aus den Berliner Grünanlagen alle fremdländischen Nadelgehölze weitgehend entfernt.
Die wichtigsten Vertreter des Reformgartens in Deutschland waren:
Hermann Muthesius (1861 - 1927, Architekt; arbeitete u.a. 3 Jr. In Tokio und 7 Jr. als Kulturattaché in London (bis 1903); veröffentlichte ca. 500 Schriften, stellte
sich gegen die Architektur des Historismus und des Jugendstils, setzte
sich für eine funktionsorientierte Architektur ein, Mitbegründer des
"Deutschen Werkbundes") war stark von der englischen Reformbewegung beeinflusst worden und baute ab 1904 in diesem Sinne überwiegend
vornehme Landhäuser. Nach dem 1. Weltkrieg ging die Entwicklung an
ihm vorbei. Genau genommen war er ein Kulturphilosoph, der weg vom
Stilpluralismus sich für mehr Sachlichkeit in allen Gestaltungsfragen
einsetzte. Sein Ziel war der authentische Selbstausdruck eines Stils (bis
hin zur Einheit aller "Lebensäußerungen eines Volkes").
In seinen Bauten ging er zunächst vom "Wohnprogramm" ihrer
Bewohner aus. Dabei berücksichtigte er - anders als später der
Funktionalismus - auch deren Bequemlichkeit und Wohnlichkeit.
Der Garten bildete für ihn mit dem Haus eine Einheit. Dabei
differenzierte er auch den Garten nach seinen Funktionen, z.B. in Rosen-,
Küchen-, Obstgarten. Er war für ihn eine "Raumkunst" im Freien.
Muthesius legte selber noch keine Staudenbeete oder Staudensonderbeete an. Wahrscheinlich fehlten ihm dafür die Pflanzenkenntnisse.
Fielen solche Aufgaben in seinen Projekten an, so überließ er deren
Gestaltung anderen Fachleuten (z.B. Migge). Er trennte scharf den
architektonischen Garten vom "natürlichen", für den er das Konzept
eines "Waldgartens" entwickelte, in dem er die vorhandene Vegetation
durch die Aussaat von Waldblumen bereicherte. 1904 hatte er
geschrieben (in Bezug auf die englische Gartenbewegung):
"Man will wieder die heimische Pflanzenwelt in den Garten ziehen,
deren stillere, aber natürlichere und uns näher liegende Reize man
während der Herrschaft des Landschaftsgärtners übersehen und fast
vergessen hat".
Damit löste er aber auch nicht das Problem der formalen Reformgärten,
den Übergang vom formalen zum naturnahen Bereich.
Willy Lange (1864 -1941) stellte sich gegen den Architekturgarten, weil dieser nach ihm in
einem Gegensatz zur Natur stand. Die Architektur versuche seiner
Meinung nach, die Natur zu beherrschen. Er setzte ihr seinen
Naturgarten mit dessen "biologischer Ästhetik" entgegen und verstand
darunter (in Anlehnung an Platons Ideenlehre): Das Erkennen der
Gestaltungsgesetze der Natur durch den Menschen und dessen
Umsetzung in der Kunst. Die Ästhetik ergäbe sich aus der Verbindung
der Pflanzen mit ihrem Standort. Die Naturgesetze flössen damit in die
Kunstgesetze ein (dieser geistige Hintergrund war ursprünglich auch
der Hintergrund für unser deutsches Konzept der Pflanzengesellschaften!). Der Hauptinhalt seines Naturgartens waren allerdings keine
pflanzensoziologischen Überlegungen sondern die ästhetischen des
äußeren Erscheinungsbildes der Pflanzen. Er sah die Pflanzengesellschaften in ihrer natürlichen Ästhetik. Ihm ging es allein um pflanzliche
Kompositionen. Nach Gröning / Wolschke-Bulmahn hat er damit aber
den historischen Landschaftsgarten um naturwissenschaftliche und
pflanzensoziologische Kriterien ergänzt.
Das "Problem Lange" ist
- eine Vernachlässigung des Wohngedankens,
- seine Zuordnung der Gartenkunst zu den Rassenmerkmalen der germanischen Völker (damit entsteht eine Verbindung zur Blut-u.-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus):
"Die Geschichte wird die neugeschaffene Stufe, welche sicher auf den gesellschaftlichen ruht, die Stufe des deutschen Gartenstils nennen. Deutschland ist berufen, diesem Stil seinen Namen in der Geschichte des Gartens zu geben, und auch darin an seinem Teil zu werden "ein Veredler der Welt"" (1922).
Lange hatte zunächst Foerster stark beeinflusst. Er schrieb für ihn 1917
das Vorwort zu dessen Buch "Vom Blütengarten der Zukunft". Und
Foerster hat in seinen Züchtungen unter Langes Einfluss stark auf die
Erhaltung ihres Wildpflanzencharakters geachtet (wobei sie später mit
den großblumigen Neuzüchtungen nach dem Kriege nicht mehr konkurrenzfähig waren, aber vielleicht in der Zukunft wieder bedeutungsvoll
werden):
Karl Foerster (1874 - 1970) ist die Lichtgestalt unter den deutschen Gärtnern des 20. Jhs.. Er
hat zwar selber keine Gärten entworfen, wohl aber durch seine Schriften
und Züchtungen sie wie kein anderer in diesem Jahrhundert beeinflusst
(wegen seiner emotionalen, bilderreichen Sprache und seiner pantheistisch-humanistischen Grundhaltung werden seine Texte heute allerdings
nicht selten abgelehnt).
Umfangreiche gärtnerische Ausbildung. Erste Staudengärtnerei am
Elternhaus. 1910/11 Umzug nach Bornim (bei Potsdam). Erste
Gartenanlage am Haus unter dem Einfluss von Willy Lange (spätere
Umgestaltungen durch Mattern und Hermann Göritz). Sie diente für die
Stauden auch als "Sichtungsgarten". Ab 1911 ("Winterharte Blütenstauden") 27 Buchveröffentlichungen und viele Fachartikel (für viele der
Vater der schöngeistigen Schwärmerei in der Staudenverwendung). Seit
1928 Aufbau einer Abteilung für Gartenausführung mit Mattern und seit
1934 eines Planungsbüros Foerster-Mattern-Hammerbacher, der Keimzelle der "Bornimer Schule". Durch seine Schriften und seine Persönlichkeit gelang es ihm, einen großen Freundes- und Anhängerkreis von
Kulturschaffenden und Gartenliebhabern um sich aufzubauen, den
"Bornimer Kreis".
Foerster brachte wieder die Wildstauden, Farne und Gräser in unsere
Gärten zurück und wies ihnen dort den ihnen gemäßen Standort zu, d.h.
einen ihnen gemäßen Lebensraum, sei es in der Verbindung mit
Gehölzen oder mit bestimmten Umweltbedingungen, wie zwischen
Steinen oder am Wasser.
Im Rahmen des beginnenden ökologischen Bewusstseins erkannte er die
Bedeutung von Pflanzengesellschaften und wurde damit zu einem
wichtigen Anreger für die Gartengestaltung. Nach ihm näherte sich der
Mensch über die Pflanze wieder der Natur und erfuhr durch sie deren
Gesetzmäßigkeiten. Durch ihre Wahrnehmung könne er wieder zu einem
inneren Gleichgewicht gelangen. Wahrscheinlich gäbe es kein Umfeld, in
dem er so tiefgehend zu sich finden könne.
Foersters züchterische Leistung lag in
- seinen Wildstaudenauslesen,
- der Züchtung neuer "Beetstauden", bei denen er neben der
Blüte besonders auf deren Wetterfestigkeit und Widerstandskraft gegenüber Krankheiten achtete (berühmt seine
vielen Phlox- und Ritterspornsorten),
- der Verlängerung der Blütezeit durch früh- und spätblühende
Sorten.
Unter Foersters Einfluss wurde das deutsche Staudensortiment zu
einem der umfangreichsten der Welt. Auf Grund seiner Anregungen
entstanden die Sichtungsgärten, die auf dessen Qualität achten.
Nach dem 1. Weltkrieg setzte eine intensive gartengestalterische Aktivität ein. Auseinander-setzungen mit den Kunstströmungen der damaligen Zeit führten dazu, dass die
- dem Kubismus näher stehende Gruppe sich in Richtung Rationalismus,
Funktionalismus entwickelte (in den Anfängen u.a. auch Mattern),
- dem Expressionismus näher stehende Gruppe, die den viel diskutierten
"kommenden Garten" proklamierte und die mit Allinger auf der Dresdener
Gartenbauausstellung (1926) im "Garten der Zukunft" ihren Höhepunkt
erreichte, keinen gemeinsamen Orientierungsansatz fand.Dem Expressionismus standen nahe: Allinger, Hammerbacher, Pniower, Pohlenz und Valentin.
Bis Mitte der 1920er Jahre dominierte in Deutschland eine architektonische Phase. Danach war eine zeitlang ein Eklektizismus bestimmend. Nach Hammerbacher wurde der architektonische Garten
"in den dreißiger Jahren zur beherrschenden Doktrin und heute zu einer
Schulauffassung des von ihm (Wiepking) nach dem zweiten Weltkrieg
aufgebauten Instituts für Landespflege, Landschafts- und Gartengestaltung an der
Technischen Universität Hannover", und der landschaftliche Garten zu einem
stilistischen Mittel, sich ideologisch von Wiepking und auch von Allinger und
damit vom Nationalsozialismus zu distanzieren".
Nach ihr unterschied sich der geometrisch abstrakte Architekturgarten vom landschaftlichen Garten wie ein feudales Herrschaftsdenken vom humanen Denken.
Hammerbacher sah in den formalen Nachkriegsgärten ein zur Norm erhobenes Stilmittel der Vorkämpfer der nationalsozialistischen Kunstpolitik. Ihrer Meinung nach wurde der Konflikt zwischen dem architektonischen und landschaftlichen Gartenstil nach dem Kriege nicht offen ausgetragen. Für den architektonischen stand Wiepking und seine "Hannoversche
Schule", für den landschaftlichen Mattern, Hammerbacher und die "Bornimer Schule". Zum "Sieg" der Hannoverschen Schule trug auch der Umstand entscheidend bei, dass die kommunalen Führungspositionen nach dem Kriege praktisch nur noch mit Diplom-Gärtnern (Wiepking-Schülern) besetzt wurden und auch begabtere Absolventen der Höheren Gartenbauschulen, bzw. Ingenieurschulen kaum noch eine Aufstiegschance hatten. Von den Kommunen kamen aber die Großaufträge, von denen die damaligen Gartenarchitekten weitgehend lebten. Der Wohngartenbereich, hauptsächlich der Arbeitsbereich der "Bornimer Schule", verlor damit zunehmend an Bedeutung.
Vor der Entstehung des "Bornimer Stils" hatte Valentin dem architektonischen Garten seine Wohnlichkeit zurückgegeben, indem er auf dessen bisherige Symmetrie verzichtete und ihn damit aus seinem Repräsentationsdruck befreite. Er schuf damit eine Vorstufe eines "freier geformten Gartens", des "Bornimer Stils" und stand für einen personenbezogenen, schlichten Garten.
In den 1930er Jahren wurden die bisherigen formalen Rabatten zunehmend durch zwanglose Pflanzbeete ersetzt. Das Gartenbild wurde durch weichere Formen bestimmt. Die Einzelpflanze wurde aufgewertet, indem sie von allen Seiten gesehen werden sollte. Auch ließen sich die neuen Beete leichter in die Landschaft einbinden.
Im "Bornimer Stil" vereinten sich dann über ihre Arbeitsgemeinschaft die Vorstellungen von Foerster, Mattern und Hammerbacher. Von Foerster kamen hauptsächlich die Anregungen zur Pflanzenverwendung, von Mattern die intuitive Aufgabenerfassung und deren kreative Umsetzung, von Hammerbacher die Umsetzung der Gedanken in eine Form.
Das Hauptmerkmal des "Bornimer Stils" ist eine "neue Landschaftlichkeit".
"In enger Verbindung mit dem Haus, unter dem Aspekt einer modernen
gesunden Lebensführung in Berührung mit der Natur und einer eigenen
Liebhaberei des Gärtners als Ausübung einer ausgleichenden, praktischen und
schöpferischen Tätigkeit, in der den eigenen Bedürfnissen, auch in ästhetischer
Hinsicht, gemäß gestalteten Umwelt" (Hammerbacher)
ist der ihm zugrundeliegende Gedanke. Hier ist eine enge Verbindung zur früheren Reformbewegung gut erkennbar.
Die Stilmittel waren:
- Wegführung:
Der "selbst verlaufende Weg" (keine Weglosigkeit, aber auch weg vom
"Brezelweg" des kleinbürgerlichen Landschaftsgartens).
D.h.: In Hausnähe in einem ebenen Gelände geradlinig. Im Gartenbereich
(Naturraum) dem Gelände angepasst, gemäß dem menschlichen
Bewegungsrhythmus.
- Raumbildung durch Bodenbewegung und Pflanzung:
Der Garten wird als ein komplexer Raum verstanden. Er ist eine eigenständige
räumliche Einheit (nicht eine Fortsetzung des häuslichen Grundrisses) und
"umarmt" sozusagen das Haus.
Dies wird erreicht durch eine
- ebenerdige Terrasse,
- eine das Haus umgebende große Rasenfläche (das Gebäude steht möglichst
frei in ihr; auf direkt angrenzende Pflanzungen wird verzichtet).
- Der Rasen wird nach innen leicht abgesenkt und nach außen leicht erhöht
(dadurch optische Erweiterung des Raumes; Hintergrund für die
Spitznamen: Mulden-Herta und Hügel-Hermann).
- Die Pflanzungen unterstreichen die Bodenbewegungen
(z.B. Polsterstauden
in den Mulden, Großstauden auf den Erderhöhungen).
- Die Raumabschlüsse werden den örtlichen Gegebenheiten angepasst.
- "Garten der sieben Jahreszeiten" (der Zentralgedanke der Gartengestaltung im Sinne
Foersters):
Die sieben Jahreszeiten bei ihm sind:
Es handelt sich hier um ein Ideal für ein Blütenjahr, das nur angestrebt werden
kann. Selbst Herta Hammerbacher sagte dazu am Ende ihrer Berufstätigkeit:
"Den Garten der sieben Jahreszeiten zu entwerfen, ob das schon
jemals gelungen ist, weiß ich gar nicht, obwohl ich auch immer daran
gearbeitet habe".
Als persönlicher Versuchsgarten änderte sich Foersters Garten ständig. Immer wieder neu wurden eigene Züchtungen, Kombinationsmöglichkeiten und Neueinführungen überprüft. So liegen seinem berühmten Senkgarten verschiedene Planungskonzepte zugrunde:
- Foerster / Lange:
Konzept der Grundstruktur,
- Hermann Mattern:
Konzept der 30er Jahre,
- Hermann Göritz:
Konzept der 60er Jahre.
(seit 1982 steht dieser Gartenteil unter Denkmalschutz).
Als bester "Interpret" Foersters gilt nach Hammerbacher
Berthold Körting (? - 1930):
Seine Vorliebe galt den Schönheiten der Einzelpflanze, die er zwar in
Pflanzengemeinschaften verwendete, sich dabei aber nicht an
pflanzensoziologischen Kriterien sondern an ästhetischen orientierte (z.B.
einer Kombination von Dünengräsern mit Steppenpflanzen). Sein
Steingarten von Julius Springer beeinflusste nicht nur Herta
Hammerbacher sondern auch Hermann Mattern (z.B. in dessen
kubistischen Mauerkonstruktionen).
Mit dem Gewinnen des 1. Preises für die Reichsgartenschau in Stuttgart (1939) errang der "Bornimer Stil" seine erste bedeutende Anerkennung, die international stark beachtet wurde. Nach dem Krieg gestalteten Mattern und Kühn einige Gartenschauen in diesem Sinne und vertrat die Zeitschrift "Pflanze und Garten" (1950 - 1969) seine Gedanken. Doch kündeten deren Einstellung und der erschwerte Erhalt der Foersterschen Schriften auch die Niederlage dieses Stils an. Seinen indirekten Einfluss strahlt er aber noch heute über Richard Hansen, der zum Bornimer Kreis gehörte, und seine Einteilung der Stauden nach Lebensbereichen aus. Die Foerstersche Schule bestimmt damit noch bis heute entscheidend das Grundkonzept der deutschen Staudenpflanzung.
Hermann Mattern (1902 - 1971) beeinflusste wie kaum ein anderer die deutsche
Gartengestaltung in der Mitte des 20. Jhs. Von nationalsozialistischen
Berufsvertretern stark angefeindet, sicherte ihn Albert Speer ab (Mattern
plante 1935 seinen Garten) und ließ ihn über Kontakte zu Seifert als
Landschaftsanwalt und während der Kriegszeit zur "Organisation Todt"
als Berater tätig sein. Er war stark sozial engagiert und kunstinteressiert
(einer der Initiatoren der 1. Documenta, Mitglied der Akademie der
Künste Berlin). 1949 Lehrstuhl für Landschaftsbau und Gartenkunst an
der Hochschule für bildende Künste in Kassel, 1961 Direktor eines
entsprechenden Instituts an der TU Berlin.
In jedem seiner frühen Gärten sah Mattern eine größere Staudenpflanzung
vor. Man kann bei ihm allerdings vier Schaffensperioden beobachten:
- Vor dem Krieg:
Stauden werden in großer Vielzahl an Arten und Sorten
besonders an der Terrasse, an Wegen und Sitzplätzen
gepflanzt. Relativ wenig Gehölzarten bilden die
Rahmenpflanzung des Gartenraumes.
In einem Hausgarten verwandte er bis zu 40
verschiedene Staudenarten:
- Die Großen unter ihnen wurden in Gruppen zu
3-6 Pflanzen gesetzt (u.a. Delphinium,
Helenium),
- Die Kleineren zu 5-10 Pflanzen (u.a.: Alyssum,
Geranium, Hypericum; verteilt auf verschie-
dene Standorte je nach Sonne, Halbschatten,
Schatten),
- Dabei setzten sich die Leitstauden aus Gruppen
mit 2-3 harmonisierenden Farbtönen zusammen
(z.B. hell- und dunkelblaue Rittersporne,
jeweils an mehreren Plätzen des Beetes),
- Die bevorzugten Farben waren blau, gelb und
weiß, bereichert um einige rote Tupfer.
- 1950er Jahre:
Die verwendeten Stauden nehmen flächen- und
artenmäßig ab. Die Rolle der Leitstauden übernehmen
jetzt oft Polyantharosen, die flächendeckend mit
Polsterstauden und Gräsern unterpflanzt werden. Seine
Planungen werden mit Hilfe gartengestalterischer
Mittel "graphischer", versuchen Garten-Bilder zu
schaffen.
- Nach 1960:
Die Stauden werden zunehmend von Gehölzen
verdrängt. Der Pflegeaufwand für die Gärten wird
verstärkt beachtet. Es ist die Zeit der Bodendecker. Er
pflanzt bevorzugt Immergrüne: besonders Pachysandra
und Gaultheria.
- Nach 1965:
Seine "reifen" Altersgärten sind einfach gestaltet, gut
nutzbar und in ihrer Gesamtwirkung eindrucksvoll. Die
Pflanzflächen erscheinen weich und fließend.
Er selber sagte über die Gartengestaltung (1960):
"Der Garten ist zwar an die verschiedenen Gegebenheiten - an den Ort,
an den Boden, an das Klima - gebundener, doch freier Beitrag zur
künstlerischen Aussage unserer Zeit. In seiner fein differenzierten
Wandlungs- und Aufnahmefähigkeit scheint mir der Garten durchaus
geeignet, die Künste, die Handwerke und die Techniken in allen
Schichten des Lebens - nicht zu beherrschen, sondern verbindend zu
durchdringen".
Nach dem Krieg entstand in Westdeutschland eine Art übergepflegter Wohngarten; Terrasse, steriler Rasen, dekorative Pflanzung, Gehölzeinfassung. Wenn es hoch kam, wurden diese noch um eine kleine Wasseranlage und ein Sonderbeet (zunächst Stauden, später Rosen) ergänzt. In jedem Garten gab es Bodendecker (u.a. Cotoneaster). Die Vorherrschaft der Hannoverschen Schule begann sich abzuzeichnen. Das Staudensortiment wuchs trotzdem. Es war wahrscheinlich in Deutschland vorher nie so groß gewesen. Selbst in England stieß man immer wieder auf deutsche Züchtungen. Sie standen dort oft sogar mit ihrem deutschen Namen.
In einer Übersicht stellt sich die Entwicklung der Staudenverwendung nach dem 1. Weltkrieg so dar:
- 20er u. 30er Jahre:
Mischpflanzungen aus niedrigen und gleichhohen Stauden
in Form- und Farbkontrasten (die zeitgleich blühen). Nach
Foerster: "Prinzip der optischen Auflockerng".
- 40er u. 50er Jahre:
Leitstauden in Sorten; Verlängerung des Blütezeitraums
durch die Verwendung ihrer verschiedenen Blütezeiten (so
besonders bei Hermann Göritz und Gustav Lüttge).
- 50er u. 60er Jahre:
Versuch kleine Flächen größer erscheinen zu lassen.
Gesamtflächen in klaren, kontrastreichen, farblichen
Teilflächen (so z.B. bei Karl Plomin).
- 60er u. 79er Jahre:
Abkehr vom Foersterschen Pflanzideal, u.a. von seinen
starken Farbkontrasten. Stärkere Orientierung an
funktionalen Vorgaben. Verwendung gleichmäßiger
Texturen als Hintergrund. Die Pflanze wird verstärkt als
Strukturgeber gesehen.
Einen großen Einfluss auf die Nachkriegsgestaltung von Gärten hatten international (nicht in Deutschland, seine Gärten widersprachen zu stark dem funktionalistischen Stil der Hannoverschen Schule)
Roberto Burle Marx (1909 - 1994, Brasilianer, Studium in Deutschland; ausgebildeter Maler;
ob sein Vater ein Vetter des Vaters von Karl Marx war, ist ungeklärt;
evtl. ein Sohn von Jacob oder Hirsch Marx): Er lehnte jede Symmetrie
und Rechtwinkligkeit ab und schuf großzügige gekurvte Perspektiven.
Seine Anlagen waren auf die Bodenfläche übertragene moderne
Gemälde, bestehend aus geschwungenen Linien und abstrakten
Farbinseln. Als Kontrast zu seinen Steinpflasterungen und Wasserflächen
setzte er üppige tropische Pflanzungen (die er sich in den heimischen
Urwäldern zusammensuchte und in seiner Gärtnerei vermehrte. Seine
Gärten waren mit der umgebenden Landschaft sich vereinende Gesamtkunstwerke.
Kennzeichnend für seine Gärten sind:
- die Verbindung von nichtgestalteter Natur mit Design,
- der (graphische) Einsatz großer Pflanzenmassen einer Art,
- der Einsatz von (ungeschnittenen) Rasenflächen als Kontrast zu
Wasserflächen,
- die Verwendung von Gehölzen wie Skulpturen.
Marx wurde in seinem Denken und in seiner Pflanzenverwendung stark
von Lange und Foerster beeinflusst.
"Ein Garten ist das Ergebnis eines Arrangements natürlicher Materialien
gemäß den Gesetzen der Ästhetik; darin verwoben sind die Lebenseinstellung des Künstlers, seine Erfahrungen, seine Stimmungen, seine
Bemühungen, seine Fehler und Erfolge". (Marx)
Nach dem Niedergang des Bornimer Gartenstils bestimmte der Funktionalismus der Hannoverschen Schule weitgehend die deutsche Gartengestaltung. Doch erst die Studentendemonstrationen 1968 und die Ölkrise 1973 führten in breiten Bevölkerungskreisen zu einer Bewusstseinsänderung (siehe Bd. I, S. 158, Kapitel 56 "Der Naturgarten"). Der Gedanke eines "Zurück zur Natur" wurde wieder wie zu Beginn der Reformbewegung reflektiert. Extreme wurden laut. An die Stelle des Hannoverschen Funktionalismus trat jetzt eine Vorherrschaft des "Öko-Funktionalismus", des Dogmatismus der Kasseler Schule und des Naturgartenideals. Danach sollten eine künstlerische, ästhetische Gestaltung mit Pflanzen und die Verwendung nichtheimischer Pflanzen nicht mehr möglich sein.
Diese Kasseler Schule ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Sie baute auf einer Theorie von Karl-Heinrich Hülbusch und seinen Mitarbeitern an der Gesamthochschule Kassel auf und betraf die Landschafts- und Freiraumplanung. Ihre drei Ansätze waren ein
- sozialer:
Dabei griff man u.a. Migges Selbstversorgungs-
gedanken wieder auf.
- vegetationskundlicher:
Hier spielten u.a. die pflanzensoziologischen
Überlegungen von Braun-Blanquet eine Rolle; die
Erforschung ökologischer Artengruppen und die
Vegetationsdynamik, d.h. die Pflanzungsveränderungen in der Zeit.
- hermeneutischer
(geisteswissenschaftliche Vorgehensmethode:
Versuch des "Verstehens" von Zusammenhängen,
besonders in denen das denkende Subjekt selber
steht. Damit anders als die mathematisch-analytische
Vorgehensweise der Naturwissenschaften, denen ein
Teil der 68er alles Negative unserer Kultur zusprach).
Sie untersuchte besonders städtische "Freiräume" mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität der in deren Umfeld lebenden Menschen. Sie diskutierte den "sozialen Garten", Arbeitsgarten und Familiengarten. Es handelte sich dabei weitgehend um einen ökonomisch organisierten Garten im Sinne Migges mit einem Gartensitzplatz. Im Vordergrund ihrer Überlegungen standen die Ansprüche der Menschen, die den Garten nutzten. Wichtig für sie waren die Möglichkeiten des Kinderspiels. Ein Garten sollte zunächst erlebnisreich und pflegearm sein. Man ging zunächst von einem schlüssigen Raumkonzept aus und danach von einem Farbkonzept für den ganzen Garten. Der "Freiraum" Garten wurde unterteilt in
- Eingangsbereich,
- Wohnwege,
- Sitz- und Aufenthaltsbereich,
- Wildnis- und Sukzessionsflächen (ihre standortgemäße, ökologische Entwicklungen).
Für den öffentlichen Bereich kamen noch die Verkehrsflächen hinzu. Übrig geblieben von diesen Ansätzen ist nach einem relativ kurzen Klärungsprozess
- eine allgemeine Stärkung des ökologischen Denkens (dies nicht nur als ein
Ergebnis der Kasseler Schule),
- eine verstärkte Integration von Wildpflanzen, bzw. von Pflanzen mit einem
Wildpflanzencharakter in unsere Gärten, bzw. Staudenanlagen.
- Die Akzeptanz einer gewissen Eigendynamik im Pflanzenbeet (im Gegensatz
zu dem bis dahin statischen, sich nicht verändern dürfenden Entwurf).
Während zuvor alle klassischen Staudenpflanzungen nach Geselligkeitsstufen ständig einer selektiven Pflege bedurften, um das einmal erzielte
ästhetische Bild zu erhalten, wurden sie jetzt durch verwilderungsfähige
Pflanzen und deren Eigendynamik bereichert.
Der einflussreichste Schüler dieser Schule ist vielleicht Dieter Kienast gewesen.
Dieter Kienast (1945 - 1998, Schweizer Landschaftsarchitekt; Promotion in Kassel mit einem
pflanzensoziologischen Thema zur Ruderalflora; Prof. in Rapperswill, in
Karlsruhe (1992-1997) und an der ETH Zürich. In seinen vielen Schriften
über seine Projekte äußerte er sich in einem breiten Rahmen auch zu
theoretischen Fragen der Gartengestaltung. Kienast hatte drei Schaffensabschnitte:
- Zunächst "ökologische" Phase im Sinne der Kasseler Hochschule (u.a.
Inszenierungen von Spontanvegetationen),
- Nach der Rapperswiller Professur radikale Wende (1980) und
Hinwendung zur klassischen Gartenarchitektur. Er sah ab jetzt die Natur
nicht mehr als die alleinige Gestalterin an. Er entwarf jetzt Natur. Erstes
Gestaltungsergebnis nach dieser Wende: Brühlpark in Wettingen (1984).
Jetzt bewusster Formwille von funktionalistischen Räumen in Sinne Ernst
Cramers (oft als Gegenreaktion auf die zeitgleichen organischen landschaftlichen Planungen). Seine Gartenräume wirken minimalistisch leer.
- Spätwerke: Eingehen auf die Natur und ihre Erscheinungen. Durch die
Integration der Spontanvegetation in seine formale Gestaltung, unterwandert er deren strengen Formen und beginnt mit ihnen zu spielen.
Das Verdienst Kienasts ist, dass er wieder ökologische und ästhetische Gesichtspunkte zusammengebracht hat. Unter dem Einfluss der amerikanischen Minimalisten (u.a. Donald Judd) und der Land Art kam er zu einer eigenen architektonischen Sprache. Seine Arbeiten wurden bestimmt von:
- Formbewusstsein und Prozessorientierung,
- dem Dialog zwischen Architektur und Natur,
- Beschränkung auf das Wesentliche,
- Rückkehr zu Traditionen und handwerklichen Fertigkeiten,
- Verweben von Zeit- und Formschichten,
- Herausarbeiten des sinnlichen Erlebnisbereichs (z.B. Duft, Lichtspiel),
- Akzeptanz von Brüchen, Unfertigem, Prozeßhaftem.
Neben zeitlosen Werten bekannte Kienast sich zur Offenheit unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Berühmt wurde sein Satz: "Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage". Er hat zwar selber direkt nichts Wesentliches zur Gestaltung eines Staudenbeetes, aber entscheidend wieder zur Ästhetisierung der heutigen Gartengestaltung beigetragen.
Während in der 1. Hälfte des 20. Jhs. die Mischpflanzung nur ein gestalterisches Nebenthema war, trat sie auf dem Hintergrund pflanzensoziologischer Erkenntnisse in der 2. Hälfte in den Mitelpunkt des Interesses:
- 50er Jahre:
Es wurden nur "Einzelgänger" in die "Flächenbildner"
eingebaut.
- 70er Jahre:
Man begann verstärkt auf die Langlebigkeit der Stauden zu
achten, gepaart mit einer großflächigen Verwendung. Je
nach Erfahrungshintergrund der verschiedenen Gestalter
waren die Pflanzungen sehr individuell und experimentierfreudig.
Günter Schulze (1927 - 1994) pflanzte z.B. seine
aspektbildenden (blickbeherrschenden) Stauden nach dem
Gesichtspunkt, selber ausreichend ausbreitungsstark zu
sein (bzw. in eine robuste Rahmenpflanzung).
- 80er und 90er Jahre:
Im öffentlichen Bereich (die Großbesitzer von Grünflächen) wird der Kostenfaktor immer wichtiger. Er berührt
stark die Pflege der Parkanlagen und damit auch die ihrer
Staudenflächen.
- Heute: Vier Hauptkriterien:
- Beibehaltung der pflanzensoziologischen Orientierung,
- stärkere Berücksichtigung von Pflanzen mit einem
Wildstaudencharakter,
- Zulassung einer kontrollierten Dynamik,
- Suche nach verlässlichen Kombinationen (im
öffentlichen Bereich zunehmend als "Pflanzenmodule",
feststehende Pflanzengruppen).
Die Revolution in der Veränderung unserer heutigen Staudenbeete kam
- neben gewissen Einflüssen aus England (Chatto),
- Anregungen aus Skandinavien (Martinsson),
- den USA (Oehme) aus
- der holländischen Naturgartenbewegung (u.a. speziellen Anregungen
von Oudolf).
Gefördert wurde diese Entwicklung durch Kostensparüberlegungen der kommunalen Grünanlagenbesitzer. Ihr wesentliches Merkmal ist zurzeit die Reduktion ihrer bisherigen Mischpflanzungen auf wenige Charakterpflanzen.
Traditionell hat auch heute noch die Art der englischen Staudenverwendung einen großen Einfluss auf die privaten deutschen Staudenrabatten, obwohl die wichtigsten Anregungen von dort nicht mehr kommen und man auch in England entscheidende Aspekte der deutschen Staudenpflanzung inzwischen übernommen hat. Die vielleicht wichtigste Gestalt für uns ist dort Beth Chatto (geb. 1923). Die geringe Niederschlagsmenge der Region, in der ihr Garten liegt, zwang sie, sich verstärkt mit den natürlichen Standortanforderungen der Pflanzen zu befassen. Sie versuchte, seine Gegebenheiten für ihre Bepflanzungen als Vorteil zu nutzen. Anders als in den bisherigen englischen Gärten, in denen man sich bei der Gestaltung fast ausschließlich an der Blütenfarbe orientierte, berücksichtigte sie jetzt verstärkt auch deren
- Lebensräume,
- Gestalt und Blattwerk.
Ihr Garten (Anlage ab 1960) besitzt ein Sortiment von 2000 Pflanzen. Sie arbeitet in ihm mit
- Akzenten ausdrucksvoller Pflanzen
(Strukturbildner),
- großblättrigen Akzenten zwischen kleineren Pflanzen.
- Sie verwendet unterschiedliche Blattformen neben einander,
- betont stark die Vertikale,
- liebt Durchblicke zwischen Pflanzengruppen
(sie verleihen dem Garten
Tiefe).
- Sie trennt sich von der klassischen Höhenstaffelung nach hinten
(die
Pflanzen sollen von allen Seiten gesehen werden können),
- nutzt die Komplementärkontraste und Dreiklänge und lässt die Farben sich
gegenseitig steigern, indem sie gerne silbergraue "Füllpflanzen"
verwendet.
- Sie rhythmisiert (wiederholt) mit ihren Lieblingsstauden in Sorten
(z.B.
Hosta, Euphorbien).
- Ein- und Zweijährige dienen als Lückenfüller und sorgen für ständige
Veränderungen des Gartenbildes.
(dabei soll alles schlicht, nicht unvermittelt wirken. Sie verwendet Pflanzen
aus der ganzen Welt, bei einer naturhaften Pflanzweise und schafft dabei durch
die Kombination immer neuer Muster und Farben neue, eindrucksvolle
Gartenbilder. Am Anfang ihrer Überlegungen legt sie ein Raumkonzept fest,
dass sie durch ständige Eingriffe in die Pflanzenbilder immer wieder zu
verbessern sucht. In Deutschland folgt ihr gestalterisch zurzeit Peter Janke).
"Gärtnern ist Kunst, Pflanzen aus allen Teilen der gemäßigten Zonen so zu
kombinieren, dass man länger daran Freude hat, als sie beispielweise der kurze
Sommerflor einer Blumenwiese der Schweizer Alpen bietet" (Chatto, 1991).
Eine zunehmende Bedeutung für alle Liebhaber des englischen Farbengartens wird wahrscheinlich in Zukunft Sarah Raven haben (1963 geboren, Cambridge, Studium der Geschichte in Edinburg, Promotion in London, verheiratet mit einem Enkel der Vita Sackville-West, Fernsehmoderatorin und Gartenautorin, u.a. wöchentliche Kolumne im "Daily Telegraph". Stark beeinflusst von Sissinghurst und Great Dixter (Lloyd)). Sie betont den kontraststarken, farbenreichen Garten mit einer starken Bevorzugung der Farbe Rot. Intensiv leuchtende Farben werden "knallhart neben --- andere leuchtende Farben gesetzt". Während bisher kräftige Farben nur in ein eigenes Gartenthema einflossen, werden sie bei ihr ungehemmt gemischt. Ihr Garten stellt einen sinnlichen Traum von Düften und Farben dar, der mit der Üppigkeit der Pflanzenwelt spielt. Eine große Rolle spielen darin Ein- und Zweijährige, die die Lücken, der jeweils abgeblühten Pflanzen schließen. Sie sieht sich als "Blechbläserin" und nicht als "Violinistin", die in ihrem Garten etwas Zartes schaffen will. Ihre Bedeutung liegt in dem Umstand, dass sie sehr gute Anregungen zu einem eigenen Gartenschaffen, gemäß der eigenen Bedürfnisse, gibt (wenn der Gartenbesitzende oft die viele dann anfallende Arbeit nicht scheut).
Die Bedeutung der skandinavischen Gartenarchitektur für unsere Gartengestaltung liegt in dem Umstand, dass sie immer an Pflanzen als ein architektonisches Element festgehalten hat - auch z.B., als bei uns jeder Gehölzschnitt verpönt war. Gehölze dienten dort als
- Raumbildner,
- Flächengliedernde Strukturelemente,
- grüne Skulpturen.
Besonders Carl Theodor Sørensen (1899 - 1979) arbeitet mit abstrakten Heckenmustern, und auch Arne Jacobsen (1902 - 1971, Architekt und Designer) gestaltete seine klar gegliederten Räume mit ihrer Hilfe (im Design orientierte er sich als begeisterter Pflanzenliebhaber dagegen eher an organischen Formen). 1963 hatte Gunnar Martinsson (geb. 1924) in seinem Themengarten auf der IGA in Hamburg mit unterschiedlich hohen Heckenkörpern gearbeitet. Berühmt wurden in letzter Zeit auch die natürlichen Architekturelemente im Parterregarten des Kempinski-Hotels am Münchener Flughafen (von Peter Walker, USA). Obwohl auf fast jeder Gartenschau in irgendeiner Form vertreten, besaßen Formgehölze bei der Bevölkerung lange Zeit einen schlechten Ruf. Heute, mit der verstärkten Rückkehr der Gartengestaltung zur Kunst, ist dies anders geworden. In einem komplexen Garten, der aus mehreren Gestaltungsebenen aufgebaut ist, setzen wir Pflanzen sowohl als architektonisches Element, wie auch als organisches, naturnahes und bei den architektonischen, raumbildenden wiederum als frei wachsendes oder geformtes Element ein. Auf diese Weise kam der Formschnitt wieder in die heutige Gartengestaltung. Er wurde wieder zum Rahmen unserer "grünen Räume", schuf wieder abstrakte grüne Muster und nahm gelegentlich Formen surrealistischer Fantasie an. Formgehölze waren bereits in der Antike (Plinius) sehr beliebt gewesen und bildeten dann das Grundkonzept der italienischen Gärten in der Renaissance und der französischen im Barock. Ihr Formenkanon ist heute nur rationaler, klarer geworden, als er damals gewesen war (klare Kuben, Pyramiden und Kegel). Als Raumbildner hatte es Hecken in englischen Gärten zwar schon immer gegeben, als moderne Strukturelemente des Gartens im skandinavischen Sinne sind Formgehölze für uns aber neu. Sie stehen so als moderne Kontrastelemente der krautigen Pflanzenebene gegenüber, d.h. besonders den Stauden. Die Gehölze bilden in einem Garten für unsere Wahrnehmung die festen Strukturgeber, die Stauden den schnell sich verändernden Bildinhalt. Besonders gut kann man dies in den Gärten von Piet Oudolf beobachten. Hecken bestimmen bei ihm die Räume und Blickachsen und Formgehölze sind seine dauerhaften Strukturgeber.
Neue wichtige innovative Ansätze kamen aus den USA. Man hatte dort die Gartengestaltung nie als Kunstdisziplin ganz aufgegeben. Man braucht nur an die Gärten von Thomas Church oder Garret Eckbo zu denken. Die für uns wichtigsten Pflanzenimpulse kamen dort z.Z. von
Wolgang Oehme (1930 - --, seit 1957 in den USA; gemeinsames Büro mit James van Sweden,
dessen Stärke die Erfassung von Gartenräumen ist). Oehme studierte in
Deutschland und wurde hier besonders von Foerster, Mien Ruys und dem
Einsatz Alwin Seiferts für einheimische Pflanzen und eine naturnahe
Gestaltung beeinflusst. In den USA griff er deshalb Gedanken von Jens
Jensen (1860 - 1951, Däne, seit 1884 in den USA) auf, der hauptsächlich
mit einheimischen Pflanzen gearbeitet und damit den "Präriestil" entwickelt
hatte. Jensen hatte versucht seine Gärten so zu gestalten, dass sie mit der
umliegenden Natur in Einklang standen. Es ging ihm um natürlich wirkende Gesamtbilder.
Oehme versucht, die Pflanzen in ihrem gesamten Lebensablauf erlebbar zu
machen, d.h. zu allen Jahreszeiten (z.B. auch in ihrer "Schönheit" nach
ihrem Absterben und ihrer Zerstörung durch den Frost). Sein Konzept ist:
- ein ständiger Wechsel von Formen und Strukturen
(= Hauptmotiv;
z.B. rhythmische Miscanthusflächen in bodendeckenden
Pflanzungen, filigrane neben derblaubigen Pflanzen),
- ein großflächiger Einsatz gleicher Staudengruppen
(die im Laufe
des Jahres ihre Farbe und Strukturen wechseln),
- das "Einfassen und Rahmen" durch große Pflanzen,
- das Einbinden des Hauses in den Garten durch Bäume,
- das Mildern der (harten) Konturen durch (überhängende) Gräser,
- im Nahbereich "kunstvollere Kompositionen", weiter entfernt
einfachere Pflanzungen,
- das einzige auffallende Element: Wasser und Skulpturen,
- eine ganzjährige Grundstruktur der Pflanzungen durch Gehölze,
- eine Bevorzugung kräftiger Farben mit guter Fernwirkung, jeweils
konzentriert auf klare, abgegrenzte Flächen, die durch
das Gräsergrün abgemildert werden.
- große Beachtung der Attraktivität der Blütenstände nach der
Blüte.
- "kein Schnickschnack",
- Pflegeleichtigkeit.
Die Gesamtwirkung seiner Gärten wird bestimmt von den Massen der verwendeten Stauden und deren ständigen Wiederholungen (oft als Gräser
oder Großstauden in blockartigen Flächen oder breiten Streifen). Oehmes
Lieblingspflanze ist Pycnantheum muticum (sie riecht nach Minze und
wird von ihm großflächig verwendet).
Den zurzeit größten Einfluss auf die deutsche Staudenverwendung übt vielleicht Holland und dort Oudolf aus. Die dortigen Gartengestalter stehen selber stark unter dem Einfluss der Naturgartenbewegung und von Mien Ruys, der dortigen großen Dame der Gartenarchitektur.
Mien Ruys (1904 - 1999, ihr Vater war ein bedeutender Staudenzüchter, und beide gehörten
zum Freundeskreis von Foerster; zeitweises Studium in Berlin,
Praktikum in England, begann mit dem Anlegen von Versuchsgärten auf
dem elterlichen Besitz. Heute erstrecken sich diese über 2,5 ha und
bestehen aus 25 (Teil-) Gärten. Deren noch immer große Bedeutung liegt
in ihrer Bepflanzung mit Stauden. Bei Mien Ruys unterscheidet man drei
Schaffensperioden:
- bis 1945 Privatgärten mit großen Staudenrabatten,
- danach "schräge" Periode: Gekennzeichnet von schrägen Linien
als Kontrast zu den Gebäuden,
- seit 60er Jahren: Wieder gerade Linienführung, strenge Formschnittblöcke im Kontrast zur Staudenfülle.
Kennzeichnend für sie war
- die Erfassung des Wesens eines Raumes,
- eine einfache funktionsorientierte Einteilung,
- eine standortgemäße Pflanzung,
- gemischte, der Natur nachempfundene Staudenrabatten.
Ihren großen Einfluss auch auf die deutsche Gartengestaltung kann man
daran erkennen, dass die Anregung zur Verwendung von Waschbeton-
platten in den 60er Jahren und der von Bahnschwellen aus ihrem Büro
kam.
Innerhalb der Naturgartenidee gibt es zwei verschiedene Richtungen (beide haben sie mit den Ausgangsgedanken Willy Langes nichts zu tun, denn dieser ging vom Wunsch nach einer künstlerischen Überholung der deutschen Landschaft aus und kritisierte den architektonischen Stil von diesem Ansatz her):
- Biotopschutzorientiert (Schwarz, Witt):
Ziel: Verbesserung der heimischen Artenvielfalt und die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme. Fragen einer künstlerischen Gestaltung
interessieren kaum. Unter der Vorgabe eines naturwissenschaftlichen Vorgehens orientiert man sich an den kulturellen wertorientierten Kriterien "fremd" und "heimisch".
- Naturraumorientiert (Le Roy):
(auch hier wird Wert auf eine Artenvielfalt und ökologische
Funktionalität gelegt. Die Idee ist hier aber verbunden mit einer heftigen
Zivilisationskritik).
Le Roys Gedanken sind in die Stadtökologie eingeflossen und haben so
die zeitgemäßen Voraussetzungen für die Gestaltung städtischer
Naturräume geschaffen. Sie zielen auf deren Besonderheiten in einem
urban-industriellen Rahmen, ihre Anreicherung und ihren Schutz. Sie
verbinden soziale Interessen und die natürliche Dynamik der Natur. In
einer Strömung der holländischen Gartengestaltung spielen die
Überlegungen Le Roys eine große Rolle.
In die eigentliche Gartengestaltung wirkten die Gedanken der Naturgartenbewegung nur abgemildert hinein. In den 60er Jahren setzte das Gefühl eines Rückganges der Natur ein. Entwickelt hat sich daraus heute eine Verbindung von Ökologie und Design, der sogenannte "holländische Stil", "holländische Naturgarten", "Pflanzschule der Koloristen".
Kennzeichnend für ihn/ sie sind:
- das Mosaikprinzip (die Verbindung alter Kulturpflanzen mit Wildpflanzen
und Einjährigen),
- eine stärkere Beachtung von Formen (z.B. Blüten- und Blattformen,
Texturen),
- die Ökologie in der Form von Zwanglosigkeit und Spontanität,
- Staudenrabatten in zarten Farbklängen,
- ein ansprechendes Winterbild.
Seine Hauptvertreter sind Ton ter Linden, Henk Gerritsen, Piet Oudolf und im kommunalen Bereich der "Amstelveen Helmspark südlich von Amsterdam (einer der 16 Beispielgärten aus der Sicht der Karl-Foerster-Stiftung).
Ton ter Linden (Maler und Gärtner): Pflanzen stehen einzeln, wie zufällig gestreut, nicht
gruppenweise. Das Ergebnis ist ein "wiesenhaftes" Bild.
(ein Schaubeet befindet sich im Garten der Fachhochschule Osnabrück).
Henk Gerritsen (1948 - 2008, Vorbild: Mien Ruys, Schöpfer von "Priona" (35 km nord-
östlich von Zwolle): Er geht noch stärker von den natürlichen Pflanzengesellschaften aus als Oudolf. Betont eine üppige Vegetation gegenüber
einem strengen, linearen Grundkonzept. Berühmt für seine naturhaft
gepflanzten Rabatten ("Schuf eine geträumte Natur"). Seinen Garten
kennzeichnen:
- standortgerechte Pflanzenauswahl,
- verschiedene Pflanzenarten in jedem Gartenraum,
- ein "Prinzip des Unlogischen" (in jedem Gartenraum wird
"Unpassendes" zur übrigen Pflanzung gesetzt),
- Kontraste zwischen natürlichen und künstlichen Elementen (z.B.
Wildpflanzen zu geschnittenen Hecken oder Beetstauden),
- nach einer Anfangspflanzung eine große Dynamik in den
Pflanzbeeten.
- Es wird nur bei einer unbedingten Notwendigkeit eingegriffen.
- Farben, Strukturen, Rhythmen interessieren kaum.
Piet Oudolf (geb. 1944) gilt als der Hauptvertreter des niederländischen Stils. Von seiner
Ausbildung her eigentlich Architekt, wurde die Pflanze zu seinem zentralen
Gestaltungselement (bis zu dessem Tode in enger Zusammenarbeit mit dem
Staudengärtner Ernst Pagel). Er kombiniert eine strenge Linienführung mit
üppigen Staudenbeeten. Dabei bevorzugt er Pflanzen mit einem Wildcharakter
(oft lockerem Wuchs und relativ kleinen Blüten). Kennzeichnend für seine
Pflanzungen sind
- ein formales Grundmuster aus Hecken, Wegen und Beeten,
- ein dauerhaftes Konzept von Gerüst- und Strukturbildnern
(dazu: Füllpflanzen und Einjährige als geplantes, dynamisches
Element),
- gedämpfte ("erdige") Farben in Ton-in-Ton-Abstufungen (bei
gegensätzlichen Blütenformen),
- Pflanzenschleier (zum Hindurchsehen) im Vordergrund und
kompakte Pflanzgruppen als Hintergrund,
- besondere Beachtung der Staudenstrukturen.
- Eingehen auf die Veränderungen im Jahresverlauf (die Zeit wird
dadurch zu einer eigenen gärtnerischen Dimension).
- Besondere Beachtung des Winteraspekts.
Berühmt sein "Blauer Fluss" aus verschiedenen Salvia nemorosa-Sorten in
Enköping (Schweden). In Deutschland befindet sich ein größeres Beet seit
2009 in Bad Driburg. Oudolf schafft Naturbilder, ohne die Natur zu kopieren.
Er vereint eine große Pflanzenkenntnis mit künstlerischen Visionen.
Am Anfang des "Neuen deutschen Stils" in der Staudenverwendung steht Rosemarie Weiße, eine Schülerin von
Richard Hansen (1912 - 2001, Gehilfenjahre bei Foerster, Assistent bei Tüxen, Leiter des
"Sichtungsgartens Weihenstephan". Federführend im Bereich der Stauden-
sichtung und -verwendung). Auf ihn geht die deutsche Einteilung der Stauden
nach Lebensbereiche zurück.
Rosemarie Weiße (1928 - 2002; so Name in ihren Plänen; nicht anglisiert "Weisse" oder
Rosemary) ist in Deutschland relativ unbekannt, international gilt sie
dagegen als die Schöpferin des "Neuen deutschen Stils" und ist als solche
weltberühmt. Ihre große Gartenschöpfung war die Staudenpflanzung der IGA
München 83 (Westpark), in der sie die richtige Verwendung von Stauden in
ihren Lebensbereichen zeigte. Eine der damaligen Leitideen war, besonders
die Ästhetik der Pflanzen zu zeigen. Ihre damaligen Pflanzungen gelten als
Vorreiter unserer heutigen Pflanzungen. Sie
- ging nicht mehr von der traditionellen Bodenverbesserung aus.
- magerte den gedüngten Boden aus,
- pflanzte in Bändern ("Matrixpflanzung", nicht mehr in
Gruppen),
- schuf Pflanzengemeinschaften für eine unterschiedliche Bodenfeuchte (z.B. "Prärie-" und "Steppenpflanzung"),
- hatte ein Gespür dafür, welche Pflanzen zu welchem Boden
passten.
Besonders beachtet wurden der /die
- Sonnenstaudenbereich mit den Pflanzenschwerpunkten Iris und
Hemerocallis,
- Prachtstaudenbeete für Rittersporn, Paeonien, Phlox und
Astern,
- Felssteppenpflanzung (für den Lebensbereich "Steinlage"),
- Steppenheide-Pflanzung mit Miscanthus, Stipa, Pennisetum und
vielen Stauden.
Sie beachtete dabei
- unterschiedliche Laub- und Blütenfarben,
- unterschiedliche Höhen und Wuchsformen,
- jahreszeitlich wechselnde Bilder.
In ihren Pflanzungen vereinigte sie die standortgerechten Bedürfnisse der
Pflanzen mit hohen ästhetischen Ansprüchen.
Kennzeichnend für ihre Pflanzungen waren:
In Deutschland wurde wahrscheinlich ihre Steppenpflanzung am meisten beachtet. Man verband diese mit Pflanzungen Oehmes und Oudolfs und versuchte deren Vorteile in erfolgssicheren Mischpflanzenmodulen besonders für den kommunalen Bereich anzubieten.
Deren Vorteile sollen sein:
- ein (relativ) geringerer Kostenaufwand (weil geringerer Pflegeaufwand),
- ein besseres Eingehen auf unsere relativ feuchten und nährstoffreichen
Bodenbedingungen mit ihren relativ wenigen Pflanzengemeinschaften. (sie
entsprechen weitgehend denen der nordamerikanischen Langgrasprärien,
deren Pflanzen mit unseren konkurrieren können und eine große
biologische Vielfalt besitzen. Da sie ein längeres vegetatives Wachstum
benötigen, blühen sie erst relativ spät, und es kann ihnen eine attraktive
Frühjahrsblüte vorgestellt werden. Ihre Stängel sind relativ stabil und ihre
Samenstände auch noch im Winter schön).
- eine Berücksichtigung der geringen Pflanzenkenntnisse des Personals,
- ihre verstärkte Berücksichtigung von Pflanzen mit Wildcharakter.
Diese Pflanzsysteme sind für unsere heutigen Hausgärten wenig geeignet, da sie für ihre Wirkung oft große Flächen benötigen. Eher vorbildlich für sie sind die Staudenpflanzungen von Heiner Luz oder Christine Orel - die einen kraftvoll akzentuiert, die andere mit harmonischen Rhythmen arbeitend.
Heiner Luz (1959 - --, Landschaftsarchitekt, zuvor ausgebildeter Staudengärtner, schuf u.a.
die Staudenpflanzungen für die IGA 1993 in Stuttgart, u.a. mit ihren schönen
bachbegleitenden Baldrianpflanzungen, und die der Bundesgartenschau
München 2005): Er entwickelte ein "Prinzip der Aspektbildner". Dafür
bepflanzte er die zusammenhängenden Standorte nur mit einer einzigen
Pflanzengesellschaft, in der dann nur wenige Aspektbildner dominieren.
Dadurch erhalten diese ihre Prägnanz. Bei den Beet- und Prachtstauden lässt er
jeweils nur 2 - 3 Arten in seinen Frühjahrs, Sommer- und Herbstpflanzungen
dominieren. Entscheidend für sie ist die Kombination ihrer Farben. Ansonsten
bevorzugt er Wildstauden und Pflanzen mit Wildstaudencharakter. Auch deren
Blüte wird nur von 2 - 3 Arten beherrscht. Ihre Vegetationsbilder bestehen
dann zu 70 - 75 % aus einem gerüstbildenden Aspekt und zu 30 % aus Begleitpflanzen, die sie im Laufe der Zeit dynamisch verändern können.
Christine Orel (geb. 1965, Landschaftsarchitektin und Fachjournalistin): gestaltete die
Staudenpflanzungen u.a. von 2 internationalen Gartenschauen (IGAs), 3
Bundesgartenschauen (Bugas) und vielen Landesgartenschauen. Sie ging dabei
von dem jeweiligen Ort aus und gestaltete dafür verdichtete, vielschichtige
Pflanzenbilder. Mit der "Sprache" der Pflanzen schuf sie Rhythmen und
Räume, harmonische Kombinationen in Form und Farbe. Ihre Pflanzenbilder
sind weich, lyrisch und wecken Assoziationen. Sie sind harmonisch, nie laut.
Kennzeichnend für die aktuelle deutsche Staudenpflanzung scheint zu sein:
- eine verstärkte Hinwendung zur heimischen Vegetation (durchsetzt mit
standortgemäßen Fremdpflanzen),
- eine verstärkte Hinwendung zu Wildstauden und Pflanzen mit einem
Wildstaudencharakter (als Ausdruck einer größeren "Natürlichkeit"),
- eine Abkehr von knalligen Farben und Hinwendung zu subtilen Farbtönen,
- eine zunehmende Bedeutung der Struktur und Textur (weil die Blütenfarbe
nur von kurzer Dauer ist; oft nur wenige Tage am "Tag der offenen
Gartentür"),
- ein zunehmender Einsatz von Gräsern als Strukturbildner,
- eine Arbeit mit einem pflanzlichen Grundgerüst und einer dynamischen
Ergänzungspflanzung,
- eine zunehmende Akzeptanz abgestorbener Pflanzenteile im Winter,
- das Anstreben einer möglichst großen Pflegeleichtigkeit,
- ein neues Sehen der Pflanze in ihrem ganzen Vegetationsverlauf von ihrem
Austrieb bis zu dem Absterben ihrer oberirdischen Teile.
In den letzten Jahren ist die Gartenbegeisterung der Menschen in Deutschland sprunghaft gestiegen. Einen großen Anteil daran hatte die geschäftstüchtige Viktoria von dem Bussche, die, nachdem ihre Kinder das Haus verlassen hatten, auf ihrem Gut "Ippenburg" Gartenfestivals veranstaltete (angeregt von englischen "Gartenfestivals" und französischen und holländischen Impulsen). Zunächst (1998) mit 32 Ausstellern und 10.000 Besuchern. Im Folgejahr waren es bereits 70 Aussteller und 20.000 Besucher. Zur Expo (2000) realisierte sie dann in Anlehnung an die Chelsea Flower Show sechs Ausstellungsgärten. Danach stieg die Besucherzahl von Jahr zu Jahr. Überall in Deutschland entstanden nun eine Vielzahl von Konkurrenzunternehmen. Im Jahr 2010 gelang es ihr auf ihrem Schloss die niedersächsische Landesgartenschau mit der größten Zahl (ca. 60) bisher in Deutschland gezeigten Sondergärten zu zeigen, auf der sie 500.000 Besucher erwartete. Besonders bedeutsam mit der Entstehung der vielen inzwischen stattfindenden "Gartenfestivals" ist die parallel dazu entstandene vermehrte Vielfalt der Gartenmagazine. Beides, die Gartenfestivals und die Gartenmagazine, sind dabei, in Deutschland ein neues Gartenklima zu schaffen, wie es die vielen bisherigen Gartenschauen nie erreicht haben.
Gestalten mit Stauden
Gartengestaltung ist eine Form des Komponierens, des Malens in einem Außenraum mit der besonderen Hilfe von Naturelementen, besonders den Pflanzen. Sie sind es, die dann mit der Kulturbindung des Gartens, d.h. seinen Architekturen, vermitteln und die Grundlage für seinen Dialog mit der Natur schaffen. Deren wichtigstes Merkmal ist deren ständige Veränderung in ihren Farben, Strukturen und Texturen, ihren Größen und Wuchsformen. Sie sind seine aus der Natur entliehenen spezifischen Kompositionsebenen mit denen einem Ort sein besonderes Gesicht gegeben wird (im Idealfall dessen Besonderheiten herausgearbeitet werden) und bei denen sich die Schwierigkeiten in ihrer Zuordnung sich aus ihrem räumlichen und zeitlichen Zusammenspiel ergeben.
"Heute steht nicht mehr das klassische Staudenbeet im Vordergrund, sondern
die komponierten Gartenbilder bilden räumliche Strukturen, sind Kontraste zum
Gebrauchten oder senken ganz einfach die Pflegekosten" (Höfer, 2003).
Der Vorteil von Stauden gegenüber Gehölzen ist der Umstand, dass sie kurzlebiger sind und deshalb ihren Lebenshöhepunkt schon nach wenigen Jahren (oft nur 2 - 3) erreichen. Sie erlauben deshalb auch schnellere Gartenveränderungen, bzw. Anpassungen an neue Lebensabläufe. Auch haben sie im Jahresverlauf einen anderen Lebensrhythmus, andere jahreszeitliche Höhepunkte. Andererseits verlangen die meisten von ihnen eine von Gehölzen bestimmte Umgebung und geben einem Garten wie diese eine Qualität der Beständigkeit.
Mit dem Reformgarten wurden die Stauden zum wichtigsten pflanzlichen Gestaltungselement unserer Gärten. Ihre Vorteile sind: Mit ihrem Kommen, Gedeihen und Vergehen erlebt man den Jahresablauf intensiver. Ihre Farben und Gestalten sind vielfältige Gestaltungsmittel. Ihre Nachteile sind die Notwendigkeit der Beachtung der unterschiedlichen Blütezeiten und ihre anfänglich höheren Kosten. Staudenpflanzungen sind keine Summe eines Nebeneinanders sondern das Bild eines Miteinanders. Mit ihrer Hilfe brechen wir die harten Linien einer Architektur auf hin zu deren phylogenetischer Verträglichkeit. Eine Existenz allein in einer ausschließlichen Kulturwelt dürfte auf die Dauer wahrscheinlich das biologische Wesen Mensch krank machen.
Besonders mit Hilfe von Stauden kann ein Garten eine besondere persönliche Note bekommen. Keine andere Pflanzengruppe besitzt eine solche Vielfalt, um mit ihr jede denkbare Stimmung erzeugen zu können, sei es die der Unterstreichung einer rationalen, romantischen oder spirituellen Atmosphäre. Über einen Garten äußert sich auch immer die Psyche seines Besitzers, und seine Stauden sind dabei die entscheidenden Struktur- und Farbklänge ihrer Schwingungen.
Der Umgang mit Pflanzen hat sich seit dem Beginn des 20. Jhs. stark verändert. Während den Foersterschen Garten noch stark die Farbkontraste prägten, sind es heute zunehmend seine dauerhaften Strukturgeber und zeitlich noch in den Herbst und Winter hineinführenden ästhetischen Bilder geworden (z.B. Samenstände, Winterfarben). Die Tendenz führt zu einem zunehmend "natürlichen" Stil, der sich nicht allein auf die Verwendung heimischer Pflanzen beschränkt und sie in ein modernes Raumverständnis einbringt, d.h. in eine neue zeitgemäße architektonische Linienführung und in Elemente aus dem heutigen Kunstschaffen (z.B. der Land-Art).
Foerster ließ mit seinen Pflanzen noch Gartengemälde schaffen, wie sie die Gemälde von Marc oder Macke darstellen. Ihre ästhetischen Hauptelemente waren die Farbkontraste. Wichtig war ihm dabei das "Durchblühen" der Pflanzen, d.h. deren möglichst ganzjährige Blüte. Über die Pflanzen sollte der Garten ein Ort des Kennenlernens der Natur werden. Sein "Schüler" Oehme geht von einem völlig anderen ästhetischen Naturbild aus. Er sieht den Garten und alle Jahreszeiten als eine Einheit, in der er ein natürliches Gleichgewicht zwischen den Pflanzen herzustellen versucht. Er will unseren ästhetischen Blick wieder verstärkt zur Natur zurückführen und dabei wieder verstärkt deren "Kommen und Vergehen" berücksichtigen. Oudolf, der über Pagel in einer geistigen Beziehung zu Foerster steht - ein Ausdruck davon ist seine Liebe zu Gräsern -, geht verstärkt vom strukturellen Aufbau der Pflanzen aus. Dabei sind für ihn die Wildpflanzen besonders wichtig, weil bei diesen zwischen Blüten und Blättern noch ausgewogene Größenverhältnisse bestehen und auch die möglichen Farbkombinationen kaum unharmonisch sind. Anders als bei Foerster ist für ihn die Blüte weniger wichtig, da sie nur von kurzer Dauer ist.
Zurzeit besteht die Mode, Stauden mit einem Wildcharakter mit Zuchtstauden zu vergesellschaften. Besonders beliebt dabei sind u.a. viele Gräser, Wiesenknöpfe und Mädesüß (Wiesenknöpfe in verschiedenen Arten und Sorten, in verschiedenen Höhen und Farben: weiß, rosa, rot. Am liebsten z.Z. Sanguisorba tenuifolia var. alba: weiß, übermannsgroß, auffällige Solitärstaude des Frühsommers).
Die neue Ästhetik fordert eine gewisse Naturhaftigkeit und Ungezwungenheit und orientiert sich dabei an Vegetationsbildern aus der Natur. Dabei arbeitet sie mit relativ wenig Pflanzenarten, verlegt ihre Kontrastbemühungen von der Blüte zu denen der Pflanzenstrukturen und Blattformen und strebt, bezogen auf die Staudenbeete der Vergangenheit, einen möglichst geringen Pflegeaufwand an. Kennzeichnend für die deutsche Staudenverwendung ist weiterhin das Ausgehen von Leit-, Begleit- und Füllarten, unter Berücksichtigung ihrer pflanzensoziologischen Bezüge. In Bezug auf eine mögliche Dynamik in den Pflanzungen spielt dabei deren Konkurrenz- und Verdrängungsverhalten eine wichtige Rolle.
Die Pflege dieser Beete zielt auf eine naturnahe Wirkung (im öffentlichen Bereich soll sie aus Kostengründen möglichst mechanisch erfolgen). Eine gewisse Dynamik in ihnen (Veränderung des Pflanzenbildes) wird dabei akzeptiert. Die neue Ästhetik führt weg von der üppigen Zuchtblüte der Prachtstauden mit ihren knalligen Farben hin zu subtilen Farbharmonien. Während bei Foerster noch die reinen Zwei- und Dreifarbklänge dominierten, sind es heute, abgestuft auf die Jahreszeiten, großzügige Farbkompositionen in warmen und kalten Farbklängen, z.B. gelb und orange oder violett und blau. Zusätzlich werden andere ästhetische Kriterien verstärkt beachtet wie das Erscheinungsbild, während der ganzen Vegetationszeit, die Formen der Blütenstände (Oudolf) und das vegetable Pflanzenbild, z.B. seine Strukturaussagen in der Winterzeit.
Die Qualität eines Gartens hängt zunächst von seiner Raumaufteilung ab (dies gilt besonders für kleine Gärten). Danach kommt die Zuordnung seiner Elemente. Ein häufiger Fehler bei der Anlage von Staudenbeeten ist die Missachtung ihrer Tiefengestaltung, bzw. Tiefenwirkung. Man erreicht sie durch die bewusste Verteilung der Leit- und Begleitpflanzen, deren konsequente Beschränkung und ihre großzügige Verwendung. Schlanke, vertikale Pflanzen erleichtern dabei das Erreichen dieses Zieles.
Klare Linienführungen unterstützen die Wirkung moderner Staudenbeete. Ein Betrachter muss sich dabei auf die dargebotenen Gartenbilder konzentrieren und die angestrebte Aussage erkennen können (die meisten unserer heutigen Staudenbeete besitzen gar keine!). Erst dadurch wird eine Gartengestaltung zur Gartenkunst, erst dadurch erhält sie ihre geistige Dimension. Entscheidend dafür ist eine deutbare Gestaltungssprache. Es ist ein Spiel zwischen geplanter Vorhersehbarkeit und pflanzlicher Spontanität auf dem Hintergrund naturgegebener Vorbilder.
Gärten sind Inszenierungen zur Schaffung phylogenetisch notwendiger Räume in unserer Kultur. Mit der Hilfe von Pflanzenkombinationen für bestimmte Standorte werden tief im Menschen ruhende Bedürfnisse abgedeckt. Die Pflanzenzusammenstellungen werden bestimmt von persönlichen Bedürfnissen, Sehgewohnheiten und Moden. Ihre Auswahl erfolgt dann nach den Klimagegebenheiten des Gartenortes, den Standortansprüchen der Pflanzen, ihrem Aussehen außerhalb der Blütezeit (oft 50 Wochen von 52 innerhalb eines Jahres) und der gewünschten inhaltlichen Aussage. Die meisten Menschen orientieren sich auch heute noch hauptsächlich an der Blütenfarbe. Danach werden deren Ton und Leuchtkraft, die Struktur und Form der Blüten, die Blütezeit und deren Dauer zu entscheidenden Kriterien. Inzwischen sind die Gestalt und Form der Pflanzen für die Gestaltung wichtiger geworden. Statt mit Blütenfarben zu malen, wird mit den Pflanzenformen, bzw. deren Teilen (z.B. der Art der Blütenstände) gearbeitet. Nur wenige Pflanzen blühen über einen längeren Zeitraum. Ihr Lebensziel ist es, Samen zu bilden und nicht dem Menschen einen Gefallen zu tun. Und nur relativ wenige blühen zur gleichen Zeit. Formen dagegen haben eine längerdauernde Qualität. Eine besondere Bedeutung kommt dann allerdings der Laubfarbe zu, da sie entscheidend die Stimmung eines Gartens prägt. Sie lässt sich bis zu einem gewissen Grad zwar auch durch die Pflanzendichte beeinflussen (die Pflanztransparenz), doch ist diese sehr viel schwerer zu planen (Oudolf ist darin ein großer Meister).
Genau genommen beruht die Gestaltung mit Pflanzen auf zwei Vorgehensweisen
- dem Zusammenbringen von Kontrasten und
- der rhythmischen Wiederholung von Einzel- oder Gruppenelementen (z.B.
Leitpflanzen).
Die Kontraste können zu anderen Gestaltungselementen bestehen (z.B. Hintergründen wie Mauern) oder zu Pflanzen, bzw. zu deren Teilen wie der Struktur, Textur oder Farbe des Laubes oder den Blüten, den Rindenstrukturen oder den Wuchsformen. Sie können sich aus dem Gegensatz von geschnittenen und ungeschnittenen Pflanzen ergeben, durch Solitäre und Bodendecker. Die "Melodie" der Komposition, ihr Rhythmus ergibt sich aus der Art ihrer Wiederholungen. Gesichert kann sie nur durch ständige Eingriffe werden, die das einmal anvisierte pflanzliche Bild in seinem Gleichgewicht erhalten.
Die Wirkung einer Pflanzung geht weniger von den in ihr enthaltenen Farben und Formen aus, sondern hauptsächlich von deren Verteilung, ihrer unterschiedliche Dichte auf der Fläche. Ihre Einheit geht oft durch die Vielzahl der verwendeten Pflanzen verloren (dies gilt besonders für Sammlergärten). Deshalb ist immer nur eine bewusst gewählte, begrenzte Zahl der Pflanzenarten anzustreben. Die augenblickliche Beliebtheit der Gräser und Doldenblüher ist teilweise dadurch zu erklären, dass sie sich besonders für eine Rhythmisierung eignen. Die Möglichkeiten in einen Garten Rhythmen zu bringen sind:
- Wiederholungen (der Arten, Formen und Farben),
- Betonungen (durch markante Pflanzen),
- verschiedene Pflanzen mit gemeinsamen Kriterien (z.B. Farben),
- Muster (durch Wiederholungen),
- Selbstaussaat (und nachträglicher Regulierung, z.B. bei Fingerhüten oder
Königskerzen; Wildstauden allgemein).
Der Umfang der verwendeten Pflanzen hängt entscheidend von deren visueller Erfassbarkeit ab. Nur wenige Pflanzenarten lassen eine Pflanzung geschlossener erscheinen. In der Natur ist in der Regel die Artenvielfalt auf der gleichen Fläche größer als in einem Garten. Damit ist dort auch deren ökologischer Nutzen vielfältiger. In einem modernen Garten wird dies bis zu einem gewissen Grade dadurch ausgeglichen, dass man beschnittenen Pflanzen eine Schlüsselposition zukommen lässt und mit diesen und den zu ergänzenden ein Thema herausarbeitet (wichtig dabei: nur Pflanzen mit gleichen Pflegeansprüchen zusammenzustellen).
Wichtig sind auch die Blickziele eines Gartens. Ihre bewusste Festlegung steht in der Regel am Anfang jeder Gartenplanung. Es kann sich dabei um eine einzige Aussicht handeln (z.B. vom Wohnzimmerfenster wie in vielen japanischen Gärten), um Blickziele innerhalb des Gartens oder in die umgebende Landschaft. Solche Blickziele können Sitzplätze sein, bestimmte Pflanzenbilder (sei es von Einzelpflanzen oder malerischen Pflanzengruppen), Wasserflächen oder Kulturobjekte (wie z.B. Skulpturen). Ihre Wirkung wird durch Akzente oder Begrenzungen betont
Gartenneulinge entscheiden sich bei ihrer Pflanzenwahl in der Regel nach der Blüte und bei dieser besonders nach deren Farbe, Größe und Leuchtkraft. Sie orientieren sich dabei nach schönen Hochglanzbildern der Zeitschriften oder Eindrücken aus Gartenbesichtigungen (in denen für die ein oder zwei besichtigungsoffenen Tage oft wochenlang mit großem Aufwand hingearbeitet wurde). Der erfahrene Gärtner dagegen schätzt oft die kleineren Blüten, ihre dezenten Farben und ihre Nähe zu den Wildformen. Er achtet verstärkt auf die Gesamterscheinung der Pflanzen, ihr Laub und ihr Aussehen im Jahresverlauf. Die professionellen Gartengestalter kennen allerdings oft nur wenige Pflanzen. Bis zum 2. Weltkrieg wurde von ihnen nur eine gewisse Gehölzkenntnis verlangt, eine gewisse Staudenkenntnis erst später und pflanzensoziologische Kenntnisse im Bereich der Pflanzenverwendung erst seit den 50er und 60er Jahren. Zurzeit ist die Pflanzenverwendung nur an 3 der 5 deutschen Universitäten Lehrfach, an denen Landschaftsarchitekten ausgebildet werden (nach Kühn, 2008). Heute steht die Staudenverwendung im Vordergrund dieses Lehrbereichs. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Möglichkeiten der Pflanzenverwendung zwar vergrößert, ihre allgemeine Bedeutung für den Berufsstand aber verringert. Die Ökologiebewegung der 70er Jahre hatte ihre Möglichkeiten zunächst stark eingegrenzt. Eine Folge davon ist einerseits die allgemein geringe Pflanzenkenntnis der Gartengestalter, bzw. die fehlende Kenntnis der Möglichkeiten ihrer Verwendung, andererseits die starke Spezialisierung bei der Arbeit mit ihnen. Bei ihrer Planung für die Gartenschauen liest man z.B. nur noch wenige Namen. Die wichtigsten Anwendungsanreger kommen aus dem Ausland (z.B. Oehme, Holländer). Um diesem Umstand etwas zu begegnen, hat die Karl-Foerster-Stiftung einen Peter-Joseph-Lenné-Preis initiiert, der in drei Aufgabenbereichen besondere pflanzliche Gestaltungen prämiert.
Die Pflanzung nach Lebensbereichen
"Die eine Hälfte der Gartengestaltung ist dem Gesetz der Prachtentfaltung ohne
Rücksicht auf das Wildnisleben der Pflanzen unterworfen und schließt sich an
geometrische Umgebungen der Pflanzen an,
während auf der anderen Seite der Wildnischarakter das natürliche Vorkommen
der Pflanzen in der Wildnis an passenden Gartenplätzen nachbildet und sich
hierbei aber auch veredelter und fremdbeheimateter Wildnisgartengestalten
bedient, die in das geschaffene Naturbild hineinpassen" (Foerster, 1982).
Verantwortliche versuchen "mit Hilfe der Pflanzensoziologie Standort und
Umwelt der Pflanzenräume zu erfassen und dem Wesen der Arten, ihren
Ansprüchen und Eigenwerten nachzuspüren, um über eine naturnahe, aber
schöpferische Ordnung zu stabilen, wesensgerechten, reizvollen Pflanzungen zu
kommen" (Hansen, 1987).
Jedes Pflanzenleben ist auf bestimmte Gegebenheiten bezogen. Die Betonung dieser Umwelt wurde im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts zu einem Kennzeichen der deutschen Pflanzenverwendung. Mit der Abkehr der Gartengestaltung von der Kunst, in den Anfängen bereits nach dem ersten Weltkrieg, d.h. von deren sinnlichen Ausdrucksträgern wie Farben, Kontrasten und Harmonien hin zur alleinigen Beschränkung auf die Standortfaktoren, wurden die Voraussetzungen für ihre Verwissenschaftlichung gelegt, d.h. zu einer Wissenschaft biologischer Existenzvoraussetzungen in den landschaftlichen Außenbereichen, d.h. hin zur Ökologie. Während die Anfänge dieses Ansatzes wegen des Fehlens entsprechender Untersuchungen in der Zeit des Funktionalismus noch sehr diffus waren und die Naturgartenbewegung der 70er Jahre zunächst jeden Kunstbezug ablehnte, haben wir seit den 1990er Jahren wieder eine allmähliche Rückbesinnung auf die Ursprünge der Gartengestaltung als emotionale Zeitaussage, d.h. als Kunstdisziplin. Dabei können die inzwischen gemachten wissenschaftlichen Erkenntnisse für sie sehr hilfreich sein.
Für die Entwicklung dieses deutschen Pflanzkonzeptes werden gerne Bezüge in Großbritannien gesucht (z.B. bei Robinson), doch ist dies nicht korrekt. Als ihr Auslöser muss Alexander von Humboldt gesehen werden, der bereits 1807 seine "Ideen zu einer Geographie der Pflanzen" veröffentlicht hatte und damit zum Begründer der Vegetationsgeographie wurde (heute ein Teilbereich der Biogeographie). Er schuf darin Bezüge zwischen den Wachstumsbereichen der Pflanzen und ihrem Aussehen. Dieser Ansatz wurde 30 Jahre später zu einer wissenschaftlichen Disziplin ausgebaut. 1895 (dt. 1896) erschien dann das grundlegende Werk von Johannes Eugenius Bülow Warming (1841 - 1924, Däne) "Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie - Eine Einführung in die Pflanzenvereine". In der Folgezeit beschäftigte sich Alfred Hettner (1859 - 1941) stark mit vegetationsgeographischen Fragen (in seiner vergleichenden Länderkunde leitete er allerdings auch die Charaktereigenschaften der Menschen von deren Umweltgegebenheiten ab). Daneben bestanden die Heimat- und Naturschutzbewegungen, oft in Personalunion vereint, die "deutsche Kultur" mit der "deutschen Natur" in Verbindung brachten und einen "völkischen Heimatschutz" proklamierten. Auch sie gehen in den Anfängen stark auf Alexander von Humboldt und dessen Werk "Kosmos" (1845/62) zurück. Er hatte die deutschen Naturschutzgedanken stark beeinflusst, u.a. den Begriff des "Naturdenkmals" geschaffen. Zum Bereich der Vegetationsgeographie gehören als Sonderbereiche auch die Arealkunde (geographische Verbreitungsgebiete), für die sich die Pflanzen als Forschungsgebiet besonders eigneten (Florenanalyse), da sie sich wegen ihrer beschränkten Mobilität, gut erfassen ließen.
Während sich die Arealkunde (Florenkunde) mit den Verbreitungsgebieten von Pflanzen und Pflanzengesellschaften beschäftigt, untersucht die Pflanzenökologie deren Standortfaktoren. Aufgrund ihrer Lebensansprüche und ihrer Konkurrenzstärke bilden sich unter den Pflanzen typische Gemeinschaften heraus, die sich durch besondere Artzusammensetzungen auszeichnen (die Lehre von den Pflanzengesellschaften ist die Pflanzensoziologie). Ausgehend von Alexander von Humboldt wurde dieser Wissenschaftszweig zu Beginn des 20. Jhs. als Disziplin ausgebaut und von Josias Braun-Blanquet zu einem methodischen Forschungsgebiet weiterentwickelt.
Josias Braun-Blanquet (1884 - 1980, Schweizer): Beeinflusste entscheidend die mittel-
europäische Vegetationskunde. Sein Buch "Pflanzensoziologie -
Grundzüge der Vegetationskunde" (1928) wurde zum Standardwerk
der Pflanzensoziologie. Bereits 1923 hatte W. Schoenichen, Leiter der
staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin, einen pflanzen-
soziologischen Lehrgang für ihn mit ca. 100 Interessenten organisiert.
Die wichtigsten Vertreter seiner Wissenschaftsschule in Deutschland
waren (es gibt auch andere: z.B. die Uppsala-Schule von Du Rietz):
Reinhold Tüxen, Heinz Ellenberg und Erich Oberdorfer.
Reinhold Tüxen ((1899 - 1980, studierte u.a. bei Braun-Blanquet):
1927: Gründung einer floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft
in Göttingen,
1930: Erarbeitung einer Vegetationskartierung für die Provinz
Hannover (mit Ellenberg). Ausbau derselben zur
1939: Zentralstelle für Vegetationskartierung des Reiches.
Nach dem Kriege Leiter der "Bundesanstalt für Vegetations-
kartierung" (Vorläufer des "Bundesamtes für Naturschutz).
Heinz Ellenberg (1913 - 1997, u.a. 1932 Hilfsassistent bei Braun-Blanquet): Vor dem Krieg
Mitarbeiter von Reinhold Tüxen, Hochschullehrer, sein besonderes
Arbeitsgebiet: Die "Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen".
Erich Oberdorfer (1905 - 2002): Zunächst Gymnasiallehrer (Biologie und Geographie),
Kartierungsarbeiten, danach Anstellungen im Naturschutz, ab 1958
Direktor der Landessammlungen für Naturschutz in Karlsruhe.
Kontakt zu Tüxen und Braun-Blanquet. Seine "Pflanzensoziologische
Exkursionsflora" (seit 1949 in vielen Auflagen erschienen) gehört zu
den Standardwerken der Pflanzensoziologie.
Die Bedeutung der Pflanzensoziologie wird von den praktischen Gartengestaltern unterschätzt und von den akademisch ausgebildeten Landschaftsarchitekten allein für ihre primär wissenschaftsorientierte Grünplanung genutzt. Das eine Mal beraubt man sich ihrer Naturbezüge und das andere Mal vernachlässigt man ihr künstlerisches Gestaltungspotential. Von der natürlichen Vegetation her kann ein Praktiker sehr gut auf die vorhandenen Standortbedingungen eines Ortes schließen, auf dessen klimatische und bodenkundliche Gegebenheiten (Bodentypen) und seinen Wasserhaushalt. Dabei haben das Vorhandensein, die Häufigkeit und das Fehlen von Arten Hinweisqualitäten. Bei Pflanzengesellschaften unterscheidet man zwischen
- Charakterarten (Kennarten):
Sie sind kennzeichnend für bestimmte
Pflanzengesellschaften.
- Differentialarten (Trennarten):
Sie sind Untereinheiten und können in
verschiedenen Pflanzengesellschaften auftreten.
- Begleiter:
Sie haben keinen pflanzensoziologischen Aussagewert.
Daneben können noch eine Rolle spielen:
- Anzahl der Pflanzen in einer Pflanzengesellschaft (Abundanz),
- Deckungsgrad =
die von einer Art bedeckte Fläche (in %),
- Soziabilität =
Häufigkeit (z.B. einzeln oder in Gruppen wachsend,
Geselligkeit),
- Vitalität =
Lebenskraft (z.B. nur kümmerlich).
Im gewissen Sinne stellt jede Rabatte eine künstliche Pflanzengesellschaft dar. Je mehr die einzelnen Arten dem jeweiligen Standort gerecht werden, mit einander harmonieren, umso größer dürfte deren Lebenskraft und Beständigkeit sein.
Eine besondere Rolle spielen dabei die Zeigerwerte (nach Ellenberg) vieler Pflanzen. Sie sind die Bioindikatoren, die auf bestimmte Lebensbedingungen hinweisen. Die Einstufung zu ihnen, baut auf sechs Kriterien auf (in der Reihenfolge ihrer Nennungen; die Angaben beziehen sich jeweils auf die Konkurrenzsituation in der Natur):
- Lichtzahl (L) =
Messbare Beleuchtungsstärke; Reaktion der Pflanzen
zwischen extremen Licht- und Schattenverhältnissen.
Einteilung von 1 - 9: Gibt die Lichtstärke bei voller
Belaubung an (Mitte Juni - Mitte Oktober).
Tiefschattenpflanzen: Selten mehr als 30% Licht,
z.B. Oxalis,
Halbschattenpflanzen: nur selten volles Licht.
Volllichtpflanzen: Auf voll bestrahlten Flächen.
- Temperaturzahl (M) =
Sie wird von der Nord- und der Höhengrenze
bestimmt.
Einteilung von 1 - 9: z.B.
2 = zwischen Kälte- und Kühlezeiger (viele Alpine),
5 = Mäßigwärmezeiger (z.B. Buche),
9 = extremer Wärmezeiger.
- Kontinentalität K) =
Geht besonders auf die gegebenen Temperatur-
schwankungen ein (u.a. Winterhärte, Früh- und
Spätfröste). Einteilung 1 - 9.
- Feuchtezahl (F) =
Verhalten zur Bodenfeuchtigkeit (z.B. Wechsel-
feuchtigkeitsanzeiger. Viele Pflanzen vertragen
eine gewisse Trockenheit, "lieben" sie aber nicht).
Einteilung 1 - 12 + Wechselfeuchtezeiger.
- Reaktionszahl (R) =
Gibt den Säuregrad im Boden an. In der Natur
pendelt sich bei einem bestimmten Mittelwert eine
jeweils stabile ökologische Artengruppe ein
Einteilung 1 - 9.
- Stickstoffzahl (N) =
Gibt den Stickstoffbedarf an. Einteilung 1 - 9.
Weiter erfasst man die Lebensform und den Bau der Pflanzen:
- Lebensform:
Hier Unterscheidet man 7 Hauptgruppen mit
Unterteilungen. Entscheidend sind die Wuchsfor-
men in bezug auf die Erneuerungsknospen im
Winter.
- Ausdauer der grünen Beblätterung:
z.B ob sommergrün - wintergrün - vorsommer-
grün.
- anatomisch-morphologische Struktur:
Gibt die Baumerkmale bezogen auf den Wasser-
haushalt und den Gaswechsel der Pflanzen an.
Beispiel (nach Ellenberg und Fritz Runge):
Name |
|
Ökolog. Verhalen |
|
Lebensform |
|
Soziolog. Verhalten |
|
|
|
L T K F R N |
|
Leb. B Anat. |
|
Gr. K O V U |
|
---------------------------------------------------------------------------------------------------- |
Digitalis purpurea |
|
7 5 2 5 3 6 |
|
H S m |
|
6. 2 1 1 - |
|
Ökologisches Verhalten:
L7 = Halblichtpflanze, meist bei voller Sonne, aber auch im Schatten,
T5 = Mäßigwärmezeiger,
K2 = ozeanisch, Schwergewicht im Westen,
F5 = Frischezeiger, meist auf mittelfeuchten Böden,
R3 = Säurezeiger, meist auf sauren Böden, aber bis neutraler Bereich,
N6 = mäßig stickstoffreich bis stickstoffreich.
Lebensform:
H = Hemikryptophyt, Überwinterungsform nahe der Erdoberfläche.
S = sommergrün,
m = mesomorph (zwischen zart gebaut und dicker Blattoberhaut stehend).
Soziologisches Verhalten:
Gr6 = waldnahe Staudenfluren,
K2 = Waldlichtfluren und Gebüsche,
01 = Ordnung 6.21 Waldweidenröschen - Kahlschlaggesellschaften
(Epilobietea angustifolii),
V1 = Verband 6.211 Fingerhut-Kahlschlaggesellschaften
(Epilobio angustifolii - Digitalietum purpureae),
Charakterpflanzen: Roter Fingerhut, Waldgreiskraut,
Waldweidenröschen, Himbeere.
Begleiter: Drahtschmiele, Rotes Straußgras,
Eberesche, Haarmützenmoos
(zusätzlich viele Relikte aus
anderen Waldgesellschaften).
Man unterscheidet in Mitteleuropa 45 Vegetationsklassen, die sich in 8 Gruppen unterteilen lassen. Diese Gruppen sind:
- Süßwasser- und Moor-Vegetation,
- Salzwasser- und Meerstrand-Vegetation,
- Krautige Vegetation oft gestörter Plätze,
- Steinfluren und alpine Rasen,
- Anthropo-zoogene Heiden und Wiesen,
- Waldnahe Staudenfluren und Gebüsche,
- Nadelwälder und verwandte Gesellschaften,
- Laubwälder und verwandte Gesellschaften.
Zum Schluss wird noch das soziologische Verhalten der Pflanzen berücksichtigt. In einer fünfstelligen Zahl werden dabei Gruppe (Gr), Klassen- (K), Ordnungs- (O), Verbandscharakter (V) und Charakterart des Unterverbandes (U) angegeben. (eine Klasse besteht aus mehreren Verbänden und ein Verband aus mehreren Assoziationen (gelegentlich gibt es nur eine Assoziation)).
Zur Geschichte der Staudensichtung:
- Nach dem 1. Weltkrieg erste Forderung nach einer Sichtung der bestehen-
den Staudensortimente (besonders durch Foerster, der dafür auch Beobach-
tungen aus seinem eigenen Garten in Bornim nutzte. Vorbild war die
bereits bestehende Anlage in Wisley Gardens (bei London). Das Ziel war,
den Pflanzenverwendern Entscheidungshilfen zu geben.
- Bereits in den 30er Jahren entstanden an verschiedenen Standorten für
bestimmte Sortimente Beobachtungsstationen, und 1939 wurde im Rahmen
der damaligen Reichsgartenschau in Stuttgart (Killesberg) ein erster
Sichtungsgarten eingerichtet.
- 1948 gründete Hansen nach seiner Berufung nach Weihenstephan dort
erneut einen Sichtungsgarten. 1952 wurde er der Vorsitzende einer
Arbeitsgemeinschaft "Selektion und Züchtung der Blütenstauden" (aus ihr
ging später die Arbeitsgeminschaft "Staudensichtung" im Zentralverband
Gartenbau hervor). In den 50er und 60er Jahren wurden in verschiedenen
Sichtungsgärten besonders die Wuchseignschaften der Foersterschen
Stauden beobachtet (u.a. 263 Rittersporn- und 387 Phlox-Sorten). Man
brachte dabei die Erfahrungen aus klimatisch und bodentypologisch
unterschiedlichen Standorten zusammen. Im Laufe der Zeit wurde auf
diese Weise ein großer Teil des Gesamtstaudensortiments bewertet.
- Seit 1972 wurden diese Beobachtungen um die Eingruppierung der Stauden
in Lebensbereiche (Hansen und Müssel, später modifiziert von Sieber)
erweitert.
- Zurzeit gibt es 13 deutsche und 2 schweizer Staudensichtungsgärten (u.a. in
Hannover, Osnabrück, Veitshöchheim, Weinheim). Zu ihren heutigen
Aufgaben gehören u.a. die Sicherung der Sortenechtheit. Ihre
Beobachtungen werden nach Weihenstephan geschickt und dort zentral
zusammengefasst.
(vergleichbare Einrichtungen gibt es auch für die
Gehölzsichtung: Hier gibt es Deutschland 14 Standorte, die eng mit dem
Bund Deutscher Baumschulen und dem Bundessortenamt
in Hannover zusammenarbeiten.
Rosensichtung (allgemeine deutsche Rosenneuheitenprüfung - ADR) mit 11
Sichtungsgärten, die besonders die Neuzüchtungen auf
ihren Gartenwert hin überprüft. Die Hauptkriterien sind
hierbei Frosthärte, Blühverhalten und Gesundheit).
In Weihenstephan wurde zur Erfassung der vielen Pflanzendaten im Gartenbereich in Anlehnung an die Vorarbeiten im Bereich der Pflanzensoziologie ein Programm "OEKSYN" entwickelt. In einem zweiten Schritt wurden dann die Kulturpflanzen Lebensbereichen zugeordnet und Kennzahlen für sie erarbeitet, die zur Grundlage der deutschen Pflanzenverwendung in der Gartengestaltung wurden. Die Erstellung der entsprechenden Listen war das große Verdienst von Richard Hansen und Hermann Müssel. Ausgehend von den Arbeiten der Pflanzensoziologen schufen sie ein Pflanzenverwendungssystem, dass von den Lebensansprüchen der Gartenpflanzen ausging. Es kam einerseits dem funktionalen Denken vieler damaliger Gartengestalter entgegen, andererseits gab es der Naturgartenidee wichtige Impulse hin zu einem ästhetisch-ökologischen Garten, wie er heute zunehmend zum Hauptgartenziel geworden ist.
Richard Hansen (1912 - 2001): Arbeitete vor seinem Studium u.a. bei Foerster, nach seinem
Studium zwei Jahre bei Tüxen. 1947 Berufung nach Weihenstephan als
Dozent für Pflanzenkunde. 1948 Gründung des Sichtungsgartens Weihen-
stephan. 1972 Veröffentlichung seines berühmten Systems der Stauden-
verwendung nach Lebensbereichen und Kennziffern, das alle Stauden auf
ihre Standortansprüche bezog. Hansen gehörte zum engsten Freudneskreis
Foersters (Bornimer Kreis).
Hermann Müssel (1926 - 2010) Ehemaliger Technischer Leiter des Sichtungsgartens in
Weihenstephan; 1991 pensioniert. Schuf mit Hansen den Verwendungs-
schlüssel der Stauden nach Lebensbereichen. Besonders die Kennzahlen
gehen auf ihn zurück.
Angeregt von den Pflanzensoziologen unterscheidet man bei den Stauden Solitärstauden und 8 Lebensbereiche, die man zusätzlich in Sondergruppen, Empfehlungs- und Eigenschaftsbereiche unterteilt. So bedeutet die Kennziffer 1.2.2.7 in Gartenbereich bei Digitalis purpurea:
Lebensbereich 1 = Waldstaude, verträgt Schatten, bevorzugt humusreichen Boden,
Sondergruppe 2 = für bodenfeuchte windgeschützte Plätze, vornehmlich im wandernden Schatten lichter Baumbestände,
Empfehlungsbereich 2 = In nicht zu sonniger Lage auch in Beetstauden-
pflanzungen,
Eigenschaftsbereich 7 = kurzlebige Art.
Nach diesem System gibt es für alle deutschen Stauden Kennzahlen, die man in allen guten Katalogen wiederfindet.
Bei den Lebensbereichen werden die spezifischen Ansprüche der Pflanzen an ihren Standort berücksichtigt: Bodenart, Bodenstruktur, Wasserbedarf, Nährstoffhaushalt und die Lichtansprüche.
Die sieben, (acht, neun) Lebensbereiche sind:
- Lebensbereich Gehölz (G):
Schattige und leicht beschattete Bereiche. Waldstauden
bevorzugen humusreiche Böden. Schwierig bei Neuanlagen,
da die Gehölze erst eingewurzelt sein sollten und ihre
Schutzfunktion erst später erfüllen. Dauerhafte Pflanzengesellschaften mit wenig Pflege.
- Lebensbereich Gehölzrand (GR):
Wechselnde Besonnungen, halbschattig. Oft Zwiebel-
und Knollengewächse, Frühlingsblüher.Benötigen weniger
Schutz als Waldpflanzen. Übergangsbereich zu den Frei-
flächen.
- Lebensbereich Freiflächen (FR):
Offen - sonnig - warm. Mit trockenem oder frischem
Boden. Oft Vorsommer- und Sommerblüher. Im Gegensatz
zu Beetstauden handelt es sich hier weitgehend um
Wildformen oder züchterisch wenig beeinflusste Arten.
pflegeleichte Pflanzengesellschaften.
- Lebensbereich Steinanlagen (ST):
bevorzugt an Mauerflächen, Fugen oder Geröll
gebundene Pflanzen. Größere Gehölze fehlen. Meist sonnig,
Boden warm, kalkhaltig. Böden in natürlicher Umgebung
wasserdurchlässig, Pflanzen deshalb nässeempfindlich, bzw.
trockenresistent. Zwiebel- und Knollengewächse und
Polsterstauden (gemeint nicht speziellen Alpinum-Pflanzen,
die oft besondere Ansprüche stellen).
- Lebensbereich Alpinum:
Hier Liebhaberpflanzen mit speziellen Standortansprüchen
(wird heute als eigener Lebensbereich oft nicht mehr
genannt).
- Lebensbereich Beet- und Prachtstauden (B):
Verlangen sonnige, tiefgründige und nährstoffreiche Beete.
Pflegeaufwändig: teilen, hacken, düngen, stäben.
- Lebensbereich Wasserrand (WR):
Uferpflanzen; zeitweise oder ständig feucht.
- Lebensbereich Wasser (W):
Pflanzen leben direkt im Wasser; Unterteilung in
verschiedene Tiefen (z.B. Seerosen).
- Solitärstauden:
Strukturreiche, stark wachsende Charakterstauden für die
Einzelstellung.
Darüber hinaus unterscheidet man bei der Verwendung der Pflanzen in ihren Lebensbereichen
- drei Rangstellungen und
- fünf Geselligkeitsstufen.
Rangstellungen (= Unterteilungen nach der gestalterischen Funktion in der Pflanzung):
- Leitstauden (L):
Sie bilden das Grundgerüst einer Staudenpflanzung,
besitzen darin während der ganzen Vegetationsperiode
eine Leitfunktion. Sie stehen in den Beeten einzeln oder
in kleinen Gruppen. Sie werden über ein Beet rhythmisch
verteilt und halten eine Pflanzung optisch zusammen.
Deren Wirkung wird entscheidend von ihnen bestimmt
(z.B. Rittersporne). Sie geben ein gewünschtes Farb-
und Formthema jeweils vor, während es die weiteren
Pflanzen nur noch differenzieren.
- Begleitstauden (B):
Sie sind nicht die ganze Vegetationsperiode über
präsent (ziehen z.B. nach der Blüte ein, werden
unansehnlich); wegen dieser Eigenschaft als Flächenpflanze nicht geeignet. Stehen nicht im Vordergrund,
werden nach der Blüte überwachsen.
- Flächendeckende Stauden (F):
Sie sind das tragende Element einer
Staudenpflanzung. Meistens niedrig oder halbhoch,
bodendeckend und in größeren Gruppen gepflanzt.
Geselligkeitsstufen (berücksichtigt werden dabei die Konkurrenzfähigkeit der Pflanzen, ihre
unterschiedliche Verteilung in einem natürlichen Verband):
- Stufe I : einzeln oder in kleinen Gruppen,
- II : Gruppen von 3 - 10 Pflanzen,
- III : Gruppen von 10 - 20 Pflanzen,
- IV : flächige Pflanzung in Gruppen,
- V : großflächige Pflanzung.
Langfristig entscheidend für eine Anlage ist dabei das Konkurrenzverhalten der Pflanzen untereinander. So vertragen viele Arten keinen Konkurrenzdruck (z.B. Freilandorchideen). Mit jeder Veränderung ihres Anteils in einem Beet verändert sich auch dessen Erscheinungsbild. Die Berücksichtigung dieser Geselligkeitsstufen ist besonders bei naturnahen Pflanzungen wichtig.
Zu diesem deutschen Planungsprinzip in der Pflanzenverwendung - es gilt als wenig aufregend - gibt es heute zusätzlich eine Reihe neuer Anregungen, die besonders im öffentlichen Bereich aus Gründen der Kostensenkung immer wieder diskutiert werden. Hierher gehören u.a.:
- die großflächige Verwenung standortgerechter, heimischer Stauden,
- wenige Arten in großen Stückzahlen. Dies ist die Vorgehensweise
Oehmes: Ausdrucksstarke Pflanzen mit intensiven Farben und vielen
Gräsern zusammengebracht.
- die Arbeit mit Aspektbildnern (Prinzip Heiner Luz): Sie geht von
jahreszeitlichen Blühaspekten aus, gestaltet mit jeweils wenigen Arten
aus einer einzigen Pflanzengesellschaft, pflanzt in Zonen. Eine
allgemeine Pflanzenvielfalt führt für Luz nur zu einem "ästhetischem
Chaos". Statt eines additiven, artenreichen Nebeneinanders, großzügige
Verwendung von Standorteinheiten. Die einzelnen wenigen Arten
werden als Aspektbildner in großen Stückzahlen verwendet. Sie
dominieren jeweils im Frühjahr, Sommer und Herbst als Farbstreifen.
Ihre Pflanzenvielfalt erreichen die Beete durch ihre Begleiter.
- Holländisches Prinzip: Die Pflanzungen mit einem starken
Wildcharakter überlässt man ihrer Eigendynamik (mit gelegentlichen
regulierenden Eingriffen).
(Oudolf begrenzt diese Dynamik durch seine Pflanzenwahl: Beschränkter Ausbreitungsdrang, subtile Farben, ausdrucksstarke
Blattformen und Samenstände).
- Prärie- und Steppenpflanzungen (besonders durch den privaten
Sichtungsgarten in Weinheim gefördert: Man entwickelt (ab 2001) dort
Pflanzmischungen für trockene Böden, feucht-nasse Standorte und den
Gehölzrand). Ihr Vorteil: Sie sind pflegeextensiv. Ihr Nachteil, dass
durch den Spätaustrieb ihrer Pflanzen zuvor eine Spontanbesiedlung
mit Unkräutern erfolgen kann (besonders in Norddeutschland).
- Präriepflanzungen = Pflanzungen für feuchte Bereiche,
- Steppenpflanzungen = Pfalnzungen für trockene Bereiche.
- Aussaatverfahren,
- Staudenwiesen.
Gestaltung mit Farben
"Ähnlich einem Maler verbindet der Gärtner Farben zu einem Bild, erzeugt
gezielt Stimmungen, sucht Harmonien und Kontraste. Zwar lassen sich im
Garten keine neuen Farben mischen, die Palette der Blatt- und Blütenfarben
lässt aber keine Wünsche offen". (Martina Löber, 2008).
"Das Rot eines vom Herbstwind auf die feuchte Ackererde gewehten Blattes
kann so schön sein, dass wir uns bücken, um das Blatt mit nach Hause zu
nehmen. Aber auf keiner anderen Umgebung wird dieses Rot wieder ebenso
wirken; es hatte seinen besonderen Klang durch die Farbe des Ackers
bekommen, die wir als Farbe gar nicht beachtet hatten", (Paul Renner, 1946).
Gegenüber der primär standortorientierten Pflanzenverwendung wird im privaten Gartenbereich besonders eine farborientierte bevorzugt. Penelope Hobhouse sagte einmal, dass es die Farben sind, die einem Garten erst sein Gesicht geben. Wir malen mit ihnen seine Stimmungen. Durch das Farbempfinden und persönliche Vorlieben, z.B. Lieblingspflanzen, erhält jeder Garten seine individuelle Atmosphäre und Ausstrahlung, wird die räumliche Wirkung seiner Elemente beeinflusst. Diese Wirkung wechselt mit dem Standort (z.b. der Entfernung) und der Lichtintensität (der Wettersituation, der Tages- und Jahreszeit; Monets Bilderserien bauen z.B. auf diesen Beobachtungen auf) und wird beeinflusst von der Umgebung (Nebenfarben) und der Struktur der Farbelemente (z.B. Größe und Form der Blüte). Je nach persönlicher Veranlagung kann ein farbliches Schwergewicht auf die Dominanz satter Farben, der Pastelltöne oder einzelner Farben (z.B. Weiß) gelegt werden. Ihre Wirkung wird darin ständig wechseln. Durch den Fortfall bisheriger Farben und das Aufkommen neuer entstehen immer neue Farbkombinationen, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen. Farbwirkungen können zurückhaltend sein, harmonisch-leise oder farbgewaltig und so eine vorherrschende Stimmung erzeugen. In allen Klimazonen wirken Farben anders, in nördlichen Regionen eher weich, ihnen entsprechen deshalb Pastelltöne und im Mittelmeerbereich eher kontrastreich hart. Sie müssen dort eine größere Leuchtkraft besitzen, um wahrgenommen zu werden.
Farbeindrücke ergeben sich erst aus Gesamtbildern (z.B. nicht aus der Farbe einer Einzelblüte). Ihre Wahrnehmung verändert sich ständig. Will man deshalb bestimmte Farben in einer Rabatte zur Geltung kommen lassen, so muß man ihre Begleit- und Kontrastfarben gleich mitberücksichtigen. Neben den persönlichen Neigungen nehmen dann auch Einfluß die Farbe des Hauses, bzw. der architektonischen Elemente (z.B. Pflasterungen, Mauern), die Größe des Gartens und die Umgebung. Leuchtende Farben stehen eher in Hausnähe (z.b. Rot, Orange, Gelb). Manche Farben wirken dann dominant wie Brennpunkte, andere vermitteln dagegen ein stärkeres Raumbewusstsein (z.B. Blau). Einfarbige Pflanzungen sind sehr wirkungsvoll, besonders wenn sie mit einigen Zwischentönnen belebt werden.
In der Geschichte der Gartenkunst spielte die Farbe zunächst keine Rolle und wenn ja, dann nur eine untergeordnete:
- Die Renaissancegärten Italiens wurden in ihren Räumen hauptsächlich vom
Licht- und Schattenspiel bestimmt,
- das Versailler Barock von seiner perspektivischen Maßlosigkeit,
- der englische Landschaftsgarten von seinen Gehölzgruppen.
Aber bereits 1780 sagte Hirschfeld (wichtigster deutsche Gartentheoretiker
des Landschaftsgartens) zur Farbverwendung:
"Die feinsten und lieblichsten Farben müssen dem Auge am nächsten
sein; die stärkeren und leuchtenden mehr in der Ferne (Einwand des
Autors: Heute sehen wir dies entgegengesetzt).Man steige vom
Weißen zum Strohgelben, vom Fleischfarbenen zum Rosenroten, vom
Violetten zum dunklen Blau, vom Goldgelben zum Purpurroten, so
wie man von ganz niedrigen Stauden von Stufe zu Stufe allmählich zu
den höchsten steigt. - Das Graue oder Braune oder Grüne der Stämme,
die Verschiedenheit des Grüns der Blätter, die Formen und Lagen
sowohl von diesen, als auch von den Blumen selbst, alles dieses muß
in Betrachtung gezogen werden. Die Übergänge gefallen, wenn sie
nicht plötzlich, sondern sanft und fortschreitend sind, die lichten
Farben sind mit den dunklen freundschaftlich zusammengesellen".
Und Sckell 1825 (auch in Hinblick auf die damals zunehmende Neueinfuhr
fremder Pflanzen:
"Wenn sich --- überall Neuheit von Farben und Formen verbreitet,
welche die äußere Natur nicht aufweisen kann; dann gebührt der
bildenden Gartenkunst der bescheidene Triumph, die Natur nicht
allein treu nachgeahmt, sondern sie auch (zwar mit ihren eigenen
Schätzen anderer Weltteile) bereichert, verschönert, und in einen
Garten verwandelt zu haben".
Farben sah Sckell also bereits als eine Gartenbereicherung an.
Bis etwa 1800 war die Beschäftigung mit Farben ein Teil der damaligen Harmonielehren. Durch Goethe wurde sie dann auch zu einem Teil der Psychologie (er beschäftigte sich mit der Farblehre bei seinen Auseinandersetzungen mit den Lehren Newtons). Er hatte u.a. deren Einfluss auf die menschlichen Gefühle beobachtet. Eugène Chevreuil (1786 - 1889, Franzose) erkannte dann die Bedeutung der Simultankontraste (Komplementärkontraste; die sich gegenseitig steigernde Wirkung der Farben), die für die moderne Kunst grundlegend wurde. In der Gartengestaltung kamen diese Erkenntnisse in den sogenannten Teppichbeeten der viktorianischen Gärten erstmals zum Tragen. Danach waren die Gärten des Impressionismus und des Expressionismus genau genommen, farblich gesehen, Auseinandersetzungen mit dem Simultanprinzip (in der Gartenliteratur verkürzt nur "Farbkontraste" genannt).
Seit der Mitte des 19. Jhs kamen dann zu den bisherigen ästhetischen Theorien physikalische, biologische und chemische Erkenntnisse, die zu neuen Farblehren führten (u.a. der Farbenlehre des Bauhauskünstlers Johannes Itten). Heute ist die Farbe für uns zu einem wesentlichen Orientierungskriterium geworden, ohne dass wir im Garten gelernt haben, damit bewusst umzugehen. Kein Maler würde sie auf seinen Bildern so wahllos einsetzen, wie wir dies in der Regel in unseren Gärten tun.
Kennzeichnend für die frühen Gärten des 20. Jhs waren reine leuchtende Farben. Ihre Hauptvertreter waren Jekyll in England und Foerster in Deutschland. Beide machten für einen Garten ähnliche Farbvorschläge. Getrude Jekyll liebte lange Rabatten, in denen sie in lockerem Rhythmus ihre Farbakzente setzte. Als erste übertrug sie das Kalt-Warm-Prinzip auf den Garten (angeregt von dem Architekten und Maler Charles Hayter):
- Kalte Farben:
Grün, Blau, Purpur,
- Warme Farben:
Gelb, Rot, Orange.
Sie arbeitete wegen deren größerer Farbigkeit gerne auch mitEinjährigen. (wie Monet schuf sie damit Farbbilder in der Außenwelt, die letzterer dann wiederum auch als Vorbild für seine Bilder nutzte). Sie hatte, farblich gesehen, einen impressionistischen Blick. Sie erzielte die impressionistische Wirkung, indem sie gerne Farben in der gleichen Grundfarbe kombinierte.
Auch die Gärten Foersters wurden noch von den Komplementärfarben beherrscht. Er liebte den Kontrast. In seinen Rabatten dominierten in jedem Monat 2 - 3 verschiedenen Farben, die sich rhythmisch wiederholten (z.B. im Juni Blau und Rot: blauer Rittersporn und roter Feuermohn), danach im Wechsel zum August Rot und Gelb (z.B. roter Phlox und gelbe Rudbeckia (oder Helenium, Solidago)). Seine Zuchtorientierung war stark darauf ausgerichtet gewesen:
- blau:
Rittersporn (in Helligkeitsstufen),
- rot:
Phlox (in Farbtönen und Helligkeitsstufen),
- gelb:
Hemerocallis, Chrysanthemum und Solidago.
Es gab "Zweiklänge" und "Dreiklänge".
- "Zweiklänge" waren:
gelb - violett,
gelb - blau (gerne von Jekyll verwendet; z.B. Doro-
nicum und Brunnera),
gelb - rot,
rot - weiß,
blau - weiß.
- "Dreiklänge" (= Zweierkombinationen, die im Farbkreis durch einen
Farbton getrennt werden) waren:
z.B.
gelb und blau, ergänzt durch rot
In Foersters Senkgarten z.B.:
blau: Iris sibirica, Brunnera,
gelb: Trollius, Heuchera sanguinea,
rot (oberste Terrasse): Heuchera sanguinea, Papaver orientale.
Foersters Lieblings-"Dreiklänge" waren:
- rot - silbergrau - blau,
- weiß - orange - blau,
- blaugrün - rotbraun - gelb,
- rosa - weiß - dunkelviolett.
Die Bornimer Farbhöhepunkte (Haus Helwig,
Mattern) waren:
- Halbjahr: Blau - grau - rot.
- Halbjahr: Orange - grau - gelb.
Auch die monochrome Farbverwendung geht auf die Anfangsjahre des 20. Jhs zurück. Olbrich schuf bereits 1906 in Darmstadt einen geometrischen, monochromen Farbgarten, und Lange plädierte daraufhin 1909 für einen natürlichen Farbengarten. Er sprach von "wirkungsvollen Farbsymphonien innerhalb künstlicher Naturwahrheiten". So kombinierte er für einen "gelben Frühlingsgarten" vorwiegend heimische Wildstauden mit gelbblühenden Ziergehölzen. Er orientierte sich dabei allein an ästhetischen Kriterien, d.h. der künstlerischen Steigerung des Gesamteindrucks.
Auch die Maler des Expressionismus gingen von den Komplementärfarben aus. Auch ihre Bilder waren Farbdialoge, im eigenen Verständnis "Farbkompositionen". In Bayern ("Blaue Reiter"), ausgehend von der bäuerlichen Volkskunst, suchten sie das Geistige in der Kunst, indem sie einerseits den Komplementärfarben symbolische Bedeutungen zusprachen, z.B. bei Marc u.a.:
- Blau =
das männliche Prinzip,
- Gelb =
das weibliche Prinzip,
- Rot =
Ausdruck der Materie, muß von Blau und
Gelb überwunden werden,
- Violett =
Farbe der Trauer, benötigt das versöhnende
Gelb,
- Orange =
Gibt dem weiblichen Gelb einen sinnlichen
Gehalt und bedarf des Blaus,
- Blau + Gelb = Grün =
weckt das Rot zum Leben.
Andererseits versuchten sie Gemeinsamkeiten mit der Musik herzustellen. So versuchte Marc hier die Schwingungszahl der Töne mit Farbakkorden zu vergleichen und über "Klangfarben-melodien" zu persönlichen Harmonieformen zu gelangen.
"Man kann die Farben in Stufen gebracht denken, welche den musikalischen
analog sind und hat dabei ungefähr das Intervall einer Oktave zur Verfügung"
(Marc).
Besonders das Erleben eines Schönberg-Konzerts (1911) brachte ihn auf den Gedanken, Komplementärfarben nicht wie in einem Prisma nebeneinander zu legen, sondern sie so weit wie man will auseinanderzulegen.
Im Impressionismus wurde ein Naturbild spiegelbildlich wiedergegeben. Im Expressionismus löste sich die Farbe vom Bildgegenstand, in Frankreich direkt, in Deutschland wurde sie symbolisch befrachtet und konnte sich so von ihrer Gegenstandsbindung lösen. Damit eröffnete sich der Gartengestaltung eine unglaubliche Vielfalt künstlerischer Farbmöglichkeiten, die sie aber nur selten ästhetisch bewusst genutzt hat. Im Hausgarten wurde dieser Ansatz immer wieder vom Wunsch des Pflanzensammelns duchkreuzt. Marc hatte versucht, intuitiv die inneren Gesetze der Natur farblich zu erfassen, Wesentliches mit Hilfe der Farbe zu versinnbildlichen, seine Farbaussagen von einem Inhalt tragen zu lassen. Dies ist eine Grundforderung, die auch für die Gartengestaltung gelten könnte, wenn sie als Kunstdisziplin anerkannt werden möchte.
Die von uns wahrgenommenen Farben sind zurückgeworfene Teile des Lichtspektrums. Sie werden deshalb stark von den Oberflächen (Texturen) der sie abstrahlenden Gegenstände bestimmt, d.h. absorbiert oder reflektiert. Einen großen Einfluß darauf haben die Farbmoleküle (Pigmente) und die Stoffwechselvorgänge in den Pflanzen, d.h., die chemischen Abläufe in ihnen. Bei den Farbmolekülen unterscheiden wir:
- Karotinoide (gelbrot, nicht wasserlöslich):
Hierher gehören u.a.: Xanthophyll (gelb), Karotin (rot).
- Anthozyane (die Farbe ist hier abhängig vom Säuregehalt des Zellsaftes;
wasserlöslich):
Hierher gehören u.a.: Pelargoniden (rot), Zyaniden (rot),
Delphiniden (blau).
Durch das Zusammenspiel von Säuren, Zucker und Gerbstoffen entstehen die Zwischentöne. Ein verstärkter Säuregehalt intensiviert die Rotfärbung, ein verstärkter basischer Gehalt die Blaufärbung.
Neben der Lichtreflektion bestimmt die Lichtqualität unser Farberlebnis, d.h. die Intensität und deren "Wärmegrad". Die Lichtintensität ist abhängig vom
- Sonnenstand:
Je intensiver das Licht ist, um so "gesättigter" müssen die
Farben sein, um zu wirken. So erscheinen z.B. Pastellfarben in unseren Breitengraden im Mittagslicht weniger
gut. Dunkle Farbtöne verschwinden abends, während die
hellen zu "leuchten" anfangen.
- Luftfeuchtigkeit,
- bewölkerung.
Die Farbtemperatur gibt an, bei welcher Temperatur eine Farbe abgegeben wird (bei der Erhitzung eines schwarzen Objekts; wird in "Kelvingraden" angegeben).
Dieses Farberleben ist im Menschen phylogenetisch tief angelegt. Es greift in das Seelenleben des Menschen ein und wurde deshalb bereits seit seiner Frühzeit gezielt zu Heilzwecken eingesetzt. Älteste Hinweise finden sich bereits bei den alten Ägyptern und dann bei den alten Griechen. Aber auch in Indien, China und bei den Indianern Mittel- und Nordamerikas gab es entsprechende Versuche. Über die Wirkung von Farben in Innenräumen auf den Menschen weiß man relativ viel, in Außenräumen dagegen verhältnismässig wenig. Wir beziehen uns im Folgenden weitgehend auf einen Bericht von Bertold Hering ("Gartenpraxis", Heft 1 u. 12/2009):
Das menschliche Farbempfinden ist auf einen natürlichen Farbenraum eingestellt. Für unser Empfinden durchlaufen die Pflanzenfarben den Wahrnehmungsbereich von Grün nach Braun über den Gelbbereich (genau genommen von Gelbgrün nach Gelbbraun; das "Grün" in der Natur ist dabei eigentlich einem "Gelbgrün" zuzuordnen). Hier liegt unsere größte Farbempfindlichkeit, hier besitzen wir unsere beste Farbdifferenzierung (Gelbgrün - Gelb - Gelborange). Genau genommen ist das Farbspektrum der Natur sehr begrenzt, wir empfinden es nur nicht so, weil wir uns ständig den wechselnden Lichtverhältnissen und der jeweiligen Umgebungsfarbigkeit anpassen. Unsere Farbwahrnehmung wird weitgehend von den Farben der Umgebung mitbestimmt. So verstärkt z.B. eine überwiegend gelbe Wiese unter einem blauen Himmel unser Rot- und Grünempfinden (auf einer Gelb-Blau-Achse). Für unser Empfinden liegt "dem Braun der Erde --- das Blau des Himmels komplementär gegenüber, und dem Grün der Pflanzen liegt das Purpurrot gegenüber" (einer häufigen Blütenfarbe im Hochsommer und Frühherbst). Das "Tonige" (das Ton-in-Ton) wird von uns als angenehm empfunden, weil es einem sanften Hinübergehen von einem Farbobjekt zum anderen entspricht, der Resonanz der Musik, dem Mitschwingen von Farbtönen. Eine Herbstfärbung empfinden wir deshalb als so angenehm, weil in ihr nahe Farbtöne zusammenklingen.
Farbgestaltungen im Außenbereich erlauben keinen beliebigen Umgang mit Farben, keine beliebige Austauschbarkeit im Farbkreis. Sie können nur "durch ein Bewusstsein für die natürliche Farbpalette --- zu ihrer farblichen --- Mitte finden". "Das farblich Gemeinsame, das ein Ort hervorbringt, bringt harmonisch gemeinsame Abweichungen von der Mitte hervor, die in ihrer Feinheit kaum planerisch gestaltet werden können". Die Harmonien, die wir zu schaffen versuchen, sind unsere Harmonien. Sie stehen in einer tiefgreifenden Verbindung zu unserem Stoffwechsel. So
- fördert Rot, Orange und ein intensives Gelb unsere Aktivität,
- beruhigen kühle Farbtöne unsere Sinne (z.B. Violett, Blau, Grün).
Bei den Harmonien unterscheidet A.H. Munsell (amerik. Maler)
- Harmonien des 1. Grades: "Ton-in-Ton",
- Harmonien des 2. Grades: Komplementärkontraste (die richtige
Gegenfarbe zu jeder Farbe).
Der Effekte wegen verlassen wir allerdings gerne die farbliche Mitte unserer Lebenswelt.
Unsere natürliche Umgebung gibt uns zunächst unsere Farborientierung vor. Sie beeinflusst alle anderen von uns verwendeten Farben. Darüber hinaus werden sie von den Farben des sie umgebenden Raumes beeinflusst. In der Natur vollzieht sich der Farbverlauf von den
- "Brauntönen des Winters"
- zum "hellen Frühlingsgrün"
- zum "ermattenden Sommergrün" (= blauester Moment)
- zum "Gelbbereich des Vollherbstes"
- und dann wieder zu den "Brauntönen des Winters".
Gestalterisch kann man natürlich von wissenschftlichen Orientierungsvorgaben ausgehen (z.B. rechnerischen Mittelwerten, Hell-Dunkel-Achsen bei Gegenfarbenpaaren), doch künstlerisch wird dadurch den Gestaltungsbildern ihre persönliche Aussagekraft weitgehend genommen.
Farbgestaltend müssen wir versuchen,
- für jeden Ort seine farbliche Mitte zu finden,
- jedem Ort eine, seine farbliche Stimmung zu geben,
- von naturnahen Farben auszugehen. (dadurch fallen Extremfarben von
alleine fort und werden tonige Farben bevorzugt. Dies entspricht auch der
augenblicklichen Farbgestaltung unserer Gärten).
Das Ziel kann nur sein, dem natürlichen Farbspektrum wieder mehr Raum einzuräumen, den Farben wieder eine größere Ortsverbundenheit und Naturbelassenheit zu geben. Gestaltend wird eine neue Dimension eingebracht, einmal gegenüber dem alten Zustand und zum anderen durch die Vision eines persönlichen Paradieses.
"Das Bewusstsein des vom Menschen im naturnahen Umfeld empfundenen und
erlebten Farbraumes schenkt uns eine Perspektive für eine Gestaltung unseres
Lebensraumes, die ein farblich harmonisches Verhältnis zwischen dem
Menschen und seiner Umwelt ermöglicht". (Hering, 2009).
Farben
- können Lebensfreude ausdrücken,
- werden individuell erlebt,
- bestimmen die Gartenatmosphäre,
- bringen Räume unterschiedlich zur Wirkung,
- vergrößern oder verkleinern Dimensionen,
- vermitteln ein Gefühl der Wärme oder der Kühle,
- verändern sich mit dem Licht,
- bestimmen die räumliche Wirkung eines Gartens,
Der Umgang mit Farben ist so schwierig,
Dabei ist jede Farbe dreidimensional zu sehen. Sie wird bestimmt von
- einem Farbton
(der "vollen" Farbe in einem Farbkreis),
- der Helligkeit
(dem Reflexionsvermögen),
- ihrer Sättigung
(der Reinheit; Mischungen mit Weiß oder grau verringern
sie).
Darüber hinaus spielen bei der Arbeit mit Farben fünf verschiedene Kontrastarten eine Rolle:
- Komplementärkontrast:
Farben, die sich in einem Farbkreis gegenüberstehen, nennt man
Komplementärfarben (z.B. Rot und Grün). Ihre Verbindung
empfindet man in der Regel als angenehm. Bei genauer Betrachtung
ist
Rot mit Gelbanteilen (z.B. Orange): warm,
mit Blauanteilen (z.B. Purpur, Aubergine): kalt,
(bringt man z.b. rote Rosen aus diesen verschiedenen Bereichen zusammen, ist das Gesamtbild oft unharmonisch).
Blau mit Rotanteilen (z.B. Lavendel): warm.
(je geringer der Rotanteil, um so kühler).
mit Gelbanteilen: kühl.
Es gibt fast alle Farben in warmen und kühlen Tönungen (Aus-
nahmen: Orange ist immer warm, Türkis immer kühl). Besonders
für elegante Lösungen sind kühle Farben vorzuziehen.
Gebrochene Farben können besonders interessant und elegant
wirken. Verallgemeinernd kann man sagen:
- Warme, reine Farben:
Sie sind die Frühlingsfarben, kommen
vor allem an sonnigen Standorten zur
Geltung und gefallen besonder Kindern.
Von ihrer Wirkung her sind sie eher
vordergründig, naiv.
- Warme, gebrochene Farben:
Sie sind die Farben des Herbstes
und naturnaher Gärten. Von ihrer
Wirkung her sind sie oft weich und
üppig zugleich.
- Kühle, reine Farben:
Sie sind die Farben des Winters und
haben eine große Leuchtkraft, die durch
Kontraste noch gesteigert werden kann.
- Kühle, gebrochene Farben:
Sie sind die Farben des Sommers
und können leicht und elegant wirken.
Bewährte Zusammenstellungen:
Rot - Grün: z.B. rote Blüten, Früchte und grünes Laub.
Blau - Orange: z.B. orange Tulpen und blaue Bodendecker.
Gelb - Violett: z.B. gelbe Achillea und Cematis x durandii.
- Kalt-Warm-Kontrast:
(Gertrude Jekyll arbeitete gerne mit ihm).
Als warme Farben gelten: Rot, Orange und Gelb.
Sie sind dynamisch und vermitteln Energie und
Lebendigkeit. Man sollte sie nur zurückhaltend
verwenden (besonders in kleineren Gärten, weil
sie sich stark in den Vordergrund drängen).
Rot: z.B. Papaver (Mohn).
Als kalte (kühle) Farben: Grün, Blau und Violett.
Sie verleihen Räumen Tiefe und wirken am
besten morgens und abends. Wegen ihres
häufigen Rotanteils harmonieren sie gut mit
Violett.
Blau: z.B. campanula, Myosotis.
Jede dieser Farben hat allerdings auch ihre warmen und kalten
Schattierungen.
Dieser Kontrast entscheidet weitgehend über die jeweils
erzeugten Stimmungen. So wirken kühle Farben eher beruhigend
und warme eher anregend, lebensfroh. Über Kombinationen
erhält man Zwischentöne, bzw. ausdrucksstarke Effekte.
- Hell-Dunkel-Kontrast:
Dieser Kontrast bestimmt stark die Plastizität und Räumlichkeit.
Helle Farben lassen eine Umgebung dunkler erscheinen, dunkle
Farben heller. Helle Töne rücken in den Vordergrund, dunkle
dagegen in den Hintergrund. Pflanzungen nur in einem Helligkeitsbereich empfinden wir als flach. Erst ab einem gewissen
Kontrast baut sich eine gewisse Spannung auf. Buntfarben lassen
sich über ihre Helligkeitsgrade variieren. Gestaltend können wir
z.B. diesen Kontrast innerhalb eines Farbtons (monochrome
Gärten) und im Zusammenspiel mehrerer Farben nutzen.
- Qualitätskontrast:
Die Wirkung einer Blütenfarbe neben einer anderen (z.B. stumpf
oder leuchtend).
- Quantitätskontrast:
Bezieht sich auf die Mengenverhältnisse zweier verschiedener
Farben neben einander (Eine helle Farbe zwischen zwei anderen
hellen Farben muß für die gleiche Wirkung größer sein, als
wenn sie sich zwischen zwei dunklen Farben befände.
Jeder dieser Kontraste sollte so behandelt werden, dass ein Farbton immer eindeutig dominiert. Dabei verändert sich die Wirkung jeder Farbe mit jeder neuen Umgebung (z.B. jedem anderen Hintergrund).
Allgemein kann man sagen:
- Die tragende, entscheidende Farbe eines Gartens ist grün
(man kann mit
ihr in den verschiedenen Hell-Dunkel-Werten und über die ver-
schiedenen Blattformen arbeiten).
- Farbbeschränkungen sind fast für jeden Garten vorteilhaft
(viele
Blütenfarben lassen das Farbkonzept nicht erkennen oder
zerstören es sogar).
- Farbkombinationen aus einer Farbgruppe sind fast immer harmonisch.
- Allein zarte Farben können kraftlos erscheinen.
- Besonders angenehm: Pastelltöne und ein kräftiger Farbgeber aus der
gleichen Farbgruppe
(keine Knallfarbe, da diese zu grell, im
Gesamtbild zu isoliert).
- Pastellfarben lassen einen Raum größer erscheinen
(evtl. im Vordergrund
intensivere, im Hintergrund blassere Nuancen der gleichen
Farbgruppe).
- Zweifarbklänge sind spannender als Dreierklänge
(Je mehr Farben
zusammenkommen, umso stärker nivellieren sie die
Spannung und umso harmonischer ist das Gesamtbild).
- Warme und kühle Tönungen einer Grundfarbe "beißen" sich.
- Eher warme Farbtöne (z.b. Rot, Orange) treten stärker hervor als eher
kühle (Blau, Grau, Violett). Sie sind deshalb beschränkter
einzusetzen.
- Nicht zu einander passende Farben kann man mit Hilfe von Zwischen-
tönen oder einer gemeinsamen Kontrollfarbe zusammen-
bringen.
Eine Farbgestaltung ist eine persönliche Arbeit mit diesen Kontrasten. Gelungen ist sie ein Spiegelbild des sie umsetzenden Menschen hin zu "seinem" Garten.
Gärten sind immer auf Harmonien hin angelegt. Welten, die auf Disharmonien bauen, ermöglichen uns keinen Daueraufenthalt, wenn wir nicht krank werden wollen. Wir vertragen diese nur bei einer bestimmten kulturellen Disposition für eine mehr oder weniger kurze Zeit (wie z.b. "moderne Musik"). Andererseits wirkt zu viel Harmonie langweilig. Folgen wir Munsell, dann bauen sie vorwiegend auf "Ton-in-Ton"-Gestaltungen und Komplementär-kontrasten. Für "Ton-in-Ton"-Arbeiten, monochrome Gärten sind unsere Hausgärten in der Regel zu klein. Sie sind oft zu stark mit einem zu großen Verzicht auf die Vielfalt in der Natur verbunden. So lehnte sie bereits Maasz 1919 ab, "weil sie keine Überraschung im ständigen Wechsel des Erblühens der manigfaltigen Formen und Arten bieten" und in einem Garten schnell ermüdend seien. Ihr Problem ist, eine bestimmte Farbwahl das ganze Jahr über durchzuhalten. Am leichtesten ist dies in "Weiß", weil es dort bei fast allen Kulturformen weiße Varietäten gibt. Gertrude Jekyll liebte solche monochromen Partien. Mit ihrer Hilfe führte sie die Besucher von einem Gartenraum in den nächsten, von dem einen Stimmungserleben zu einem anderen. Monochrome Anlagen können im Einzelfall allerdings auch in kleinen Gärten eine gewisse Ruhe, Eleganz und "Größe" ausstrahlen. Es ist dann allerdings wichtig, zwischen den einzelnen weißen Pflanzgruppen Beziehungen herzustellen.
Kontrasthamonien erzielt man am leichtesten mit Farbtönen, die im Farbkreis gegenüber liegen (= hamonischer Zweiklang): z.B.
- Rot + Grün,
- Blau + Orange,
- Gelb + Violett.
Besonders bei der Arbeit mit Primärfarben sollte man sich jeweils auf nur zwei Farben beschränken.
Angenehm (aber oft weniger schön) sind neben einander liegende Farben:
- Blau + Blauviolett,
- Rot + Orange,
- Orange + Gelb,
- Gelb + Grün,
- Grün + Blau,
- Blau + Violett.
Besonders Jekyll liebte diese Kontraste und stufte ihre langen Rabatten ab in "gelb/weiß" zu "orange/rot" zu "blau/violett"- Weil ihre Farbkombinationen aus größerer Entfernung betrachtet wurden, waren sie ideal. In kleinen Hausgärten wären sie zu unruhig gewesen.
Primärfarben (Rot - Gelb - Blau) bilden neben einander scharfe Kontraste, Sekundärfarben (Mischfarben aus den Primärfarben: Grün - Orange - Violett) harmonieren besser miteinander.
Zu einem harmonischem Dreiklang gelangt man, wenn man in einen Farbkreis ein gleichseitiges Dreieck legt. Die Eckpunkte geben dann die gewünschten Farbmischungen an (sie harmonieren besser untereinander als reine Primärfarben). Foerster hatte Dreiklänge sehr geliebt:
"Immer mehr vertieft sich im jahrzehntelangem Gartenleben die Erfahrung, dass
man auf allen Blumengebieten durch nähere oder ganz enge Benachbarung von
drei Farben den Reiz jeder Farbe lebendig macht. Es gilt dies auch für Blumen,
bei denen man bisher nur auf Schönheit der von ihr errungenen Farbe achtet
und ihre Klänge noch kaum in Musik zu setzen versuchte.
Die Dreiklänge aber holen Wirkungen heraus, die stärker sind als die Summe
ihrer Teile. Das Heraussuchen mannigfaltiger Dreiklänge solcher Art mit ihren
erregenden Möglichkeiten stellt vom Krokus bis zum Chrysanthemum durch
die Blumenreiche hin eine sehr neuartige, recht schwere, aber ungemein
lohnende Arbeit dar".
Kontraste und Harmonien können in allen Dimensionsbereichen erfolgen (so können Farbtöne zwar harmonisch sein, aber ihre Tönungen kontrastieren). Dies alles klingt sehr theoretisch, aber
Faustregel: Alle Planzen tendieren in ihren Laub- und Blütenfarben entweder mehr nach
Blau oder nach Gelb (bei einer Grün-Linie im Farbkreis mehr zu der einen
oder der anderen Seite). Man kann relativ problemlos jeweils die Pflanzen
zusammenstellen, die der einen, bzw. der anderen Seite zuzuordnen sind.
Für die Einzelfarben gilt:
- Grün:
Dies ist die vorherrschende und damit wichtigste Gartenfarbe. Sie bestimmt seine
Hintergründe, schafft sanfte Übergänge zu den Feldern des Umlandes, vermittelt
wie keine andere zwischen Natur und Kultur und tut der menschlichen Psyche
einfach gut (besonders in Verbindung mit plätscherndem Wasser). Sie ist die
Symbolfarbe für das pflanzliche Leben, ein Synonym für den Naturkreislauf
überhaupt. Es lassen sich ganze Gärten monochrom "Grün-in-Grün" anlegen. Dann
sind dort auch die akzentsetzenden Pflanzen grün, möglichst immergrün und mit
Hilfe der restlichen werden die Gartenbilder über grüne Strukturen und Formen
komponiert. Gearbeitet wird dann mit verschiedenen Wachstumsarten, Blattstrukturen und Höhenstaffelungen. Die Farbe Grün ist in einem Garten am einfachsten
zu handhaben und ihre Bildergebnisse sind sehr variabel. Sie können luftig, massiv,
bieder oder exotisch sein. Es gibt sie in Abstufungen vom zarten Grün im Frühling
bis hin zum dunklen im Spätsommer (Weiß hellt sie auf, Grau dämpft die Farbe).
Grün vergrößert einen Raum, schafft darin ein Gefühl der Geborgenheit und wirkt
somit beruhigend.
Die Heckengärten der Renaissance waren grünbetont und auch die englischen
Farngärten. Margary Fish arbeitete gerne mit Grüntönen. Sie besaß einen "grünen"
Garten.
Die Komplementärfarbe von "Grün" ist "Rot".
- Rot:
Sie ist wegen ihrer hohen Farbintensität eine Signalfarbe und der Umgang mit ihr
schwierig (immer ein Hauptdarsteller). In der heimischen Wildflora kommt sie
kaum vor, da bestäubende Insekten diese Farbe nicht wahrnehmen können. Rot ist
die Farbe der Verliebten, der Leidenschaften und der Lebensfreude. Sie verlangt
Aufmerksamkeit (zwischen sanften Farben) und steht für Dynamik und Energie.
Der Blutdruck steigt durch sie und die Atmung und der Puls werden beschleunigt.
Einerseits lässt sich für Rot nur schwer ein richtiger Rahmen schaffen, andererseits
kann es zu aufsehenserregenden Kompositionen führen, (wenn sie als Rhythmusfarbe nicht zu kräftig, aufdringlich eingesetzt wird). Rot hebt sich von seinen
Hintergründen ab und verkürzt die Entfernungen. Die Farbe kommt sozusagen auf
den Betrachter zu. Die umliegenden Formen und Texturen gehen dabei leicht
unter. Ein Rot mit blauen Farbpigmenten (z.B. Karminrot) verträgt sich nicht mit
einem Rot mit Gelbpigmenten (z.B. Scharlachrot). Allgemein gesehen besänftigen
Blautöne die Rottöne, während die Gelbtöne sie steigern. Ihr Gesamtbild wirkt
unharmonisch (in Katalogen ist dies nur selten ersichtlich). Ein reines Rot gibt es
relativ selten, z.B.
- im Frühling und Sommer: Blüten (z.B. Tulpen, Mohn, Indianernessel),
- im Herbst: Laub und Früchte (z.B. Euonymus alatus und Feuerdorn),
- im Winter: Rinden (u. evtl. noch Früchte; Cornusarten).
- Rosa:
Sie ist die romantische Farbe des Frühsommers, die "Rosenfarbe" und wirkt
eigentlich immer leicht, harmonich und sanft. Im Garten ist die Farbe fast nie
kitschig. Rosa verbindet sich mit anderen Farben, z.B.:
- ein kühles Rosa mit Weiß und allen Blauabstufungen,
- ein warmes Rosa mit einem hellen Gelb und Violett.
Um etwas Rot ergänzt, wirkt es lebendiger. In kleineren Gärten sollten die
einzelnen rosa Arten in nicht zu großen Gruppen stehen.
- Gelb:
Bringt die Sonne, das Helle, das Licht in den Garten. Sie ist die hellste und
leuchtendste aller Farben, die immer die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Sie kann
einerseits fröhlich, andererseits aber auch vulgär, grell und "laut" sein. In einem
Hintergrund verringert sie die Tiefenwirkung, sie verkürzt optisch die Entfernung.
Bei einem starken Einsatz lässt sie Details zurücktreten. Sie zieht die
Aufmerksamkeit auf sich und verleiht einer Pflanzung Leichtigkeit, lockert eine
Rabatte auf. Einerseits gibt es sehr viele gelb blühende Pflanzen (auch gelbes
Laub, es ist dann relativ sonnenempfindlich), andererseits ist es schwierig, mit
dieser Farbe zu arbeiten (wegen ihrer starken Wechselwirkung mit dem Licht).
So erträumte Gertrude Jekyll sich immer einen "Goldenen Garten", legte ihn sich
aber nie an. Gelb ist dort am eindrucksvollsten, wo das Licht nicht direkt einfällt.
Auf seine Wirkung haben das Laub der Pflanzen und die Lichteinstrahlung einen
großen Einfluß. So steigert die Sonne über dessen Grün die Gelbwirkung, bzw.
vermittelt im Schattenbereich einen Eindruck der Ruhe. Ein reines Gelb verträgt
sich nicht mit allen Farben (z.B. nicht mit hellrosa, Forsythien nicht mit
Zierkirschen). Gebrochene Gelbtöne können dagegen überall verwendet werden.
Die Fülle der Gelbtöne bei den Pflanzen ist überwältigend (besonders bei den
Korbblütlern, z.B. Rudbeckia, Helianthus). Die starken Farbtöne werden dann
durch die blassen zum Leuchten gebracht. Bei vielen Gartenliebhabern ist diese
Farbe besonders beliebt:
- im Frühling: Narzissen, Forsythien,
- im Hochsommer: Heliopsis - Helenium - Helianthus,
(Sonnenauge - Sonnenbraut - Sonnenblume),
Rudbeckia, Achillea, Oenothera, Potentilla.
Schön sind:
- Mischtöne zu Grün (z.B. Fraunemantel),
- hell- und kräftiggelbe Beete mit etwas Blau,
- kräftige Gelbtöne und Braunrot,
- Gelb und Weiß.
Gelb verdrängt schnell die Wirkung anderer Pflanzen. Sie ist die
Komlementärfarbe zu violett.
- Orange:
Keine Farbe strahlt so viel Wärme aus. Sie kann geradezu "glühen" (bedarf aber
am ehesten einer Kontrastfarbe). Wie Gelb ist sie eine Sonnenfarbe. Besonders
Kinder lieben sie. Sie kann eine Stimmung heben und Wohlbehagen ausstrahlen. Andererseits sollte sie nur sparsam verwendet werden (schön als
Farbakzent in Sitzplatznähe). Orange ist die Blütenfarbe des Spätsommers (und
des Herbstes). Sie harmoniert mit allen warmen Gelb- und Rottönen (nicht mit
Rosa). Orange blühen Kaiserkronen und Kniphofien. Ihre Komplementärfarbe
ist Blau.
- Blau:
Sie ist die kühlste und beruhigendste Farbe. Sie ist die Farbe des Raumes und
bringt den Himmel auf die Erde. Blau beeinflusst zwei Grundstimmungen:
- eine aufmunternde (mit wenigen roten Pigmenten, d.h. in Richtung
Violett) und
- eine beruhigende, melancholische (mit wenigen gelben Pigmenten
in Richtung Grün, z.B. Türkis).
Leuchtende Blautöne stimmen fröhlich, matte eher schwermütig. Ein Garten
erhält durch sie einen Ausdruck der Weite. Blau hebt eine Gartenstimmung
oder legt eine sanfte Melancholie über ihn. Am Ende einer Pflanzfläche gibt sie
Räumen Tiefe und lenkt den Blick in die Ferne. Es gibt nur wenig Blüten in
einem reinem Blau, aber unzählige Farbabstufungen und Zwischentöne von
Lila, Violett oder Lavendel. Sie verbindet sich gut mit anderen Farben, lässt
sich gut kombinieren. Blau erlaubt besonders zarte Gartenbilder. Viele
bedeutende Künstler und Gartengestalter haben gerne mit dieser Farbe
gearbeitet:
Jekyll:
- Sie setzte die Blautöne gerne an die Rabattenenden.
- Sie plante einen "blauen Garten" (und wollte den Zugang zu ihm
durch einen goldgelben Bereich führen. Er wurde nie
verwirklicht).
- Mit ihrer Asternrabatte (in Munstead Wood) erweiterte sie die
farblichen Gartenmöglichkeiten.
Lesser, Ludwig (1869 - 1957: Hat eine "Blaue Terrasse" entworfen (mit
Schwertlilien, Rittersporn, Eisenhut, Hornveilchen, Glocken-
blumen, blauen Lupinen, Herbstastern, Leberblümchen u.a.).
Foerster veröffentlichte 1940 sein berühmtes Buch "Blauer Schatz der
Gärten".
Blau schafft Distanz zwischen nicht harmonierenden Farben. Oft verändern
sich ihre Farbtöne bei Pflanzen im Verlauf ihres Daseins (d.h. vom Aufblühen
bis hin zum Verwelken) und ihre Wirkung im Tagsverlauf (von der Mittags-
zur Abendsonne). Schön ist die Verwendung verschiedener Blautöne (zarte
Abstufungen bringen hier allerdings wenig, weil sich das Auge auf die Farbe
Blau gut einstellen kann; bei Rot dagegen viel) und ein helles Gelb, Rosatöne,
Orange, ergänzt um etwas Weiß. Blau mildert grelle Farbzusammenstellungen. In dunklen Kombinationen wirkt Blau als Aufheller (allerdings
kommt ein dunkler Farbton in schattigen Bereichen nicht zur Geltung).
Farbunverträglich sind Blau und Violett. Um wirken zu können, braucht Blau
eine kontrastierende Farbe. Die Komplementärfarbe ist Orange.
- Violett (lila):
Sie ist die Farbe der Sensiblen und erzeugt eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Erst durch ihre richtige Benachbarung gewinnt diese Farbe ihre Ausagekraft.
Weil sie in ihrer dunklen Ausprägung schnell "schwer" wirkt, sollte man sie
nicht zu massiv einsetzen oder durch eine geschickte Formenwahl diesem
Eindruck entgegenwirken, gut gelungen 2010 auf der Landesgartenschau in
Ippenburg mit der großflächigen Pflanzung von Verbena bonariensis. Violett
sind u.a. Veilchen, Lavendel Buddleia davidii-Sorten und Daphne mezereum.
- Weiß:
Sie ist eine umstrittene Gartenfarbe. Berühmt wurde sie durch den "Weißen
Garten" von Sissinghurst, der bei Kennern alllerdings oft abgelehnt wird:
"Die Stimmung dieses Gartens war vielleicht eher eine Stimmung der
Nacht als der weißen Farben, denn Vita Sachville-West musste jeden
Abend durch ihren Garten gehen, weil sich Arbeiten, Schlafen und
Essen für sie in drei getrennten Gebäuden abspielte". Mary Keen,
1992).
Einerseits kann sie schnell langweilig wirken, wenn ihre Farbtonabstufungen,
Formenkontraste und die Art des Blattgrüns nicht sorgfältig beachtet werden,
andererseits bringt gerade diese Farbe Licht und Weite in jede Pflanzung.
Weiß neutralisiert Farbdissonanzen und ist ein idealer Partner zu allen anderen
Farben (außer Orange). Sie behalten ihre Identität (benachbarte Schattierungen werden nicht beeinträchtigt). Bei Einbruch der Nacht beginnt sie oft zu
"leuchten" und ihre Blüten oft zu duften. Sie erregt nie Anstoß und ist
besonders in schattigen Lagen wirkungsvoll (bei hellen Hintergründen ist auf
einen ausreichenden Kontrast zu achten). Da sie kaum eine Fernwirkung
besitzt, ist diese Farbe besonders in Hausnähe einzusetzen (viele andere
Materialien erhalten erst durch einen Anstrich mit Weiß ihre Leichtigkeit).
Schön ist:
- Weiß und Rosa, ergänzt um einige blaue und weißblaue
Akzente,
- Weiß und Rot, ergänzt um Rosa,
- Weiß und helle Farben (sie bringen Leichtigkeit in einen
Garten).
Es gibt unzählige Farbnuancen, und ihre Wirkung auf den einzelnen Menschen ist sehr verschieden. Jeder muss sich deshalb zu seinen Farben vortasten. Der Besuch vieler anderer Gärten und Ausstellungen kann dabei helfen. Zu beachten bei der Zusammenstellung der Pflanzen sind dann deren Blütezeitpunkt, ihre Blühdauer, ihre Blütenfülle und ihre Standortansprüche (verlassen sie sich nicht auf Gartenbücher! Für bestimmte Bilder hat man dort oft tagelang gewartet, ein bestimmtes Licht benötigt und nur einen Augenblick von wenigen Stunden festgehalten). Vielleicht sollte man im Ausland beim Pflanzenkauf auch daran denken, dass die Pflanzen bei einheimischem Licht eine andere Ausstrahlung besitzen und viele von ihnen bei uns nicht frosthart sind (z.B. viele Pflanzen in englischen Gartenbüchern).
Die wichtigste Gartenfarbe ist grün. Da die Blüten oft nur wenige Tage zu bewundern sind, das Laub aber während der ganzen Vegetationszeit (bei den Immergrünen sogar das ganze Jahr über) vorhanden ist, kommt ihm gestalterisch eine besondere Bedeutung zu. Dabei ist Grün nicht gleich Grün und eine Blattform anders als die nächste. Man kann bei gleichen Blattfarben kontrastreich mit den Formen und der Art der Oberflächen (Texturen) der Blätter spielen, mit der Laubfarbe die Blütenfarbe aufgreifen oder sie dazu in einen Kontrast bringen. Es gibt ein zartes Lindgrün, Graugrün bis hin zum Dunkelgrün mancher Immergrünen. Ein "Grüner Garten" kann sehr viel Ruhe ausstrahlen. Allerdings ist zu beachten, dass zu viele verschiedene Grüntöne schnell unruhig wirken können. Ein andersfarbiges Blatt vermag starke Kontraste in ein Beet zu bringen (z.B. silbergraues, gelbliches, rotes bis braunschwarzes). Graues Laub kann sehr elegant wirken. In Hausnähe sollte das Laub möglichst groß und glänzend sein, im Gartenhintergrund möglichst kleinblättrig und matt. Wichtig ist es, dabei unterschiedliche Wuchscharaktere durch ihre gegenseitige Kontrastwirkung sich gegenseitig steigern zu lassen (z.B. durch vertikale Wuchsformen in flachen Teppichbeeten).
Neben den grünlaubigen Pflanzen gibt es als weitere Blattfarben:
- Grau, Silbergrau, Blau:
Viele dieser Pflanzen kommen aus Südeuropa. Sie schützen sich mit
einer wolligen Behaarung oder dünnen Wachsschicht vor der
dortigen intensiven Sonnenbestrahlung. Viele von ihnen entwickeln
auch intensive Duftöle. Hierher gehören u.a:
- Artemisia i.A.u.S.,
- Santolina chamaecyparissus,
- Lavandula,
- Stachys byzantina, Hosta i.A.u.S.,
- Veronica spicata ssp. incana,
- Helictotrichon sempervirens (Blaustrahlhafer),
- Yucca filamentosa, Gräser wie Festuca i.A.u.S.
Gehölze wie
- Eleagnus,
- Perovskia atriplicifolia
- Pyrus salicifolia.
- Bronze und Rot:
Für ihre Farbausbildung braucht diese Pflanzengruppe viel Sonne.
Schön wirkt sie in Hausnähe als Hintergrund hellblühender Stauden
oder in einem Staudenbeet als Kontrastpflanzen. Hierher gehören
u.a.:
- Ajuga reptans "Atropurpurea",
- Ligularia dentata "Desdemona"
- Heuchera i.S..
Relativ viele Gehölze, u.a.:
- Acer palmatum "Atropurpureum",
- Berberis thunbergii "Atropurpurea",
- Cotinus coggygria "Royal Purple"
- Prunus cerasifera "Atropurpurea".
- Gelb und Gelb panaschiert:
Pflanzen mit einem solchen Laub sollte man nur vorsichtig und
bewusst einsetzen. Einerseits können sie Räume und Pflanzflächen
aufhellen, andererseits als Fremdkörper wirken. Angenehm können
sie sein zu
- dunkelfarbigen Blättern (z.B. rotbraunen),
- orange- oder gelbfarbigen Blüten.
Pflanzen dieser Gruppe sind z.B.:
- Hosta i.A.u.S. (viele vergrünen im Sommer),
- Carex morrowii "Variegata.
Gehölze:
- Euonymus fortunei "Emerald'n Gold",
- Ligustrum ovalifolium "Aureum".
- Weiß panaschiert:
Da diese Pflanzengruppe weniger Chlorophyll besitzt, ist sie
schwachwüchsiger. Oft leidet sie unter einer intensiven
Sonnenbestrahlung. Sie sollte deshalb nur im Schatten oder
Halbschatten gepflanzt werden. Diese Pflanzen werden nur gezielt
in kleinen Mengen eingesetzt. Zu ihnen gehören u.a.:
Gehölze:
- Cornus alba "Elegantissima",
- Euonymus fortunei "Emerald Gaiety".
Stauden in den verschiedenen Jahreszeiten
Die Wunschvorstellung vieler Gartenbsitzer ist ein Garten, der das ganze Jahr über blüht. Und in Gesprächen wird dabei gerne auf die klassischen englischen Gärten verwiesen. Leider ist dies eine Vorstellug, die es in der Realität so nicht gibt, weil sie biologisch nicht möglich ist.
Bereits Migge sagte über die englischen Gärten, dass er in England
"eine bewusst hervorgerufene farbige Harmonie bei Blumenzusammenstel-
lungen nur in den selteneren Fällen konstatieren könne. Die durchschnittlich
gute und fast nie abstoßende Wirkung ihrer Staudenrabatten erreichen die
Engländer vielmehr
- durch eine reiche Mischung der Arten von vornherein,
- durch Einstreuen von neutral blühenden vermittelnden Arten
und nicht zuletzt
- durch dauernde Nachhilfe aus den Gewächshäusern während
des Sommers".
Gemeint sind also der verstärkte Einsatz von Einjahrsblumen (Sommerblumen) und der rigorose Umgang mit Pflanzen als farbiges Gestaltungsmittel, in der Regel als Dekorationsmaterial.
Jeder einzelne muß sich überlegen, wo er sich zurücknimmt, viele Bekannte des Autors z.B. beim Einsatz von Sommerblumen und der Zahl der Blühhöhepunkte im Gartenjahr. Foerster träumte von sieben, doch sagte die langjährige Hauptplanerin seiner Pflanzpläne (Hammerbacher) von sich, dass ihr dies nie gelungen sei. Bereits Maasz hatte zuvor (1919) gesagt: "Es sei aber gesagt, dass selbst dem geschicktesten Gärtner und dem erfahrendsten Staudenkenner die vollkommene Mischrabatte auf den ersten Schlag nicht gelingt. Selbst er wird das Blühen im ersten Jahr an sich vorüberziehen lassen, um dann Missklänge in den --- Farben auszumerzen".
Die meisten Gartengestalter planen nur drei florale Gartenhöhepunkte für ihre Gärten. Die Frühjahrs-, die Sommer- und die Herbstblüte. Dazu Maasz (1931):
"Die Bepflanzung eines Staudengartens kann nicht ohne den wohlüberlegten
Jahreszeiten- und Blütenfarbenplan erfolgen. Der erstere teilt die Rabatten ein
nach Frühlings- Sommer- und Herbstblüte. Erst wenn diese Jahreszeiten in
einem Plan dargestellt sind, wird auf seiner Grundlage eine Farbenskizze
entwickelt, die die Auswahl des Matrials dann wesentlich erleichtert. Ein
solcher Planungsvorgang sollte auch der Pflanzung jeder freien Rabatte im
Garten vorangehen".
Sein Ziel war eine räumliche und zeitlich konzentrierte Blütenfülle bei einem Verzicht auf eine verteilte Dauerblüte. Die extreme Form einer solchen Konzentration wären "Artenbeete", bei denen man die Dauer der Blütezeit durch eine gezielte Sortenwahl auszudehnen versucht. Foerster hat dafür z.B. die Voraussetzungen im Astern- und Phlox-Sortiment geschaffen.
Farblich ging man dabei so vor, dass man an die Stelle kleiner Farbflecken große Farbpflanzungen setzte (Prinzip Jekyll), um dadurch das "Verflattern der Blütenwirkung durch ihre Zersplitterung zu verhindern" (Foerster, 1917). Die Vorgehensweise war: "Der Pflanze stets mehrere Exemplare ein und derselben Sorte nebeneinander (zu stellen), damit breite, zusammenhängende Farbflecken entstehen. Ist ein Farbton allzu sehr verteilt, so wirkt die Pflanzung zerrissen und bietet dem Auge des Beschauers keinen Ruhepunkt" (Maasz, 1919). Man konnte sich dabei konzentrieren auf
- eine Staudenart
(evtl. nur eine Sorte),
- Artengruppen
(verschiedene Sorten einer Art),
- Gattungsgruppen
(verschiedene Arten und Sorten einer Gattung),
- eine Farbgruppe in verschiedenen Tönungen
(dadurch konnten
verschiedene Staudenarten in einer Pflanzung vereinigt werden).
Das Ziel dabei war immer, ein einheitliches Bild, eine farbliche Komposition zu erhalten (im Gegensatz zu den Pflanzensammlern, für die möglichst große Sortimente wichtig sind).
Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Farben. Sie verändern sich mit dem sich verändernden Licht:
- im Frühling haben wir bevorzugt Gelb-, Blau- und Lindgrünfarben in
frischen, fröhlichen Tönen
- im Hochsommer zarte und kühle Farbtöne,
- im Spätsommer intensivere Farbtöne,
- im Herbst Orangetöne, feurige Farben,
- im Winter Braun und Grautöne.
Der Frühling (März bis Mitte Mai) beginnt zunächst mit zarten Farben wie auf einem Aquarell (blau, gelb, zartlila, purpur, rot und weiß). Ein "in Wasserfarben gemalter Frühlingshimmel" (Keen, 1992). Das kräftige Tulpenrot wirkt darin fast störend. Die Grüntöne sind hell. Mit der Zunahme der Sonnenkraft werden die Farbtöne satter. Die Frühlingsbeete wollen gesehen werden. Farblich sind sie die Boten eines kommenden Vegetationsjahres. Ihr Ort ist im Vorgarten (z.B. neben dem Hauseingang), vor der Terrasse, im Rasen oder neben einem Weg. Bevorzugt sind sonnige bis halbschattige Standorte (auch unter Laubgehölzen). Der Frühling ist die große Zeit der Blumenzwiebeln. Seine wichtigsten Blüher sind
- Ende Febr.:
Winterlinge, Schneeglöckchen und Elfenkrokusse (Crocus
tommasinianus).
- März:
frühe Tulpen und Narzissen, Schlüsselblumen, Blütengehölze.
Beliebte Kombinationen:
- Chionodoxa + Scilla sibirica,
- Anemone blanda + Muscari,
- Hyacinthus non-scripta
- Kaukasusvergißmeinnicht.
- April:
Zu den Märzblühern kommt das frisch austreibende Laub in
all seinen Farbnuancen.
- Mai (Frühlingsende):
Tränendes Herz und erste Akeleien.
(Narzissen und Tulpen können in verschiedenen Farbtönen über drei Monate blühen. Tulpen sind anspruchsvoller als Narzissen und viele Sorten für eine Dauerbepflanzung nicht geeignet. Botanische Tulpenarten sind am attraktivsten: Zunächst diese - dann Triumpf-Tulpen und am Ende Darwin-Tulpen. Tulpen locker über das Beet verteilen. Mit unterschiedlichen Höhen, Blütenformen und Farben spielen. In kleinen Tuffs oder größeren Gruppen wirken Zwiebel- und Knollengewächse am besten. Spät austreibende Stauden überdecken später deren vergilbendes Laub).
Für den Sommer gibt es eine riesige Pflanzenvielfalt.
- Wintergrüne Stauden sind u.a.:
Epimedium (Elfenblume), Geranium
macrorrhizum (Storchschnabel), Tiarella cordifolia
(Schaumblüte),
Blechnum spicant (Rippenfarn), Dryopteris affinis
(Wurmfarn), Polystichum setiferum (Schildfarn),
Carex morrowii (Japan-Segge), Stipa calamagrotis
(Silberährengras).
- Beerenschmuck liefern u.a.:
Skimmia, Cotoneaster.
- Schöne Winterrinden haben:
Birken- und Ahorn-Arten.
Ein Winterbeet ist hauptsächlich ein Beet besonderer Formen, Konturen und Strukturen.
Mit jeder Jahreszeit sind neue Gartenformen verbunden. Von Foersters altem Gartentraum der sieben Jahreszeiten sind wir heute abgekommen. In der Praxis arbeiten wir mit vier jahreszeitlich verschiedenen Gartenkonzeptionen, z.B.
- der Rabatte,
in der vom Frühjahr bis zum Herbst immer etwas blüht
(nicht viel, aber irgendwo gibt es immer irgendwelche
Blüten. Es gibt hier eine gewisse Frühjahrs-, Sommer- und
Herbstblüte, evtl. mit jeweils einem, zwei oder drei
Akzentträgern für jede Jahreszeit). Mit Sommerblumen kann
eine solche Rabatte farblich stark aufgepeppt werden.
- der Rabatte,
die im Frühsommer (Juni) einen Blütenhöhepunkt erreicht und in
der restlichen Zeit des Jahres von anderen ästhetischen
Elementen getragen wird (z.B. Texturen).
- der Rabatte,
die eine starke Frühjahrs- und eine Spätsommerblüte besitzt
(wenn die eine Gruppe im Absterben begriffen ist, überdeckt
die andere mit ihrem starken Wachstum deren Schwachstellen).
- der Rabatte,
die nur auf Strukturen und Texturen baut und bei der die Blüten,
wenn es sie überhaupt gibt, nur eine nachrangige Bedeutung
haben.
Jeder Gartenbesitzer kann sich so sein eigenes Ausgangskonzept wählen, seine Lieblingspflanzen benennen und versuchen, diese, bzw. seine geistige Ausgangsidee mit den zu findenden Begleitpflanzen herauszuarbeiten.
Strukturen und Texturen in einem Garten
Die große Mehrzahl unserer Gärten ist farb- und damit blütenorientiert. Das Problem dabei ist, dass die Lebensdauer der einzelnen Blüten oft nur wenige Tage dauert und dass die von ihnen beherrschten Gartenbilder nur wenige Wochen zu sehen sind (die Zeit der offenen Gartentore). Um dieses Problem zu umgehen, versuchen nun manche Gartengestalter, vom Aufbau der Pflanzen als Ganzes und von ihrem Laub auszugehen, das weitgehend das ganze Jahr über das Gartenbild bestimmen und nun gezielt als ein eigenes Gestaltungskriterium eingesetzt werden kann. Die Farben richten sich nur an das Auge, Strukturen können zusätzlich auch noch erfühlt werden und ihre Wirkung ist dauerhafter. Dabei orientiert man sich z.B. an
- den Besonderheiten des Wuchses, der Formen,
- der Größe und den Formen des Laubes (z.B. dem Kontrast von groß und
klein, rund und schmal),
- den verschiedenen Blütenformen und Fruchtständen.
Blätter sind - genau genommen - in einem Garten wichtiger als die Blüten. Ihr Anblick dauert vom Frühjahr bis zum Herbst (und bei Immergrünen das ganze Jahr über. Doch muß man bei diesen beachten, dass sie schnell eine dunkle, evtl. sogar düstere Atmosphäre verbreiten können). Blätter unterscheiden sich in
- ihrer Größe
- ihrer Form,
- ihrer Dicke,
- ihrem Oberflächenmuster,
- ihren Oberflächen (glänzend,matt, gekräuselt, behaart),
- der Art der Aufnahme, bzw. des Durchdringens des
Sonnenlichtes,
- ihren Farben (z.b. grün, rot, gelb),
- ihrem Blattrand .
Ihr Aussehen wird weitgehend von ihrer Anpassung an ihren natürlichen Lebensstandort bestimmt. Wichtig sind diese Eigenschaften, weil sie, gezielt eingesetzt, zu einer gegenseitigen Kontrastwirkung genutzt werden können. Auch Raumfolgen kann man mit ihrer Hilfe deutlich machen: z.B. in Hausnähe glänzendes Laub und weiter entfernt mattes. Dabei gibt es nur relativ wenige großblättrige Pflanzen bei uns. In der Regel verwendet man sie nur einzeln oder im Kontrast zu anderen kleinblättrigen. Große Blätter haben z.B. Bergenien, Funkien, manche Knötericharten und bei den Gehölzen Aristolochien, Aralien und Samthortensien.
Bei der Gestaltung mit Blättern können wir mit vier Kriterien arbeiten:
- Blattgrößen (z.B. klein, mittelgroß, groß),
- Blattformen (z.B. schmal, breit, herzförmig, oval),
- Oberflächenmerkmalen (sie entscheiden über die Lichtreflexion),
- Blattfarben.
Biologisch gesehen, ist die Aufgabe der Blätter die Energiebeschaffung der Pflanzen mit Hilfe der Assimilation (Sonnenenergie wird in eine organische umgewandelt). Dabei wird u.a. Wasser abgegeben. Auf diesen Verlust stellen sich die Pflanzen ein, indem sie je nach ihrem Standort und seinen Klimabedingungen darauf reagieren, z.B. mit ledrigem Laub, einem schützenden Wachs oder Filzüberzug. Wegen einer gewissen Standorttoleranz können viele dieser Pflanzen trotz ihrer biologischen Prägung auch in eine andere Umwelt gebracht werden. Ein Umstand der es dann erlaubt, ihre verschiedenen Blattstrukturen kontrastmässig zu nutzen.
Blattoberflächen können sein:
- glänzend:
Das Laub reflektiert das Licht (z.B. Hosta-Arten oder Ilex),
- ledrig:
z.B. Bergenien,
- wachsartig und fleischig:
z.B. Sempervivum und Sedum,
- behaart (dies u.a. seidig, filzig):z.B.
- seidig: Küchenschellen im Austrieb,
- pfilzig: Stachys byzantina (Wollziest),
- geadert
(z.B. parallel oder netzartig; schön bei farblichen Kontrasten;
z.B. Mangold),
- gewellt:
Es ergeben sich besondere Licht-Schatten-Kontraste (z.B.
Crambe (Meerkohl)).
Unterschiedliche Blattfarben können sein (besonders im Frühjahr als Schutz vor einer übermässigen Sonneneinstrahlung und im Herbst): z.B.
- helles Grün
(besonders im Frühling; es verwandelt sich in der Regel vom
Frühlingsgrün zum Sommergrün und dann zum Ausklangsgrün;
z.B. bei Hosta-Arten.
- dunkles Grün
(strahlt eine große Ruhe aus; wird bei den Gehölzen gerne als
immergrüner Gerüstbildner für die architektonische Grundarchitektur verwendet. Seit der Renaissance so besonders Taxus und
Buchsbaum).
- Gelb
(besonders im Frühling als Gelbgrün und im Herbst als Altgoldton).
Pflanzen, die im Sommer ihre gelbe Farbe behalten, verlangen in
der Regel zwar volle Sonne, verbrennen dort aber auch leicht.
Schön z.B. Humulus lupulus "Aureus" (Goldhopfen) und im
Herbst der Ginkgo. (Gelb kann evtl. auch ein Hinweis auf
Mineralmangel oder eine Krankheit sein).
- Grau und Blau
(die Farbe entsteht durch die Reflexion auf der behaarten
oder wachsüberzogenen Blattoberfläche): Die Pflanzen
verlangen in der Regel viel Sonne. Z.B.
- grau: Lavendel, Katzenminze, Beifuß.
- blau: Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens) und
Rosa glauca.
- Bronze und Kupfer:
z.B. Epimedium (Kupfer), Heuchera-Sorten (Bronze).
- Rot und Purpur:
z.B. Acaena "Kupferteppich" und besonders Sträucher wie
Berberis oder Acer-Arten und Sorten.
- warm und kühl gemustert
(panaschiert oder gefleckt in Weiß, Gelb oder
Bunt; oft schwer in größeren Pflanzungen einzubinden; wegen
Chlorophyllmangel langsamer Wuchs. Im Schatten gehen die
Zeichnungen oft verloren):
- warm: z.B. Melissa officinalis "Aurea" (Zitronenmelisse),
- kühl: z.B. Hosta-Sorten.
Der Form nach können Blätter u.a. sein:
- kreisförmig:
z.B. Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus),
- oval:
z.B. Perückenstrauch (Cotinus coggygria),
- dreieckig:
z.B. Efeu,
- herzförmig:
z.B. Funkien (Hosta),
- nierenförmig:
z.B. Haselwurz (Asarum europaeum),
- eiförmig:
z.B. Kletterhortensie (Hydrangea anomalis ssp.
petiolaris),
- löffelartig:
z.B. Bergenia-Arten,
- riemenartig:
z.B. schön als Kontrast zu rundlichen Formen,
- pfeilartig:
z.B. Aronstab (Arum italicum),
- lanzettlich:
z.B. Hosta-Arten,
- bandförmig:
z.B. Schwertlilien (Iris; starker Kontrast zu anderen
Blattformen),
- schwertartig:
z.B. Palmlilien (Yucca),
- nadelartig:
z.B. Seggen (Carex buchananii),
- fadenartig:
z.B. Jungfer im Grünen (Nigella damascena),
- gekerbt:
z.B. Eichen (hand- oder fächerförmig),
- gezähnt:
z.B. Korsischer Nieswurz (Helleborus angustifolius),
- bestachelt:
z.B. Edeldiestel (Onopordum acanthium),
- zusammengesetzt:
z.B. Elfenblume (Epimedium), viele Farne,
- fächerförmig:
z.B. Frauenmantel,
- filigranartig:
z.B. viele Farne, Acer palmatum-Formen,
- kleinbläättrig:
z.B. viele Alpine (z.B. saxifragen), Buxus micro-
phylla. (Ihr Eindruck hängt stark von den
Nebenpflanzen ab)
- großblättrig:
z.B. Tafelblatt (Astilboides tabularis),
Trompetenbaum (Catalpa bignonioides).
(Schaffen dramatische Effekte, "tropische
Atmosphären").
(zu den Blättern gehören auch die Hochblätter (Brakteen), die zu Blütenblättern umgewandelt worden sind: z.B. Wolfsmilcharten (Euphorbia) oder Cornus-Arten (z.B. C. florida, C. kousa)).
In der Pflanzenwelt gibt es fast alle Formen, geordnete für die Verwendung in einem architektonischem Designergarten und bizarre zum Setzen unregelmässiger Akzente. Die Aufgabe ist es, bei der Vorgehensweise allein mit Formen und Strukturen zu einem dreidimensionalen Bild zu gelangen, bei dem die Kompositionsregeln noch stärker zu beachten sind. In der Regel führt eine geringere Artenvielfalt zu einer größeren Einheitlichkeit dieses Bildes. Ihr dekorativer Reiz liegt dann oft in der rhythmischen Wiederholung der gleichen Grundformen. Auch verwandte Formen führen eher zu einem harmonischen Bild als stark unterschiedliche. Kontraste sind besonders dann hilfreich, wenn die Pflanzen in ihren restlichen Eigenschaften Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Verwendung nur weniger Formen lässt Pflanzungen schnell monoton wirken.
Es sind besonders die Texturen (Oberflächen, identische oder ähnliche Eigenschaften gedacht auf einer strukturlosen Fläche), die das Erleben eines Gartens auf Dauer bestimmen und hier wiederum in erster Linie die Texturen der Blätter. Sie stellen ein Ordnungsprinzip dar, das von der Größe und Dichte des Laubes ausgeht und sich auf einer Skala von fein bis grob, offen bis geschlossen, statisch bis unruhig bewegt. Wichtig ist, dass dieses Prinzip bei einer Anwendung auch erkannt werden kann. Als Kontrast eingesetzt werden diese Eigenschaften verstärkt wahrgenommen.
(zu den Texturen gehören u.a. auch die tastbaren Eigenschaften wie glänzend -
matt, glatt - rauh, derb - dünn, ledern - filzig. Doch spielen sie beim
Gestaltungseinsatz nur eine geringere Rolle. So wirken glänzende Oberflächen
unruhiger und matte ruhiger).
Die Wirkung der Texturen ergibt sich aus ihrer Wahrnehmung in der Entfernung. Gegensätzliche Laubeigenschaften werden mit ihrer Hilfe stärker erfasst, z.B.
- in einer kleinblättrigen Bodendecke einige großblättrige Pflanzen,
- Übergänge von groß gelappt zu fein gelappt zu linear.
Die eigentliche Gestaltung ergibt sich dann aus der Gegenüberstellung von Flächigem zu Linearem, vom Groben zum Feinen, von gegensätzlichen Eigenschaften in einer Eigenschaftsskala.
Neben der Textur werden zunehmend der gesamte Aufbau, der Wuchs, die Form, die Struktur einer Pflanze wichtig. Dazu gehören neben dem Laub auch ihr gesamter Wuchs und die Stellung ihrer Zweige. Jede Gestaltung lebt auch von ihren Kontrasten. Während der
- Wuchs die Gestalt einer Pflanze meint (aufrecht, hängend, ausgebreitet,
kriechend. Sie entscheidet stark über die Stimmung der Gartenräume) ist für
die
- Form ihr Umriß entscheidend (rund, säulenartig).
Die wichtigsten Wuchsformen sind (entscheidend hierfür die Stellung der Äste zum Stamm):
- vertikal (aufrecht):
Ihre Festigkeit veleiht ihnen ein gewisses
Rückgrad: z.B. Thalictrum (Wiesenraute),
- hängend:
z.B. viele Trauerformen,
- ausgebreitet
(wachsen stark in die Breite, benötigen viel Platz),
- kriechend
(bleiben am Boden),
- bogig überhängend:
z.B. viele Gräser und viele Rosen.
Zur Welt der Strukturgeber gehören auch die Samen und Fruchtstände als Nachfolger der Blütenstände. Dabei kann gearbeitet werden mit
- der Ähnlichkeit der Blütenköpfe (z.B. Dolden. Sie bringen "Natur" in
den Garten),
- ihrem Kontrast (u.a. vertikalen und kugeligen Samenständen, massiven und
filigranen Zusammenstellungen, z.B. mit Gräsern). Starke Formenkontraste sind Blickfänger (ähnliche Formen schnell langweilig). Sie
wirken auch noch lange nach der Blüte und ergeben auch noch im
Winter ausdrucksstarke Staudenbeete. Dies können z.B. sein:
- aufrechte Blütenstände:
z.B. Rittersporn, Fingerhut,
- flache Blütenstände:
z.B. Schafgarbe, Hohe Fetthenne,
- kugelige Blütenstände:
z.B. Kugeldistel, Zierlauch,
- Köpfchen:
z.B. Sterndolden.
(Oudolf arbeitet gerne mit ihrer Hilfe; besonders im Bereich seiner
Winterbilder. Im Sommer sind sie der Ausdruck üppigen Wachstums, im
Winter der von Vergänglichkeit).
(einschränkend ist allerdings zu sagen, dass starke Krankheitsträger schon im
Herbst zurückgeschnitten werden sollten).
Damit kommt heute den sogenannten Strukturbildnern eine besondere Bedeutung zu. Gemeint sind damit die Pflanzen, die in den Staudenpflanzungen durch ihre Erscheinung klar herausragen. Dies kann wegen ihres Wuchses sein, aber auch wegen ihrer Strukturen, ihrer Umrisse und ihrer Texturen. Sie ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als andere Pflanzen. Andererseits vertragen sich viele dieser Strukturbildner nicht gut neben einander (bei Hansen waren eine ähnliche Gruppe die Leitpflanzen. Sie hatten in den Rabatten allerdings eine andere Funktion). Die Strukturbildner bekommen ihre Hauptbedeutung nach der Blüte, wenn sie durch ihren auffallenden Wuchs und ihre Samenstände die Ansehnlichkeit eines Staudenbeetes bis in den Winter hinein erhalten. Sie müssen deshalb sehr widerstandsfähig und standfest sein. Beliebte Strukturpflanzen bei Oudolf sind z.B.
- Sanguisorba canadensis (Wiesenknopf) und
- Monarda.
Den Rest der Pflanzung ergänzt er durch Füllpflanzen, die er nach ihrer Fähigkeit, den Boden schnell zu bedecken, wegen ihres Laubes oder ihrer Blüte auswählt. Bei Oudolf ist das Verhältnis von Struktur- zu Füllpflanzen oft 3:1.
Füllpflanzen verlieren nach dem Blühen schnell ihre Form. Sie sollen die Konkurrenz unter den Strukturbildnern mildern. Ihre Blüte kann zeitversetzt sein.
Oudolf unterscheidet bei seinen Staudenpflanzungen fünf Pflanzengruppen:
Strukturbildner:
- hochwachsende, strukturbildende Pflanzen:
Sie behalten im Winter ihre Gestalt: z.B. Cimicifuga racemosa,
- Mittelgruppe (während der Blütezeit strukturbildend):
z.B. Phlox paniculata,
- Mittelgruppe (nach der Blüte oft strukturbildend):
z.B. Eryngium giganteum.
Füllpflanzen:
- höhere Pflanzen für die Zwischenpflanzung
(weniger amorph als 5.; verlieren nach der Blüte ihre Konturen):
z.B. Centranthus ruber,
- niedrige Pflanzen für die Zwischenpflanzung
(mit amorpher Gestalt; verlieren nach der Blüte ihre Konturen):
z.B. Campanula poscharskyana.
In dem Augenblick, in dem die Bedeutung pflanzlicher Strukturen vor der Bedeutung der Farben steht, erhalten unsere Gärten ästhetisch ein neues Gesicht und werden damit offen für eine neue Ästhetik. Die großblütigen Züchtungen der Vergangenheit werden damit ihre bisherige Bedeutung verlieren.
Der Duft als Gestaltungselement
Der Geruchssinn ist phylogenetisch der älteste Sinn des Menschen und beeinflusst unbewusst oder direkt viele unserer Stoffwechselvorgänge und damit viele unserer Gefühle und Stimmungen. Er ist mit dem Geschmackssinn verwandt (beide lassen sich leicht manipulieren. Bekannt vom Wein, bei dem derselbe bei verschiedenen Lichtverhältnissen, in verschiedener Umgebung und aus verschiedenen Gläsern völlig unterschiedlich schmeckt). Oft sind mit den Gerüchen Erinnerungen verbunden, sei es an bestimmte Erlebnisse, Orte, Umgebungen oder Menschen. Früher hat man Düfte viel zu Heilzwecken eingesetzt. Heute ist vieles von diesem Wissen verloren gegangen, bzw. wird es versuchsweise mit oft esoterischen Ansätzen neu belebt.
Seit frühester Zeit werden Düfte zur Hebung der erotischen Attraktion benutzt, und in der Natur dienen sie den einfachsten Lebewesen noch immer als Reizmittel für ihre Vermehrung. Letztlich dient auch der Blumenduft den Pflanzen nur als Lockmittel für die Insekten, um bestäubt zu werden. Dass auch wir daran gefallen finden, ist von der Natur eigentlich nicht vorgesehen.
In China wurden Duftkräuter bereits vor 2700 v.Chr. in der Medizin eingesetzt, im Alten Ägypten wegen ihres Wohlgeruchs schon vor 2500 v.Chr. (bekannt aus dieser Zeit ist eine Myrrhe-Lieferung aus Punt für den Pharao Sahure). Die beiden wichtigsten Duftpflanzen der Antike waren:
- Myrrhe:
Harz eines dornigen, immergrünen Strauches; z.B. Geschenk
der Heiligen drei Könige; heute von anderen Duftstoffen
verdrängt),
- Weihrauch:
Duftharz; beim Verbrennen entsteht Carbolsäure, die im Rauch
dann antiseptisch wirkt. Die Königin von Saba schenkte bereits
dem König Salomon (965 - 926 v.Chr.) Weihrauch. Noch
heute in kultischen Handlungen der katholischen Kirche im
Gebrauch.
Viele der antiken Duftkräuter kamen damals aus dem arabischen Raum. So war z.B. auch Mohammed zunächst ein Gewürzhändler in Mekka gewesen, und Duftessenzen haben auch heute noch im Islam eine große Bedeutung. Der frühere Ost-West-Handel bezog sich weitgehend auf Duftstoffe und Gewürze.
Bei den Römern waren die verschiedenen (Duft-) Pflanzen mit verschiedenen symbolischen Bedeutungen belegt. So wurden die heimkehrenden Soldaten mit Lorbeer begrüßt (deshalb ist Lobeer auch heute noch ein Siegersymbol) und Gäste mit Rosen. Cleopatra ließ für ein Gastmahl mit Marc Anton den Fußboden einige Zentimeter hoch mit Rosenblüten bedecken, und Nero gab für Rosen auf seinen Baketten Riesensummen aus.
Nach Mitteleuropa gelangten die Duftpflanzen über die Römer (diese würzten sogar ihren Wein mit Duftstoffen). Dies waren Rosmarin, Kümmel, Minze und Basilikum. Die Kreuzfahrer brachten dann weitere Duftpflanzen aus dem Nahen Osten, u.a. die Madonnenlilie, die Damaszener-Rose und die Safranpflanze. In den Klöstern wurden sie als Heil- und Gewürzpflanzen benutzt (man aromatisierte damit u.a. auch den Wein und das Bier) und begrenzt bei religiösen Festen als Dekorationspflanzen.
Im 16. und 17. Jh. gelangten dann über den Seehandel neue Gewürze nach Europa: u.a. Ingwer, Zimt, Pfeffer, Muskat und Nelken. Königin Elisabeth I. liebte den Duft von Mädesüß (nach Mandeln). Francis Bacon sammelte als erster systematisch Informationen über Duftpflanzen. Im Barock überlagerten dann Duftwässer den Eigengeruch der Menschen wegen ihrer damals geringen Hygiene. So liebte Ludwig XIV besonders Tuberosen, die er einmal an einer Anlegestelle der Kanalgondeln so massiert aufstellen ließ, dass man die Schiffe wegen deren Geruchsintensität nicht betreten konne.
Während der Renaissance und dem Barock prägten Duftpflanzen unsere Gärten. Die Farben der Blumen besaßen bis dahin nur eine sekundäre Bedeutung. Während der Zeit des Landschaftsgartens, der baumorientiert war, verloren sie ihre Bedeutung, um in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. dann wieder eine kurze Renaissance zu erleben (u.a. bei Jekyll). Danach wandte sich die Pflanzenzüchtung vorrangig der Größe und Farbe der Blüten zu. Der Duft trat auf die Position einer gern gesehenen Beigabe zurück, da er sich züchterisch weitgehend jeder Planung entzog und deshalb ein Zufallsergebnis blieb. Heute spielt er in der Gartenkunst nur noch eine Randrolle. Damit hat man aber eine entscheidende Sinnesdimension aufgegeben. Jeder Mensch, der vor der Entscheidung zwischen mehreren Pflanzen steht, sollte bei seinen Überlegungen den Düften immer eine vorrangige Bedeutung zukommen lassen. Ein tatsächliches Gartenparadies wird er nur in Verbindung mit Düften erhalten.
Wie schwierig es zurzeit bei der Rekonstruktion historischer Gärten ist, z.B. mit Düften umzugehen, kann man gut in Italien im Garten der Villa D'Este erleben. Eigentlich hat man dort diesem berühmten Garten eine seiner wesentlichen früheren Eigenschaften genommen. Man nuss nur durch einen beliebigen blühenden Orangenhain gehen und bei dessen Duft sich dann die Bilder des früheren Gartens in Erinnerung rufen, um zu verstehen, um was die späteren Generationen diesen Garten beraubt haben. Die augenblicklichen kleinen Kübelpflanzen sind dafür kein Ersatz. Erst die Wassergeräusche in Verbindung mit den Düften machten einst diesen Garten zu dem Paradies, das er darstellen sollte.
Duften können Blüten, Früchte, Blätter, Rinden und Wurzeln, eigentlich alle Pflanzenteile. Oft ist die Tageszeit für ihre Wahrnehmung bedeutsam. Manche Pflanzen duften am besten
- beim Sonnenaufgang,
- in den heißen Mittagsstunden,
- nach Einbruch der Dunkelheit.
Die biologische Bedeutung für die Pflanze liegt in der
- Anlockung von Bestäubern
(z.B. Bienen und Hummeln. Werden sie nur von
Nachtfaltern bestäubt, so duften sie erst mit dem Beginn der
Dunkelheit. Dies gilt für viele weiß blühende Pflanzen).
- Abwehr von Fressfeinden
(so werden Salbei, Thymian und Rosmarin nur
selten von Läusen befallen).
- Abwehr von Pilz- und Bakterienschädlingen
(z.B. Weihrauch).
Dabei können Düfte jeweils angenehm oder unangenehm (z.B. Aronstabarten), zart intensiv oder sogar aufdringlich sein.
Pflanzen sind für die Insekten die wichtigsten Nahrungslieferanten. Aus dieser Grundsituation heraus hat sich im Rahmen ihrer gemeinsamen Evolution ein spezifisches Verhältnis der Anlockung (zur eigenen Vermehrung) und der Abwehr entwickelt. Bei einem Schädlingsbefall können sie u.a. spezielle Duftstoffe abgeben, um die Feinde der sie befallenden Insekten anzulocken (z.b. Schlupfwespen).
Düfte bestehen aus flüchtigen ätherischen Ölen und sind abhängig von
- ihrem Standort
(sonnig oder schattig),
- der Tageszeit
(morgens, mittags, abends, nachts),
- dem Boden
(schwer oder locker, seinen Mineralanteilen),
- dem Wetter
(z.B. nach Regen).
Sie werden individuell verschieden wahrgenommen und sind oft von den Erfahrungen eines Menschen abhängig, die er mit ihnen verbindet. Als "Geruchsbild" entstehen sie erst in unseren Gehirnen.
Gerüche sind gasförmige Substanzen. Sie gelangen als Duftmoleküle über die Nasennervenzellen in das Gehirn und werden dort auf dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen bestimmt. Eine Pflanze kann zwar bis zu 100 verschiedene Duftstoffe besitzen, aber charakteristisch für ihren Duft ist dann deren Zusammensetzung. Die charakteristischen Duftkomponenten beim Rosenöl machen z.B. nur 1 % aus. Jeder Duft hat seine eigene Zusammensetzung. Oft steht er in einem Bezug zum Biotop aus dem die Pflanze kommt.
In der Heilkunde und der Parfümindustrie unterscheidet man bei den ätherischen Ölen acht pflanzliche Duftfamilien:
- agrumig / atrich:
z.B. Bergamotte, Zitrone, Orange,
- chypre:
z.B. frische Citrus,
- floral:
z.B. Rose. Jasmin, Veilchen,
Maiglöckchen,
- florientalisch (blumig, würzig):
z.B. Jasmin, Aprikose,
- fougère (frisch - krautig):
z.B. Lavendel,
- fruchtig (natürliche Fruchtnoten):
z.B. Himbeere, Apfel, Pflaume,
- holzig (nach edlen Hölzern):
z.B. Zedernholz,
- orientalisch
(exotisch, sinnlich, schwer).
Helga Urban unterscheidet für den Gartenbereich sechs Duftgruppen:
- schwere Düfte:
Süß und schwer. Sie werden in hoher Konzentration oft
abgelehnt. Oft bei Weißen Blüten: z.B. Jasmin,
Tuberosen, Citrusblüten.
- aromatische Düfte:
Angenehm und würzig (z.b. Levkojen, Nachtviolen),
- blumige Düfte:
lieblich und etwas fruchtig (z.B. Veilchen,
Maiglöckchen),
- fruchtige Düfte:
spritzig und oft frisch (z.B. Königslilie, Philadelphus),
- Vanilleduft:
weich und aromatisch (oft bei Lilafarbenen; z.B.
Duftwicken und Glyzinen),
- Honigdüfte:
weich und süß (z.B. Alyssum und Buddleia).
- Man könnte sie auch unterteilen in:
- zart - kräftig,
- blumig - exotisch,
- herb - würzig
(schon die Zuordnung der verschiedenen Pflanzen ist sehr schwierig, weil sie
weitgehend nach dem persönlichen Geruchsempfinden erfolgt).
Nach Leitpflanzen unterscheidet man:
- Fliederduft,
- Jasminduft (auch bei Maiglöckchen),
- Lavendelduft (auch bei Thymian),
- Mandelduft,
- Minzeduft (auch bei Salbei und Weinraute),
- Nelkenduft,
- Orangenduft,
- Rosenduft (in vielen Pflanzen),
- Vanilleduft,
- Waldmeisterduft
- Zitronenduft (auch bei Artemisia, Melisse, Minze, Oenothera, Verbenen,
Eberraute).
Er kann dann betörend, erfrischend, honigsüss, lieblich, narkotisch, orientalisch, schwül und würzig sein.
Besonders Alma de l'Aigles (1889 - 1959; Hamburger Lehrerin, die ca. 700 Rosen sammelte
und sich intensiv mit deren Duft beschäftigte)
schuf für ein hermeneutisches Vorgehen im Garten eine Fülle brauchbarer Duftdefinitionen.
Sie unterschied zwischen dem Wesen eines Duftes, seinem Temperament und seiner Zuverlässigkeit:
Das Wesen konnte für sie u.a. sein: Großes Bukett - warm - kühl - herb getrübt -vornehm -
berauschend - krautig - duftlos.
Das Temperament konnte u.a. sein: hauchend - strömend - strahlend - raumfüllend - scheu
- satt - zaghaftdünn - voll - leicht- träge - mager -
zögernd - verhalten - spurenhaft - verhauchend - leicht
schwebend - zurückhaltend.
Die Zuverlässigkeit konnte u.a. sein:
- Nur für eine kurze Zeit einer bestimmten Phase des Aufblühens,
- nur bei Regenwetter,
- am stärksten in der Mittagssonne,
- launisch,
- nur an bestimmten Standorten,
- verändert sich,
- bleibt immer gleich stark vorhanden,
- immer da, aber verändert sich.
Alle ätherischen Öle sind in ihrer Zusammensetzung sehr komplex und in der reinen Form hoch wirksam (unverdünnt evtl. sogar schädlich). In ihrer synthetischen Form haben sie oft negative Nebenwirkungen, die bei den naturgewonnenen Ölen kaum auftreten, weil deren Nebenbetandteile diese abpuffern.
Allgemein sagt man ihnen im Heilbereich folgende wichtige Wirkungsbereiche nach:
- stimulierend:
u.a. Nelken, Rosmarin und Pfefferminze,
- anregend:
u.a. Nelken,
- erfrischend:
u.a. Lavendel, Rosmarin, Pfefferminze,
- ausgleichend:
u.a. Rosen, Veilchen, Lavendel,
- kommunikationsfördernd:
u.a. Geranium, Rosen,
- vertrauensfördernd:
u.a. Rosen,
- stressmindernd:
u.a. Lavendel,
- entspannend:
u.a. Hopfen, Melisse, Majoran,
- antidepressiv:
u.a. Rosen, Lavendel, Nelken.
(man kann sich auf einer solchen Duftbasis auch seinen "Liebesgarten" zusammenstellen).
In der Parfümindustrie unterscheidet man drei Aromatypen, die zu einem Duft vereint und im Zeitablauf unterschiedlich wahrgenommen werden.
- Kopfnoten:
Werden als erste wahrgenommen und vergehen als erste. Sie
sind leicht zu stimulieren und werden schon von weitem
gerochen: z.B. Pfefferminze, Thymian (1 - 1,5 Std. Verflüchti-
gungszeit).
- Herznoten:
Sie verleihen einem Duft Fülle. Hierher gehören u.a. Rosen,
Nelken, Lavendel, Rosmarin und Maiglöckchen (1,5 - 5 Std.
Verflüchtigungszeit).
- Basisnoten:
Sie verlängern die Dauer eines Duftes und bleiben lange in der
Luft "hängen": z.B. Flieder (8 - 24 Std. Verflüchtigungszeit).
Professionelle Parfümeure arbeiten mit über 2000 Riechstoffen. Sie orientieren sich an Duftskalen:
- "rosentypisch - hypnotisch":
Hier: schwerer Rosenduft, z.B. Damaszener-
Rosen,
- "lieblich - blumig - süß":
Hier: Honig, Zitrone mit einem warmen
Unterton,
- "fruchtig - zitronig":
Hier Fruchtdüfte,
- "würzig - balsamisch":
Hier: Waldboden, Anis, Pfeffer.
Dies ist vielleicht ein Ansatz, der experimentell abgewandelt in irgendeiner Form auch auf einen Garten übertragen werden könnte. Allgemein gilt:
- Die meisten Duftpflanzen benötigen viel Sonnenlicht.
- Über die Hälfte der Duftblüher sind weiß.
- Viele weiße Blüher duften nachts. Ihre Blüten sind hell, "leuchten", weil sie
auf Nachtfalter spezialisiert sind: z.B. Ziertabak, Levkojen, Geißblatt und bei
den Kübelpflanzen besonders Engelstrompeten.
- Duftpflanzen besitzen eine unterschiedliche (abgebende) Duftintensität: z.B.
- sehr hoch:
Nachtviolen,
- hoch:
Thymian, manche Rosen,
- ziemlich hoch:
Rosmarin,
- mittel:
Lavendel, Zitrus,
- niedrig:
manche Rosen.
(oft ist dies bereits bei verschiedenen Sorten einer Art sehr unterschiedlich).
- Düfte der gleichen Duftfamilie passen in der Regel gut zusammen
(viele verschiedene Düfte (Duftcocktail) können schnell als unangenehm
empfunden werden).
- Harmonisierende, stimmungsaufhellende Düfte sind zu bevorzugen
(dabei ist zu beachten, dass sie bei verschiedenen Menschen unterschiedlich
wirken können. Viele empfinden manche dominierende Düfte als unange-
nehm).
- Sich auf bestimmte Duftträger konzentrieren.
- Sich evtl. auf bestimmte Orte konzentrieren (z.B. abendlicher Sitzplatz).
- Möglichst windgeschützt pflanzen, damit der Wind die Düfte nicht fortträgt.
- Düfte sind nur begrenzt vorausplanbar (da sie stark klima- und wetterab-
hängig sind).
Bei der Fülle der Differenzierungsmöglichkkeiten entsteht für einen Gartenliebhaber zunächst vielleicht ein großes Durcheinander. Er sollte deshalb zu Beginn seiner Versuche, mit Düften zu arbeiten, vielleicht nur von einer Zweierskala ausgehen:
- angenehm - unangenehm,
- zart - schwer.
Im Laufe der Zeit wird er sich dann selber ein persönliches Empfindungs- / Zuordnungs-system schaffen. Die vielen Übersichten sollen und können dafür nur eine Anregung sein.
Düfte und Jahreszeiten:
Frühling: Der strenge Geruch der Erde vereint sich jetzt mit dem Duft der ersten Blumen.
Es ist der Duft der erwachenden Natur.
Sommer: Die Düfte sind jetzt leichter, süßer, betörender als im Frühling.
Herbst: Er wird bestimmt vom Geruch der reifenden Früchte; würzig und herb.
Man sollte sich für jede Jahreszeit sein Grundsortiment möglichst nur aus duftenden Pflanzen zusammenstellen: u.a.
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Krautige Pflanzen |
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Gehölze
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Frühlingsduft: |
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- Duftveilchen, - Narzissensorten, - Hyazinthen, - Goldlack, - Maiglöckchen,
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- Hamamelissorten, - Schneeballarten, - Seidelbast, - gelbe Azalee (Rhod. luteum), - Flieder.
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Sommerduft |
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(Zeit der lauen Sommernächte und des Duftes gemähter Wiesen):
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- Levkojen, - Nachtviolen (Hesperis matronalis), - Steinkraut (Lubularia), - Gartenreseda (Reseda odorata) - Nelken, - Madonnenlilien (L. candidum), - Königslilien (Lilium regale).
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- Geißblatt, - Rosen, - Philadelphus-Sorten, - Linden, - Buddleien, |
Herbstduft: |
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- Phlox
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- Ölweide (Eleagnus),
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Winter: |
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- ------- |
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- Hamamelis-Sorten, - Schneeballarten. |
Manche dieser Pflanzen geben im Laufe eines Tages unterschiedliche Düfte ab (z.B. Gartenreseda, falscher Jasmin (Philadelphus)). Sie gedeihen am besten in der prallen Sonne, weil sie dort die meisten ätherischen Öle ausbilden. Diese verändern sich je nach den bestehenden Umweltbedingungen ständig (z.B. in Abhängigkeit vom Boden, der Witterung, ihrer Erntezeit). In der Regel ist ihre Konzentration bei trockenem Wetter um die Mittagszeit am höchsten (Rosenblätter erntet man am besten bei Sonnenaufgang, Jasmin nachts).
Man unterscheidet zwischen Duft- und Aromapflanzen. Duftpflanzen strömen ihren Duft von sich aus aus, während bei den Aromapflanzen Teile zerrieben, verletzt oder gebrochen werden müssen (hierher gehören weitgehend unsere Heil- und Küchenkräuter). Oft riecht man eine Duftpflanze gar nicht. Man spürt ihr Fehlen oft erst dann, wenn sie nicht mehr da ist. Andere bemerkt man nicht sofort. Man muss sie erst streifen (dies ist z.B. bei manchen Pelargonien der Fall), ihre Blätter zerreiben (z.B. Lavendel) oder auf sie treten (z.B. Feldthymian und Römische Kamille (Anthemis nobilis: 10 - 20 Pfl./qm)). Erst dann verströmen sie ihren Duft.
Blattdüfte empfindet man in der Regel als angenehm. Sie bleiben meistens auch nach dem Trocknen erhalten. Man findet sie besonders bei den meisten Küchenkräutern und bei einigen Gehölzen (z.B. Lorbeer). In der Regel ist dieser Duft vor dem vollen Aufblühen am inten-sivsten.
Anmerkungen zu einigen wichtigen Duftpflanzen:
Duftveilchen: Marienblume. Lieblingsblume Goethes und Napoleons. Letzterer ließ damit
das Grab der Kaiserin Josephine bepflanzen.
Maiglöckchen: Inbegriff einer Hochzeitsstraußblume. Nicht in Staudenbeete pflanzen,
wegen der Rhizomausläufer nur am Gehölzrand!
Narzissen: Viele Arten und Sorten duften. Besonders Jonquilla-Narzissen, Tazetten, N.
poeticus (sie beendet die Narzissen-Saison = Duftnarzisse des Salzkammer-
guts).
Duftende Einjahresblumen: u.a. Reseda (Lichtkeimer), Duftsteinrich (Lobularia, syn.
Allysum), Nachtviole (Hesperis matronalis), Ringelblume (Calendula),
Kapuzinerkresse (Tropaeolum), Levkojen (Matthiola, 2-jährig).
Rosen: Königin der Blumen. Seit der Antike ein Ausdruck des Luxus. Wichtigste
Pflanze des sommerlichen Duftgartens. Besonders duften Rosa alba-, gallica-
damaszena- und rugosa-Sorten, d.h., "Alte Rosen". Ihr Nachteil: viele sind
krankheitsanfällig. Je stärker sie gefüllt sind, umso stärker ist ihr Duft.
Neuere Züchtungen duften dagegen selten. Häufig die Austin-Hybriden
(=Englische Rosen). Man kann den Rosenduft noch durch entsprechende
Begleitpflanzen verstärken (z.B. Katzenminze).
Rhododendron u. Azaleen (manche duften). U.a. Pontica-, Genter- Occidentale- und Rustica-
Hybriden.
Geißblatt (Lonicera-Arten): Alle lieben Halbschatten. U.a.
- L. periclymenum
(gelbweiß, stark duftend, V - VI),
- " caprifolium
(weiß-rosa, süßer Duft, V- VI),
- " x heckrottii
(außen rot - innen gelb, süßer Duft, VI - X),
- " japonica
(weiß, purpur getönt, stark duftend, VI - IX),
- " x tellmanniana
(tiefgelb, kein Duft !, Juniblüher).
Aus der Summe der Düfte ergibt sich eine eigene, spezifische Gartenharmonie. Es gibt kaum etwas Schöneres, als in einer lauen Sommernacht an seinem Sitzplatz eine Einbettung in seinen persönlichen Lieblingsduft bei gleichzeitigem monotonem Plätschern eines Springbrunnens zu erleben. Man kann sich dann einem Paradies nahe fühlen. Es ist die Atmosphäre der islamischen Gärten.
Beispiele einiger wichtiger Staudengruppen
Hier in der Reihenfolge ihrer jahreszeitlichen Blüte und ihrer bisherigen Mode.
- Helleborus - Bergenien - Primula,
- Pfingstrosen - Mohn,
- Nelken - Glockenblumen,
- Hosta - Geranium - Epimedium,
- Rittersporn - Phlox -Astern (Kern der großen Foerster-Züchtungen),
- Salvia - Achillea - Rudbeckia,
- Hemerocallis,
- Cimicifuga,
- Phlomis - Monarda,
Modepflanzen (um 2010):
- Dost (Eupatorium),
- Großer Wiesenknopf
( Sanguisorba
officinalis),
- Einsenkraut
(Verbena bonariensis),
- Virginischer Ehrenpreis
(Veronicastrum),
(Ihre Bedeutung erhielten sie weitgehend durch
die Versuche, auch im Winter ästhetisch
ansprechende Gartenbilder zu erhalten).
- Gräser (einschließlich Bambus),
- Farne,
- Seerosen.
Vom "Bund Deutscher Staudengärtner" zur Staude des Jahres gewählt (seit 2000):
- 2000 Sedum,
- 2001 Campanula,
- 2002 Aster,
- 2003 Salvia,
- 2004 Geranium,
- 2005 Anemone,
- 2006 Phlox,
- 2007 Veronica,
- 2008 Helenium,
- 2009 Hosta,
- 2010 Nepeta,
- 2011 Sedum
Achillea - Garbe: Höhe je nach Sorte 75 - 120cm, 40 - 50 cm Abstand, aufrecht wachsend;
farnartiges Laub; Blüte in flachen Trugdolden im Frühsommer: Juni -
August, Gelb- und Rottöne, verblassen leicht zum hellen Grau; verlangen
volle Sonne; nach Rückschnitt eine 2. Blüte.
Schön mit Artemisia, Helenium, Monarda, Salvia, Stipa und Pennisetum.
Agastache - Bergminze, Duftnessel:
A. foeniculum: Höhe 40 - 70 cm, steifer, aufrechter Wuchs; duftendes
Laub; Blüte: blauviolett in Blütenkerzen vom Hoch- bis zum
Spätsommer (Juli - August), duften nach Anis; lieben Sonne, keine
Bodenansprüche.
Schön mit Eryngium und Knautia, Anthemis (gelbe Bergkamille) und
Monarda
A. rugosa: Höhe 60 - 90 cm, Blüte: blau; mehrere Hybriden violett-blau,
Juli - September.
Viele Arten sind nur begrenzt frosthart.
Aster - Astern: Ca. 250 Arten, wichtiger Spätsommer- und Herbstblüher, besitzen
jeweils eine Fülle kleiner Körbchenblüten. Bevorzugen einen sonnigen
Standort mit einem immer leicht feuchten Boden. Schön mit
Eupatorium, Helenium, Nepeta, Solidago und Calamagrostis, Vorderabschluß mit Steinkraut (Lobularia maritima).Viele
Arten und Hybriden: U.a.
A. amellus (Bergaster): 20 - 50 cm hoch, Blüte: rosa bis violett in
Sorten; Juli -August,
A. dumosus (Kissenaster): 30 - 40 cm hoch, Blüte: blau, rot, weiß in
Sorten; September - Oktober,
A. ericoides (Myrtenaster): bis 100 cm hoch, Blüte: weiß, hellblau;
September - Oktober; zierlich, wuchert.
A. laterifolius: 50 - 130 cm hoch (je nach Sote), Blüte: weiß, rosa, rot,
violett; Oktober - November, (Wildcharakter),
A. novae-angliae (Raublattastern): bis 150 cm hoch, Blüte: dunkel-
violett, blau, schöne Rottöne, weiß; September - Oktober,
A. novi-belgii (Glattblattastern): bis 120 cm hoch, Blüte: blau, rot, weiß
(viele Sorten); August - Oktober; mehltaugefährdet.
(die Mehltaugefahr lässt sich durch eine optimale Kultur
begrenzen: Volle Sonne, keine Bodentrockenheit).
A. umbellatus: 140 - 200 cm hoch, Blüte: weiß, Ausläufer treibend,
für nasse Standorte (Wildcharakter).
Cimicifuga - Silberkerze: Bis 2 m hoch; halbschattig - schattig; Spätsommerblüher (August-
Oktober); weiße Silberkerzen (schön vor dunklem Hintergrund). Sehr
giftig. Foerster teilte sie nach den Blütemonaten ein:
Juli-Silberkerze (C. racemosa): 180 cm hoch; Blüte weiß, bis 60 cm,
Juli - August; leicht überhängend;
Lanzensilberkerze (C. racemosa var. cordifolia):
180 cm hoch; Blüte: gelblich-weiß, straff aufrecht,
August - September,
August-Silberkerze (C. dahurica - Kandelabersilberkerze): Bis über
2 m hoch, Blüte: rispig verzweigt, schneeweiss,
August-September. Zweihäusig: Männliche Blüten
gelten als die schönsten Spätsommerblüher,
September-Silberkerze (C. ramosa): Bis über 2 m hoch, Blüte
cremeweiß, 40 cm (knospige Purpur-Rispenspitze),
Oktober-Silberkerze (C. simplex): bis 1,4 m hoch, Blüte: weiß, leicht
überhängend, verzweigt-rispig.
Schön mit Herbstanemonen, Eisenhut und Farnen
Geranium - Storchschnabel: Beliebter Bodendecker für dauerhafte und pflegeleichte
Pflanzungen. Schöne Blüten - schönes Laub - teilweise wintergrün.
Lieben Sonne (einige Arten vertragen Halbschatten). Empfindlich
gegenüber einer längeren Staunässe und Trockenheit. Konkurrenz-
stark. Tolerieren Wurzelkonkurrenz von Gehölzen. Rückschnitt nach
der Blüte führt zu einem 2. Blütenflor, kompakterem Wuchs und
verhindert ein Aussamen. Blütenfarbe je nach Art und Sorte: weiß,
blau, violett, rosa, rot. Blütezeit: Frühsommer bis Herbst. Teilweise
rote Herbstfärbung (G. wlassovianum). Arten mit kriechendem
Wurzelstock und horstbildendem Wuchs.
Steingarten-Arten: Kompakter Wuch (10 - 30 cm), bevorzugen
sonnige Standorte, oft dekorative Blätter (z.B. G.
dalmaticum, G. renardii: samtiges Laub).
Bodendecker (geeignet zum Verwildern): Anspruchslos, kriechend.
Vertragen teilweise Schatten und Trockenheit u.a.:
G. endressii: 25 cm hoch; Blüte: rosa, weiß; Juni - August,
G. macrorrhizum: Wuchsfreudigster Flächendecker; rote Herbst-
färbung, 30 cm hoch; Blüte: rosa, rote, weiße
Sorten, Mai - Juli,
G. platypetalum: 70 cm hoch, Blüte, weiß, blau, verlangt frische
Böden.
G. sanguineum: 20 cm hoch, Blüte: karmin, weiß, ab Mai den ganzen
Sommer,
G. sylvaticum (Waldstorchschnabel): 60 cm hoch, Blüte: purpurblau,
weiß, Mai - Juli (hat einen höheren Feuchtig-
keitsbedarf als die anderen Arten).
Rabattenarten: Kompakter Wuchs und auffällige Blüten. Lieben
Sonne - Halbschatten und frische, nahrhafte
Böden. U.a.:
G. x magnificum (Prachtstorchschnabel): 60 cm hoch, Blüte: violett,
Juni - Juli; gelbe - orangefarbene Herbst-
färbung; Schön mit Alchemilla und Lysimachia.
G. pratense (Wiesenstorchschnabel): 60 cm hoch, blauviolett (rosa,
weiß), Juni - August.
Schön u.a. mit Aruncus, Astilben, Digitalis und Hosta.
Bergenia - Bergenie: Fleischige, glänzende Blattpflanze; verschiedene Arten; im Garten
hauptsächlich B. cordifolia in Sorten und Hybriden. Wintergrüne
Frühlingsblüher mit oft schöner Herbstfärbung. Ca. 20 - 50 cm hoch.
Blüte: weiß, rosa, rot, April - Mai; attraktiv besonders bei Gruppenpflanzung ( 5 - 20 Pflanzen, 5 - 9 je qm); Standort: vollsonnig bis
schattig, vertragen Trockenheit.
Schön mit Astilben, Epimedium, Geranium, Farnen und Gräsern.
Campanula - Glockenblumen: Von den ca. 300 (450) vermuteten Arten haben nur jeweils 6
hochwüchsige und 6 niedrigwüchsige einen Gartenwert. Sie sind oft
schwer voneinander zu unterscheiden. Geeignet sind sie für sonnige
und halbschattige Standorte und zeichnen sich oft durch eine lange
Blütezeit aus. Blütenfarbe: blau und weiß, lange Blütezeit. Schmale
und breiblättrige Arten.
C. glomerata: bis 6o cm hoch, Blüte: Juni - August,
C. latifolia: bis 150 cm hoch, Blüte: Juni - August,
C. lactiflora: bis 100 cm hoch, Blüte: Juni - September,
C. persicifolia: bis 50 cm hoch, Blüte: Juni - Juli,
C. portenschlagiana: bis 15 cm hoch, Blüte: Juni - August,
C. poscharskyana: bis 15 cm hoch, Blüte Juni - Sept. (hängend).
Delphinium - Rittersporn: Eine der beliebtesten Beetstauden. Inbegriff der blau blühenden
Blumen, bringen wie keine andere Blau in unsere Gärten. Ca. 350
Arten in unzähligen Sorten. Alle Blautöne, Rosa und Weiß. Bis 200
cm hoch. Standort: sonnig (mit schattiertem Fuß) und nährstoffreicher
Boden. Nach der ersten Blüte (Juni - Juli) auf ca. 10 cm für eine
Nachblüte kürzen. Schädlings- (Schnecken) und krankheitsanfällig
(echter Mehltau). Später Austrieb im Frühjahr. Giftig. Mehrere sehr
alte Zuchtrichtungen.
D. x belladonna: Gruppe seit etwa 1900. Lockere, verzweigte
Blütenrispen. 80 - 120 cm hoch, standfest; Blautöne
(auch rosa Sorten), Juli - August. Berühmt
"Völkerfrieden" (Züchtung von Hillrich (Späth),
1942).
D. x cultorum (Elatum-Hybriden): 80 - 180 (200) cm hoch, kerzen-
artige Blütenstände. Oft Leitstaude der Rabatten.
Blüte: Juni - August und September - Oktober, viele
Foersterzüchtungen, Zuchtformen: Blau, weiß, rot.
Liebt frische, nährstoffreiche Böden. Auffälliger
Blickfang, langlebiger als Pacific-Hybriden.
D. grandiflorum (Zwerg-Ritterspon): Bis 30 cm hoch, lockerer
Blütenaufbau, leuchtendes Blau. Nicht sehr aus-
dauernd. Schön mit Achillea, Coreopsis, Lychnis und
Papaver.
D. Pacific-Hybiden: Bis160 (180) cm hoch; dichte, großblumige
Blütenstände (wenig standfest bei Regen und Wind).
Blüte Juni - Juli und September - Oktober.
Samenvermehrung (deshalb nur begrenzt farbecht).
Blau-, Rosa- und Weißtöne.
Wildformen für den Waldrand und Steinanlagen.
Dianthus - Nelke (Blume der Götter; dios = Gott, anthos = Blüte):
Im Mittelalter Symbol für ein Verlöbnis; zwischen dem 15. und 17. Jh.
Marienblume. Um 1800 bereits eine Modeblume, dann Blume des
Biedermeiers (die Knopflochnelke D. caryophyllus ist nicht frosthart)..
In der europäischen Gartenkultur spielten 4 Blumen eine große Rolle:
Rosen, Lilien und Veilchen immer, Nelken stets im Wechselspiel
zwischen Ablehung und Zuneigung
Ca. 600 (?) Arten und 27.000 Sorten. Farben: weiß, rosa, rot, Purpur.
Viele Gartenformen (heute bevorzugt in sonnenbeschienenen,
naturnahen Steingartenbeeten), u.a.:
D. alpinus (Alpennelke): bis 15 cm hoch, Blüte: Juli - August
(Steingarten),
D. caesius (Pfingstnelke): 15 cm hoch; Blüte: rosa, rot; Mai - Juli,
D. carthusianorum (Kartäusernelke): bis 30 cm hoch (Naturgarten),
D. deltoides (Heidenelke): 15 cm hoch, Blüte: rot, Juni - August,
(Beetpflanze),
D. gratianopolitanus (Pfingstnelke): bis 20 cm hoch, Blüte: Mai - Juni.
D. plumarius (Federnelke): Polsterbildend, bis 30 cm hoch; Blüte:
weiß, rosa, rot (ungefleckt), Juni - Juli;
blaugrünes Laub, verlangt trockene Böden
(Steingartenpflanze).
Eupatorium - Wasserdost: Architektonisch wirkende Großstaude (bis 250 cm hoch).
Bevorzugt sonnigen Standort und feuchten Boden (keine Staunässe).
Ca. 40 Arten. Blüte: Auffällige, doldenartige Korbblüte.
E. cannabium (heimischer, gewöhnlicher Wasserdost, Kunigundenkraut): Liebt feuchte Waldlichtungen und
Bachufer. Alte Heilpflanze. Heute verbesserte
Gartenformen. Bis 150 cm hoch; Blüte: rosa,
Juli - September.
E. maculatum (Purpurdost): Bis180 cm hoch; Blüte: rot, rosa oder
weiß, Juli - September, ideale Hintergrundpflanze.
(Große Namensunsicherheit, da sehr ähnlich: Zu unterscheiden sind:
E. fistulosum: 30 - 180 cm, hohle Stängel,
E. maculatum: 30 - 180 cm; (oft E. fistulosum oder E. purpureum
zugeordnet),
E. purpureum: bis 400 cm hoch, grüne, nicht hohle Stängel.
Heute eine Reihe von Hybriden (z.B. "Phantom", nur 80 cm hoch).
Schön in Verbindung mit Cimicifuga, Verbena, Veronicastrum und
Miscanthus. Für Pflanzungen mit Wildstaudencharakter.
Epimedium - Elfenblume: Ca. 40 Arten und viele Sorten. Schöner Bodendecker für
halbschattige und schattige Lagen mit humosem Boden. Vertragen
Wurzeldruck; anspruchslos und langlebig. Schönes Laub: hell- und
dunkelgrün, teilweise rötlicher Austrieb und rote Herbstfärbung. Viele
Blütenfarben: rosa, rot, gelb, lila, weiß. Sommer- und wintergrüne
Arten (Rückschnitt Anfang März). Durchschnittlich ca. 30 cm hoch
(aber auch Arten und Sorten von 15 - 100 cm). Eine wertvolle, aber
relativ wenig beachtete Pflanzengruppe. Ideal zum Verwildern
geeignet.
E. grandiflorum: bronzefarbener Austrieb; Farbe je nach Sorte: weiß,
rosa, violett,
E. x perralchicum "Frohnleiten": gelb, wintergrün,
E. pinnatum "Colchicum": wintergrün, rote Herbstfärbung, Blüte gelb,
E. x rubrum: rot, orangegelbe Herbstfärbung,
E. x versicolor: gelbe Blüten, rötlich gezeichnetes Laub.
Schön mit Farnen, Bergenien und Lungenkraut.
Helleborus - Nieswurz, Christrose u.a.: Ca. 20 Arten; stark giftig (früher auch als Heilpflanze
eingesetzt; neuerdings Versuche mit ihrem Alkaloid Cyclopamin, die
Teilung von Krebszellen zu verhindern). Schönes Laub und frühe
Blüten. Im Garten hauptsächlich:
H. niger (Christrose): liebt kalkreichen Boden, Waldpflanze
(Buchenwälder), Blüte: weiß, Februar - April (evtl. ab
November), in Bayern heimisch.
H. argutifolius (Korsische Nieswurz): Immergrün, bis 60 cm hoch,
verträgt Sonne und Trockenheit; Blüte: gelbgrün, mit
Frühlingsbeginn.
H. purpurascens (Purpurnieswurz): ca. 30 cm hoch; Blüte: purpur,
Februar - März.
Hybriden in vielen Sorten: Liebhaberpflanze, bei der die Blütenfarbe,
Bepunktung und Füllung Wertkriterien sind.
Hemerocallis - Taglilie: Weltweit über 20.000 Sorten (ca. 300 Arten). Jährlich kommen etwa
2000 hinzu. Blüten: lilienartig, jeweils nur 1 Tag offen, aber stark
nachblühend. Farben: Unzählige Sorten in weiß, gelb, orange, rosa, rot,
purpur und violett. Schmalblättrig, deshalb ideal für einen
rhythmischen Texturaufbau von Rabatten. Pflegearm, langlebig,
praktisch schädlingsfrei. Bevorzugen volle Sonne (vertragen leichten
Halbschatten und Trockenheit) und einen nährstoffreichen Boden.
Schön u.a. mit Delphinium, Lythrum, Lychnis und vielen Gräsern.
Es gibt klein- und großblütige, duftende und wetterfeste Sorten. Bei
ihrer Wahl sollte man sich zunächst nach der Blütengröße und -fülle
und erst dann nach der Farbe orientieren.
Miniatur-Hemerocallis: Blütendurchmesser unter 7,5 cm,
Kleinblütige Hemerocallis: " 7,5 - 11,5 cm,
Großblütige Hemerocallis: " über 11,5 cm.
(85 % unseres heutigen Sortiments kommen aus den USA).
Hosta - Funkien: Es gibt ca. 1500 Arten und Sorten. Die meisten Arten kommen aus den
schattigen Gebirgsregionen Japans (mit einer guten Wasserversorgung). Bei uns die wichtigste Blattschmuckpflanze für Schatten und
Halbschatten (nicht H. plantaginea) mit einer großen Vielfalt an
Größen, Blattformen und -farben. Bei frischen Böden auch gute
Sonnenverträglichkeit. Blüte: weiß und viele Violetttöne. Versamen
nicht, machen keine Ausläufer. Mit hellen Blattzeichnungen bringen
sie Licht in Schattenpflanzungen. In den ersten Jahren oft langsam
wachsend. Gelblaubige Sorten brauchen Sonnenschutz (vergrünen
sonst), blaulaubige bevorzugen Schatten. Nach dem Einwachsen nicht
mehr verpflanzen. Austriebe sind empfindlich gegenüber Spätfösten,
viele Sorten schneckenanfällig. Mit Funkien lassen sich in einer
reduzierten Formensprache großartige, zeitgerechte Pflanzenbilder
schaffen (mit den Blattstrukturen, Blattfarben und Wuchsformen mit
jeweils nur weniger Arten!). Schön mit Astilben, Cimicifuga,
Geranium, Sanguisorba und Calamagrostis.
Knautia - Witwenblume: Kugelförmige Blütenköpfe (erinnern an kleine Skabiosen; Knautia
= 4 Kronblattzipfel, Scabiosen = 5 Kronblattzipfel)). Verlangt Sonne,
wächst in jedem Boden. Bis 60 cm hoch; Blüte: dunkelrot.
K. macedonica: ca. 80 cm hoch, Blüte: braunrot - dunkelrot, Juni -
August (Wildcharakter).
Monarda - Indianernessel: Verlangen Sonne und Bodenfeuchtigkeit (je "röter", um so mehr
Feuchtigkeit; keine Staunässe), liebt Humus. Höhe bis 110 cm; Blüte:
rot, rosa, weiß, violett in Blütenquirlen; Hochsommer: (Juni) Juli -
August; Laub duftet.
Schön mit Astilben, Rudbeckien, Schafgarbe, Silberkerzen, Gräsern,
Lysimachia und Gaura.
M. didyma: Bilden Ausläufer, standfest, viele Hybriden. Blüte: rosa,
rot. (Wildcharakter).
Paeonia - Pfingstrosen: 35 Arten; alte Gartenpflanzen (in China seit über 100 Jahren, in
Europa seit der Renaissance (1548)). 60 - 100 cm hoch; Blüten
einfach und gefüllt: weiß, rosa, rot, gelb; lieben leicht sauren,
schweren (aber durchlässigen), nährstoffreichen Boden. Mögen keine
Kalkgaben, stickstoffreichen Dünger (verstärkte Grauschimmelgefährdung = Botrytis), keinen frischen Stallmist und kein
Verpflanzen. Nur Herbstpflanzung (Knospenbasis 3 cm unter der
Erde). Bei hochwüchsigen Arten evtl. Blüten stützen. Es gibt
unzählige Sorten und Gruppen, u.a.:
Lactiflora-Hybriden (P. lactiflora = chinesische Pfingstrose): 70 -
100 cm hoch, Blüte: Juni, einfach und gefüllt,
Officinalis-Hybriden (P. officinalis = Bauernpfingstrose): 60 - 100
cm hoch; Blüte: rot, rosa, weiß, gefüllt (auch einfach),
Mai,
Wildformen und ihre Hybriden: Besonders viele neue Züchtungen
aus den USA. Blüten: gelb, orange, rot, rosa (viel
kleiner als die zuvor genannten; ausgesprochene
Liebhaberpflanzen),
Strauchpaeonien (P. suffruticosa): Bis 2 m hoch, sehr große Blüten
(bis über 20 cm); Wildform rosa und weiß. In China
uralte Gartenformen; seit dem 6 Jh. Weiterzucht in
Japan; 1844 zweiundvierzig Sorten von Siebold nach
Leiden (Holland) gebracht, danach unter französischem Namen weiterverbreitet. Leiden unter Spät-
frösten. Gefüllte Blüten sollten gestützt werden.
Weiße, rosa und lila Farbtöne.
Papaver - Mohn: Ca. 50 Arten (mit unterschiedlicher gärtnerischer Bedeutung). Einteilung
nach Verwenungsbereichen:
Sommerblumen (Einjährige): P. rhoeas (Klatschmohn): 60 cm hoch.
Liebt sonnige Standorte mit lockerem Boden. Im
Garten gefüllt oder halbgefüllt in vielen rotnahen
Pastelltönen. Direktaussaat März / April - Blüte Juni /
Juli.
Pflanzen für Steinanlagen: 25 - 40 cm hoch. Lieben besonnte
Böschungen. U.a. P. nudicaule (Islandmohn) in weiß
- rot - gelben Farbmischungen.
Beetpflanzen: U.a. P. orientale (Türkischer Mohn) bis 120 cm hoch in
leuchtenden Rottönen (aber auch rosa und weiß).
Lieben tiefgründige Böden in der Sonne. Ziehen nach
der Blüte vollständig ein (neuer Blattaustrieb im
Herbst).
Schön mit Rittersporn (D. x culturum) und Salbei.
Phlomis - Brandkraut: Verlangt Sonne und feuchten Boden (keine Staunässe). Bis 150 cm
hoch. Blüte in Etagenquirlen: gelb, rosa, violett, im Juni - Juli.
Ph.russeliana: gelb, verbreitete Mittelmeerpflanze, Höhe 100 cm,
Ph. tuberosa: rosa, auch in Ostdeutschland heimisch; wirkt stark
vertikal, noch im Winter ausdrucksstark (Wild-
charakter).
Schön mit Salvia, Campanula, Sedum "Matrona" und Calamagrostis.
Phlox - Phlox, Flammenblume: Hochsommerblüher mit großen Doldentrauben,
ausgesprochene Beetstaude. Er verwandelt den Garten in ein
duftendes Blütenmeer. Liebt Sonne, nährstoffreichen und immer
feuchten, gut drainierten Boden (nicht alkalisch. Stark sortenabhängig,
je nach den Eigenschaften der elterlichen Standorttypen; Erfahrungen
aus einer Region sind oft auf andere kaum übertragbar). Die
Wildformen kommen aus den feuchten Waldgebieten Nordamerikas
mit mindestens 1000 mm Niederschlag im Jahr Blütenfarbe: rot, rosa,
weiß, blau und violett, Juli - September. Eine Lieblingsstaude
Foersters. Verlangt werden heute überwiegend kleine Blüten,
kompakte Blütenstände und Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau,
Blattflecken und Stängelälchen. Ca. 70 Arten und über 1000 Sorten.
Heute gibt es dank einer intensiven Züchtung wetterbeständige Juli-,
August- und Septemberblüher mit einer Vielzahl von Farben und einer
langen Blütezeit. Im Juni sollte ein Drittel der Blütenstängel leicht
gestutzt werden. Dies führt zur Bildung von Seitentrieben und einer
Verlängerung der Blütezeit.
Die wichtigsten Arten und Gruppen sind:
Ph. paniculata: duftet, blüht bis zum Herbst
Arendsii-Hybriden: 40 - 60 cm hoch, Blüte: Juni - August; viele rosa
Sorten.
Maculata-Hybriden: Wollen feuchte Standorte, ca. 80 cm hoch, viele
weiße und weißbunte Sorten, duften.
Paniculata-Hybriden: verlangen Sonne und einen feuchten, leicht
sauren Boden. Viele Sorten in vielen Farben.
70 -120 cm hoch. Duften abends stark. Vermehren sich auch durch Selbstaussaat (und verfälschen dadurch schnell sortenechte Bestände).
Schön mit Helenium, Thalictrum und Gypsophila.
"Phlox ist eine Welt der Gnade. Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum.
Ihm fehlt das Kronjuwel. Phlox ist das eigentliche Farbenspiel des
Hochsommerglücks" (Foerster).
Primula - Primeln: Marienblume (im Himmel sollen die Jungfrauen Blumenkränze aus
Primeln tragen). Ca. 500 Arten mit vielen Kreuzungen. Hauptfarbe
gelb (Gebirgsprimeln auch rosa, rot, violett und blau). Frühe Blüher
für schattige Plätze. Alle Primeln in größeren Gruppen pflanzen.
P. acaulis (vulgaris; Kissenprimel): unzählige Farben (Wildform
gelb), März - April,
P. auricula (Alpenaurikel): gelb, ab März; Standort kalkhaltig,
steinig,
P. denticulata (Kugelprimel): in vielen Farbe, Blüte April,
P. florindae (Tibetprimel): bis 90 cm, Blüte: gelb, Juni; nicht
langlebig,
P. x pubescens (Gartenaurikel): viele Farben. Ausgesprochene
Liebhaberpflanze, die oft sehr pflegeaufwendig ist.
Ende des 18. Jhs in England die Modepflanze
(Aurikelfieber). Urpflanze 1582 von Clusius bei
Innsbruck gefunden, um 1750 nach England
gekommen (durch flämische Weber als Topfpflanze).
Durch Mutation eine Randbemehlung oder
glänzender grüner Rand, der durch Nässe von oben
(z.B. Regen) zerstört wird. Sichtung seit Ende des 19.
Jhs.. Heute strenge Anzuchtkriterien hinsichtlich der
Blütenform, Berandung und der Gesamterscheinung
P. veris (Schlüsselblume): gelb, Blüte April,
Etagenprimel (Boden feucht und lehmig, halbschattiger Standort, bis
70 cm hoch): U.a.
P. beesiana: purpur und karmin, Blüte Juni- Juli,
P. x bullesiana: gelb, orange, rot, violett (in Pastelltönen), Juni -
Juli,
P. bulleyana: gelb-orange, rot, Juni - Juli,
P. japonica: purpur, rosa, Blüte: Mai - Juni,
P. pulverulenta: 90 cm hoch (Blütenstiele leicht bepudert), Blüte:
violett, rosa, Juni - Juli.
Rudbeckia - Sonnenhut: Ca. 30 Arten aus Nordamerika; meistens gelb mit dunklem
Blütenboden; Arten bis 2 m hoch. Wachsen in jedem Gartenboden
(nicht zu trocken). Stauden und Einjährige. U.a.:
R. fulgida "Goldsturm": 60 cm hoch, Blüte: gelb, Juli - September,
wertvoller, verbreiteter Dauerblüher. Schön mit Astern,
Echinops, rotbraunen Helenium und Salvia nemorosa.
Schön in Verbindung mit Sonnenbraut, Astern,
Rittersporn, Kugeldisteln und Gräsern.
R. maxima. 150 (bis 200) cm hoch, Blüte: gelb, Juli - September,
anspruchslos, liebt feuchte Böden.
R. purpurea (eigentlich Echinacea purpurea): 120 cm hoch, Blüte:
rot, Juli - September.
(alle Rudbeckien haben dekorative Samenstände).
Salvia - Salbei (vom lat. Salvare = heilen):
S. officinalis: Viele Züchtungen (auch mit gestreiften und farbigen
Blättern: gelb, purpur usw.). Kurzlebig, da nicht sehr
frosthart. Alte Heilpflanze, Schutz vor Hexen, Gartenschmuck.
S. clarea (Muskatellersalbei): Zweijährig, diente früher u.a. dazu,
schlechte Weine in "Muskatellerweine" zu verwan-
deln.
S. divinorum (Aztekensalbei: Giftige Rauschpflanze aus Mexiko.
Anbau in Deutschland seit 2008 verboten.
S. nemorosa (als Hybride auch S. x superba, Steppensalbei):
Viele Sorten. Blütenfarbe: blau und violett (auch weiß
und rot). Ideale Begleitpflanze u.a. auch zu Rosen.
Liebt sonnigen, bodenfeuchten Standort und kalkhaltigen Boden. Beetstaude. Nach der Blüte bis auf
die beblätterten Stängel zurückschneiden, dann eine
2. Blüte. Schön in großen Gruppen. Berühmt
Oudolfs "Salvia River" in Chicago oder seine
Salbeipflanzungen in Enköping (Schweden). Hier
schuf er mit ihrer Hilfe großartige Wellenbewegungen in Blau und Violett in verschiedenen Höhen.
Schön in Verbindung mit Achillea, Lychnis,
Leucanthemum (Margeriten), Centranthus und
Gräsern.
Sanguisorba - Wiesenknopf, Bibernelle: Ca. 30 Arten; große Bedeutung in der Volksmedizin; 50 - 200 cm hoch; Blüten: rot, rosa, weiß oder violett;
aufrechte Köpfchen oder überhängende, ährige Blütenstände.
Drahtige Stängel ergeben ein filigranes Bild (beschwingte
Leichtigkeit). Bevorzugen frischen Boden in sonnigen (evtl.
halbschattigen) Lagen. Ideal für Flächen mit Wildstaudencharakter, aber auch für Beetstaudenpflanzungen schön. Gute Kontrastbildner zu großblumigen Nachbarn.
S. armena: Bis 120 cm hoch; Blüte: zunächst rosarot, später weiß,
August -September.
S. officinalis: Bis 120 cm hoch (auch niedrige Formen, z.B.
"Tanna", 40 cm), stark verzweigt; Blüte rot, Juni -
August,
S. tenuifolia: Bis 180 cm hoch; Blüte weiße und rosa Sorten,
Ähren bis 8 cm lang.
Schön in Verbindung mit Astilben, Delphinium und Thalictrum.
Verbena - Eisenkraut: Ca. 250 Arten. Nur wenige mit einer gärtnerischen Bedeutung;
besonders die Hybriden für die traditionelle Beetbepflanzung und
in letzter Zeit die Wildform V. bonariensis wegen ihres sparrigen
Wuchses, der einen schönen Schleiereffekt besitzt.
V. bonariensis: In den letzten Jahren auf fast jeder Gartenschau zu
sehen. Keine Ähnlichkeit mit den bekannten
Verbenen. Ca. 120 - 150 cm hoch; lange, dünne
Blütenstiele. Staude, die bei uns in der Regel als
Einjährige gezogen wird (Aussaat im März,
Pflanzung im Mai; überwintert in milden Wintern).
Blüte: purpurviolett, an blattlosen Stielen, Sommer
bis Spätherbst (Juli - Oktober). Säen sich selber aus,
doch dann späte Blüte. Möglich: Sie vor dem Frost
ausgraben, in Töpfen überwintern und im Mai
auspflanzen. Stecklingsvermehrung möglich. 4 - 8
Pflanzen je qm (d.h., wegen der Blütenwirkung
relativ dicht), Pflanzenabstand 35 cm. Bevorzugt
trockene Böden in voller Sonne (andere Angaben:
humoser, nährstoffreicher Boden). Bildet im Garten
eine standfeste Vertikale mit einer langen Blütezeit
Schön in gelben Rabatten (Rudbeckia, Coreopsis,
Helenium), aber auch mit Sanguisorba, Monarda,
Phlox und Panicum. Ideal für Zwischenpflanzungen
(z.B.neben Türkischen Mohn).
Veronica - Ehrenpreis: Vielseitige Staudengruppe. Weitgehend von heimischen Wildarten
abstammend. Die meisten sind blau blühend (aber auch rosa und
weiß). Ca. 300 botanisch schwer auseinander zu haltende Arten.
U.a. (Zuordnung nach der Gartenverwendung):
Steingarten-Pflanzen:
V. incana: ca. 30 cm hoch. Sibergraues Laub; Blüte:
dunkelbau, Juni - Juli,
V. prostrata: ca. 15 cm hoch; Blüte: blau, weiß, rosa, Mai -
Juni; flächendeckend auf trockenen Böschungen in
voller Sonne,
V. teucrium: ca. 25 cm hoch; Blüte: Blautöne (viele Sorten),
Mai - Juni.
Schön mit Potentilla, Steinkraut, Grasnelken und Leimkraut
(Silene maritima).
Wasser fordernde Pflanzen:
V. beccabunga (Bachbunge): Uferrand, bis 10 cm Wassertiefe,
ca. 50 cm hoch; Blüte: hellblau; nährstoffreicher
Boden; wintergrün,
Beetpflanzen:
V. longifolia: ca 80 cm hoch, Blüte: blau und weiß, Juni -
August; bei Rückschnitt Nachblüte; sollte nicht
trocken stehen; ideale Schnittpflanze.
V. spicata: ca. 40 cm hoch; Blüte: blau, rot, rosa; Juli -
September.
Schön mit Lychnis, Erigeron und Schafgarbe.
(zur Unterscheidung: Veronica hat gegen-, grund- oder
wechselständige Blätter, Veronicastrum quirlständige Blätter
(und kürzere Kronröhren). Es gibt nur 2 Veronicastrum-Arten).
Veronicastrum - Kandelaber-Ehrenpreis (Namensableitung: Unechter Ehrenpreis; syn.
Veronica virginica, Leptandra virginica): Alte indianische
Heilpflanze. Bis180 cm hoch; Blüte: hellviolett oder weiß, (bis
30 cm lang), Juli - August (September); Standort: sonnig, frisch
bis feucht, nährstoffreich; einzige aus Amerika kommende
Veronica-Art. Beetstaude und am Gehölzrand. (9 Stück / qm).
Schön mit Echinacea, Gaura, Helenium, Phlomis, Phlox und
Calamagrostis, Stipa (aus dieser Gruppe die aktuellen Modepflanzen).
Nymphaea - Seerose: Prächtigste Wasserpflanze. In Asien Symbol für den Lebensursprung, in Europa Symbol der Keuschheit. Im Altertum als
Heilpflanze und Antiaphrodisiakum eingesetzt (z.B. gegen
"erotische Schlaflosigkeit"). Wichtiges Motiv vieler Maler,
besonders im Jugendstil. Früher häufig in flachen (80 - 100 cm
tiefen), ruhigen Gewässern; 40 Arten mit ca. 3000 Sorten; Von
der heimischen Art (N. alba) viele Hybriden. Starke Ausbreitung
über ihren Wurzelstock erfordert ihre gelegentliche Reduzierung.
Laub im Durchschnitt ca. 12 cm (Hybriden bis 30 cm). Blüte:
weiß, gelb, rot, rosa, karmin (und viele Mischfarben), Juni -
September, duften. Verlangen 6 - 8 Stunden volle Sonne,
kalkarmes Wasser und einen lehmigen, nährstoffreichen Boden.
Vertragen sich nicht mit Springbrunnen.
Unterteilung nach Wuchsgruppen (für verschiedene Wassertiefen). Seerosenzone im Wasser 20 - 200 cm (Mehrzahl 40 - 80
cm und ca. 2 - 3 qm Wasserfläche). Mittelstark wachsende
Sorten sind stark wachsenden vorzuziehen (wuchern weniger).
Weiße Sorten sind oft besonders wuchsfreudig.
N. pygmaea: 10 - 25 cm Wassertiefe,
N. tetragona: 20 - 25 cm Wassertiefe,
N. laydekeri: 20 - 40 cm Wassertiefe,
N. alba: 80 - 100 cm Wassertiefe (viele bei 100 cm),
sortenweise verschieden; besonders reichblühend;
ihre Hybriden: Je nach Sorte 20 - 150 cm Wassertiefe, die meisten 40 - 80 cm
Tropische Arten sind nicht winterhart (hier auch blaue und
violette Sorten).
Gräser
Gräser sind für viele Menschen noch die unbekannten Pflanzen unserer Gärten. Dies ist umso erstaunlicher, weil in der Nachfolge von Foerster (1957 "Einzug der Gräser und Farne in die Gärten") fast jeder bedeutende Gartengestalter mit ihnen gearbeitet hat und sie auf fast jeder Gartenschau in großartigen Zusammenstellungen zu sehen waren. Irgendwie haftet ihnen der Hauch einer geringeren Bedeutung an, weil ihren Blüten die plakativen Farbeffekte fehlen. Doch gibt es keine andere Pflanzengruppe, mit der man großartigere Gartenbilder schaffen kann.Es gibt für uns dann kaum etwas Schöneres als ein im Wind sich wiegendes Gräsermeer. Ihre Eleganz, ihre Herbstfarben, ihre Lichtspiele und ihre Transparenz lassen sich von keinen anderen Pflanzen überbieten. Es gibt Gräser für Steingärten, Heidemotive oder Gartenbeete. Sie können niedrig, mittellhoch und hoch sein.
Foerster (1957): "Gras ist das Haar der Mutter Erde. Die Gärten haben es bisher nur in
geschorenem Zustand gefeiert; auch dann ist es unersetzbar schön und
bleibt unvergängliches Gartengut. Heute aber beginnen wir, die
ungeschnittenen Staudengräser in die Gärten zu ziehen, von den
Ziergräsern bis zu den Riesengräsern. Es bleibt ihnen im Gartenleben
eine Rolle vorbehalten, die noch unabsehbar ist, weil der Einzug der
Gräser erst in den allerersten Anfängen steht. --------
Es gibt bronzebraune, bläuliche, blaugrüne, stahlblaue, weißgelbe, mit
Goldleisten oder auch mit Stachelschweinstreifen geschmückte Gräser,
die im Vorfrühling, Frühling, Sommer, Herbst oder Spätherbst erblühen,
monatelang im Blütenschmuck stehen, also auch während des Winters,
Gräser, die durch prachtvolle oder sehr zarte Herbstfärbung laufen,
Sonne und Trockenheit oder Sumpfboden und Wasserüberflutungen oder
tiefen Schatten und Gehölzwurzelfilz, heißen Böschungssand oder
Felsgeröll vertragen. --------
Die Gartengräser sind ebenso sehr ein Mittel, die stilisierten einheimischen Vegetationsbilder im Garten ausbauen zu helfen, also in Naturgärten, Wald- und Strandgärten, Heide-, Stein- und Ufergärten
hochwillkommene Helfer der Wildnisgartenkunst zu sein, als sie
andererseits auch in manchen großen und kleinen Fremdgestalten den
architektonischen und dekorativen Gartenpartien ihre Dienste leisten. ---
-----. Sie überbrücken mit ihrer stillen, festen Schönheit auch
blütenärmere Wochen oder Mängel schwieriger Gartenplätze".
Heute werden sie besonders durch den Holländer Oudolf und in den USA durch Oehme bekannt gemacht. Beide sind Foerster-Schüler (Oudolf über Pagel). Die Vorteile von Gräsern sind u.a.:
Oft erreichen sie ihre besondere Wirkung erst bei einem großflächigen Anbau. Auch lassen sie sich gut mit anderen Stauden kombinieren. Misserfolge sind oft nur das Ergebnis ihrer falschen Standortwahl (z.B. zu feucht oder zu trocken) und der Nichtbeachtung ihrer Wuchskraft.
Gräser sind heute ein Bestandteil jeder modernen Gartengestaltung. Durch ihre oft grafische Struktur entsprechen sie den Erwartungen einer modernen Gartenästhetik und schaffen ideale Verbindungen zur ländlichen Umgebung (idealisierter Vordergrund vor einer nachfolgenden Landschaft). Sie nehmen deren Jahresrhythmus auf und sind besonders wirksam, wenn nur eine einzige Ziergrasart eingesetzt wird.
Es gibt Gräser für jeden Standort. Die meisten Arten lieben einen
- sonnigen:
z.B. Panicum, Pennisetum, Miscanthus,
- einen schattigen dagegen:
Waldgräser und Seggen.
- einen feuchten:
Simsen (Luzula) und Seggen (Carex verträgt oft auch
trockene Standorte).
Miscanthus wirkt schilfartig.
Auch haben die einzelnen Arten oft einen spezifischen Feuchtigkeitsbedarf.
- steif aufrecht:
Calamagrostis (Reitgras),
- transparent:
Panicum virgatum.
- schöne Herbstfärbung:
Molinia-, Panicum-, Miscanthus-Arten,
- schöne Kombination:
Pennisetum und Verbena bonariensis.
Festuca glauca (niedrig) und Stipa.
- schön ist eine Grundstruktur aus Gräsern, angereichert mit einigen
Blütenstauden für bestimmte Gartenhöhepunkte. Zu beachten sind
dabei deren Lebensbereiche aus denen sie kommen.
(insgesamt gibt es eine große Farbpalete mit Grün-, Gelb- und Brauntönen).
Kein anderes Gewächs kann einen derart sinnlichen Bezug vermitteln. Dies erfolgt einmal durch die ständig verschiedenen Anblicke bei sich verändernden Beleuchtungen (besonders im Gegenlicht, wenn Tautropfen an ihnen hängen, sie vom Rauhreif überzogen sind) oder die Art ihrer Bewegungen im Wind (graziös bei feinlinearen, laut raschelnd bei massiven Graskörpern). Man sollte ihre Beziehung zum Licht bewusst planen (z.B. ihren Standort zum Lichteinfall, ihre Hintergrundbeleuchtung am Abend oder evtl. den Einsatz von künstlichen Beleuchtungen für die dunklen Tageszeiten). Gräser können atmosphärisch eine große Ruhe ausstrahlen. Dafür muß man allerdings ihre Farben auf wenige helle Farbtöne reduzieren.
Keine andere Pflanzengruppe kann derart schöne Herbstbilder stellen, sei es durch ihre Struktur, Farben, ihre Blüten- oder Fruchtstände. Sie können einem Herbstgarten einen spezifischen Charakter geben, der noch weit in den Winter hinein anhält (Rückschnitt erst Ende Februar - Mitte März (immergrüne nur bis zur Hälfte. Dies ist ihre einzige Pflegemaßnahme!)).
Schön sind Gräser
- zum Gliedern und Auflockern von Beeten,
- als Kontrast zu kräftigen Gewächsen,
- am Ende einer Pflanzung,
- als Solitäre im Rasen (hochwüchsige Gräser: z.B. Miscanthus),
- in Verbindung mit Wasser,
- als strukturgebende Grundpflanzung.
Ein Nachteil kann sein,
- ihre aggressive Ausbreitung durch Samen und Wurzelstöcke.
Gräsergruppen:
Achnatherum calamagrostis - Silberährengras: 50 - 90 cm hoch; rasige Polster;
überhängende Rispen ab Juni (bis Spätherbst), Rückschnitt im
Frühling; liebt Sonne, Wärme, Kalk. Pflanzung: Solitär oder als
kleine Gruppe.
Calamagrostis x acutiflora - Reitgras: Bis 180 cm hoch; steifer vertikaler Aufbau; treibt früh
aus, Rispenbildung ab Juni, behält Standfestigkeit bis in den
Winter; wuchert nicht; gelbe Herbstfärbung. Bevorzugt einen
sonnigen Standort.
" brachystricha - Diamantgras: 120 cm hoch; Solitärgras.
Carex buchananii: Rotbraune Halme. Schön in kleinen Gruppen zwischen flach
wachsenden Stauden. Verlangt einen nicht zu trockenen Boden
und Sonne. (?, sät sich in Herford bevorzugt zwischen den
Steinen des Verbundpflasters aus).
" morrowii "Variegata": Immergrün mit hellen Randstreifen. Bevorzugt einen leicht
feuchten, halbschattigen Standort. Blüte ab April
" pendula - Riesensegge: 60 - 120 cm hoch; wintergrün; überhängende Blütenstände ab
Mai. Liebt feuchte, halbschattige Standorte. Schön in Verbindung mit kräftigen Schattenstauden. Starke Selbstaussaat.
" plantaginea - Breitblattsegge: Wintergrüner Bodendecker auf sandig-humosem Boden;
verlangt Schatten bis Halbschatten.
" sylvatica - Waldsegge: Liebt lehmigen, feuchten Boden. Blüte: Juni - Juli. Boden-
decker für schattige Flächen.
Cortaderia selloana - Pampasgras: 200 cm hoch; straff aufrechte silberweiße Blütenwedel
(bis 60 cm lang); verlangt Sonne und Frostschutz. Nur
Frühjahrspflanzung.
Deschampsia caespitosa - Schmiele: Wächst in Horsten. Bevorzugt feuchte Böden. Sowohl
in der Sonne, wie im Schatten. Nur Sorten verwenden (Da sie
einen höheren Gartenwert als die Wildform besitzen).
Festuca glauca - Blauschwingel: 15 - 20 cm hoch; halbkugelige Büschel; Blüte: Juni - Juli.
Schöne Flächenstaude für trockene naturartige Flächen.
Luzula nivea - Schneemarbel: 40 - 60 cm hoch; immergrün; Blüte: Juni - Juli; bevorzugt
Waldhumusboden; verträgt Wurzeldruck und Schatten.
" sylvatica - Waldmarbel: 30 cm hoch; dunkelgrünes, glänzendes Laub; wintergrün;
Blüte: Mai - Juni; bevorzugt humusreiche, feuchte
Waldböden. Schöne Sorten.
Miscanthus sinensis - Chinaschilf: Sorten bis 250 cm hoch; Blühfreudigkeit verschieden;
auch im Winter schön. Verlangen Sonne (Pflanzung nur im
Frühjahr mit Topfballen).
Molinia caerulea - Pfeifengras: Ca. 90 cm hoch; feines Laub; überhängende Rispen (Juli -
September); bevorzugen frischen Boden (in Sonne oder
Schatten). Mehrere schöne Auslesen (bis 220 cm hoch).
Panicum virgatum - Rutenhirse: Ca. 120 cm hoch; transparentes Wuchsbild; Sorten mit
schöner Herbstfärbung (z.B. "Rotbraun"). Verlangen einen
sonnigen Standort und einen nicht zu trockenen Boden.
Pennisetum - Lampenputzergras: Ca. 50 Arten.
" alopecuroides (syn. Compressum): 60 cm hoch; flauschige Blütenähren im
August - September (Sorte "Hameln" schon im Juli).
Rückschnitt im späten Frühjahr.
Sesleria autumnalis - Kopfgras: Immergrün; 50 cm hoch; liebt schattige bis halbschattige
Standorte; Blüte: September bis Ende Oktober, kopfartige
braune Blütenstände. Bevorzugen einen sandig-humosen
Boden.
Stipa - Federgras: Verlangen volle Sonne; mehrere schöne Feinstrukturen
bildende Arten:
" barbata: Bogig überhängend; bevorzugt kalkhaltigen trockenen
Boden. Schafft steppenartige Gartenbilder; 80 cm hoch.
" gigantea: 180 cm hoch; haferähnlich mit 50 cm langen Blütenrispen
im Juni - August; Solitär oder in kleinen Gruppen.
" pennata: 40 - 60 cm hoch; schön im steinigen Wildgartenbereich.
Eine Besonderheit stellen Bambus-Arten dar. Ihre Pflanzung sollte man sich gut überlegen. Einerseits üben sie durch ihren graziösen Wuchs einen fremdartigen Reiz aus, andererseits können sie dadurch zu den anderen Gartenteilen schnell beziehungslos werden. Zusätzliche Probleme können ihre oft begrenzte Frostfestigkeit darstellen (Rückschnitt erst, wenn sich die Neuaustriebe zeigen) und das Wuchern vieler Arten (erfordern Wurzelsperren). Niedrigwüchsige Bambusarten als Bodendecker haben in architektonischen Designergärten zwar ihren besonderen Reiz, ihr Wuchern kann aber schnell als Plage empfunden werden. Als relativ frosthart gelten u.a.:
Fargesia spathacea (syn. Sinarundinaria murielae): Bis ca. 300 cm hoch und 250 cm breit;
völlig winterhart; bevorzugt feuchten, nährstoffreichen
Boden; kein Rückschnitt.
Phyllostachys (mehrere Arten und Sorten mit unterschiedlicher Frosthärte). Vermitteln
vielleicht am ehesten das "Bambusgefühl". Manche Arten
wuchern extrem.
Pleioblatus (die im Handel befindlichen Arten und Sorten sind oft starke Wucherer: Es gibt
auch wenig wuchernde Arten): Evtl. schöner Bodendecker.
Pseudosasa japonica - Breitblattbambus: Bis über 300 cm hoch; schattenverträglich.
Gräsergruppen:
Niedrige Gräser (20 - 30 cm): u.a.
- Carex - Arten,
- Festuca - Arten,
- Luzula - Arten,
- Sesleria - Arten.
Mittelhohe Gräser (50 - 90 cm): u.a.
- Achnatherum,
- Calamagrostis,
- Carex - Arten,
- Molinia - Arten,
- Pennisetum - Arten,
- Stipa - Arten.
Hohe Gräser (90 - 180 cm): u.a.
- Calamagrostis "Stricta",
- Carex pendula,
- Deschampsia - Sorten,
- Molinia - Sorten,
- Stipa gigantea.
Großgräser (über 180 cm): u.a.
- Cortaderia,
- Miscanthus in Arten und Sorten.
Immer- und wintergrüne Gräser: u.a.
- Carex - Arten,
- Deschampsia,
- Festuca,
- Luzula,
- Sesleria.
Schöne Gräserblüte haben: u.a.
- Achnatherum calamagrostis,
- Calamagrostis "Stricta",
- Carex - Arten,
- Cortaderia,
- Deschampsia caespitosa i. S.,
- Luzula nivea,
- Miscanthus - Arten i. S.,
- Molinia,
- Panicum virgatum i. S.,
- Pennisetum "Hameln",
- Sesleria,
- Stipa - Arten.
Schöne Herbstfärbung haben: u.a.
- Calamagrostis "Stricta",
- Miscanthus - Sorten,
- Molinia - Sorten,
- Panicum - Sorten.
Wurzeldruck vertragen: u.a.
- Achnatherum,
- Calamagrostis,
- Carex - Arten,
- Deschampsia - Sorten,
- Luzula i. A. u. S.,
- Molinia - Sorten.
Kalk liebende Gräser: u.a.
- Achnatherum,
- Calamagrostis varia,
- Carex - Arten,
- Sesleria - Arten,
- Stipa - Arten.
Saure Böden liebende Gräser: u.a.
- Calamagrostis "Stricta",
- Carex - Arten (die meisten !),
- Deschampsia,
- Festuca - Arten,
- Luzula - Arten.
Die Bedeutung und Schönheit der Gräser wird von der breiten Bevölkerung noch nicht erkannt. Vielleicht wird der Garten der Zukunft ein Gräsergarten sein, angereichert nur mit wenigen anderen Stauden und Zwiebelgewächsen des persönlichen Geschmacks.
Farne
Farne besitzen in Gärten einen besonderen Reiz. Ihre Vorzüge sind ihr oft geringer Lichtbedarf und ihre Fähigkeit, auch schwierige Gartenräume gestalterisch zu bereichern. Daneben besitzen sie einen großen Schmuckwert. Kaum eine andere Pflanzengruppe hat einen schöneren Austrieb im Frühjahr. Auch die Ornamentik ihrer Wedel ist kaum zu übertreffen. Bei einem ausreichenden Humusanteil und einer ausreichenden Feuchtigkeit haben sie nur geringe Ansprüche an den Boden.
Es gibt große und kleine Farne, Farne für schattige und sonnige Standorte. Ihre Vielfalt ist den meisten Gartengestaltern gar nicht bewusst und wird deshalb auch wenig genutzt. Viele Arten sind bei uns nicht frostfest (ca. 4000), aber die ca. 50 winterharten Arten stellen immer noch eine große Bereicherung dar. Schön stehen sie in Verbindung mit Gräserarten (Carex, Deschampsia), schattenliebenden Stauden (Asarum, Cimicifuga, Digitalis, Hosta, Astilben, Rodgersia) oder im Sumpfbereich(Osmunda, Matteucia). Farne erfordern wenig Pflege. Wen das abgestorbene Material im Frühjahr nicht stört, kann es als Mulchmaterial stehen lassen.
Schöne Farne sind u.a.:
Adiantum pedatum: Ca. 40 cm (Sorten in verschiedenen Höhen);
handförmige Wedel auf drahtigen Stielen; hellgrüner
Austrieb Ende April; liebt Halbschatten und
Bodenfeuchtigkeit. Schön mit Astilben.
" venustum: Ca. 30 cm; in Norddeutschland wintergrün; Neuaustrieb
April, liebt Bodenfeuchtikeit und humusreichen Boden;
schön in Verbindung mit Etagenprimeln.
Arthyrium filix-femina - Frauenfarn: Ca. 70 cm hoch; heimischer, verbreiteter Farn; viele
Gartenformen (als Ergebnis früherer englischer
Farnleidenschaften); feingliedrige Wedel.
Blechnum spicant - Rippenfarn: 15 cm hoch; immergrün; bevorzugt feuchten, sauren,
humosen Boden, Schatten.
Dryopteris - Wurmfarn: Ca. 150 Arten; bis 100 cm hoch; schöner Austrieb.
" affinis - Goldschuppenfarn: bis 100 cm hoch; heimisch, viele Sorten (u.a.
"Pinderi", schmalerer Wuchs).
" filix-mas: Wedel bis 100 cm lang; verbreiteter Waldfarn; Sorten;
anspruchslos; schön mit Waldglockenblumen,
Fingerhut, Astilben und Funkien.
Matteuccia struthiopteris - Trichterfarn: Bis 120 cm hoch; heimisch; bevorzugt feuchte
Böden; wuchert (!), bildet charakteristische Trichter.
Osmunda: 14 Arten.
" regalis - Königsfarn: Bis 150 cm hoch; schönster heimischer Farn (Natur-
schutz); Wedel doppelt gefiedert; verlangt feuchten,
sauren humosen Boden in halbschattiger (schattiger)
Lage (evtl. in Sumpfbeeten); besonders schöner Austrieb
und schöne Herbstfärbung; mehrere Kulturformen.
Phyllitis scolopendrium - Hirschzungenfarn: bis 40 cm hoch; immergrün; ungefiederte,
lederartige Wedel; bevorzugt kalkhaltigen Boden in
feuchten Lagen; schöne Gartenformen.
Polypodium vulgare - Tüpfelfarn, Engelsüß: 40 cm hoch; wintergrün; schmalblättrig, tief
fiederteilig; bevorzugt feuchte, saure, humose Böden in
schattigen Lgen; besonders schön an leichten Hängen;
wuchert.
Polystichum ca. 225 Arten.
" aculeatum: Bis 100 cm lange Wedel; derb ledrig; immergrün;
bevorzugt feuchte, humose Böden bei leichtem Schatten.
" setiferum - Schildfarn: Bis 60 cm lange Wedel; bevorzugt feuchten Boden und
Schatten. Mehrere Sonderformen (u.a. "Dahlem", Wedel
bis 100 cm).
Farngruppen:
Niedrige Farne (ca. 15 - 30 cm hoch): u.a.
- Adiantum - Sorten,
- Asplenium - Arten,
- Phyllitis - Formen,
- Polystichum - Arten,
- Polypodium - Arten und Formen.
Mittelgroße Farne (ca. 50 - 90 cm): u.a.
- Athyrium filix-femina - Sorten,
- Blechnum spicant,
- Dryopteris - Arten,
- Osmunda regalis - Sorten,
- Phyllitis - Sorten,
- Polystichum setiferum.
Großfarne (ca. 90 - 180 cm): u.a.
- Athyrium filix-femina - Sorten,
- Dryopteris - Arten und Sorten,
- Matteuccia - Arten,
- Osmunda regalis,
- Polystichum - Arten.
Schöne Herbstfärbung: u.a.
- Adiantum - Arten,
- Matteuccia - Arten,
- Osmunda regalis.
Wintergrüne Farne: u.a.
- Dryopteris - Arten,
- Polystichum setiferum.
Immergrüne Farne: u.a.
- Asplenium - Arten,
- Blechnum - Arten,
- Dryopteris erythrosora,
- Phyllitis scolopendrium,
- Polypodium - Arten,
- Polystichum - Arten.
Es gibt Farne für alle Böden. Die meisten lieben einen sauren Standort und Halbschatten. Viele fühlen sich in Wassernähe wohl. Trockenheit (bzw. einen austrocknenden Boden) vertragen allerdings nur wenige Arten: u.a.
- Athyrium filix-femina,
- Dryopteris filix-mas (als einziger trockenen
Schatten),
- Phyllitis scolopendrium,
- Polypodium vulgare.
Farne strömen eine ganz besondere Gartenatmosphäre aus. Sie beeindrucken im
- Frühling:
durch ihre Austriebe,
- Sommer:
durch den Strukturreichtum ihres Laubes,
- Herbst:
durch ihre oft rost- oder goldfarbene Herbstfärbung,
- Winter:
durch ihre Rauhreifstrukturen.
In waldartiger Umgebung wirken sie sehr natürlich und bilden schöne Hintergründe für Blütenpflanzen (nicht neben knalligen Farben). Sie sind ideal in Schattenlagen. Einmal eingewachsen, benötigen sie wenig Pflege.
Pflanzweisen
Rabatten
(im Text werden die Begriffe Beet und Rabatte gleichbedeutend verwendet). Genau genommen ist
- ein Beet:
Eine Pflanzung, um die man herumlaufen kann, die von allen
Seiten zu sehen ist.
Seit der Antike kannte man bei ihnen zwei Formen:
- das mit Holzplanken eingefasste, erhöhte Beet,
- das ebenerdige, mit einer Kräuterreihe eingefasste Beet.
In der Renaissance setzte sich dann letzteres durch. Es ließen
sich damit leichter komplizierte Beetformen erhalten.
Kunstvoll verschlungene Pflanzbänder aus einer Pflanzenart
bildeten Knotenbänder: z.B. aus Lavendel, Rosmarin oder
Salbei, aber auch aus Nelken und Narzissen. Im Laufe der Zeit
ersetzte dann die ornamentale Gestaltung der Beete die
Bedeutung ihres pflanzlichen Inhalts.
Frei im Rasen sich befindende Blumenbeete findet man in
England seit etwa 1750. Sie waren dort Teil des sogenannten
Pleasure-grounds, des Übergangsbereichs zum äußeren (Wald)
- Park. Zunächst waren sie nur auf die Wahrnehmung der dort
stehenden Pflanzen ausgerichtet, aber bald wurde deren Farbausstrahlung zum entscheidenden Kriterium.
Im 19. Jh. verdrängten dann die Farben die Form an Bedeutung. Sie wurden im Sinne der Goetheschen Farbenlehre
hauptsächlich als komplementäre Kontraste eingesetzt. Man
unterschied zwischen harmonischen, charakteristischen und
charakterlosen Farbkombinationen je nach ihrer Benachbarung
im Farbenkreis.
Um 1830 wurde es dann Mode, Blumen in Beeten in großen
Massen zu pflanzen. Um 1850 erreichte die Tendenz zu
starken Kontrasten auch in den Grünanlagen einen Höhepunkt.
Auffallende Gehölze (z.B. Blutbuchen) und panaschierte
Formen wurden sehr beliebt. Petzold schrieb 1853 eine
Farbenlehre für die Landschaft (ausgehend von Pflanzkontrasten), Jäger versuchte dagegen bereits 1858 die leuchtenden
Farben zu beschränken. Der "geläuterte Geschmack" der bald
danach naturnahe Formen und Pflanzenkombinationen
bevorzugte, entsprach zunächt nur dem Geschmack einer
kleinen Oberschicht. Es war dann erst Gertrude Jekyll, die statt
der kräftigen Komplementärfarben zu den benachbarten
Farben, Pastelltönen mit feinen Farbnuancen wechselte. Sie
leitete damit die große Zeit des englischen Rabattengartens
ein.
Die ersten Beetpflanzen waren Symbolpflanzen (Marien-
pflanzen) und dienten weitgehend auch zu Heilwecken:
- 9. Jh.:
Schwertlilien u. Madonnenlilien,
Rosa alba u. R. gallica.
- 12.Jh.:
Akelei, Christrosen, Pfingstrosen.
- 13.Jh.:
Eisenhut, Goldlack, Osterglocken.
- 14.Jh.:
Nachtviole.
- 15.Jh.:
Stockrosen, Löwenmäulchen, Margeriten,
Levkojen, Vergissmeinnicht,
Maiglöckchen, Märzenbecher, Feuerlilien.
- eine Rabatte (engl. Border):
Klassische Form: Eine an einen Weg, eine Mauer oder Hecke
angelehnte Staudenpflanzung mit einer klaren
Höhenstaffelung. Die Pflanzung erfolgte von
hinten nach vorne. Entscheidend: Die Zur-
Schau-Stellung der Blüten. Eine Rabattenbreite
von 2,7 m erlaubte 3 abgestufte Pflanzreihen.
(man blickte auf die Pflanzung von außen).
Heutige Form: Vielschichtiger. Es sind andere Anordnungen
erlaubt. Auch hat sich das frühere Arten- und
Sortenspektrum stark verändert.
In der Renaissance waren sie noch flach, im Barock leicht
gewölbt (d.h. mit einem "Eselsrücken" versehen). Für die
Blumenauswahl war die Blütendauer entscheidend. Man
besaß deshalb eine Frühjahrs-, Sommer- und eine Herbstpflanzung. Nach unserem heutigen Verständnis handelte es
sich dabei weitgehend um Sammlergärten, so dass sie
ästhetisch von Farbmischungen bestimmt wurden. An diesem
System der jahreszeitlichen Bepflanzung hielt man in
Deutschland bis zum Beginn des 20. Jhs. fest. Nach dem 1.
Weltkrieg wurde es dann nur noch in Kuranlagen, exponierten öffentlichen Orten und auf Friedhöfen angewandt.
Als nach der 2. Hälfte des 18. Jhs. immer mehr neue Pflanzen nach Europa gelangten, konnten diese ästhetisch befriedigend nicht in die Flächen des Landschaftsgartens eingeordnet werden. Man löste das Problem, indem man für sie eigene Pflanzflächen, die Rabatten schuf. Zuvor stand das reine Sammelmotiv vor dem des schönen, krautigen Pflanzenbildes. Das änderte sich um 1820 in der Biedermeierzeit. Jetzt begann man mit den Rabattengärten auch kleinräumige Gartenbilder zu schaffen. Ihre Zeit endete dann am Ende des 19. Jhs. mit Robinson in England und Lange in Deutschland, indem diese wieder eine stärkere Orientierung an der Natur forderten. Mit der Reformbewegung begann die neue Zeit des Staudengartens.
Das Staudenbeet wurde für die krautigen Pflanzen zur wichtigsten Repräsentationsform. In ihm wurden jetzt praktisch nur noch Stauden gepflanzt. Ihre Bedeutung macht ein Zitat aus dem "Spätbuch" (1930) deutlich:
"Mit der Einbeziehung der Staudenwelt in unsere Gärten sind die Ausdrucksmöglichkeiten für den Gartengestalter außerordentlich gewachsen. Die
Mannigfaltigkeit der Formen der Stauden, vornehmlich aber ihrer Farben sowie
die Verschiedenheit ihrer Blütezeiten, die es ermöglicht, den Ausdruck unseres
Gartens während der einzelnen Monate besonders zu prägen, geben dem
Entwerfenden einen Werkstoff in die Hand, mit dem er feinsinnigen Ansprüchen
in hohem Maße genügen kann.
Der Gestaltungsweise unserer Zeit liegt ein Wille zur Wahrhaftigkeit zugrunde.
Aus dem Bestreben, in der Form Annäherungen an das Absolute zu gewinnen,
ergibt sich die Bevorzugung sachlicher und zurückhaltender Linien; jedoch erst
ein Ineinandergehen von Form, dem Zusammengefassten und der sie beseelenden Phantasie, dem Naturhaften, ist wahre Gestaltung. Form und Lebendigkeit
sind die beiden Grundlagen eines Kunstwerkes. Beides kann die Staude
verkörpern".
In England bestimmte die neue Entwicklung die Malerin Gertrude Jekyll entscheidend, indem sie die Rabatte in aufeinander folgende Farbabschnitte aufteilte (wobei jeder Abschnitt auf den nächsten vorbereitete). Dabei stellte sie zunächst Pflanzen mit ähnlichen Farben zusammen und leitete dann zum nächsten Abschnitt über. Ihre ganze Rabatte ähnelte dann einer Farbsymphonie, deren Abfolge man jetzt nicht über das Gehör, sondern durch deren Abschreiten wahrnahm. Der Rhythmus wurde erreicht über
- die Form der Pflanzen, ihre Struktur,
- das Laub,
- das Spiel mit Flächigem und Vertikalem,
- die Blüte.
Ihre Rabatten hatten einen linearen Ablauf, einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Die Reformbewegung besaß gartenkünstlerisch zwei Ansätze:
- einmal das "Zurück zur Natur", das letztlich zum "Naturgarten"
führte (im wissenschaftlichen Bereich zur Ökologie) und
- zum anderen zum "Malen" mit Pflanzen, wie es die Maler des
Impressionismus (z.B. Monet, Liebermann) und des Expressionismus (z.B. Nolde) taten.
Pflanzlich waren die Stauden dabei ihre Hauptarbeitselemente. Beide Ansätze wurden gartenkünstlerisch nur begrenzt aufgegriffen, weil einerseits dafür in dieser kleinen Berufsgruppe die gärtnerischen Künstlerpersönlichkeiten fehlten, die sozial tangierenden Probleme nach den beiden Weltkriegen vorrangig behandelt werden mussten und der akademische Berufsstand sich bemühte, als Wissenschaft anerkannt zu werden (und dabei seine Kunstbezüge vernachlässigte, bzw. bewusst leugnete).
Die Frage nach der Gestaltung der Blumenbeete wurde auf den Privatgarten reduziert und seine Fragesteller pilgerten zu den mehr oder weniger historischen Antworten der britischen Insel. Da in Deutschland die Antworten "wissenschaftlich" begründet wurden (von den Pflanzengesellschaften her und ihren Standorten, Tüxen ' Hansen ' Müssel), erreichten sie bei all ihrem sachlichen Wert nur eine Minderheit der Gartenliebhaber. Die Antworten für die Beetgestaltung unserer Zeit kamen, neben denen von Rosemarie Weiße, aus den USA (Oehme) und der holländischen Schule, aus der Oudolf bei uns der bekannteste ist.
Das Ideal der klassischen englischen Staudenrabatte war der Wunsch, deren volle Blüte das ganze Jahr über zu erhalten (da eine solche biologisch nicht möglich ist, wurde ein solcher Versuch in Deutschland gar nicht erst angestrebt). Ursprünglich war die Rabatte ein Begrenzungselement (z.B. in einem Parterre = Kante, Grenze = Border). Erst in der 2. Hälfte des 19. Jhs. wurde sie in England zum wichtigsten raumbildenden Gestaltungselement. Neben ihrer Schmuckfunktion stand sie im Kontrast zu den architektonischen Elementen. Wegen der geringen Raumwirkung der Stauden wurden die eigentlichen Gartenräume oft durch Laubengänge oder Pergolen hervorgehoben. Das Ergebnis ist das, was die Bevölkerung allgemein als den "englischen Garten" bezeichnet (nicht den Landschaftsgarten). Versuche, ihn zu modernisieren, hat es viele gegeben, doch blieben sie alle wegen der starken englischen Farbbindung weitgehend in den Anfängen stecken. Die bekanntesten neueren sind vielleicht diejenigen von Beth Chatto, die die alten Farbtraditionen mit den Erkenntnissen der Lebensbereiche zu verbinden sucht und Sarah Raven, die sich von den historischen Farbvorgaben löst.
Echte Staudenrabatten bestanden einst nur aus Stauden. Da sie sehr pflegeaufwendig waren, ist dies heute nur noch selten. Heute haben wir hauptsächlich gemischte Rabatten, die auf Grund ihrer anderen Zusammensetzung mehr Struktur und Ordnung zulassen als die früheren. In ihnen stehen auch Sträucher, das Laub hat eine größere Bedeutung (die Immergrünen und die Texturen) und die Lücken werden gezielt mit Hilfe von Zwiebelgewächsen und Sommerblumen geschlossen. Das neue Rabattendesign beschränkt sich auch nur noch auf wenige tragende Farbakkzente.
Seit Gertrude Jekyll sind in den Rabatten schmale, diagonale, relativ formale Blockpflanzungen, Pflanzgruppen beliebt (= "Drifts", Pflanzungen als farbliche Flächenstrukturen). Sie erleichterten früher eine optimale Höhenstaffelung und ließen auftretende Pflanzlücken (z.B. nach einem Rückschnitt) gut durch die vorderen und rückwärtigen Pflanzen schließen. Heute ist für die Gestalter das immer neue Bild, das bei verschiedenen Blickwinkeln entsteht, wichtiger. Durch ihre bandartige Form haben sie mehr Berührungspunkte mit den anderen Pflanzgruppen. Und das Rabattenbild verändert sich jetzt stärker, wenn man es von vorne oder einer Seite her betrachtet. Es ist leichter mit diesen Gruppen und einigen dominanten Leitpflanzen einen gewünschten Rhythmus zum Ausdruck zu bringen. Diese Art des Vorgehens ist besonders für die farbliche Arbeit mit Beetstauden geeignet.
Bereits 1907 hatte Camillo Schneider über das neue Blumenbeet geschrieben:
"Was wir uns vor allem einprägen müssen, ist die Tatsache, dass wir Blumen-
beete nur um der Blumen willen anlegen und nicht um eine bestimmte
Grundstücksform zum Ausdruck zu bringen. Die ornamentale Form der Beete,
die bei uns immer noch eine große Rolle spielt, muß verschwinden. Wir müssen
zu den allereinfachsten Formen, Viereck, Kreis, Oval und dergleichen mehr,
zurückkehren und all unser Mühen darauf richten, die Pflanzen so sehr als
möglich zur Geltung zu bringen und zu vermeiden, dass sie nur wie bloßes
Füllmaterial für Planornamente wirken".
In Deutschland haben Hansen und Müssel für die Gestaltung von Rabatten mit einem möglichst großen Wildstaudencharakter das System der Geselligkeitsstufen entwickelt (= "Pflanzung nach Geselligkeitsstufen"). Orientiert an der freien Natur gehen sie zunächst von einem die Pflanzung tragenden Gerüst von Solitärpflanzen aus (= Geselligkeitsstufe 1), dem sie 4 weitere Stufen in größeren Gruppen oder flächigen Pflanzungen zuordnen: z.B.
- Geselligkeitsstufe
- = Einzelpflanzen oder Kleingruppen (bis 3 Pflanzen),
z.B. Aruncus, Paeonia,
- = kleine Gruppen von 3 - 10 Pflanzen,
z.B. Delphinium, Helenium,
- = größere Gruppen von 10 - 20 Pflanzen,
z.B. Bergenia, Lavandula,
- = flächige Pflanzgruppen,
z.B. Geranium, Waldsteinia,
- = großflächige Pflanzungen,
z.B. Convallaria, Tiarella.
Die großzügigsten Pflanzenbilder erhält man, wenn gleichzeitig große Pflanzenmassen von der gleichen Art blühen. Sie spiegeln dann eine großzügige Üppigkeit wieder, auf die man auch verstärkt psychisch reagiert.
Weitere Formen der Stauden-, der Rabattenbepflanzung sind auch:
- "Mosaikpflanzung":
Kleinteilige Gruppenpflanzung aus verschiedenen Arten
(in der Regel aus niedrigen, mittelhohen und hohen). Muss
für ein "naturnahes" Aussehen sorgfältig geplant werden.
Artenverschiebunden werden bis zu einem gewissen Grad
toleriert. Bei richtiger Standortwahl und Berücksichtigung
des Konkurrenzverhaltens relativ pflegeleicht.
- "Lineare Pflanzung":
Wenige Arten auf einem schmalen Beet.
- "Verlaufspflanzung":
In ihr löst sich ein Pflanzenbestand an seinem Rand auf
und verbindet sich mit einem (oder mehreren) anderen.
Beide Bestände durchdringen einander naturnah. Das
Ergebnis ist ästhetisch oft sehr ansprechend. Da sich dieser
Grenzbereich dynamisch ständig verändert, sollten die
Pflanzen ein ähnliches Konkurrenzverhalten besitzen, damit
keine Art die Oberhand gewinnt.
- "Einartpflanzung":
Bestehen nur aus einer Art (z.B. bodendeckender Art wie
Geranium macrorrhizum oder einer gewünschten plakativen Fernwirkung wie mit Rudbeckia "Goldsturm"). Zu
beachten sind hier nur die Boden- und Klimaansprüche.
- "Minimalismus":
Reduzierung auf wenige Pflanzenarten (z.B. 2 oder 3). Sie
sollten sich gegenseitig ergänzen (ästhetisch, ökologisch)
und sich nicht gegenseitig bedrängen. Der sicherste Weg
ist, sie aus dem vorgegebenen Lebensbereich zu wählen
(diese Methode ist besonders dann angebracht, wenn
bereits viele andere verschiedene Elemente vorhanden
sind).
- "Streupflanzung":
Am jeweiligen Landschaftsvorbild orientierte Pionier-
pflanzung. Durch gezielte Aussaaten entstehen idealisierte
Naturvorbilder, die dynamisch kommen und gehen. Dabei
können z.B. Farben oder Flächen betont werden (z.B. Gelb,
Blau). Im Kontrast stehen dabei die jeweiligen Pflanz- und
die Bodenflächen (die z.B. auch durch die absterbenden
Pflanzen entstehen).
- "Rasterpflanzung":
Mit Stauden selten. Nur für solche mit markanten
Wuchsformen geeignet (z.B. Calamagrostis "Karl
Foerster"). Gerne von Oehme und Oudolf bei der Pflanzung
von Gräsern angewandt.
- "Gruppenpflanzung", "Mischpflanzung":
Die Erwartung an sie sind ein
geringer Pflegeaufwand. In ihr werden dem Anwender die
Mengenverhältnisse der einzelnen Arten vorgegeben. Ihre
Anwendung dann aber diesem überlassen (kommt oft
geringen Pflanzenkenntnissen entgegen. Findet deshalb
besonders im kommunalen Bereich Anwendung). Zu einem
übergreifenden Thema werden Pflanzen mit Schlüsselfunktionen gebracht (diese können auch Farben und Formen
sein). Auf eine detailierte Pflanzplanung wird zugunsten
eines erprobten Artenspektrums in festgelegten Mengen
verzichtet. Die neue Pflanzweise regt dazu an, eine Rabatte
verstärkt als eine Einheit zu sehen (während früher ihre
Details eine größere Bedeutung besaßen). Besonders für
naturnahe Pflanzungen geeignet. Wichtig ist dabei, dass sie
alle die gleichen Pflegeansprüche stellen.
- "Dynamische Pflanzung":
Nach einer Grundpflanzung wird eine ständige
Veränderung durch die natürliche Entwicklung zugelassen
(sie muss bei der Planung gleich berücksichtigt werden).
Pflegeeingriffe erfolgen nur, um ungewünschte Entwick-
lungen zu verhindern. Betont wird hier das "Natürliche" im
Sinne einer persönlichen Idealvorstellung von Natur. Dabei
steht nicht der Naturschutz im Vordergrund der Überlegungen, sondern ästhetische Erwartungen.
- "Kerngruppenpflanzung":
Eine gewünschte Staudengruppe bildet den "Kern"
einer Pflanzung. Die Restflächen werden von boden-
deckenden Arten bedeckt.
- "Komplexe Staudenpflanzung":
Eine einheitliche Grundbasis schaffen (z.B.
durch die Wiederholung bestimmter Pflanzenarten). Dabei
auf die jeweils vorgefundene Situation eingehen.
- "Aspektpflanzung":
Dominierende Pflanzenarten (Aspektbildner) betimmen
plakativ für eine bestimmte Zeit das Erscheinungsbild der
Pflanzung. Blüh- und Farbaspekt sind nur von kurzer
Dauer, während andere Merkmale langfristiger wirken.
Fällt ein Aspekt aus, so können ihm andere folgen (z.B. die
Herbstfärbung, Fruchtstände).
- "Mixed Borders":
Eine Kombination von Stauden und Sommerblumen
(berühmt dafür waren die Farbsymphonien von Christopher
Lloyd in Great Dixter).
Für den Aufbau einer Rabatte sind deren Kontraste entscheidend. Mit ihrer Hilfe werden deren Akzente (z.B. durch ihre Vertikalen), ihr Rhythmus und ihre Klarheit bestimmt, d.h. ihr Gesamteindruck. Jede ihrer Zusammenstellungen schafft eine spezifische Atmosphäre. Jeder kann seine Pflanzen darin nach seinen persönlichen Bedürfnissen zusammenstellen. Je auffälliger einzelne Pflanzen darin sind, umso genauer muss deren Standort und Benachbarung überlegt sein. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass prächtige Staudenbilder auf Dauer sich nur mit Hilfe vieler Pflegearbeit erreichen lassen.
Nach der Art ihrer Pflanzung in Rabatten unterteilt man die Stauden in Beet- und in Wildstauden. Und die letzteren noch einmal in heimische, fremde und solche mit einem Beetstaudencharakter. Dabei versteht man unter Beetstauden wüchsige Prachtstauden wie z.B. Rittersporn oder Phlox. Durch die Züchtung unterscheiden sie sich oft in ihrer Farbe, ihrer Höhe und ihrem Blütezeitpunkt. Wildstauden mit einem Beetstaudencharakter haben dagegen ihre ursprüngliche Erscheinungsform von ihrem Naturstandort behalten. Beet- und Wildstauden sollten nicht zusammengepflanzt werden, (wird dies gemacht, wie manchmal in England, z.B. als Bodendecker vor den Beetstauden, dann sind die Beete oft sehr pflegeaufwendig), wohl Beetstauden mit Wildstauden, die einen Beetstaudencharakter besitzen. Auch lassen sich letztere gut mit Wildstauden zusammenbringen, wenn sie in ihren Rabatten die Leitstauden darstellen.
Allgemein verlangen Beetstauden mehr Wärme und vertragen mehr Trockenheit. Bis zu ihrem Zusammenwachsen brauchen sie offene Bodenflächen (die für die Übergangszeit mit passenden Einjahresblumen und nur kurzlebigen Pflanzen ausgefüllt werden können (z.b. Malven, Fingerhüte)). Passende Wildstauden gibt es für alle Bodenflächen. Wenn sie erst einmal zusammengewachesen sind, benötigen sie kaum noch eine Pflege. Ihr Pflanzenbild verändert sich aber ständig. Es besitzt eine natürliche Dynamik.
Während des Jahresverlaufs ändern sich Rabatten ständig. Das traditionelle Pflanzprinzip ist:
- die Gehölze und Immergrüne auswählen und pflanzen,
- für jede Jahreszeit einige farbgebende Pflanzen einbringen
(in 3er - 5er Gruppen).
- Als Übergang für die kontrastierenden Farben neutrale wählen
(z.B. weiß oder grünes Blattwerk. Gartenbilder benötigen farbliche
Bindeglieder und dafür eignet sich Laub besser als nur kurzlebige
Blüten).
- Den Frühlingsflor mit Blumenzwiebeln abdecken
(wenn er abgestorben ist, werden die Lücken von anderen Pflanzen
überdeckt).
Das Ergebnis einer solchen Pflanzung war, dass immer etwas blühte, immer alles irgendwie harmonisch, aber nur selten ausdrucksstark war.
Die neue Rabattenpflanzung arbeitet mit anderen Farb- und Harmonievorstellungen:
- Auch sie geht zunächst von einem strukturgebenden pflanzlichen
Grundgerüst aus
(anders ist heute an ihm, dass es auch in Hinblick auf sein
ästhetisches Winterbild hin konzipiert wird).
- Das entscheidende Orientierungskriterium für seine Zusammenstellung ist der Aufbau und die Textur der Pflanze
(d.h. ihre Form, ihre Struktur, ihr Erscheinungsbild, da diese
dauerhafter sind als nur eine kurzzeitige Blüte der einzelnen Arten).
Eine besondere Bedeutung kommt dabei den dauerhaften Vertikalen
und den schleierbildenden Pflanzen zu.
- Die farbliche Blüte wird auf zwei jahreszeitliche Höhepunkte konzentriert:
auf den Frühling
(abgedeckt mit einem massiven Einsatz von Blumenzwiebeln) und
einem prächtigen Spätsommerflor
(der in den Herbst hinein reicht und dessen Fruchstände auf den
Beeten bis zum Frühjahr nach Möglichkeit stehen bleiben).
Daraus ergeben sich drei bis fünf Gartenhöhepunkte:
- Frühlingsblüte,
- zartes Blattgrün,
- Spätsommerblüte,
- Herbstfärbung,
- Wintergarten.
Der Garten wird als Kunstwerk zu einem Spiel kontrastierender Formen und Farben und des Lichts.
Jahreszeiten
Über die Jahreszeiten erleben wir die Natur als etwas Lebendes. Erst über ihren jährlichen Ablauf wird sie für uns als solche oft erst erfahrbar.
- Frühling:
Es ist die Zeit des Erwachens des Lebens, der Wiedergeburt der Natur in ihrem
ewigen Kreislauf. Duftender Boden, frisches Grün und erste bunte Farbtupfer. Die
erste Zeit der Erwartung, des Vorfrühlings wird gestützt durch die ersten
Winterlinge, Schneeglöckchen und Alpenveilchen (je nach Landschaft und Jahr
evtl. ab Mitte Februar). So zart wie ihre Blüten teilweise noch sind, so leise
bereiten sie bereits das große Gartengefühl mit seinen Farben und Düften vor.
Zunächst dominieren die Zwiebelgewächse. Sie blühen schon bald nach ihrem
Austrieb. Erst danach kommen die meisten Frühlingsstauden. Sie sind in der Regel
Waldpflanzen und verlangen deshalb oft
- einen halbschattigen, kühleren Standort (z.B. unter spät austreibenden
Bäumen),
- einen humosen, gut drainierten Boden.
Da sie im Hochsommer häufig absterben oder unordentlich aussehen, überdeckt
man sie dann gerne durch andere Pflanzen (z.B. Akanthus oder Hosta bei
Blumenzwiebeln). Ein angenehmes Aussehen behalten dagegen u.a.: Bergenien,
Epimedium und Salomonssiegel. Grob eingeteilt kann man bei diesen Stauden
vier Pflanzengruppen unterscheiden: z.B. für
- Halbschatten und durchlässigen Boden
(u.a. Omphalodes verna - Frühlingsvergissmeinnicht),
- Halbschatten und schweren Boden
(u.a. Pulsatilla vulgaris - Küchenschelle),
- Sonne und durchlässigen Boden
(u.a. Convallaria majalis - Maiglöckchen),
- Sonne und schweren (feuchten) Boden
(u.a. Trollius europaeus - Trollblume).
In einer zeitlichen Folge können dies sein: Im
- März:
Vorfrühling: Scilla + frühe Tulpen + Narzissen,
(und verschiedenen Blütengehölze),
- April:
Das erste Laub, das in einer Vielzahl von Grünnuancen
erscheint. Hyazinthen + Narzissen + Kaiserkronen + Goldlack
(viele von ihnen duften intensiv; besonders Hyazinthen und
Goldlack),
(bei den Gehölzen blühen u.a. viele Zierkirschen und
Forsythien).
- Mai:
Spätfrühling: Zeit der späten Tulpen
(schön mit Nachtviolen: ihres Duftes wegen und als Formkontrast zur Tulpenblüte).
Es blühen aber u.a. auch Maiglöckchen, hohe Bartiris,
Tränendes Herz und verschiedene Laucharten.
(bei den Gehölzen blühen u.a. Apfelbäume, Flieder, Clematis
montana und Blauregen).
Die Leerstellen nach dem Einziehen können gut überdeckt werden
- mit spät austreibenden, schattenvertragenden Blattschmuckstauden,
- immergrünen Farnen,
- später blühenden Zwiebelpflanzen (z.B. Hyacinthoides non-scripta -
Hasenglöckchen).
Sie alle benötigen dann in der Regel eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit.
- Sommer:
Der Garten wird zu einer Welt des vegetativen Überflusses. Besonders wichtig
für die Pflanzen wird jetzt die Frage nach der Bodenfeuchtigkeit ihres Standortes
und dessen Besonnung. Eine Vielzahl der Stauden blüht jetzt. Es ist die hohe Zeit
der Staudenrabatten, besonders der klassischen Rosenbegleiter wie Rittersporn,
Katzenminze oder Storchschnabel. Es gibt jetzt Stauden in fast allen Blütenfarben, und zusätzlich stehen Sommerblumen und viele Schmucklaucharten zur
Verfügung. Fast alle sommerblühenden Stauden lieben Sonne (nur ihre Bodenansprüche sind verschieden). Auch sie kann man in vier Pflanzengruppen einteilen:
- Schattenresistent und durchlässiger Boden
(u.a. Alchemilla mollis - Frauenmantel),
- Schattenresistent und schwerer Boden
(u.a. Astilben - Prachtspiere),
- Sonne und durchlässiger (trockener) Boden
(u.a. Acanthus spinosa - Akanthus),
- Sonne und schwerer Boden
(u.a. Macleaya microcarpa - Federmohn).
In einer zeitlichen Folge können dies sein:
- Juni:
Frühsommer: Der Rosenmonat. Es ist die große Zeit der
Rittersporne, des Geranium, der Schafgarben, der
Pfingstrosen, Akelei, des Steppensalbeis, des Kugellauchs
(Allium sphaerocephalum in größeren Gruppen) und des
Türkischen Mohns.
Weitgehend in Vergessenheit geraten ist das Geißblatt mit
seinen Arten. In früheren Gärten gehörte es zu den
wichtigsten Duftpflanzen (will schattigen Fuß und besonnte
Triebspitzen).
- Juli:
Hochsommer: Beginn der nordamerikanischen Präriestauden-
blüte. Alle diese Stauden lieben sonnige Standorte und
nährstoffreiche, nicht zu trockene Böden. Da sie erst spät
austreiben, überdecken sie ideal die Leerstellen früher
Blumenzwiebelpflanzen. Oft wirken sie schon vor ihrer Blüte
attraktiv. Jetzt blühen u.a.
Sonnenhut (Rudbeckia) - Sonnenbraut (Helenium) -
Sonnenauge (Heliopsis),
aber auch Ceanothus, Yucca, Eryngium, Katzenminze und
viele Gräser,
Agastache und Blumen-Dost (Origanum-Laevigatum-
Hybriden), Monarda, Wasser-Dost (Eupatorium).
Die vier Hauptpflanzengruppen sind
- Schattenresistent und durchlässiger Boden
(u.a. Aconitum - Eisenhut),
- Schattenresistent und schwerer Boden
(u.a. Gentiana asclepiadea - Schwalbenwurzenzian),
- Sonnenhungrig und durchlässiger Boden
(u.a. Solidago - Goldrute),
- Sonnenhungrig und schwerer Boden
(u.a. Hosta plantaginea - Funkie).
(als Regel kann man sagen, dass die meisten spät blühenden
Stauden viel Licht verlangen).
- August:
Monat des Lavendels, Eibisch (Hibiscus) und des Sommer-
flieders (Buddleia davidii). Dahlien in einer Vielzahl von
Formen und Farben (ihr Boden braucht eine gewisse Grund-
feuchtigkeit).
- Herbst:
Zeit des Altweibersommers, der Spätsommerpracht und der Herbstfärbung. Es ist
die Zeit der Astern und der Gräser. Die ersten kühlen Nächte treten auf, die
Herbstfärbung beginnt. Immer mehr Pflanzen sterben ab, und ihre Samenstände
werden zu markanten Blickpunkten. Während die Pflanzen im Sommer ein
Ausdruck der prallen Lebenskraft waren, werden sie jetzt zu Bildern der Vergänglichkeit. (ein Gärtner, der im Herbst die abgestorbenen Pflanzenteile
abräumt, beraubt sich vieler bereichernder Eindrücke).
Schön: Stipa gigantea (Samenstände) und Verbena bonariensis (Blütenstände).
- Winter:
Schnee und Frost verwandeln den Garten in eine kristalline Märchenlandschaft.
Viele Pflanzen sind auch nach ihrem Tod noch schön. Manche Fruchtstände vom
Herbst sind stehen geblieben (z.B. Monarda, Phlomis). Immergrüne Pflanzen
zeigen ihre Bedeutung für den Garten. Die Farben mancher Rinden leuchten jetzt
besonders intensiv (z.B. bei Betula- und Acer-Arten). Ohne seine leuchtenden
Sommerfarben wird jetzt die strukturelle Qualität eines Gartens besonders
deutlich (evtl. können Veränderungen überlegt werden). Die ersten Blüten (z.B
Christrosen, Zaubernüsse) berühren ihre Betrachter besonders stark.
(und wenn dann die Erde zu duften beginnt und am Himmel die ersten Rufe der
Kraniche zu hören sind, beginnt auch emotional wieder das neue Gartenjahr).
Pflanzenkombinationen
Staudenrabatten stehen vor Mauern, Hecken, Rasenflächen oder stehen für sich als eigene Raumkörper. Ihre ästhetische Ausstrahlung wird von dem lebenden Gestaltungselement Pflanze bestimmt, deren Einsatz sich wiederum an persönlichen Vorlieben und Kenntnissen, an den gegebenen Standortverhältnissen und dem vegetativen Umfeld orientiert. Die für die Gestaltung wichtigsten Eigenschaften sind dann ihre
- Raumwirkung,
- Formenvielfalt,
- Farben,
- besondere sinnliche Reizgeber (z.B. Düfte).
Ein solcher Umgang mit der Pflanzung kann streng vorgegeben werden, d.h. nach einem Plan aus der Perspektive einer feststehenden Ordnungserwartung, oder einer gewissen Dynamik überlassen werden, die man allgemein als naturnäher ansieht. Sie ist dann ungezwungener, extensiver, vielfältiger. Jede Pflanzenverwendung ist der Ausdruck einer ästhetischen Erwartung in Verbindung mit vegetationsbezogenen Kenntnissen.
In einer modernen Pflanzung ist man weitgehend von der früher bevorzugten Artenvielfalt abgekommen. Ihnen fehlte in der Regel eine starke gestalterische Aussagekraft, eine Prägnanz. Heute bevorzugt man meistens nur noch die Arbeit mit wenigen Arten. Der frühere Stil war oft weitgehend nur ein additives Nebeneinander von Farben verschiedener Pflanzen. Neben der Architektur waren seine Ergebnisse fast nie gleichwertig. Die früheren großen, zur Schau gestellten Pflanzensortimente führten zu einem mehr oder weniger großen ästhetischen Chaos. Es erscheint angebrachter zu sein, ihre Vielfalt auf bestimmte Eindrücke hin zu konzentrieren und dann das Motiv der Vielfalt in der Zahl der möglichen Varianten, Kombinationen zu suchen, um so kompositorisch zu einer Gartensymphonie zu gelangen.
"Der Erfolg einer Pflanzenkomposition beruht in erster Linie auf der Struktur:
Auf den Formen der Blüten oder Blütenstände von Arten, die einander ergänzen,
wenn sie gemeinsam blühen, oder auf Blumen, Fruchttände und Pflanzengestalten, die gut zusammenpassen" (Oudolf / Kingsbury 2000).
Für Oudolf ist bei seinen Anlagen besonders die Variation der Wuchsformen entscheidend (die Farbe sieht er nur als eine wichtige Zugabe).
Sein "Ziel ist, eine Komposition zusammenzustellen, die das Gefühl von
Gleichgewicht und Harmonie vermittelt. Die Komposition unterschiedlicher
Formen und Strukturen erzeugt eine kreative Spannung".
Für Pflanzenkompositionen gibt es nach ihm keine festen Regeln. Pflanzempfehlungen sollen nur als Anregung dienen und sind nicht als Anweisung zu verstehen. Über die ständige Korrektur unbefriedigender Pflanzenkombinationen könne jeder Gartenliebhaber zu seinem Ideal gelangen.
Bei der Arbeit mit Pflanzen ist auch deren sich veränderndes Bild im Jahresverlauf zu berücksichtigen: z.B.
- im Frühling:
ihr Austrieb und das frische Laub,
- im Sommer:
die Attraktivität des Laubes, der Aufbau und die Farbe der
Blüten,
- im Herbst:
die Fruchtstände,
- im Winter:
das morbide Bild der abgestorbenen Pflanzenteile.
Sie alle beeinflussen das jeweilige Gartenbild. Die Blüte dauert dabei oft nur wenige Wochen, manchmal nur wenige Tage. Das Bild englischer Rabatten, der Kombination von Farbe und Blütezeiten über einen längeren Zeitraum, ist nur befriedigend mit einem großen Pflegeaufwand und dem Einsatz von Massen von Sommerblumen zu erreichen. Das deutsche Ausgehen von den Lebensbereichen als wichtigstes Pflanzkriterium führt zu einer größeren Sicherheit im Erzielen gewünschter Pflanzenbilder, bei einem gleichzeitig geringeren Arbeitsaufwand. Die Konzentration auf wenige dominante Arten als Grundgerüst (z.B. nur 3 - 6) in Verbindung mit Begleitarten aus der jeweiligen Pflanzengesellschaft führt zu einem ausdrucksstärkeren, naturnäheren Pflanzenbild. Ihr ästhetischer Einsatz unter Beachtung räumlicher Kriterien machen die Rabatte dann zu einem Kunstwerk.
Das bedeutet nicht, dass sich im Laufe der Gartengeschichte nicht großartige Pflanzenkombinationen herausgebildet haben, die auch heute noch pflanzenswert sind. Dabei spielen jeweils
- die Anzahl der Pflanzen, ihre Vielfalt und Anordnung eine Rolle,
- ihre Wiederholung, bzw. ihr Rhythmus,
- ihre Harmonie in der Zusammenstellung ihrer Kontraste
eine Rolle, d.h. das Spiel zwischen Ruhe und Spannung, das jeder Gartengestaltende individuell für sich entscheiden muss.
Pflanzenkombinationen können ausgehen von der Betonung
- bestimmter Jahreszeiten
(z.B. der Konzentration einer Blütenfülle auf eine
bestimmte Jahreszeit: Frühling, Früh-, Hoch- oder Spätsommer),
- bestimmter Themen
(z.B. sinnlicher Wahrnehmungsbereiche wie Farben, Düfte
usw., Materialien wie Wasser, Steine usw.),
- verschiedener Lebensbereiche,
- ihrer Eigendynamik,
- der Form bestimmter Pflanzenteile
(z.B. Blütenformen: aufrechte, kugelige,
flache u.a.),
- der Standfestigkeit abgestorbener Pflanzenteile
(wichtig für das Winterbild),
- der Struktur und Oberfläche der Blätter
(z.B. glänzend, rauh u.a..),
- von Symbolen
(z.B. einer Zusammenstellung von Marienpflanzen).
Bekannte Zusammenstellungen sind z.B.:
- Schneeglöckchen + Krokusse (
C. tommasinianus)
(Kombination aus dem 16. Jh., eine Art sollte immer eindeutig
überwiegen; Vorfrühling),
- Schneeglöckchen + Winterlinge + Cyclamen coum
(Vorfrühling),
- Leberblümchen + Krokusse + Traubenhyazinthen + Cyclamineus-Narzissen +
Kaufmanniana-Tulpen + Schneeglanz
(Frühlingsbeet),
- Kaukasusvergissmeinnicht + Lungenkraut + Tränendes Herz
(Spätfrühlingsbeet),
- Rittersporn + Storchschnabel + Katzenminze + Frauenmantel
(klassische Rosenbegleiter im Juni),
- Purpursonnenhut + Lavendel + Blütendost + Bartblume
(Hochsommer),
- Rudbeckia + Helenium + Phlox + Indianernessel + Sommermargeriten +
Gräser
(Spätsommerbeet),
- Astern + Silberkerzen + Rudbeckia + Sedum
(Septemberbeet),
- Astern + Chrysanthemen
(koreanische, d.h. frostharte) + Fruchtstände
(Oktoberbeet),
- Meconopsis (Scheinmohn) + Etagenprimeln
(für halbschattige Standorte und feuchte Böden),
- Helleborus orientalis + Polygonatum x hybridum
(für schattige, feuchte
Böden),
- Epimedium pinnatum + Scilla bifolia
(für Schatten und Trockenheit),
- Lavendel + Thymian
(für sonnige, trockene Standorte),
- Hyacinthoides non-scripta + Lunaria annua
(Silberlinge)
(blau u. violett, bereits seit dem Mittelalter so gerne gepflanzt),
- Primula + Seggen,
- Astilben + Osmunda regalis,
- Veronica incana + Salvia nemorosa + Nepeta x faassenii + Stachys byzantina +
Stipa gigantea
(als silbergraue Grundpflanzung),
- Linum perenne + Geranium sanguineum
(bei Urs Walser),
- Zierkohl + Ringelblumen
(moderne "Bauerngärten"),
- Eryngium + Gypsophila paniculata + Agastache + Sedum spectabile + Nepeta
grandiflora + Stipa calamagrostis (
moderne Pflanzung),
- Artemisia ludoviciana "Silver Queen" + Verbascum (in Violett)
(bei Ton ter Linden),
- Salbeiarten + Achillea-Sorten + Gräser
(Fachhochschule Osnabrück).
In früheren, einfachen Gärten (evtl "Bauerngärten") konnte man finden u.a.:
Bei allen diesen Pflanzungen ist
- zunächst von einem dominierenden Pflanzenthema auszugehen,
- danach von dem vorgegebem Standort
(d.h. dem vorrangigen Lebensbereich),
- als Drittes von den gewünschten Formen und Texturen, d.h.
- hohen und niedrigen Bepflanzungen,
- ihren dichten und lichten (zu durchblickenden)
Bepflanzungen,
- ihren dunklen und hellen Laubtönen,
- ihren zarten und groben Texturen,
- als Letztes von farblichen Höhepunkten
(evtl. zwei: im Frühling und im Hoch-,
bzw. Spätsommer).
Die eingesetzten Kontraste dürfen dabei nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden (sie werden sonst als überzogen empfunden). Die richtige pflanzliche Partnerwahl für ein Thema ergibt sich aus dem ästhetischen Dreiklang:
Standortansprüche - Höhenverhältnisse - Harmonien (der Formen und Farben).
Staudenmischungen
Eine Besonderheit in den Pflanzenkombinationen der letzten Jahre stellen die Staudenmischungen dar. Eigentlich zunächst für den öffentlichen Bereich entwickelt, finden sie zunehmend auch das Interesse der privaten Gartenbesitzer. Bereits Hirschfeld hatte gefordert, dass Pflanzungen standortgerecht zu sein hätten. Die Staudenvorpflanzung vor Gehölzen stammt bereits aus der Zeit des Landschaftsgartens. Im späten 19. Jh hat man dann als naturnah die Artenmischung entdeckt. Am Anfang des 20. Jhs. sah die Naturgartenbewegung in ihr eine neue ästhetische Qualität. Willy Lange sprach von einem "Wachstumsreichtum im Sinne der Natur". Foerster griff diesen Gedanken auf und strebte u.a. auch Pflanzungen mit einer naturnahen Wirkung an. Für Mattern war ihr entscheidendes Kriterium das "Miteinander und nicht das Nebeneinander"(1955).
Heute gelten Mischpflanzungen als besonders zeitgemäß. Neben ihrer ästhetischen Wirkung wird die Stabilität ihrer Pflanzengemeinschaften positiv gesehen. Seit 1994 läßt der Bund deutscher Staudengärtner in einem Arbeitskreis (nach einem Konzept von Walter Kolb und Wolfram Kircher) standartisierte Artenkombinationen entwickeln aus:
- Gerüstbildnern,
- Begleitstauden,
- Füllstauden,
- Bodendeckerstauden,
- Blumenzwiebeln.
Die verschiedenen Arten sollen nach pflanzensoziologischen Kriterien dabei ein stabiles, sich selbstregulierendes System bilden, das planungs- und pflegereduziert möglichst wenig Folgekosten bereitet.
Die wichtigsten Anregungen dafür kamen von Oehme aus den USA. Er hatte die negativen Erfahrungen von Jens Jensen (1860 - 1951) mit eingeführten Stauden unter den dortigen Vegetationsbedingungen und den positiven mit den dort heimischen aufgegriffen. Die amerikanischen Sommer im Mittleren Westen waren sehr heiß und die Winter sehr kalt gewesen. Die dortigen Pflanzen mussten deshalb Trockenheit und Kälte tolerieren. Im Spätsommer bot sich in den Steppen das Bild einer Mischung hoher Blütenstauden und Gräser. In der Prärie waren die Böden dagegen feuchter als in der Steppe, das Pflanzenangebot vielfältiger. Sie ähnelten einer großen Blumenwiese. An diesem Vorbild hatte sich zunächst Jensen und dann Oehme orientiert. Diese Entwicklung wurde noch dadurch gefördert, dass viele Rabattenstauden in Europa einst der amerikanischen Prärie entstammten (so wurden aus den USA eingeführt: 1710 Aster novae-angliae, 1729 Helenium autumnale, 1732 Phlox paniculata und Liatris spicata, 1744 Monarda didyma).
1983 schuf dann Rosemarie Weiße (1927 - 2002) für die IGA in München (Westpark) Staudenpflanzungen für Böden mit einer unterschiedlichen Bodenfeuchte (u.a. "Prärie-" und "Steppenpflanzungen"); damals nicht gemischt, sondern in Bändern (als "Matrixpflanzung"). Oudolf vereinte dann diese Anregungen mit denen der holländischen Schule zu einem vollkommen neuen Bild der Staudenrabatten. Er mischte verstärkt Stauden mit Gräsern und achtete stärker auf deren Strukturen und Texturen, besonders auf die Blütenformen und das Bild, das die Pflanzen noch nach ihrem Absterben im Winter boten. Wie bei Oehme geht es ihm nicht um die Einzelpflanze, sondern um großzügige, wiesenartige Bilder: Sie verwenden großflächig
- Stauden:
Rudbeckia, Echinacea, Helenium, Astern, Helianthus, Liatris und
- Gräser:
Miscanthus, Panicum, Sorghastrum, Eragrostis, Sporobulus.
Der Gedanke der modernen Präriepflanzungen wurde inzwischen auch in die Welt des Hausgartens übertragen. Hier kamen die Anregungen besonders von Cassian Schmidt vom Hermannshof in Weinheim. Sein Ziel ist dort, mit Hilfe robuster Wildarten pflegeleichte und langlebige Pflanzanregungen anzubieten.
Eine Staudenmischung soll langlebig sein, verschiedene Lebensformen beinhalten, mit verschiedenen Wuchshöhen und Ausbreitungsstrategien. Das Grundgerüst aus einigen Arten wird vervollständigt durch zusätzliche Struktur- und Farbergänzungen. Wichtig ist bei ihnen auch, dass sie sich weitgehend selbst regulieren. Es kommt bei ihnen weniger auf die einzelne Art an, sondern auf das Gesamtbild, das sie gemeinschaftlich bieten.
Die jetzigen Mischpflanzungen sind als Weiterentwicklungen der traditionellen Staudenrabatten zu sehen. In der Regel werden ihre Angebote streng wissenschaftlich nach ökologischen und ästhetischen Kriterien aufgebaut. Dabei wird der prozentuale Anteil der einzelnen Arten oder Sorten genau festgelegt. Zunächst waren sie nur für einen großflächigen Einsatz ästhetisch geeignet, doch heute gibt es sie bereits für Beete von nur 10 qm. Solche bekannten Staudenmischangebote sind u.a.:
Das Prinzip dieser Pflanzungen deutlich gemacht an der Veitshöchheimer Staudenmischung "Blütenzauber" (entwickelt von Philipp Schoenfeld):
Die Pflanzung erfolgt nach dem Zufallsprinzip (ohne einen Plan). Zunächst
beginnt man mit den Arten mit der niedrigsten Stückzahl (= Gerüstbildner).
Die Mischung ist für sonnige Flächen gedacht. Ihre Blütenfarben sind ein
kräftiges Gelb, Blau und Weiß; die Blütenhöhepunkte Mai - Juni und
September. Je qm kommen 6 - 8 Pflanzen. Die Pflanzung ist vorgesehen für
Flächen von 10 - 100 qm. Ihre Zusammensetzung besteht als Orientierungsrahmen aus ca.
- 5 - 15 % Gerüstbildnern,
- 30 - 40 % halbhohen Begleitstauden,
- 50 % bodendeckenden Stauden,
- wahlweise Ergänzungen durch
- einjährige Füllpflanzen,
- Zwiebel- und Knollengewächse.
Im Juni dominieren die Blautöne, danach ergänzend Gelb und Rot und im
Herbst noch einmal ein Farbakkord. Vorgeschlagen wird diese Mischung für
sonnige Standorte mit einem durchlässigen Boden. Rückschnitt der Salvia- und
Nepeta-Arten nach der Blüte Ende Juni / Anfang Juli für eine Nachblüte.
Winterschnitt im Spätwinter.
Für eine Fläche von 10 qm werden vorgeschlagen:
- Gerüstbildner:
1 Aster laevis "Blauschleier" - Glattblattaster,
1 Festuca mairei - Atlasschwingel,
1 Paeonia lactiflora "Nymphe" - Pfingstrose,
1 Panicum virgatum "Rotstrahlbusch"- Rutenhirse,
3 Sedum telephium "Matrona" - Tellersedeum,
1 Solidago caesia - Goldrute.
----------------------------------
= 8 Pflanzen
- Begleitpflanzen:
6 Coreopsis verticillata "Zagreb" - Mädchenauge,
6 Dracocephalum ruyschiana - Drachenkopf,
5 Hemerocallis-Hybride "Maikönigin" - Taglilie,
5 Origanum laevigatum "Purple Charme" - Dost,
6 Potentilla rupestris - Felsen-Fingerkraut,
----------------------------------
= 28 Pflanzen
- Bodendeckerstauden:
6 Calamintha nepeta var nepeta - Bergminze
9 Nepeta x faassenii - Katzenminze,
3 " racemosa "Six Hills Geant" - Katzenminze
(stark wachsend),
5 Salvia nemorosa "Adrian" - Steppensalbei (weiß),
9 " " "Marcus" - " (blau),
2 " " " Viola Klose" - (dklblau),
3 Veronica Teucrium "Königsblau" - Ehrenpreis.
----------------------------------
= 36 Pflanzen
- Blumenzwiebeln u. -knollen:
80 Crocus chrysanthus "Blue Pearl" (blau, in Tuffs zu 5 -
10 Stück),
80 " " "Goldilocks" ( gelb, " " ),
20 Tulipa kaufmanniana "Goldstück" (scharlachrot u. gelb),
20 " praestans "Füselier" (orange - scharlachrot).
----------------------------------
= 200 Blumenzwiebeln
Die eigentlichen "Prärierabatten" sind naturnah angelegt. Das Problem für sie in Deutschland ist, dass die Böden hier dafür in der Regel zu nährstoffreich sind. Eigentlich stellen sie eine spezifische Form der Blumenwiesen dar. Diese sind oft der Wunsch vieler romantischer Gartenliebhaber. Im 19. Jh. waren sie bevorzugt rund oder oval, leicht gewölbt und oft als "Blumenhügel" in Rasenflächen angelegt gewesen. Ihre Bepflanzung war höhengestaffelt, so dass in ihrer Mitte die höheren Pflanzen standen und zum Rand hin die niedrigen.
Orientiert an den Naturstandorten können wir pflanzlich 7 naturnahe Gartenbereiche unterscheiden (Hansen differenzierte für den deutschen Gartenbau 8 Lebensbereiche). Diese sind:
Die zu mähende Wiese:
Sie besteht aus Blumen und vielen Gräsern. Eigentlich eine mit
vielen Gräsern durchsetzte Staudenpflanzung. Ihre Anlage erfordert
einen möglichst nährstoffarmen, kalkhaltigen Boden. Ihre Blütezeit
ist relativ kurz (Frühsommer). Soll sie länger dauern, müssen
zwischen den Gräsern nichtheimische Stauden gepflanzt werden. Die
Stauden benötigen meistens eine Ruhepause (Ausnahme: z.B.
Storchschnabelarten). Die Gräser wachsen das ganze Jahr über.
Diese Wiesen müssen 1 - 2mal im Jahr gemäht werden (Der Zeitpunkt ihrer Mahd entscheidet weitgehend über ihre Staudenzusammensetzung).
Die nicht zu mähende Wiese:
Sie besteht aus Horstgräsern, in denen Stauden stehen (z.B. ein
Rasen aus Deschampsia caespitosa mit Trifolium rubens, so Oudolf
in Bury Court, Hampshire). Ausläuferbildende Gräser wären
gegenüber den Blütenstauden oft zu aggressiv. Diese Wiesen werden
nicht gemäht. Ihre Pflege entspricht denen der Staudenbeete.
Trockenwiesen ( Kurzgraswiesen, Steppenwiesen):
Relativ oft in Mitteleuropa. Blüten-
teppiche auf trockenen, flachgründigen Kalkböden. In Deutschland
schöne Beispiele im
- Westpark München (Rosemarie Weiße).
- Hermannshof Weinheim (Cassian Schmidt).
- Die Staudenmischung "Silbersommer" entspricht ihr weitgehend.
Frühsommerblüte: Zwiebelpflanzen und Trockenheit tolerierende
Stauden,
Spätsommer / Herbst: Gräser und silbergraue Halbsträucher (z.B.
Lavendel),
Probleme treten evtl. auf durch
- fremde Pflanzenarten (sie können evtl. einheimische
im außerstädtischen Bereich verdrängen),
- Unkrautprobleme (besonders bei größeren Bodentiefen
und vermehrten Niederschlägen).
Langgraswiesen (entsprechen den Langgrasprärien Nordamerikas):
Ihre Böden sind fruchtbar.
Sie besitzen einen üppigen pflanzlichen Bewuchs mit einer besonders
großen biologischen Vielfalt. Da sie bis zu 2 m hoch werden,
benötigen sie für ihr vegetatives Wachstum eine längere Anlaufzeit.
Die Folge davon ist,
- dass sie erst relativ spät blühen,
- kraftvolle Stängel besitzen und
- über ihre Samenstände oft auch noch im Winter attraktiv
sind.
In den USA erfolgen die Präriepflanzungen durch Aussat (ca. ¾ aus
Gräsern und ¼ aus blühenden Stauden. Je nach den Lebensbereichen
und den ästhetischen Wünschen gibt es für sie verschiedene
Mischungen). In Europa hat man mit diesen Mischungen schlechte
Erfahrungen gemacht, da die dortigen Gräser für ihre Keimung
wärmere Sommer benötigen. Die europäischen Pflanzungen bestehen
deshalb weitgehend nur aus (amerikanischen) Präriestauden in
Verbindung mit einigen einheimischen Arten (Hermannshofer
Methode). Die Erwartung an sie ist, attraktive, naturnahe
Pflanzungen auch auf fruchtbaren Böden zu erhalten, die lange gut
aussehen und möglichst geringe Pflegekosten bereiten.
Hochstaudenfluren:
Sie verlangen fruchtbare, feuchte Böden und befinden sich oft an einem
Waldrand (mit einem lichten Schatten). Die hier wachsende
Pflanzengruppe ist äußerst konkurrenzstark und besiedelt deshalb
oft große Flächen in Monokultur. Da sie keine kräftige Grundstruktur besitzen, sind sie im Winter oft unansehnlich (im Gegensatz
zu den Präriepflanzen). Zu dieser Pflanzengruppe gehören:
- heimische Pfl.:
Mädesüß (Filipendula), Eisenhut (Aconitum),
- asiatische Pfl.:
Knöterich (Persicaria), Kreuzkraut (Ligularia),
- amerik. Pfl.:
Viele Asternarten, Wasserdost (Eupatorium),
Goldrute (Solidago).
Oft sehen diese Pflanzen sehr interessant aus.
Waldfluren:
Niedrige Pflanzenteppeiche im Schatten der Bäume. Sie bleiben meist klein und
blühen früh. Oft besitzen die hier stehenden Pflazen ein attraktives
Laub. Hierher gehören z.B. als
- Frühjahrsblüher:
Zwiebelgewächse, Anemonen, niedrige
Stauden, Farne,
- Strukturpflanzen:
Anemonen-Hybriden, Silberkerzen
(Cimicifuga),
- Für lichte Schatten auch:
Akelei (Aquilegia), Scheinmohn
(Meconopsis), Fingerhut (Digitalis). Dies sind
Pflanzen, die sich selbst aussäen.
In der Natur bildet diese Pflanzengruppe oft dichte Matten
(langweilige Bodendeckerflächen). Besser ist es, einige Arten miteinander konkurrieren zu lassen.
Feuchtbereiche:
Bei Nährstoffreichtum oft üppiger Pflanzenwuchs, bei nährstoffarmen,
sauren Böden Torfmoorflora. Feuchtgebietspflanzen sind oft
besonders wüchsig und verbreiten sich stark. Hier ist besonders auf
den Schutz der heimischen Arten zu achten.
Alle vom Menschen angelegten naturnahen Pflanzungen sollten mit der sie umgebenden Landschaft harmonieren, bzw. Verbindungen zu dieser herstellen. Deshalb sollte man, wenn möglich, sich auch an einigen Arten der Umgebung orientieren und diese bei der Pflanzung einbeziehen.
Bei den deutschen neun Lebensbereichen (nach Hansen, Stahl und Müssel) gehen wir von sieben möglichen Naturstandorten aus. Hinzu kommen die Beetstauden und die Solitärstauden. Der Lebensbereich Alpinum wird oft wegen seiner Besonderheiten nicht mehr genannt. Die Übergänge zwischen diesen Lebensbereichen sind in der Praxis oft fließend. Während viele Stauden sehr anpassungsfähig sind (unkompliziert), vertragen andere nicht die geringste Abweichung von ihren Standortansprüchen. Diese Lebensbereiche sind:
Häufig in unseren Gärten:
- 1. Gehölz (G9 (= Wald),
- 2. Gehölzrand (GR),
- 3. Freiflächen (FR),
- 4. Steinanlagen (ST),
- -. (Alpinum),
- 5. Beet (B).
In Verbindung mit Wasser:
- 6. Wasserrand (WR),
- 7. Wasser (W): Mit 4 verschiedenen Wassertiefenzonen,
- -. Solitärstauden (für Sonderstellungen).
(in den nachstehenden Ausführungen folgen wir weitgehend der Arbeit von Hansen / Stahl "Die Stauden und ihre Lebensbereiche" (1984)).
(zu Friedrich Stahl, 1918 - 1992): 1953 Mitarbeiter bei Hansen; ab 1959 beim
Wasserwirtschaftsamt Nürnberg.
Erhielt für seine berufliche Tätigkeit 1978 den Hans-Bickel-Preis (für
Landschaftspflege);
Gartenschriftsteller: Erhielt 1963 mit Hansen gemeinsam den Buchpreis der
Deutschen Gartenbaugesellschaft (arbeitete ca. 30 Jahre eng mit ihm
zusammen; hat großen Anteil an den gemeinsamen Publikationen,
vertrat in der gemeinsamen Arbeit den Gestaltungsbereich);
Einsatz zum Schutz gefährdeter Pflanzen: Erhielt 1978 die "Silberpflanze" vom
Kuratorium für gefährdete Pflanzen).
Lebensbereich "Gehölz":
Er wird bei Hansen als erster genannt, weil er in unserer Klimazone das
Endstadium einer natürlichen Vegetation darstellt. Gemeint ist hier der gesamte
Bereich vom Einzelgehölz bis zum Wald. Oft handelt es sich um Bäume mit
einem gewissen Unterwuchs. Bereits in der Antike wurden an solchen Orten die
Altäre für die Fruchtbarkeitsgötter aufgestellt. Und seit der Renaissance hat
sich ihre Beliebheit bis in die Gegenwart erhalten (von den Waldstücken in der
Renaissance, dem "Grand Parc" im Barock, den Gehölzpflanzungen im
Landschaftsgarten bis hin zu den heutigen Waldgärten von van Sweden /
Oehme in den USA). In den normalen Gärten kommt dieser Bereich oft nur
wenig zum Tragen. Kennzeichnend für ihn ist seine Beschattung. Seine
Pflanzen bevorzugen in der Regel humose, eher leicht saure Böden. Allerdings
benötigen auch sie eine gewisse Lichtmenge, besonders während der
Vegetationszeit. Außerdem brauchen sie für ihre Entwicklung eine gewisse
Feuchtigkeit und Wärme. Sind diese Kriterien gegeben, können sich
wunderschöne Gartenbilder ergeben. Ideal sind bodenständige Waldstauden,
Farne und Gräser.
Die Pflanzen des "Lebensbereichs Gehölz" variieren je nach Art des Waldes,
seinem Alter und der Dichte und Höhe der Stämme.
Seine Atmosphäre wird bestimmt vom Spiel des Lichts und Schattens. Beson-
ders schön sind hier weißblühende Stauden und solche mit hellem Laub.
Sie lassen sich in der Regel auch gut in den "Lebensbereich Gehölzrand"
pflanzen (aber nicht umgekehrt).
Möchte jemand in einem kleineren Garten sich einen "Waldgarten" anlegen, so
kann er dies evtl. mit Hilfe von Haselsträuchern, die er aufastet.
Zu diesem Lebensbereich gehören:
- schattige Gartenpartien (auch in Neuanlagen und im Mauerschatten):
Die Böden dürfen nicht zu trocken und nicht zu
nährstoffarm sein.
Hierher gehören u.a.:
Niedrig:
- Epimedium - Arten,
- Lamiastrum
- Goldnessel,
- Lamium maculatum
- Rote Waldnessel,
- Pulmonaria-Arten
- Lungenkraut,
- Tiarella cordifolia
- Schaumblüte,
Hochwüchsig:
- Aconitum-Arten
- Eisenhut,
- Aruncus sylvester
- Geißbart,
- Astilbe chinensis
- Prachtspiere,
- Campanula latifolia
- Waldglockenbl.,
- Cimicifuga-Arten
- Silberkerze,
- Hosta-Arten
- Funkie.
Gräser:
- Carex-Arten
- Seggen,
- Deschampsia caespitosa
- Schmiele,
- Luzula sylvatica
- Waldmarbel.
- schattige eingewachsene, reife Gehölze:
Diese Pflanzen benötigen eine gewisse Humusdecke,
gedämpftes Licht, ausgeglichene Temperaturen und
eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Unter ihnen herrscht
eine gewisse, sich selbst regulierende Dynamik.
Hierher gehören u.a.:
Niedrige, heimische Waldstauden, u.a.:
- Anemone-Arten
- Anemone,
- Asarum europaeum
- Haselwurz,
- Astrantia major
- Sterndolde,
- Galium odoratum
- Waldmeister,
- Convallaria majalis
- Maiglöckchen
- Corydalis-Arten
- Lerchensporn
- Polygonatum multiflorum,
- Pulmonaria officinalis
- Lungenkraut,
- Vinca minor
- Immergrün.
Niedrige, fremde Waldstauden, u.a.:
- Anemone-Arten
- Anemone,
- Astilbe-Arten
- Prachtspieren,
- Omphalodes verna
- Gedenkemein,
- Polygonatum-Arten
- Salomonssiegel.
Waldgräser,
Farne.
- besondere oder anspruchsvolle Waldstauden (müssen teilweise individuell
gepflegt werden), u.a.:
- Cypridedium-Arten
- Frauenschuh,
- Meconopsis-Arten
- Scheinmohm,
- Primula-Arten.
- sommertrockene Schattenplätze: Die genannten Pflanzen fühlen sich zwar
unter günstigeren Feuchtigkeits- und Lichtverhältnissen wohler, wachsen aber
auch noch hier. Es gibt für diesen Standort nur wenige Arten, die hier noch
wachsen können. Z.B.:
- Bergenia-Arten
- Bergenie,
- Buglossoides
- Steinsame,
- Cyclamen-Arten
- Alpenveilchen,
- Dryopteris felix-mas
- Wurmfarn,
- Epimedium-Arten
- Elfenblume,
- Euphorbia robbiae
- Wolfsmilch,
- Galium odoratum
- Waldmeister,
- Helleborus-Arten
- Nieswurz,
- Hypericum calycinum
- Johanniskr.,
- Galeobdolon luteum
- Florent. Nessel,
- Luzula-Arten
- Waldmarbel,
- Poa chaixii
- Waldrispengras,
- Symphytum grandiflorum
- Beinwell,
- Vinca minor
- Immergrün,
- Waldsteinia-Arten
- Waldsteinie.
Zwiebelgewächse:
Im dunklen Sommerschatten, u.a.:
- Eranthis
- Winterlinge,
- Galanthus
- Schneeglöckchen,
- Leucojum vernum
- Märzenbecher,
Im lichten Sommerschatten, u.a.:
- Narcissus pseudonarcissus,
- Scilla-Arten.
(am ehesten sind es Frühlingsblumen, die blühen,
bevor sich das Laubdach schließt (= Frühlings-
geophyten)).
Lebensbereich Gehölzrand:
Er besitzt eigene charakteristische Pflanzen (allerdings können hier oft auch
solche aus dem "Lebensbereich Gehölz" und "Lebensbereich Freifläche"
stehen). Hier wechseln oft sonnige, halbschattige und absonnige Bereiche. Es
gibt hier kriechende, breitwachsende, lagernde und kletternde Pflanzen. Für die
offenen Bereiche sind oft hohe Stauden typisch. In den Gärten werden sie
häufig mit Stauden aus anderen Bereichen verzahnt. Die Stauden dieser
Gruppe tolerieren gut Laubabdeckungen. Nach ihrem Einwachsen brauchen sie
oft wenig Pflege. Hierher gehören u.a.:
- Bodendecker für schattige Gehölzränder: z.B.
- Tiarella cordifolia
- Schaumblüte,
- Stauden für schattige Plätze mit frischem, nährstoffreichem
Boden:
- Aquilegia vulgaris
- Akelei,
- Stauden für sonnige (bis halbschattige) Gehölzränder: z.B.
- viele Geranium-Arten
- Storchschnabel,
- Stauden für sonnige Gehölzränder mit mässig trockenem,
basenreichem Boden: z.B.
- Campanula persicifolia
- Glockenblume,
- Stauden für sonnige (absonnige) Gehölzränder und sandige
Böden:
- hochwüchsige Stauden für frische Böden: z.B.
- Ligularia-Arten
- Greiskraut,
- Deschampsia caespitosa
- Schmiele,
- kühle, feuchte, leicht beschattete Plätze: z.B.
- viele Etagenprimel-Arten,
- sommertrockene, absonnige bis schattige Plätze: z.B.
- Bergenia-Arten
- Bergenie,
- Cyclamen-Arten
- Alpenveilchen,
- Helleborus-Arten
- Nieswurz.
- Gartenformen: z.B.
- Alchemilla mollis - Frauenmantel,
- Aquilegia
- Akelei: Relativ kurzlebig
(5 Jr.), heute viele Hybriden. Da sie
nach der Blüte schnell unansehnlich
werden, nur in kleinen Gruppen zwischen die anderen Stauden
pflanzen.
- Dicentra-Arten
- Tränendes Herz:
Schönes Laub (nicht bei D. spectabilis, Laub vergilbt schnell). Lange Blüte.
- Doronicum-Arten
- Gämswurz,
- Primula-Arten,
- Thalictrum-Arten
- Wiesenraute.
- Zwiebel- und Knollengewächse (sie benötigen während ihrer
Vegetationszeit viel Feuchtigkeit und Licht):
- Chionodoxa-Arten
- Schneeglanz,
- Crocus-Arten
(sich reich versamende
Wildformen u.a.: C. tomma-
sinianus, C. neapolitanus),
- Eranthis-Arten
- Winterling; besonders E.
hyemalis; gut zusammen mit Maiglöckchen),
- Muscari-Arten
- Traubenhyazinthen,
- Narcissus-Arten
(kaum Bodenansprüche;
Laubeinzug Anfang Juli),
- Scilla-Arten -
(S. non-scripta - Hasen -
glöckchen) braucht lehmigen, feuchten Boden zur
Selbstversamung),
- Tulipa sylvestris
(blüht nur in der Sonne,
ab 2. Jahr nach der Pflanzung).
Eine schöne Gehölzrandpflanzung, bei einem nicht zu trockenem
Boden, könnte sein (Hauptblüte (August / September):
- Aconitum x arendsii
- Herbst-Eisenhut,
- Anemone japonica
- Herbstanemone,
- Aster divaricatus
- Waldaster,
- Bergenia i.S.
- Bergenie,
- Bistorta amplexicaule
- Kerzenknöterich,
- Chelone obliqua
- Schlangenkopf,
- Cimicifuga (racemosa, ramosa, simplex -
Silberkerze),
- Hosta in Arten u. Sorten
- Funkien,
- Kirengeshoma palmata
- Wachsglocke,
- Rodgersia-Arten
- Schaublatt,
Lebensbereich Freiflächen:
Die Stauden dieses Lebensbereichs wollen offene Standorte (ohne den
Wurzeldruck und den Schatten von Gehölzen). Zu unterscheiden sind je
nach den Bodenverhältnissen zwei Gruppen:
Stauden für trockene Freiflächen (FR 1 - 2):
Die Böden können hier durchlässig, nährstoffarm sein und
sich in voller Sonne befinden. Hier stehen oft mediterrane
Kräuter (wie Lavendel, Salbei und Blauraute (Perovskia))
und Trockenheit liebende Stauden (wie Brandkraut, Spornblume, Zierlaucharten. Ihr allgemeines Erkennungsmerkmal ist oft ihr graues, silbriges Blatt.
Stauden für frische bis feuchte Freiflächen (FR 2-3):
Ihre Böden sind hier tiefgründig, nährstoffreich und bsitzen
ein gutes Wasserhaltevermögen (oft verbunden mit einem
hohen Grundwasserstand). Hierher gehören viele Blattschmuck-, Feuchtwiesen- und Uferrandstauden, aber auch
die zurzeit so beliebten nordamerikanischen Präriestauden
(wie Monarda, Sonnenhut oder Rauhblatt-Astern).
Für die Pflanzenwahl dieses Standortbereichs ist die vorhandene
Bodenfeuchtigkeit entscheidend. Gepflanzt werden hier besonders
Wildstauden und Wildstauden mit einem Beetcharakter. Eine besondere
Rolle in diesem Lebensbereich spielen die "Felssteppen", "Steppenheiden" und Sandfluren. Die Pflanzen dieses Lebensbereichs können
manchmal auch gut in den Bereichen "Steinanlagen", "Wasserrand" oder
"Beet" stehen. Hierher gehören u.a.:
- Staudenmatten als Rasenersatz:
- wintergrüne Pflanzen (z.B. Geranium macrorrhizum
"Spessart"),
- sommergrüne Stauden (z.B. Sedum-Arten).
- Blumenwiesen: Problem:
Saatmischungen sind oft auf den vorgegebenen Boden zu
wenig eingestellt.
Bei einer zu dichten Saat unterdrücken die Gräser die
Blumen,
bei einer zu weiten bestimmen die Unkräuter das Bild.
Pflanzungen sind deshalb oft besser. Danach entscheidet
über deren Zusammensetzung die Art ihrer Pflege, z.B.
der Zeitpunkt und die Häufigkeit ihrer Mahd.
- Felssteppen:
Diese Pflanzengruppe steht in ihren Naturstandorten auf
felsigen Trockenflächen. Sie kann bei uns auch an
anderen Orten gepflanzt werden, ist dann aber nicht mehr
so wirkungsvoll. Pflanzen aus diesem Bereich sind u.a.:
Königskerzen, Eremurus, Yucca und verschiedene
Laucharten.
- Pflanzen mit Vorliebe für sandige Böden:
Sie wollen gut durchlüftete, nährstoffreiche Böden und
einen warmen Standort. Hierher gehören u.a.:
- Artemisia-Arten (Edelraute),
- viele Gräser (z.B. Festuca-, Sesleria-,
Stipa-Arten).
- Pflanzen für trockene bis frische Böden:
Sie bedecken ihre Böden locker. Diese Pflanzen stehen
nicht so rasenartig geschlossen wie die Arten der
Steppenheiden und nicht so lückenhaft wie eine
Felssteppenvegetation. Hierher gehören u.a.:
- Eryngium-Arten
- Edeldistel,
- Iris-Arten
- Schwertlilien oder
- Gräser wie
- Achnatherum calamagrostis,
- Helictotrichon sempervirens,
- Pennisetum-Arten.
- Wildstauden mit Beetstaudencharakter:
Sie wollen nährstoffreiche, sonnige Standorte. Sie
können gut mit Beetstauden zusammengepflanzt
werden. Hierher gehören Pflanzen u.a. wie:
- Achillea-Arten
- Schafgarbe,
- Campanula-Arten
- Glockenblumen,
- Inula-Arten
- Alant,
- Knautia
- Witwenblume,
- Scabiosa
- Skabiose,
- Sedem telephium
- Fetthenne.
- Nordamerikanische Wildstauden:
Sie eignen sich gut für eine Vergesellschaftung mit
Wildstauden mit einem Beetstaudencharakter. Hierher
gehören u.a.:
- Coreopsis-Arten
- Mädchenauge,
- Erigeron-Arten
- Feinstrahl,
- Helianthus-Arten
- Sonnenblume,
- Liatris-Arten
- Prachtscharte,
- Oenothera-Arten
- Nachtkerze,
- Penstemon-Arten
- Bartfaden,
- Phlox-Arten
- Phlox, Flammenblume,
- Rudbeckia-Arten
- Sonnenhut,
- Solidago-Arten
- Goldrute.
- Gräser für die Vergemeinschaftung mit Wildstauden: U.a.
- Achnatherum calamagrostis,
- Panicum-Sorten
- Hirse,
- Pennisetum-Arten
- Federborstengras,
Lebensbereich "Steinanlagen":
Steingärten bilden ein Gartenmotiv mit einer großen Erscheinungsvielfalt.
Hierher gehören die Tropfsteingrotten der Renaissance und des Barocks,
die Felsszenarien des Landschaftsgartens, die botanischen Sammlungen in
den Alpinen vom Biedermeier bis zum Jugendstil und die Steingartenthemen unserer Zeit.
Durch die ästhetische Aufwertung der Alpen, ihr Sehen als etwas
Erhabenes, Gewaltiges, wurden auch zunehmend ihre Pflanzen beachtet.
Der einsetzende Alpentourismus förderte noch diese Entwicklung. Ab
1800 begann man in seinen Gärten malerische Felsenlandschaften
einzurichten (so z.B. der "Steinhofer Wasserfall" in Kassel). 40 Jahre
später führten dann die inzwischen erfolgten naturwissenschaftlichen
Erkenntnisse in der Geologie und der Botanik zum "realistischen
Felsengarten". Die Bevölkerung in Österreich und der Schweiz hat schon
früh Bergblumen in ihre Gärten geholt. 1846 hat es z.B. im Klostergarten
von Lilienfeld (Niederösterreich) bereits einen Alpengarten gegeben, vor
1857 im Botanischen Garten in Zürich. In den sechziger Jahren folgten
dann die Botanischen Gärten in Innsbruck, Wien, München, Genf,
Breslau und Berlin und die einiger Privatpersonen (u.a. der Bankdirektor
Sendtner in München). Eine Reihe von Veröffentlichungen machte sie
sehr populär.
- Zunächst in England:
Robinson "Alpine flowers for English
Gardens" (1870),
- Dann in Deutschland:
Rudolf Geschwind "Die Felsen in
Garten und Parkanlagen" (1880),
Erich Wocke "Die Alpenplanzen in der Gartenkultur der Tiefländer" (1898).
(als 2. Aufl. = "Die Kulturpraxis
der Alpenpflanzen").
(Erich Wocke (1863 - 1941): Zunächst Mitarbeiter Englers in Berlin,
1894 - 1898 Leiter des Versuchsgartens in Zürich; danach
Gartendirektor des Schlossparks von Oliva (bei Danzig). Er
schuf das Alpinum des Botanischen Gartens in Berlin
(Eröffnung 1903) und hatte sich um die Verbreitung von
Steingärten in Deutschland sehr verdient gemacht).
Am Anfang des 20. Jhs. wird dann der Steingarten auf Anregung von
Willy Lange und Karl Foerster zu einem Hauptthema der Gartengestaltung (20er und 30er Jahre). Damit gelangten wieder verstärkt
künstlerische Kriterien vor den botanischen ins Blickfeld. Foerster hatte
bereits 1912 seinen "Steingarten" in Bornim angelegt, 1936 sein
berühmtes Buch "Der Steingarten der sieben Jahreszeiten" publiziert.
Berthold Körting (1883 - 1930) hatte 1925 dann den Steingarten von
Julius Springer entworfen, der ganz auf dem Kontrast von Stein und
Pflanze aufgebaut war und der wiederum Mattern bei seinen Gärten
Bergius (Heidelberg, 1927) und Weishaupt (Berlin, 1928) mit ihren
kubistischen Mauerarchitekturen beeinflusste.
Bei den Steinanlagen hat es seitdem immer zwei Strömungen gegeben,
eine botanisch und eine ästhetisch orientierte. Zwischen 1865 und 1915
wurden allein im Alpenbereich 26 Alpengärten angelegt (u.a. der heute
noch bestehende Alpengarten auf dem Schachen 1901 vom Botanischen
Garten München). Das Problem dieser Anlagen ist oft
- die klimatische Abweichung für die Pflanzen von ihrem
natürlichen Standort (Bodenzusammensetzung, Bewäs-
serung, zu warme Winter; die Pflanzen wurzeln zu flach; zu
geringe Sonnenintensität; kein Wintershutz, da die
schützende Schneedecke fehlt),
- ihre Beschattung durch die Randgehölze.
Die Pflanzenwelt der Steingärten besteht aus Gebirgspflanzen, deren
Vegetationszeit oft nur drei Monate dauert. Ihr Klima in Bodennähe
weicht je nach Gesteinsart und Hangneigung schnell voneinander ab, und
für jeden Bodentyp und jede Klimalage gibt es charakteristische
Pflanzengesellschaften, die auf den meisten Flachlandstandorten nur
schwer zurechtkommen. Wichtig für derartige Anlagen ist ein schneller
Wasserabzug. Ideal sind Tuffsteine und Steinschutthalden. Bei der
Bepflanzung sollte man aus ästhetischen Gründen nicht zu viele Arten
verwenden (allerdings sind die meisten Steingärten heute Sammlergärten,
in denen dieser Gesichtspunkt kaum berücksichtigt wird. In ihnen steht in
der Regel jede Pflanze für sich). Dann bilden die niedrigen Stauden
größere Farbflecken, durchsetzt von Zwiebelpflanzen und niedrigen
Ziergehölzen (z.B. Azaleen). Es ist aber immer darauf zu achten, dass
eine gewisse "Steinwirkung" erhalten bleibt.
Hierher gehören z.B.:
- wüchsige, farbenfrohe Teppichbildner für sonnige Plätze: u.a.
Alyssum, Arabis, Armeria-Arten, Aubrieta-Hybriden,
Campanula-Arten und Sorten, Dianthus-Arten,
Gypsophila-Arten, Helianthemum-Hybriden, Iberis in
Sorten, Phlox subulata in Sorten, Saponaria-Arten,
Veronica-Arten, Sedum-Arten, Stachys byzantina,
Thymus-Arten, Veronica-Arten.
- wüchsige Teppichbildner für schattige Plätze: u.a.
Campanula carpatica, Bergenia-Hybriden, Heuchera
i.A.u.S., niedrige Hosta, Tiarella cordifolia, Saxifraga-
Arten und Hybriden.
- Stauden für feinschotterreiche Böden und sonnige Plätze: u.a.
Achillea-Arten, Dianthus-Arten, Geranium-Arten,
Penstemon-Arten, Veronica-Arten, viele Saxifraga-Arten,
viele Sedum-Arten, viele Sempervivum-Arten.
Zwiebelgewächse, u.a.: Viele Iris- und Narzissen-Arten,
Wildtulpenarten.
- sommertrockene, sonnige Plätze (nicht steingebunden): u.a.
Antennaria-Arten, Dianthus-Arten, Helianthemum-Arten,
Thymus-Arten, Veronica-Arten.
Zwiebelgewächse, u.a.: Chionodoxa, Wildkrokus-Arten,
Muscari-Arten, Scilla; als Sommer-
und Herbstblüher viele Allium-
Arten.
- bodenfrische, sonnige Plätze: u.a.
Gentiana acaulis, Potentilla-Arten, Ranunculus-Arten,
Trollius europaeus, Gräser.
- schattige Plätze mit frischem Boden: u.a.
Aquilegia-Arten, Dicentra-Arten, Saxifraga-Arten,
verschiedene Gräser und Farne.
- Edelweiß:
Brauchen bei frischem Boden viel Licht und Sonne. Sie
vertragen keine kurzzeitige Trockenheit, keinen Schatten
und keinen nährstoffarmen Boden. In Norddeutschland
wachsen sie nicht charakteristisch. Sie werden hier zu
üppig, zu "fett".
Bei den Stauden für Steinanlagen haben wir besonders viele
schöne Frühlingsblüher mit intensiven Farben. Es gibt hier
Pflanzen für sonnige und schattige Bereiche, für trockene und für
frische Böden. Untergruppen sind Pflanzen für eine Felssteppe
(FS), Steinfuge (SF) und Mauerkrone (MK). Typisch für letztere
sind u.a. Steinkraut (Alyssum), Teppichphlox und Blaukissen.
(bei Hansen / Stahl wird immer wieder auf Pflanzen
hingewiesen, die besonders empfindlich sind und die sie in
Liebhabersortimenten zusammenfassen).
(Lebensbereich "Alpinum")
Früher gab es einen besonderen Lebensbereich Alpinum. Er wird heute nicht
mehr genannt, weil er sich immer nur an eine spezielle Liebhabergruppe
richtet. Die hier genannten Pflanzen konnten oft nur als Topfpflanzen kultiviert
werden weil sie / ihre
- spezifische Bodenansprüche hatten,
- besondere Wasseransprüche hatten (z.B. Zeiten völliger
Trockenheit brauchten),
- Wurzeln einen besonderen Sauerstoffbedarf besaßen,
- Bodentemperaturen gleichmässig sein mussten.
(echte Alpine wachsen oberhalb der Baumgrenze und brauchen deshalb viel
Licht und eine gute Drainage. Ihre Schönheit erhalten sie oft über ihre großen
Blüten, die sie an ihren Naturstandorten benötigen, um damit Insekten anlocken
zu können).
Lebensbereich "Beet"
In diesem Bereich stehen hauptsächlich gezüchtete, reichblühende und
farbenprächtige Rabattenstauden (= Beetstauden). Der Bodenbewuchs soll hier
nicht geschlossen sein (z.B. durch Bodendecker).
"Zur Steigerung ihres Schmuckwertes kann es sinnvoll sein, in
Form und Farbe eigens auf sie abgestimmte einjährige Sommer-
blumen zu ihnen zu setzen" (Hansen, 1987).
Sie lieben in der Regel einen tiefgründigen, nährstoffreichen und lockeren
Boden und viele auch Sonne (In diesem Lebensbereich können bei Bedarf
allerdings auch manche schattenliebenden Gehölzrandstauden stehen).
Diese Stauden können zusammengestellt werden in
- klaren Farbgruppen,
- langen, schmalen Streifen ("Drifts"),
- bunter Mischung.
Bei einem optimalen Standort erreichen sie ihre volle Pracht erst nach 2 - 3
Jahren. Auch sollten sie nicht zu dicht gepflanzt werden. Eine dichte Pflanzung
fördert zwar das Schließen der Pflanzendecke, erhöht aber auch den Konkur-
renzdruck. Eine weite Pflanzung lässt eine Beetfläche lange offen bleiben,
erleichtert aber deren Verunkrautung (Evtl. im Frühjahr mit Blumenzwiebelgewächsen und im Anschluß daran mit Sommerblumen bepflanzen). Faustzahlen für eine solche Bepflanzung:
- 5 - 7 Planzen je qm (bei Großblattstauden mur 1 - 2 Pfl. / qm,
z.B. bei Großblattfunkien),
- 30 - 40 cm Pflanzenabstand.
Zunächst werden die Leitstauden einzeln oder in kleinen Gruppen rhythmisch
über das Beet verteilt. Als dominierende Pflanzen (durch ihre
- Größe,
- üppige Blüte,
- ausdrucksvolle Blütenstände,
- Blattformen)
halten sie die Pflanzung optisch zusammen.
Anschließend werden die Füllstauden gepflanzt (= niedrigere Begleiter):
- einzeln: Pflanzen, die nach der Blüte unansehnlich werden
(z.B. Türkischer Mohn, Tränendes Herz),
- in Kleingruppen (mindestens 3 - 5, z.B. Geranium),
- als niedrige Bodendecker 5 - 11 Pflanzen je Art und Sorte).
Große Pflanzengruppen bringen Ruhe in ein Beet. Durch eine gezielte
Sortenauswahl lassen sich manche Blühphasen auf 4 - 6 Wochen verlängern.
Über den Jahresverlauf kann man verschiedene Aspekte betonen, z.B. durch
- Wuchsformen und Texturen,
- bestimmte Blütenhöhepunkte,
- das Herbst- und Winterbild.
Daneben sind auch die Dauerhaftigkeit und die Pflegeansprüche zu beachten.
Manche Stauden sind nur kurzlebig, verbreiten sich aber stark durch
Selbstaussaat (wenn man dies nicht will, sollten sie gleich nach der Blüte
zurückgeschnitten werden), andere wuchern und verdrängen dadurch ihre
Nachbarn (sie müssen deshalb in ihrem Ausbreitungsdrang jährlich
zurückgenommen werden). Viele Beetstauden sind aber auch relativ
unkompliziert, z.B. Achillea filipendula "Coronation Gold" oder Rudbeckia
fulgida "Goldsturm".
Ästhetisch unverträglich ist in der Regel das Zusammenbringen von
Beetstauden mit ausgeprägten Wildstauden.
Zu diesem Lenensbereich gehören u.a.:
- Beetstauden, die dem Lebensbereich Gehölz nahe stehen: z.B.
japanische Anemonen i.S., Astilben i.A.u.S.,
- Beetstauden, die dem Lebensbereich Gehölzrand nahe stehen
(zu unterscheiden nach deren Bodenansprüchen):
- kühle, frische Böden an sonnigen Plätzen: z.B.
Aconitum, Delphinium, Dicentra, Hemerocallis,
- warme, trockene Böden an sonnigen Plätzen: z.B.
Paeonia, Chrysanthemum, Fritillaria imperialis,
- Beetstauden, die dem Lebensbereich Freiflächen nahe stehen:
- warme, sommertrockene Böden an sonnigen Plätzen:
z.B. Iris, Papaver,
- warme, mäßig trockene Böden an sonnigen Plätzen:
z.B. Aster amellus, Scabiosa caucasica.
- frische Böden an sonnigen Plätzen: z.B.
Aster, Helenium, Helianthus, Heliopsis,
Rudbeckia, Solidago, Erigeron, Lupinus, Phlox
(stehen den amerikanischen Präriestauden mit
Wildstaudencharakter nahe),
- feuchte Böden an sonnigen Plätzen: z.B.
Iris sibirica, Polemonium (Jakobsleiter), Trollius,
Eupatorium, Monarda, Tradescantia.
Lebensbereich "Wasserrand"
Hierher gehören Stauden, die am Rand eines Gewässers oder im Sumpf
stehen (Naßbodenvegetation). Beliebt in diesem Bereich sind besonders
breitblättrige Pflanzen. Es gibt hier relativ viele heimische Arten. Da sie
sich oft stark ausbreiten können, müssen sie bei Bedarf reduziert werden,
um gewünschte, schwächerwüchsige Arten nicht zu verdrängen.
Durch ihre großen Blätter, ihre Üppigkeit sind diese Pflanzen oft sehr
attraktiv und sollten deshalb immer nur in wenigen Arten verwendet
werden. Oft lieben sie flaches Wasser und vertragen einen sauerstoffarmen Boden. In einem Bachgarten sieht man jeweils von einer gegenüberliegenden Seite am besten. Dies sollte man bei einer Bepflanzung
beachten.
"Ich würde vorsichtig sein und nicht zu viele verschiedene
Pflanzen in mein Bachbild drängen. Wo die Vergissmeinnicht wachsen, genügt es vollkommen, gefülltes Mädesüß
und einige gute, kräftige, wasserliebende Farne, Königsfarn
oder weiblichen Streifenfarn dazuzusetzen. ---- Nahe am
Bach und von anderen blühenden Pflanzen optisch gut
getrennt sollte man eine kräftige Gruppe von Iris laevigata,
die schöne japanische Art, die besser vielleicht unter dem
Namen Iris kaempferi bekannt ist, anpflanzen. ----- Die
gelbe Gauklerblume (Mumulus luteus) ist besonders
wichtig für den Bachrand; einmal gepflanzt, bedarf sie
keiner Pflege mehr. ----". ((Jekyll, 1901).
Hierher gehören u.a.:
- Pflanzen für den nassen Uferbereich und flaches Wasser:
- stark wachsende Arten: z.B.
Rumex hydrolapathum - Teichampfer,
- diesen Bereich vertragende Arten: z.B.
Iris pseudacorus - Sumpfschwertlilie,
- Pflanzen für nasse, sumpfige und sonnig Plätze: z.B.
Caltha palustris - Sumpfdotterblume,
- wintertrockene Plätze: z.B.
Iris kaempferi (gut kalkarme Böden),
- wechselnasse Plätze: z.B.
Trollius europaeus, Molinia caerulea,
- nasse Plätze: z.B.
Eriophorum vaginatum - Wollgras,
- flaches Wasser: z.B.
Calla palustris - Sumpf-Kalla (nicht im
kalkhaltigen Wasser).
Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Moorgärten
sehr beliebt (ausgehend von Anlagen in England und dort von einer
Anlage im Botanischen Garten von Edinburg). Wie Steingärten, sind sie
besonders als Gärten für Pflanzensammler geeignet (nur leichter anzulegen). Eine Voraussetzung für sie sind ein nicht kalkhaltiger Boden, kein
basisches Wasser und dass sie nicht austrocknen dürfen. Ideale Pflanzen
für sie sind z.B. Erica, Zwergrhododendron, Gaultheria, Enzian und
blauer Mohn (Meconopsis).
Lebensbereich "Wasser"
In diesen Lebensbereich gehören besonders die Schwimmblatt- und die
Unterwasserpflanzen (Hydrophyten). Die horizontale Wasserlinie wird
noch einmal durch die großen Schwimmblätter betont, denen andererseits
der vertikale Wuchs des Schilfs und der Binsen gegenübersteht. (Um
eine Algenbildung zu vermeiden, sollte man versuchen, eine Nährstoffanreicherung des Wassers zu verhindern und den ph-Wert zwischen 5,3 -
5,8 zu halten). Zu unterscheiden ist eine
- Flachwasser- (20 - 40 cm Tiefe; die Triebe der Pflanzen
stehen über dem Wasser) und eine
- Tiefwasserzone (ab 70 cm Tiefe; Seerosenzone).
Hierher gehören u.a.:
- Schwimmblattpflanzen für sonnige Stillwasser: z.B.
- Polygonum amphibium - Schwimmknöterich,
- Seerosen (bevorzugen ruhiges, klares Wasser in der Sonne.
Ideal Wassertiefe 1 - 1,5 m. Falls zu flach, hebt sich
das Laub über das Wasser.
Hybriden: Wassertiefe 0,4 - 0,8 m. Seerosenwurzeln
verlangen Sauerstoff. Deshalb durchlöcherte Körbe
oder direkt in den Boden pflanzen.
- Sorten für 10 - 30 cm Wassertiefe (Zwergsorten),
- 40 - 80 cm " .
(Manche auch für tieferes Wasser).
- Unterwasserpflanzen: z.B. Laichkräuter.
Solitärpflanzen
Hierbei handelt es sich um dominante Strukturpflanzen, die den Charakter
einer Pflanzung und die Atmosphäre des umliegenden Raumes entscheidend bestimmen. Sie sollten auf die jeweilige Gartensituation bezogen
sein. Oft haben sie einen ausgeprägten architektonischen Aufbau (z.B.
Rheum, Yucca, Eremurus oder Gunnera) und stehen schön in Verbindung
zu Gräsern. Je ausgeprägter ihr Wuchs- oder Blütenbild ist, um so besser
sind die Pflanzen für diese Funktion geeignet.
Es gibt Solitärstauden in jedem Lebensbereich (in Staudenpflanzungen
werden sie allerdings oft besser durch raumbildende Gehölze ersetzt). In
einem Garten stehen sie am besten allein oder in kleinen Gruppen, wo ihr
Charakter voll zum Tragen kommt (evtl. in Anlehnung an ein betimmtes
Gartendetail).
Zum Gunnera: Vielleicht die imposanteste Großstaude in unseren
Gärten. Einzelne Blätter bis zu 2 m Durchmesser.
Aber: Sehr pflegeintensiv. Sehr frostempfindlich.
Im Sommer gut durchfeuchteter Boden und reichliche
Düngergaben.
Im Frühling Dungpackungen über den Wurzeln.
Zum Winter reichlich mit Laub abdecken und möglichst
trocken halten (evtl. mit einem Holzkasten
überdecken).
Zum Frühling: Jungtriebe vor Maifrösten schützen.
(eine Pflanzung nach Lebensbereichen mag heute vielleicht als überholt gelten, doch ist eine Pflanzung ohne deren Beachtung nur selten erfolgreich. Misserfolge in der Gartengestaltung gehen weitgehend auf deren Nichtberücksichtigung zurück).
Sondergärten
In der Regel handelt es sich dabei um Sammlergärten. Als eigener
Typ entwickelten sie sich ab (Mitte) Ende des 18. Jhs. (z.B. Rheinsberg)
und wurden dann für das nächste Jahrhundert zum bestimmenden
Gartentyp. Sie können orientiert sein an
- einem Standort: z.B. Steingarten,
- einem geographischen Bezug: z.B. Amerikanischer Garten,
- einem ästhetischem Kriterium: z.B. japanischer Garten,
- pflanzensystematischen Überlegungen: z.B. Rosengarten.
Während der Zeit des Landschaftsgartens handelte es sich weitgehend
nur um Gehölzsammlungen, z.B. um:
- Arboreten (Gehölzsammlungen):
Die ersten in Deutschland waren u.a. Schwöbber, Harbke und Kassel.
Berühmt das "Arborium Theodoricum" in Schwetzingen (1776,
Sckell hatte dafür in England die Gehölze eingekauft). In der 2. Hälfte
des 19. Jhs. wurden sie dann zum Hauptbestandteil des
Landschaftsgartens. Diese Gärten konnten vorherrschend "gardenesk"
(reine Sammlergärten) oder "pittoresk" (orientiert an ästhetischen
Kriterien) bestimmt sein.
Sonderformen dieser Gärten waren dann
- Pineten:
Sammlungen von Koniferen; später aller Immergrünen.
- Amerikanische Gärten:
Zunächst nur Gärten mit Moorbeetpflanzen;
später "Rhododendrongärten". Von Seidel stammt die
Empfehlung, keine immergrünen Rhododendren mit
sommergrünen Azaleen zusammen zu pflanzen.
- Ericeten:
Sie waren ein Teil der Pleasure-grounds und aufgebaut wie
ein Rosengarten. Sie hatten nichts gemein mit den
impressionistischen Heidegärten der Jahrhundertwende (Lichtwark).
- Heidegärten:
Heide = Bodendecker regenreicher, sumpfiger Flächen
(Berge). Hauptgattungen: Calluna, Erica, Draboecia
(Irische Glockenheide; alle mit Hunderten von Zuchtformen und Blattfarben). Viele Heidekrautgewächse
sind bei uns nicht frosthart, da die meisten aus
Südafrika kommen. Ein regelmässiger Wuchs
erfordert Rückschnitte (Frühlingsblüher nach dem
Flor, Herbstblüher im Frühjahr).
- Rosengärten:
z.B. Sangerhausen.
Staudengruppen
Einige interessante Staudengruppen, nach denen gelegentlich gefragt wird, sind:
Stauden, die nach einem Remontierschnitt (vollständiger Rückschnitt nach der 1. Blüte) ein 2.
Mal blühen:
- Achillea-Arten (Schafgarbe),
- Alchemilla (Frauenmantel),
- Astrantia (Sterndolde),
- Campanula lactiflora (Glockenbl.
- Centranthus ruber (Spornblume),
- Delphinium-Hybr. (Rittersporn),
- Echinops ritro (Kugeldistel),
- Erigeron speciosus-Hybr. (Feinstrahlaster).
- Geranium endressi (Rosa Storchschnab.),
- " pratense (Wiesenstorchschnabel),
- " sanguineum (Blutstorchschnabel),
- Lychnis chalcedonica (Lichtnelke),
- Nepeta x faassenii (Katzenminze),
- Polemonium (Jakobsleiter),
- Salvia nemorosa (Steppensalbei),
Stauden, deren Blütezeit man durch das Ausschneiden der verblühten Blüten verlängern kann
(nach Christine Breier):
- Achillea-Arten (Schafgarbe),
- Aster frikartii (Sommeraster),
- Coreopsis grandiflora,
- Echinacea purpurea,
- Helenium-Hybr. (Sonnenbraut),
- Helianthus microcephalus (Stauden-Sonnenblume),
- Heliopsis (Sonnenauge).
- Lupinus polyphyllus-Hybr. (Lupine),
- Phlox paniculata (Phlox, Flammenbl.),
- Rudbeckia (Rudbeckie, Sonnenhut),
- Scabiosa caucasica (Skabiose),
Dauerblüher sind u.a.:
- Artemisia
- Edelraute,
- Geranium i.A.u.S.
- Storchschnabel,
- Nepeta
- Katzenminze,
- Persicaria
- Staudenknöterich,
- Rudbeckia i.A.u.S.
- Sonnenhut.
Stauden, die einen trockenen Schatten vertragen:
- Anemone japonica
- Herbstanemone,
- Bergenia-Hybr. (begrenzt),
- Buglossoides purpurocaeruleum
- Steinsame,
- Cyclamen hederifolium
- Alpenveilchen,
- Epimedium-Arten
- Elfenblume,
- Euphorbia-Arten
- Wolfsmilch, (z.B.
E. amygdaloides, E. griffithii),
- Helleborus argutifolius
- Korsischer Nieswurz, (bei
etwas Licht),
- Polygonatum odoratum
- Duftsalomonssiegel,
- Waldsteinisa ternata
- Waldsteinie, Golderdbeere,
- Carex caryophyllea
- Frühlingssegge,
- Sesleria autumnalis
- Herbst-Blaugras,
- Dryopteris filix-mas
- Wurmfarn,
- Polypodium vulgare
- Tüpfelfarn.
(immergrüne sind im Herbst vom Falllaub zu befreien).
Gräser für trockene und schattige Standorte (nach Friedolin Wagner):
Pflanzen mit attraktivem Blattwerk, die auch nach der Blüte noch gut aussehen (nach Oudolf / Kingsbury):
- Achillea pendula (Schafgarbe),
- Astilbe chinensis (Prachtspiere),
- Cimicifuga-Arten (Silberkerze)
- Eupatorium-Arten (Wasserdost)
- Ligularia (Greiskraut),
- Lythrum (Weiderich),
- Phlomis (Brandkraut),
- Rodgersia (Schaublatt),
- Rudbeckia (Sonnenhut),
- Sedum (Fetthenne),
- Veronica (Ehrenpreis),
- die meisten Gräser.
Ein mögliches Präriestaudenbeet (in leuchtenden Farben):
Frühling: Zwiebelpflanzen, besonders Tulpen.
Hochsommer: Stauden:
- Agastache
- Blaunessel,
- Coreopsis
- Mädchenauge,
- Echinacea pallida
- Sonnenhut,
- " purpurea
- Purpursonnenhut,
- Helenium i.S.
- Sonnenbraut,
- Helianthus microcephalus
- Stauden-Sonnenblume,
- Heliopsis helianthoides
- Sonnenauge,
- Liatris spicata
- Prachtscharte,
- Monarda i.S.
- Indianernessel,
- Polygonum amplexicaule
- Kerzenknöterich,
- Rudbeckia "Sonnensturm"
- Sonnenbraut.
Gräser:
- Andropogon
- Bartgras,
- Panicum virgatum
- Hirse,
- Pennisetum alopecuroides
- Lampenputzergras,
- Sporobolus heterolepis
- Tautropfengras.
Immergrüne Stauden und Gräser:
Stauden:
- Ajuga reptans
- Günsel ,
- Asarum europaeum
- Haselwurz,
- Bergenia-Hybriden
- Bergenie,
- Epimedium i.A.u.S.
- Elfenblume,
- Helleborus foetidus
- Nieswurz,
- Heuchera-Hybriden
- Purpurglöckchen.
Gräser:
- Carex morrowii "Aureovariegata"
- Japansegge,
- " plantaginea
- Breigblattsegge.
Essbare Gartenpflanzen, u.a.:
- Anchusa (Ochsenauge),
- Bellis (Gänseblümchen)
- Borago (Borretsch),
- Dahlia (Dahlien),
- Foeniculum (Fenchel),
- Helianthus (Sonnenblume),
- Hemerocallis (Taglilien),
- Hosta (Funkien),
- Lavandula (Lavendel),
- Magnolia (Magnolie),
- Malus (Apfel),
- Blüten der Küchenkräuter.
- Monarda (Indianernessel),
- Paeonia (Pfingstrose),
- Pelargonium (Pelargonien),
- Rosa (Rosen),
- Syringa (Flieder),
- Taraxacum (Löwenzahn),
- Tropaeolum (Kapuzinerkresse),
- Tulipa (Tulpen),
- Viola (Stiefmütterchen),
- " (Veilchen),
- Zucchiniblüten,
Giftige Gartenpflanzen, u.a.:
- Actea
- Christophskraut,
- Aconitum
- Eisenhut,
- Aquilegia
- Akelei,
- Brugmansia
- Engelstrompete,
- Colchicum
- Herbstzeitlose,
- Convallaria
- Maiglöckchen,
- Daphne-Arten
- Seidelbat,
- Digitalis
- Fingerhut,
- Euonymus
- Pfaffenhütchen,
- Fritilaria
- Schachbrettblume,
- Helleborus
- Christrosen,
- Ilex-Arten
- Stechpalme,
- Kalmia-Arten
- Kalmie, Lorbeerrose,
- Laburnum-Arten
- Goldregen,
- Ligustrum-Arten
- Liguster,
- Nerium
- Oleander,
- Prunus laurocerasus
- Lorbeerkirsche,
- Sambucus racemosa
- Traubenholunder,
- Tanacetum
- Rainfarn,
- Viburnum
- Schneeball,
- Wisteria
- Glyzinie.
(Siehe auch Seite ---).
Mit dem Reformgarten begann die Geschichte des Staudengartens, der Staudenrabatte. Zwar hatte es schon immer Sammlungen bestimmter krautiger Pflanzen gegeben, doch jetzt begannen sie inhaltlich die Gärten zu beherrschen - und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Hauptursache dafür dürfte die geringe Bodenfläche unserer heutigen Grünflächen sein.
Auch die Stauden waren in der Geschichte immer wieder Modepflanzen gewesen. So hat es, ähnlich wie bei den Tulpen, auch eine Aurikel-Manie gegeben (Ende 18. / beginnendes 19. Jh.). Zeitweise unterschieden Sammler bei ihnen über 1000 Typen. Besonders die gefüllten waren sehr beliebt gewesen. Über 100 Aurikel-Gesellschaften hatte es damals gegeben.
Von den Medici wissen wir, dass sie in ihren Gärten in Florenz bereits viele Nelken besaßen. Besonders ihr Duft hatte es bereits dem mittelalterlichen Menschen angetan (so schrieb bereits Hildegard von Bingen 1160 eine Abhandlung über sie). 1552 wurden die ersten Bartnelken von Deutschland nach England eingeführt, wo sie sich bald großer Beliebtheit erfreuten. Im "Hortus Eystettensis" sind bereits 23 verschiedene Nelken abgebildet. Ein großer Aufschwung in dem Interesse an Nelken (ihren Wildformen) war mit der Mode der Steingärten entstanden.
Während der Regierungszeit der Königin Viktoria brach in England ein Farnrausch aus. Unzählige Farngärten entstanden. Wichtig in diesem Zusammenhang war der Umstand, dass man sich in England besonders für die vielen heimischen Mutanten zu interessieren begann. Über 1000 Varianten wurden aus Wales, Schottland und Irland zusammengetragen. Allein vom Frauenfarn zählte man zeitweise 239 Sorten, vom Schildfarn 162, Wurmfarn 69 und vom Engelsüß (Polypodium vulgare) 37. Diese Mode endete in England mit dem Beginn des 1. Weltkriegs. In Deutschland hat es eine solche Farnbegeisterung nicht gegeben und erst Foerster (1957) und danach Richard Maatsch haben hier in der zweiten Hälfte des vergangegen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit auf die Farne gelenkt. Seitdem werden sie zunehmend in unseren Gärten als Bindeglieder oder Ruhepole eingesetzt.
Heute wird die Beschäftigung mit Stauden in Deutschland weitgehend von der "Gesellschaft der Staudenfreunde" (GdS) kanalisiert. Sammler bestimmter Pflanzengruppen finden sich in Fachgruppen zusammen und tauschen hier ihre Erfahrungen aus. 2010 gab es sie für
- Iris,
- Steingarten - und alpine Stauden,
- Hemerocallis,
- Sumpf- und Wasserstauden,
- Hosta,
- Wildstauden,
- Paeonien,
- Sempervivum / Jovibarba,
- Blumenzwiebeln und Rhizome,
- Farne.
- Lilien,
- Gräser.
In den letzten Jahren hat die Bedeutung der Wildstauden stark zugenommen. Ihre Verwendung entspringt dem Wunsch nach einer größeren Naturnähe. Je nach Landschaft und Standort gibt es unter ihnen viele heimische Arten. Ihr Einsatz ist dort am schönsten, wo sie nach ihren arteigenen Gesellschaften zusammengestellt werden. Je mehr ihr Standort ihren natürlichen Ansprüchen entspricht, umso geringer ist ihr Pflegebedarf. Ausgegangen wird in ihnen von einer sogenannten Initialpflanzung, die sich dann selbst überlassen wird. Sie setzt sich aus kurzlebigen und dauerhaften Arten zusammen und besteht in der Regel aus dauerhaften Arten, speziellen Dynamikern und Gräsern (evtl. auch Geophyten und Frühjahrsblühern). Durch die entstehende Dynamik in diesen Pflanzungen entsteht ein immer neues Bild (allerdings ist auch hier eine gewisse Pflanzenkenntnis erforderlich, um den Wuchs durch eine begrenzte Pflanzenselektion bei Bedarf steuern zu können).
Je nach der Zusammensetzung der verschiedenen Stauden können ganz unterschiedliche Gartenbilder entstehen. Ausgehend von einer Ausgangsidee, gibt es immer verschiedene Möglichkeiten, diese umzusetzen. Doch folgt jeder Realisierung dann der Zwang, das einmal Geschaffene, Dynamische, das lebende Bild festzuhalten, d.h. durch die Pflege es in einem gewünschten Zustand zu erhalten. Mit dieser Pflege entscheidet sich dann die Dauer der Existenz eines Gartens.
6. Die Zwiebel- und Knollengewächse
Jeder Gartenliebhaber kennt Zwiebel- und Knollengewächse, doch kaum jemand nutzt ihr unübertroffenes Potential, das sie in einen Garten einbringen könnten. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Für eine ästhetische Aussage müssen sie in der Regel in einer gewissen Masse
gepflanzt werden.
- Für ein Verwildern, bzw. ein gutes Gedeihen werden ihre spezifischen
Standortbedürfnisse gar nicht oder zu wenig berücksichtigt.
- Es gelingt nicht, ihr oft unbefriedigendes Aussehen nach dem Verblühen
auszugleichen:
- durch überdeckende Staudenpflanzungen,
- durch ihre Behandlung wie Sommerblumen (ein Herausnehmen
und eine überdeckende Neupflanzung),
- Ihre Pflegeansprüche (z.B. der Frostschutz bei Dahlien; oft fehlender
Überwinterungsplatz).
Zwiebel- und Knollengewächse gehören zu den Geophyten, d.h. zu den Pflanzen, die mit unterirdischen Speicherorganen überwintern. Sie blühen hauptsächlich im Frühling und müssen sich dann ausbreiten können (sie sind keine Beetpflanzen). Sind sie erst einmal eingewachsen, können sie Traumbilder liefern. Zu unterscheiden sind
- früh blühende:
Sie stammen aus dem Lebensbereich Wald, Waldrand, Wiese
(z.B. Schneeglöckchen, Crocus, Blausterne),
- spät blühende:
Sie stammen aus trockenen Lebensräumen mit wenig
Konkurrenz (sie blühen oft ungern ein 2. Mal. Hierher gehören
viele Tulpen und Lauche).
Die Frühlingsgeophyten ziehen bereits im Juni ein. Sie lieben einen nährstoffreichen Boden. Unter Bäumen brauchen sie während ihrer kurzen Vegetationszeit aber Licht (das Laub der Gehölze hat sich weitgehend noch nicht entwickelt) und ausreichend Feuchtigkeit. Schlecht ist eine dichte Laubdecke aus Eichen- und Buchenlaub. Zu unterscheiden sind auch bei ihnen zwei Gruppen:
- kühleliebende Geophyten:
Sie wachsen auch im dunklen Sommerschatten,
wenn sie während ihrer Wachstumszeit ausreichend Licht,
Nährstoffe und Feuchtigkeit gehabt haben. Sie benötigen
allerdings auch im Sommer eine gewisse Feuchtigkeit. Ihre
Vermehrung erfolgt durch eine Versamung. Hierher gehören
u.a. Schneeglöckchen, Winterlinge, Märzenbecher und
Blausterne (Scilla bifolia).
- wärmeliebende Geophyten:
Sie verlangen Sonne, evtl. einen leichten
Sommerschatten. Im Frühjahr benötigen sie Feuchtigkeit und
Wärme. Nach dem Einziehen darf ihr Boden trocken sein.
Hierher gehören u.a.: Krokus, Muscari (Perlhyazinthe),
Chionodoxa (Schneestolz-Arten), Cyclamen coum.
Alle Frühlingsgeophyten sollten im Herbst gepflanzt werden (Pflanztiefe: 2 - 3fache der Zwiebelgröße).
Vom Anbau von Zwiebelgewächsen durch den Menschen wissen wir aus seinen frühesten Schriftzeugnissen (Tontafeln der Sumerer). Wahrscheinlich dienten sie zunächst als Nahrungsmittel (u.a. auch Lilien) und dann als Heilpflanzen, als Zier- und Symbolpflanze zu Ehren der Götter und Herrscher. Zu den wichtigsten gehören zunächst die "großen Drei": Lilien, Tulpen, Narzissen:
Lilien: Lilium candidum (Madonnenlilie): Ihr Ursprungsland ist unbekannt (Vorderasien
oder Ägypten). Im 3. Jahrtausend v. Chr. von den Sumerern in großen Mengen als
Nahrungsmittel angebaut, in Ägypten zu gleicher Zeit Ornament an königlichen
Machtindizien. Die Phönizier verbreiteten sie im gesamten Mittelmeerraum. Im
kaiserlichen Rom besaß sie die gleiche Verehrung wie Rosen (als Zier- und als
Heilpflanze). Die Legionäre verbreiteten sie über das ganze römische Reich (als
Heilpflanze). In dieser Funktion wurde sie weiter in den Klostergärten des frühen
Mittelalters angebaut. Nach und nach wurde ihre (angebliche) Heilfunktion aber
von ihrer symbolischen Bedeutung verdrängt. Dem Mythos nach aus der
Muttermilch der Hera entstanden, wurde sie bei den Römern zum Symbol für eine
freudige Hoffnung (Schwangerschaft) und danach zum Zeichen für die Hoffnung,
Demut und Reinheit der Jungfrau Maria. In der Kunstgeschichte ist der Erzengel
Gabriel mit einem Lilienzweig in der Hand ein verbreitetes Motiv.
Die Türkenbundlilie hat dagegen seit der Antike immer nur als Heilpflanze
gedient. Durch Clusius (1526-1609) verbreitete sie sich über die Niederlande in
ganz Europa. Danach wurden in Amerika und in Asien immer neue Arten
entdeckt, u.a. in Westchina 1903 die Königslilie durch Ernest Henry Wilson.
Heute gibt es von den Lilien eine Vielzahl von Hybriden und Züchtungen.
Lilien haben Zwiebeln ohne eine Hülle. Empfohlen wird eine Herbstpflanzung
(zum Einordnen in die Staudenbeete während der Blütezeit oder kurz danach).
Wenn ihre Wuchskraft nachlässt, sollten sie geteilt und umgepflanzt werden.
Lilien variieren in Wuchshöhe, Blütenform und in ihren Farben (Hauptfarbe
Weiß; außerdem Pink, dunkles Rot und Orange). Pflanztiefe: doppelte
Zwiebelstärke als Abdeckung
(Madonnenlilien dagegen flach setzen). Sie brauchen viel Feuchtigkeit, vertragen
aber keine Staunässe (empfindlich gegen Austrocknung).
Heutige internationale Einteilung:
Gruppe I: Asiatische Hybriden
(mit allen Farben, ohne Blau),
Gruppe II: Martagon-Hybriden (die Blüten sind kleiner, deren Leuchtkraft geringer),
Gruppe III - V: Sind in unserem Klima schwierig zu ziehen,
Gruppe VI: Trompeten-Lilien und Aurelian-Hybriden,
Gruppe VII: Orient-Hybriden (haben die größten Blüten, sind
anfällig für Zwiebelbodenfäule).
- L. candidum (Madonnenlilie):
80 - 100 cm hoch; Blüte: Juni - Juli,
weiß, duftet stark; liebt bodenbeschattete, ansonsten
sonnige Standorte, humose Böden und eine hohe
Luftfeuchtigkeit.
- L. martagon (Türkenbund):
50 - 100 cm hoch; Blüte: Juni - Juli, weinrot,
braun gefleckt; liebt humose, kalkhaltige Waldböden,
verträgt schattige Standorte.
- L. regale (Königslilie):
120 - 160 cm hoch; Blüte: Juli - August, weiß,
außen rosa, starker Duft; keine besonderen Bodenansprüche.
- L-Hybriden:
60 - 150 cm hoch; Blüte: gelb, orange, rosa, Mischfarben;
verlangen Sonne (mindestens 3 Std. täglich) und einen gut
durchlüfteten Boden; unzählige Sorten.
Lilien stellen in Staudenrabatten ein auffallendes vertikales Element dar. Man
sollte sie dort möglichst einfarbig verwenden, da sie sonst schnell unruhig
wirken. Lilien bringen einen Hauch von Luxus in den Garten. Einst waren sie
die Lieblingsblumen Karl d. Gr..
(die französischen Wappenblumen werden fälschlicherweise als Lilien
bezeichnet. Sie stellen Iris dar).
Narzissen: Sie gehören zu den ältesten Gartenpflanzen. Bereits Homer besingt ihre
Schönheit und Vergil macht sie zur Frühlingsbotin. In der griechischen
Mythologie steht sie für einen schönen aber herzlosen Göttersohn, den eine
Göttin damit bestrafte, dass er sich bis zur Selbstzerstörung in sein eigenes
Spiegelbild verliebte. Aus Mitleid verwandelten ihn dann die Götter in eine
wunderschöne Blume, die sich auch heute noch über Wasserränder neigt, um
ihre eigene Schönheit sehnsuchtsvoll zu betrachten. Mit ihrer Hilfe raubte
Hades Persephone (Sie dient deshalb in manchen Gegenden auch heute noch
als Totenschmuck, und christlich vereinnahmt als Symbol der Auferstehung).
Ihr Bezug zum Tod scheint sehr alt zu sein. So weiß man, dass einst die Mumie
des Ramses II. mit Narzissen geschmückt worden war. Im Islam wurde sie in
vielen Gegenden zu einer Symbolblume des sinnlichen Begehrens (im Sinne
"Ich möchte Dich verführen", ---) , in der Türkei zu einem Zeichen der
Eifersucht. In Europa finden wir sie bereits seit dem Mittelalter (13. Jh.) in
unseren Gärten. Als erste Frühlingsbotin stand sie für die Auferstehung
(deshalb "Osterglocke"). Aus dem kultischen Bereich und ihrer Pflege in den
Klöstern wanderte sie in die Gärten der Vornehmen und dann in die Gärten der
Landbevölkerung, wo sie sich oft ungestört ausbreitete. Bereits seit dem 16. Jh.
wurden dann Narzissen mit Wildformen gekreuzt, und eine Vielzahl an Sorten
entstand. Als sie zwischen 1830 und 1850 in England zur Modeblume
geworden war, kannte man dort bereits tausende von Sorten.
Wir kennen ca. 40 Arten und unzählige Sorten, die heute in 11 Gruppen
eingeteilt werden:
- Osterglocken (Trompetennarzissen, Gartenhybriden):
Höhe 40 - 50 cm;
Blüte: März - April, gelb, weiß oder zweifarbig; Nebenkrone
(= Trompete) ebenso lang oder länger als die Blütenblätter
und am Rande gewellt).
- Großkronige Narzissen:
Höhe 40 - 50 cm; Blüte: April - Mai, 4
Farbgruppen; Nebenkrone ist kürzer als die Blütenblätter
(aber Länger als ein Drittel).
- Kleinkronige Narzissen:
Höhe 35 - 45 cm; Blüte April - Mai, 4 Farb-
gruppen. Die Nebenkrone ist kürzer als 1/3 der Blütenblätter.
- Gefüllt blühende Narzissen:
Höhe 30 - 40 cm; Blüten: gefüllt, knicken
leicht bei Regen.
- Engelstränen-Narzissen (Triandus-Gruppe):
Bei uns nicht winterhart.
(Ähneln Wildformen; mehrere Blüten je Stiel).
- Alpenveilchennarzissen (Cyclamineus-Gruppe):
Höhe 10 - 40 cm; Blüte:
März - April, lange, schlanke Nebenkrone und zurückgeschlagene Blütenblätter; lieben humosen, leicht sauren
Boden; brauchen im Frühjahr Feuchtigkeit, aber im Sommer
Trockenheit.
- Duftnarzissen (Jonquillen):
Höhe 20 - 50 cm; Blüte: Mai - Juni; 2 - 6
Blüten je Stiel; breite Blütenblätter, die sich kaum
überlappen; etwas frostempfindlich.
- Tazetten (Poetaz-Narzissen):
Höhe 30 - 45 cm; Blüte: April - Mai, 4 - 8
Blüten je Stiel, gelb oder weiß, oft andersfarbige Nebenkrone, duften; nur begrenzt winterhart (brauchen Frostschutz).
- Dichternarzissen (Poeticus-Gruppe):
Höhe 40 - 60 cm; Blüte: Mai, besitzen
eine "ideale" Form und duften leicht (deshalb ihr deutscher
Name), sternartige Blütenblätter und flache Krone in einer
kontrastierenden Farbe. In der Regel nur eine Blüte je Stiel.
- Wildnarzissen:
Höhe 8 - 50 cm; Blüte: Oktober - Mai. Sie gehören
teilweise zu den ersten Frühlingsboten und sind oft sehr
klein (und empfindlich). U.a.
- N. cyclamineus:
Alpenveilchenähliche Blüte; blüht 14
Tage vor N. jonquilla.
- N. jonquilla:
Besitzt den intensivsten Duft aller Narzissen;
bis zu 6 gelbe, kurzkronige Blüten je
Stiel; verlangen volle Sonne; brauchen
evtl. einen Winterschutz.
- Liebhabernarzissen (= verschiedene Narzissen):
Alle Narzissen, die nicht in
die vorhergehenden Gruppen eingliederbar sind (z.B.
Halskragennarzissen, orchideenblütige Narzissen). Sie
besitzen oft ein exotisches Aussehen und farblich intensive
Nebenkronen.
Narzissen sind die am leichtesten zu haltenden Zwiebelblumen (Ausnahmen
allerdings empfindlich und wärmebedürftig). Ideal im Steingarten, am
Teichrand oder in Blumenwiesen. Sie bevorzugen sonnige Standorte und einen
nährstoffreichen Boden, der im Frühjahr feucht ist. Pflanztiefe: 10 - 20 cm (je
nach Größe der Zwiebeln).
Tulpen: Neben Rosen und Orchideen sind sie die am intensivsten züchterisch
bearbeiteten Blumen. Ihre Vorfahren kamen aus Kleinasien und dann 1554 über
Konstantinopel nach Wien. 1559 standen sie bereits in den Gärten der Fugger
in Augsburg. Wenige Jahrzehnte später lösten sie in Holland den "Tulpenwahn" aus, in dem die Zwiebeln zum Inhalt heute unvorstellbarer Spekulationsgeschäfte geworden waren (u.a. 13.000 damalige Gulden für eine einzige
Zwiebel). Die Ursachen dafür waren:
- Carolus Clusius:
Er hatte sie zunächst als kaiserlicher
Hofgärtner in Wien gesammelt und 1593 nach Leiden, wo
er Professor für Botanik geworden war, mitgenommen. Das
Interesse für sie veranlasste ihn, für die Zwiebeln extrem
hohe Preise zu verlangen. Eine Folge davon war, dass sie
ihm in einer Nacht alle gestohlen wurden. (die Diebe
vermehrten sie dann durch Samen und schufen durch deren
Verbreitung die Grundlagen
für den heutigen Tulpenanbau in Holland).
- Der ästhetische Hintergrund für die Begisterung war der Umstand,
dass in der damaligen Gartenwelt leuchtene Farben noch
weitgehend fehlten.
- Der geistige Hintergrund war, dass man im calvinistischen Holland
hier einen Freiraum für Farben und Lebensfreude fand.
- Das Tulpensammeln wurde zu einem modischen Statussymbol, das
Spekulanten für sich zu nutzen versuchten.
1637 brach dann der Tulpenmarkt zusammen (der Tulpenrausch begann um
1620, Hauptzeit 1634 - 1637), nachdem die Regierung alle spekulativen
Vereinbarungen für ungültig erklärt hatte.
Die kultivierten Ursprungstulpen waren kleinblütig. Neue europäische
Züchtungen kamen in die Türkei zurück und lösten hier von 1718 -1930 eine
neue Tulpenbegeisterung aus (besonders für die geflammten Rembrandt-
Tulpen). Bald durften in keinem Garten der Oberschicht Tulpen fehlen. Von
hier gelangten sie in die Gärten der Landbevölkerung, und die nahm sie
wiederum nach ihrem Zuzug in die Städte mit. Heute sind Tulpen in keinem
türkischen Garten mehr fortzudenken.
Es gibt etwa 150 Arten und unzählige Sorten. Sie werden je nach ihrer
Abstammung, ihren Blüteneigenschaften und ihrer Blütezeit in 4 Gruppen
(mit insgesamt 15 Klassen) unterteilt:
- Frühe Tulpen:
Blütezeit: Mitte - Ende April; Sorten: einfach und
gefüllt blühend, 25 - 40 cm, viele duften.
- Mittelfrühe Tulpen:
Blütezeit: Ende April - Anfang Mai
(Übergangsklasse), 35 - 75 cm hoch, einfach-
blühend, oft mehrfarbig.
- Mendeltulpen:
kräftig, wetterfest, große Blüten;
niedrigste Klasse.
- Triumphtulpen:
kräftig, wetterfest, viele zweifarbig,
blühen 10 Tage vor den Darwintulpen.
- Darwin-Hybridtulpen:
bis 75 cm hoch, wetterfest, große
Blüten, leuchtende Farben.
- Späte Tulpen:
Blütezeit: Mai (oft bis in den Juni).
- Darwin-Tulpen:
bis 75 cm hoch, starke Stiele, kräftig
gefärbte Blüten.
- Lilienblütige Tulpen:
bis 65 cm hoch; nach außen
gebogene, zugespitzte Blütenform; eleganteste
Tulpe.
- Breeder-Tulpen:
eiförmige, große Blüten in vielen
Farben. Blühbeginn: Muttertag, oft die letzten
Tulpensorten im Garten. (einst aus englischen
Bauerngärten gesammelt).
- Rembrandt-Tulpen:
Wegen Virusbefall gestreift,
geflammt.
- Papageien-Tulpen:
gefranste Formen (Mutationen
anderer Sorten), oft geflammte Musterungen;
ältere Sorten haben oft schwache Stiele.
- Späte gefüllte Sorten:
Blüten ähneln Paeonien; oft zu
schwer für die Stiele.
- Wildformen und ihre Hybriden:
Für den modernen Garten die interessanteste Gruppe.
Ideal in naturnahen, sonnigen und gur drainierten
Gartenplätzen. Können oft lange an ihren Standorten
bleiben. Vier Klassen:
- Kaufmanniana-Tulpen:
15 - 25 cm hoch; Blüte: ab
März, schmal, 5 - 7 cm groß, oft zweifarbig
(innen weiß, außen rot getönt); blüht lange und
verwildert leicht.
- Forsteriana-Tulpen:
20 - 40 cm hoch; Blüte: rot mit
schwarzem Basalfleck; stark leuchtend und sehr
groß. Frostsicher (erst 1904 in den Bergen
Samarkands entdeckt).
- Greigii-Tulpen:
bis 30 cm hoch; Blüte: Ende April -
Mai, rot mit gelb gerandetem schwarzem
Basalfleck; graugrün gestreifte Blätter.
- Andere Wildtulpen (hier werden alle anderen
botanischen Tulpen aufgeführt): Es gibt hier sehr
frühe und sehr späte Arten (da sie aus den
unterschiedlichsten Gebieten stammen). Hier kann
man Arten für fast jeden Standort finden. U.a.:
- T. praestans:
ca. 30 cm hoch; Blüte: rot, 2 - 3
je Stiel; April; verlangt Sonne und
einen gut drainierten Boden.
- T. sylvestris:
Heimische Art in Südwest-
deutschland (Weinberge, Wälder); 25 -
40 cm hoch; Blüte: gelb (als Knospen
nach unten hängend), April; ideal zum
Verwildern; verlangt gut drainierten
Untergrund und Sommertrockenheit.
- T. tarda:
ca. 15 cm hoch; Blüte: April, stern-
förmig, mehrere je Stiel, creme- bis
gelbfarbig; gut zum Verwildern in
Steingärten.
Tulpen gibt es für die verschiedensten Gartenteile. Die meisten Arten
bevorzugen sonnige Standorte (besonders die Wildtulpen). Die einzelnen
Sorten haben unterschiedliche Anpassungsfähigkeiten an den Boden.
Pflanzung: September - November; ca 8 cm tief; immer in Gruppen.
Blüten sofort nach dem Verblühen köpfen.
Neben den genannten "großen Drei" gibt es noch eine Vielzahl anderer Zwiebel- und Knollengewäche für den Garten, - Gewächse für fast jeden Standort und fast jede Jahreszeit. Es können blühen (hier nur eine kleine Auswahl):
Cyclamen (Gartenalpenweilchen): ca. 30 Arten. Überwintern mit Knollen. Verlangen sandig-
lehmigen Boden und Halbschatten. Sie sind vor einem Überwachsen zu
schützen.
Säen sich selber aus (die Zimmer-Alpenveilchen sind nicht frosthart).
Für den Garten kommen vorrangig 3 Arten in Frage:
- C. coum:
Blüte: evtl. schon ab Januar - März; der vielleicht zarteste
Frühlingsblüher (bis 1,5 cm groß); wollen einen kalkhaltigen
Boden im Halbschatten. Rosa, rot oder weiß; schönes,
nierenförmiges Blatt, Herbstaustrieb (wintergrün); verwildert
durch Selbstaussaat (Verbreitung durch Ameisen); schön in
größeren Gruppen. Pflanztiefe: doppelte Knollenstärke.
- C. purpurascens (früher C. europaeum):
Heimisch, als Gartenpflanze
selten geworden; 10 - 15 cm hoch; Blüte: Juli - August, 2,5
cm groß, rot, duftet! Schön zum Verwildern in Waldgärten.
Wächst in alkalischen, lehmigen, humosen Böden. Verlangt
Halbschatten.
- C. hederifolium (früher C. neapolitanum, Herbstalpenveilchen):
Blüte:
August - Oktober (zunächst erscheinen die Blüten, danach
das schön gezeichnete wintergrüne Laub) Höhe bis 10 cm;
Farbe: rosa (gelegentlich weiß). Verwildern gut. (Besonderheit: Bei der Pflanzung der Knollen kommen die Wurzeln
nach oben (= die leicht eingesenkte Mitte). Schön mit
Herbstkrokussen und Leberblümchen.
1. Vorfrühling (Ende Februar):
- botanische Krokusse:
- Alpenveilchen:
- Winterling
- Schneeglöckchen:
- Galanthus elwesii
(blüht 8 - 14 Tage vor G.nivalis, hat
größere Blüten, sollte in voller Sonne stehen),
- Galanthus nivalis
(heimische Waldpflanze, verwildert gut),
- Narzissen
- Blaustern
2. Erste Märzhälfte:
- Schneeglanz:
- Chionodoxa i.A.u.S.
(10 - 25 cm hoch; Blüte: blau, violett und Sorten: rosa, weiß; wünschen warme
Standorte in leichtem Halbschatten und frische
Böden, die etwas abtrocknen. Verwildern gut.
Beste Arten: Ch. gigantea u. Ch. lucilae),
- botanische Krokusse:
- Alpenveilchen:
- Winterling:
- Schneeglöckchen:
- Vorfrühlingsiris:
- Iris danfordiae
(10 - 15 cm hoch; Blüte: gelb; Blühwilligkeit
nimmt zunehmend ab),
- Iris reticulata i.S.
(10 - 15 cm hoch; Blüte: purpurviolett mit
gelbem Lippenfleck, duftet; Kultursorten können
schon im Februar blühen),
- Traubenhyazinthen:
- Blaustern:
3. Zweite Märzhälfte:
- Strahlenanemone
- Anemone blanda i.S.
(Schönste Anemone; Blüte größer als
bei A. apennina; violett, rosa, weiß in dunklen
und hellen Tönen; liebt warme Kalkböden und
volle Sonne; gedeiht noch im lichten Schatten;
Blühdauer bis zu 4 Wochen),
- Buschwindröschen
- Anemone nemorosa
(Heimische Waldpflanze; Blüte: weiß
(Sorten: blaß rosa, hellblau); bevorzugt frische,
nährstoffreiche Mullböden; verlangt Licht im
Frühjahr),
- Schneeglanz:
- Gartenkrokusse:
- Geweih-Iris:
- Märzbecher:
- Traubenhyazinthen:
- Muscari i.A.u.S.
(5 - 15 cm hoch; Blüte: Blautöne, aber
auch weiß und gelb; pflegearm; im Steingarten
schwachwüchsige, unter Gehölzen starkwüchsige Arten),
- Narzissen:
- Blaustern:
- Scilla siberica
(je Stiel 2 - 4 blaue Sternblüten; auch weiße
Formen; verwildern gut),
- Scilla bifolia
(10 - 20 cm hoch; Blüte: Je Stiel 5 - 12 blaue
Sternblüten; evtl bereits Anfang März;
zweiblättrig; verwildern gut, wenn sie nicht
gestört werden),
- Tulpen:
4. Erste Aprilhälfte:
- Anemone
- Anemone apennina
(bis 15 cm hoch; Blüte: 3 cm breit, blau
(auch weiße, violette und gefüllte Formen); für
sonnige und halbschattige Standorte),
- Hyazinthe:
- Hyacinthus orientalis i.S.
(Blattrosette bis 30 cm hoch,
Blütenschaft bis 35 cm; Vielzahl an Sorten:
weiß, gelb, rosa, rot, orange, blau, violett;
starker angenehmer Duft; verlangen einen
sonnigen Standort mit einem leichten,
humosen, gut drainiertem Boden; für die
Freilandpflanzung keine großen Zwiebeln
wählen, damit die Blütenstände nicht zu
schwer werden (gut: ca. 5 cm Durchmesser)),
- Traubenhyazinthen:
- Narzissen:
- Tulpen:
5. Zweite Aprilhälfte:
- Aronstab:
- Arum maculatum
(heimische Waldpflanze; weniger
empfindlich als A. italicum; dreifacher
Schmuckwert: Austrieb, Blüte, Fruchtstand;
bevorzugt feuchte, halbschattige Lagen; kann
wuchern; Italicum ist schöner, benötigt aber
evtl. Winterschutz),
- Frittilarie:
- Kaiserkrone:
- Fritillaria imperialis
(alte Gartenpflanze; bis 100 cm hoch;
Blüte: roter, oranger oder gelber Blütenkranz
mit 5 - 10 Glocken; Boden soll tiefgründig,
wasserdurchlässig und nährstoffreich sein.
Standort sonnig (evtl. mittags leichter
Schatten). Ziehen bereits um Pfingsten ein. Der
Zwiebelgeruch soll Wühlmäuse vertreiben).
- Hyazinthen:
- Hyacnthus orientalis i.S.,
- Traubenhyazinthen:
- Narzissen:
- Puschkinie:
- Waldlilie:
- Gartentulpen:
- Tulipa i.S.
(Gartentulpen eignen sich nicht zum
verwildern. Sie sind reine Beetpflanzen und
müssen jährlich neu gelegt werden. Sie werden
gewöhnlich wie Einjährige behandelt.(In
Beeten lässt der Flor nach wenigen Jahren
nach). Sie wirken nur in sortenreinen Massen,
die farblich aufeinander abgestimmt werden
müssen. Weiß allein wirkt farblos, sollte durch
Rosa oder Rot ergänzt werden).
6. Frühling (Mai):
- Blauzungenlauch:
- Aronstab:
- Schachbrettblume:
- Glockenscilla:
- Hasenglöckchen:
- Narzissen:
- Narcissus
(späte Sorten),
- Milchstern:
- Ornithogalum nutans
(6 - 10 sternförmige Blüten an einem
25 - 40 cm hohen Stiel, weiß mit grünem
Mittelstreifen; bevorzugt humosen, gut
drainierten Boden und einen leichten Schatten),
- Ornithogalum umbellatum
(heimisch; im trockenen
Gelände vermehrungsstark wie ein Unkraut;
Blüte: weiß mit grünem Mittelstriefen, 10 - 15
sternförmige Blüten an 15 - 25 cm hohen
Stielen; öffnen sich nur ab 15° Cel. (ca. 11°° -
15°° Uhr), verwildern leicht),
- Tulpen:
7. Frühsommer (Juni - Anfang Juli):
- Sternkugellauch:
- Riesenlauch:
- Kronenanemone:
- Anemone coronaria
(schon in der Antike bei den
Griechen beliebt. 20 - 30 cm hoch; Blüte: blau,
violett, rot, karmesin, rosa, weiß; einfach oder
gefüllt. Heute viele farbenprächtige Hybriden.
Werden in der Regel als Mischung gepflanzt.
Nicht langlebig; begrenzt frosthart),
- Steppenkerzen:
- Eremurus i.A.u.S.
(ca. 30 Arten; nur wenige davon
gartengeeignet; ca. 80 - 300 cm hoch; Blüte:
wunderschöne Farbkerzen auf hohen Stielen,
Lachsfarben, gelb oder weiß; verlangen einen
vollsonnigen Standort und einen guten
Wasserabzug unter den Wurzeln; im Frühjahr
kräftig wässern, im Sommer trocken halten.
Leichter Frostschutz sinnvoll),
- Gladiolen:
- Gladiolus communis
(heimische Wildform; 30 - 80 cm
hoch; Blüte: rosa, violett, purpur; einseitige
Blütenähren, zart und elegant; zum
Verwildern geeignet),
- Lilien:
- Ranunkeln:
- Ranunculus asiaticus
(alte Gartenpflanze; 15 - 35 cm
hoch; Blüten: weiß, gelb, orange, rosa, rot; in
der Regel nur halbgefüllt und gefüllt;
verschiedene Sortengruppen; verlangen volle
Sonne und einen gut durchlässigen Boden;
nur frostfrei winterhart, deshalb Knollen nach
der Laubwelke aus dem Boden nehmen und
bei 10 - 13° in trockenem Torf lagern).
8. Hochsommer (Juli - August):
- Sterngladiolen
- Gladiolus murielae
(syn. Gladiolus callianthus, syn.
Acidanthera bicolor, ca. 50 cm hoch; Blüte:
cremeweiß mit rotbraunem Schlund; starker
Duft; verlangen einen sonnigen Standort,
lockeren Boden und in der Wachstumsperiode viel Wasser; kaum frosthart; Knollen
werden in der Regel nach dem Absterben des
Laubes aus dem Boden genommen, im
Frühjahr getopft und ab 10° C. Nachttemperatur in Gruppen ins Freie gepflanzt),
- Kugellauch:
- Knollenbegonie (Schiefblatt):
- Begonia-Hybriden
(15 - 40 cm hoch; Blüte: in vielen
Farben und Größen; Pflanzen bevorzugen
Halbschatten; nicht frosthart; werden in
Töpfen vorgezogen, und wenn keine
Nachtfrostgefahr mehr besteht, ausgepflanzt),
- Blumenrohr:
- Canna-Hybriden
(40 - 120 cm hoch; Blüte: zinnober,
karmin, gelb, rosa und zweifarbig; von Juli
bis zum Frost; schönes Laub; imposante
Erscheinungen; nicht frosthart; Knollen
müssen über Winter trocken gelagert
werden; lieben einen sonnigen, windgeschützten Standort und einen feuchten,
nährstoffreichen Boden),
- Montbretien:
- Crocosmia x crocosmiiflora
(60 - 80 cm hoch; Blüte:
August - Oktober, orange, rot, gelb;
verlangen einen nährstoffreichen,
wasserdurchlässigen Boden in einer
sonnigen Lage; gelten allgemein als nicht
frosthart. Im Herforder Bereich überstanden
sie alle Winter ohne Abdeckung und
entwickelten eine starke Wuchskraft. In
englischen Staudenbeeten häufig die Sorte
"Lucifer" (rot)),
- Dahlien:
- Dahlia-Hybriden
(C. 18 Arten; viele aus Mexiko
kommend; Kaiserin Josephine machte sie
populär; 30 - 180 cm hoch; extrem reich an
Farben und Formen. Die Vielzahl der Sorten
wird nach ihrer Blütenform in Gruppen
unterteilt:
- einfachblühende Dahlien:
u.a. Zwerg-,
Mignondahlien;
- halbgefüllte Dahlien:
Paeonienblütige -,
Halskrausen-, Anemonenblütige
Dahlien,
- gefüllte Dahlien:
u.a. Schmuck-,
Orchideenblütige -, Kaktusdahlien.
Lieben einen sonnigen Standort und einen
nährstoffreichen, sich schnell erwärmenden
Boden. Reichliche Dünger- und Wasser-
gaben in der Wachstumszeit. Während der
ersten Fröste Knollen aus dem Boden
nehmen und trocken und kühl in Torf oder
Sand lagern),
- Sommerhyazinthen:
- Galtonia candicans
(100 - 120 cm hoch; Blüte: 20 - 30
weiße Glocken an einem Stängel, Juli -
August; lieben volle Sonne bei einem
frischen, gut durchlässigen und nährstoffreichen Boden. Empfindlich gegenüber
Frost und Winternässe (10 cm tief pflanzen
und Winterabdeckung)),
- Holländische Iris:
- Iris x hollandica-Hybriden
(45 - 60 cm hoch; Blüte:
weiß, gelb, orange, blau und purpur; viel
Sorten; verlangen volle Sonne, nährstoffreichen, gut drainierten Boden; winterhart,
aber relativ kurzlebig),
- Kornlilie:
- Ixia-Hybriden
(ca. 45 cm hoch; Blüte: weiß, gelb, rosa,
rot, orange mit einem dunklen Zentrum;
verlangen volle Sonne und einen leichten,
gut durchlässigen Boden; begrenzt
winterhart; Knollen erst November-
Dezember 10 cm tief auspflanzen, um
dadurch einen späten Austrieb zu erhalten;
gegen Winterfeuchtigkeit schützen;
vorteilhaft: In Töpfen vorziehen (6-8
Knollen in 15-cm-Topf) und diese im
Sommer in die Staudenbeete einsenken),
- Lilien:
- Pfauenblume:
- Tigridia pavonia
(bis 60 cm hoch; Blüte: leuchtend
orange, rote Farbtöne (Sorten auch in gelb,
lila, weiß); Kultur ähnelt der von Gladiolen; verlangt einen warmen, sonnigen
Standort; nur begrenzt frosthat).
9. Herbst (September - Oktober):
- Herbstzeitlose:
- Colchicum i.A.u.S.
(bis 40 cm hoch; hochgiftig;
heimische Arten verlangen mehr
Feuchtigkeit. Blüte: lila, violett, rosa und
weiß; 6 Staubgefäße (Krokusse nur 3); im
Frühjahr kräftige Laubbildung; verlangen
volle Sonne und einen nährstoffreichen
Boden, der im Frühjahr frisch und im
Sommer trocken sein soll.
- C. autumnale
(heimisch, schöne Gartensorten),
- C. speciosum
(blüht nach C. autumnale),
- C. giganteum
(blüht nach C. speciosum),
- Hybriden
(gefüllte Sorten nach Regen wenig standfest,
z.B. "Waterlily"),
- Herbstkrokusse:
- Crocus i.A.u.S.
(bis 15 cm hoch; Blüte je nach Art
weiß, violett, lila, gelb; viele duften.
Blühen oft bis in den Winter hinein.
Pflanzung Ende Juli - Anfang August.
Pflanzen oft sehr zart (schön in Steingärten)).
- C. speciosus - Prachtkrokus
(in den Rheinauen
heimisch; schönste Art: violett mit gelben
Staubbeuteln), liebt im Frühjahr feuchte
Böden.
- C. sativus - Safrankrokus
(Lieferant des echten
Safrans),
- Alpenveilchen:
- Cyclamen hederifolium
(bis 15 cm hoch; Blüte:
rosa, rot, weiß; das Laub ist besonders
schön (wird ab April eingezogen);
Hauptblüte: September, danach Neuaustrieb des Laubes; lieben einen humosen,
halbschattigen Standort; verwildern gut;
Samenverbreitung durch Ameisen),
- Dahlien:
- Nerinen:
- Nerine-Hybriden
(ca. 45 cm hoch; gelten allgemein in
Deutschland als nicht winterhart; in
Herford stehen sie an einer Südwand im
Regenschatten und kommen ohne jeden
Frostschutz jedes Jahr prächtig; werden
nach dem Laubaustrieb nur gelegentlich
gegossen; Blüte: rosa, ab Ende Oktober bis
zum Frost. In England und Holland sehr
beliebt),
- Herbst-Blaustern:
- Sternbergie:
- Sternbergia lutea
(15-30 cm hoch; Blüte: gelb
(krokusähnlich, aber 6 Staubgefäße);
verlangt einen sonnigen, warmen, sommertrockenen Standort (für das Ausreifen
der Zwiebeln); begrenzt winterhart).
10. Winter (bis Ende Februar):
- Herbstcrocus:
- Crocus in späten (frühen) Arten,
- Alpenveilchen:
- Winterling:
- Schneeglöckchen:
- Narzissen:
- Narcissus asturiensis
(8 - 10 cm hoch;Blüte: 1,5 -2,5 cm
große; verlangt einen sonnigen,
warmen Standort mit einem guten
Wasserabzug),
- Blaustern:
Fast alle Zwiebel- und Knollengewächse ergaben sich in der Regel aus pflanzlichen Reaktionen auf kurze Niederschlagsperioden im Frühling und lange Trockenzeiten im Sommer. Alle benötigen sie deshalb einen guten Wasserabzug. Für ihre Verwendung im Garten gibt es zwei jährliche Höhepunkte: einen Zwiebelblumenflor im Frühjahr und einen Begleitflor zur Staudenblüte im Hoch- und Spätsommer. Dabei sind die meisten Frühjahrsblüher winterhart, während viele der sommerblühenden Zwiebelgewächse einen Frostschutz benötigen, bzw. im Herbst ganz aus dem Boden genommen werden müssen. Das absterbende Laub der Frühlingsgeophyten wird in der Regel von den später wachsenden Stauden überdeckt. Viele von ihnen können auch gut unter dem Schatten von Gehölzen leben, wenn die Bodenfeuchtigkeit für sie ausreichend bleibt und sie genügend mit Nährstoffen versorgt werden (z.B. bei Tulpen je qm:
- Im Herbst: 50 g organischer Dünger;
- wenn die Pflanzenspitzen aus dem Boden kommen:
40 - 50 g Kalkammonsalpeter und je nach pH-Wert 30 - 40 g Kalk,
- später dann zur Förderung der Zwiebelreife 30 - 40 g Thomasmehl).
7. Ein- und Zweijahresgewächse (Sommerblumen)
Die Blumenpracht vieler traditioneller Gärten und Blumenbeete wird oft mit Hilfe eines massiven Einsatzes von ein- und zweijährigen Blütengewächsen erreicht, ohne dass man sich dessen oft bewusst wird. Besonders in England gehören sie ergänzend in die farborientierte Staudenrabatte und damit verbunden, zu deren hohem Arbeits- und Kostenaufwand.
"Kein lebendiger und farbenprächtiger Garten ist vollkommen ohne die
Einjährigen. Sie sorgen für prächtige Farben, Struktur, Duft und Größe. Sie
wachsen sehr schnell und blühen fast doppelt so lang wie die meisten Stauden
und Gehölze" (Raven, 2001).
Wir zählen zu den Sommerblumen alle einjährigen und zweijährigen Blütengewächse, die nur in einem Jahr blühen (evtl. auch Mehrjährige, die wie diese behandelt werden und jedes Jahr neu gepflanzt werden müssen). Sie werden in der Regel erst nach der Beendigung der Spätfröste ausgepflanzt und blühen dann oft bis zu den ersten Herbstfrösten. Ihre Lebensansprüche sind relativ hoch, was ihre Bodenansprüche und die Wasser- und Nährstoffversorgung betrifft.
In früheren Zeiten sprach man einfach nur von Blumen. Wir unterscheiden heute unter diesem Begriff:
- Stauden:
Mehrjährige Pflanzen, die krautig wachsen.
- Einjährige:
Sie wachsen, blühen und fruchten innerhalb eines Jahres.
- Zweijährige:
Sie wachsen vegetativ im ersten Jahr und generativ im zweiten
(d.h. Blüte und Fruchtbidung).
- Mehrjährige,
die bei uns keinen Winter vertragen (z.B. Knollenbegonien).
Die drei letzten Gruppen fassen wir unter dem Begriff Sommerblumen zusammen. Im Mittelalter und bis zur Mitte des 19. Jhs hat man eine solche Trennung nicht gekannt. Man pflanzte nur "Blumen", die nach Bedarf zwei- bis dreimal im Jahr ausgetauscht wurden.
Im Mittelalter hatte der Blumengarten als Sondergarten und Teil des Lustgartens in Hausnähe gelegen. Er diente zum einen als Schmuckelement, zum anderen zur Repräsentation wertvoller (seltener, fremdländischer) Pflanzen und damit der Zurschaustellung des persönlichen Wohlstandes, d.h. des Status. Es gab darin Blumenbeete mit einer unterschiedlichen Gestaltung (z.B. mit Kübeln seltener Pflanzen) und solche mit gleicher Gestaltung um eine Achse, die dann gemeinsam ein Quartier bildeten.
In der Renaissance pflanzte man in letztere:
- Stauden:
u.a. Akeleien, Nelken, Veilchen, Erdbeeren, Malven und Fingerhut.
- Einjährige:
u.a. Ringelblumen, Jungfer im Grünen, Mohn.
Der Duft galt allgemein als bedeutsamer als die Blüte. So kamen u.a. hinzu im
- 13. Jh.:
Goldlack,
- 14. Jh.:
Nachtviolen,
- 15. Jh.:
Levkojen.
Im Barock wurden die Blumenpflanzungen in Frankreich zunächst weitgehend durch Broderien ersetzt (Buchsornamente mit farbigem Kies). Nur in kleineren Anlagen gab es noch Blumenparterres (Parterres de pièces coupées). Ab der 2. Hälfte des 19. Jhs., mit den ersten Bezügen auf den kommenden Klassizismus, besann man sich wieder auf die Renaissance und pflanzte wieder vermehrt Blumen. So erhielten die Boulingrins (im Gegensatz zu dem Parterre à l'Angloise mit abgesenkter Rasenfläche) umfassende Blumenpflanzungen, und in Hausnähe wurden wieder Blumen toleriert.
Im Landschaftsgarten findet man bis zur Mitte des 19. Jhs. Blumenpflanzungen relativ selten:
- wegbegleitend,
- als Teil naturnaher Gartenbilder.
- als Blumengärten:
Pleasuregrounds,
Sondergärten,
- als Blumenwiesen
(bepflanzt mit Ein- und Mehrjährigen).
In der 2. Hälfte des 19. Jhs. wurden Blumen dann zum wichtigsten Inhalt von Sondergärten (ausgehend von Repton und Loudon). Die Beete wurden immer komplexer. Zunächst in der 1. Jahrhunderthälfte als einfache Figurenbeete (Figuren zusammengesezt aus einzelnen Teilbeeten) konzipiert, wurden diese danach als stilisierte Blüten angelegt, in denen die einzelnen Teilbeete jeweils mit Einjährigen nur einer Farbe bepflanzt wurden. Bis in die 1880er Jahre herrschte dann die Teppichbeetmode (musterreiche, zur Mitte hin erhöhte Beete mit einer größeren "Mittelpflanze", umgeben von niedrigen Blattplanzen). Diese ornamentale Blumenverwendung erreichte in den 1870er - 1890er Jahren ihren Höhepunkt.
Im letzten Drittel des 19. Jhs. setzte dann eine freie Blumenverwendung ein:
- als Staudensaum vor Gehölzpflanzungen,
- als blühende Pflanzen im Rasen
(in der Regel nur mit einer Blumenart in einer Farbe),
- als Solitär- oder kleine Gruppenpflanzungen
(damals u.a. empfohlen die Herkulesstaude und der
Japanische Knöterich).
Gleichzeitig veränderte die Reformbewegung die bisher geltenden Wertvorstellungen. Zwei Strömungen entstanden, eine mehr formale und eine naturbezogenere. Einerseits wurden die Blumenrabatten neu belebt (z.B. Jekyll), andererseits die regionalen Naturpflanzungen idealisiert (z.B. Lange). Die Zeit der traditionellen Blumenbeete war vorbei, und die Stauden traten ihren Siegeszug an.
Ausgesprochene Schmuckbbeete gab es ab jetzt nur noch in öffentlichen Anlagen und dort oft, um verstärkt beachtet zu werden, nur in grellen, schreienden Farben. Diese Farbintensität reduzierte sich dann etwas um 1930 (Weltwirtschaftskrise), wurde in den nächsten Jahrzehnten an die jeweiligen städtebaulichen Situationen angepasst, um dann in den 60er Jahren modisch in plakativen, monochromen, großflächigen Pflanzungen überzugehen. In den 80er und 90er Jahren kam es dann zu einer allgemeinen Ablehnung aller Schmuckbeete. Schnelle Farbeffekte überließ man den Gartenschauen. Seit den 1990er Jahren besteht nun wieder ein neues Interesse an Sommerblumen (diese Aussagen gelten für Deutschland. In England hat es ein gewisses Interesse an Sommerblumen für ihre Rabatten immer gegeben).
Zu diesem neuen Interesse haben beigetragen:
Zu den Vorteilen der Sommerblumen gehören:
- ihre Vielfalt,
- ihre lange Blütedauer,
- ihr Einspringen in die Lücken der absterbenden Frühlingsblüher,
- die einfache und schnelle Möglichkeit ihres Variierens,
- ihr Gartenbild ist sofort nach der Pflanzung erlebbar.
Ihre Nachteile:
- der hohe Kosten- und Pflegeaufwand,
- das leichte Verwechseln keimender Sommerblumen mit dem keimenden
Unkraut.
Es gibt Sommerblumen für alle Standorte und Jahreszeiten. Die vielleicht wichtigsten für eine zeitgemässe Pflanzung sind, nach dem Beginn ihrer Blütezeit geordnet.
März:
- Stiefmütterchen, Hornveilchen (Viola-Hybriden):
III - V und X - XI; 10 - 15 cm hoch;
Blüte: in allen Farben, ein- und mehrfarbig; früher wurden große
Blüten bevorzugt, heute kleinere mit einem gewissen Wildcharakter;
sonniger - halbschattiger Standort; feuchter, mittelschwerer, nährstoffreicher Boden; Aussaat: Juni - Juli.
April:
Mai:
- Goldlack (Cheiranthus cheirii):
V - VI; Sorten zwischen 15 - 50 cm hoch; Blüte: gelb,
orange, purpur, braun; starker Duft; zweijährig; Pflanzabstand: 15 - 30 cm.
- Goldmohn (Eschschlozia californica):
V - X (bei direkter Herbstaussaat); ca. 30 cm
hoch; Blüte: becherförmig, gelb, orange, rot, rosa, weiß; bevorzugt
volle Sonne und einen sandigen Boden; Pflanzabstand 15 cm.
- Steinkraut (Lobularia maritima, bekannter als syn. Alyssum maritimum):
V - X (bei
früher Aussaat); ca. 10 cm hoch (Sorten bis 25 cm); Blüte: weiß, rosa,
lavendel; starker Duft; bevorzugt volle Sonne; schön in Beeten mit
Ziebelgewächsen. Pflanzabstand 15 - 20 cm.
- Petunie (Petunia x hybrida):
20 - 40 cm hoch; Blüte: alle Farben, auch zweifarbig;
sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher
Boden; Kistenaussaat Januar - März; Pflanzabstand 20 - 30 cm.
Juni:
- Löwenmaul (Antirrhinum majus):
VI - X; Beetsorten: 20 - 30 cm, 40 - 70 cm und 100
- 130 cm hoch; Blüte: gelb, orange, rot, rosa, weiß und zweifarbig;
verlangt einen sonnigen Standort und einen nährstoffreichen, durchlässigen Boden; Pflanzabstand 15 - 30 cm.
- Ringelblume (Calendula officinalis):
Alte Marienblume, die bei vielen Frauenleiden
helfen sollte (deshalb heute noch in vielen ländlichen Gärten). Neben
Gänseblümchen und Margeriten gerne für Liebesorakel genutzt.
Vielleicht die pflegeleichteste Gartenblume.VI - X; Blüte: gelb,
orange; bevorzugt sonnigen - halbschattigen Standort und einen
durchlässigen, nährstoffreichen Boden; bereits im April auspflanzen.
Pflanzabstand 30 - 40 cm.
- Kornblume (Centaurea cyanus):
Eine alte Heilpflanze. (nach dem Kentauren Chiron
benannt, dem Lehrer des Asklepios). Schon im alten Ägypten beliebt.
Symbolpflanze für Treue und Beständigkeit (als solche noch bei Kaiser
Wilhlem I: "Preußisch-blau"). Als Gartenpflanze im 16. Jh. sehr
beliebt. VI - IX; je nach Sorte 30 - 90 cm hoch; Blüte: blau, weiß, rosa,
rot; bevorzugt sonnige - halbschattige Lagen und einen mittelschweren,
nährstoffreichen Boden; Pflanzabstand 15 - 25 cm.
- Fingerhut (Digitalis purpurea):
Heimische Waldpflanze; zweijährig; VI - VII; ca. 100
cm hoch; Blüte: rosa, rot, weiß, purpur. Frühjahrspflanzung, gute
Selbstaussaat; schön in Naturgartenbereichen, nässeempfindlich;
verträgt kühle, schattige Standorte: Pflanzabstand 30 - 50 cm.
- Heliotrop (Heliotropium arborescens):
VI - X; 40 - 50 cm hoch; Blüte: blau, violett,
duftet; sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer, durchlässiger Boden; Pflanzabstand 30 cm.
- Prunkwinde (Ipomoea tricolor):
VI - X; 200 - 300 cm hoch; Blüte: blau, weiß, rosa;
sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer, durchlässiger
Boden. Aussaat März - April in Töpfen (sofort stäben); auspflanzen
nach den Spätfrösten; Pflanzabstand 20 - 30 cm.
- Wandelröschen (Lantana i.A.):
VI - X; bis 100 cm hoch; (Zwergsorten 30 - 50 cm).
Blüten: rosa, rot, weiß, orange, gelb, duften; Kopfstecklinge Januar -
März; auspflanzen nach den Frühjahrsfrösten. Pflanzabstand 50 cm.
- Lein (Linum i.A.):
VI - X; verlangen Sonne und leichte Böden. Direktaussaat.
L. grandiflorum: 50 cm, rot,
L. usitatissimum: 60 - 90 cm, blau.
- Lobelie (Lobelia cardinalis):
VI - X; 90 cm hoch; Blüte: leuchtend rot; sonniger -
halbschattiger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher Boden;
Aussaat ab Januar in Schalen (Lichtkeimer), danach zu dritt eintopfen,
nach den Spätfrösten auspflanzen (zu 5 - 10 Pflanzen).
- Sommermalve (Malope trifida):
VI - X; 75 - 90 cm hoch; Blüte: purpur, rosa, rot,
weiß; Direktaussaat ins Freie; sonniger Standort, sandiger Lehmboden. Schön als kleine Gruppe gepflanzt. Pflanzabstand 30 x 30 cm.
- Gauklerblume (Mimulus-Hybriden):
VI - X; 15 - 30 cm hoch; Blüte: gelb, orange,
braunrot (mit dunklen Flecken); halbschattiger Standort und feuchter
(aber durchlässiger) Boden; Aussaat März in Kisten; Stecklingsvermehrung möglich; Pflanzabstand 15 cm.
- Ziertabak (Nicotiana x sanderae):
VI - X; 30 - 75 cm hoch (je nach Sorte); Blüte: rosa,
rot, weiß, hellgrün; sonniger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher
Boden; Aussaat: März im Kasten. Pflanzabstand 25 - 30 cm.
- Jungfer im Grünen, Garten-Schwarzkümmel (Nigella damascena):
Seit dem 16. Jh.
verbreitete Gartenpflanze. Symbol zur Abweisung einer Liebe (z.B.
durch Überweisung einer Blüte (andere Ablehnungspflanzen waren z.
B. auch Schafgarbe und Kornblumen)); VI - VIII; 40 cm hoch; Blüte:
blau, weiß, rosa; sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer
Boden: Direktaussaat. Pflanzabstand: 20 cm.
- Bartfaden (Penstemon x hybridus):
VI - X; 40 - 75 cm hoch; Blüte: rot, rosa, weiß,
purpur; sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer,
nährstoffreicher Boden; Kistenaussaat März. Pflanzabstand
30 - 50 cm.
- Salbei (Salvia i.A):
VI - IX; 50 - 100 cm hoch; Blüten je nach Art: rot, blau, weiß,
rosa; mit lockerem oder straff aufrechtem Wuchs; sonnige -
halbschattige Standorte; mittelschwerer, nährstoffreicher Boden;
Pflanzabstand 30 cm.
- Skabiose (Scabiosa atropurpurea):
VI - X; 80 - 100 cm hoch; Blüte: rosa, rot, blau;
sonniger - halbschattiger Standort; nicht zu schwerer, kalkhaltiger
Boden; Pflanzabstand 25 cm.
- Studentenblume (Tagetes i.A.):
VI - X; je nach Art und Sorte 20 - 100 cm hoch;
Blüten: gelb, orange, rotbraun;
T. patula bereits ab Mai; sonniger bis halbschattiger Standort;
mittelschwerer, nährstoffreicher Boden;
Pflanzabstand: Je nach Größe 15 - 50 cm.
- Eisenkraut (Verbena bonariensis):
Aktuelle Modepflanze; 100 - 120 cm hoch; Blüte:
blau, violett; sonniger, warmer Standort; mittelschwerer,
nährstoffreicher Boden; Kistenaussaat Januar - März; Pflanzenabstand 50 cm; Wildpflanzencharakter.
- Zinnien (Zinnia i.A.u.S.):
VI - X; 30 - 50 cm hoch; Blüte. Orange, rot, weiß, gelb, ein-
und mehrfarbig, klein- und großblütig; sonniger - halbschattiger
Standort; mittelschwerer Boden; vertragen Trockenheit; Kistenaussaat im März; frostempfindlich; Pflanzabstand 15 - 30 cm.
Juli:
- Fuchsschwanz (Amaranthus i.A.):
VII - IX; 60 - 80 cm hoch;
A. tricolor: bis 120 cm, farbenprächtigste,
A. caudatus: herabhängende rote Blütenähren; grüne oder rote große
Blätter; lieben volle Sonne; Pflanzabstand 40 - 90 cm.
- Spinnenpflanze (Cleome spinosa):
VII - X; 80 - 100 cm hoch; Blüte: weiß rosa, rot,
violett; verlangt Sonne und einen mittelschweren, nährstoffreichen
Boden; in kleinen Gruppen pflanzen (3 - 5). Pflanzabstand 60 cm.
- Kosmee (Cosmos bipinnatus):
VII - X; bis 130 cm hoch; Blüte: weiß, rosa, rot;
sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher
Boden; Voranzucht - abhärten - auspflanzen; Pflanzabstand 30 cm.
- Sonnenblume (Helianthus annuus):
Heute Symbol für Naturnähe. Von den Indianern
schon vor 5000 Jahren angebaut. Kam 1569 als Zierpflanze nach
Europa. Seit dem 17. Jh. als Nahrungsmittel wieder genutzt. In der
Kunst machte von Gogh sie wieder sehr populär. VII - X; gefüllte
Sorten 80 - 100 cm hoch, einfach blühende 150 - 250 cm; Blüte: gelb
- braunrot; direkte Aussaat im April. Pflanzabstand 60 cm.
- Strandflieder (Limonium sinuatum):
VII - IX; 60 - 80 cm hoch; Blüte: blau, weiß, rosa,
rot und gelb; sonniger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher,
relativ trockener Boden. Voraussaat ab Februar oder ab März direkt ins
Freie. Pflanzabstand 25 - 30 cm.
- Levkoje (Matthiola incana):
Bereits die Römer bauten sie wegen ihres Duftes in großen
Mengen an (sie verdrängten dort die Nutzpflanzen aus den Gärten).
Später waren sie in den Burggärten des Mittelalters sehr beliebt
(Symbol für ein befriedetes Dasein, -Gartendasein); VII - IX; Sorten
von 25 - 80 cm Höhe; Blüte: rosa, rot, blau, gelb, weiß; starker Duft;
Standort: mäßig nährstoffreicher, mittelschwerer, durchlässiger
Boden; Direktaussaat ins Freie (hellgrüne Sämlinge blühen einfach,
dunkelgrüne gefüllt, erst erkennbar ab etwa der Hälfte ihrer Endgröße). Pflanzabstand 20 cm.
- Federborstengras (Pennisetum setaceum):
VII - X; 50 - 60 cm hoch; Blüten:
purpurviolett; sonniger Standort; mittelschwerer, feuchter Boden;
Kistenaussaat im März, Pflanzabstand 40 - 50 cm.
- Sommer-Phlox (Phlox drummondii):
VII - IX; 20 - 30 cm hoch; Blüte: rosa, rot, blau,
weiß, gelb; sonniger Standort; sandig-lehmiger, nährstoffreicher Boden;
Kistenaussat im März; Pflanzabstand 15 cm.
- Reseda (Reseda odorata):
VII - IX; 30 - 50 cm hoch; Blüte gelbgrün; starker Duft; sonniger
Standort; durchlässiger, kein nasser Boden; Direktaussat im April
(2. Aussaat 4 Wochen später), Pflanzabstand 25 cm.
- Rudbeckie (Rudbeckia hirta):
VII - X; 60 - 90 cm hoch; Blüte: gelb, orange, rotbraun;
sonniger - halbschattiger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher Boden;
Kistenaussaat März (Direktaussat im April); Pflanzabstand 30 - 40 cm.
- Tithonie (Tithonia rotundifolia):
VII - X; 80 - 100 cm hoch; Blüte: leuchtendes Orange;
sonniger Standort; mittelschwerer, sehr nährstoffreicher Boden; Kistenaussatt
März; frostempfindlich; Pflanzabstand 60 cm.
- Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus):
VII - X; 30 - 200 cm hoch; stark wachsend (Triebe
bis 300 cm); Blüte: gelb, orange, rot, starker Duft; sonniger - halbschattiger
Standort; nahrhafter, nicht trockener Boden; Direktaussaat im April;
Pflanzabstand je nach Wuchsstärke der Sorten 15 - 30 cm.
Oktober:
- Stiefmütterchen, Hornveilchen
(Viola-Hybriden).
Schöne Blattschmuckpflanzen:
- Melde (Atriplex hortensis):
ca. 150 cm hoch; auffallendes rotes Laub (nur kleine rötliche
Blüten); Direktaussaat nach dem Frost. Pflanzabstand 30 cm.
- Zierkohl (Brassica oleracea i.A.):
30 - 40 cm hoch; Blattschmuckpflanze des Spätsommers
(weiß, rosa, purpur); bevorzugt sonnige Standorte und einen mittelschweren,
nährstoffreichen Boden. Verträgt leichte Fröste; Voraussat im März.
- Buntnessel (Coleus-Hybriden):
25 - 40 cm hoch; Laubschmuck: gelb, rot, vielfarbig
(unscheinbare Blüten: hellblau); sonniger - halbschattiger Standort;
Vermehrung durch Aussaat (Januar - März) an einem warmen Standort oder
durch Stecklinge (März - April).
- Sommerzypresse (Bassia scoparia, syn. Kochia):
50 - 80 cm hoch; kompakt wachsend;
zartgrüne Laubpflanze mit roter Herbstfärbung; liebt Sonne und mäßig
trockenen Boden; Direktaussaat nach dem Frost. Pflanzabstand 50 cm.
- Basilikum (Ocimum basilicum i.S.):
40 - 60 cm hoch; Blattschmuckpflanze (u.a.
purpurrot); sonniger Standort; sandiger Lehmboden; Pflanzabstand: 30 cm.
- Schwarznessel (Perilla frutescens):
60 - 80 cm hoch; Blattschmuckpflanze (schwarzrot);
sonniger Standort; mittelschwerer, nährstoffreicher Boden; Kistenaussaat
März; Pflanzabstand 30 - 40 cm.
Sommerblumen nach ihrer Verwendung:
Es gibt Sommerblumen für die verschiedensten Standorte: z.B.
- trockene Lagen (keine stehende Nässe):u.a.
Mesembryanthemum;
- sonnig-warme Lagen: u.a.
Amaranthus, Antirrhinum, Atriplex, Calendula, Centaurea,
Cleome, Cosmos, Heliotropium, Ipomea, Coleus, Eschscholzia,
Kochia, Nicotiana, Ocimum, Perilla, Salvia i.A. Tropaeolum.
hohen Wasserbedarf: u.a. Amaranthus, Calendula, Cosmos, Perilla, Tagetes, Tithonia.
Nach der Blütedauer:
- weniger als 6 Wochen blühend: u.a.
Cheiranthus (gefüllte Sorten), Godetia, Matthiola,
Malope, Myosotis, Nigella.
- über 2 Monate blühend:u.a.
Amaranthus, Antirrhinum, Calendula, Centaurea, Cosmos,
Eschscholzia, Ipomea, Lantana, Linum, Lobelia, Nicotiana, Petunia,
Phlox, Reseda, Rudbeckia, Salvia, Scabiosa, Tagetes, Tropaeolum
Verbena, Zinnia.
Für die verschiedenen Arten der Pflanzung:
- für kleine Gruppen geeignet (evtl. Einzelstellung): u.a.
Amaranthus, Atriplex, Cleome,
Cosmus, Digitalis, Kochia, Lavatera, Malope, Matthiola, Nicotiana,
Nigella, Pennisetum, Penstemon, Perilla, Scabiosa, Tagetes.
- für eine Teppichpflanzung geeignet: u.a.
Eschscholzia, Lobularia, Myosotis, Phlox,
Tagetes (niedrige Sorten), Tropaeolum, Viola-Hybriden, Zinnia
(Zwergsorten).
- für Massenpflanzungen geeignet: u.a.
Antirrhinum, Calendula, Cheiranthus,
Eschscholzia, Heliotropium, Linum, Matthiola, Myosotis, Phlox,
Tagetes, Tropaeolum, Verbena, Viola-Hybriden, Zinnia.
- Gruppenpflanzung:
(10 - 30 cm hoch; oft Zwergsorten der Arten): u.a.
Antirrhinum, Cheiranthus, Coleus, Eschscholzia, Lobularia,
Matthiola, Myosotis, Phlox, Reseda, Tagestes-Patula-Hybriden,
Viola-Hybriden, Zinnia.
(30 - 80 cm; manchmal nur Sorten): u.a.
Antirrhinum, Calendula, Centaurea, Cheiranthus, Coleus, Godetia,
Heliotropium, Limonium, Linum, Matthiola, Nicotiana, Nigella,
Penstemon, Phlox, Reseda, Salvia, Scabiosa, Tagetes, Tropaeolum,
Verbena, Zinnia.
(über 80 cm; manchmal nur Sorten): u.a.
Amaranthus, Atriplex,Cleome, Cosmos, Digitalis, Kochia,
Malope, Nicotiana, Perilla, Scabiosa, Tagetes (bis 1m), Tithonia,
Verbena bonariensis, Zinnia (bis 1 m).
- sich selbst aussäend (keimen oft nur an günstigen Standorten): u.a.
Amaranthus, Calendula, Centaurea, Cosmos, Digitalis, Esch-
scholzia, Lobularia, Myosotis, Nigella, Reseda, Tropaeolum.
- Direktaussaat im Frühjahr (verbunden damit eine spätere Blüte): u.a.
Amaranthus (V), Atriplex (III - IV), Calendula (III - IV),
Digitalis (III - V), Kochia (IV), Linum (IV - V), Lobularia (IV),
Malope (III -IV), Nigella (III-V), Reseda (Mitte IV),
Scabiosa (IV - V), Tagetes IV -V), Tropaeolumm (Ende IV).
- für Blumenwiesen geeignete Arten (oft verbunden mit einer jährlichen Neueinsaat): u.a.
Calendula, Centaurea, Eschscholzia, Linum, Nigella, Reseda.
- Für eine Staudenpflanzung geeignete Blüh-Arten: u.a.
Cosmos, Eschscholzia, Helianthus, Lobelia fulgens, Malope,
Nicotiana, Penstemon Salvia-Arten, Tagetes-Arten (hohe),
Verbena.
Duftende Sommerblume: u.a.
- Calendula, Heliotropium, Lobularia, Matthiola, Nicotiana, Ocimun, Reseda.
Mögliche Farben (oft nur besondere Sorten): u.a.
- weiß:
Antirrhinum, Cleome, Cosmos, Lobularia, Nicotiana, Petunia, Phlox,
Scabiosa, Verbena, Zinnia.
- rot:
Antirrhinum, Cosmos, Eschscholzia, Nicotiana, Penstemon, Petunia, Phlox,
Salvia, Tithonia, Tropaeolum, Verbena, Zinnia.
- rosa:
Antirrhinum, Cleome, Cosmos, Limonium, Lobularia, Matthiola, Nicotiana,
Petunia, Phlox, Salvia, Scabiosa, Verbena, Zinnia.
- gelb:
Antirrhinum, Calendula, Helianthus, Tagetes, Tropaeolum, Zinnia.
- orange:
Calendula, Tagetes, Zinnia.
- blau:
Centaurea, Heliotropium, Limonium, Nigella, Petunia, Phlox, Salvia,
Scabiosa, Verbena.
- violett:
Cleome, Lobelia, Lobularia, Malope, Nicotiana, Penstemon, Petunia,
Salvia-Arten, Tagetes, Verbena.
Die Arbeit mit Sommerblumen schafft eine eigene, spezielle Gartenkultur, die durch keine andere Pflanzengruppe ersetzt werden kann:
- Wir nutzen sie bisher in der Regel nur für eine farbbetonte, saisonale
Wechselbepflanzung. Die Farbkompositionen englischer Gärten sind
ohne sie kaum vorstellbar. Sie sind geradezu deren Voraussetzung.
Innerhalb der Staudenpflanzungen ist es zudem ihre Funktion,
Pflanzlücken erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ihre Pflanzung ist
Bei dieser Pflanzweise vorrangig effektorientiert.
- Für den modernen Garten haben sie vier andere Funktionen:
- Eine Stärkung der Tendenz zu einer größeren Natürlichkeit.
(dafür sind besonders deren Ursprungsformen, bzw. ihre ihnen
nahekommenden Hybriden geeignet. Sie sind in der Regel
kleinblütiger, zierlicher).
- Durch ihre sich selbst aussäenden Vertreter bringen sie eine
gewisse Dynamik in die Gartenbilder.
- Die Möglichkeit, neue Bepflanzungsmethoden in ihrer
Wirkung zu verstärken.
(der neuen Art der Rhythmen mit Strukturgebern und
Füllpflanzen, von strukturbetonten Vertikalen in naturfarbenen
Flächen).
- Die entdeckte Eignung, in naturnahe Sonderthemen eine neue
Farbigkeit, Lebendigkeit zu bringen (z.B. in Blumenwiesen).
D. h., die neue Verwendung der Sommerblumen ist vorrangig naturbezogen (in vielen Fällen können sie jetzt sogar mit Wildpflanzen zusammengebracht werden, was vorher bei ihrer plakativen Nutzung undenkbar gewesen wäre).
8. Der Rasen
Fast alle Gärten in Deutschland sind zunächst horizontal rasenbestimmt. Ihre Räume werden von Gehölzen bestimmt und ihr Dekor von krautigen Gewächsen. Damit kommt dem Rasen gestalterisch eine große Bedeutung zu.
Als Rasen wird eine dichte Pflanzendecke aus Gräsern angesehen, die sich je nach Verwendungszweck und der Art ihrer Mahd unterschiedlich zusammensetzt. Je weniger er gemäht wird, umso mehr Kräuter können in ihm wachsen, und es entsteht eine Wiese. Ein Rasen besteht aus Untergräsern (sie bleiben flach und treiben Ausläufer) und Obergräsern, die hauptsächlich seine Grünmasse bilden.
Im Handel gibt es praktisch nur genormtes Rasensaatgut (nach dem Saatgutgesetz von 1968 darf kein anderes in den Handel gelangen). Nach Din 18917 unterscheidet man:
- Gebrauchsrasen:
Verträgt Belastungen. Seine Pflegeansprüche sind
mittelhoch. Er muß regelmässig gemäht werden.
Hauptgräser: Poa pratensis (Wiesenrispe),
Agrostis ténuis
(Rotes Straußgras), Festuca ovina
(Schafschwingel).
Der Rasen besteht aus breit- und feinblättrigen Gräsern.
- Spielrasen:
Er soll ganzjährig eine hohe Beanspruchung vertagen.
- Landschaftsrasen:
Er soll einen hohen Erosionsschutz bieten und
Trockenheit vertragen.
- Parkplatzrasen:
Er soll belastbar sein.
- Zierrasen:
Er besitzt eine teppichartige Narbe aus feinblättrigen,
farbintensiven Gräsern. Seine Pflegeansprüche sind
hoch.
Gräser: Agrostis ténuis (ca. 75 %) und zwei Festuca-
Arten. Für Kinderspiel ungeeignet.
Es gibt Rasenmischungen für die verschiedensten Böden. Sie haben einen großen Einfluß auf das Erscheinungsbild des Rasens.
Rasen ist
Ein Rasen sollte als eine ruhige, einheitliche Fläche angelegt werden, evtl. mit leichten Bodenbewegungen (z.B. derem Anheben zu älteren Bäumen hin). Bewährt haben sich Rasenwege zwischen seitlichen Rabatten. Ihre Kanten betonen dann noch einmal deren Strukturen und verhindern das Hineinwachsen des Rasens in die Staudenbeete.
Für viele Menschen ist eine blühende Blumenwiese der Inbegriff einer gesunden Natur. Sie erinnert sie an Urlaubserlebnisse und ist Teil ihrer Suche nach dem Paradies. Sie denken nicht daran, dass hinter dieser oft komplizierte Ökosysteme stehen, deren Aufrechterhaltung an einem standortfremden Platz einen hohen (unnatürlichen) Pflegeaufwand erfordert. Die Möglichkeit, eine solche zu erhalten, ist:
- Ein scharfes Mähen und Vertikutieren der Fläche.
- In die kurzgeschnittene Wiese konkurrenzfähige Stauden zu pflanzen, bzw.
Sommerblumen zu säen (Margaritten, Wiesenkerbel, Geranium u.ä.).
Samen aus der Umgebung bevorzugen.
- Schwachwüchsige Gräser einsäen.
Je mehr die jeweilige Blumenwiese den natürlichen Gegebenheiten des Standorts entspricht, umso geringer wird deren Pflegebedarf sein. Um diesen möglichst gering zu halten, kann man in sie direkt Wildgräser und Wildblumen einbringen (d.h. z.B., auf Sommerblumen zu verzichten, die oft jährlich nachgesät werden müssen). Der Zeitpunkt der jeweiligen Mahd bestimmt dann deren weitere Entwicklung. Z.B.:
Blumenwiesen sollten nur in größeren Gärten angelegt werden.
9. Der Naturgarten
Seit den Anfängen der Reformbewegung hat es in der Gartenwelt immer eine Naturgartenbewegung gegeben. Als deren Kernforderung kann man ihren Wunsch herausstellen, mit der Natur in Einklang leben zu wollen. Der Mensch selber wird hier als ein Glied in einem Ökosystem gesehen.
"Es ist paradox: Im Urlaub erbaut sich der Mitteleuropäer an verträumten
Dörfchen in Griechenland oder auf Korsika, schwärmt von unverfälschtem
Wildwuchs des Wegrandes, fotografiert begeistert zerfallenes, überwuchertes
Gemäuer, Eidechsen und ungeordnete Blütenpracht. Zu Hause aber, im eigenen
Garten, rückt er mit Richtschnur und Schneckengift der Natur zu Leibe ---. Was
--- der eigenen Vorstellung nicht gemäß ist, wird mit Hacke, Unkrautvertilgungsmitteln und Insektiziden vernichtet" (Horst Stern, 1980).
Die Industrialisierung und die Fortschritte der Wissenschaften, besonders in der Medizin, führten zu einer Bevölkerungsexplosion. Dies wiederum führte einerseits zu einem Zurückdrängen der Natur in Nischenbereiche und andererseits beim Menschen zu einer zunehmend naturfremden Lebensweise, für die er biologisch nur begrenzt geschaffen ist. Sein Feinstoffwechsel geriet durcheinander, sein psychisches Gleichgewicht ging als Folge davon verloren, und seine physischen Krankheiten nahmen zu. Der Verlust an der vertrauten Natur wurde seit den Anfängen der Industrialisierung beobachtet und Gegenbewegungen meldeten sich zu Wort. Zugleich mit der Heimatbewegung entstand die Naturschutzbewegung, die gemeinsam einerseits rückblickend den bisherigen Bauerngarten idealisierte (den es in dieser Form nie gegeben hat) und andererseits über ein "Zurück zur Natur" einen "Naturgarten" forderte, einen Garten als Schutzareal für die ansonsten sterbende Natur. Diese Gedanken waren wesentliche Teilinhalte der Reformbewegung.
So sah Willy Lange (1864 - 1941)
"den Menschen nicht unter oder über, sondern in die Natur gestellt. Wenn die
Pflanze im Garten das gleiche Recht hat wie wir selbst, dann stellt sie an uns
die Forderung, dass wir ihr den Standort schaffen, den sie von Natur (aus)
braucht ---".
Dieses Denken mündete über die Florenkunde und die sich entwickelnde Lehre von den Pflanzengesellschaften, in der Gartengestaltung angeregt durch Foerster und dann Hansen, in einem Pflanzenverwendungssystem nach Lebensbereichen, das allerdings Allgemeingültigkeit für sich beanspruchte und weit über die Bereiche des Naturgartens hinauswies.
Insgesamt beeinflussten uns in Deutschland drei Entwicklungsstränge:
Die entscheidenden Ideen für den Naturgarten reiften vielleicht in Holland in
den Jahren zwischen 1920- 1970 heran. Bereits 1925 hatte
Jacobus (Jac) Peter Thijsse, 1865 - 1945: Grundschullehrer, der sich um den
holländischen Naturschutz und den dortigen Naturgarten sehr verdient
gemacht hat einen ersten öffentlichen Naturgarten im Blomendaal
(Gemeinde nahe Amsterdam) angelegt. In ihm standen nur heimische
Pflanzen.
In der Folgezeit entstanden dann immer wieder ähnliche Anlagen (u.a. der
berühmte Thijsse-Park von Amstelveen), die dort auf eine ganze Gartenge-
staltergeneration Einfluß nahmen. Den größten Einfluß unter ihren Vertretern
hatte vielleicht
Louis L Roy (geb. 1924, Architekt, "Öko-Pionier"; versucht die Kräfte der
Natur mit den kreativen Stärken des Menschen zu einem alternativen
Lebensmodell zu vereinen. In Mildram schuf er mit Hilfe von
Restprodukten aus dem Straßenbau beispielhaft seine Öko-Kathedrale
(= natürliche Strukturen, die sich aus der Zusammenarbeit mit dem
Menschen ergeben). Bekannt wurde er in Deutschland u.a. durch sein
Buch "Natur ausschalten - Natur einschalten" (1983). Die heutige
"Holländische Schule" der Gartengestaltung ist ohne ihn nicht
denkbar. Sowohl Mien Ruys wie auch heute Piet Oudolf wurden von
ihm beeinflusst. Kennzeichnend für Le Roy ist, dass er als Architekt
von den Naturräumen und ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit her
denkt.
Der zweite Strang ging in Deutschland in den 1920er Jahren aus der Reformbewegung hervor. Bis dahin hatte hier der formale Architekturgarten weitgehend die Gartengestaltung bestimmt. Eine Gegenbewegung forderte nun, sich
verstärkt wieder an der heimatlichen Landschaft und deren Traditionen zu
orientieren. In dieser Situation brachte Alwin Seifert bereits 1929 das
Bodenständige für die Gartengestaltung ins Gespräch. Gemeint war damit das
Naturnahe und Heimatliche. Eine Grundhaltung, die in der Reformbewegung
weit verbreitet war und viele Gartengestalter später in die Nähe der Nationalsozialisten brachte. In wenigen Jahren wurde dann der "Bodenständige
Garten" zum "Kommenden Garten" zum Synonym für das "nationalsozialistische Gartenkonzept", zum "Rassenmerkmal des Germanischen". Nach
dem Krieg wurden dann alle deutschen Naturgartenkonzeptionen aus der
Vorkriegszeit (sie hat während der Zeit des Nationalsozialismus bis zum
Kriegsausbruch nur 6 Jahre gedauert !) verdrängt, bzw. tabuisiert. Als das
Gedankengut dann in den 70er Jahren wieder populär wurde, berief man sich
allein auf die ausländischen Anreger und nicht mehr auf die eigenen Traditionen. Die Reformbewegung war im Gedächtnis (soweit überhaupt
vorhanden) zu einer Gruppe extremer Zivilisationskritiker verkommen, zu der
man sich in keiner Beziehung mehr sah. Der Gedanke aber der Lebensbereiche und der Dynamik des Prozesshaften eines naturnahen Gartens hatte
hier letztlich seinen Ursprung.
Ein dritter Ansatz kam aus der Schweiz, der in Deutschland besonders durch
Urs Schwarz (geb. 1928; Biologielehrer, später Berater im Kanton Solothurn
für naturnahe Bepflanzungen; forderte zum erhaltenden
Naturschutz einen gestaltenden in den Wohngebieten der
Menschen) nach 1980 populär wurde. Er wollte in die
entstehenden Biotope möglichst wenig eingreifen. Mit der
Kommerzialisierung der Naturgartenbewegung und damit dem
Zwang zu ihrer breiteren Anerkennung gilt sein Ansatz heute als
zu wenig gestaltend.
- 1971:
Experimente in Solothurn mit Naturgartenelementen
(durch Alex Oberholzer),
- 1980:
"Der Naturgarten" (Buch von Urs Schwarz; Auflage
über 100.000).
- 1982:
Erste Naturgartenfirmen entstehen.
- 1986:
"Der andere Naturgarten" (Buch von Salzmann /
Winkler; Schaffung einer kommerziellen Grundlage).
- 1990:
Gründung des deutschen "Naturgarten e.V".
Aus heutiger Sicht hat die Professionalisierung der Naturgartenbewegung gut
getan, weil ihr geistiger Ansatz dadurch versachlicht wurde. Zwar gehören
Ideologien zu jeder menschlichen Orientierung, doch kann ihre
Verabsolutierung die Menschen auch abschrecken. Die heutige Situation hat
die Menschen für diesen Gartentyp aufnahmebereiter gemacht.
Für die Anlage eines Naturgartens gibt es bewährte Vorgehensweisen:
- Klärung der naturbezogenen Gegebenheiten an einem vorgegebenen
Gartenort
(z.B. Bodenverhältnisse, Wasserverhältnisse im Jahresverlauf, Klima,
Licht- und Schattenverhältnisse, ökologische Gegebenheiten, naturbezogene Blickbezüge außerhalb des Gartengeländes).
- Klärung der kulturbezogenen Gegebenheiten
(z.B. Bezüge zum Haus, Verkehrsanbindungen, Nutzungsvorgaben,
kulturbezogene Blickbezüge außerhalb des Gartengeländes).
- Entwurf einer idealen Wunschkonzeption für ein Leben in umd mit der
Natur.
- Entwurf des idealen (Natur-) Gartenraumes (für den vorgegebenen Ort).
- Zusammenfassung der Vorklärungen und der Idealvorstellungen zu einer
optimalen Konzeption.
- Realisierungsplan (evtl. schrittweise).
Ein Naturgarten ist vorrangig eine sinnliche Erlebniswelt mit einem eigenen ästhetischen Orientierungshintergrund (für Außenstehende wird dieser oft "unordentlich" erscheinen). Dabei besitzt kein "Kulturgarten" seinen psychischen Erholungswert. Im Naturgarten bekommen folgende Kriterien eine besondere Bedeutung:
- das Werden, das Dasein und das Vergehen,
- das sich Einbeziehen in die Naturprozesse
(z.B. über die Gartenarbeit, das Ernten und Genießen der Produkte),
- das Erleben seiner Eigendynamik,
- das Erleben der Realisierung (oder Nichtrealisierung) der umgesetzten
Idealvorstellungen
(eine Hilfe dabei können sein:
- Geländemodellierungen,
- das Herausstellen einzelner Elemente oder Grundgedanken,
- die Förderung bestimmter ökologischer Möglichkeiten,
Biotopwelten),
- die besondere Herausstellung der Urelemente Wasser und Stein.
Der moderne Garten entwickelt sich zunehmend in diese Richtung. Eine Herausstellung bestimmter Lebensbereiche, wie Wiese, Steppe, Prärie, Waldlichtung, Waldrand oder Sumpf verweisen bereits auf eine stärkere Einbindung einer ökologischen Grundorientierung in unsere Gartenwelt.
Ende der 1970er und in den 1980er Jahren kam es dann zu einer breiten Radikalisierung in der Naturgartenbewegung. Die historischen Bezüge waren weitgehend vergessen, und die zunehmenden Folgen der immer radikaler werdenden Eingriffe in die Natur erzwangen ein Umdenken gegenüber den das goldene Zeitalter versprechenden Wissenschaften. Es wurde immer deutlicher, dass der Mensch nicht der Herr über die Natur oder ein autonomes Teil von ihr war, sondern nur ein biologisches Glied in ihrer Ganzheit. Alle seine Eingriffe in die Natur, wirkten in irgendeiner Form auf ihn zurück. Im Rahmen dieser Radikalisierung wurden zunächst alle ästhetischen Herangehensweisen an die Natur grundsätzlich infrage gestellt. Damit wurde man aber wiederum dem ästhetisch orientierten, phylogenetisch vorgegebenen Hintergrund des Menschen selber nicht gerecht. Gestalterisch hatte es schon lange außer Funktionalität und Effekten keinen geistigen Inhalt in der Gartengestaltung mehr gegeben, und so war es nicht schwer, die gärtnerische Berufswelt zu verunsichern. Durch die Hereinnahme des Menschen selber in das ökologische System, (das war die große Neuerung gegenüber der Naturgartenbewegung um die vorangegangene Jahrhundertwende), öffneten sich allerdings neue Gestaltungswege:
"Wenn es einen Ort gibt, an dem wir Erfahrungen sammeln können in
Bezug auf das, was mit unserer Umgebung geschieht, --- dann ist es unser
Garten ---. Natürliche Vegetationen können eine gute Kontrastwirkung zu
dem Kulturprodukt des menschlichen Geistes ergeben" (Louis Le Roi,
1973).
"Die neue Ästhetik könnte eine ökologische sein, in der sich der
schöpferische Mensch als ein bescheidenes Glied einfügt in das große
Ökosystem Erde" (Klaus Spitzer, 1982).
Heute werden im wissenschaftlichen und kommunalen Bereich die Gedanken zum Naturgarten mit einer anderen Akzentuierung unter dem Begriff der Sukzession diskutiert, d.h. der Entwicklung und Aufeinanderfolge von Lebensgemeinschaften an einem bestimmten Standort. Dabei erhofft man sich zunächst die Entstehung einer größeren biologischen Vielfalt, bzw. eines engeren Kontaktes zur Natur einerseits und zum anderen, besonders im kommunalen Bereich, durch eine erhoffte Reduzierung der Pflegemaßnahmen, Kostenersparnisse. Das Problem dabei ist deren geringe Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Dem Bedürfnis nach einer Erlebbarkeit der Natur steht zu stark der verinnerlichte Wunsch nach einer kultivierten Umwelt, d.h. "gepflegten" Anlagen gegenüber. Unser allgemeiner Wertekanon ist noch zu stark kultur- und zu wenig naturorientiert, obwohl wir spüren, dass wir damit zunehmend im Widerspruch zu unserer biologischen Programmierung geraten.
Auch der Naturgarten kann eine gestaltende, inhaltliche Vorgabe haben und damit Kunst sein. Inhaltlich können ihm vorgegeben werden:
- eine geistige Grundhaltung (einfließend in die Grundkonzeption),
- Nutzungsvorgaben,
- Strukturvorgaben,
- selektive Eingriffe im Sinne einer verstärkenden (idealisierenden)
Herausstellung seiner Grundkonzeption
(letztlich seines im Hintergrund stehenden geistigen Themas).
Zur Ausführung gelangt in jedem Fall eine naturnahe Komposition mit sinnlichen Assoziationselementen in einem Außenraum. Dabei muß dieser Außenraum von vielen Menschen ästhetisch neu gesehen werden, z.B. der kleine Schmetterling auf einer Blüte, der Distelfalter auf einem Natterkopf oder, für viele Menschen ein Extrem, die vielen Schmetterlinge und deren Raupen, die zu Brennesseln in einer Beziehrung stehen.
In einem Naturgarten wird der Garten als eine ökologische Zelle gesehen, in der es zu einer natürlichen Vielfalt kommt. Bevor in seine Strukturen gestaltend und lenkend eingegriffen wird, gehen oft lange Beobachtungszeiten und Überlegungen voraus. Dabei ist es immer problematisch, wenn ein vorgegebener Standort für eine Idee erst aufwendig verändert werden muss. Im strengen Sinne bleibt an ihm dann wenig natürlich. Ein Naturgarten ist eigentlich immer das Spiegelbild einer Idealnatur an einem bestimmten vorgegebenen Ort unter Berücksichtigung seiner vorgegebenen Bodenverhältnisse, seiner vorgegebenen Besonnung, seiner Feuchtigkeitsverhältnisse im Verlauf des Jahres, seiner Windverhältnisse und seiner "natürlichen" Umgebung unter den Verhältnissen der auf sie im Verlauf der Geschichte eingewirkt habenden Kultur. Der Aufenthalt in ihm ermöglicht einen ästhetischen Beziehungsaufbau gegenüber der Natur von der Kultur her.
Ein Naturgarten ist nicht mit einer Wildnis zu verwechseln, da sich in ihm ein geistiger Naturbezug verwirklicht und mit Hilfe von Eingriffen die Natur im Sinner einer bestimmten (Ideal-) Vorstellung gesteuert wird. Geplant kann in ihm nur eine Grundkonzeption werden, die sich zunächst an seinen Funktionen orientiert und dann den Garten möglichst weitgehend der Naturdynamik überlässt. Sein Erleben ergibt sich weitgehend aus dem Erleben dieser Dynamik. Sein Bild ändert sich ständig im Verlauf des Jahres und von Jahr zu Jahr. Seine Struktur gibt seiner Komposition sozusagen sein Thema vor, um das die Natur dann deren Ablauf improvisiert.
Viele Naturbezüge bekommen hier eine andere Qualität. Sie werden anders beachtet. Dies gilt nicht nur für die Bodenpflege, seine Kleinlebewesen wie den Regenwurm oder die ganze Humusproblematik, sondern auch für die Förderung von Insekten oder Vögeln mit Hilfe einer Zurverfügungstellung von Aufenthaltsmöglichkeiten, Nahrungsquellen oder Nisthilfen. Vielleicht sieht in einem "gepflegten" Garten ein seitlicher Reisighaufen störend aus, in einem Naturgarten ist er es nicht. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass er bald von allerlei Getier bewohnt wird, und wenn man Glück hat, von einer Igelmutter, die am Abend, wie an einer Perlenkette aufgereiht, ihre Jungen durch den Garten führt. Wie armselig wirkt ein Luxusrasen gegenüber einem "ungepflegten" Rasen vollen Gänseblümchen, Weißklee, Ehrenpreis oder Braunellen. Die Nartur kann dann völlig ihre eigenen Weg gehen, z.B. einen ganzen Rasenteil nach den Krokussen mit Vergissmeinnicht überziehen oder eine andere Ecke im Herbst mit Hilfe von Ameisen, völlig mit Alpenveilchen. Das kann man kaum planen. Ein Naturerlebnis ist in einem geplanten Garten weitgehend vorhersehbar. Deshalb kann man in ihm auch gezielt Effekte einbauen. In einem Naturgarten lebt man stärker mit der Natur mit und bekommt deren Elemente ganz anders, oft unvorhersehbar zu spüren. Dabei ist er z.B. nicht blumenärmer. Es sind nur andere Blumen, und die meistens kleinblütiger, selten spektakulär. Auch ihre Farben sind nicht so grell. Während unsere kulturorientierten Gärten oft trotz aller geplanten Pflanzenvielfalt eigentlich sehr steril sind, findet man in den Naturgärten nach und nach eine unerwartet große Zahl an Kleinlebewesen im Sinne der dort geschaffenen Biotope.
Wie in allen Kulturbereichen gibt es auch hier Themenbereiche, ja Moden, oft kleinräumige Spielereien in einer standortfremden Umgebung: z.B. solche mit
- Sanden und Kiesen, hier
- auf mageren Rohböden:
Sie können sehr eindrucksvoll mit
Thymian, Heidenelken, Königskerzen, Natternkopf
oder Nachtkerzen bepflanzt sein.
- auf kalkhaltigen Kiesflächen;
Hier wachsen Silberwurz, Küchen-
schellen, Katzenpfötchen, Karthäusernelken oder
Alant.
- als Steingarten oder Trockenmauer:
Hier wächst das ganze Jahr über eine
Vielzahl bekannter Gartenpflanzen.
- als Waldsaum:
Hier ist der beste Bereich für verwildernde Zwiebelgewächse.
- als Schattenbereich:
Hier wachsen besonders unsere Waldstauden: Asarum,
Pulmenaria, Omphalodes, Tiarelle, Epimedium, Ajuga, Lamium,
Galium, Convallaria.
- als "Bauerngarten"
(gemeint eigentlich der bürgerliche, ländliche Hausgarten
aus der Biedermeierzeit; die früheren Bauern waren für einen solchen
Luxus viel zu arm gewesen): Hier standen viele Gemüsepflanzen und
einige alte Blumenarten, Kräuter und gelegentlich eine Strauchrose.
- als Nutzgarten:
Früher war er ein wichtiger Teil der Lebensreformbewegung.
Die Gärten von Migge lassen sich z.B. ohne diesen Hintergrund kaum
verstehen (in seinem Fall auch die Erfahrung der Hungerzeiten
während des 1. Weltkrieges). Auch hier gab es einige Moden (z.B. das
Hügelbeet oder die Gewürzpflanzenspinne), die sich nicht bewährt
haben. Aber noch heute schafft ein solcher Garten, eine große innere
Befriedigung und ästhetisch gibt es großartige Beispiele für ihn. Nach
England sollte man wegen der dortigen Küchengärten fahren, weniger
wegen seiner Staudenrabatten.
- Wasserbereiche:
Wasser ist in einem Garten immer gut. Allerdings ist der
ökologische Wert vieler Kleinstanlagen mit einem Folienuntergrund
wahrscheinlich nicht sehr hoch anzusetzen. Die Beobachtung von
Pantoffeltierchen ist nur ein theoretischer Inhalt, das Erleben von
Mücken im Sommer dagegen ein viel realerer.
So sonderbar es vielleicht klingt, ein großer Teil des Naturerlebens in einem Naturgarten ergibt sich aus dem Pflanzenschutz. Im Gegensatz zu unserem "normalen" Hausgarten ist die gedankliche Ausgangsbasis hier nur eine andere:
- Zunächst liegt sie in der Vorbeugung:
D.h., der Schaffung optimaler
Lebensverhältnisse für die Pflanzen einerseits (damit sie nicht
geschwächt, weniger krankheitsanfällig sind), zum anderen, in der
Förderung der Schädiger der Schädlinge (z.B. durch die Einrichtung
von Nisthilfen für Meisen).
- Dem Einsatz naturnaher Stärkungs-, bzw. Bekämpfungsmittel:
u.a. Jauchen
und Brühen. Mit ihrer Verwendung ist oft ein großer Aufwand
verbunden.
Brühen werden vor einer Vergärung ausgebracht,
Jauchen danach (und stinken dann stark).
Mit ihrem Einsatz scheint viel esoterisch motivierter Hoffnungs-
glaube verbunden zu sein.
- Dem Einsatz naturschonender, naturnaher Handelsmittel:
Manche Firmen
haben sich darauf spezialisiert (z.B. www.neudorff.de).
Manchmal wird sich der Gartenbesitzer allerdings überlegen müssen, ob er im Einzelfall nicht doch zu einem chemischen Pflanzengift greifen sollte, bevor Schädlinge evtl. seine jahrelange Arbeit zerstören. Er muß sich dann allerdings gleichzeitig immer auch über die Nebenfolgen seines Tuns im Klaren sein. Mit der Tötung der vorhandenen Blattläuse, vergiftet er z.B. auch deren Fressfeinde. Vielleicht ist es in diesem Fall sinnvoll, Larven von Marienkäfern, Schwebfliegen, Schlupfwespen, Florfliegen, Raubwanzen, Laufkäfern oder Ohrwürmern einzusetzen (letztere lassen sich relativ leicht in den Garten locken) oder die Ameisen durch entsprechende Bepflanzungen (z.B. Kerbel) zu vergraulen (sie pflegen die Läuse und verschleppen sie oft von Pflanze zu Pflanze, da sie deren süße Ausscheidungen mögen).
Wer sich einen Naturgarten anlegt, geht von der Natur seines Gartens aus, dessen standortgemäßen Gegebenheiten, den Bedürfnissen der in ihm wachsenden Pflanzen und in ihm lebenden Tiere. Sein persönlicher Reichtum entsteht duch die Ausschöpfung seiner natürlichen Möglichkeiten. Sein Boden bekommt für ihn eine andere Bedeutung, die emotional in Richtung "Mutter Erde" tendiert, ohne dass es kitschig sein soll - hier allein als Wertschätzung eines Ausgangspunktes des Lebens an sich.
In einem Naturgarten werden die natürlichen Prozesse der Natur ganz anders wahrgenommen. Während unsere Kulturgärten als Grundgedanken etwas Statisches in sich bergen. Das für sie einmal vorgesehene Bild soll in seiner Art und Aussagekraft möglichst immer bleiben, bzw. wiederkehren, ist der Naturgarten prozessorientiert. Kennzeichnend für ihn ist die in ihm zum Ausdruck kommende Dynamik. Sie ist in ihm ein entscheidender Aspekt seines Naturerlebens, seiner biologischen Abläufe, seiner chemischen Prozesse oder physikalischen Kräfteeinwirkungen. Sie alle werden wahrgenommen und in ihrer spezifischen Ästhetik erlebt - erlebt u.a., weil sich sein Besitzer als bewusstes Glied in diesen Prozessen sieht und sich mit all diesen Phänomenen beschäftigen muß.
Über manche Dinge kann man als Naturgartenfreund lächeln, z.B. über die kultische Verehrung mancher Naturelemente, z.B. des Kompostes, den es so ideal wie er immer dargestellt wird, nur in der reinen Lehre gibt (es werden nicht die notwendigen Temperaturen erreicht; kranke Pflanzenteile werden nicht so fern gehalten, wie es sein müßte; notwendige Arbeitsgänge werden eingespart, wie das Umsetzen), doch bleiben zwei wichtige Kriterien bestehen; eine Rückgewinnung von mineralischen und biologischen Ausgangselementen für die normalen Naturkreisläufe und das Bewusstwerden des Bodenlebens durch den Humus. Für uns Alltagsmenschen gibt es nur ein Leben oberhalb des Bodens. Das Leben in ihm ist uns völlig fremd. Niemand denkt daran, dass z.B. die Pflanzen in ihm auch über ihre Wurzeln atmen, atmen können müssen, wenn sie nicht sterben sollen.
Ein Naturgarten steht für das Miteinander aller Lebewesen, in dem der Mensch nur ein Glied ist. Es ist ein Miteinander der Pflanzen in Pflanzengesellschaften, wie sie sich im Laufe der Jahrtausende für jeden Standort herausgebildet haben und aus deren Vorhandensein wir auf dessen Eigenschaften schließen können. Sogenannte Zeigerpflanzen geben uns den jeweiligen Säuregehalt, Nährstoffgehalt und Wasserhaushalt im Boden an. Z.B:
(angegeben werden: Lichtzahl - Feuchtezahl - Reaktionszahl - Stickstoffzahl )
- Giersch:
Halbschatten - frische Böden - schwach saure bis schwach
basische Böden - Stickstoffanzeiger.
- Fingerhut:
Halblicht - frische Böden - Säureanzeiger - mäßig
stickstoffreicher Boden.
- Scharbockskraut:
Halbschatten - Feuchteanzeiger - schwach saurer bis
schwach basische Böden - stickstoffreicher Boden.
- Veilchen:
Halbschatten - frischer Boden - mässig sauer - mässig
stickstoffreich.
(es gibt Tabellen, in denen alle unsere Wildpflanzen entsprechend bewertet
werden. Aus der Zusammenstellung der Werte für die vorhandenen
Pflanzenarten kann man sich ein guts Bild von den Eigenschaften seines
Gartenstandortes machen).
In einem Kulturgarten setzt man sich in der Regel darüber hinweg, indem man sich beim Fehlen der nötigen Bedingungen die gewünschten Eigenschaften technisch beschafft - in einem Naturgarten sind sie aber die Ausgangsbasis aller Überlegungen. Mit der jeweiligen Pflanzenwelt korrespondiert dann auch eine bestimmte Tierwelt auf allen unteren Ebenen der Nahrungspyramide bis hin zum fleischfressenden Igel oder zu insektenfressenden Vögeln. Anders als in der "freien" Natur (in unseren Kulturlandschaften gibt es sie nur noch als eine theoretische Größe) unterscheidet sich der Naturgarten von dieser dadurch, dass er deren Selbstregulierungsmechanismen im Sinne seiner "idealen" Naturvorstellungen teilweise steuert, bzw. im Sinne seines Kunstverständnisses ästhetisch überhöht.
Ein Naturgarten ist ein Garten, in dem der Mensch mit der Natur lebt, sie nicht nur betrachtet, ein Garten in dem die Kinder frei über die Grasflächen laufen und auf die Bäume klettern dürfen. In einem Naturgarten dürfen einerseits die Wege sich überwachsen und seine Elemente sich mit Moos oder Flechten überziehen lassen, andererseits die Spuren seiner Nutzung durch den Menschen erkennbar bleiben. Es ist kein "schöner" Garten im Sinne einer sterilen Monotonie, sondern ein Garten, der seine Ästhetik aus seiner (gesteuerten) Lebendigkeit bezieht. Es ist ein Garten, der der Psyche des Menschen gut tut, wenn man sich auf ihn einläßt (sehr viel umfangreicher als dies ein Kulturgarten kann).
Ein Naturgarten kann angelegt sein als ein
Vielleicht kann man sagen, dass der biologische Nutzgarten primär eine Lebensgemeinschaft seines Eigners mit diesem im Hinblick seiner allgemeinen biologischen Gesundheit ist, der Naturgarten dagegen in unserer naturentfremdeten Luxuswelt ein Ausdruck seines Bemühens um seine primär psychische Gesundheit. Zwischen beiden gibt es je nach den Bedürfnissen des Eigners viele Zwischenstufen.
Während unser bisheriger Kulturgarten weitgehend ein Garten unseres Kopfes war und ist, unserer planenden Überlegungen hinsichtlich einer Endvorstellung, eines fertigen statischen Bildes (das es in der Natur eigentlich nicht geben kann, da sie immer bewegungsorientiert ist), ist der Naturgarten primär sinnlich orientiert, verstärkt aus dem Gefühl gewachsen, das die Natur jeweils tragend in uns schafft. In ihm sehen wir nicht nur eine effektorientierte Farbenwelt, sondern nehmen verstärkt auch seine Gerüche, seine Geräusche wahr oder fühlen verstärkt die Welt der uns dort begegnenden Gegenstände.
Für einen Naturgarten gibt es kein verbindliches Orientierungsgerüst, wie jeder Ort und jeder Eigner jeweils andere sind. Jedes dort umgesetzte Ideal (es bleibt bei aller Natur, immer auch das Arbeitsergebnis eines Menschen), ist allein das Ideal eines Menschen, evtl. einer Menschengruppe. Sein Grundgerüst bilden (wie in jedem Garten) seine raumbildenden Elemente, d.h. seine Gehölze, bzw. deren Zusammenfassung zu Hecken. Hier ist die Auswahl an heimischen Gehölzen, besonders für kleine Gärten relativ klein. Der zurzeit wieder modern werdende Gehölzschnitt ist eine Antwort darauf, eine andere, in unseren Augen bessere Alternative, naturnahe Fremdgehölze zu verwenden. Viele von ihnen werden von unserer Insektenwelt gerne angenommen.
Die Gehölze bestimmen weitgehend die Lichtverhältnisse eines Gartens und damit einen seiner wichtigsten Standortfaktoren. Es gibt danach nur relativ wenige Pflanzen, die in einem tiefen Schatten wachsen können. Der halbschattige Bereich ist der Waldrandbereich. Die Art seines natürlichen Bewuchses ist feuchtigkeitsabhängig. So findet man im feuchten Halbschatten Wasserdost, Giersch, Taubnesseln und Weidenröschen.
Auch der Naturgartenbesitzer kann sich in seiner Ausgangspflanzung an dem Schema Leitstauden - Begleitstauden - Flächendecker in den von ihm bevorzugten Farben orientieren. Er kann sie mit Gräsern und Farnen bereichern und mit Hilfe von Kletterpflanzen dem Gesamtbild eine urtümliche Atmosphäre verleihen. Z.B. für eine Waldrandpflanzung in Weiß: u.a.
- Leitstauden:
- Waldgeißbart
- Aruncus dioicus,
- Eisenhut
- Aconitum vulparia,
- Sterndolde
- Astrantia major,
- Begleitstauden:
- Christophskraut
- Actea spicata,
- Salomonssiegel
- Polygonatum i.A.,
- Maiglöckchen
- Convallaria majalis,
- Flächendecker:
- Buschwindröschen
- Anemone nemorosa,
- Waldmeister
- Galium odoratum,
- Bärlauch
- Allium ursinum,
- Gräser:
- Farne:
- Waldfrauenfarn
- Athyrium filix-femina,
- Wurmfarn
- Dryopteris filix-mas,
- Schlinger:
- Waldrebe
- Clematis vitalba,
- Wald-Geissblatt
- Lonicera periclymenum,
- Efeu
- Hedera helix.
Eine solche Pflanzung läßt sich in ihrer Wirkung durch Farbmischungen beliebig steigern und kann durch das Einbringen von Ein- und Zweijährigen eine zusätzliche Dynamik bekommen. Durch gezielte selektive Eingriffe kann man dann dieser eine gewünschte Richtung geben.
Wie in kaum einem anderen Bereich wird aus ideologischen Gründen im Naturgartenbereich oft nicht die Wahrheit gesagt. Es werden wunderschöne Blumenbilder von Magerwiesen gezeigt, wie sie auf unseren Fettwiesenflächen gar nicht möglich sind. Um sie zu erzielen, wird der aufwendige Einbau von Fremdmaterialien (Sand, Kies, Schotter) vorgeschlagen. Es wird weiter nicht gesagt, dass diese Bilder oft nur glückliche Momentaufnahmen sind, wie sie sich nur selten bieten, und wenn, dann oft nur für wenige Tage, im Idealfall für wenige Wochen. Es wird die oft nachteilige Begrenztheit der allein heimischen Pflanzenwelt nicht erwähnt, bzw. deren Nachteile (in ihrer biologischen Entwicklung wurden sie nicht auf eine begrenzte Gartenwelt hin programmiert). Das Schädlingsproblem wird gerne umgangen, bzw. ihm mit esoterischen Hausmitteln zu begegnen versucht. Wer Wühlmäuse in seinem Garten hat, wird sie kaum mit Kaiserkronen allein in die Nachbargärten verdrängen können. Wem Schnecken seine ganze Arbeit zerstören, sollte sich nicht auf den Rat, "Bierfallen" aufzustellen, einlassen. Ihn besuchen dann auch alle Schnecken aus der Nachbarchaft, die vom Bierduft angelockt werden.
Man sollte sich von einem Naturgarten einerseits nicht eine Wunderwelt versprechen, wie sie seine Jünger postulieren, andererseits ist er für uns oft nur noch die einzige Möglichkeit, naturnah zu leben. Jeder einzelne bestimmt in ihm über seine geistige Haltung und seinen Arbeitsaufwand, wie nah er darin seinem Paradiesideal kommt. Genau genommen ist er nur eine von uns geschaffene ökologische Nische, in der wir uns selber leben wollen. Es gibt nicht den idealen Naturgarten, sondern nur einen auf einen bestimmten Menschen bezogenen idealen Garten - auch wenn er stark mit ästhetischen Elementen angereichert wurde, damit er die Nachbarn beeindruckt und sie über denselben zu unserer erhofften Anerkennung führt. Auch ein Naturgarten ist, da von einem Menschen geschaffen, ein Kulturprodukt.
Seine wichtigsten Lebensbereiche sind:
- Wiesenbiotope:
- Magerwiesen (einschürig bei einer hochwachsenden
Blumenwiese im September,
zweischürig Mitte Juni und Mitte August),
- Blumenrasen,
- Wildblumenbeete,
- Rasenwege,
- Feuchtwiesen (in Verlängerung von Feuchtbiotopen).
- Gehölzbiotope:
- Sträucherhecken (bevorzugt heimische Gehölze, 2,5 - 5 m breit),
- Fassadenbegrünung,
- Solitärgehölze (dekorative Sträucher und Bäume;
bevorzugt Obstgehölze),
- Totholzhaufen (evtl. mit Waldgeißblatt überwuchern
lassen),
- vermodernde Stämme und Wurzelstücke.
- Trockenbiotope:
- Wege und Treppen (bevorzugt aus Natursteinen der
Umgebung, Klinkern, Kies),
- Trockenmauern,
- Stein- und Schotterflächen (z.B. Kalkschotter, Mauer-
schutt),
- Sandwälle, bzw. -berge,
- Dachflächen.
- Feuchtbiotope:
- Teiche und Gräben,
- Sumpfflächen.
Zwischen ihnen befinden sich Wege und Aufenthaltsorte. Dabei ist es unsinnig, bei Kleinstflächen noch von Biotopen zu sprechen. Es ist in der Regel angemessener, sich auf Weniges, aber dann Aussagestarkes zu beschränken.
Optisch stellt sich der ideale Naturgarten als eine zwanglose Mischung unserer heimischen Wildpflanzen dar, die unserem ästhetischen Empfinden als angenehm erscheinen.Er ist eine Oase für unsere Psyche in unserer Kulturwelt. Er regt uns einerseits zu einem naturnäheren Leben an, andererseits bringen wir unser Tun in ihn oft in einer Form ein, wie sie noch unsere Vorfahren lebten, als sie noch einen engeren Kontakt zur Natur besaßen. Anders als der Kulturgarten, der vorrangig von den Orientierungswerten unserer Kultur, bzw. unseres sozialen Umfeldes bestimmt wird, orientiert sich der Naturgarten an den Naturvorgaben eines jeweiligen Umfeldes und führt diese dann zu einem idealen Höhepunkt. Gewachsen aus dem Gefühl ist er das Ergebnis einer Romantisierung der Natur, gewachsen aus der Ratio, ist er das Ergebnis sachlicher Überlegungen über die eigene Stellung in der Natur. Das Problem unserer heutigen Kulturgärten ist, dass sie uns keinen Eindruck mehr von der "echten" Natur vermitteln, sie sind weitgehend zu einem dekorativen Statusumfeld verkommen. Wir gehen durch sie hindurch, nehmen aus ihnen ästhetische Bilder wahr und werden von ihnen kaum noch innerlich berührt. Unser Tun in ihnen ist auf ein Minimum beschränkt und unsere psychischen Ungleichgewichte, als Ergebnisse unseres fehlentwicklelten Feinstoffwechsels, versuchen wir bei professionellen Gesprächspartnern, Psychologen zu beheben. Dabei erfasst der Blick eines (künstlerisch orientierten) Menschen seine Naturumgebung genauso wie seine Kulturumgebung, erfasst sie gestaltend als Ort seines Daseins, als Ort seiner möglichen inneren Gesundung, als Ort, von dem er sich das Finden seines inneren Gleichgewichts wieder erhofft.
Besonders schön können Naturgärten sein, wenn sie die Landschaft in ihre Bilder einbeziehen können, Blicke in Wiesenlandschaften, Trockenflächen, Küsten- oder Gebirgslandschaften. Wichtig ist dabei nur, dass man deren aussagestarke Großzügigkeit beibehält. Innerhalb einer Stadt ist dies nicht möglich, dann können nur die Ordnungsvorstelungen und Materialien naturnäher sein. Allein wichtig ist es auch hier, vorrangig in der Natur zu sein, sie als solche zu erleben, innerhalb einer Stadt in seiner Oase sein zu können, in der man seine Inspirationen aus der Natur bezog, bzw. bezieht. Die wichtigsten Elemente sind dann:
- die Arbeit mit Höhendifferenzen
(z.B. Bodenmodellierungen,
Trockenmauern, Treppen),
- die Art der Einfriedungen, Begrenzungen
(z.B. Abpflanzungen),
- die Gestaltung der Oberflächen
(mit Steinmaterialien, Pflanzen der
verschiedenen Art),
- der Einsatz von Wasser
(stehend, fließend, Feuchtzone),
- eine naturnahe Pflanzung
(d.h. wildnisorientierte),
- kulturbezogene Gartenelemente
(z.B. Möbel, Kunstwerke, u.ä.).
Es gibt eine Vielzahl wunderschöner Wildpflanzen oder Pflanzen mit einem Wildcharakter für jeden Standort: z.B. für
- blühende Wiesengärten im Frühsomme:
Kuckucksblume, Wiesenstorchschnabel, Wiesenmargerite, gelber
Klappertopf, Kleearten, u.a..
- blühende Wiesengärten im Hochsommer:
Skabiosen, Moschusmalven, Glockenblumenarten, gemeiner Dost,
Ampferarten, Schafgarbe, Braunelle, Flockenblume, u.a..
- Leitpflanzen an sonnigen Standorten können sein:
Glockenblumen, Zichorien, Wilde Möhre, Weberkarden, Gemeiner
Natternkopf, Mädesüß, Wiesenmargeriten, Wiesenstorchschnabel,
Kuckucksblumen, Moschusmalven, Gemeiner Dost, u.a..
- Leitpflanzen für halbschattige Standorte:
Ziest, Johanniskraut, Goldnessel, Süßdolde, Narzissen,
Salomonssiegel, Leinkraut, Teufelsabbiß (Succisa), u.a..
- Leitpflanzen für schattige Gärten:
Akelei, Fingerhut, Hasenglöckchen, Waldmeister,
Waldstorchschnabel, Türkenbundlilien, Lungenkraut, u.a..
- Leitpflanzen für Steingärten:
Alpenfrauenmantel, Silberwurz, Blutroter Storchschnabel,
Sonnenröschen, Küchenschelle, u.a..
- Leitpflanzen für Wassergärten:
Blumenbinsen, Sumpfdotterblumen, Wasserdost, Mädesüß,
Beinwell, Baldrian, u.a..
- Heckengärten im
Frühling: Gundermann, Sternmiere, Scharbockskraut, Hundsveilchen,
Storchschnabelarten, Weiße Taubnessel, Salomonssiegel,
Gehölze.
Sommer: Waldziest, Gräser, Vogelwicke, Brennessel, viele Sträucher.
Herbst: (besonders Sträucher im Schmuck ihrer Früchte):
Rosen, Schlehen, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Holunder, u.a..
- Waldgärten im Frühling:
Lungenkraut, Waldmeister, Hasenglöckchen, Maiglöckchen,
Goldtaubnessel, Günsel, Farne, u.a..
- Wildblumen im Steingarten (Sommer):
Sonnenröschen, Scilla, Thymian (früher), Katzenpfötchen,
Fetthennen, Küchenschelle, Porzellanblümchen, Fingerkraut, u.a..
- Teichgärten im Sommer:
Mädesüß, Igelkolben, Wasserdost, Froschlöffel, Baldrian,
Blutweiderich, Blumenbinsen, Felberich, Bachminze,
Rohrkolben, Sumpfvergissmeinnicht, Seerosen.
- Wildblumen für Küstengärten:
Wilde Möhren, Labkraut, Stranddisteln, Sedum, Meerwermut,
Tausendgüldenkraut, Grasnelke, Fenchel, Strandflieder, u.a..
(sie können auch als Kies- oder als Sandgärten gestaltet werden).
Wichtig für einen Naturgarten ist, dass er möglichst nur nach organischen Prinzipien gepflegt wird. Chemische Eingriffe bringen ihn in der Regel sofort aus seinem biologischen Gleichgewicht. Dies gilt besonders für das Düngen und den Bereich des Pflanzenschutzes.
Besonders schöne Wildblumen sind u.a. (eine kleine Auswahl):
- Akelei (Aquilegia vulgaris):
30 - 80 cm hoch; Blüte:V - VII, blau.
- Alant (Inula helenium):
60 - 150 cm hoch; Blüte: VII - VIII, gelb; feuchte
Böden, Hintergrundpflanze.
- Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium):
10 - 30 cm hoch; Blüte: VIII - X,
rosa, weiß; nicht heimisch; verwildert auf nährstoff-
reichen, durchlässigen Böden gut.
- Baldrian (Valeriana officinalis):
30 - 150 cm hoch; Blüte: VI - VIII, rosa.
- Blutweiderich (Lythrum salicaria):
50 - 130 cm hoch; Blüte: VI - IX, violett.
- Braunelle (Prunella grandiflora):
10 - 30 ch hoch; Blüte: VI - VIII, violett.
- Duftveilchen (Viola odorata):
5 - 10 cm hoch; Blüte: III - IV, violett. 3
- Eisenhut Aconitum napellus):
100 -150 cm hoch; Blüte V - IX, blau; feuchte
Waldböden.
- Felberich (Lysimachia vulgaris):
50 - 150 cm hoch), Blüte: VI - VIII, gelb.
- Fenchel (Foeniculum vulgare):
150 - 200 cm hoch; Blüte: VII - X, gelb;
filigranes Laub.
- Fingerhut (Digitalis purpurea):
30 - 150 cm hoch; Blüte: VI - VIII, rot
violett.
- Frauenmantel (Alchemilla vulgaris):
15 - 45 cm hoch; Blüte VI - IX,
gelbgrün;
- Glockenblume (Campanula latifolia):
60 - 120 cm hoch; Blüte: VII - VIII,
blassblau, feuchte Böden; Hintergrundpflanze.
- Goldlack (Cheiranthus cheiri):
20 - 60 cm hoch; Blüte IV - IX; kurzlebig,
Selbstaussaat.
- Goldnessel (Lamium galeobdolon):
10 - 60 cm hoch; Blüte: IV - VI,
goldgelb.
- Haselwurz (Asarum europaeum):
5 - 10 cm hoch; Blüte unbedeutend; sehr
schönes Laub.
- Himmelsleiter (Polemonium caeruleum):
30 - 90 cm hoch; Blüte: VI - VII,
blau, weiß.
- Judassilberling (Lunaria annua):
bis 100 cm hoch; Blüte: IV - VI, violett,
weiß, duftet; schöne, transparente Samenstände.
- Karde (Dipsacus silvestris )
70 - 150 cm hoch; Blüte: VII - VIII, lila.
- Katzenminze (Nepeta cataria):
50 - 80 cm hoch, Blüte: VII - IX, rosa.
- Königskerze (Verbascum thapsus):
30 - 200 cm hoch; Blüte: VI - VIII, gelb;
filziges Laub.
- Kornblumen (Centaurea cyanus):
30 - 80 cm hoch ; Blüte : VI - X, blau.
- Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris):
10 - 20 cm hoch; Blüte: II - IV, violett.
- Leberblümchen (Hepatica nobilis):
5 - 30 cm hoch; Blüte: III - V,
blauviolett.
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis):
10 - 30 cm hoch; Blüte: III - V,
violett.
- Mädesüß (Filipendula ulmaria):
50 - 150 cm hoch; Blüte: VII - IX, weiß.
- Maiglöckchen (Convallaria majalis) :
10 - 30 cm hoch ; Blüte V - VI, weiß.
- Majoran (Origanum vulgare):
20 - 60 cm hoch; Blüte: VII - IX, rosa.
- Moschusmalve (Malva moschata):
30 - 80 cm hoch; Blüte: VI - X, weiß, lila.
- Nachtviole (Hesperis matronalis):
40 - 90 cm hoch; Blüte: V - VII, weiß,
violett; feuchter Boden, sonniger Standort; starker
Duft.
- Natternkopf (Echium vulgare):
30 - 80 cm hoch; Blüte: VI - VIII, blau.
- Pastinak (Pastinaca sativa):
30 - 120 cm hoch; Blüte: VI - VIII, grüngelb,
schön mit Bärenklau und Weidenröschen.
- Schachbrettblume ( Fritillaria meleagris):
10 - 30 cm hoch; Blüte: IV - V,
purpur, weiß.
- Schneeglöckchen (Galanthus nivalis):
10 - 20 cm hoch; Blüte II - IV, weiß.
- Skabiose (Scabiosa columbaria):
20 - 50 ch hoch; Blüte: VII - X, lila.
- Sumpfdotterblume (Caltha palustris):
10 - 30 cm hoch; Blüte: IV - VI, gelb.
- Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus):
50 - 120 cm hoch; Blüte: V - VI, gelb.
- Trollblume (Trollius europaeus):
10 - 50 cm hoch; Blüte: VI - VII, gelb,
feuchter Boden, sonniger Standort.
- Türkenbundlilie (Lilium martagon):
30 - 100 cm hoch; Blüte: VI - VII, rot.
- Vergißmeinnicht (Myosotis sylvatica):
20 - 30 cm; Blüte: V - VII, hellblau.
- Waldgeissbart (Aruncus dioicus):
80 - 150 cm hoch; Blüte: VI - VII, weiß.
- Waldmeister (Galium odoratum):
10 - 30 cm hoch; Blüte: V - VI, weiß.
- Waldziest (Stachys sylvatica)
30 - 100 cm hoch; Blüte VII - VIII, rotbraun;
schön mit Schwarznessel und Blutampfer.
- Wasserdost (Eupatorium cannabium):
50 - 200 cm hoch; Blüte: VII - IX,
rosa.
- Wegwarte (Cichorium intybus):
30 -120 cm hoch; Blüte: VII - X, blau.
- Weidenröschen ( Epilobium angustifolium ):
50 - 160 cm hoch; Blüte: VII -
VIII, rosa.
- Wiesenmargeriten (Chrysanthemum leucanthemum):
20 - 60 cm hoch; Blüte:
V - IX, weiß.
- Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
10 - 40 cm hoch; Blüte IV - VI,
lila, rosa.
- Wilde Möhre (Daucus carota):
30 - 100 cm hoch; Blüte VI - IX, weiß.
- Ziest (Betonica officinalis):
20 - 60 cm hoch; Blüte: VI - VIII, purpur.
Am Anfang eines Naturgartens steht eine Initialpflanzung. Sie setzt sich zusammen aus kurzlebigen und dauerhaften
- Zwiebel- und Knollengewächsen (Frühlingsgeophyten),
- Frühjahrsstauden,
- dauerhaften Blütenstauden,
- speziellen Dynamikern,
- Gräsern.
Als Vorbild gelten zunächst Pflanzengesellschaften des jeweiligen Lebensraumes mit der heimischen Flora als Schwerpunkt. Ein solcher Garten ändert sich ständig. Besonders wenn man die Fruchtstände stehen lässt, werden die Samen von den Vögeln, Ameisen und dem Wind über den ganzen Garten verteilt (z.B. der Goldlack). Man setzt die Pflanzen zunächst dort, wo man sie gerne hätte, und sie säen sich dann dort aus, wo sie gerne stehen. Ein Naturgarten bedeutet zunächst nicht weniger Arbeit (sie wird dort in der Regel nicht als solche empfunden), sondern in manchen Fällen sogar mehr. Wenn man diesen Umstand zu seiner größeren Naturnähe addiert, dann ist er erholsamer als ein traditioneller. Das Problem bei ihm ist nur, dass er sich bei uns zurzeit in der Regel nur als eine ideologische Glaubensaussage präsentiert und selten in einer unverkrampften Alltäglichkeit. Wer einen Naturgarten nur als eine andere Form eines Designer-Gartens plant, hat seine Idee nicht verstanden.
Personen, die sich einen Naturgarten anlegen, geht es in der Regel nicht darum, ihrem Nachbarn zu gefallen, modischen Standards zu entsprechen oder ihre soziale Stellung zu demonstrieren. Sie wollen in erster Linie ihren persönlichen Paradiesvorstellungen nahe kommen, ihre Kinder darin aufwachsen sehen und selber im Einklang mit ihren biologischen Vorgaben leben. Ein Naturgarten stellt den Versuch dar, einen Mittelpunkt auf der Suche nach seinem Lebenssinn zu finden, den Versuch, für sich den Punkt zu erkennen, der die Welt zusammenhält, um am Ende dann auf seiner Parkbank sagen zu können, "Verweile doch du Augenblick" (wie Goethe Faust sinngemäß sagen lässt). Ein Naturgarten ist mehr als nur ein modisches Konzept. Er ist eine geistige Haltung, die wahrscheinlich in Zukunft entscheidend unsere allgemeinen Gartenvorstellungen prägen wird (wenn die Zeit unseres heutigen Energiekonsums sich verändern muß und der biologische Mensch in seiner Programmierung und damit seinen Grenzen noch der alte geblieben ist).
10. Der Nutzgarten
Heute hat es sich bis in den letzten Schrebergarten, der etwas auf sich hält, herumgesprochen, dass der Anbau von Gemüse und Obst etwas Gestriges ist, das in der Nachkriegszeit Sinn machte, heute aber völlig überholt ist. Kommt man dann nach Villandry oder in englische Küchengärten, heute z.B. auch in den Küchengarten von Ippenburg (2010), ist man allerdings erstaunt, wie viel ästhetische Reize diese besitzen können. Vielleicht kommt er der eigentlichen Reformgartenidee am nächsten: Die
- Nähe zur Natur,
- Förderung der persönlichen Gesundheit durch die
- frische Luft,
- Bewegung,
- gesunden Nahrungsmittel.
Das Einbringen der Ästhetik ist dann noch eine persönlich zu erbringende Zusatzleistung, die den Kulturbezug in ihn hineinträgt.
Historisch ist unsere heutige Gartenkultur aus drei fundamentalen Bedürfniswelten des Menschen hervorgegangen:
- der Erzeugung von Nahrungsmitteln
(sie erzwang die Einfriedung eines
Gartens, die zunächst zu dessen Hauptkennzeichen wurde).
- die Zurschaustellung eines Status
(zunächst als eingezäuntes Jagdrevier,
dass nur dem Herrscher zur Verfügung stand, später als kleinräumigerer Bereich, den man von der Erzeugung von Nahrungsmitteln befreite, weil man es sich leisten konnte. Zusätzlich wurde
er ästhetisch noch überhöht).
- religiösen Motiven
(einem herausgehobenen Ort wurden Bedeutungen
zugesprochen und dieser dann spirituell und ästhetisch
aufgewertet).
Diese drei Inhaltsstränge haben im Laufe der Geschichte immer wieder eine unterschiedliche Beachtung gefunden, latent waren sie aber in irgendeiner Form immer vorhanden.
Nach 1905 schien es so, als ob der zunehmende Wohlstand der Gesellschaft den Nutzgartenbereich völlig verdrängen würde. An seiner Stelle wurden selbst in den Schrebergärten Rasenflächen angelegt. Heute erfolgt wieder dessen Aufwertung. Ohne eine Zurückhaltung wird er sogar zur Kunst erklärt:
- So durch Ian Hamilton Finlay (1925 - 2006),
der vor der schottischen
Nationalgallerie einen Nutzgarten anlegte ("Seven Idylls").
- So 1998 auf der Internationalen Skulpturenausstellung in Münster
durch
Peter Fischli und David Weiss.
- So 2008 auf der Architekturbiennale in Venedig,
wo die Außenräume vieler
Pavillons von Gemüseanlagen begleitet wurden.
Jürgen Milchert nennt für die neue Beachtung des Nutzgartns vier Ursachen:
Die allgemeine Gartenkultur hat sich seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute weitgehend zu einer passiven Ziergarten- und einer mehr oder weniger aktiven luxuriösen Erholungsgartenkultur entwickelt. Beide geistig relativ inhaltsleer. Durch die Rückbesinnung auf die Lebensreformbewegung in den 1970er Jahren und deren Ausreifen zu einem rationalorientierten ökologischen Bewusstsein, haben wir seit den 1990er Jahren zaghafte Versuche eines neuen ästhetischen Vortastens, das von der Bevölkerung allerdings trotz aller Gartenschauen und trotz der vielen Zeitschriften und Publikationen kaum beachtet wird. Der Nutzgarten wäre ein neuer inhaltlicher Ansatz, zumal das Wachstum unserer Wohlstandsgesellschaft, die Begrenztheit der Ressourcen und die allgemeine Zunahme der Menschheit uns in vielen Lebensbereichen zwangsweise wieder verstärkt zu unseren Ursprüngen zurückführen wird.
Unsere heutigen, ursprünglich ummauerten Küchengärten kennen wir erst seit etwa 150 Jahren, d.h. Gemüsegärten, in denen aus ästhetischen Gründen auch Zierpflanzen gezogen werden. Sie waren bereits der Ausdruck eines gewissen Wohlstandes im Bürgertum. Heute spielen, neben den bereits genannten Ursachen, eine Rolle
- ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein
(der industriell produzierten Mas-
senware wird, oft auf Vorurteilen beruhend, eine geringe
Nahrungsqualität zugesprochen),
- die oft geringe Geschmacksqualität vieler Massenertragssorten
(Tomaten
werden z.B. nur noch als geschmacklose, rote Wasserbällchen
gesehen),
- die ständige Verfügbarkeit von Gewürzkräutern
(durch das Fernsehen ist das
Kochen auch zu einer beliebten Freizeittätigkeit geworden).
Der Gestaltung solcher Gärten sind kaum Grenzen gesetzt. Mangold und Kohlarten bringen Farbe in sie hinein. Mit Hilfe von Monatserdbeeren oder Küchenkräutern können die Beete eingefasst werden. Ihre heute so beliebte Viereraufteilung, die man geschichtlich gerne bis auf die altpersischen, vierteiligen Gärten (Chahar bagh) zurückführt und die man als Erbe der römischen, bzw. der Klostergärten sieht, die dann in die Tradition der Bauerngärten eingegangen sind, hat ihre tatsächliche Herkunft in der Anlehnung an die Dreifelderwirtschaft des Mittelalters. Ein Acker wurde damals in drei Quartiere aufgeteilt:
- Jahr:
Brache (Nutzung als Weide; in späterer Zeit Kartoffelanbau),
- Jahr:
Wintergetreide und Bodenbearbeitung,
- Jahr:
Sommergetreide und Selbstbegrünung.
Etwas Vergleichbares kannte man auch für die Fruchtfolge im Garten, nur dass man hier den vorgesehenen Bereich in vier Quartiere aufteilte:
- Quartier:
Starkzehrer (u.a. Kohlarten, Lauch, Sellerie),
- Quartier:
Mittelzehrer (u.a. Zwiebeln, Möhren, Rote Beete, Schwarzwurzeln),
- Quartier:
Schwachzehrer (u.a. Bohnen, Erbsen, Kräuter),
- Quartier:
Dauerpflanzen (sie blieben hier auf dem gleichen Standort über
Jahre: z.B. Rhabarber).
Die ersten drei Quartiere wechselten dann jährlich, indem im jeweils nächsten Jahr
- die Starkzehrer auf die Beete der Schwachzehrer rückten,
- die Mittelstarkzehrer auf das Feld der Starkzehrer und
- die Schwachzehrer auf das der Mittelstarkzehrer.
Damit bot sich eine Verbindung zum antiken Vierungsgarten an, die geistig aber als solche nie bestand, sondern sich nur aus einer anderen Nutzungstraditon ergab.
Der Quartieranbau
- sicherte den Menschen eine gewisse Vielseitigkeit der Gemüsearten,
- minderte den Schädlingsbefall,
- trennte "unverträgliche" Früchte über einen längeren Zeitraum voneinander,
- erlaubte einen Zwischenanbau von "Gesundungsfrüchten".
So sind unsere heutigen "Bauerngärten" nur romantische Rückblicke eines vom realen Landleben entfremdeten Bürgertums, bzw. der Stadtbevölkerung des 19. Jhs, die dann später, als es der Landbevölkerung selber besser ging, als ein Teil ihrer Tradition akzeptiert wurden. Vorher wären diese Menschen für eine solche Gartenform viel zu arm gewesen. Im Vordergrund ihres Denkens stand allein die tägliche Ernährung. Viel zu der bestehenden Bauerngartennostalgie haben beigetragen in England die wohlhabende Gertrude Jekyll und in Deutschland der Hamburger Kunsthallendirektor Lichtwark.
Nutzgärten haben ihren eigenen Reiz, der ihren Besitzern neben den Naturkontakten zu frischem Obst und Gemüse verhilft und auch zu viel Gartenerfahrungen führt. Oft befriedigen sie diese auch durch ihre ausgestrahlte Ordnung ästhetisch am meisten (obwohl sie in der Regel nicht vorrangig ästhetisch orientiert bepflanzt wurden). Eine fehlende Ordnung fällt in ihnen sofort auf.
Im 18. Jh. erfolgte dann ein allgemeines Umdenken im Gemüseanbau, - weg von der Dreifelderwirtschaft.
- Man ging jetzt davon aus, dass die verschiedenen Arten verschiedene
Nährstoffe dem Boden unterschiedlich stark entziehen und man bei der
Berücksichtigung dieses Umstandes in der Fruchtfolge auf das Brachjahr
verzichten könne.
- Eine methodische Pflanzenzüchtung setzte ein (ab Ende des 18. Jhs,
hauptsächlich durch Auslese). Dabei wurde auf die lokalen Anforderungen
und die persönlichen Geschmacksvorstellungen besonders Rücksicht
genommen (Die heutige Züchtung orientiert sich dagegen an den Wünschen
der Erwerbsgärtner: Großer Ertrag, leichte Ernte, Krankheitsresistenz. Der
Geschmack interessiert nur nebensächlich. Die Europäische Wirtschaftskommission unterwirft sie noch zusätzlich bestimmten größenbezogenen
und optischen Normen, so dass der Geschmack völlig auf der Strecke
bleibt. Der private Gemüsegärtner kann dem entgegenwirken, indem er
bevorzugt alte, bewährte Sorten anbaut. (es gibt für deren Verbreitung
Vereine!).
Die Hauptgemüsearten sind (hier geordnet nach einer möglichen Zuweisung in Quartiere):
1. Quartier (einer möglichen Fruchtfolge):
3. Quartier:
- Wurzelgemüse
(sie werden nicht umgepflanzt und sollten bei Trockenheit
gewässert werden - sonst zähe Wurzeln).
- Rote Beete (werden heute in der Regel gekauft),
- Möhren:
- Karotten (klein, saftig),
- Lagermöhren,
- Schwarzwurzeln (Aussaat mit schnell keimenden Radieschen
zum Erkennen der Aussaatreihen),
- Knollensellerie (sonnenhungrig, verträgt trockene Böden),
- Pastinake (möhrenverwandt, winterfest).
- Salatgemüse
(Salate werden ungekocht gegessen; verlangen einen
nährstoffreichen und feuchten Boden):
- Kopfsalat (Sorten für verschiedene Jahreszeiten),
- Endivien (Chicoree mit lockeren Köpfen),
- Löwenzahn (Frühjahrsaussaat für die Herbsternte),
- Feldsalat (Rapunzel, Wintergemüse),
- Radieschen (1. Satz: Märzaussaat),
- Spinat (verlangt Feuchtigkeit),
- Gurken,
- Tomaten,
- Paprika.
(daneben gibt es für den erfahrenen, bzw. versuchsbereiten Gärtner noch viele alte Gemüsearten, die nicht im Handel sind, die es aber wert sind, angebaut zu werden. Informationen darüber sind u.a. erhältlich beim "Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.").
Gerne wird heute Gemüse in Mischkulturen angebaut. Sie können einen besonderen ästhetischen Reiz besitzen. In ihren Beeten werden dabei verschiedene Gemüsearten, Kräuter und Pflanzen zusammengebracht. Wie in der Natur stellen sich die Pflanzen hier in ihren Pflanzengemeinschaften aufeinander ein (diese Wechselwirkung ist bislang wenig erforscht, Fachbegriff: Allelopathie). Welche Pflanzen sich miteinander gut vertragen, ist eine Sache der persönlichen Erfahrungen. Ausgegangen wird von deren jeweiliger Kulturdauer. Bewährt haben sich:
- Spinat und Buschbohnen (oder Grünkohl),
- Erbsen und junge Gurken,
- Sellerie zwischen 2 Reihen Blumenkohl und Rotkohl,
- Porree und Kopfsalat (Porree verträgt keine Beschattung),
- Möhren und Kopfsalat, Radieschen, Kohlrabi, Dill,
- Möhren und Porree (u. Dill u. Radieschen):
- Sind die Radieschen ausgewachsen, machen sie Platz für das
Weiterwachsen der Möhren.
- Der Geruch des Möhrenlaubes und des Porrees sollen
gegenseitig Schädlinge fern halten (Möhren-, Porreefliege),
- Möhre und Porree sind beide Mittelstarkzehrer (die Möhre
wächst in die Tiefe, Porree nah an der Erdoberfläche),
- Salat und Radieschen oder Rettich (hält Erdflöhe fern).
- Dillblüten locken Schwebfliegen an, die andere Schadinsekten vertilgen.
Bei einer Mischkultur
- wird der vorhandene Platz besser ausgenutzt,
- werden die Nährstoffe besser ausgenutzt,
- bieten die Pflanzen sich evtl. Sonnenschutz (z.B. junge Gurken, Bohnen),
- wird der Schädlingsbefall gesenkt.
In eine Mischkultur Blumen pflanzen. Dies
- lockt Bestäuber an,
- senkt die Anziehungskraft für die Schadinsekten,
- z.B.: Ringelblumen und Tagetes mit Gemüsepflanzen.
Seit den Anfängen der Menschheit wurden neben den Nahrungspflanzen auch Heilkräuter angebaut. Die jeweils gemachten Erfahrungen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Im frühen Mittelalter wurden diese als Hexenwerk und die in der Bevölkerung um ihre Heilfunktion Wissenden als Hexen verfolgt. Daneben hat es in den Klöstern oft Heilkräutergärten neben den Krankenstationen gegeben. Die Erfahrungen aus der Antike, die im Nahen Osten nicht vergessen worden waren, kamen mit den Kreuzrittern (11. - 13. Jh.) wieder nach Europa zurück.
Während der Zeit der Signaturenlehre (16. Jh.) glaubte man, dass Pflanzen mit Ähnlichkeiten zu den menschlichen Organen diesen bei einer Erkrankung helfen könnten (z.B. das Lungenkraut (Pulmonaria) bei Lungenkrankheiten, wegen der Ähnlichkeit seiner gepunkteten Blätter mit einer Lunge). Eine Folge davon war, dass man in den "Arznei"-Gärten in den einzelnen Beeten alle diejenigen Pflanzen zusammenfasste, die sich äußerlich ähnelten.
Mit der Trennung von Medizin und Naturwissenschaften (ab Mitte des 17. Jhs.) in Einzeldisziplinen erlangte auch die Botanik einen neuen Stellenwert, und die frühere Kräuterheilkunde verlor ihre bisherige Bedeutung. Erst mit der Reformbewegung zu Beginn des 20. Jhs. fand sie erneut wieder eine Beachtung. Ihre heutige Bedeutung wird in den oft geringeren Nebenwirkungen gegenüber den synthetischen Heilmitteln gesehen.
Ein gewisses Problem für das Verständnis der früheren Bedeutung der Heilpflanzen stellt heute ihre frühere Funktion als gleichzeitige Zauberpflanze dar. Im Mittelalter gab es kaum eine Lebenssituation, für die es nicht auch Zauberkräuter gab. In alten Heilbüchern sind diese Bedeutungen oft stark miteinander verwoben und für uns heute nicht nachvollziehbar. So galt z.B.
- Alant (älteste Heilpflanze Europas):
Einerseits als Heilpflanze bei Lungenkrankheiten,
andererseits als Zaubermittel zur Vertreibung böser Geister.
- Baldrian:
Einserseits als Mittel gegen Unruhe und im Mittelalter gegen Pest,
andererseits zur Vertreibung von Hexen und Teufel.
- Beifuß:
Einerseits ein altes Frauenheilmittel,
andererseits diente es zur Vertreibung des Teufels.
Ähnliches ließe sich von Brennessel, Eisenkraut, Engelwurz, Johanniskraut, Königskerze oder Schaftgarbe sagen.
Überwiegend für Heilzwecke dienten u.a.:
Adonisröschen, Basilikum, Dost, Gänsefingerkraut, Gundermann, Knoblauch,
Lavendel, Lilien, Löwenmäulchen, Mädesüß, Petersilie, Pfingstrosen, Salbei,
Thymian, Wermut oder Wurmfarn.
Manche von ihnen, die wir heute nur als reine Zierpflanzen sehen, sind früher nicht als solche in die Gärten gelangt, sondern als Heilpflanzen.
(ohne den Beistand eines rational ausgerichteten "Pflanzenkenners" sollte man allerdings ihre Wirkung nicht auszuprobieren suchen, und auch bei "erfahrenen" Laien wegen der dort oft verbreitenten esoterischen Glaubensebene sehr zurückhaltend sein!).
Kräuter waren in der Vergangenheit viel wichtiger als sie es heute sind. Sie dienten neben ihrer spirituellen und magischen Bedeutung und ihren Heilfunktionen u.a. auch
Heute verwenden wir Kräuter fast nur noch als Gewürzmittel in der Küche (ihre Beete sollten sich deshalb möglichst in Küchennähe befinden) und als Duftpflanzen. Die bedeutendsten Küchenkräuter unter ihnen sind vielleicht:
- Basilikum:
Salatwürze, verlangt Sonne und Wärme,
- Bohnenkraut
(Lichtkeimer),
- Dill:
Salatwürze, auch als Zierpflanze schön,
- Estragon:
("Deutscher" hat mehr Aroma, bildet aber keine Samen),
- Fenchel:
Verdickte Stengel werden auch als Gemüse gegessen,
- Kerbel:
Suppenwürze,
- Knoblauch:
Verlangt tiefgründigen Boden und reichlich Feuchtigkeit.
- Kümmel:
Zweijährig, Samen 1- 3 cm abdecken,
- Liebstöckel:
Staude mit großer Blattmasse,
- Majoran:
Behält getrocknet lange sein Aroma,
- Melisse:
Salatwürze,
- Petersilie:
- Blattpersilie: Gekrauste und feinblättrige Sorten, evtl. als
Beeteinfassung,
-
- Wurzelpetersilie: Suppenwürze und Gemüse,
- Pfefferminze:
Blätter vor der Blüte ernten, danach kaum Aroma,
- Salbei:
Teewürze, im Herbst bis aufs Holz zurückschneiden,
- Schnittlauch:
Salatwürze,
- Weinraute:
Salatwürze.
Bei ihrem Anbau sollte man von seinen Standortgegebenheiten ausgehen, seinen Boden-, Klima- und Lichtbedingungen, seiner Geländelage und der zur Verfügung stehenden Fläche.
Auch ihre Bedeutung als Duftpflanzen wird bei den Kräutern schon lange genutzt. Bereits vor 5000 Jahren verwendete man in Ägypten ätherische Öle in der Medizin, Kosmetik, bei religiösen Veranstaltungen und bei der Beisetzung der Toten. In China nutzte man sie seit 4000 Jahren, in Indien seit 3000 Jahren. In Europa setzte man bis Ende des 17. Jhs. Duftstoffe gegen Infektionskrankheiten ein (z.B. 1665 in London noch im großen Umfang gegen die Pest). Durch die Entwicklung synthetischer Heilmittel geriet ihre heilende Funktion zunehmend in Vergessenheit. In den 20er Jahren des 20. Jhs. wurden dann mehrere Entdeckungen gemacht, die ihre heilende Funktion besonders in Hinblick auf ihren Einfluss auf das Zentralnervensystem bestätigten. Heute weiß man relativ viel über die heilende Wirkung ätherischer Öle, bzw. Kräuter. Sie haben sich bewährt bei
Ihre Zusammensetzung ist sehr komplex und verändert sich je nach den laufenden Umweltbedingungen (z.B. Boden, Witterung, Erntezeit) ständig. In der Regel ist ihre Konzentration bei trockenem Wetter um die Mittagszeit am höchsten (Rosenblätter erntet man am besten bei Sonnenaufgang, Jasmin nachts).
Die verschiedenen Beschwerden sprechen auf unterschiedliche Öle an. Sie werden durch die Atmung (Inhalieren, Verdampfen, Verbrennen) oder über die Haut (Bäder, Massagen) aufgenommen und besitzen dann eine starke molekulare Wechselwirkung auf den Körper. So müssen z.B. bei Massagn reine ätherische Öle durch Trägeröle verdünnt werden, um nicht zu Hautreizungen zu führen. Bekannte medizinische Wirkungen sind z.B.:
- Lavendel:
Senkt hohen Blutdruck, lindert Gelenkschmerzen,
- Melisse:
Entspannt,
- Pfefferminze:
Hilft bei Verdauungsbeschwerden, lindert Muskelschmerzen,
- Rosen:
Helfen bei Depressionen, hellen Stimmungen auf,
- Rosmarin:
Stärkt den Kreislauf, erleichtert die Atmung, lindert Arthritis.
- Veilchen:
Mildert Kopfschmerzen.
Wir nutzen in unseren Gärten die heilende Wirkung unserer Duftpflanzen bisher viel zu wenig. Wie stark wir Menschen auf Düfte hin programmiert sind, lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass wir über 10.000 Düfte unterscheiden können (oft viel mehr als uns Worte in unserem Sprachgebrauch zur Verfügung stehen) und dass wir einmal bewusst wahrgenommene Düfte in der Folgezeit kaum vergessen. Düfte sprechen uns biochemisch an und lösen in uns molekulare Reaktionen aus. Ihre Wahrnehmung gehört zu unserem ererbten phylogenetischen Programm.
Neben den krautigen Pflanzen gehören in einen Nutzgarten als holzige Beerenobst und Obstbäume:
Beim Beerenobst haben wir
- Büsche, z.B.
- Stachelbeeren (nur krankheitsresistente Sorten pflanzen),
- Johannisbeeren:
- schwarze
(Früchte am einjährigen Langtrieben;
jährliche Ergänzungstriebe um 1/3 ihrer
Länge einkürzen),
- rote und weiße
(tragen an mehrjährigen Ästen; alle
Haupt- bzw.Verlängerungstriebe um die
Hälfte kürzen, siehe Pflegemaßnahmen:
Gehölzschnitt 8),
- Ruten, z.B.:
Beerenobst muß regelmässig geschnitten werden (trägt seine Früchte an verschieden altem Holz). Es liebt einen tiefgründigen, leicht sauren und feuchten Boden. Es hat flache Wurzeln und reagiert positiv auf reichliche Kaligaben.
Obstbäume haben einen besonders großen Gartenwert. Sie besitzen eine kaum zu übertreffende schöne Blüte und tragen später attraktive Früchte. Wie sonst nur wenige andere Pflanzen ziehen sie uns ästhetisch in ihren Lebensrhythmus, angefangen von ihrer Knospenbildung bis zum Laubfall, mit ein. Heute gibt es selbst für die kleinsten Gärten passende Zwergformen (sie erlauben auch mehrere Arten, bzw. Sorten auf einem kleineren Raum). Ihre Größe ist von ihrer jeweiligen Unterlage abhängig. Viele Obstarten sind nicht selbst fruchtbar und brauchen dann in ihrer Nähe einen passenden Pollenspender (der auch zur gleichen Zeit blühen muß. Für die Suche gibt es Tabellen). In früheren Zeiten wurden Apfel und Birne gerne an Spalieren oder als Laubengänge gezogen (sie benötigten dann kräftige Unterlagen und mussten im Sommer jeweils in die gewünschte Wuchsform gelenkt werden). Für Liebhaber formaler Gartenformen dürften sich hier dankbare Gestaltungsansätze bieten. Sie könnten zu dem ästhetischen Höhepunkt eines Nutzgartens werden. Auch bei den Obstgehölzen gibt es viele alte Sorten, bei denen es oft schade ist, wenn sie völlig vergessen werden. Dies gilt besonders für viele lokale. Allerdings sollte jeder Interessent sie vor ihrem Anbau erst kosten (oft ist ihr Ruhm besser als ihr Geschmack. Und wenn der Geschmack einen überzeugt, ist ihre Krankheitsresistenz zu klären. Was helfen einem die schönsten Früchte, wenn sie nur über den Einsatz vieler chemischer Mittel zu erzielen sind).
11. Besonderheiten
(manchmal wichtig, evtl. nur beachtenswert)
Ein Garten ist eine Welt der Emotionen, eine Welt tief liegender Bedürfnisse, die uns noch an eine Welt erinnern, aus der wir biologisch gekommen sind. Oft kulturell überlagert, reduzieren wir sie auf die Ebene von Statussymbolen und gehen dann wegen unserer zerstörten Reizwelt, auf die hin wir phylogenetisch programmiert worden sind, und den damit verbundenen Störungen in unserem Feinstoffwechsel, von Psychologen zu Psychologen. Ein Garten ist der Versuch einer Rückkehr zu unseren Wurzeln, ein Versuch wieder innerlich zu gesunden.
Im Alltagsleben ergeben sich dabei oft einige angenehme, schöne Ansätze, aber auch, wegen vieler inzwischen verloren gegangener Erfahrungen, negative Erkenntnisse. Zu den angenehmen gehören, dass viele der uns umgebenden Pflanzen nicht nur essbar, sondern auch wohlschmeckend sind. Auch wenn wir sie nicht mehr für vollständige Mahrzeiten erhalten, so können wir sie doch zum Garnieren der Gerichte verwenden und so eine engere Beziehung zwischen dem Garten und unseren alltäglichen Lebensgewohnheiten herstellen. Früher gab es eine Zeit, in der man die kräuterkundigen Frauen zur Welt der Hexen zählte, heute geben diese Frauen oft Touristenseminare für naturentfremdete Städter.
Essbare Pflanzen
Hier einige Beispiele für die Verwendung von Blüten (ohne Kelchblätter, da diese oft ungenießbar sind):
- Blüten als Beigabe zu Salaten (z.B. als Dekorationshilfe):
Bachbunge (Veronica), Bärlauch, Begonien (scharf), Bibernelle,
Borretsch, Brunnenkresse, Dahlien, Gänseblümchen, Gladiolen,
Huflattich, Knoblauch, Löwenzahn (vor voller Blüte),
Ringelblume, Rosmarin, Rotklee, Schafgarbe, Scharbockskraut,
Schnittlauch, Wiesenkerbel, Wiesenknopf, Wilde Möhre.
- Blüten als Beigabe zu Gemüsen:
(je nach Duftstärke beimischen)
Barbarakraut, Winterkresse, Brennessel, Giersch, Huflattich,
Vogelmiere, Pastinak, Taubnessel.
- Blüten kandiert (für die Speisedekoration):
(Beide Seiten von frischen Blüten mit geschlagenem Einweiß
einstreichen; danach mit Zucker bestäuben; trocknen).u.a.
Borretsch, Gartennelken, Rosenblütenblätter, Stiefmütterchen,
Veilchen, Hibiscus.
- Blüten in Eiswürfeln:
z.B. Borretsch,
- Blüten in Saucen:
z.B. Brunnenkresse, Knoblauchrauke,
- Blüten im Quark:
z.B. Gänseblümchen, Wegwarte,
- Blüten in Gelees:
z.B. Holunder,
- Blüten zu Desserts:
z.B. Indianernessel (auch zu Vorspeisen),
- Blüten in Suppen:
z.B. Pastinak, Ringelblume, Sauerampfer,
Scharbockskraut.
Andere Verwendungen:
Essbar sind u.a. auch folgende Blüten:
Balsaminen, Basilikum, Beinwell, Dill, Frauenmantel, Funkien,
Glockenblumen, Hornveilchen, Kamille, Kerbel, Kornblumen, Lobelie,
Magnolie, Malven, Nachtkerzen, Natternkopf, Pelargonien, Petunien, Primeln,
Salbei, Schlüsselblumen, Sonnenblumen, Walderdbeeren, Studentenblumen
(Tagetes tenuifolia) Ysop (Josephskraut), Zichorie.
(die Blüten erst kurz vor ihrer Verwendung pflücken. Sie duften kurz nach ihrem Aufgehen am intensivsten).
Giftpflanzen
Leider gibt es nicht nur essbare, sondern auch giftige und sogar stark giftige Pflanzen. Ihr Problem stellt sich besonders, wenn Kinder in einem Garten spielen und sie sich durch die Schönheit und Farben dazu verleiten lassen, sie in den Mund zu stecken, bzw. sie zu verzehren (in Deutschland werden so jährlich ca. 20.000 Vergiftungen registriert. Davon sind 90 % der Kinder unter 6 Jahren!! Neben Haushaltschemikalien und Arzneimitteln sind Giftpflanzen der stärkste Vergiftungsbereich bei Kindern). Daneben können Pflanzen phototoxische Wirkungen bei Berührungen hervorrufen (z.B. Herkulesstaude) und auch Tiere sich vergiften (z.B. Hunde, wenn das Schnittblumenwasser mancher Pflanzen nicht sofort weggeschüttet wird).
Der Begriff "Gift" ist immer mit Befürchtungen verbunden. In der Natur sind es Stoffwechselprodukte der Pflanzen oder Schutzvorkehrungen gegen den Tierfrass. Entscheidend für deren Wirkung ist die eingenommene Menge. Nach Paracelsus sind alle Dinge giftig. Allein die Dosis entscheidet darüber, ob etwas ein Gift sei. Wissenschaftlich gelten als Gift Stoffe, die in geringen Mengen eingenommen, chemisch eine Gesundheit gefährden. Angegeben wird die Toxizität (Giftigkeit, z.B. im Pflanzenschutz) als letale (tödliche) Dosis (LD): Angegeben in mg des Giftes, bezogen auf 1 kg Körpergewicht, angegen in % der Todesfälle (LD 50 = 50 % Tote bei 150 mg Gift, falls das Körpergewicht 75 kg und die letale Dosis 2 mg/kg beträgt).
Schwierig wird das Problem, wenn bestimmte Pflanzen nur giftig sind in einem
Manche Pflanzen sind sehr giftig, z.B. Eisenhut (giftigste Pflanze Europas) oder die Rizinus-Pflanzen (1 Samenkorn kann bei kleinen Kindern bereits lebensbedrohend sein), manche nur, wenn sie in größeren Mengen zu sich genommen werden und auch dann führen sie nur zu Magenverstimmungen (z.B. Ebereschen, Cotoneaster, Heckenkirschen).
Sehr giftig sind u.a.:
- Gartenpflanzen (Stauden):
- Aronstab (Arum maculatum),
- Eisenhut i.A. (A. napellus, vulparia):
Herz- u. Atemlähmung,
Krämpfe,
- Fingerhut i.A. (Digitalis purpurea, lutea):
Herzrhythmus- und
Sehstörungen,
- Maiglöckchen (Convallaria majalis),
- Nieswurz i.A. (Helleborus foetidus, niger):
Herzbeschwerden,
Krämpfe,
- Rittersporn-Hybriden (Delphinium elatum-Hybriden),
- Tabak (Nicotiana tabacum):
Schwindel, Übelkeit, Kreislaufkollaps;
(50 mg Nikotin töten einen Menschen),
- Ein- und Zweijährige:
- Zwiebel- und Knollengewächse:
- Herbstzeitlose (Colchicum autumnale ):
Atemlähmung.
- Wildpflanzen:
- Bilsenkraut (Hyoscyamus niger):
Herzbeschwerden,
- Hundspetersilie (Aethusa cynapium):
Atemlähmungen,
- Schierling (Conicum maculatum):
Lähmung bis zum Atemstillstand,
- Tollkirsche (Atropa belladonna):
Halluzinationen, Schüttelkrämpfe,
- Gehölze:
- Goldregen (Laburnum anagyroides):
Lähmung bis zum Atemstill-
stand,
- Lebensbaum (Thuja occidentalis),
- Seidelbast (Daphne mezereum):
Herz- u. Kreislaufstörungen,
- Kübelpflanzen:
- Gemüse:
- Tomate (Solanum lycopersicum):
Alle grünen Teile; Atemlähmung,
- Gartenbohnen (Phaseolus vulgaris):
Rohe Bohnenhülsen;
Erbrechen, Krampfanfälle.
Stark giftig sind u.a.:
- Gartenpflanzen (Stauden):
- Adonisröschen (Adonis vernalis),
- Lupine (Lupinus polyphyllus),
- Schlafmohn (Papaver somniferum),
- Wolfsmilch i.A. (Euphorbia peplus u.a.),
- Zwiebel- und Knollengewächse:
- Winterling (Eranthis hyemalis),
- Wildpflanzen:
- Gehölze:
- Kübelpflanzen:
- Oleander (Nerium oleander): Verdauungsstörungen.
Giftig sind darüber hinaus (oft nur Pflanzenteile): u.a.
- Gartenpflanzen (Stauden):
Anchusa, Asarum, heimische Anemonen, Aquilegia, Cimicifuga,
Caltha, Corydalis, Dicentra, Eupatorium, Hepatica, Iris pseudacorus,
Nymphaea, Pulsatilla, Polygonatum.
- Zwiebel- und Knollengewächse:
Cyclamen hederifolium, Fritillaria i.A., Leucojum, Narcissus
poeticus, Ornithogalum, Oxalis, Papaver rhoeas, Symphytum,
Tussilago (Huflattich).
- Wildpflanzen:
Acorus (Kalmus), Arthemisia, Calla, Globularia, Heracleum
spondylium, Phytollacca (Kermesbeere), Ranunculus i.A. (u.a.
Scharbockskraut), Senecio jacobaea (Jakobs-Greiskraut), Tanacetum
(Rainfarn).
- Gehölze:
Buxus, Chamaecyparis, Cytisus, Gleditsia (Laub, nicht Samen),
Kalmia, Ledum, Ligustrum, Lonicera, Mahonia, Pachysandra, Pieris,
Prunus laurocerasus, Prunus padus, Rhamnus, Rhododendron i.A.,
Symphoricarpus, Vaccinium uliginosum, heimische Viburnum, Vinca
minor,
- Schlinggehölze:
Aristolochia, Clematis, Hedera, Wisteria,
- Gemüse:
Saubohne (Vicia faba).
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Pflanzen, die nur wenig giftig sind und bereits seit altersher von den Menchen sogar für Heilzwecke eingesetzt wurden: u.a.
Arnica, Baldrian (Valeriana), Johanniskraut (Hypericum), Nachtviole
(Hesperis), Pfingstrose (Paeonia).
Bevor diese Pflanzen größere Schäden anrichten, muß man von ihnen große Mengen zu sich genommen haben, und auch dann kommt es zunächst in der Regel zum Erbrechen oder einem Durchfall ohne weitere Folgen.
Besonders achten sollte man allerdings in jedem Fall bei Kindern zwischen zwei und drei Jahren, die ihre Umwelt dadurch für sich entdecken, dass sie deren Gegenstände gerne in ihren Mund nehmen. Besonders rote Beeren verführen zum Naschen und sollten, wenn sie giftig sind, vor ihrer Reife entfernt werden (z.B. vom Seidelbast).
Allergien auslösende Pflanzen
Neben Giftschäden kann man durch Pflanzen auch phototoxische Schäden erhalten oder auf Berührungn mit ihnen allergisch reagieren. Phototoxische Schäden entstehen durch eine Reaktion des Körpergewebes (besonders der Haut) auf eine chemische Substanz der Pflanzen in Verbindung mit der UVA-Strahlung des Lichts. Die Anzeichen entsprechen denen eines Sonnenbrands. Ihre Symptome sind Rötungen, Brennen, Schwellungen und Blasenbildungen, auf der Haut in der Regel als Streifen. Betroffene können sich zunächst durch kühlende Umschläge und lokale Kortisonpräparate helfen. Phototoxische Verbrennungen können u.a. auslösen:
Bärenklau, Diptam, Engelwurz, Feigen, Johanniskraut, Kerbel, Liebstöckel,
Möhren, Orangen, Pastinaken, Petersilie, Riesenbärenklau, Sellerie, Tagetes,
Weinraute, Zitrusfrüchte.
Die Empfindlichkeit dafür kann bei einzelnen Menschen sehr verschieden sein. Betroffene sollten bei der Arbeit mit diesen Pflanzen an Nachmittagen Handschuhe tragen.
Diese Aufzählungen sollten allerdings niemanden davon abhalten, diese Planzen in seinem Garten zu verwenden (es sei denn die extrem Giftigen, so lange die Kinder noch klein sind). Eine normale Natur ist nie harmlos steril. Die Gifte haben in ihr eine jeweils spezifische Bedeutung. Sie werden z.B. bei vielen Krankheiten auch heute noch segensreich eingesetzt.
Eine Ausnahme gilt allerdings für Pollen-Allergiker. Zwar wird es nie einen allergenfreien Garten geben, doch werden sie sich bemühen, ihn ohne die Pflanzen zu gestalten, die bei ihnen Allergien auslösen. Allgemein können Allergien im Garten ausgelöst werden durch:
- Pollen,
- Kontakte
(Kontaktallergiker),
- Pflanzendüfte
(aufgenommen beim Atmen),
- Insekten
(Insektengiftallergiker),
- Schimmelpilzsporen
(besonders in den Sommer- und Herbstmonaten).
Bei einer entsprechenden Überempfindlicheit kann praktisch jede Pflanze Allergien auslösen.
Bei einer Pollenallergie reagiert man auf bestimmte Eiweißstoffe einzelner Pflanzen oder Pflanzengruppen. Gegen den Pollen von Windblütlern kann man sich nur begrenzt wehren. Denn die hierzu gehörenden Pflanzen produzieren ihn in großen Mengen und der Wind trägt ihn überall hin. Hierzu gehören u.a.
- Gehölze:
Hasel, Erle, Birke, Buche, Nadelgehölze,
- Gräser,
- krautige Pflanzen:
Beifuß, Gänsefuß, Ampfer, Wegerich.
Ein Graspollenallergiker sollte auf Blumenrasenflächen und Ziergräser möglichst verzichten (bzw. den Rasen von einem nicht Betroffenen mähen lassen; ihn kurz halten; an windstillen, feuchten Tagen mähen).
Ein Pollenallergiker kann sich helfen durch:
- windgeschützte Gartenräume (eingefasst von Hecken),
- Wasseranlagen (binden Pollen),
- gezielte Pflanzenauswahl: z.B.
- Pflanzen mit geschlossenen Blüten (z.B. Löwenmäulchen),
- gefüllte Blüten (z.B. Paeonien),
- Pflanzen, deren Blüten sich erst abends öffnen (z.B. Nachtkerzen),
- keine windbestäubenden Pflanzen,
- bei zweihäusigen Pflanzen nur weibliche,
- "pollenarme" Züchtungen.
Als unproblematisch gelten:
- Stauden:
Akelei, Astilben, Bartfaden, Felberich, Glockenblume, Iris,
Lampionblume, Lupine, Mohn, Rittersporn, Roter Fingerhut,
Storchschnabel.
- Ein- / Zweijährige:
Begonie, Fleißiges Lieschen, Gartenverbene, Kapuzinerkresse,
Klatschmohn, Lobelie, Löwenmäulchen, Petunie, Salvie,
Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht.
- Gehölz:
Deutzie, Forsythie, Magnolie, Obstbäume, Perückenstrauch,
Spierstrauch, Weigelie, Zierquitte.
Vorsicht ist bei betroffenen Menschen auch bei stark duftenden Pflanzen (z.B. Kräutern) geboten, die bei ihnen Nahrungsmittelallergien auslösen können. Die Beschwerden können dann eine Nesselsucht, Augenschwellungen oder allergisches Asthma sein. Auch dient der Duft dazu, Insekten anzulocken, die die Gefahr einer Insektenallergie verstärken.
Bei manchen Menschen können Hautreizungen (Kontaktallergiker) allein durch das Berühren, den Kontakt mit Pflanzen entstehen. Das kann bei sehr vielen Pflanzen der Fall sein (über 10.000 Pflanzenarten können Kontaktekzeme auslösen), bei denen bei den meisten Personen überhaupt keine Reaktion erfolgt.
Bekannt ist dies bei vielen Topfpflanzen. U.a. bei
Alpenveilchen, Aralien, Becherprimeln (Primula obconica), Christusdorn (Saft),
Dieffenbachien, Euphorbien, Fensterblatt, Kroton, Philodendron, Scheffleria
und Birkenfeigen (Ficus benjamina).
(die Birkenfeigen sollen z.B. innerhalb der Wohnungen neben den Hausstaubmilben und Tierhaaren für die meisten allgischen Reaktionen verantwortlich
sein. Ihr Saft soll durch die Blattoberflächen nach außen dringen, sich dort mit
den Staubteilchen verbinden und dann u.a. zu asmathischen Reaktionen und
Bindehautentzündungen führen).
Im Garten z.B. bei:
Kontaktallergikern:
Korbblütler: Arnica, Aster, Kamille, Ringelblume, Rainfarn,
Schaftgarbe, Beifuß und besonders Traubenkraut
(Ambrosia artemisifolia).
Primeln (wegen ihres Primin; enthalten in den feinen Haaren an der
Blattunterseite und am Stängel).
Aronstab, Borretsch, Buchsbaum, Efeu, Petunien, Schafgarbe,
Sonnenblumen.
Viele Blumenzwiebeln: Lilien, Narzissen (Narzissenkrätze), Trauben-
hyazinthen (Hyazinthenkrätze), Tulpen (Tulpenfinger).
(sie haben auf ihrer Oberfläche feine Kalziumoxalatnadeln, die bei ständiger Berührung zu einer Kontaktdermatits führen können).
Neben den Hautreizungen kann der Saft mancher Pflanzen bei manchen Personen auch zu Verätzungen führen. Hierfür werden u.a. genannt:
12. Artenvielfalt und Monokulturen
Während wir in der Landwirtschaft aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend unsere Landschaften ausräumen und sie in riesige Monokulturfelder verwandeln, können wir in unseren Gärten versuchen, eine möglichst große Artenvielfalt zu erhalten. Damit können diese in unserer Kulturwelt zu den letzten Naturoasen, die uns zugänglich sind, werden - und damit zu einem entscheidenden Faktor unserer psychischen Gesundheit, die weitgehend von einer auf sie einwirkenden natürlichen Reizwelt abhängig ist.
Monokulturen sind das Ergebnis unserer rationalen Gewinnorientierung in der Natur. Ihr Gleichgewicht wird aufgegeben zugunsten einer rationalen Wirtschaftlichkkeit. Die Vorgehensweise ist:
- Die Kultur nur einer Pflanzenart, - sorte
(konkurrierende Pflanzen werden
abgetötet).
- Das Auskommen mit wenigen effektiven Großmaschinen.
- Gezielte Düngergaben für optimale Erträge.
- Gegen die größere Anfälligkeit der Pflanzen gegenüber Schädlingen und
Krankheiten verstärkter Pestizideinsatz
(der weitgehend auch alles
umliegende Leben abtötet).
- Vereinfachte (gesteuerte) Vermarktungsstrukturen
(u.a. große, einheitliche
Angebotspartien).
- Konzentration auf ein enges Spezialwissen.
- Günstige Einkaufspreise für Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel.
- Geringer Verwaltungsaufwand.
Ihre Nachteile sind
- Eine stärkere Abhängigkeit vom Weltmarkt.
- Eine einseitige Belastung des Bodens
(u.a. Absterben des Bodenlebens).
- Geringer Schutz gegen abiotische Umweltfaktoren (z.B. Wind).
- Zerstörung von Biotopen
(und damit der Lebensräume von natürlichen
Fressfeinden der Schädlinge).
- Förderung der spezialisierten Schädlinge und Krankheitserreger.
- Störung der Bodenpilze
(Auswaschungsprobleme).
- Veränderung des Bodengefüges
(z.B. Versalzung).
- Immer die gleichen Licht- und Wasserverhältnisse
(in Mischkulturen
wechseln sie).
Eine Folge davon ist, dass zugunsten persönlicher Gewinne (oft EU-geförderter) nach und nach unsere Kulturlandschaften und deren Lebenswelten zerstört werden. Nachdem wir uns von unserer Natur soweit entfernt haben, dass sie für uns kein Erfahrungsgeber mehr ist, sind wir dabei, sie auf verschiedenen Ebenen als unseren psychischen und physischen Existenzraum zu zerstören, um danach unsere Existenz nur noch mit Hilfe von Psychopharmaka, Pharmaka und künstlichen Bewegungszentren gesundheitlich stabil zu halten. Wir Menschen sind physiologisch nicht mehr für unsere heutige Zivilisation geschaffen. Es ist kein Zufall, dass in Europa jährlich allein 2 Millionen von uns an Herzkreislaufstörungen erkranken.
Vielleicht ist ein wichtiger Inhalt des Zukunftsgartens sein Biotopcharakter im Sinne einer Artenvielfalt. Wir gehen dabei in der Regel aus von seiner
- Pflanzenwelt.
- In einem Biotop finden sich dazu bald eine Vielzahl von Insekten ein
(die
wir meistens kaum beachten, weil sie uns inzwischen fremd
geworden sind, wir sie nicht mehr kennen).
- Nach und nach finden sich dann auch andere Tiere ein wie Vögel, Mäuse,
Eichhörnchen, Igel
(aber auch Schnecken und Wühlmäuse).
- Das Bodenleben aktiviert sich
(der Boden beginnt im Frühjahr zu duften).
Es entsteht ein schwer durchschaubares Beziehungsgeflecht mit einer eigenen ästhetischen Qualität. Bisher unbeachtete Kleinigkeiten erringen eine stärkere Beachtung: Eine Faltergruppe, ein Bestäubungsvorgang, existentielle Entwicklungsvorgänge bei den Insekten. Naturerfahrungen werden zu Lebenserfahrungen. Unser bisheriges spezialisiertes Einzelwissen wird zunehmend eingebettet in ein human geprägtes Naturwissen.
Von der Pflanzenwelt kommen wir zur Tierwelt. Der Garten wird auch zu ihrem Nahrungsgeber, bzw. Lebensraum, wie z.B. die Hecken für die Vögel. Ein Garten ohne Tiere ist sonderbar leblos. Im Jahresverlauf können wir z.B. beobachten:
Für Vögel können Nistkästen aufgehängt werden,
für Fische entsprechende Gewässer angelegt und
für Kinder Kleintiere gehalten werden.
In einem solchen Garten sind die Blumen weniger Vorzeigeobjekte, sondern Lockmittel für Bienen, Schmetterlinge und Insekten. Ein solcher Garten lebt.
Und wer erst spät nach Hause kommt, kann versuchen Fledermäuse anzulocken, indem er bevorzugt Lockpflanzen für nachtaktive Insekten in seinen Garten bringt. Sie duften dann meistens stark und blühen in der Regel weiß, aber auch violett und rötlich: z.B.
(einjährige) Duftlevkojen, Nachtviolen, Lichtnelken, Seifenkraut,
Waldgeißblatt, Wegwarte.
Beliebt bei ihnen sind auch eine Reihe von Duftpflanzen, wie:
Borretsch, Majoran, Melissen, Minze und Salbei.
Die meisten unserer Tiere sind auf heimische Wildpflanzen angewiesen. Auch deshalb kommt dem Naturgarten eine besondere Bedeutung zu (in manchen von ihnen wurden schon viele tausend verschiedene Tierarten gezählt; hauptsächlich Insekten). Er besitzt eine eigene ästhetische Qualität, die es noch weitgehend zu entdecken gilt. Es ist ein ausgesprochen belebendes Gefühl, wenn man im Frühjahr in seinem Garten arbeitet und plötzlich über sich die heimkehrenden Kraniche hört. Verbunden mit dem Duft der Erde kann man dann ein glücklicher Mensch sein.
13. Die Pflanzung
Obwohl eine Gartenkunst auch auf kleinstem Raum möglich ist, findet man sie bei uns als Kunstaussage nur selten. Die Gründe dafür sind unserer Meinung nach:
- bei den professionellen Gestaltern:
- ihre handwerklichen Bindungen,
- ihre fehlenden Pflanzenkenntnisse
(bzw. die fehlende innere
Sicherheit im Umgang mit Pflanzen),
- ein fehlender emotionaler Bezug
(in der Regel zählen sie selber
die Gartengestaltung nicht zu den Künsten).
- bei den Pflanzenliebhabern:
- ein fehlendes Raumgefühl
(bzw., wenn versucht wurde, Räume
zu schaffen, deren unharmonische Proportionen oder
Überfrachtung mit Pflanzen),
- eine fehlende "Musikalität" (mehrere einsame klangvolle
Akkorde ergeben noch keine Komposition. Es fehlt
oft
- ein erkennbares Gesamtthema, in das sich alle
Elemente einzuordnen haben,
- seine geistige Bearbeitung im Sinne einer
Gesamtkonzeption, Gesamtkomposition,
einer Abfolge rhythmischer Bilder zu einer
Gesamtaussage.
- das Zuvielwollen. Die Überfrachtung des Gartens
mit einer Vielzahl von Pflanzen und
Gartenelementen. Alles sehr liebevoll
arrangiert. Einige Pflanzenkombinatina-
tionen auch geglückt, aber das Gesamtbild
zu unruhig. Auch viele "Farb"-Töne allein
ergeben noch keine harmonische Melodie.
(aber wie kann man dies einem
Menschen sagen, dessen Garten seit
vielen Jahren dessen Lebensinhalt ist).
Bei der Anlage seines Gartens hat man zwei Möglichkeiten:
- Man wartet auf den "fruchtbaren" Moment, die Inspiration, die von einem
Ort ausgeht, um sie dann umzusetzen oder
- man geht planvoll vor.
Jedes Mal ist es ein individueller, kreativer Akt, das Ergebnis eine persönliche Schöpfung, eine Aussage eines Menschen, die wiederum Rückschlüsse auf ihn selber erlaubt. Wahrscheinlich gibt es hier für jeden Gestalter eine eigene ideale Vorgehensweise. Eine Möglichkeit kann sein:
- Einen Gartenort zunächst emotional und rational abzutasten:
- Emotional heißt, seinen "Genius loci" zu erfassen versuchen,
- rational, seine Boden- und Klimaverhältnisse, seine ökologischen
und räumlichen Gegebenheiten.
- Darüber hinaus können historische, kulturelle oder soziale Bezüge
festgehalten werden.
- In einem zweiten Schritt muß man sich über sein Gartenideal, sein
persönliches Gartenparadies, seinen "Locus amoenus" im Klaren
sein.
- In einem dritten, müssen beide in eine optimale Lösung überführt werden.
Dabei kommt es zu einer Synthese von Kultur und Natur, die wir dann
Garten nennen, demVersuch als Geprägte zum Ursprünglichen
zurückzukehren (wobei das Ursprüngliche in unserer zivilisatorisch
geprägten Umwelt das Ideal ist).
- Das Raumgerüst wird von Gehölzen gebildet,
- das funktionale Grundgerüst von einem Terrasse-
Wege-System,
- der Inhalt der Komposition vom Rhythmus seiner
Elemente.
Letztlich wird der Gartenraum zu einer idealtypisch nachempfundenen
Waldlichtung, die wir räumlich und inhaltlich auf unsere Bedürfnisse
abstimmen.
Anders als in früheren Zeiten werden heute verstärkt die ökologischen Besonderheiten eines Ortes berücksichtigt. Über die Auswahl der Pflanzen kann auf seine besonderen Anforderungen gezielt eingegangen werden. Während in den 1960er Jahren allein nach den Bedürfnissen der Garteninhaber gesehen wurde, in den 80ern allein nach den Interessen der Natur, wird heute beides zu vereinigen versucht. Einerseits wird eine möglichst große Artenvielfalt angestrebt, andererseits die Nutzung des Gartenraums berücksichtigt. Einerseits ist man offener geworden für eine natürliche Dynamik in der Natur und andererseits für die berechtigten Interessen eines Garteninhabers. Zur Kunst wird dieser Ansatz, wenn er als drittes Kriterium den geistigen Gehalt dieses Gartens auch noch ästhetisch umsetzt.
Meistens gibt einem das Gefühl für einen Ort sein Garten-"Thema" vor. Mit Hilfe von Elementen, besonders Pflanzen wird dieses inhaltlich umgesetzt, so dass der Gartenraum einen Charakter, eine spezifische Ausstrahlung erhält. Früher wurde der Raum, dann die Farbe und heute zunehmend die Strukur zum entscheidenden Gestaltungsträger. Mit ihrer Hilfe werden dann die Gartenkompositionen aufgebaut:
- durch Wiederholungen, Rhythmen,
- durch Akzente (hervorgehoben durch Kontraste),
- durch Kombinationen, Ergänzungen und Betonungen,
- durch das Herstellen von Beziehungen.
Ein Garten besteht in der Regel aus künstlichen Pflanzengemeinschaften, die bereits nach kürzester Zeit voll funktionieren sollen (in der Natur dagegen erfolgt dies meistens über mehrere Zwischenstationen nur sehr langsam). Meistens ist dies nur über ständige Eingriffe möglich, da wir die Lebenskraft der einzelnen Pflanzen an einem bestimmten Ort oft nur begrenzt einschätzen können.
Jede Pflanze steht biologisch in einem Bezug zu einem betimmten Standort, zu einer bestimmten Umwelt und dem Zusammenleben mit bestimmten Nachbarn (dabei ist das Kennziffersystem des Bundes Deutscher Staudengärtner für eine richtige Pflanzenverwendung sehr hilfreich. Es geht von den natürlichen Lebensbereichen aus). Jedes von uns geschaffene Vegetationsbild ist abhängig von
- den jeweils vorgegebenen Standortbedingungen,
- den Größenausdehnungen,
- seinen Beziehungen zu Haus und Umgebung,
- den in das Bild zu integrierenden Elementen (u.a. ihren Maßstäben),
- unserem Gestaltungsthema.
Mit Hilfe einer gezielten Pflanzenauswahl versuchen wir ein bestimmtes Gartenbild zu schaffen, das ständig daraufhin überprüft wird, ob es verbessert werden kann. Frühere Staudenrabatten waren oft sehr groß (z.B. diejenigen englischer Schlossgärten, ihre Pflege setzte Hilfskräfte voraus) und standen relativ steif nach Höhen geordnet (vorne die niedrigen, hinten die hohen). Heute geht man verstärkt vom Erscheinungsbild der Einzelpflanze in der Gruppe aus.
Zunächst beginnt man mit der Pflanzung der raumbildenden Gehölze. Sie bestimmen die entscheidenden Gartenkonturen, gliedern die Räume und schaffen darin Schwerpunkte. Vorhandene Gehölze sollten nach Möglichkeit erhalten bleiben (evtl. durch Schnitt verjüngt werden). Immergrüne bieten einen guten Sichtschutz zur Straße hin. Wichtig ist auch ihre jahreszeitliche Veränderung, z.B.:
- ihre Schattenbildung (im Sommer und Winter),
- ihre verschiedenen Strukturen (im Sommer und Winter),
- ihre verschiedenen Farben und Formen (im Frühling, Sommer und Winter;
durch Blätter, Blüten, Früchte und Rinde).
Gehölze kann man pflanzen:
- in Containern das ganze Jahr über
(zeitiges Frühjahr ist vorzuziehen, im
Sommer besteht ein größerer Wasserbedarf),
- Laubgehölze: Im Frühjahr und ab Oktober im Herbst
(im frostfreien Boden),
- Immergrüne Laubgehölze: September bis Anfang Oktober (die Pflanzen
können dann noch einwurzeln. Eine April-Pflanzung ist einer
späten Herbstpflanzung vorzuziehen).
- Pflanzlöcher: doppelte Ballengröße,
- Rosen: Veredlungsstelle 3 cm unter dem Bodenanschluß.
(für die einzuhaltenden Grenzabstände bei den Gehölzen sind die
Nachbarschaftsgesetze zu beachten, die je nach Bundesland verschiedene
Abstände von einer Grundstücksgrenze vorschreiben. In NRW z.B.:
- stark wachsende Bäume: Mindestabstand zur Grenze 4,0 m,
(Messung erfolgt von der Mitte des Stammes),
- Obstgehölze auf starker Unterlage 1,5 m,
- Obstgehölze auf schwacher Unterlage 1,0 m,
- stark wachsende Ziersträucher: Mindestabstand 1,0 m,
- übrige Ziersträucher 0,5 m,
(Höhe darf das Dreifache des Abstandes nicht überschreiten),
- Hecken: über 2 m Höhe 1,0 m Abstand,
- Hecken bis zu 2 m Höhe 0,5 m Abstand),
(gemessen wird von der Seitengrenze aus).
(die Einspruchsfrist verjährt in der Regel nach mehreren Jahren).
In einem zweiten Schritt werden die Stauden gepflanzt. Zunächst werden alle über die vorgesehene Fläche ausgelegt (sich dabei nicht auf einen einmal gemachten Plan verlassen). Dabei mit ihren Strukturen und Farben auf den vorgesehenen Standort eingehen (z.B. die Art eines Hanges). Erst durch die richtige Kombination von niedrigen und höheren Pflanzen gelangt Spannung in die Pflanzung.
Das "neue" Staudenbeet baut auf drei Kriterien:
- der Betonung naturnaher Arten,
- eine Bevorzugung langlebiger Pflanzen
(weil sie weniger oft geteilt werden
müssen),
- eine Mitverwendung von kurzlebigen, sich selbst aussamenden Arten
(um
eine gewissen Dynamik in der Pflanzung zu erhalten).
Oudolf fertigt für die Anlage seiner Staudenbeete jeweils zwei Listen an. Eine
- ökologische:
Sie ist für ihn die wichtigere. Hier stehen die Pflanzen, die von
ihren Bedürfnissen her für einen bestimmten Standort
zusammenpassen (das vorhandene Licht, die Feuchtigkeit und
Nährstoffe). Ihre Kriterien sind standortabhängig.
Gute Standortbedingungen lassen eine große Artenmenge zu
(allerdings mit einer oft begrenzten Kombinationsmöglichkeit)
Die Pflanzen sind meist grün und üppig, haben große, weiche
Blätter und einen ausladenden Wuchs
Schlechte Standortbedingungen überleben dagegen auf Dauer
nur hier angepasste Pflanzen. Sie haben meistens einen
dichteren Wuchs, kleinere, kräftigere Blätter und, wenn sie aus
trockenen Gebieten kommen, oft eine graue oder silbrige
Färbung.
- ästetische:
Sie sind relativ subjektiv, orientieren sich an Themen.
Pflanzen, die jetzt in beiden Listen auftreten, sind für eine Pflanzung besonders geeignet.
Weiter unterscheidet Oudolf zwischen Struktur-, Füll- und verstreuten Pflanzen. Am wichtigsten sind ihm die Strukturpflanzen, weil sie die längste Zeit innerhalb eines Jahres das Staudenbild bestimmen (die Blüten- und Blattfarben sind für ihn nur untergeordnete Merkmale). Bei mehreren Strukturelementen achtet er auf deren ausgewogenes Verhältnis untereinander.
Bei den Strukturpflanzen unterscheidet er drei Gruppen:
- Solitärpflanzen:
Sie stehen alleine, brauchen viel Raum.
Nachbarpflanzen rauben ihnen ihre Wirkung. Auf
großen Flächen sind Wiederholungen
eindrucksvoll (z.B. hohe Gräser, Wasserdost,
Alant).
- Dominante Strukturpflanzen:
Die Dominanz bezieht sich hier meist auf ein
bestimmtes Merkmal (z.B. kräftiges Laub,
Blüten- oder Samenstände). Sie behalten lange
ihre charakteristische Struktur. Hier besonders Gräser, Doldenblütler, Blütenkerzen (sie wirken nur in Gruppen).
- Massige Strukturpflanzen:
Hier u.a. die meisten spät blühenden Stauden
(z.B. Astern) und einige niedrige Gräser.
Füllpflanzen: Sie sind relativ strukturlos (im Winter deshalb uninteressant) und blühen
meistens früh. Oft stellen sie wertvolle Bodendecker.
Verstreute Pflanzen: Sie sind oft klein und besitzen kein Volumen. Hierher gehören viele
Geophyten und kleinere Einjährige. Man kann sie gut zum Füllen von Lücken
verwenden.
Durch die Kombination dieser Pflanzen schafft Oudolf seine berühmten Gartenbilder. Durch
deren Positionieren und Verbinden gestaltet er mit ihnen überzeugende Rhythmen.
Bei seinen Pflanzungen beginnt er mit den stärksten Strukturpflanzen. Erst danach kommen die Füllpflanzen und Bodendecker. Besonders auf begrenzten Flächen arbeitet er gerne mit Wiederholungen. Er erzielt damit seine Rhythmen in seinen Pflanzungen.
Gärten mit nur heimischen Arten fehlt oft ein stärkerer visueller Reiz.
Oudolf lehnt eine Bodenveränderung für den Anbau von Pflanzen normalerweise ab. Allerdings beschränkt er sich bei seinen Pflanzungen nicht allein auf die Pflanzen aus bestimmten Lebensbereichen, da ihm eine allein ökologische Perspektive zu einschränkend ist und auf vielen Standorten auch Pflanzen aus anderen Lebensbereichen gut gedeihen. Bei seinen Überlegungen ist für ihn eine ökologische Eignung nur ein wichtiges Kriterium, nicht aber ein allein ausschlaggebendes. So verwendet er auch Pflanzen aus anderen geographischen Gegenden.
Für Oudolf sind zentrale Fragen:
- "Welche Pflanzen sollen unmittelbar nebeneinander stehen?"
- "Wie viele Exemplare wird man jeweils benötigen?"
- "Wie werden sie in der gesamten Pflanzung verteilt?"
- "Was soll mit den Lücken geschehen, den Stellen über die man nicht
nachgedacht hat?".
Jede Pflanzung ist zunächst immer persönlich motiviert. Die Auswahl der Pflanzen wird dabei oft vom Unterbewusstsein her mitbestimmt. Nachdem man sich auf eine bestimmte Gartenstimmung eingelassen hat, werden dafür intuitiv die passenden Pflanzen gewählt. Die Bepflanzung des Gartens wird dann zu einem persönlichen Experiment seines Besitzers. Sie beinhaltet bei ihrer Entstehung die Möglichkeiten späterer Korrekturen (ein gepflanzter Garten ist nie ein Endergebnis, sondern nur ein an einem Anfang auf seinen Weg geschickter Prozeß). Ein Rundgang durch ihn lässt immer Besserstellungen erkennen (evtl. sollte man dabei direkt Bereiche für neue Gartenbilder suchen, z.B. für eine Gräsergruppe).
Wir erwarten heute von einem Garten, dass er
- natürlich aussieht
(= wichtigstes Kriterium),
- leicht zu pflegen ist
(besonders für Berufstätige und ältere Menschen
bedeutsam;
für die ersteren aus Zeitmangel und aus dem Wunsch heraus, nicht
der Sklave seines Gartens zu sein;
für die letzteren, weil ihre Kraft immer mehr nachlässt).
- ästhetisch unsere Vorstellungen erfüllt
(traditionell bezieht sich dies
hauptsächlich auf die Farbe und den Duft, heute zunehmend auf
Strukturkompositionen bei denen die Farben nur noch einen
Verstärkereffekt haben).
Er ist für uns interessant, wenn er eine Komposition aus vielen unterschiedlichen Strukturen, Formen, Höhen und Farben darstellt und dabei zugleich eine gewisse Selbstverständlichkeit in seiner Einfachheit und Ausgeglichenheit ausstrahlt. Viele unserer Gärten sind pflanzlich einfach zu überladen. Sie stellen keine gestaltete Lebenswelt eines Menschen dar, sondern als Sammlergärten nur ein Sammelsurium vieler Einzelpflanzen, in denen keine von ihnen so recht zur Geltung kommt.
Zu beachten ist, dass es auch in unseren relativ kleinen Gärten in der Regel mehrere Kleinklimaregionen und damit Lebensräume gibt, allein schon durch den Schatten des Hauses oder den größerer Gehölze.
- Ostmauern
bereiten dabei die größten Schwierigkeiten, neben dem
Regenschatten findet man hier einen krassen Wechsel zwischen der
Morgensonne und dem Frost. Vor
- Südmauern
ist es meistens heiß und trocken. Es gibt dafür aber ein relativ
großes Pflanzenangebot, besonders aus dem Mittelmeerraum.
- Westmauern
können als pflanzenfreundlich angesehen werden.
- Manche Pflanzen
finden ihren idealen Standort vor Nordmauern
(z.B. manche Funkien und Hortensien).
Kleine Gärten kann man durch den Einbau mehrerer Höhen (z.B. von Hochbeeten) optisch vergrößern und ihnen mit Hilfe von Wasser eine zusätzliche Gestaltungsdimension geben. Besonders in kleinen Gärten ist es wichtig, sich bei deren Gestaltung nicht auf die Blüte zu konzentrieren, sondern auf die Struktur der Pflanzen und deren Laub. Immer gilt es für die verschiedenen Standorte dann die richtigen Pflanzen zu finden.
Seit den 1980er Jahren werden besonders ökologische und damit pflanzensoziologische Überlegungen für besonders wichtig erachtet. Sie sind es in einem doppelten Sinn. Zunächst sind sie bedeutsam, weil mit ihrer Hilfe Bezüge zur freien Natur, freien Landschaft hergestellt, bzw. verstärkt werden können. Zum anderen aber, und dies gilt besonders für die städtischen Bereiche, spiegeln sie verstärkt eine Welt wieder, auf die hin der Mensch biologisch programmiert worden ist. Sie beinhalten für ihn wahrscheinlich ein erheblich größeres Gesundungspotential, als wir es heute bereits wissenschaftlich belegen können. Allerdings müssen im städtischen Bereich die oft engen ökologischen Vorgaben nicht rigide eingehalten werden. Ein Garten hat hier hauptsächlich die Funktion, der Natur allgemein nahe zu sein, bzw. sie mit möglichst vielen Phänomenen erlebbar werden zu lassen.
Je vielschichtiger eine Pflanzung ist, umso stärker ist ihr ständiger Wandel nacherlebbar, und Ausfälle fallen weniger auf (z.B. in der Blüte). Eine geringe Artenvielfalt kann nur dann überzeugen, wenn ihr eine Vielzahl anderer (architektonischer) Elemente gegenüberstehen. Dies gilt besonders für kleinere Gärten, die sonst schnell überladen wirken. Designergärten sind vorrangig kulturorientiert. Hier stellen die Pflanzen oft nur einen begleitenden Dekor dar. Den Einzelpflanzen kommt hier eine besondere Bedeutung zu, besonders Pflanzen mit ausdrucksstarken, vertikalen Linienführungen, die dann im Kontrast zu den horizontalen Platten- und Rasenflächen gesetzt werden. Andererseits werden hier der Architektur massiv pflanzliche Farbflächen und Raumkörper gegenübergestellt, um deren Formensprache zu unterstützen. Gerne erfolgt dies z.Z. mit Hilfe immergrüner Formgehölze und flächiger Staudenpflanzungen (z.B. Hosta, Geranium, Waldsteinia oder horstartiger Gräser).
Die kleineren Gärten sollten besonders von Farben im und am Haus dominiert werden, in den größeren werden sie zunehmend zu deren Grenzen verblassen, um sich dann ganz mit den Farben der Landschaft zu verbinden. Man sollte zunächst immer mit einfachen Farbvorgaben anfangen, um dann durch Experimente zu seinen idealen Kompositionsbildern zu gelangen. Einfarbige Arrangements können sehr schön sein, aber nur für Teilbereiche des Gartens gewählt werden. Sinnvoll ist es allerdings, in den verschiedenen Jahreszeiten einzelne Farben dominieren zu lassen, z.B. im:
- Frühling:
blaue und gelbe Farbtöne,
- Hochsommer:
rote und orange Farbtöne,
- Herbst:
warme Farben.
(von einer vorherrschenden Jahreszeitfarbe ist jeweils ein langsamer Übergang in die nächste Farbphase zu schaffen).
In jeder Jahreszeit kommt eine andere Farbkombination zum Tragen. Dabei haben wir im
- Frühling
eher stärkere Kontraste. Es wird besonders der Vordergrund betont.
- Sommer
verstärkt das frische Grün (traditionell begleitet von prächtigen
Farben; neu: von subtilen, naturnahen Farben). Das gestalterische
Schwergewicht liegt im Mittelteil der Rabatten.
- Herbst,
das bunte Laub. Die Farben gehen zunehmend in Gelb und Braun
über. Die Spätblüher sind über die ganze Rabatte zu verteilen.
- Winter
ausgewogene Braun- und Grautöne. Zur Wirkung kommen jetzt
verstärkt die hinteren Bereiche, zur Geltung die Pflanzen, die noch
lange ihre Struktur behalten.
Im Kontrast ist jede dieser Farben so einzusetzen, dass sie jeweils dominieren kann. Dabei sollten krasse Gegensätze nicht unmittelbar nebeneinander gestellt werden. Sie sollten mit Hilfe von Übergangsfarben (z.B. Weiß) getrennt werden.
Gezielte Farbkombinationen lassen sich durch Füllpflanzen besonders herausstellen. Gepflanzt werden kann mit Hilfe von
Sinnvoll sind Farbbeschränkungen (nur 2 - 3 Farben wählen)!
In einer Rabatte wirken die einzelnen Farben der Blüten und Blätter nie isoliert. Sie werden von den Farben der Nachbarpflanzen immer mit beeinflusst. Reine Farben besitzen eine hohe Leuchtkraft und können sehr dominant wirken, zarte Pastelltöne dagegen sind viel dezenter und ergeben besonders in kleineren Gärten ein viel harmonischeres Bild (in unserer Klimazone sind sie auch immer naturnäher). Kompositionen mit ihren Farbwerten wirken angenehm ruhig. Zurzeit arbeitet man gerne mit Ton-in-Ton-Farbzusammenstellungen. Beliebt sind
- Rot - Violett - Blau,
- Orange - Gelb (warm),
- Blau - Violett (kühl).
Empfehlenswert ist es, für seine Staudenrabatte für jede Jahreszeit ein farbliches Verteilungsbild zu zeichnen (je eins für den Frühling, Sommer und Herbst).
Mit Farben werden in einem Garten Stimmungen geschaffen. Besonders wirkungsvoll sind dabei ähnliche Farben (und kontrastierende Formen). Sie lassen sich dann zu Farbthemen vereinen und stellen Farbkombinationen von verwandten Farben dar, bzw. eine Farbe in deren Farbschattierungen (z.B. in Schattierungen von Rosa oder Blau). In früheren Zeiten arbeitete man bevorzugt mit Komplementärfarben und damit mit starken Kontrasten. Das Ergebnis war, dass es sehr schwer war, besonders mit den plakativen Zuchtformen, harmonische Gartenbilder zu erhalten. In der Regel war dies nur mit Hilfe von "Pufferfarben" möglich. Kräftige Farben dominieren zu schnell (mit "Rot" sollte man deshalb nur sparsam arbeiten), während subtile Farben (z.B. Rosa, Violett) harmonische Gartenbilder fördern. Oft werden als Füllpflanzen für Staudenrabatten, besonders bei einem starken Frühlingsflor mit Blumenzwiebeln, Sommerblumen und Zweijährige empfohlen. Ihr Problem ist nur, dass diese als Hochzuchtpflanzen oft nur in grellen Farben und unharmonischen Proportionen (der Blütengröße zum Pflanzenaufbau) zu erhalten sind und in naturnahen Gärten harmonisch kaum verwendet werden können. Naturnahe Gärten verlangen zartere Farben und kleinere Blüten. Kräftige Blütenfarben sollte man nur als Akzente verwenden. Bei mehreren sollte eine Farbe eindeutig dominieren, da sie sich sonst in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben würden.
Farbbezüge sind immer sehr persönlich. Sie werden beeinflusst von
- den persönlichen biologischen Vorgaben eines Menschen,
- seinen Erfahrungen (einschließlich seiner Vorurteile),
- herrschenden Moden.
Junge Menschen bevorzugen intensivere, klare Farben, ältere ruhigere Farbtöne. Im Zentrum jeder Gartengestaltung steht neben der Raumplanung die Schaffung einer Komposition von Strukturen, Formen und Farben. Mit letzteren sind besonders einzelne Bereiche hervorzuheben, die als Ganzes in ein Farbthema einmünden können.
Bei der Arbeit mit Farben in einem Garten ist die spätere Farbwirkung oft kaum vorhersehbar (und muß deshalb bis zu einem optimalen Bild ständig korrigiert werden; oft über Jahre). Die meisten großartigen Pflanzenbilder sind so entstanden (nicht nur in England, sondern auch in Deutschland), bzw. das Ergebnis vorangegangener Erfahrungen. Erfolgreiche Gärtner beobachtet man deshalb häufig mit einem Notuizbuch, in das sie sich gelungene Kombinationen notieren. Farbwirkungen sind abhängig von
Gut vereinbar sind
- rote, rosa und blaue Farbtöne,
- gelbe, braune und orangefarbene.
Ein grelles Ziegelrot kann die schönsten Farbklänge zerstören (besonders bei Rosen). Derbes Gelb ist schwer einzuordnen. Gelbtöne lassen sich angemessen untereinander und mit andersfarbigen gut mischen, sie geben Blautönen erst ihre Leuchtkraft. Die Farbaussage der Präriepflanzungen baut weitgehend auf Gelbtönen auf: Helianthus, Rudbeckien, Heliopsis, Coreopsis, Helenium, Goldgarben. Weiß sollte man dagegen nur sparsam verwenden (es hebt andere Farben hervor oder vermittelt zwischen ihnen).
Wenn man eine Staudenrabatte plant, ist der erste Schritt, sich über deren Leitthema eine Vorstellung zu gewinnen.
(damit verbunden ist der Gesamteindruck, den die Rabatte ausstrahlen soll.
Erreicht wird dieser durch die Auswahl bestimmter Pflanzen und ihrer
Anordnundg nach Höhen und Massen).
Anfänger sollten mit einem kleinen Sortiment anfangen, um es dann gemäß
ihren Bedürfnissen und Erfahrungen bis zu einer Pflanzenvielfalt zu erweitern.
Grundsätzlich haben sie immer zwei Möglichkeiten, die
- einer gestalteten Einfachheit
(sei es in der Beschränkung auf bestimmte
Farben, Formen oder Strukturen) oder
- einer überbordenden Vielfalt, die nur mit Hilfe vieler Arbeit
(z.B. jahreszeit-
lichen Ergänzungspflanzungen) zu erreichen ist.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit von einem
- statischen Pflanzenbild auszugehen, das auf klaren Ordnungsprinzipien
aufgebaut ist und sich Jahr für Jahr wiederholt
(in der Regel ist
dies nur über ständige Korrektureingriffe zu erreichen ) oder
einem
- dynamischen Pflanzenbild, das sich (in einem gewünschten Rahmen)
ständig verändert
(erreicht wird dies durch die Selbstaussaat
mancher Arten, dem Absterben anderer und dem Konkurrenzverhalten untereinander).
Weiter wird das Pflanzenbild von den hinter ihm stehenden Pflanzmechanismen bestimmt. Traditionell war es
Der Eindruck einer Rabatte entsteht dann durch das rhythmische Kombinieren und Kontrastieren der einzelnen Pflanzenarten zu einer Komposition. Durch Wiederholungen werden inhaltliche Zusammenhänge geschaffen. Die Ausdrucksstärke der gestaltenden Handschrift ist oft von der Bündelung dieser Inhalte abhängig (z.B. den Gruppenpflanzungen, zu denen sich dann evtl. Einzelpflanzen in einer gewissen Entfernung gesellen können). Bei den Farbzusammenstellungen ist heute oft nicht die Arbeit mit reinen Farben (wie z.B. zu Foersters Zeiten) entscheidend, sondern die nach Farbschattierungen. Immer entsteht eine Pflanzung aus Leitpflanzen, die sie optisch zusammenhalten. Traditionell bestimmten Blühschwerpunkte ihr Bild, während es heute zunehmend ihre Formgebung im Raum ist.
Für eine Staudenrabatte gibt es gewisse Erfahrungswerte, an denen man sich zunächst bei seinen Pflanzungen orientieren kann. Dazu gehören:
- Mindestbreite: 2m,
- Je qm kommen durchschnittlich 5 Stauden:
- Will man Flächen schnell geschlossen haben, kann man pflanzen:
- niedrige Stauden: 8 - 12 je qm,
- halbhohe: 6 - 8 je qm,
- hohe: 4 - 6 je qm.
(eine so bepflanzte Fläche hat sich dann nach etwa 3 Jahren geschlossen. Dann gilt sie als "reif". Erst jetzt kommt ihre Gestaltungsabsicht voll zum Ausdruck).
- Die einzelnen Arten sollte man zu je 3 - 8 Stück zusammenfassen.
- Seitenbeete brauchen mehr Leitstauden, Inselbeete (von allen Seiten
einsehbar) mehr Begleitstauden oder Bodendecker.
- Bei einer Pflanzung ist es wichtig, gewisse Pflanzenabstände zu beachten,
denn die Pflanzen brauchen einen gewissen Lebensraum, den sie
erst nach einer bestimmten Zeit füllen können. Werden sie zu
dicht gepflanzt, müssen sie ständig ausgelichtet werden oder sie
sterben ab.
Immer sollte man sich bei seiner Staudenauswahl nach deren Lebensansprüchen, ihren Lebensbereichen orientieren, denn davon hängen weitgehend deren späterer Pflegeaufwand und die Lebensdauer eines Planungskonzepts ab. Ein ungünstiger Standort erhöht den Pflegeaufwand. Bei konkurrenzschwachen Pflanzen verlieren die Pflanzungen ohne pflegetechnische Eingriffe schnell ihre Struktur, d.h. ihre Gestaltungsziele und damit ihre ästhetischen Absichten.
Pflanzen sind sehr standortabhängig. In Süddeuschland wunderschön blühend, können sie in Norddeutschland völlig versagen.
Vereinfachend kann man alle Pflanzen in drei große Gruppen einteilen:
- Waldbewohner:
Sie blühen hauptsächlich im Frühjahr. Danach gibt es kaum noch Pflanzen, die im Schatten blühen.
- Waldrandbewohner:
Blühhöhepunkt ist der Frühsommer.
- Wiesenbewohner:
Ihre Hauptblüte ist im Hochsommer.
Ein Garten ist sozusagen eine Waldlichtung.
Der traditionelle Garten war dabei hauptsächlich auf die Blüte ausgerichtet gewesen und bei dieser wiederum hauptsächlich auf deren Farbe (mit dem Blütenschwerpunkt Frühling und Frühsommer) mit jeweils der einen oder anderen Attraktion. Im neuen Garten haben die Rabatten dagegen überwiegend nur zwei Hochformen: Die Frühjahrsblüte und die Spätsommerblüte - wenn die eine aufhört, kommt das Hauptwachstum der Stauden, um danach zu blühen (die sogenannte Präriepflanzung). Wichtig ist nun, dass die Beete auch für die restliche Jahreszeit attraktiv bleiben, die Pflanzen also ein langes attraktives Aussehen behalten. Dadurch werden verstärkt beachtet
- deren Laub (dessen Attraktivität),
- deren Samenstände (ihre klaren Umrisse),
- die Witterungsbeständigkeit der Pflanzenstrukturen,
- deren Naturnähe (standortgerechte und ökologische Bezüge).
Besonders schön werden diese Pflanzungen, wenn sie sich z.B. aus spät blühenden Stauden und Gräsern zusammensetzen (mit einer Zwischenpflanzung von Blumenzwiebeln; u.a. eine Vorgehensweise Oudolfs).
Naturnahe Pflanzungen sollen natürlich wirken, d.h., sie sollen wie in der Natur vorkommend gruppiert werden. Dabei muß man sich an standortgerechten Pflanzen orientieren. Es gibt sie für jeden Boden und für jede Landschaft. Besonders Gräser üben starke Wirkungen aus, die bisher viel zu selten genutzt werden: Ihre Bewegungen im Wind, ihre Samenstände im Licht und ihre allgemeine Eleganz. Daneben werden auch die Blumenzwiebeln noch zu wenig beachtet. Sie sollten in großen Mengen massiert eingesetzt werden. Mit ihnen beginnt der Frühling und damit das Gartenjahr. Sie sind mehr als nur Lückenfüller zwischen den Stauden. Auch sie gibt es für jeden Boden, z.B. für
Für eine kraftvolle Wirkung sollten sie in lockeren Gruppen oder größeren Mengen gepflanzt werden (Wildformen zu Wildarten der Stauden und Zuchtformen zu Beetstauden). Blumenzwiebeln (bzw. -knollen) gibt es allerdings auch für die anderen Jahreszeiten. So können z.B. Montbretien gut zwischen Stauden gesetzt werden (während man z.B. für die großblütigen Dahlien eigene Pflanzbereiche schaffen sollte. Nur einfach blühende würden hier harmonieren).
Der Einsatz von Sommerblumen ist oft umstritten. In englischen Staudenrabatten gehören sie wegen ihrer Blütenfülle und ihrer Farbkraft einfach dazu. Bei uns ist es besonders letztere, die als störend empfunden wird. Aber auch hier besinnt man sich zunehmend auf deren Ausgangsformen (oder diesen nahekommende Hybriden). Sie sind in der Regel zierlicher, nie knallig massiv. Die unverzichtbaren Vorteile von Sommerblumen sind:
- ihr schnelles Abdecken von Gartenlücken,
- ihre Dynamik, die sie durch ihre Selbstaussaat in die Pflanzungen bringen
können
(z.B. Jungfer im Grünen, Kapuzinerkresse, Natternkopf, der
honigduftende Steinrich oder der Dill, der als Zierpflanze viel zu
wenig beachtet wird).
In einem Garten sollte man in naturnahen Jahreszeiten denken: Im
- Frühling:
Es erwacht das Leben. Die Blumenzwiebeln blühen.
- Spätfrühling:
Die Waldblüher zeigen ihre Blüten. Sie lieben meistens kühle Standorte und einen humosen Boden.
- Frühsommer:
Die Zeit der Rosenblüte und unserer traditionellen Staudenbeete. Viele Waldrandpflanzen blühen.
- Hochsommer:
Viele hochwachsende Stauden blühen (z.B. Monarda).
- Spätsommer:
Hochzeit der "neuen" Staudenbeete.
- Frühherbst:
Zeit der Gräserpracht. Das Sterben vieler Pflanzen beginnt
- Spätherbst:
Zeit der Herbstfärbung.
- Winter:
Der Garten wird zu einer kristallinen Wunderwelt (ein
Gärtner, der im Herbst die abgestorbenen Pflanzen abräumt, beraubt sich nicht nur vieler bereichernder Eindrücke, sondern nimmt auch vielen Kleinlebewesen ihre Überwinterungsmöglichkeiten).
Foerster versuchte gestalterisch einst sieben Jahreszeiten in seinem Garten herauszustellen. Hier werden neun genannt, aber nur zwei davon von uns besonders in den Vordergrund gerückt: Der Frühling und der Hochsommer.
Immer werden in einem Garten Fehler gemacht. Immer wieder ist eine Pflanzung hinterfragenswert, bzw. verbesserungsfähig. Über seine Person bringt ein Gärtner seine Kultur in die Natur. Durch die Spalten seiner Unvollkommenheit hat er dabei die Chance, etwas Großes in ihr zu sehen, sei es, je nach seiner eigenen Natur, das stille Glück, die große Harmonie oder die Ahnung von etwas Großem, das über ihm steht (im gewissen Sinne vergleichbar dem Höhlengleichnis Platons).
14. Die Pflege
Unabhängig vom Anteil an Natur ist jeder Garten zunächst ein Kulturergebnis, ein Kulturergebnis in Abhängigkeit von der psychischen Konstellation seines Gestalters. Er bringt seine Kultur in zwei Augenblicken in ihn ein, einmal bei seiner Erschaffung und zum anderen bei dessen Pflege. Der letzte Punkt wird bei seiner Planung oft übersehen, doch ist er langfristig vielleicht sogar der wichtigere. Jeder Gartenbesitzer sollte sich vor der Anlage eines Gartens darüber im Klaren sein
Es gibt keinen Garten ohne einen gewissen Pflegeaufwand, auch keinen Naturgarten, dessen Ausstrahlung zunächst nur ein Ergebnis seiner gesteuerten Dynamik ist, indem in sein Erscheinungsbild über punktuelle, gezielte Maßnahmen ständig eingegriffen wird. Auch für einen Naturgarten wird die Schere zum wichtigsten Werkzeug, vielleicht nicht sofort, aber spätesten dann, wenn bestimmte Pflanzen, alle anderen zu unterdrücken versuchen. Das Argument, dass dies ein Eingriff in die Gesetze der Natur sei, zählt nicht, denn alle unsere Naturbilder sind nur gewachsene, landschaftliche Kulturbilder. Es gibt bei uns keine vom Menschen unbeeinflusste Natur. Auch unsere Moor- und Heideflächen sind z.B. nur Moor- und Heideflächen, weil der Mensch sie als solche zu erhalten versucht. In unseren Naturgärten geht es nicht darum, einem Bild von einer idealen, unberührten Natur zu folgen (es kann immer nur das Bild einer ideologischen Setzung sein), sondern einem Naturbild, das vorrangig unseren biologischen Bedürfnissen entspricht, uns psychisch gesund erhält.
Gartenpflege bedeutet immer den Erhalt der Funktionsfähigkeit seiner Elemente und der Steuerung seiner ökologischen, primär pflanzlichen Entwicklungen. Die Hauptarbeiten konzentrieren sich dabei u..a. auf
- Bodenpflege:
Die Gesundheit der Bodenlebewelt ist abhängig von deren
Nahrungs-, Wasser- und Luftangebot. Ihre Förderung bedeutet
gleichzeitig auch eine Förderung der Pflanzenwelt, da deren
Wurzeln weitgehend auf die Arbeit der Bodenlebewelt
angewiesen sind (u.a. Mykorrhiza) und auch selber
Nährstoffe, Wasser und Bodenluft benötigten. Vor dem
Einbringen der neuen Pflanzen, besonders der Stauden, sollten
vorhandene Unkräuter sorgfältig beseitigt werden.
- Düngung:
Eine Nährstoffzufuhr beeinflusst u.a. die Blühfreudigkeit
vieler Pflanzen. Sie ist besonders bei Dauerblühern not-
wendig.
- Pflanzenschutz:
Der Verzicht auf viele anfällige Pflanzen, weil auch gegen
Schnecken oder Wühlmäuse nicht vorgegangen werden
sollte, kann einen Liebhaber ausgerechnet dieser Pflanzen
nicht überzeugen. Deren Freßfeinde finden sich in
unseren urbanen Siedlungsgebieten auch nicht ohne weiteres
ein, zumal z.B. unsere Igel die "Spanischen Nacktschnekken" nicht fressen. Ein gewisser Pflanzenschutz wird also
immer sein müsen.
- Jäten:
Zur Förderung eines gewünschten Pflanzenwuchses und zur
Steuerung der pflanzlichen Gleichgewichte beim Zulassen
einer gewissen Dynamik. Bekämpft werden durch das Jäten
unerwünschte Pflanzen wie Flugsamenpflanzen oder
Wurzelunkräuter. Vorteilhaft bei großen Beeten sind
schmale Pfade, da sie diese Tätigkeit sehr erleichtern
können. Besonders Naturgärten erfordern eine gute
Pflanzenkenntnis, da nur so deren Dynamik durch eine
gezielte Pflanzenselektion gelenkt werden kann. In einem
formalen Garten, einem Designergarten ist das Gartenbild
durch seine ständige Korrektur, die keine Abweichungen
zulässt, für immer festgelegt.
- Pflanzenschnitt:
Damit steuern wir das Gartenbild und seine Entwicklung.
- Wässern:
Besonders notwendig in warmen Sommern im Jahr der
Pflanzung. Die Wurzeln haben sich bis dahin noch nicht so
entwickeln können, dass sie das wenige zur Verfügung
stehende Wasser ausreichend aufnehmen können. Auch
Pflanzen, deren Standort nicht optimal ist oder Immergrüne,
die im Winter weiter Wasser verdunsten, es dann aber nicht
ausreichend aufnehmen können, z.B. im Kübeln stehend
oder nach einem trockenen Herbst, sind darauf angewiesen.
- Stäben:
Besonders bei hochgezüchteten Beetstauden, um ein
Pflanzenbild hoher Stauden geschlossen zu halten oder als
Stütze von Großpflanzen vor dem gesicherten Anwachsen.
In einem Garten gibt es immer etwas zu tun. Er erlaubt damit immer Bewegungen im Freien. Schematisch nach Monaten geordnet können dies sein (bezogen auf einen durchschnittlichen Hausgarten):
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