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1. Heidelberger Schlossgarten | |||
(Dem Autor ist noch bei keinem anderen Garten eine solche Unsicherheit in den Benennungen und Beschreibungen der einzelnen Gartenteile begegnet wie bei diesem Garten. Er bestand ursprünglich aus zwei Teilen: dem "Pfälzischen Garten", weltberühmt unter seinem lateinischem Namen "Hortus Palatinus" und einem intimen Lustgarten für die Kurfürstin, dem "Stückgarten").
Der Heidelberger Schlossgarten stellt unter den deutschen Gärten einen Mythos dar. Immer wieder als das 8. Weltwunder bezeichnet. Unbestritten ist er die bedeutendste manieristische Gartenanlage am Anfang des 17. Jhs. in Deutschland gewesen. Dies ist um so bemerkenswerter, weil er nie ganz fertiggestellt worden ist. Ein halbes Jahr soll dafür nur noch gefehlt haben. Der dreißigjährige Krieg verhinderte es. Bekannt als "Hortus Palatinus" des Salomon de Caus, hat er im Laufe seiner Geschichte eine wechselvolle Vergangenheit gehabt: als Hasengarten, als Hortus Palatinus, als Barockgarten, Wirtschaftsgarten (mit unterschiedlicher Nutzung), als Landschaftsgarten, Forstbotanischer Garten und als Vergnügungspark. Als Letzterer sprachen dessen Betreiber die "Romantiker" an und diese mobilisierten dann die Massen. Dabei entsprachen die Vorstellungen der "Romantiker" weitgehend nur literarischen Fiktionen und hatten nichts mit den vorhandenen Realitäten gemein, wie Pläne aus den früheren Zeiten es beweisen. Heute ist der berühmte Schlossgarten, der Hortus Palatinus, weitgehend zerstört und überpflanzt, und nur noch die vorhandenen Mauerreste und ein umfangreiches Stichwerk von 1620 zeugen von seiner einstigen Größe. Vielleicht hat es in der europäischen Gartengeschichte keinen zweiten Garten gegeben, der so gleichwertig sich auf ein Schloss ausrichtete, auf das Schloss als Symbol für den darin wohnenden Herrscher. In allen barocken Anlagen dominiert der Palast, und der Garten bildet nur dessen räumliche Fortsetzung im Freien. Das Schloss liegt hier nicht isoliert neben dem Garten wie sonst oft in der Renaissance oder ist der Ausgangspunkt einer Achse wie im Barock, sondern ist für den Besucher des Gartens das Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Alle Terrassen, zusätzlich noch akzentuiert durch einige hervorgehobene Aussichtspunkte, konzentrieren sich darauf. Das Schloss, bzw. die Verehrung seines Bewohners, ist der tragende und übergreifende Gedanke dieser Anlage. In dieser Form hat es ihn vorher und auch nachher nicht gegeben. Im späteren Landschaftsgarten ordnete sich dann das Schloss in den Garten ein, oft als Blickpunkt, nie aber als hervorgehobenes Objekt einer Huldigung. Nie zuvor war ein Garten mit einer solchen Fülle von Schmuckbeeten, Laubengängen, Lustgebäuden, Grotten und exotischen Pflanzen geschaffen worden. Im Laufe der Geschichte gingen die Meinungen über diesen Garten weit auseinander. Relativ negativ wird er gesehen von M.L. Gothein, A.E. Brinkmann und P.O. Rave. Kritisiert werden von ihnen:
Die Merkmale des Manierismus im Heidelberger Schlossgarten sind:
Daten zur Orientierung
Die Gesamtanlage war einst ha groß. Heute gehören vom ehemaligen Parkbereich nur noch ca. ha zum Gartengelände. Der Höhenunterschied zwischen der Bäder-, der Haupt- und der Unteren Terrasse beträgt jeweils etwa 6 m. Die Stützmauer unterhalb des ehemaligen Gartenhauses ist über 20 m hoch. Der ehemalige Stückgarten (im Nordwesten, vom Hortus Palatinus aus gesehen hinter dem Schloss; einst der persönliche Garten der Kurfürstin Elisabeth): ha. Er dient heute nur noch als Geschichte Die ursprüngliche Burg war von einem tiefen Graben umgeben gewesen. An der Westseite befand sich eine größere ebene Fläche für die Geschütze, auf der Südseite bis zur Grabenwand ein langer Vorhof und auf der Nordseite zwei Ecktürme. Die Zufahrt war auf der Ostseite. In der Mitte befand sich ein zweistöckiges Gebäude. 1508 - 1544 - Ludwig V.: Ausbau der Burg zu einer großen Verteidigungsanlage.
1544 - 1556 - Friedrich II.: Begann die Anlage in ein Renaissanceschloss
umzuwandeln. Er errichtete den "Gläsernen Saalbau"
(1548-56).
1556 - 1559 - Ottheinrich: Führte in seinen Ländern den protestantischen Glauben ein.
Guter Kenner der Renaissance. Ließ den Ottheinrichbau mit
einer prächtigen Fassade zum Schlosshof hin errichten
(heute Ruine).
1583 - 1610 - Friedrich IV.: Errichtete den "Friedrichbau". Gelungene Mischung einer
klassischen Gliederung der Fassade durch die Säulen und
einer manieristischen Verspieltheit durch den Dekor.
(Durch den Ottheinrich- und den Friedrichsbau war die
bisherige Burganlage zu einem Schloss geworden).
Hasengarten Der ehemalige Burgarten, "Hasengarten" genannt, lag außerhalb des
Wallgrabens und war nach Norden hin von einer hohen Stützmauer
umgeben gewesen und besaß zur Talseite zwei Ecktürme. In seiner
Mitte befand sich ein achteckiges, zweistöckiges Gebäude, -
wahrscheinlich für Vogelkäfige und zur Taubenhaltung. Er war der
Ausgangsgarten für den späteren Hortus Palatinus.
Hortus Palatinus (der "Pfälzische Garten) 1610 - 1620 - Friedrich V. (1596 -1632):
(Mutter: Luise Juliane von Oranien, Tochter von Wilhelm
von Oranien).
Er schuf den "Englischen Bau" und ließ den ehemaligen
Vorplatz für die Geschütze zu einem dazu gehörenden,
intimen Lustgarten umbauen (den "Stückgarten"; von ihm
zeugt heute nur noch das Elisabethentor). Er ist der
eigentliche Auftraggeber für den Hortus Palatinus, des
Pfälzischen Schlossgartens.
1604 Ausbildung an der hugenottischen Ritterakademie in Sedan
(bei seinem Onkel dem Herzog von Bouillon). Er erhielt
dort eine streng calvinistische Ausbildung (die ihn u.a. dazu
verpflichtete, bedrängten Glaubensbrüdern zu helfen und
grenzübergreifende Solidarität zu üben).
1610 Tod des Vaters, bis zur Volljährigkeit übernahm Herzog
Johann II. von Pfalz-Zweibrücken seine Vormundschaft.
(Im Rahmen früher Bündnisverhandlungen der Protestantischen Union (Gründer Friedrich IV., 1608) mit England wurde schon früh eine dynastische Verbindung von Friedrich und Elisabeth Stuart, der Tochter des englischen Königs Jakob I. in Erwägung gezogen. Bereits 1612 einigte man sich über den Heiratsvertrag (gegen große Widerstände am englischen Hof, besonders der Königin Anna, für die ein "Pfalzgraf" nicht standesgemäß war). 1612 Größere Bauarbeiten an der Heidelberger Residenz, um der
zukünftigen Kurfürstin eine standesgemäße Unterkunft
bieten zu können (Errichtung des "Englischen Baus"
zwischen dem Friedrichsbau und dem Dicken Turm. Es war
die letzte große Veränderung am Schloss).
Bereits im Winter 1612/13 war die Entscheidung für eine
neue Gartenanlage gefallen, da der "Herrengarten" unten in
der Stadt für repräsentative Aufgaben im Schloss zu weit
entfernt lag.
1613Heirat von Elisabeth Stuart und Einstellung von Salomon de
Caus als Ingenieur und Gartenarchitekt.
1613/19Das Ehepaar lebte in einer Art ständiger Flitterwochen
(Echte Liebe kannte man in der damaligen Zeit sonst kaum.
Normalerweise heiratete man auf dieser sozialen Ebene nur
auf dem Hintergrund politischer Überlegungen). Die
fehlende Macht wurde durch großartige Feste ausgeglichen.
Heidelberg erlebte die glänzendste Zeit seiner Geschichte.
Das Kurfürstenpaar war bei der Bevölkerung sehr beliebt
gewesen. Friedrich V. war zu dieser Zeit der erste Kurfürst
des Reiches).
1614/15Beginn der neuen Gartenarbeiten auf dem Westwall.
Bis dahin war dies der Stellplatz der Geschütze (= Stücke)
gewesen. Schaffung des "Stückgartens". Dabei wurden
1614
Erteilung des Auftrages für die Anlage des Hortus
Palatinus.
161618/19 - Errichtung des Heidelberger Schlossgartens auf
den Südterrassen über dem Friesental. Bereits während
seiner Bauzeit wurde er als das "achte Weltwunder"
bezeichnet. Innerhalb von knapp zwei Jahren schuf de Caus
durch den Auftrag von Hanggelände, bzw. das Auffüllen
des Talgeländes vier, bzw. fünf Terrassen, gehalten von bis
zu 25 m hohen Mauern, - eine technische Meisterleistung.
Anders als in Italien bereits üblich und seiner Kenntnis
dieser Gärten (besonders den der Villa d'Este und von
Pratolino) unterwarf er den Heidelberger Garten nicht
einem sofort erkennbaren Einheitsgedanken, indem er
dessen Teile einem formalen Leitgedanken unterordnete
und die Proportionen und deren Teile aufeinander
abstimmte. Bei genauerer Betrachtung schuf er dagegen
eine noch genialere Lösung. Da hier eine vom Schloss
ausgehende Achslösung nicht möglich war, legte er den
Garten um das Schloss und erhob dieses zum
bestimmenden Inhalt selber. Von allen Ebenen und sogar
von dafür besonders herausgehobenen Standorten wurde es
zum zentralen Blickpunkt. Es gibt keinen anderen Garten
wo dies besser gelungen ist. Wenn man dabei das Schloss
als den Wohnsitz der Kurfürstin sieht und von der Art der
Beziehung zwischen den beiden Gatten ausgeht, dann kann
man diesen Garten auch als den Ausdruck einer großen
Liebe ansehen, - vielleicht vergleichbar mit dem Tadsch
Mahal in Indien. Hier war die Anlage nur einer geliebten
Lebenden gewidmet, dort einer Toten. Friedrich selber lässt
sich in diesem Garten als Apoll und Herkules verherrlichen.
Den ikonographischen Höhepunkt bildete eine Statue
Friedrichs in der Gestalt eines römischen Cäsaren (hier
bereits als König von Böhmen) über dem großen,
halbrunden Gewölbe am östlichen Ende der Bäderterrasse.
Ihr sollte am anderen Ende der Bäderstraße das Standbild
der Königin gegenüberstehen.
1618Aber auch hier das Eingehen auf die Renaissanceforderungen: Berghang - Schloss - grandiose Landschaft. Das dies bewusst geplant war, zeigt der breite Promenadenweg quer zur Talöffnung (Das berühmte Bild von Fouquières muss bereits vor 1620 nach den Vorstellungen von de Caus gemalt worden sein. Es wurde dann später zum Vorbild für den Merianstich) Nicht fertig geworden waren anscheinend:
weitgehender Abschluss der Terrassierungsarbeiten.
Übernahme der Betreuung der fertigen Gartenteile durch
den Hofgärtner Peter Leonhard.
1619Umpflanzen der Pomeranzenbäume aus dem fürstlichen
Stadtgarten in den Hortus Palatinus.
Einstellung der Arbeiten am Garten (nach der Wahl
Friedrichs durch die böhmischen Stände zum neuen
böhmischen König und seinem Einzug in Prag).
1620Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg (bei Prag)
gegen Tilly und Maximilian von Bayern. Verlust der Kur-
und der Königskrone (deshalb "Winterkönig"), - danach
Flucht. Spanische und bayrische Truppen besetzen
Heidelberg.
1621Verhängung der Reichsacht über Friedrich.
1622 Eroberung des Schlosses durch Tilly (kaiserlicher Feldherr).
Danach erste Zerstörung des Gartens.
1623Verlust seiner Stammlande. Flucht mit der Familie in die
Niederlande.
1632Friedrich stirbt in Mainz (wahrscheinlich an der Pest,
Grabstelle unbekannt).
(Mit Elisabeth Stuart hatte er 13 Kinder. U.a. Sophie, spätere Kurfürstin von Hannover, die dort den "Großen Garten" schuf. Elisabeth starb 1662 in London). Salomon de Caus war der geniale Schöpfer des Hortus Palatinus.
1576
Verfall des Hortus Palatinus
geboren in Dieppe ( ?; Normandie) als Sohn einer
normannischen Hugenottenfamilie).
1590- Flucht der Familie nach England.
1595/98- Studium der "mathematisch-physikalischen Wissenschaften", der Architektur, der bildenden Künste und der Musik. lernte in Italien mehrere bedeutende Gärten kennen (u.a.
den gerade fertiggestellten Garten von Pratolino mit
seinen Grotten; wahrscheinlich die Villa d'Este (Tivoli)
und Boboli (Florenz)). Er hatte dort Kontakte zu mehreren
bedeutenden Architekten.
1598 - 1610Dienst bei Erzherzog Albert von Habsburg In
Brüssel (Statthalter der Niederlande). Er lernte dort die
hydraulischen Maschinen von Georg Müller aus Augsburg
und die Grotten und Wasserkünste von Wenzel Coberger
kennen. Mitarbeit an den Gärten von Brüssel und
Mariemont. Er gestaltete dort die Wasserspiele und die
Grotten mit Automaten und Wasserorgeln.
1610Verärgerung über die Zerstörung einer noch nicht fertigen
Grotte durch den Prinzen von Condé. Rückkehr nach
England und Übersiedlung an den Hof Jakob I., der
Ingenieure für seine Feuerwerke suchte. Von dort gelangte
er an den Hof des Kronprinzen Heinrich von Wales.
Für ihn fertigte er hauptsächlich Gartenzeichnungen und
übernahm Wasserbauarbeiten an der Themse. U.a.
errichtete er die Bildergalerie in Richmond Palace und war
als Mitarbeiter an verschiedenen Schlossanlagen beteiligt.
Nach dem Tod des Kronprinzen (1613) unterrichtete er
dessen Schwester Elisabeth im Zeichnen und in Musik.
1613Übernahme in den kurpfälzischen Dienst nach der Heirat
Elisabeths.
1614Anstellung als Ingenieur und Architekt.
1614/15Anlage des Stückgartens.
1615Widmete der Kurfürstin seine Grotten und
Fontänenzeichnungen.
1616Beginn der eigentlichen Arbeiten am Hortus Palatinus.
Seinen Ruf als achte Weltwunder erhielt er
1618 (Ende)
Große Teile des Gartens sind fertig. Jetzt auch tätig
für verschiedene andere, dem kurpfälzischem Hof nahe
stehenden deutschen Fürsten.
1619Der Garten ist weitgehend fertig. Nach den Angaben von
de Caus fehlen nur noch sechs Monate bis zur endgültigen
Fertigstellung. Wegen des Umzugs des Kurfürsten nach
Prag werden die weiteren Arbeiten eingestellt. Dieser
Beweggrund veranlasste de Caus, ein Buch (1620) über
seine Planungen herauszugeben: Ein Stichwerk mit 30
Blättern (u.a. 28 Detailzeichnungen) und vier
Erläuterungsseiten. Es erlaubt heute eine ziemlich genaue
Rekonstruktion.
1620de Caus verlässt Heidelberg und lässt sich in Paris nieder.
Er nennt sich jetzt "Architekt des Königs" und ist für die
Stadtreinigung zuständig.
1626Tod (Beerdigt auf dem protestantischen Friedhof von Paris
"La Trinité).
Während seines ganzen Lebens hat de Caus Bücher zu verschiedenen technischen Problemen herausgegeben. U.a. übersetzte er Vitruv ins Französische. Im Alter beschäftigte er sich besonders mit der Mathematik. Er muss zu den bedeutenden Erfindern des 17. Jhs. gezählt werden.
In Heidelberg
vor 1922 Abriss des zweistöckigen Gebäudes auf der obersten
Westmauer aus Verteidigungsgründen.
1621 - 1635wechselnde Einnahme der Stadt durch verschiedene
Kriegsparteien. Die Gartenanlagen haben unter den
Kriegshandlungen relativ wenig gelitten, wohl unter der
fehlenden Pflege. So sind alle Pomeranzenbäume
abgestorben. Die gesamte Bepflanzung ging zugrunde.
ab 1656Versuche, den Garten wieder herzustellen. Der
verantwortliche Hofgärtner war Peter Leonhard. Er
pflanzte u.a. auf dem nordsüdlichen Teil der
Hauptterrasse (heute Scheffelterrasse) 50 Linden.
1659Neupflanzung von 40 Zitrusgehölzen ( 14 Pomeranzen,
14 Zitronen und 12 Zitronellen),
ab 1680Ausbau der Verteidigungsanlagen (wegen der sich
abzeichnenden kriegerischen Auseinandersetzung mit
Frankreich nach dem Tod Karl Ludwigs. Seine Tochter
Elisabeth Charlotte (= Liselotte von der Pfalz) war mit
dem Bruder Ludwig XIV. verheiratet gewesen, und
Ludwig erhob Erbansprüche.
1689 - 1693Zweite große Zerstörung von Schloss und Garten
durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1693 Plünderung
und Sprengung des Schlosses).
Barocke Garten
1690 - 1717 erneute Instandsetzung des Gartens durch Kurfürst
Johann Wilhelm. Erste Überlegungen zur Schaffung
einer barocken Gartenanlage (mit der Absicht, die
eigentliche Residenz im Westen der Stadt neu zu
errichten).
1719barocke Umgestaltung des Gartens durch Kurfürst Karl
Philipp. Schwierigkeiten ergeben sich aus der Winkelform
der Terrassen, die keine Hauptachse und keinen
symmetrischen Aufbau erlauben. Man behalf sich mit der
Errichtung zweier gleichberechtigter Hauptachsen und die
Nichtberücksichtigung der hinteren Gartenteile. Danach
starke Abweichungen vom Plan de Caus. Zum Schloss hin
wurde ein halbkreisförmiges Parterre angelegt, eingefasst
von einer Hecke, mit zwei Wasserbassins in den
Wegeachsen und Blumenbeeten. Die Bosketts befanden
sich hinter den Hecken.
1720 Verlegung der Residenz nach Mannheim. Danach hatten die
Pfälzer Kurfürsten kein Interesse mehr an den Heidelberger
Schlossanlagen. Es wurden nur noch die knappsten Mittel
für den Erhalt des Bestehenden bereitgestellt.
Anfang des 18. Jhs. Die Stützmauern, Grotten und sonstigen
Bauwerke dienen der Heidelberger Bevölkerung als
Steinbruch.
ab 1722 verstärkte Bepflanzung des Gartens mit Obstgehölzen
(zunächst Spaliere an der Mauer der obersten Terrasse).
ab 1724 Überlegungen über die Verpachtung des Schlossgartens
(um dadurch die Gehälter der Gärtner zu sparen. Sie
betrugen pro Jahr 125 Gulden). Der Garten sollte als
Lustgarten aufgegeben und in einen Nutzgarten
umgewandelt werden. Der Hintergrund war neben der
erfolgten Verlegung der Residenz die zunehmende
Vergrößerung des Schwetzinger Schlosses.
1725 Verlegung der Heidelberger Orangerie nach Schwetzingen.
1741 alle Brunnen funktionieren nicht mehr (1752 und 1760 wird
ein Brunnen wieder instandgesetzt).
Ökonomischer Garten (Landschaftspark)
ab 1741 Anlage vieler Nutzteile im Garten mit der Auflage an die
Pächter, diese auch zu unterhalten.
1743 Übernahme des Gartens durch einen Privatmann zur
persönlichen Nutzung.
1744 Reparatur einer Statue im Großen Bassin (der "Groupe" von
"van den Branden", deshalb auch Branden'sche Statue. Sie
war das Sichtziel des langen Weges. 1763 kam sie nach
Schwetzingen).
nach 1764 Der Garten besteht aus einem Parterre en gazon (6
Rasenflächen, vorher Blumenbeete), Bosketts (9 Felder),
einem Wasserbeet und dem Pomeranzengarten. Der ganze
Friesenberg ist ein Freigehege für Rehe und Hirsche. Über
dem Nordflügel der Großen Terrasse befanden sich
Weinberge und auf der Oberen Terrasse Obstgehölze.
1764 erneute Vernichtung des Schlosses durch Blitzschlag.
nach 1767 Großer Umbau des Gartens: Der Schlossgarten besteht
danach aus einer Baumschule und einem Gemüsegarten. Die
Bosketts werden zu einer baumbestandenen Rasenfläche
zusammengelegt, die sonstigen Flächen mit Gemüse
bepflanzt und von Spalierobst begrenzt (u.a. auch die Untere
Terrasse). Der Anbau von Obst, Gemüse oder Wein erfolgt
je nach den Bedürfnissen seiner Pächter. Nur der
Nordschenkel der Großen Terrasse dient wegen seines
schlechten Bodens als Baumschule.
nach 1768 Einrichtung der Baumschule (Die Pflanzen waren für
den Schwetzinger Schlossgarten bestimmt).
1771 In der Nähe der Stelle, an der de Caus seinen Felsenbrunnen
geplant hatte, errichtete der verantwortliche
Oberstallmeister Freiherr von Oberndorff sich zur eigenen
Nutzung ein achteckiges Lusthaus, das sogenannte
"Oktogon".
nach 1774 Oberaufsicht durch Nicolaus de Pigage.
1774 Verpachtung des Gartens an einen Wirt mit einer
Konzession zum Weinausschank. Ihm wurden
mehrere Gebäude gegen deren Unterhalt und dem des
Gartens kostenfrei überlassen. Die bisherigen
Baumschulflächen wurden in Ackerland umgewandelt. Im
Laufe der folgenden 100 Jahre nahm der Umfang der
Konzession ständig zu:
1788 Neben dem Schützenstand wird eine Gartenwirtschaft geschaffen (zu diesem Zeitpunkt
nur ein Schuppen).
ab 1806 durfte die Wirtschaft in allen offenen
Gartenteilen betrieben werden (durch
Gutmann).
1810 Der neue Pächter durfte neben seinem
Schankbetrieb auf allen freien Flächen Gemüse für
den Verkauf anbauen (mit Ausnahme der
botanischen Schulflächen und der Baumschule auf
der Unteren Terrasse. Einen Blumenhof im
Schlosshof und den Lustgarten am Englischen Bau
nutzte die Direktion für sich).
ab 1812 versuchte der Universitätsgärtner Metzger alle
Flächen außer dem forstwirtschaftlichen Institut
wirtschaftlich für sich zu nutzen
1816 war die Große Terrasse mit Pyramidenpappeln zur
Holzgewinnung bepflanzt, und auch die Weinberge
wurden im Laufe der Zeit erheblich vergrößert.
Daneben wurde die Schlosswirtschaft mit Zunahme
der Touristen ständig vergrößert.
(Die romantischen Grünanlagen um die Ruinen des Heidelberger Schlosses im Sinne der Literatur hat es nie gegeben. Sie waren eine literarische Fiktion. Wo sollen sie unter diesen Bedingungen gestanden haben? Viel eher war die Schlossschenke eine Art Ballermann des frühen 19. Jhs. Als dort 1837 auch noch der oekonomische Garten verschwand, folgte ihm bald ein bekiester Wirtschaftsplatz.
1775 Einrichtung eines Schützenstandes zwischen der Großen
Grotte und der Treppe zur Zwischenterrasse.
1779 Goethe besucht Heidelberg. Beginn der romantischen
Verklärung der Ruine. Als solche stand sie für vergangene
Größe und deren Fall und sprach damit besonders die
Gefühlswelt an. Sie wurde zu einem Träger von
romantischen Werten für die damalige Poesie. Über
beschriebene (real aber nicht vorhandene) Naturszenerien
erhielt sie einen hohen Bekanntheitsgrad und wurde zu
einem bekannten Zielort des frühen Tourismus.
Forstbotanischer Garten
1787 Verlegung der Staatswissenschaftlichen Hochschule von
Kaiserslautern nach Heidelberg. Eine Folge davon waren
erste vergebliche Versuche der Rettung der Ruine (u.a.
erfolgte die Einstellung des Abtrages ihrer Steine als
Baumaterial durch die Bevölkerung). Der Oberforstrat
Professor Christoph Wilhelm Jakob Gatterer versuchte
wieder einen neuen Garten anzulegen.
1788Errichtung eines Schützenstandes zwischen der Grotte und
der Treppe zur oberen Terrasse. Ein Schuppen neben der
Treppe diente dem Weinausschank.
1799Die Kastanienallee auf der Scheffelterrasse darf entfernt
werden. Der Schlosshof dient für das Vieh als Weide.
Anfang des 19. Jhs. - Weitgehendes Fällen der Obstbäume und Entfernen der Gebäude, die die Gartenteile trennen. Zusammenfassung des Stückgartens, Vorhofs und der großen Terrasse des Hortus Palatinus zu einem Landschaftspark. Auf der Großen Terrasse werden gleichzeitig große pflanzliche Versuchsfelder angelegt.
1804 Die Pfalz geht an Baden. Danach erfolgt ein Auftrag zur
Klärung der Schäden im Garten. Annahme des
Vorschlages Gatterers, den Garten für die Universität
( Botanische Gärten sind in der damaligen Zeit ein Teil
der medizinischen Fakultät) und die Bevölkerung zu
nutzen. Er erbittet die Hilfe Sckells als technischen
Beistand (damaliger Gartendirektor von Schwetzingen)
. Ihm wurden für die Neueinrichtung 4000
Gulden zur Verfügung gestellt und für die nachfolgende
jährliche Pflege jeweils 400 Gulden. Nach der Berufung
Sckells nach München übernahm Johann Michael Zeyher
die weiteren Ausführungsarbeiten. Trotz aller
wirtschaftlicher Eigeninteressen war Gatterer der erste,
der sich für die Erhaltung der Schlossruine und ihrer
Gartenanlagen offiziell bei der Regierung einsetzte. Der
Erhalt des früheren Gartens als Einheit ist sein Verdienst.
Er vergrößerte allerdings auch den Garten über die
Grenzen des alten Schlossgartens, - oft gegen den
heftigsten Widerstand der bisherigen Nutznießer.
Probleme im Entwurf Sckells waren:
1804/05
-Die Obere Terrasse und die Lange Allee bleiben
erhalten.
1805 - 1815 - Auf der Oberen Terrasse werden 32 Beete angelegt für die Anzucht von Pflanzen für den landwirtschaftlichen und botanischen Unterricht. - Die Untere Terrasse und der anschließende östliche Burggraben werden weiterhin als Baumschule benutzt. Während der Napoleonischen Befreiungskriege
Erhebung zu einem nationalen Denkmal (als
Erinnerungsobjekt seiner Zerstörung durch französische
Truppen. Dieser Gedanke war dann auch 1891 latent
mitentscheidend für die Ablehnung des geplanten
Wiederaufbaus des Schlosses).
1808Der Garten nach den Plänen Gatterer / Zeyher ist
weitgehend fertiggestellt.
1810 - Auf der Unteren Terrasse befanden sich 11 Spargelbeete
und Gemüsebeete für Futterpflanzen. Auf der Oberen
Terrasse, der Zwischenterrasse und im Burggraben
Obstgehölze (den Ertrag teilten sich der Pächter und
Gatterer).
1. H. 19. Jh.- Graf von Graimberg (Franzose) setzt sich für den Erhalt des Schlosses ein. Heidelberg entwickelt sich zu einem nationalen
Denkmal (durch Befreiungskriege, und Tourismus).
1811Johann Metzger wird der Nachfolger Gatterers. Für den
Erhalt des Gartens (und zweier botanischer Gärten in der
Stadt) erhielt er u.a. eine freie Wohnung, mehrere
Gebäude und die Gartenwirtschaft im Schlossbereich zur
persönlichen Nutzung. Während letztere bis dahin nur
ein kleines Häuschen gewesen war, wurde sie ab jetzt
ständig vergrößert. (1. Vergrößerung 1815, der
Baukomplex von 1837 nimmt bereits ¾ der Breite der
Hauptterrasse ein, 1853 Bau einer zusätzlichen
Gartenhalle und eines Musikpavillons. Später dann noch
ein Küchenbau, Unterkunftsräume und eine
Wirtschaftshalle. Durch die vielen Bauten verschwand
der Gartenbereich völlig von der Hauptterrasse. Die
Wirtschaft war zum wichtigsten Teil des Gartens, der
Garten zu einem "Vergnügungspark" geworden).
1815In Heidelberg wird vom Zaren, dem Kaiser und dem
König von Preußen ein Bündnis gegen Napoleon
geschlossen ("Heilige Allianz"). In diesem Rahmen wird
die Schlossruine effektvoll beleuchtet.
1852 - Übergang des Gartens in die Großherzogliche
Domänenverwaltung (Sie verpachtete die Flächen weiter
an den Kastellan).
1866/67 - Die Zwischenterrasse dient dem "Botanischen Institut" der Universität für die Anzucht von "Holzgewächsen". (Seit 1870 verstärkt für die Aufzucht immergrüner Gehölze). Umwandlung des bisherigen Küchengartens auf der
Unteren Terrasse in eine Koniferenanlage (deshalb bis
heute: "Koniferenterrasse").
1866 - Gründung eines Schlossvereins und anschließender
Appell der deutschen Architekten und Ingenieure auf
Wiederherstellung des Schlosses (Nationalkonservative
Kräfte standen dagegen. Sie wollten die Ruine als
Symbol französischer Gewalttaten erhalten).
1867 - Das Studium der Forstbotanik war 1832 nach Karlsruhe verlegt und der botanische Garten 1875/76 ausgelagert worden. Die ursprüngliche Nebenfunktion im Garten (der Weinausschank) war schon lange zum Hauptzweck geworden. Die Wirte und anderen Nutznießer versuchten jede Rückbesinnung zu verhindern. Wolfgang Müller (Schriftsteller) setzt sich für den
Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses ein.
1879/80 Eingehen vieler Pflanzen durch den kalten Winter.
1880/81 Umwandlung der Unteren Terrasse in einen
botanischen Garten (als Ergänzung zum
forstbotanischen Garten im Westteil der Obersten
Terrasse). Der Garten änderte dadurch erneut völlig sein
Aussehen. Den Laubgehölzen von Sckell / Zeyher
folgten jetzt zunehmend immergrüne Koniferen.
1883 Errichtung eines "Schlossbaubüros" Heidelberg in
Karlsruhe zur Aufnahme und Sicherung der
vorhandenen Bausubstanz.
1891 - Tagung einer Kommission zum Wiederaufbau des
Schlosses. Entscheidung für den Erhalt der Ruine.
1893 - 1903 - Enthüllung des Scheffeldenkmals an der Stelle des alten Oktogons (seitdem heißt der nördliche Teil der Hauptterrasse auch "Scheffelterrasse"). Auf- und Ausbau des Friedrichsbaus (heute
Zentrum der musealen Ausstattung).
1901 Scheitern des Wiederaufbaus des "Gläsernen Saalbaus"
und des Ottheinrichbaus (wegen Uneinigkeit über die
ehemalige Dachform!).
1895/97 Bau einer neuen Schlosswirtschaft.
um 1900 - Das Schloss ist vom Garten aus nicht mehr zu sehen,
da man seine Gehölze ungehindert hat wachsen lassen.
Der Biergarten war inzwischen zum gesellschaftlichen
Mittelpunkt Heidelbergs geworden. Seine Bevölkerung
verlangte nach einer ständigen Vergrößerung der
Gartenwirtschaft.
1928/29 - Übergabe der gesamten Schloss- und Gartenverwaltung an das Bezirksbauamt Heidelberg (damaliger Leiter Ludwig Schmieder, der sich verdienstvoll des Gartens wieder annahm und ihn teilweise gegen größte Widerstände von seinen störenden Zutaten befreite. Erst durch ihn wurde das Schloss wieder sichtbar. U.a. ließ er die immergrünen Pflanzen beseitigen, die Teile des Gartens an einen historischen Friedhof erinnern ließen). Schmieders Ziel war:
vernichtete der harte Winter viele Exoten, gegen
deren Fällung man sich zuvor heftig gewehrt hatte (auf
den beiden oberen Terrassen die meisten Immergrünen
und auf der unteren viele Nadelgehölze).
1930 - 35
- Neuerrichtung der oft heruntergebrochenen
Stützmauern,
1931 - Freilegung der Großen Grotte in der Südostecke der Hauptterrasse, - Ausgraben der Ruinen auf der Oberen Galerie mit Kleiner Grotte und dem Großen Gewölbe. - Erneuerung mehrerer Treppen:
- Freilegung und Sicherung vieler Ruinen. Kommission zur Zukunft des Hortus Palatinus:
Veranstaltungen
1951 11 Gartenbaubetriebe und 4 Blumenbindereien
veranstalten die Heidelberger Blumentage (jährlich für 2
Spätsommerwochen, ab 1960 zweijährig). Zunächst nur
innerhalb der Schlossruinen und des Stückgartens
farbenfrohe, dekorative Beete. Man orientierte sich bei
den Pflanzungen an barockisierenden Teppichbeeten des
19. Jhs.. Letzte Veranstaltung 1968.
1986 "Kulturmarkt im Schlossgarten" aus Anlaß des 15-
jährigen Jubiläums des Heidelberger Madrigalchors (mit
einer breiten Kunstpalette an verschiedenen Standorten
des Gartens).
Neugestaltung (Rekonstruktionsansätze)
1954
Heute fehlt den Heidelbergern jeder emotionale Bezug zu seinem kunstgeschichtlich bedeutendsten Bauwerk. Zur Zeit ist der Garten nur noch eine abstrakte Strukturruine. So wie er zur Zeit besteht, besitzt er weder für die Bevölkerung einen Wert, (und er müsste so rekonstruiert werden, dass sie ihn liebt und auf ihn stolz ist), noch für die Touristen, für die der dortige Genius loci nicht erkennbar sein kann. Einst hatte Friedrich V. den Hortus Paltinus als Lustgarten anlegen lassen. Auch jetzt müsste er wieder für die Heidelberger Bevölkerung ein einladender Festgarten werden und als Symbol könnte sein Aufbau für die Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland stehen, ein Symbol dass auch seiner kunstgeschichtlichen Bedeutung gemäß wäre. Dabei hat sich in den letzten Jahrzehnten der Gedanke durchgesetzt, dass eine Erneuerung des Gartens von der de Caus'schen Grundkonzeption auszugehen habe. Bei dieser Vorgabe sollte man dann auch den Mut haben, ihn als Ganzes zu rekonstruieren. Als Eckpunkt im Dreieck Heidelberg- Schwetzingen-Schönbusch und zum europäischen Dreieck Heidelberg - Villa d'Este - Villandry.
Ausstattung des Friedrichsbaus mit Ahnenbildern,
Möbeln und Wandteppichen aus verschiedenen Museen.
1959 Gutachten über die künftige Instandsetzungs- und
Pflegemaßnahmen. Vorschläge kamen von:
ab 1971
Rekonstruktionsanfänge des Hortus Palatinus.
1971 Abbruch des Schlosskasinos (wegen fehlender
Rentabilität),
danach:
1974/77
Erneuerung der drei Wasserbassins mit der Skulptur
des Rheins im mittleren Becken (aus Epoxid-Harz).
Ergänzung durch Springbrunnen. Die Südostecke des
Gartens wurde damit für die Besucher wieder interessant.
Viele Instandsetzungsarbeiten an den Ruinen.
1976/77 Neue Überlegungen zur Gestaltung des historischen
Gartens. Ergebnisse:
1980
Ausstellung "Heidelberg-Pfälzischer Garten im Spiegel
der Jahrhunderte" zur Vorbereitung der Bevölkerung auf
die künftigen Rekonstruktionsmaßnahmen. Da eine
positive Resonanz ausblieb, wurde von den
Restaurierungsabsichten abgesehen.
1998 Ergänzung der Innenausstattung des Friedrichsbaus
durch Kunstobjekte aus dem Schloss in Baden-Baden.
2005 Fachtagung "Die Gartenkunst ist tot - Es lebe die
Gartenkunst". Ihr Ergebnis: Klage über die zur Zeit
unbefriedigende Situation:
In einer historischen Gesamtübersicht kann man vereinfachend sagen:
17. Jh. Schaffung des Hortus Palatinus. Immer wieder Zerstörung und teilweiser
Neuaufbau.
18. Jh. Verkommen der Anlage und Überlegungen sie wirtschaftlich zu nutzen.
19. Jh. Umfassender Schankbetrieb (unter Nutzung ihres nationalen
Symbolgehalts gegen Frankreich und den beginnenden Tourismus. Diese
Entwicklung wird zusätzlich durch romantische Projektionen gefördert.
20. Jh. Rückbesinnung auf die ehemalige Bedeutung. Ein Wiederaufbau wird
verhindert durch
Allgemeine Aussagen über die Struktur des Gartens
Über das ehemalige Aussehen des Hortus Palatinus wissen wir relativ gut Bescheid. Als Quellen dienen uns dafür hauptsächlich
Bereits 1614 begann man mit den Terrassierungsarbeiten. Die verschiedenen Ebenen passten sich dem Gelände durch unterschiedliche Höhen, Breiten und Längen der Terrassen an. Gesichert wurden sie durch teilweise mächtige Stützmauern. Je nach Betrachtungsweise spricht man von drei, vier oder füng Terrassen. Dabei ist der übergeordnete Gesamtaufbau nur über die Einbeziehung deren Details zu verstehen. Kunstgeschichtlich wird der Hortus Palatinus heute dem Manierismus zugeordnet, dem Zeitabschnitt zwischen der Renaissance und dem Barock. Die Kriterien für diese Zuordnung sind in diesem Fall:
Entscheidend für den Aufbau des Schlossgartens ist seine Terrassenstruktur. Er besteht aus drei Hauptebenen:
Die Bäderterrasse besaß sehr schmale, lange Schenkel. Ihr ästhetischer Gesamteindruck wurde von der Futtermauer zum Hang hin bestimmt. Auf ihr gab es keine "gärtnerischen" Anlagen(außer einer Randpflanzung an der Futtermauer).Als Promenier- und Spielterrasse (Westschenkel = "Große Allee", "Lange Allee"), mit dem Schloss als zentralem Mittelpunkt der Aussicht, diente sie hauptsächlich dem "Paramail"-Spiel (eine Art Krocket). Zum Berg hin wurde sie von einem halbrunden Triumphbogen abgeschlossen, in deren Nischen sich jeweils ein Brunnen befinden sollte. Darüber befand sich über dem vom Schloss entfernteren Bogen eine 4 m hohe Skulptur Friedrich V., bereits als böhmischer König (darunter in der Nische ein Neptun) und am anderen Ende, ihm gegenüber, in unmittelbarer Schlossnähe war die der Kurfürstin (Königin) geplant gewesen. Auf der Bäderterrasse befand sich in der südlichen Stützmauer zur Obersten Terrasse die sogenannte "Galerie". Sie bestand (auf der Höhe des Schlosses beginnend) aus dem
Vom Schlosshof gelange man einst durch ein zweistöckiges Gebäude (unten
Aufenthaltsräume und Werkstätten für die Wachen und Gärtner, im zurückgesetzten
Obergeschoss befanden sich Vogelkäfige) in den Garten. Genau auf der
gegenüberliegenden Seite am Berghang befand sich die "Große Grotte" als
Abschluss des Weges. Auf der rechten Seite führten zwei Treppen zur gestalterisch
dazugehörenden "Oberen Terrasse". Teilte man den Zugangsweg nach dem
Goldenen Schnitt, kam man nach Abschluss des längeren Teils auf einen breiten
Promenadenweg (in den Plänen erkennbar an seiner besonderen Breite), der parallel
zum Schloss den ganzen Ostschenkel entlang bis zu einem turmartigen Lusthaus /
Aussichtsgebäude führen sollte. Der Stellenwert dieses Weges mit seinem langen
Balustradenstück, der angrenzenden Pyramidentreppe und dem Aussichtsgebäude
genau auf der gegenüberliegenden Seite des Schlosses machen ihn zum wichtigsten
geistigen Inhaltsträger dieses Gartens. Ursprünglich zwar durch die geographische
Lage des Berghanges bedingt, wird er zu etwas Einmaligem in der europäischen
Gartenkunst.
Untere Terrasse
Der Südschenkel der Hauptterrasse und die "Obere Terrasse" bildeten gestalterisch beim Blick von der Bäderterrasse eine Einheit und bestachen durch seine Vielfalt der verschiedenen Knotenmuster. Über diesen Gartenbereich macht de Caus keine Angaben. Eingefasst von Schmuckbeeten befindet sich hier vorrangig das Boskett mit dem "Gartensaal" im Zentrum. Als Ganzes wurde dieser Teil der Hauptterrasse bis zum Promenadenweg deshalb auch als "Boscage" (Boskett) bezeichnet und liegt damit von seiner Funktion im Hofleben her viel konsequenter als z.B. spätere Boskette neben einer Hauptachse. Es bestand in Heidelberg aus Obstquartieren mit Laubengängen. Räumlich stellte dieses a n dieser Stelle keine Beeinträchtigung des räumlichen Aufbaus dar, sondern war ein erster Höhepunkt, ein Mittelpunkt des Gartens, der raffiniert dabei half, die Vielzahl der wechselnden Eindrücke spannungsreich zu gestalten und den Weg zu immer neuen Überraschungen vorzubereiten. Von Eintritt in den Garten führte der Weg kompositorisch durch die helle Passage eines Knotenparterres, durch die überwachsenen, dunklen Gänge der Boskettquartiere in die offene Weite der fünf Parterrefelder hinter dem Promenadenweg. Auf sie geht de Caus in seiner Gartenbeschreibung besonders ein:
Folgt man dem Promenadenweg hinter dem Orangenparterre nach Norden, befand sich gleich links des Weges der Zugang zu einer riesigen Pyramidentreppe (sie wurde nicht fertiggestellt). Von hier konnte man die Ostseite des Schlosses besonders schön überblicken. Auf der rechten Seite schloss der Irrgarten auf der Ebene der Bäderterrasse die Felder der Parterres der Hauptterrasse vom nachfolgenden Gartenteil ab. Zunächst kam man an der berühmten Pomeranzenallee vorbei. Sie stand vor den Stützmauern des Irrgartens und bestand aus 30 großen Pomeranzenbäumen (je 6,5 m hoch und 60 Jahre alt) und 400 weiteren Gehölzen. Man hatte die Pflanzen mit großen Mühen aus dem alten Herrengarten in der Stadt nach hierher gebracht. Im Winter (Michelstag bis Mai) wurde ein Bretterhaus über sie errichtet, das mit vier Öfen beheizt wurde. De Caus wollte ursprünglich dieses Gebäude durch ein Steinhaus ersetzen (mit einem abnehmbaren Dach und herausnehmbaren Fenstern). Der Pomeranzenallee folgte, gestalterisch großartig gemacht, ein kreisförmiger Blumengarten, ein zum Lusthaus gehörender "giardino segreto", der seine Intimität durch seine zurückgezogene Lage zwischen den Mauern unterhalb des Irrgartens, des Weingartens und dem "Dicken Turm" erhielt. (Der eigentliche "giardino segreto" des Schlosses war der "Stückgarten, der nur für die private Nutzung der Fürstin zur Verfügung stand). Blumenparterre (medizinisch-botanischer Garten): Eingerahmt von vier
Eckpavillons, stand in seiner Mitte ein Brunnen mit einem
Felsgebilde aus Tropfsteinen, der mit kleinen Koniferen bepflanzt
werden sollte. Auch hier auffallend die Herausarbeitung eines
Gegensatzes, dieses Mal der zwischen Blütenpflanzen und
Koniferen. Eingerahmt war dieser Gartenteil von Beeten mit
Arabesken. Das Blumenbeet selber war in vier Sektoren eingeteilt
mit jeweils neun, im Kreis um das Felsgebilde angelegten
Doppelbeeten. Jeden Monat sollten davon je drei Doppelbeete zum
Blühen gebracht werden.
Den Abschluss des Gartens sollte ein Lusthaus, der "Große Turm" bilden. Wegen des Krieges ist er nicht fertig geworden. Seine Grundfläche betrug 18,2 x 22,9 m. Das Erdgeschoss sollte aus einer offenen Halle bestehen über der sich Wohnräume befinden sollten. Als Belvedere, bzw. intimes Sommerhaus genutzt wäre die Aussicht auf Schloss und Tal kaum zu überbieten gewesen. Hinter dem Turm sieht man in den Plänen ein Feld mit neun Räumen aus geschnittenen Hecken, deren Funktion man heute nicht mehr kennt. De Caus hat über sie keine Angaben gemacht. Zur Hauptterrasse gehörte auch die "Große Grotte" kurz vor dem Südschenkel, die bergseits gegenüber dem Eingangstor des Gartens im Winkel der beiden Terrassenflügel lag. Ähnlich wie die Grotte in Pratolino (Medici-Villa nördlich von Florenz; neben Bomarzo früher der bedeutendste manieristische Garten Italiens) war sie ca. 18,5 x 8 m groß und bestand aus vier Räumen. Ihr Eingang war rustikal bossiert und wurde von dreizehn Tierskulpturen geschmückt. Im vorderen Raum was das Gewölbe mit schönem Muschelkalk versehen. In ihm floss das Wasser auf der Rückseite kaskadenartig in ein Becken, in dem eine Kugel auf einem Wasserstrahl tanzte. Der zweite Raum war dagegen roh gearbeitet. (Die beiden restlichen Kammern dienten wahrscheinlich technischen Einrichtungen). Das Innere beider Grottenräume war reich mit Skulpturen ausgestattet und besaß die verschiedensten Wasserkünste. Diese Grotte sollte weniger reich ausgestattet werden als die "KleineGrotte".
Hier handelte es sich im eigentlichen Sinne um keine Terrasse zum Betreten,
sondern nur um eine, die zur Aufsicht bestimmt war (unabhängig von den drei
großen Treppenanlagen, die zu ihr führten). Dafür sprechen besonders die hier
abgesenkten Broderiebeete (Auf der Hauptterrasse befinden sie sich bündig auf
einer Ebene. Das Absenken ganzer Gartenteile hatte es schon in Italien und
Frankreich gegeben. Die Absenkung einzelner Teile erfolgte hier zum ersten Mal).
Die Anlage bestand aus zwei Teilen, die durch ein Bassin von einander getrennt wurden. An seinen Längsseiten befanden sich allegorische Darstellungen der Flüsse "Main" und "Neckar". In der Mitte der Beetteile stand das eine Mal eine Ceres und das andere eine Pomona, als Göttinnen des Acker- und des Obstbaus. Der Ostschenkel der Unteren Terrasse sollte ganz von einer steilen Pyramidentreppe ausgefüllt werden. Sie war nicht als eine Verbindungstreppe gedacht gewesen (dafür gab es zwei seitliche Doppeltreppen), sondern als ein mächtiges Gegenüber zum Schloss. Bei ihrer Benutzung ging man praktisch in den Raum hinein auf dieses zu. Auch sie war ein Beweis dafür, wie stark die geistige Konzeption des Gartens auf das Schloss bezogen war. Der Hortus Palatinus war einer der bedeutendsten manieristischen Gärten in Europa und der bedeutendste in Deutschland. Es ist falsch, ihm immer mit den Maßstäben des späteren Barockgartens bewerten zu wollen. Anders als dort wird sein Gehalt
Während die Hochrenaissance nur ein räumlich und zeitlich eng begrenztes italienisches Phänomen war, verbreitete sich der Manierismus als höfischer Stil über ganz Europa. Die damaligen politischen Zustände ließen einen Stil, der auf harmonische Ausgeglichenheit ausgerichtet war, nicht zu. Die alten Formen wurden verkompliziert und ins Raffiniert-Virtuose bis hin zur Effekthascherei gesteigert. Das Ergebnis war eine starke "Künstlichkeit", die auch dem damaligen Hofleben entsprach, eine Künstlichkeit deren Inhalts- und Ausdrucksformen wir heute erst wieder sehen lernen müssen. Dabei käme einer Rekonstruktion des Hortus Palatinus als einem der bedeutendsten manieristischen Werke eine besondere Bedeutung zu. Von einsamem kunstgeschichtlichem Rang, ist das Verhalten der heutigen Bevölkerung ihm gegenüber nur von deren Unwissenheit her verständlich. So wie die Bedeutung des Barocks erst um 1900 als allgemeiner Kunststil wiedererkannt wurde (besonders durch Wölfflins Buch "Kunstgeschichtliche Grundbegriffe", 1915), erkannte man die des Manierismus eigentlich erst nach dem 2. Weltkrieg. (Marie Luise Gothein konnte als damalige Heidelbergerin deshalb um 1915 die tatsächliche Bedeutung des Hortus Palatinus als ein manieristisches Kunstwerk noch nicht sehen. Sie wurde erst 1961 von J. Gamer in einer Stellungnahme zu einem Gutachten herausgearbeitet). So wie man einst die Rekonstruktion dieses Gartens mit vorgeschobenen Gründen ablehnte, obwohl man sie im 19. Jh. neben der des Kölner Doms als wichtigste Aufgabe zur Schaffung einer nationalen Identität ansah, so wird sie auch heute weitgehend aus Unkenntnis und ähnlichen Argumenten verhindert. Unter Einsatz vorgeschobener Gründe und der Entfachung einer sich gegenseitig lähmenden Diskussion unter den Parteien konnten einst nationalistische Kreise (Erhaltung eines "nationalen" Denkmals gegen den Erzfeind Frankreich) und Wirtschaftsgruppen (die an der dortigen Kneipensituation interessiert waren) dies letztlich verhindern. Zur Zeit argumentiert man mit oekologischen Hinweisen (obwohl in den deutschen Wäldern jährlich 100.000de von Bäumen ohne Bedenken der "Naturschützer" gefällt werden) und den begrenzten finanziellen Möglichkeiten (obwohl z.B. der Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche, vielleicht ein Bauwerk von vergleichbarem kunstgeschichtlichem Rang, durchaus gezeigt hat, dass dies möglich sein könnte, wenn man es will).
Rundgang durch den Garten
Aufgrund des zuvor Gesagten darf man einem Besucher eigentlich keinen Weg empfehlen. Andererseits gibt es den historischen Hortus Palatinus nicht mehr, und der Autor will sich bemühen, einen Rundweg aufzuzeigen, der einerseits etwas von dessen ehemaliger Größe noch erkennen lässt und andererseits die heutigen Gegebenheiten aufgreift. Wir beginnen den Rundgang (unter anfänglicher Nichtberücksichtigung des Stückgartens) im Vorhof des Schlosses.
Dabei werden Rekonstruktionen auch immer Spiegelbilder ihrer Zeit sein, unabhängig davon ob sie den Vorstellungen Dehios, Potentes oder Hennebos folgen. Immer orientieren sie sich auch an zeitabhängigen Werten. Entscheidend ist vielleicht nur deren konservatorische Ernsthaftigkeit, die es dann später erlaubt, die jeweiligen "Vorarbeiten" auf den neuesten wissenschaftlichen Stand zu verbessern, so z.B. geschehen in Augustusburg bei den Rekonstruktionen Potentes durch Hansmann (1983-85) oder den Anlagen in Nordkirchen, ursprünglich rekonstruiert durch Duchêne und dann später überarbeitet durch Wörner. Wichtig für die Tragfähigkeit dieser Arbeiten ist aber auch deren Akzeptanz durch die sie jeweils umgebende Bevölkerung. Die Forderung des früheren hannoverschen Gartendirektors Wernicke, dass eine Rekonstruktion auch "Freude und Erbauung" für die Lebenden bringen müsse, kann man wegen anderer puristischer Vorstellungen nicht einfach vom Tisch streichen. Für die notwendige Akzeptanz bestimmter Arbeiten muss die Bevölkerung deshalb über die Notwendigkeit bestimmter Schritte auch voll informiert werden. Dabei entsteht dann das Problem, dass bestimmte Interessengruppen versuchen, die Bevölkerung in ihrem Sinne zu lenken, wie es in Heidelberg z.B. lange Zeit durch die Schlossgaststättenbesitzer der Fall war. |