2. Weikersheim | ||||
Der Garten von Weikersheim ist einer der wenigen fürstlichen Anlagen, die uns aus der Zeit des Hochbarocks erhalten geblieben sind. Eigentlich in seiner Entstehungszeit ein relativ unbedeutender Garten, ist er heute aufgrund seines originalen Erhaltungszustandes zu einem der bedeutendsten historischen Gärten Deutschlands geworden. Hervorzuheben sind
Daten zur Orientierung
Der Weikersheimer Garten ist kleiner als andere hier besprochene Anlagen.
Geschichte
Die Edelfreien von Weikersheim (auch "von Pfitzingen" genannt) waren die Vorfahren des süddeutschen Fürstenhauses Hohenlohe. Durch ihre Stammmutter Sophie von Pfitzingen waren sie mit den Hohenstaufen verwandt. Das jetzige Renaissanceschloss im Tal der Tauber ist aus einer mittelalterlichen Wasserburg hervorgegangen. Im Osten der Stadt gelegen, blieb es äußerlich völlig unverändert, wurde aber zum Zentrum eines Achsensystems Stadtkirche - Schloss - Garten - Tauberlandschaft.
837 Erstmals als Schenkung Ludwig des Frommen an das Kloster Fulda urkundlich als
"Wighartesheim" erwähnt.
seit 1156 Besitz der Herren von Weikersheim. Sie gehörten zum Gefolge der Hohenstaufen.
1586 - 1603Umbau der mittelalterlichen Wasserburg in ein Renaissanceschloss durch Graf Wolfgang II. von
Hohenlohe-Weikersheim.
um 1680 Graf Wolfgang II. (1546, 1568 -1610)
1586 erhält durch Erbteilung Weikersheim zugesprochen,
1587 - Verlegung der Residenz nach hier,
1595-98 - Beauftragung des niederländischen Architekten Georg Roben mit der Planung eines Schlossneubaues (vielleicht auf Empfehlung seiner holländischen Frau Magdalena Gräfin von Nassau-Oranien). Errichtung des südlichen Schlossflügels (Saalbau) im Renaissancestil (betonte, streng
horizontale Gliederung und reich dekorierte Rollwerkgiebel). Sein Rittersaal ist einer
der bedeutendsten Renaissancesäle in Deutschland. Der Westflügel blieb unvollendet.
um 1600 - Anlage eines ersten Gartens außerhalb des Grabens an der Südseite des Schlosses
(1601/02 dargestellt auf einem Deckengemälde im Rittersaal von Balthasar Katzberger).
- Er steht gestalterisch noch in keiner Beziehung zum Schloss (noch keine achsiale
Verbindung).
Mir Graf Wolfgang beginnt die Blütezeit des Schlosses Weikersheim. (Er ist ein direkter Vorfahr
Goethes aus dessen mütterlichen Linie. Alle männlichen Erstgeborenen ihrer Familie erhielten den
Namen Wolfgang. Die dazu gehörende Urahnin war eine Zofe Anna. Goethe war dies durchaus
bekannt, und er dichtete:- Die bereits damals übliche Unterteilung in Obst-, Lust- und Gemüsegarten ist erkennbar. - Im Lustgarten (Parterre) schaffen Wegekreuze gleichgroße quadratische Beete. - Die Anordnung der Springbrunnen wirkt zufällig. - Noch überwiegen die Nutzfunktionen die repräsentativen Aufgaben.
"Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder; Urahnfrau liebte Schmuck und Gold, das zuckt wohl durch die Glieder".). - Planierung des Geländes auf der Südseite des Schlosses unter Graf Siegfried ( 1619 -84).
Erweiterung des Gartens auf seine heutige Größe, Auffüllung besonders im
Lustgartenbereich und Aufteilung in drei Terrassen:
1702
Fertigstellung des Herkulesbrunnens (Mittelfontäne) und eines ovalen Wasserbeckens
in der Mittelachse (an der Stelle des heute vertieften Rasenovals vor der Orangerie).
1707 Heranführung einer Wasserleitung aus den Bergen.
1708 Die Grafschaft Weikersheim fällt durch Losentscheid an Carl Ludwig von Hohenlohe-
Neuenstein-Weikersheim, dem eigentlichen Schöpfer des heutigen Gartens. Als
Barockfürst lässt er eine axiale Verbindung zwischen dem Schloss und der Stadt
herstellen und den Schlossgarten anlegen.
Carl Ludwig von Hohenlohe (1674, 1702 - 1756)
1693/95 Besuch der Ritterakademie in Wolfenbüttel (Lehrinhalt: Reiten, Fechten,
Tanzen),
(danach die übliche Kavalierstour, u.a.:
1696
1702 Italienreise: u.a. 4 Monate Rom (dann Neapel, Florenz),
1697/98 Reise in die Niederlande (u.a. nach Brüssel, wo damals Max
Emanuel von Bayern residierte),
1698 Frankreichreise (im Anschluss an die Niederlandreise, u.a.
Paris, Versailles)). Tod des Vaters (dadurch Zwang, die begonnene militärische Karriere zu
beenden). Aufteilung der bisherigen Grafschaft unter die drei Linien
Weikersheim, Neuenstein und Öhringen.
1707 Beginn mit den ersten Planierungsarbeiten.
1708 Weikersheim fällt durch Losentscheid an Carl Ludwig. Er wählt den Ort zu
seinem Regierungssitz.
Carl Ludwig war ein typischer Barockfürst, der seine soziale Stellung durch repräsentative Bauten (dazu gehörte auch der Garten) zu unterstreichen versuchte. Bedingt durch die geringen finanziellen Möglichkeiten seines kleinen Landes waren ihm dafür enge Grenzen gesetzt. Wenn man dies berücksichtigt, war er ein "großer" Bauherr.
(danach viele Reisen innerhalb Deutschlands, dabei besonders Besuche von befreundeten oder verwandten Fürstenhöfen; in den ersten Jahren hauptsächlich nach Norddeutschland und Sachsen, später nur noch in den näheren süddeutschen Bereich). Für die Entstehung des Gartens werden mehrere Bauperioden angegeben und für die erste von ihnen drei Bauabschnitte: - 1707 - 1710:
Es wird angenommen, dass der Graf sich zunächst autodidaktisch um den Garten selber gekümmert hat und erst wegen der bevorstehenden Hochzeit mit Dorothea Charlotta von Brandenburg-Kulmbach (1711, Tod bereits März 1712) fachlichen Rat hinzuzog. In dem ausgeführten Plan wurden die Grundstrukturen des Gartens so festgelegt, wie sie Christian Thalwitzer in seinem Ölgemälde um 1710 detailreich dargestellt hat und wie sie heute noch bestehen. Der tatsächliche Urheber dieses Entwurfes ist unbekannt. Genannt werden:
Festlegung der Grundstrukturen,
- 1710 - 1717: u.a. Anlage des Parterres (= Lustgartens),
- 1718 - 1725: u.a. Bau der Orangerie.
1708 - Beginn mit den Gartenarbeiten. Noch im gleichen Jahr wird der Bildhauer Johann
Jakob Sommer mit der figürlichen Ausgestaltung des Gartens beauftragt und ein großer
Teil der Skulpturen fertig. - Bauanfang des sogenannten "Gärtnerhauses" (damit auch optische Verbreiterung der - Schlossfassade zur Tauber hin). Im Erdgeschoss befand sich ein geschmückter Saal, der als "Sala terrena" benutzt wurde. Ein solcher Raum war für das Gesellschaftsleben des 18. Jh. unverzichtbar und befand sich normalerweise unter dem Hauptsaal des Schlosses. Von ihm aus besaß man einen unmittelbaren Zugang zum Schlossgarten. Da eine solche Lösung in Weikersheim baulich nicht möglich war, hatte man diesen Ausweg gewählt und sie neben den Hauptgarten verlegt. Im Obergeschoss des Gebäudes war eine Gärtnerwohnung geschaffen worden. Neben diesem Gebäude befand sich eine Orangerie als Sondergarten, der gegen Winde noch durch ein seitliches Glashaus geschützt wurde. Wahrscheinlich wurden seine Zitrus- und Orangenkübel im Winter im Gartensaal untergestellt. - Kauf einer größeren Menge von Zitrusgehölzen. 1709 Einebnung des Walls-Nutzung dieses Platzes für einen neuen Küchengarten und ein
neues Gewächshaus (mit der Stadtmauer als Rückseite; bis 1756 wurde es zweimal
erneuert). Der Bauleiter war der Leibarzt Dr. Johann Christoph Scheider, von dem auch
die Idee für die "Zwergengalerie" kommen soll.
Folgejahre: - Ersetzen der Obstbaumallee durch eine Kastanienallee. - Anpflanzung der Allee auf einer leichten Erhöhung, um dadurch eine bessere Sicht auf das Parterre zu erhalten(= "abgesenktes Parterre"). - Pflanzung der Hauptallee zwischen dem Oberen Tor und dem Gärtnerhaus. - Fertigstellung des Mittelbrunnens, - Abschluss der Garteneinfassung durch eine Mauer. 1710 Brechen einer Durchfahrt durch die Mitte des Schlossuntergeschosses und Anlage einer
Holzbrücke (die steinerne wurde erst 1729 ausgeführt; damit Schaffung eines axialen
Bezuges zwischen Schloss und Garten).
1714 Der Garten bot folgendes Bild (siehe Rittersaal, evtl. ist hier auch nur das beabsichtigte
Planungsziel dargestellt):
1715
Errichtung der beiden äußeren Eckpavillons. Im Untergeschoss des linken befand sich
ein Vogelhaus, im rechten eine Grotte. In den Obergeschossen waren Teestuben.
1719-23 (29)Bau einer zweiteiligen Orangerie als südlicher Abschluss des Lustgartens und
Gegengebäude zum Schloss. Zwischen den beiden Flügeln endete die Gartenachse und
stand das Reiterstandbild von Carl Ludwig. Das ikonologische Programm wurde durch
neue Gedanken bereichert. Der Architekt war
Johann Christian Lüttich (1688-1769)
- Sohn eines Pfarrers,
1711 - Ausbildung zum Festungsbaumeister (wahrscheinlich am Hof von Braunschweig-Wolfenbüttel), Bauleitung beim Belvedere von Schrattenhofen,
1712Baudirektor am Oettinger Hof (Herkunft der 2. Frau Carl Ludwigs),
ab 1719 Bau der Weikersheimer Orangerie,
ab 1729 Planung des Jagdschlosses Carlsberg (in Weikersheim),
1734 Hauptmann in habsburgischen Diensten,
1736/37 Entwurf der Weikersheimer Arkadenbauten (sie schufen einen idealen Bezug
zwischen Schloss und Stadt).
zwischen 1740/45 für den Weikersheimer Hof tätig.
1743 Oberst in hannoverschen Diensten. Chef des Ingenieurcorps.
1754 Beförderung zum Generalmajor. Die damalige Orangerie war weniger ein zweiteiliges Überwinterungshaus für exotische Pflanzen, sondern diente eher Repräsentationszwecken im Sinne einer Sal terrena. Die Rundbögen des Gebäudes waren zum Garten unverglast, die Gehölze auf den Hochbeeten ausgepflanzt gewesen (hauptsächlich Orangen). Die Anlage ähnelte deshalb vom Garten her gesehen eher einer Gloriette. (Der Dauerverschluss der Fenster erfolgte erst 1764, als durch die Verkleinerung eines Glashauses Scheiben übrig blieben). Mit dem Bau der Orangerie war die erste Bauperiode des Gartens abgeschlossen. Aus ihr stammen heute noch
1725 Abschließende Ausstattung der Orangerie mit Pflanzen im Wert von ca. 4000 Gulden. 1729/30 Einbau der vier großen, abgesenkten, ovalen Parterrebrunnen (damit verbunden war eine
Bereicherung der senkrechten Untergliederungen; zu erreichen waren sie über
Rasentreppen).
um 1750 Beginn der 2. Bauperiode. Er wurde im Sinne des Rokokos "modernisiert". D.h.,
1773
Der Garten bot das Aussehen, wie es G.H. Eger in seinem Bild dargestellt hat:
um 1800
Einsetzen der 3. Bauperiode, die Verwandlung in einen Landschaftsgarten. (Im Fränkischen
hatte er schon vorher Einzug gehalten, doch hatte in Weikersheim die konservative Haltung
des damaligen Regenten Ludwig Friedrich Carls zunächst diese Entwicklung verzögert).
1802/03 Beauftragung von Friedrich Gleiß (Schlossgärtner von Friedrichsruh) mit der Anfertigung
eines neuen Gartenplanes. In diesem sah er vor:
1805 Mit dem Tod Ludwig Friedrich Carls setzte der Verfall des Gartens ein.
1831 Anbau von Gemüse in den Kompartimentfeldern (das Schloss wurde nur noch zu
kurzen Ferien- und Jagdaufenthalten genutzt). 1858 - Beseitigung des Reiterstandbildes. Damit zerbrach das bestehende ikonographische
Programm. Die Gründe dafür sind unbekannt. Durch seine filigrane Ausarbeitung war
es sehr reparaturanfällig gewesen. Man nimmt an, dass es "verkehrsunsicher"
geworden war. - Anlage eines Zierrondells inmitten des Gemüsegartens. 1860/64 - Verzicht Karl von Hohenlohes auf seine Regentschaft, um eine Bürgerliche heiraten zu
können. Seine Familie wohnte neben dem "Ruinengarten", während ihm als Residenz das
Weikersheimer Schloss zugewiesen wurde (das seine Frau nicht betreten durfte). Im
Rahmen dieser Vorgänge wurde der Garten wieder instandgesetzt. Die Pläne dafür fertigte
Matthäus Lebl (Hofgärtner von Langenburg) im "gemischten Stil". Nach seinen
Vorstellungen wurde der Garten in zwei Teile geteilt:
- Mit der Neugestaltung des Lustgartens wurden auch die anderen Gartenanlagen überarbeitet. Erhalten geblieben sind davon nur die Pläne für den Schlossvorhof, den sogenannten "Rosengarten". Durch bauliche Veränderungen (1857-1863) war hier ein freier Platz entstanden, der jetzt für eine kleine Gartenanlage genutzt wurde. Das Prinzessinnenhaus erhielt dadurch eine bessere Belichtung. ab 1870 Das Schloss ist kaum noch bewohnt. nach 1900 Der Park ist waldartig verwachsen. nach 1945 vorsichtige Renovierung der Anlagen durch Prinz Constantin von Hohenlohe (erste
notwendige Konservierungsarbeiten, Verbringen der vom Verfall bedrohten Carlsburger
Figuren und Bänke in den Garten). 1952 - Wiederherstellung des Mittelbrunnens und der Puttifontänen. - Sicherung der Figuren auf der Orangerie. 1967 Kauf der Schlossanlagen durch das Land Baden-Württemberg. Zu diesem Zeitpunkt
waren Schäden an:
1970/90 Erneuerung, bzw. Ergänzung der Alleen, 1973 Neugestaltung des Rosengartens, 1976/78 Sicherung der Orangeriefassade, 1978/79 Sanierung der Steinfiguren, 1989 - Beschluss eines gartenhistorischen Sanierungskonzeptes (orientiert am Zustand um
1750), - Beginn der Reinigung und Festigung der Sandsteinfiguren, 1990 Wiederherstellung des Herkulesbrunnens und der Mittelfontäne, 1992 Sanierung der Orangeriebassins, 1995 Rekonstruktion des Parterres (ohne Broderien), 1997 Bedachung und Nutzbarmachung der Orangerie.
Allgemeine Aussagen über die Struktur des Gartens
Wie nur noch wenige erhaltene Gärten stellt der Besprochene eine barocke Huldigung auf seinen Erbauer dar. Alles in ihm ist auf eine solche ausgerichtet, alles in ihm bezieht sich auf Graf Carl Ludwig als zentrales Thema. Zunächst liegt die dreieckige Schlossanlage auf einer Achse, die an der Stadtkirche beginnt, über den Marktplatz verläuft und weiter durch dessen westliche Arkadenbauten über eine Brücke zum eigentlichen Schlossportal führt. Die Achse schwenkt dann nach Süden und führt durch einen Durchbruch im Untergeschoss des Südflügels in den Garten. Unmittelbar vor einem öffnet sich der Blick über den Lustgarten, bzw. das Parterre. Dessen Achse am Eingang, in der Mitte und am Ende von Herkulesgestalten als symbolische Vertreter für die Stärke und den Mut des Herrschers bestimmt wird, um an ihrem Ausgang früher vor zwei sich zum Taubertal hin öffnenden Orangerieflügeln in einem vergoldeten Reiterstandbild ihren Höhepunkt zu finden. Eine dramatischere Darstellung eines Herrschers lässt sich in dieser Lage kaum vorstellen. Die Exedra (halbrunde Bauwerke, hier der Abschluss eines Platzes) der Arkaden vor dem Schloss wiederholt sich in der Exedra der Orangerie (beide 1729 gebaut). Diesen Herrschersymbolen sind inhaltlich die restlichen Skulpturen des Gartens zugeordnet. Sie bestehen aus zwei Gruppen:
Seinen Abschluss findet der Garten in einer zweiteiligen Orangerie, in deren Figuren die inhaltliche Aussage des Parterres noch einmal aufgegriffen und verstärkt wird. Sie ist das architektonische Gegengewicht zum Schloss, dessen Point de vue und verbindet gleichzeitig durch seine Öffnung den Garten mit der Landschaft, dem Herrschaftsbereich des Fürsten. Durch die Orangerie findet der Garten seinen Abschluss und seinen künstlerischen Höhepunkt. Neben dem Lustgarten gibt es zur Tauber hin die Ebene des Obstgartens, die noch auf ihre Renovierung wartet, und zur anderen Seite den ehemaligen Gemüsegarten, der heute als städtische Grünanlage benutzt wird.
Rundgang
Betritt man den Garten vom Schloss her, so führt der Weg den Besucher gleich zu Beginn durch die beiden zentralen Symbolfiguren des Grafen hindurch. 1. Herkules und Jupiter (Zeus) am Eingang zum Garten
Während des Barocks besaßen die Fürsten die Vorstellung, ihre persönliche Bedeutung für die
soziale Anerkennung mit künstlerischen Mitteln herausstreichen zu müssen. Für diese
Vorgehensweise benutzten sie stellvertretend die antiken Götter- und Heldengestalten, die
bestimmte, damals allgemein bekannte Eigenschaften verkörperten. Durch die Art deren
Zusammenstellung, das Figurenprogramm, ergab sich eine allgemeine Aussage, die symbolisch eine
Aussage über das Selbstverständnis des jeweiligen Fürsten sein sollte. Diese Figuren waren deshalb
ein zentrales Element dieser Gärten. Ein Problem heute ist, dass fast nirgends diese Programme in
ihrer ursprünglichen Zusammenstellung noch erhalten sind. Sie wurden im Laufe der Geschichte
eines Gartens oft umgestellt, ergänzt oder zerstört.
Die Bedeutung des Weikersheimer Gartens heute liegt in dem Umstand, dass sich hier das am besten und am vollständigsten erhaltene Figurenprogramm in Deutschland befindet und die meisten Figuren sich auch heute noch an ihrem alten Platz befinden. Sie gelten als einzelne Bildwerke zwar nicht als besonders wertvoll, in ihrer Geschlossenheit sind sie aber einmalig. Da schriftliche Unterlagen fehlen, ist deren Aussage nicht vollständig geklärt, bzw. nur hypothetisch. Auch lassen sich einzelne Figuren nicht eindeutig zuordnen. Man verwendet deshalb heute bei ihnen ihre alten Namen, hier in Weikersheim in Form ihrer römischen Bezeichnungen. Eine einmalige Hilfe für die Auslegung dieses Verklärungsversuches ist hier die Parallelität vieler Gestalten, die Bekräftigung der Aussage aus dem Parterre durch die Figuren der Orangerie. Während der ganzen Barockzeit pflegte man die Ikonographie eines fürstlichen Gartens unter ein bestimmtes Zentralthema zu stellen. Besonders bekannt ist das von Versailles unter dem Leitmotiv der Sonne. Sie symbolisierte hier Ludwig XIV. als den Sonnenkönig. Immer wieder kehrte dieses Motiv in immer neuen Bildern und Verbindungen auf. Von Kassel kennt man den Herkules oder von Veitshöchheim Apoll auf dem Musenberg. In Weikersheim war es nun die durch den ganzen Garten hindurchgehende Doppelverbindung von Herkules und Jupiter, von Kraft und weiser Herrschaft. Der geistige Schöpfer des Weikersheimer Programms ist unbekannt. Es kann nur eine humanistisch gebildete Person gewesen sein, die zugleich die persönliche Situation des Auftraggebers gut kannte. Vermutet wird der Leibarzt des Grafen Carl Ludwig, ein Prof. Dr. Scheider, von dem man weiß, dass er am Anfang der Gärtnerarbeiten, aktiv daran beteiligt gewesen war. Viele Anregungen soll er vom Programm des Erlanger Gartens (angelegt 1700 - 1704) erhalten haben. Der Graf war mit dessen Erbauer über seine erste Frau verwandt gewesen und kannte diesen Garten. Mit dem Erlanger Garten besaß der Weikersheimer auch formale Übereinstimmungen (z.B. das abgesenkte Querbassin und das Reiterdenkmal). Herkules (auf der linken Seite) war ein Sohn des Jupiters und der Alkmene (der treuen/untreuen
Gemahlin des Amphitryon, eines mythischen Königs von Theben) und damit ein Halbgott.
Durch seine Heldentaten fand er Aufnahme in die Götterwelt und wurde dadurch zum
Symbol für die Möglichkeit eines Menschen, die Unsterblichkeit zu erlangen. Im Laufe der
Geschichte wurde er sehr unterschiedlich gesehen, vom dümmlichen Schlagetot bis hin zum
Ausdruck von Kraft und Größe wie hier im Barock. In Weikersheim steht seine Skulptur an
drei verschiedenen Standorten:
Jupiter (gr. Zeus),
als oberster Gott und Göttervater (Optimus Maximus) ist er Herkules im Garten
dreimal zugeordnet. Er verkörpert dort die fürstliche Macht und den Schutz des Rechts.
Durch ihn wurde ein Feldherr siegreich. Im altrömischen Verständnis war er nicht der
ständig aktive Begatter, der hinter jeder weiblichen Kreatur war.
Mit dieser einführenden Einleitung öffnet sich dem Besucher der Blick über das rechteckige Parterre, den Lustgarten. Ein Wegekreuz teilt ihn in vier gleichgroße Beete. In seiner Mitte befindet sich ein Rundbecken mit einem Brunnen. Nach hinten wird dann dieses Gartenteil durch ein Querbecken und einer zweiteiligen Orangerie abgeschlossen. Der Blick durch deren beiden Flügel führt in das Taubertal. Eigentlich besaß das ursprüngliche Parterre Broderien, die aber bereits zu Lebzeiten des Grafen Carl Ludwig durch Rasenbeete mit jeweils einem Wasserbecken ersetzt worden waren. Er folgte damals den herrschenden gartenkünstlerischen Entwicklungen. Heute verzichtet man darauf , weil die Form der früheren Broderien relativ unbekannt ist (Man hätte stattdessen andere, vergleichbare Entwürfe aus der damaligen Zeit verwenden können, wie es auch sonst üblich ist) und weil, was am wahrscheinlichsten ist, die Kosten für deren Anlage und Pflege zu hoch gewesen wären. 2. Zwergengalerie
Nach dem Überschreiten der Schlossbrücke gelangt man auf die erste Querachse, begleitet von einer
Balustrade mit 16 Hofzwergen, die jeweils durch eine Vase von einander getrennt werden. Solche
"Callot-Figuren" waren am Anfang des 18. Jhs. im süddeutsch-österreichischen Raum sehr beliebt,
doch hat sich nur in Weikersheim ihr vollständiges Programm erhalten (in Salzburg z.B. nur .... von
ehemals 28 Figuren).
Solche Zwergengestalten kennt man schon aus der germanischen Mythologie, aus den Märchen und der Sagenwelt (z.B. Laurin und Alberich). Als Kinder der Erde waren sie im Gegensatz zu den dummen Riesen klug, witzig und kunstfertig, weshalb sie auch gerne die Nähe der Menschen suchten. Allerdings hatten ihnen die Götter nur eine kleine, hässliche Gestalt gegeben. Schon als Kinder sahen sie wie Greise aus, besaßen oft einen Buckel, einen langen Bart und einen dicken Kopf. In der Sagenwelt werden sie häufig in Verbindung mit dem Bergbau genannt. Wegen der niedrigen Stollen in früherer Zeit, wurden darin bevorzugt kleinwüchsige Menschen beschäftigt. Der Volksmund brachte sie deshalb später oft in Verbindung zu wertvollem Gestein, aber auch zu übernatürlichen Kräften. Im Mittelalter sprach man ihnen geisterabwehrende Kräfte Zu (so z.B. als Regenspeier an Kirchen), später fanden sie dann Eingang in die Groteskenmalerei (um 1500) und wurden seit der Spätrenaissance als Hofzwerge ein Statussymbol, die an manchen Höfen durchaus auch Karriere machen konnten. Berühmt wurden so z.B. der Zwerg "Perkeo" im Heidelberger Schloss und der spätere bayrische Hofbaumeister F. Cuvielliés, der zunächst in Brüssel bei Max Emanuel als Hofzwerg tätig gewesen war. Zwischen 1616-1622 war von Jacque Callot eine Radierfolge "Gobbi" mit buckligen, zwergenhaften Gestalten erschienen. Nach 1700 erschienen dann neue Folgen ("Pseudocallot"), die bald modisch beliebt wurden und deshalb auch in die gerade neu entdeckte Porzellanherstellung Eingang fanden. Über diesen Umweg fanden die Zwergengestalten schon früh den Weg in den Bereich der Großplastiken. Wahrscheinlich wurden in Weikersheim 14 Figuren von ihnen schon 1712 von ...... ...... geliefert (die Baurechnungen führen sie 1713/14 auf). In der Literatur ist es üblich geworden, die Zwergengalerie als Karikatur eines Zuschauenden Hofstaates zur Zeit ihrer Entstehung zu bezeichnen. Doch stammt diese Vorstellung erst aus den letzten Jahren des 19. beziehungsweise des Beginn des 20. Jhs. Richtiger ist es, in ihnen Karikaturen von verschiedenen Grundtypen zu sehen, wie es sei unter den verschiedenen Berufsangehörigen bei Hofe gab. Mit Hilfe dargestellter Gesten, Haltungen und Attribute wurden verschiedene Charaktere unter ihnen dargestellt. So ist die 15. Figur nicht tatsächlich der Hofjude "Lämmle Seeligmann", den es zwar bei Hofe gegeben hat, aber dort als Händler und nicht als dargestellter Finanzier, oder die 11. Figur, den angesehen Hofmeister von Karchen, mit dem man sich einen solchen Spaß nicht hätte erlauben dürfen. Heute wird vermutet (G. Bauer), dass es sich bei der Zwergengalerie teilweise auch um Monatsdarstellungen handelt. In ihrer Reihenfolge von rechts (Tauberseite) nach links handelt es sich um den/die
3. Skulpturenprogramm des Parterres (34 Figuren)
Wahrscheinlich wurde es vom Leibarzt des Grafen Dr. Scheider entworfen. Es bezieht den ganzen
Kosmos auf das Hohenloher Fürstenhaus. Allegorische Darstellungen (Vergegenständlichung von
etwas Unanschaulichem. Nicht im Sinne eines stellvertretenden Symbols, diesem fehlt der
gegenständliche Bezug zum Dargestellten) waren als Motiv von der Antike bis zum Ende des
Barocks sehr beliebt. In der Regel wurden sie in einer 4er, 8er oder 12er Zahl gebracht. Besonders oft
dargestellt wurden die Jahreszeiten, Tugenden und Laster, die Planeten und die Paradiesflüsse.
In Weikersheim haben wir zunächst die drei üblichen Gruppen aus den Kosmosallegorien: 1. vier Winde (Windpersonifikationen): Umfasst wird das Parterre an seinen Ecken von den
Allegorien der vier Winde (Ihnen werden verschiedene Eltern zugesprochen. Nach
Hesiod: Söhne des Astreus, dt. "Äolus", des Sternenhimmels und der Morgenröte,
Aurora, gr. Eos). Auf Trägerfiguren mit Bocksbeinen (Satyrn, Faune, Pan) oder einem
Fischschwanz (Tritonen) bewegen sich hier die Windgötter in Form einer steinernen
Flamme in die Höhe, d.h. gleich einer "Lohe". Vielleicht als Anspielung auf den
Namen Hohen-"lohe" oder den Wahlspruch des Hauses "ex flammis erior" gedacht.
2. vier Elemente: Vorne (Satyre als Träger):
Sie stehen gleich zu beiden Seiten am Anfang der Hauptachse. In der Renaissance
und im Barock waren sie ein beliebtes Motiv. Ihre Zuordnung wird oft erschwert,
weil zu verschiedenen Zeiten, je nach Region und auch Künstler für sie nicht die
gleichen Symbole verwandt wurden. Je n ach Aussageabsicht konnte man ihnen
verschiedene Inhalte zuordnen, Verbindungen deren Aussagegehalt den früheren
Gartenbesuchern bekannt war. Häufig mit den Elementen in Verbindung gebracht
wurden
Trotz ihrer griechisch anmutenden Namen wurden die Naturgeister erst durch den Schweizer Arzt Paracelsus (1493 -1541) den alten Elementen zugesprochen. Vielleicht ist es ihre alchemistische Verbindung, die sie im Barock so beliebt machte. Heute kennen wir diese früheren Naturgeister nur noch als Zauberwesen aus den Märchen und aus der Kunst. In Weikersheim wird die Zwergengalerie als abstrakter Gedanke auf einer höheren Ebene am Eingang zur Welt der Götter noch einmal aufgegriffen. Ohne eine Kenntnis dieser Naturgeister macht eine ikonologische Deutung dieses Programms wahrscheinlich keinen Sinn, da in der Zeit des Barocks man die Elemente noch als "belebt" ansah. Das "Wissen" um die vier Elemente geht auf Empedokles zurück. Von ihm hat es Aristoteles übernommen, durch den es dann in die mittelalterliche Alchemie Eingang gefunden hat. Hier spielte es dann eine besondere Rolle, weil man in ihr das "5. Element" suchte, um mit seiner Hilfe Gold herstellen zu können. Über die christlichen Mystiker erlangten sie für die Esoteriker Bedeutung bis in die Gegenwart. Stellvertretend können sie für die verschiedensten Bezüge stehen. Dabei sind die jeweiligen Naturgeister mit ihrem alchemistischem Namen gleichzusetzen. Ihre Kenntnis ist zugleich ein Schlüssel zu Kenntnis der Magie. (vorne,außen): Luft (rechts): Wird von den "Sylphen" bevölkert. Im System der Paracelsisten waren
dies Elementargeister der Luft. Sie standen in der Mitte zwischen einem
immateriellen und materiellem Wesen. Den Menschen waren sie besonders
durch den gemeinsamen Aufenthalt in der Luft nahe. Es handelte sich hier
um Gestalten der Mittelalterlichen Magie (einer von ihnen war der
Elfenkönig Oberon, Gemahl der Feenkönigin Titania). In Weikersheim
können sie wegen der alchemistischen Versuche Graf Wolfgangs II.
(1546-1610) verspätet eine besondere Bedeutung gehabt haben.
Zugeordnet sind der Luft u.a.: Kindheit, Morgen, Frühling und als Göttin Juno (Hera), die Schutzgöttin der Ehe. Die weibliche Figur steht hier auf einer Wolke und hat den Kopf eines blasenden Windgottes zu ihren Füssen. Feuer (links): Wird von "Salamandern" bewohnt. Zugeordnet sind ihm Jugend,
Mittag, Sommer und als Gott Vulkan. Die weibliche Figur besitzt hier eine
Flammenkrone und hat einen Salamander zu ihren Füssen.
(weiter nach hinten stehend, innen): Wasser (links): Wird von "Nymphen" (Undinen) bevölkert. Zugeordnet sind ihm u.a.
Mannheit (Alter mit der höchsten Leistungskraft), Abend, Herbst und als Gott
Neptun. Dargestellt ist hier eine Quellnymphe mit einem Krug und einem
Fisch in der linken Hand.
Erde (rechts): Wird von "Gnomen" (Zwergen) bevölkert. Zugeordnet sind ihr Alter,
Nacht, Winter und als Göttin Cybele (viele Deutungen; u.a. als Rheia die Ur-
Erde). Dargestellt hier als Frau mit einem Laubkranz. Im rechten Arm hält sie
einen Strauß aus Blumen und Früchten.
Durch ihre gestaffelte Stellung bilden die vier Elementdarstellungen bei verschiedenen Deutungen einen Kreis. Auch ist das Zusammenbringen der Elemente Erde und Luft auf der einen Seite und des Feuers und Wassers auf der anderen nicht zufällig. Sie sind zugleich zusammengehörende Paare und Gegensätze. Uns ist dieses Verstehen von Naturvorgängen auf eine nichtwissenschaftliche Weise völlig fremd geworden. Es gab und gibt es aber in jeder Kultur. Gelegentlich versuchten wir noch unseren Kindern die unsichtbare Welt hinter der Materie mit Hilfe von Feen, Elfen oder Zwergen zu erklären. Ansonsten ist die Welt der Naturgeister uns in unserer "säkularisierten Vorstellungswelt" verloren gegangen und völlig in den esoterischen Bereich entglitten. Dass diese Fantasiewelt auch weiterhin einen Teil unserer geistigen Welt noch ausmacht, belegen die Bücher von Tolkien, Rowling, viele Since-Fiktion-Romane und Comics. Welche große Rolle sie in der Vergangenheit gespielt haben, kann man bei Goethe nachlesen. Ohne ihre Kenntnis ist z.B. der Faust in wesentlichen Teilen nicht zu verstehen, so z.B. dessen berühmter Zauberspruch durch den er den Pudel in die Gestalt des Mephistos zurückverwandelt (Spruch der Viere, Faust I, Zeile 1271-1291): "Erst zu begegnen dem Tiere, Brauch ich den Spruch der Viere: Salamander soll glühen, Undene sich winden, Sylphe verschwinden, Kobold sich mühen. Wer sie nicht kennte die Elemente, Ihre Kraft Und Eigenschaft, Wäre kein Meister Über die Geister. Verschwind in Flammen Salamander! Rauschend fließe zusammen Undene ! Leucht in Meteoren - Schöne, Sylphe! Bring' häusliche Hülfe, Incubus! Incubus! Tritt hervor und mache Schluss!" Für die damalige Hofgesellschaften war die Kenntnis dieser Zusammenhänge allgemeines Bildungsgut. 3. vier Jahreszeiten: Wie in einem musikalischem Akkord wird auf einer anderen Ebene das
kosmologische Eingangsthema der Hauptachse, der Naturkreislauf, jetzt auf einer
anderen Deutungsebene an den Enden der mittleren Querachse noch einmal
aufgegriffen. Jetzt stehen sich Frühling und Sommer, Herbst und Winter gegenüber.
Allgemein gesehen sind die vier Jahreszeiten der häufigste Darstellungszyklus in der bildenden Kunst. Schon in der antike waren die Jahreszeiten Sinnbilder für das Werden und Vergehen. Das Christentum übernahm sie dann später als Vergleich für die Auferstehung. Dargestellt wurden sie durch Symbole wie Blumen und Früchte oder durch Figuren mit einer erkennbaren Verbindung (Allegorien), wie Figuren denen man charakteristische Gegenstände zufügt, z.B. einer Frauengestalt Blumen als Frühling. Beliebt waren in der Bevölkerung die Zuordnung typischer Tätigkeiten, wie den säenden Bauer (Frühling), den schneidenden Winzer (Herbst) oder den Mann am wärmenden Feuer (Winter). Sie waren für jeden verständlich. Eine Verbindung mit mythischen Gestalten der Antike wandte sich dagegen an gebildete Betrachter. Diese Darstellungen besaßen dann eigene gedankliche Verbindungen und Gesetzmäßigkeiten, deren Kenntnis uns heute weitgehend verloren gegangen ist, ohne die diese Programme aber nicht entschlüsselt werden können. Gerne wurden die Jahreszeiten auch mit dem menschlichen Leben in eine Beziehung gebracht (Frühling = Kindheit, Winter = Alter). Die zum Programm gehörenden Skulpturen halfen zwar einen Garten als Raum einheitlich zu gestalten, sie machten ihn selber aber auch zu einem in sich geschlossenen, wohlgeordneten Kosmos, in dem der Mensch in seiner Beziehung zur Natur steht. Der Garten wurde zu einem Raum der göttlichen Ordnung (mit einer "gottgewollten", zentralen Stellung des jeweiligen Herrschers). Die Vielfalt der Darstellung der Jahreszeiten erreichte im Barock ihren Höhepunkt (dort gerne in Verbindung mit anderen Kosmologien, wie hier in Weikersheim die vier Winde, vier Elemente): (linke, mittlere Querachse): Frühling (links): Frauenfigur mit Rosensträußen in beiden Händen.
Sommer (rechts): Frauenfigur mit einer Ährenkrone, Ähren in einem Füllhorn und
Ähren rechts unten (in der linken Hand hielt sie ursprünglich eine
Sichel).
(rechte, mittlere Querachse): Herbst (rechts): bekleidete Frauenfigur mit einer Krone aus Weinlaub; in der
rechten, gestreckten Hand ein Zweig mit einer Traube.
Winter (links): Figur eines jungen, wenig bekleideten Mannes. Die rechte Hand
(früher mit Attribut) fehlt, zur linken blickt ein Hund hoch (auf
seinem Halsband steht die Inschrift "HIEMS").
(Bereits bei der Aufstellung dieser Skulpturen stellt sich die Frage, ob sie heute noch in ihrer ursprünglichen Reihenfolge stehen, da sie in sich keinen Kreis bilden, d.h. je nachdem man den Kreis liest, der Herbst den Standort des Winters oder der Sommer den des Frühlings einnehmen müsste. Für das Lesen dieses Programmpunktes wäre es wichtig zu wissen, ob die Figuren überhaupt einmal einen Kreis gebildet haben und wenn nein, dann weshalb nicht. Bereits beim Frühling müsste man anfangen, genau seinen Aufstellungsort auf seine gedanklichen Hintergründe zu hinterfragen.
4. Herkules und seine Einfassungsprogramme:
Wenn man das Weikersheimer Skulpturenprogramm des Parterres in einer
Übersicht betrachtet, fällt auf, dass es aus zwei Teilen besteht, einem äußeren,
einfassenden kosmologischen Programm und einem inneren mythischen. Letzteres
besteht innen aus einem kreisförmigen Planetenzyklus, der einen Herkules als
Zentralfigur umgibt und außen aus einem Kreis weiterer gezielt ausgesuchter
mythischer Gestalten. Ihre Auswahl dürfte entscheidend die Aussage des
Gesamtprogramms bestimmen. Den Abschluss dieses Kreises, links und rechts um
die Hauptachse gruppiert, bilden die allegorischen Gestalten des Reichtums und der
Armut (= Tugend).
1. Planetenzyklus: Planetendarstellungen waren seit dem späten Mittelalter beliebt (besonders in der
Buchmalerei). Man zählte damals zu ihnen sieben Sterne: Sonne, Mond, Jupiter,
Saturn, Venus, Mars und Merkur. Im Barock wurden sie gerne als Figurengruppen
aufgestellt, denen man für bestimmte Aussagen verschiedene Darstellungen
zuordnete. Beliebt waren dabei u.a. kosmologische Gruppen, wie die sieben freien
Künste, die Musen und die Tugenden. Dargestellt wurden aber auch Monatsbilder,
die Weltalter, Erdteile, fünf Sinne und Laster (letztere kaum in der Gartenkunst). In
Weikersheim gruppieren sich die sieben Planetenfiguren unmittelbar um die
zentrale Herkulesgestalt, ergänzt von einer Neptunskulptur (wahrscheinlich der
gestalterischen Harmonie wegen. Man kennt den tatsächlichen Grund aber nicht).
(Rundgang von der Hauptachse nach rechts):
Apollo (gr. Apollon, dt. Apoll; gleichgesetzt mit dem Sonnengott Sol, gr. Helios;
rechts am Beginn des mittleren Wegringes): Um das Haupt ein
Strahlenkranz als Sonnenzeichen. Nackter Oberkörper, über der linken
Schulter ein Köcher mit Pfeilen, in der linken Hand ein Bogen. Zu seinen
Füssen der Drache Python, den er einst besiegte (am Ort seines Sieges
wurde dann das Orakel von Delphi errichtet).
Sohn des Jupiters (gr. Zeus) und der Latona (gr. Leto). Zwillingsbruder der Diana (Artemis). Vater des Aesculapius (Asklepius) und des Orpheus. Der strahlendste aller Götter. Oft auf dem Sonnenwagen im Kreis der Musen dargestellt (z.B. in Versailles). Vielschichtiger Aufgabenbereich: Gott der Musik, der Künste, der Weissagung (Delphi), der Heilkunst, des Todes u.a.. Ihm zugeordnet als Metall ist das Gold und als Sternzeichen der Löwe. Merkur (gr. Hermes; links hinter dem Querweg): Männliche Figur mit einem
Flügelhelm. In der rechten Hand eine Schriftrolle, an den Füßen
Flügelschuhe. Wahrscheinlich hatte er in der verlorenen linken Hand
seinen Zauberstab gehabt, mit dem er Menschen in einen Schlaf versenken
kann, ihnen Träume schickt und sie in das Totenreich begleitet. Sohn des
Jupiters. Berühmt wegen seiner Schlitzohrigkeit, seines Listenreichtums
und seiner Dreistigkeit. Beschützer der Handwerker (er erfand die Lyra,
die Schrift und die Astronomie), der Reisenden, Händler (er sorgte für
raschen Gewinn) und der Diebe (als Gott des "glücklichen" Fundes).
Wichtig ist in diesem Zyklus seine Tätigkeit als Vermittler,
Friedensunterhändler und seine Beschützertätigkeit von Haus, Hof und der
Herden. Als Ausdruck davon standen früher in Griechenland überall
Pfeiler mit einem bärtigen Männerkopf ("Hermen"). Auch die Redner
beriefen sich gerne auf seine Fähigkeit der Wortverdrehung (heute erinnert
daran noch die "Hermeneutik" = Textauslegung) und die Okkultisten
(über eine Verschmelzung mit dem ägyptischen Gott Thot) auf den
Abschluss ihrer Geheimlehren nach außen hin ("hermetisch" =
verschlossen). In der Kunst wird er gerne als Gehilfe bei den
verschiedenen Liebesabenteuern der Götter dargestellt.
Jupiter (gr. Zeus, der Göttervater; rechts am Beginn der Fortsetzung der
Wegeachse): Hier als bärtiger Mann mit einer Zackenkrone dargestellt. In
den Händen hält er Blitzbündel (die rechte erhoben). Der rechte Fuß steht
auf einer Weltkugel. Vor dem linken befindet sich ein Adler und die
Titanen. Sohn der Rheia und des Saturns. Entmachtete seinen Vater und
die Titanen. Teilte sich mit seinen Brüdern die Weltherrschaft. Danach
herrschte er über den Himmel, Neptun (Poseidon) über das Meer und
Pluto (Hades) über die Unterwelt. Als Gott war Zeus nicht allmächtig oder
allwissend, sowohl schwach als auch stark. Berühmt ist er wegen seiner
Fähigkeit je nach Bedarf verschiedene Gestalten annehmen zu können,
was ihm bei vielen seiner Liebschaften half. In der Kunstgeschichte gab es
dazu unzählige Darstellungen. Andererseits wachte er streng über die
Ordnung der Welt, über Eide und Verträge und half den Hilfesuchenden.
Kleanthes (3. Jh. v. Chr.):
"Ruhmvollster aller Unsterblichen, du Gott mit den vielen
Jupiter war so eine ideale Orientierungsgestalt für die Herrscher des
Barocks.
Namen, allmächtiger, ewiger Beherrscher der Welt, der nach seinem Willen alles lenkt, sei mit gegrüßt". Mars (gr. Ares; links des Weges, Jupiter gegenüber) : Kriegsgott, hier als stolzer,
selbstbewusster Mann mit einer Lanze in der Hand dargestellt. Sohn des
Jupiters und der Juno. Früher Identifikationsfigur siegreicher Heerführer
(heute eher als dümmlicher Haudrauf angesehen). In der Sage Vater von
Romulus, dem mythischen Gründer Roms. Deshalb dort früher besonders
verehrt (Altar auf dem Marsfeld). Wurde später mit dem griechischen
Kriegsgott Ares gleichgesetzt. Aus seiner Verbindung mit Aphrodite
leiteten die Julier (u.a. Caesar) ihre göttliche Abstammung ab. Auf ihn
geht der Namen des Monats März zurück (1. Monat des römischen
Kalenders) und der des Planeten Mars (wegen dessen an Feuer
erinnernder roter Farbe).
Neptun (gr. Poseidon, an der linken Querweghälfte rechts): Gott des Meeres.
Herrscher über alle Wasserwesen (u.a. Nymphen). Da er als Planet erst
1846 entdeckt wurde, zählte er ursprünglich nicht zu den Planetengöttern.
Meistens als nackter Mann mit einem Dreizack in der linken Hand
dargestellt. Bruder des Jupiters. Viele Kinder mit verschiedenen
weiblichen Wesen: u.a. Triton (menschlicher Oberkörper und Fischlaib),
Pegasus (geflügeltes Pferd), Zyklopen (einäugige Riesen). Heilig sind
ihm Delphine und Pferde. In der Kunst gerne in Verbindung mit dem
Wasser dargestellt (oft als Brunnenfigur: z.B. in Rom). In seinem
prächtigen, von Pferden (Hippokampen) gezogenen Muschelwagen fährt
er über die Meere, umgeben von Nymphen und Tritonen. Im Barock
leitete man u.a. von diesem Bild die Prachtgestaltung der Höfe ab.
Venus (gr. Aphrodite; an der linken Querbeethälfte links): In der linken Hand ein
geflügeltes Herz haltend. Göttin der Liebe und Schönheit, die aus den ins
Meer geworfenen Genitalien des Uranus "Schaumgeborene".
Ursprünglich eine Fruchtbarkeitsgöttin Vorderasiens. Zahlreiche
Liebschaften (u.a. mit Ares, Adonis). Seit Praxiteles unzählige
Darstellungen: In der Regel mit einem Amor (ihrem Sohn) und ihren
Begleiterinnen, den drei Grazien. Früher gerne als Patronin der Hochzeit
dargestellt (die Pfeile des Amors sollten den Beginn der Ehe fördern). Da
unter ihrem Zeichen die Waffen ruhten, galt sie im Barock oft auch als
Göttin des Friedens. Später im Rokoko spielte man dann in den
Darstellungen besonders ihre Schönheit und ihre sinnlichen Reize aus.
Diana (gr. Artemis; gleichgesetzt mit der Mondgöttin Luna, gr. Selene; am Ende der
ersten Hälfte der Hauptachse, links): Zwillingsschwester Apollos (steht
diesem in Weikersheim gegenüber). Als "Mondgöttin" steht sie hier mit
einer Mondsichel im Haar. Eine alte Muttergottheit des
Mittelmeerraumes. Einerseits Geburtshelferin, andererseits auch
Todesgöttin. Als jungfräuliche Jägerin schützt sie die Tiere (in Rom
deshalb hauptsächlich Wald- und Jagdgöttin). Unerbittlich beim
Verletzen ihrer Rechte. Agamemnon musste z.B. seine Tochter Iphigenie
opfern, weil er eine ihrer Hirschkühe erlegt hat. Im Barock war sie als
Jagdgöttin beliebt, weil sie ein Privileg des Adels und besonders der
Könige zum Ausdruck brachte. Deshalb oft als Darstellung in
Jagdschlössern und Naturräumen. Sie erinnerte an eine paradiesische,
arkadische Welt (In Frankreich war sie schon seit der Renaissance als
Figur sehr beliebt, weil dort ihr Name an zwei bedeutende Geliebte der
französischen Könige erinnerte: Diana on Anet und Diana v on Poitiers
(Schule von Fontainebleau)).
(Die Hauptachse führt hier zwischen den Geschwistern Apollo und Diana auf die Herkulesgruppe zu, zwischen dem Sonnengott und der Mondgöttin, dem Gott der Musen und Künste und der Göttin einer paradiesischen Natur). 2. Vegetationszyklus (äußere Skulpturenring):
Er besteht aus den Gottheiten Bacchus, Juno (Helena ?), Flora, Paris (Vertumnus ?),
Pomona, Cybele, Ceres , Minerva und als Abschluss der Hauptachse, zwischen Paris
und Pomona, die Allegorien der Armut und des Reichtums. Über die Namen
verschiedener Figuren besteht Unklarheit, da ihnen heute ihre Attribute fehlen, oder
Fragen bei der Art ihrer Zusammenstellung auftreten. Verschiedene dieser Figuren
stehen in einer deutlichen Beziehung zu einander (wenn man ihre Namen akzeptiert).
Bei genauerer Betrachtung wird dieser Außenring von Vegetationsgottheiten
dominiert, bzw. von solchen, die dazu in einer Beziehung stehen, bzw. gebracht
wurden, wie Bacchus, Flora, Proserpina, Cybele und Ceres.
Bacchus (gr. Dionysos; neben der Hauptachse rechts): Hier als Jüngling, gekränzt
mit einer Weinranke und einem Weinkrug, bzw. einem Weinkelch in den
Händen . Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Sohn des Zeus und der
Semele. Sein Kult kam von Kleinasien (evtl. Trakien) nach Griechenland
und dann nach Rom und soll die Frauen verrückt gemacht haben. In
seinem Gefolge ist er von
Juno (gr. Hera; auf der Höhe des Bacchus, rechts; im Katalog über den
Schlossgarten als Helena angegeben, vom Gesamtprogramm der
olympischen Götter her aber unwahrscheinlich. Die Gattin des Jupiters
würde es sinnvoll vervollständigen): Hier stark beschädigte weibliche
Figur bei der alle Attribute fehlen. Juno war die Schwester und Gemahlin
des Jupiters und wurde in Rom schon sehr früh mit Hera gleichgesetzt.
Sie war dort die Göttin der Frauen und schützte die Geburt, Hochzeit und
Ehe. In Griechenland war sie dagegen hauptsächlich eifersüchtig mit den
Seitensprüngen ihres Gemahls beschäftigt (dies auch als Ausdruck des
Schutzes der Ehe) und versuchte ihn, wenn es ihren Interessen entsprach,
leicht bekleidet zu verführen (so z.B. im Kampf gegen die Trojaner, weil
Paris sie nicht zur schönsten Frau gewählt hatte). Während in der Antike
ihre Attribute neben einer Krone ein Granatapfel und eine Opferschale
waren, ist es in der Neuzeit dagegen der Pfau geworden (zwei Pfauen
ziehen ihren Himmelswagen. Der Sternenhimmel ist ein Ausdruck deren
Federpracht). Als ranghöchste, tugendsame weibliche Göttin
identifizierten sich gerne Fürstinnen mit ihr.
Flora (rechte, mittlere Querachse, außen rechts; Zuordnung nicht eindeutig:
Diskutiert wurden auch Hygieia (Tochter des Asklepios), Nike (eine
Verkörperung des Sieges, keine Göttin!) und Pandora (von Hephaistos
künstlich geschaffene erste Frau, die alle Übel zu den Menschen brachte):
Hier als spärlich gekleidete Figur mit Hopfendarstellungen in den
Händen. Flora war die Göttin des Frühlings und schützte die Blüten.
(Heute deshalb Ausdruck für die gesamte Pflanzenwelt). Mit ihrem
Namen war in Rom ein Fruchtbarkeitskult verbunden (besonders
Dirnen befreiten sich dabei Ende April von Ihren Kleidern).
Paris (an der rechten Längsachse, hinter der Figur des Winters. Diese Figur gehörte
wahrscheinlich ursprünglich nicht zu dem Programm: Ihre Größe weicht
von denen der anderen ab. Sie trägt als einzige Hosen. Und auch
inhaltlich ist keine Verbindung herstellbar): Hier als römischer Kaiser
dargestellt mit einem Lorbeerkranz und einer Hirtentasche über der
Schulter. Sohn des trojanischen Königs, der wegen einer Weissagung
ausgesetzt wurde und bei Hirten aufwuchs. Im "Parisurteil" wählte er
Aphrodite zu schönsten Göttin. Diese half ihm dafür die schöne Helena
zu entführen, was dann zum Ausbruch des Trojanischen Krieges führte.
Allegorien von Reichtum und Armut (am Ausgang der Hauptachse aus dem
Parterre. Wegen ihrer Besonderheit sind sie inhaltlich auch besonders
zu beachten):
Pomona Der Reichtum (links), hier als stolze, gekrönte Frau mit einer Geldbörse in der linken Hand und einer Kassette unter dem rechten Fuß, die Armut (rechts) dagegen als Jüngling mit einem Bettelstab und einem Hund an seiner linken Seite, der ein Halsband mit der Inschrift "Paupertas" (Armut) trägt. Diese Figurengruppe erlaubt verschiedene Lesweisen:
(an der linken Längsachse, vor der Figur des Sommers; im Gartenkatalog
vorrangig als Proserpina bezeichnet. Ihrer Attribute und des
Gesamtprogramms wegen aber eher eine Pomona). Hier als weibliche
Figur mit Früchten im Arm und auf dem Kopf. Gegen eine Pomona
spricht, dass sie in der Kunst immer mit Vertumnus (röm.
Vegetationsgott) dargestellt wird. Danach könnte anstelle des jetzigen
Paris früher einmal ihr Mann gestanden haben. In einer
Einzeldarstellung würde zur Pomona als Attribut noch eine Sichel
gehören. (Für eine Proserpina spricht ihr Standort zwischen Ceres, ihrer Mutter, und der Allegorie des Reichtums, dann als Vanitassymbol. Er wäre hier eine Bekräftigung des Sterblichkeitshinweises. Sie ist die Königin des Totenreiches. Dies hätte auch zu den Allegorien der Jahreszeiten eine Beziehung geschaffen. In der Mythologie entstehen durch ihre halbjährlichen Wechsel zwischen Unterwelt und Erde die Jahreszeiten). Cybele (gr. Kybele; an der linken Längsachse, vor der Figur des Frühlings): Hier als
weibliche Figur mit einer Mauerkrone auf dem Haupt und einem
Löwen an ihrer Seite. Verschiedene Überlieferungen: Mutter- und
Fruchtbarkeitsgottheit. Sie wird oft mit Rhaea, der Gemahlin des
Saturns und Mutter des Zeus gleichgesetzt. Ihre Attribute (Krone,
Schlüssel, Löwe) weisen sie eindeutig als solche aus. Für ihre
ikonographische Einbeziehung muss innerhalb der vielen
Überlieferungen der richtige Ansatz gefunden werden.
Ceres (gr. Demeter; an der linken Längsachse, vor dem Ostwind): Weibliche Figur
mit einer Traube in der rechten, gestreckten Hand und einem
Blumengebinde in der linken. Ihr zugesellt ist auf dem Sockel ein
Hahn (ihr Attribut als Symbol des Tagesanbruches). Tochter des
Saturn und der Rhaea, Schwester des Jupiters. Göttin der Fruchtbarkeit
und des Ackerbaus. Mutter der Proserpina (Vater Zeus) und des Plutos
(Gott des Reichtums). Sie wird oft gemeinsam mit Bacchus und Venus
dargestellt. Die literarische Nennung der Ceres und des Bacchus diente
auch als Umschreibung ihrer Hauptgaben Brot und Wein. Auch hier
wieder ein Bezug zur Allegorie des Reichtums.
Minerva (gr. Athena): Hier als kräftige weibliche Figur in voller Rüstung mit einem
Speer und Schild (auf diesem das Haupt der Medusa). Tochter des
Zeus. Bereits eine vorgriechische Kriegsgöttin. Erhielt bei der
Übernahme durch die Griechen viele Beinamen (u.a. Pallas = gr.
Mädchen, Parthenos = gr. Jungfrau) und Funktionen. In Athen war ihr
einst das Parthenon geweiht gewesen, in Rom bildete sie mit Jupiter
und Juno das kapitolonische Trias. Als Göttin der Weisheit half sie
den Menschen durch Erfindungen (Webstuhl, Pflug) und schützte
deren Gemeinwesen (Stadt, Staat). Leidenschaftslos setzte sie sich für
die Gerechtigkeit ein. Damit wurde sie seit der Renaissance (Medici,
Kirchenstaat) zur idealen Personifikationsfigur für einen Herrscher
oder besonders eine Herrscherin. Als Kriegsgöttin hatte sie nichts
gemein mit dem draufhauenden Mars, sondern pflegte eine überlegte,
auf die Verteidigung der Heimat ausgerichtete Kriegskunst. (Als
Siegesgöttin wurde ihr deshalb in vielen Städten ein "Viktoria"-
Denkmal errichtet). Als Schutzgöttin der Philosophen wurde ihr die
Eule zugeordnet (Vogel der Nacht und damit des Nachdenkens).
3. Mittelbrunnen: Herkules kämpft mit einem Drachen
Herkules (gr. Herakles) ist in Weikersheim die zentrale Personifikationsfigur im
Garten und damit seines Erbauers, des Grafen Carl Ludwig. Ähnlich dem Kasseler
Herkules auf dem dortigen Obelisken über der Großen Kaskade (dort Kopie des
sogenannten "Farnesischen Herkules", heute Nationalmuseum Neapel; dieser ist
wiederum eine Marmorkopie des "Ruhenden Herakles" von Lysippos, um 330 v.
Chr.).
Während Herkules in der Antike oft nur ein Gott der kleinen Leute gewesen war, wurde er im Barock durch die Gleichzeitigkeit seiner Stärke, Maßlosigkeit und Tugendhaftigkeit als Identifikationsfigur bei den Fürsten sehr beliebt, zumal er im Mythos durch diese Eigenschaften die Unsterblichkeit erlangte. Auffallend in seinem Leben sind Parallelen zu Christus, mit dem man sich sonst nicht gleichzustellen wagte: Er war der Sohn Jupiters (d.h. eines Gottes), hatte als tugendsame sterbliche Mutter Alkmene (ähnlich Maria), musste über viele Prüfungen seine Tugendhaftigkeit beweisen, u.a. durch die Überwindung des Höllenhundes Zeberus (ähnlich Satan) und wurde zum Schluss seiner Verdienste wegen in den Olymp (Himmel) aufgenommen. Für die Ikonographie bestand die Tugend eines Herrschers in seiner Selbstaufopferung für sein Land. Herkules wurde sein Leben lang von der auf Jupiter eifersüchtigen Juno verfolgt. In seiner Jugend hatte er sich vor seinen Heldentaten bei der Wahl eines Lebens in Laster oder in Tugend für die Tugend entschieden. In einem von Juno geschickten Wahnsinnsanfall tötete er seine Frau und Kinder. Als Sühne dafür wurden ihm zwölf Arbeiten auferlegt. Diese Arbeiten wurden in den verschiedensten Zusammenstellungen während der ganzen Kunstgeschichte immer wieder dargestellt, oft in Verbindung mit seinen anderen Heldentaten und seiner Vergöttlichung im Tod. Es waren:
Die eigentliche Aussage des Weikersheimer Figurenprogramms im Parterre ergibt sich nun aus den gezielt angesprochenen Eigenschaften der gewählten Götter. Man kann auf sie durch die zugeordneten Attribute Rückschlüsse ziehen. Dabei ist die Kenntnis der Geschichte des Hauses Hohenlohe, die Intentionen des anordnenden Herrschers und seine allgemeinen Vorstellungen, wie die seiner Umgebung wichtig. Die Skulpturen haben dann die Aufgabe wie einzelne Worte in einem Satz. Gelesen wird ihre Aussage dann über die Art ihrer Zusammenstellung, bzw. ihrer Beziehung zu einander. Das Weikersheimer Figurenprogramm ist das besterhaltene in Deutschland. Aber wie bei allen anderen ist sein Inhalt heute unklar. Dem Autor ist in Deutschland kein einziges barockes Programm bekannt, dessen Inhalt über seine Ansätze hinaus gelöst ist. In der Regel geht das vorhandene Wissen über die allgemeinen Gestaltungsthemen der damaligen Zeit und eine grobe Bestimmung der Figuren über die Attribute nicht hinaus. So lange wie dies der Fall ist, sind alle Aussagen über die Aussagekraft dieser Programme unzulässig, damit aber auch die Bewertung der barocken Gartenkunst von einem ihrer wichtigsten Kriterien her. Maßstäbe solcher gelungener ikonographischer Versuche liefern in anderen Bereichen verschiedene Kunsthistoriker.
5. Orangenparterre
Es besteht hauptsächlich aus einem Querbassin vor den Orangerieflügeln und hatte einst seinen
Höhepunkt im Reiterstandbild des Grafen Carl Ludwig. Dieses bildete zugleich auch den Höhepunkt
des Gartens. Es stand herausgehoben in der Hauptachse vor der offenen Exedra der Orangerieflügel.
Von hier blickte er über seinen Herrschaftsbereich und war gleichzeitig gestalterisch geschickt von
allen Betrachtern abgehoben, von der Schlossseite durch das Wasserbecken und vom Land durch die
seitlichen Gebäude. 1865 wurde dieses Standbild beseitigt. An seiner Stelle steht heute eine Allegorie
der Europa, die man hier nur als einen Fremdkörper empfinden kann.
6. zweiflügelige Orangerie
Die Orangerie bildet das architektonische Gegengewicht zum Schloss. Sie entspricht damit einem
Gebäudetyp, den es in Deutschland relativ oft gibt. Durch das Aufgreifen der Dynamik der
Mittelachse wird sie in zwei Flügel geteilt, wodurch ein Bezug des Gartens zur Landschaft entsteht.
In Weikersheim wird die Orangerie zum Point de vue, zu einer abschließenden Schauwand des
Parterres, einer Triumpharchitektur. Der Eindruck eines Belvedere wurde früher durch die offenen,
sich im Bassin spiegelnden Säulenbögen nach verstärkt (um diesen Eindruck zu erhalten, hat man,
um keine Wellen zu erhalten, in ihm bewusst keine Fontänen eingebaut). Anregungen zu dieser
Bauweise kamen vielleicht vom Öttinger Hofgarten (angelegt 1714), wo auch die Mittelachse durch
zwei Viertelkreise führte. Wie überhaupt der Bau dieser Orangerie mit der 2. Ehe des Grafen in
Öttingen (1713) in einer Verbindung steht. Viele Anregungen dafür stammen wahrscheinlich vom
Belvedere des Tiergartens in Schrattenhausen, das seiner Zeit von Maximilian von Welsch entworfen
worden war und wo der Erbauer der Weikersheimer Orangerie, Johann Christian Lüttich, sein
Bauleiter gewesen war. Gemeinsam mit diesem Belvedere sind:
Durch die mit Orangerien verbundenen Möglichkeit, auch empfindliche Pflanzen durch den Winter zu bringen, waren sie ein Beweis dafür, dass man auch die Widrigkeiten der Natur beherrschen konnte. Eine Orangerie war von daher der Anfang eines Weges zu einem ewigen Frühling. Am beliebtesten waren darin Zitrusfrüchte. Einmal besaßen Orangenbäume die ikonographische Bedeutung, die goldenen Äpfel der Hesperiden zu sein, d.h. Früchte vom Baum der Unsterblichkeit, zum anderen waren sie auffallend durch das gleichzeitige Tragen von Blüten und Früchten, ihren Duft (in der damaligen Zeit, das wichtigste Kriterium für eine Pflanze), ihr schönes glänzende Laub und ihre schöne Form. Andere gerne angepflanzte Gehölze waren auch Oleander, Granatäpfel und Lorbeerbäume. Die Beliebtheit der Orangerien sank erst durch das Aufkommen der Palmenhäuser mit Hilfe von Eisen-Glas-Konstruktionen. Mit deren aufkommenden Verbreitung sank ihr bisheriger Statuswert. Die Weikersheimer Orangerie wurde 1719-23 von Johann Christian Lüttich aus Freudenbacher Sandstein errichtet. Lüttich folgte dabei den Gestaltungsprinzipien seines Wolfenbütteler Lehrers Sturm, der eine eigene Architekturtheorie aufgestellt hatte. Darin bemühte er sich, den Versuchen zu einer "französischen" Säulenordnung eine "deutsche" entgegenzusetzen. Bezogen auf die Säulen bedeutete dies z.B., dass deren Höhe 18 Module (1 Modul = halbe untere Säulendurchmesser) betragen sollte, im Gegensatz zur toskanischen (16 Module) oder korinthischen (20 Module). Die Kapitele (Säulenköpfe) untergliederte er in zwei Zonen, eine untere und eine obere, bei der er sich an den ionischen Schnecken orientierte. Auch setzte er sie bevorzugt paarweise ein (wie in Weikersheim). Dem Bauherrn muss Sturm bekannt gewesen sein, weil er bis 1695 in Wolfenbüttel die Ritterakademie besucht hatte. Am Südende des Gartens gelegen, bildet die Orangerie das axiale Gegenüber des Gartens. Ihre Fassade zum Garten wird einheitlich von "deutschen" Pilastern (Halbsäulen) bestimmt, zwischen denen sich vier große Rundbogenfenster befinden (zunächst waren sie unverglast gewesen). Indem die äußeren Pavillons vorgesetzt wurden, konnten in der Mitte eine dreiachsige Kolonnade zurückschwingen, so dass in der Mitte ein Platz entstand, der einst von einem Reiterdenkmal seines Erbauers beherrscht wurde. Dahinter öffnet sich der Blick in die Tauberlandschaft, dem Herrschaftsbereich des Fürsten. In seiner architektonischen Aussagekraft ein nur schwer zu überbietendes Bild. Die Ansicht der gesamten Orangerie wird beherrscht von
Ursprünglich hatten die Pavillons im Sommer (Mitte Juni bis Ende September) keine Bedachung gehabt. Zum Winter wurde dann jeweils ein Abnehmbares Pultdach errichtet. In jedem der Räume lieferten zwei Öfen die benötigte Wärme. Die Gehölze (überwiegend Orangenbäume) waren direkt in Hochbeeten ausgepflanzt gewesen. Zeitgleich mit der Orangerie entstanden auch deren Skulpturen. Früher ging man davon aus, dass der gesamte bildhauerische Schmuck von den beiden Brüdern Philipp Jakob und Georg Christoph Sommer geschaffen worden war. Heute weiß man (über aufgefundene Abrechnungen), dass daran mehrere Bildhauer beteiligt gewesen waren, u.a.:
Graf Carl Ludwig liebte seine Pflanzen. Immer wieder wird von Käufen berichtet. Bei seinem Tod (1756) besaß er u.a. 522 "Indianische Gewächse", deren Bestand sich schnell reduzierte (1805 waren von ihnen nur noch 30 nachweisbar), 501 Citruspflanzen. Insgesamt befanden sich davon 324 in Kübeln (hauptsächlich aufgestellt im Orangenparterre). Außerdem besaß er noch 2444 Pflanzen in Töpfen (davon allein 714 Nelken), hauptsächlich aufgestellt auf den Balustraden. Im Rittersaal kann man 27 Gemälde mit den damaligen Lieblingspflanzen sehen (wahrscheinlich gezeichnet wegen der kostbaren Kübel). Nach dem Tod Carl Ludwigs erlöschte das Interesse an der Orangerie sehr schnell. 1810 wurden Teile der noch vorhandenen Pflanzen nach Kirchberg und Langenberg gebracht, 1811 die Feigenbäume nach Ludwigsburg verkauft und 1833 die letzten Orangenpflanzen nach Langenburg überführt, nachdem die Versuche, die verbliebenen 50 Orangenbäumchen zu versteigern, zuvor gescheitert waren. Seit der Mitte der 80er Jahre versucht das Land Baden-Württemberg in Weikersheim wieder ein typisches Orangeriesortiment gemäß der Barockzeit aufzubauen. Es besteht aus Orangen- und Zitronengewächsen, Oleander, Lorbeer, Buchs und Agaven. Gleichzeitig fing man an, das Gebäude und sein Umfeld zu restaurieren. Man orientierte sich dabei am Originalplan von Lüttich (im Zustand von 1723). Dies bedeutete u.a. die Herausnahme der Rundbögen an der Säulenfassade. Über die Innenausstattung gab es keine Unterlagen. Schwierigkeiten entstanden durch die inzwischen stark verformten Pfeiler (und damit ihrer verloren gegangenen Belastbarkeit), die unterschiedlichen Breitenmaße der Flügelfenster, die verschiedenen Tiefen der Flügel (zwischen 7,6 bis 8,2 m) und den verlorengegangenen südlichen Kranzsims (wahrscheinlich war er früher aus Holz gewesen). Da sich das Dach in Form und Material deutlich von der historischen Lösung abheben sollte, aber andererseits in seiner Fremdheit optisch in dem barocken Gartenraum nicht fremdartig wirken sollte, entschied man sich zu einer unglücklichen fabrikmäßigen Metallkonstruktion, einem bogenförmigen Stahltraggerüst mit einer Titan-Zink-Abdeckung, das sich nicht der historischen Festarchitektur unterordnete, sondern betont für die Möglichkeiten moderner Bedachungsformen warb, - dies besonders an der Südseite des Gebäudes und dem technisch orientierten Innenraum. Heute bietet sich das Gebäude mit einer prächtigen Gartenfassade und einer nüchternen Rückseite. Da man an der Südseite der beiden Orangerieflügel auch Zufahrten benötigte, wurde jeweils ein Brüstungsfeld zwischen den Pfeilern herausgenommen und das Gelände angepasst. Bei letzterem ergab sich die Notwendigkeit einer Aufschüttung an der südwestlichen Gebäudeecke, was zu einer neuen Böschung an der Umfassungsmauer und damit zu einer optischen Verengung im Südbereich der Orangerie führte. Mit dem Bau der Orangerie entstand zeitgleich deren bildnerischer Schmuck. Hauptsächlich wurde er durch die beiden Brüder Philipp Jakob und Georg Christoph Sommer geschaffen, die bereits mit ihrem Vater Johann Jakob an der Schaffung der Parterrefiguren beteiligt gewesen waren. Ikonographisch werden hier die Gartenthemen noch einmal aufgegriffen und durch ihre Wiederholung in der Aussage bekräftigt. Der gesamte Orangeriebereich ist angefüllt mit den verschiedensten Herrschaftssymbolen. Der reale Hintergrund dafür war der Versuch des Fürsten die eigene Stellung so herauszustreichen, dass er dadurch in seiner standesgemäßen Stellung leichter aufsteigen konnte (dies gelang auch: 1744 erhielt die katholische Waldenburger Linie den Fürstenhut, 1765 die prostantische Neuensteiner Linie). Zu den Herrschaftssymbolen gehören die wappengeschmückten Eingänge mit ihren symbolischen Randfiguren, aber auch die Kugeln und Obelisken auf der Orangerie, die als Zeichen des Ruhmes und der Weisheit galten. Das frühere Reiterdenkmal des Grafen wurde von sechs Skulpturen umrahmt. In der Mitte der Kolonnadenrundung standen im
Osten als grausame Göttin des Krieges Bellona, die Gattin / Schwester des Mars und im
Westen als Göttin des Friedens Pax.
Beide vertraten sozusagen Grundsituationen in einem fürstlichen Leben und damit in einem staatlichen Dasein. Hinter der römischen Friedensgöttin verbirgt sich die griechische
Hore Eirene, eine Tochter des Zeus. Ursprünglich waren die Horen
Wachstumsgöttinnen und man hat ihnen Jahreszeiten zugeordnet. Später
(Hesiod) wachten sie dann über die sittliche Ordnung der Menschen.
Wichtig für eine ikonographische Deutung dieser Figurengruppe und
damit des ganzen Programms könnte es sein, dass, wie bei den Figuren
des Reichtums und der Armut Aristophanes über Eirene eine Komödie
geschrieben hat. Sie ist danach eine Gestalt, die den Menschen die
Hoffnung schenkt. Sie war eine heitere Göttin. Als Gefährtin Dionysos
galt sie auch als eine Schutzgöttin heiterer Feste. Auf dem Markt von
Athen stand ihre Statue mit Plutos (dem Gott des Reichtums) als Kind im
Arm, auf dem Marsfeld in Rom besaß sie als Pax einen prächtigen
Tempel. Zur allgemeinen Verehrung der Horen gehörte auch Flora, die in
Griechenland als Chloris, als Frühlingshore, bzw. als Hore schlechthin
verehrt wurde.
Umgeben wird die Kriegsgöttin von den zwei Bezugsfiguren Nimrod (vorne) und Alexander und die
Friedensgöttin von Cyrus (vorne) und Augustus. Allgemein muss man diese vier Gestalten als
Symbole über die Herrschertugenden ansehen, die sich der Graf zusprach. Bei einer genaueren
Betrachtung müsste genau überlegt werden, weshalb genau diese vier gewählt wurden und weshalb
genau diese Aufstellung erfolgt ist:
Den Höhepunkt im Skulpturenprogramm bildet im triumphartigen Bogen der Orangerie das vergoldete Reiterstandbild des Grafen Carl Ludwig am Ende der zentralen Gartenachse, - vor ihm der weite Blick ins Taubertal. Heute hat das gesamte Programm durch dessen Fehlen seine eigentliche Mitte verloren. Der Graf war auf seinem Pferd in einer Feldherrenrüstung gekleidet und hielt einen Marschallstab. Zu seinen Füßen befanden sich zwei Gefangene als Siegessymbole (nach dem Vorbild Schlüters in Berlin). Mit diesem Denkmal wollte Carl Ludwig an seine Erfolge im spanischen Erbfolgekrieg erinnern. Gleichzeitig stellte er sich damit als Beschützer seiner Landes dar. Überhöht wurde diese Darstellung noch durch ein gewaltiges Podest und seine Distanz zum Betrachter, die das Wasserbecken vor der Orangerie schuf. Das Pathos des dargestellten Weltbildes ließ sich danach kaum noch steigern. Das Reiterstandbild war der zentrale Bezugspunkt des Gartens. 1865 wurde es beseitigt. Heute kennt man es nur noch von schlechten Abbildungen. Anregungen soll es vom Reiterstandbild Johann Friedrich Nettes von seinem Fürsten in Stuttgart bezogen haben, das dieser auch vor zwei halbkreisförmigen Gebäudetrakten gestellt hatte. Auch zum Erlanger Reiterdenkmal soll es Bezüge gegeben haben. Wenn der Garten einst eine Huldigung für seinen Erbauer darstellte, verliert der Garten heute ohne diese Skulptur seinen geistigen Bezug. Neben diesen Skulpturengruppen um die Eingänge der Orangerie und das ehemalige Reiterdenkmal stehen auf der Attika der Orangerie über den Kolonnaden auf der linken Seite (von außen nach innen) Äolus, Vulkan, Apoll und Mars. Über ihre ikonopraphische Bedeutung im Bezug zum Gesamtprogramm besteht Unklarheit. Evtl. (nach Poser) stehen die vier Figuren für die vier Elemente: Jupiter (Erde ?), Neptun (Wasser), Vulkan (Feuer); Äolus (Luft). Sie würden dann den kosmischen Grundgedanken des Gartens noch einmal aufgreifen. Die restlichen mythischen Figuren sollen die landesherrlichen Aufgaben des Grafen andeuten. Zu diesen ehemaligen Programmfiguren von Weikersheim sind in den 50iger Jahren auch die Skulpturen vom Carlsberg (3 km vor Weikersheim) hinzu gekommen. Dieses ehemalige Jagdschlösschen war einst vom Karlsruher Jagdgarten und der Bruchsaler Eremitage Waghäusel beeinflusst gewesen und hatte dann selber für Clemenswerth Pate gestanden (Kurfürst Clemens August war Hochmeister des Deutschen Ordens gewesen). Die dortigen Figuren waren nach den gleichen Vorlagen wie die Figuren unter den Arkaden der Orangerie von den Brüdern Sommer geschaffen worden. Sie stehen heute am Durchgang zum Stadtgarten und vor dem Rosengarten (im äußeren Schlosshof). Von den dortigen Dachskulpturen der vier Erdteile stehen jetzt die der Afrika, der Europa und der Asien vor der Orangerie und die der Amerika am rechten Ende der mittleren Querachse, die früheren großen Torfiguren Nimrod und Cyrus im Lustgarten am linken Ende der mittleren Querachse. Besonders der heutige Rosengarten hat von der Übernahme frequentiert. Hier stehen die restlichen Weltenherrscher Alexander und Augustus, eine Pax und Bellona und ein Mars und eine Minerva. Auch die zwölf Putti stammen von dort. Dabei ist ihr Zyklus "Jahreszeiten" (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) in seiner Zusammengehörigkeit erhalten geblieben, während ein Teil der Zyklen "5 Sinne", Elemente, Erdteile sich heute auf verschiedene Standorte verteilt (u.a. auch im Kastellangarten). Mehrere der Carlsberger Fabeltiere befinden sich unter den Schlosshofarkaden. Über die Schöpfer des Skulpturenprogramms weiß man hauptsächlich durch die Auftragsverträge (u.a. 1708). In ihnen wurde die Zahl der Arbeiten, ihr Thema und deren Größe festgelegt. Fast alle Weikersheimer Figuren wurden von Johann Jakob Sommer (1645 - 1717) aus Kunzelsau und seinen beiden Söhnen Georg Christoph (1677 - 1743, schuf die Putti) und Philipp Jakob (1686 - 1712, von ihm stammen u.a. die Carlsbergskulpturen der vier Erdteile und die Putti im Rosengarten) geschaffen. Der älteste Sohn Johann Friedrich soll nur an den Personifikationen der Winde beteiligt gewesen sein. Als Bezahlung erhielten sie für die großen Figuren (9 - 9 ½ Schuh groß) 20 Reichstaler, für mittelgroße Figuren (6 - 6 ½ Schuh groß) 17 Reichstaler und für die kleinen Figuren (4 - 4 ½ Schuh groß) 8 Reichstaler. Die Entlohnung erfolgte zu je einem Drittel aus Geld, einem Drittel aus Früchten und einem Drittel aus Wein. An 16 Figuren arbeiteten sie von 1708 - 18 in Künzelsau, an den 4 Winden 1725 direkt an Ort und Stelle. Das verwendete Material war Mangoldsaller und Freudenbacher Sandstein und bei einigen Vasen auch Bucher Sandstein. Es stammte aus der Umgebung. Weitere Bildhauer waren:
Vereinfachend zusammengefasst hat das Weikersheimer Gartenprogramm folgenden Inhalt:
Der Schöpfer dieses Gartens lässt sich darin als Halbgott darstellen. Bereits beim
Eintreten verkörpern Herkules und Jupiter einerseits seinen Mut und seine Kraft und
andererseits seine weise Herrschaft. Im Parterre erscheint er dann im Kampf mit
einem Drachen, umgeben von den olympischen Göttern, die ihn zum Kosmos in
Beziehung setzen und in einem zweiten Ring von Vegetationsgöttinnen, und mit ihnen
in Verbindung den Jahreszeiten und Elementen, die ihn zur Erde in Beziehung
bringen. Umgeben wird das ganze Parterre an seinen Ecken von den vier Winden, die
symbolisch in Anspielung auf das Haus Hohenlohe als Flammengebilde (Feuerlohe)
erscheinen. (Die Viererzyklen der Winde, der Elemente und der Jahreszeiten waren
seit der Renaissance sehr beliebt). Mit den Allegorien von Reichtum und Armut setzt
der Graf dann seine Herrschaft in Beziehung zum Land. Seine Friedenherrschaft
bringt ihm Wohlstand. Sie stehen am Ende der Parterreachse. Danach teilte sich der
Weg durch das dahinter liegende Wasserbassin. Evtl. auch hier die Anspielung auf
Herkules, der sich an einem Scheideweg für die "rechte" Seite entschied, hier im
Garten dann die Seite des Grafen (so eine Erklärung), die er seiner Gemahlin
widmete. So wie die Helena der Preis für das Urteil des Paris gewesen ist, so sei die
Gräfin der Lohn für die Heldentaten des Bauherrn gewesen (ein Problem bei dieser
Erklärung ist, das der Paris in das Programm erst später eingefügt wurde).
Im hinteren Teil des Gartens, vor der Orangerie erfährt dann die Verklärung des Fürsten ihren Höhepunkt. Durch das distanzierende Bassin wirkt sie besonders abgehoben. Das ikonographische Programm stellt über den beiden Pavillons die Vereinigung der beiden Häuser Hohenlohe und Öttingen dar. Beide voller Anspielungen auf das Grafenpaar. Die meisten Figuren waren bereits 1708 eigens für diesen Garten von Johann Jakob Sommer geschaffen worden. Durch ihre lokale Prägung erhält dieser Garten als Gesamtkunstwerk seinen besonderen Reiz, vorne einst das Broderieparterre mit seinen beiden Flügelbauten und mit weiten Blick ins Taubertal. Zum einstigen Garten gehörten früher auch zwei Boskettabschnitte. Das eine befand sich mit seinem Labyrinth aus Buchenhecken und seinen Taxusfiguren im heutigen Stadtgarten, während das andere im Nordwesten der Anlage (angelegt 1730), verbunden mit einem Fahrweg entlang der Tauber am "Heiligen Währ" lag und aus einer Folge von Heckensälen bestand, die unter anderem neben Brunnen auch einen Schneckenberg besaßen. Durch seine Bautätigkeit hatte sich Graf Carl Ludwig sehr stark verschuldet. Die Anlage und der Unterhalt von Gärten waren für einen Barockfürsten aber notwendige Prestigeobjekte zur Unterstreichung des persönlichen Status. Über die Sinnbilder der ewigen Ordnung im Universum demonstrierten sie ihre eigene soziale Stellung. Für die damaligen Besucher gehörte das Wissen um die antike Mythologie zum Allgemeinwissen, und das "Lesen" der beabsichtigten Aussagen und damit deren Verständnis zur Voraussetzung für das Gefühl selber zu dieser Gesellschaft zu gehören. Graf Carl Ludwig stellte sich in seinem Garten innerhalb eines dazu in Beziehung gesetzten Kosmos als weiser Herrscher (Jupiter und Garant für den Frieden (Herkules) dar, als gottnaher Stellvertreter seiner kleinen Herrschaftswelt. Der Garten wurde so zu einem einmaligen Beispiel für die Gartenkunst des Hochbarocks in Süddeutschland. Einst war er der zum Schloss gehörende prunkvolle Festsaal im Freien, dessen Aufgabe sich in den höfischen Gartenfesten erfüllte. |