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1. Einleitung | |||
Die heutige Landschaftsarchitektur hat kaum noch etwas mit der Gartenkunst gemein, wenn man einerseits das unglaubliche Interesse für die Gärten erlebt und andererseits deren allgemeine Stellung im Kulturbetrieb, die kaum vorhanden ist. Sie ist kein Gesprächsthema. Während im Musikbereich mit den ersten gehörten Tönen Namen verbunden werden, über die gesprochen werden kann, sind die Schöpfer bedeutender Gärten völlig unbekannt (wenn man einmal von dem Namen Le Nôtres absieht, über den auch viel glorifizierendes Falsches in seinem Jubiläumsjahr berichtet wurde). Diese Arbeit will nun in diese Lücke einspringen. Ihr Problem ist, dass auch sie sich wieder an den "großen" Gärten orientiert und nicht an den Gärten der jeweiligen Bevölkerung, die um das Vielfache häufiger bestanden haben. So wie heute ein normaler Gartenbesitzer sich nicht an einer Bundesgartenschau orientiert, hat auch während der Renaissance oder im Barock das breite Volk sich nicht an den Gärten der Medici, der römischen Kardinäle oder Ludwigs XIV. orientiert. Nur wissen wir darüber sehr wenig, da kaum einer dieser Menschen damals schreiben oder lesen konnte. Es waren oft herausragende Gedanken oder die Ausstrahlung, der Einfluss besonderer charismatischer Menschen, die für eine Epoche prägend wurden. Sie sollen hier im Rahmen des Bekannten porträtiert und für die erste Epoche der Gartenkunst, der des formalen, architektonischen Gartens vorgestellt werden (die nächsten Epochen wären der Landschaftsgarten und dann der Garten der Lebensreformbewegung, in der wir immer noch stehen und deren formale Ausdrucksformen jetzt primär pflanzlich orientiert sind)
Der gestalterische Hintergrund des formalen Gartens ist ein geistiger. Im Rahmen der Existenzsicherung des Menschen haben seine Überlegungen über seine Beziehungen zur Natur immer eine Rolle gespielt. Von der Erkenntnis möglicher Gesetzmäßigkeiten in ihr versuchte er sich ein Bild von seiner Welt zu schaffen und sich darin einzuordnen. Für ihn war die Welt Gottes eine Geordnete, und er gab sich die Fähigkeit, diese Ordnung zu erkennen. Man orientierte sich einerseits an mathematischen Ordnungskriterien (mit der Vorstellung, dass sie auch die Grundlage der göttlichen Schöpfung seien) und nahm dabei die menschliche Orientierungssprache zur Orientierungsgrundlage (in dieser Beziehung ist der "Vitruvsche Mensch" Leonardos berühmt). Als seine Aufgabe sah er nun, seine Umwelt in diesem von Gott vorgegebenen Rahmen zu kultivieren. In der Renaissance kamen hinzu
Die Geschichte des neuzeitlichen europäischen Gartens begann mit der italienischen Villenkultur des 15. Jahrhunderts. Die Anregungen dazu stammten von dem Schriftsteller Columella, der in seinen Schriften besonders das Loblied des Plinius auf seine Landgüter hervorhob. Im Mittelalter galt in der Toskana eine Villa als sichere Geldanlage. Petrarca entdeckte wieder ihr "otium" und Creszenti deren landwirtschaftlichen Nutzen. Man begann allgemein ein Loblied auf sie zu singen. Die Umgebung von Florenz soll nur so von Villen übersät gewesen sein. Boccaccio ließ seine Protagonisten die Zeit der Pest vor den Toren der Stadt in einem Garten überstehen. Ihre weitere Entwicklung bestimmten dann die Medici. Zunächst in Trebbio, Cafaggiolo, Careggi, Fiesole und Poggio a Caiano. Zum Leben in diesen Villen gehörte das "otium", d.h. neben dem Müßiggang im damaligen Verständnis auch die geistige Tätigkeit. So wurde nicht nur die Villa zu einem von Architekten geschaffenen, geistig durchdrungenen Gebäude, sondern auch der dazu gehörende Garten. Man zog sich hierher zurück und traf sich hier mit Freunden. Boccaccios Novellen beschreiben diesbezüglich keine allein literarischen Fiktionen, sondern einen damals in der Florentiner Umwelt gelebten Alltag. Andererseits ist nicht gesichert, ob es eine "Platonische Akademie" überhaupt gab, die sich regelmäßig in Careggi getroffen hat. Wohl weiß man, dass man sich hier jeweils am 7. November traf, um Platons Geburtstag zu feiern und dass von hier der platonische Gedanke anfing, den damaligen Zeitgeist zu durchdringen, d.h.dass man anfing, sich verstärkt an Idealen zu orientieren, die zur Explosion der Künste in dieser Zeit führte (während der zuvor bestimmende Aristotelismus das Rationale, das Materielle, die Wissenschaften betonte). Zunächst waren die Villen Stätten einer politischen Teilhabe und damit auch zwangsläufig Stätten des Gesprächs gewesen. Erst nachdem in Florenz die republikanische Kultur immer mehr durch die Machtpositionen der Medici verdrängt wurde, waren sie auch zu Orten des politischen Rückzugs geworden. Die Gärten des 15. Jhs. entsprachen noch weitgehend denen des 14. Jhs. Sie waren im gewissen Sinne Philosophengärten, in denen mit Hilfe des Studiums alter Texte nach einer neuen Wahrheit gesucht wurde. Den antiken Schriftstellern kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Es waren diese Bemühungen, die mit dem Namen der Platonischen Akademie verbunden werden, gegen die Savonarola predigte. In seiner ersten großen Predigt von 1490 verfluchte er die gesamte Dichtung, Philosophie, den Humanismus, Neuplatonismus und die Darstellungen der antiken Götterwelt. Humanisten Die Humanisten versuchten über das Lesen klassischer Texte die alten Ideale neu zu beleben. Dazu gehörte das wohltuende Leben auf dem Lande. Ab der Mitte des 15. Jhs. setzte sich als Nachfolger der römischen "Villa suburbana" der Renaissancegarten durch, der nun mit der Villa eine Einheit bildete. Man öffnete die vorangegangenen, mittelalterlichen, kompakten Baukörper nach außen. Die Festungsmauern entfielen, und die Architekten dehnten ihre Planungen für die Wohnbereiche der Menschen nach außen aus. Die Zeit der Gartengestaltung als Kunstdisziplin begann. Da die Hanglagen in der toskanischen Hügellandschaft dafür ästhetisch aufgefangen werden mussten, bildeten sich in der Tradition der dortigen Feldbestellung Terrassengärten, die zum Kennzeichen des italienischen Gartens wurden. Die dabei herausragende Familie war die der Medici, der es am Anfang des 15. Jhs gelang, Florenz zum Zentrum der europäischen Kultur zu machen. Der Humanismus bestimmte die florentinische Villenkultur, indem er in ihr die antike Agrikultur und Geisteskultur zu verbinden suchte. Es war der Versuch, die antike Kultur wieder neu zu beleben. In der Agrikultur versuchte man dabei sich an Columella, dem bedeutendsten römischen Agrarschriftsteller, der in seinem Werk "De re rustica" den Niedergang der römischen Tugenden parallel zum Niedergang der römischen Landwirtschaft beschrieb, zu orientieren, zumal sein Werk sehr praxisorientiert war. Über das Villenideal realisierte man sich mit Hilfe der Architektur innerhalb der humanistischen Bewegung. Hier konnte man sich für den Staat engagieren. Florenz war zu Beginn des 15. Jhs. noch eine Republik, und seine Bürger waren am Wohlergehen ihrer Stadt interessiert. Aus der Perspektive des Humanismus war die Verantwortung des Bürgers für die Gesellschaft das wichtigste Ideal. Man glaubte dabei, Cicero zu folgen. Ein "Florentiner Bürgerhumanismus" entstand. Florenz sah sich als legitimer Nachkomme der Römischen Republik. Die Bewohner der Villen waren Städter, die hier im Freundeskreis die gesellschaftlichen Belange der Stadt diskutierten. Es greift zu kurz, diese Villenkultur nur stilistisch zu betrachten, denn ihre Architektur war alles andere als einheitlich. Sie war ständig beeinflusst von den jeweiligen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnissen. In Florenz bedeutete dies, dass es der Familie Medici gelang, durch den ständigen Zuwachs ihrer Macht, besonders seit Lorenzos Regierung, die dortigen republikanischen Freiheiten zunehmend einzuschränken, und die dortigen Humanisten zogen sich aus den Bereichen einer öffentlichen Betätigung zurück. Die Villa wurde im Sinne Petrarcas zum Rückzugsort der städtischen Intellektuellen. Durch diesen Umbruch geriet auch das humanistische Menschenideal in eine Krise. Die zuvor sich auf Aristoteles berufenden ethischen Überlegungen für das Gemeinwohl traten in den Villengesprächen gegenüber den metaphysischen zurück. Man folgte wieder verstärkt Platon. Die Platonische Akademie, eine sich unregelmäßig treffende Gruppe von Intellektuellen in den Medicivillen (Careggi und Poggio a Caiano) wurde zum Zentrum der italienischen Kultur. Der dort vertretene Individualismus führte letzten Endes zu einer baulichen Herrschaftskultur, wie sie dann im Umkreis von Rom ihren ersten Höhepunkt erreichte. Mit den Humanisten änderte sich die Auffassung gegenüber der Natur und damit gegenüber den Gärten. So war Petrarca ein begeisterter Gärtner gewesen, der hier in deren Umfeld die Muße im Sinne des klassischen "otium" für seine Arbeit fand. Die Humanisten schufen mit ihrer Villenkultur eine Geisteshaltung, die das Bewusstsein für eine ästhetische Umwelt öffnete. Ein Ergebnis davon war der Villengarten. Viele von ihnen können direkt als "humanistische Gärten" angesprochen werden. Es gehört zu ihnen, dass sie in Reden gelobt wurden und oft ein ikonographisches Programm besaßen. Sie waren Zufluchtsorte, in denen man versuchte, klassische Traditionen wieder zu beleben. Der Humanismus war gekennzeichnet von einem Vertrauen in Gott und einer Sehnsucht und Suche nach Harmonie. Die darauf folgende Neuzeit kennzeichnete, dass der Mensch immer weniger als ein Geschöpf Gottes sondern als Einzelwesen in seiner Individualität gesehen wurde. Der Garten diente jetzt zunehmend der Verherrlichung seines Besitzers und als Repräsentationsobjekt einer unter sich konkurrierenden Oberschicht. Er wurde zum bevorzugten Objekt der Selbstdarstellung. Er war nicht mehr das Ergebnis einer Suche nach Harmonie, sondern eine Demonstration der persönlichen Macht. Diese Demonstrationsversuche verdrängten die humanistische Symbolik und wurden immer obskurer, das Dekorative gewann die Oberhand, und der Garten wurde zu einem Werk des Bewunderns. Während zuvor der Garten in die Landschaft eingefügt wurde, nahm er jetzt auf seine Umgebung keine Rücksicht mehr. Ein Element des humanistischen Denkens war der Dialog, d.h. auch das Gespräch über
Platonische Akademie Eine besondere Rolle kam der "Platonischen Akademie" zu. Da auch über sie heute nur unklare Vorstellungen bestehen, auch hier der Versuch, durch ein Umkreisen ihren geistigen Gehalt deutlich zu machen. Geschichtlich kam es zu ihrer Gründung, als Cosimo de Medici 1439 den 80jährigen byzantinischen Philosophen Georgios Gemistos Plethon kennenlernte. Er hatte zu dessen Philosophie zwar kaum einen Zugang, war aber von dem Mann persönlich sehr beeindruckt und begann, dessen Gedanken zu fördern. Er ließ den Sohn seines Leibarztes Marsilo Ficino (1433 - 1499) im Sinne dieser Philosophie ausbilden und übertrug ihm die Leitung einer von ihm gegründeten sogenannten "Platonischen Akademie". Sie bestand aus einer Gruppe sich gelegentlich treffender Mitglieder, die von Ficino mit den Gedanken Platons vertraut gemacht wurden und dann zwanglos darüber diskutierten (Ficino wurde zum bedeutendsten Platoniker seiner Zeit. Er übersetzte die Werke Platons und erhielt dafür von Cosimo als Anerkennung eine Villa als Geschenk). Unter Lorenzo erfuhren diese Zusammenkünfte eine inhaltliche Bereicherung. Man erfand den Begriff der "platonischen Liebe", der besagte, dass die Ausstrahlung der Liebe in körperliche Schönheit umschlüge und ihre Entwicklung einer langen Reise entspräche. Eine Folge dieses Gedankenansatzes war deren großes Anregungspotential für die Kunst. Weder Botticellis Bilder noch Michelangelos Sonette sind ohne ihn zu verstehen. Selbst Lorenzo schrieb aus diesem Geist heraus beeindruckende Verse. Es ist dieser Hintergrund, der ihn als Machtmenschen auch zum Philosophen und Mäzen der Künste und zum Ideal des Renaissancemenschen werden lässt. Florentiner Neuplatoniker versuchten im 15. Jh., den Platonismus mit dem Christentum zu verbinden. Nach ihnen ist die Welt ein finsterer Abgrund, dem es über das Schöne zu entkommen gälte. Ihren Ausdruck fände das Schöne in der Liebe, und die Venus sei ihre symbolische Vertreterin. Sie vereine sie mit dem Universum. Aus diesem Geist heraus ist
Letztlich ging das kosmische Weltverständnis auf die Pythagoreer zurück, die den ganzen Kosmos als eine harmonische Einheit sahen, der nach bestimmten Prinzipien aufgebaut sei. Sie versuchten, diese Harmonie über die Planetenbewegungen zu erfassen und in Zahlenverhältnissen auszudrücken. Die Entdeckung der musikalischen Intervalle war nur eine ihrer Entdeckungen im Bereich der kosmischen Harmonielehre. Die später wichtigsten Folgeergebnisse flossen in die Architektur ein und hier besonders in die naturnahe Außenarchitektur, die Gartenkunst, bzw. den formalen Garten, als Ausdruck ihrer Proportionswelt. Noch Mollet folgte in seinen Überlegungen den pythagoreischen Musikgesetzen. Allgemein kann man von dem Einfluss der Platonischen Idee auf den Garten sagen:
Die Bedeutung für die Gartenkunst war: Sie entwickelte sich dabei erstmals zur voll anerkannten Kunstdisziplin. Ihr formaler Aufbau war ein Ergebnis des Humanismus. Der sinnliche Naturgenuss wurde darin dem rationalen nachgeordnet. Der "Platonischen Akademie" haben u.a. die Künstler Michelozzo, Alberti, Donatello, Brunelleschi und später Michelangelo angehört. Auch der Papst Leo X. ist in ihrem Umkreis groß geworden. Renaissancegärten Die toskanische Villenkultur der Renaissance folgte in ihren Erinnerungen den altrömischen Gebäudekomplexen außerhalb der Stadt. Zunächst ein Zentrum für die landwirtschaftliche Produktion, wurde sie in Verbindung mit der Verbreitung der hellenistischen Kultur auch zu einem Ort des persönlichen Rückzugs, der "erhabenen Muße", der Erholung, des "otiums". In seiner Villa konnte man sich ungezwungener als in der Stadt geben. Hier war die Luft sauberer. Es herrschte Frieden, und man konnte seinen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. Sie wurde zum Kontrastort in Bezug auf das korrupte Stadtleben. Die Gebäudeteile unterschieden solche für den Herren und solche für die Bediensteten und das Vieh. Bei der Herrenwohnung war es üblich, dass man bei ihr zwischen Winter- und Sommergemächern unterschied. Diese Unterteilung beeinflusste bis spät in die Renaissance hinein auch die Gartenarchitektur (vielleicht am deutlichsten in Caprarola zu sehen). Die Bedeutung von Plinius war dadurch begründet, dass es zur Zeit der Renaissance keine anderen Unterlagen über das Aussehen antiker Gärten gab als seine schriftlichen Darlegungen. Die Beschreibungen seiner Gärten gehörten deshalb zu den wichtigsten Quellen der neueren europäischen Gartenkunst. Mit dem Niedergang des römischen Kaisertums verlor auch die damalige Bautechnik allmählich ihr traditionelles Wissen. Das abendländische Mönchswesen übernahm es nur begrenzt. Bis Mitte des 15. Jhs. war der Baustil der Villen noch festungsartig:
Haus und Garten wurden zunehmend als architektonische Einheit gesehen und dabei die formalen Gesetzmäßigkeiten auch auf den Garten übertragen. Letzterer wurde zu einer vorwiegend flächig gedachten Abfolge von Räumen, in der eine Mittelachse ihr wichtigstes Baumerkmal war. Rechtwinklig von ihr fortführende Nebenachsen führten dann zu den jeweiligen Höhepunkten. Harmonie und Proportionalität im Rahmen einer geometrischen Ordnung waren zur Hauptforderung eines Gartens geworden, gestalterisch umgesetzt wurde daraus Symmetrie. Eine Begeisterung für die Antike brach aus. Bramante schuf die Petersbasilika nach dem Vorbild des Nymphäums von Genazzano und für die Skulpturensammlung von Papst Julius II. einen exklusiven Rahmen mit dem Hof des Belvedere, Raffael die wegweisende Villa Madama. Nach dessen Tod verbreiteten seine Schüler seine Villenarchitektur in den Höfen von Mantua, Pesaro und Genua. Kennzeichnend für den frühen Renaissancegarten wird
Die Entwicklung der toskanischen Villen lässt sich sehr gut in einem Gmäldezyklus des Guisto Utens für die Medici-Villa "La Ferdinanda" nachverfolgen:
Diese Selbstdarstellung der Medici (Cosimo der Alte förderte die Humanisten, Lorenzo der Prächtige seinen Dichterkreis und Ferdinando in Pratolino die Musiker), die Rivalität unter den Kardinälen und das Machtbewusstsein vieler Kleinfürsten führten in Italien zu einer kreativen Atmosphäre in der die verschiedenen Künste sich so entwickeln konnten, dass sie die gesamte europäische Kultur befruchteten. 1420 war der Papst Martin V. aus Avignon nach Rom zurückgekehrt. In der Zwischenzeit hatte Rom seine geistige Vormachtstellung an andere italienische Städte verloren. Julius II. (1503 - 1513) bemühte sich nun, Rom wieder zum Mittelpunkt des italienischen Geisteslebens zu machen. Zu diesem Zweck beauftragte er die bedeutendsten Künstler der damaligen Zeit mit Arbeiten in der Stadt. Bramante und später Raffael führten dabei auch gartenkünstlerische Arbeiten aus, die über die Gartenkunst der Renaissance bis heute die gesamte formale Gartengestaltung entscheidend beeinflussten. Um die Mitte des 16. Jhs. erlangte die römische Architektur ihre Reife im Zusammenklang ihrer Elemente:
Frascati: Seit der Antike ein beliebter Wohnort der Römer. Man schätzte dort die angenehme "Luft". Wir würden heute "Klima" sagen.
Als die drei bedeutendsten italienischen Gärten der 2. Hälfte des 16. Jhs. wurden angesehen:
Barockgärten Drei Neuerungen führten dann in Italien entscheidend zur Entwicklung des Barocks:
In diesen Gärten fällt es oft schwer, einen einzigen Schöpfer zu benennen, da sie in der Regel das Ergebnis eines jahrelangen, manchmal sogar jahrzehntelangen Diskussionsstandes waren. So haben wir uns dafür entschieden, als jeweiligen Schöpfer die Person zu anzugeben, von der wir glauben, dass sie kreativ den größten Anteil an diesem Garten hatte. Dies widerspricht oft den Legenden, die diese Gärten umgeben. Dabei darf auch der Eigenanteil der Fürsten nicht übersehen werden. Oft hochgebildet und auf ihre späteren Aufgaben sorgfältig vorbereitet, besaßen sie häufig sehr genaue Vorstellungen von den zu errichtenden Bauten, ihren Räumen und Ausstattungen, und dies nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten, sondern im Rahmen ihres statusbezogenen Konkurrenzkampfes auch unter sozialen. Zum großen Vorbild im 17. Und 18. Jahrhundert war die Villa Aldobrandini geworden. Sie wurde von 1598 - 1604 für den Kardinal Pietro Aldobrandini errichtet. Die verantwortlichen Architekten waren
Es ist ein Paradigma der heutigen deutschen Gartenkunstgeschichte, den französischen Anteil an der künstlerischen Formbildung des Barockgartens zu überschätzen. Kurzgefasst war die Entwicklung des französischen Gartens:
Dies änderte sich als
Der französische Beitrag zur Gartenkunst ist entgegen dem allgemeinen Glauben relativ klein. Anders als in Italien, Deutschland oder England gab es hier nur ein dominierendes Herrscherhaus, von dem alle neuen Entwicklungen ausgingen. Andere Bestrebungen wurden gewaltsam verhindert ( Foucault wanderte nach seinem Versuch einer eigenen Selbstdarstellung sofort ins Gefängnis, Richelieu steht nur stellvertretend für einen zeitgleich schwachen König). Diese französische Konzentration auf einen einzigen Hof erlaubte gar nicht die Vielfalt der anderen europäischen Ansätze. Sein zeitweise zur Schau gestelltes Machtbewusstsein war relativ kurz und wurde auch nur begrenzt positiv gesehen. Das damals gelegentlich nicht sehr hohe Ansehen der französischen Kunst wird in einem Hohelied auf das Salzdahlumer Schloss deutlich:
"Was je das Alte Rom in seinem Schooß geheget /
Vereinfachend kann man von der französischen Gartenkunst sagen:
was heut Italien durch seine kunst erreicht / Was Frankreich von dem raub der welt zusammenträget / zum putz der grossen Stadt / so einer Welt sich gleicht / Was die verwunderung in uns zu machen pfleget / wan Hollands niedlichkeit uns in die Augen leucht' / das find an Diesen Ohrt (Schloss Salzdahlum) zusammen sich geleget / ---- Wo Rom / Pariss / und Haag in Eim Begriff sich zeigt ---". (Friedrich Christian Bressand, Wolfenbüttel 1694, dort Opernlibrettist).
Aus Prestigegründen ließ sich der österreichische Hofadel neben seinem Stadtpalast vor den Stadtmauern ein "Lusthaus" (= Gartenpalast) errichten. Um 1725 gab es um Wien ca. 200 solcher Landsitze, um darin seine Sommerzeit zu verbringen. (Außerdem hatten die Wohlhabenden dann noch zusätzlich in den Provinzen Landgüter, deren Gärten größer waren und zum Teil waldartig bepflanzt wurden). Aus politischen und geographischen Gründen waren hier die italienischen Einflüsse größer als die französischen. Das kulturelle Leben war hier bis zur Zeit Maria Theresias ganz auf Italien ausgerichtet gewesen. Die bedeutendsten Architekten waren in Italien ausgebildet worden (u.a. Fischer von Erlach, Hildebrandt). Es gab eine allgemeine Abneigung gegenüber dem französischen Hof. Die Hauptmerkmale der österreichischen Gärten waren:
Orientierungskriterien Die Geschichte der italienischen Villa ist eine Geschichte ihrer Öffnung zur Landschaft. Zunächst nur in einem geringen Umfang, dann aber in Verbindung mit dem Garten wurde dieser Umstand zu deren zentralem Inhalt. Ab der zweiten Hälfte des Cinquecento (16. Jhs.), kamen hinzu
Bei vier Gestaltungselementen wird die Entwicklung vom mittelalterlichen Garten zum Renaissancegarten besonders deutlich:
Die Initiative ging von Florenz aus: Michelozzo öffnete den mittelalterlichen Bau für die Neuzeit. Alberti und Colonna schufen dann die theoretischen Grundlagen für ihn und Bramante und Raffael setzten diese mit ihren praktischen Bezügen zur Antike in Form eines neuen Baudenkens repräsentativ für ihre Zeit um:
Der ideale Garten
Um die Mitte des 16. Jhs. kündigte sich der Manierismus an. Man lebte in der Vorstellung, man könne eine vorhandene Natur verbessern:
Der formale Garten war zunächst nicht als ein Ausdruck der menschlichen Macht über die Natur gedacht gewesen, sondern als ein Versuch, die als "göttlich" erkannten universellen Gesetze in einer idealen Form auf einen kleinen Raum zu übertragen. Sein absolutistischer Anspruch erfolgte erst später unter Ludwig XIV. Für uns heute schwer verständlich, galt der formale Garten in seiner Zeit als der besonders naturnahe Garten, als der bewohnte Ort, der mit der Harmonie des Kosmos am meisten übereinstimmte. Erst unter Ludwig XIV., als diese Grundhaltung zur Machtdemonstration pervertierte, änderte sich dies. Die Grotten seiner Vorfahren waren noch Teile von Wunderkammern gewesen, ihre Automaten noch ein Ausdruck menschlicher Naturkenntnisse in ihrer möglichen Anwendung. Jetzt im französischen Barockgarten waren die Gärten überdimensionierte Aufenthaltsorte des dortigen Adels geworden, der so gezwungen wurde, sich unterwürfig am Hof aufzuhalten. Das Schloss besaß dafür gar nicht die notwendigen Raumkapazitäten, der Garten war es, in dem man sich aufhielt und in dem man unterhalten wurde. Dass die deutschen Barockgärten anders waren, lag nicht an deren damals fehlender Modernität (dies ist ein Werturteil, das frankophile Historiker ihnen nachträglich zusprachen), sondern war ein Ergebnis anderer Herrschaftsverhältnisse. Die Länder waren kleiner und besaßen keinen so großen zu überwachenden Adel. Wer sich mit der Entwicklung der Gartenkunst in der Renaissance und im Barock beschäftigt, muss sich auch für die damalige Entwicklung der Druckgrafik interessieren. Erst sie machte künstlerische Arbeiten einem größeren Publikum bekannt. In der Reihenfolge Entwerfer, Stecher und Verleger war es in der Regel zunächst der Verleger (als Geschäftsmann), von dem die Initiative ausging, in späteren Zeiten gelegentlich auch vom Entwerfer. Erst spätere Zeiten haben dann gelegentlich die Bedeutung eines Begleittextes vor den der Stiche gesetzt (so z.B. bei der "Theorie et Pratique ---" von Le Blond geschehen. Sein Verleger hatte zunächst eindeutig Le Blond als den Schöpfer dieses Werkes angegeben und nicht Dezallier. Von vielen dieser damaligen Gärten gibt es heute keine Planunterlagen mehr. Oft hat es sie auch gar nicht gegeben, da man nicht selten nur mit Modellen gearbeitet hat, die heute nur noch in den seltensten Fällen erhalten sind. Gartenelemente Gärten waren oft Orte der Repräsentation (besonders seit der Hochrenaissance). Man kultivierte diese über
Seit dem 15. Jh. wurde die Planung der Gärten Architekten übergeben.
Die wichtigsten Gartenelemente waren
Die Terrassenkultur war im Mittelmeerraum eine seit alters her vertraute Art der Bodenbewirtschaftung. Bei den frühen Villen ergab sie sich deshalb zwangsläufig aus der Feldbestellung. Im Rahmen der neuen, städtischen Besitzer und ihrem städtisch orientierten Lebensstil wurde die obere Terrasse größer und diente nun vorwiegend repräsentativen Zwecken. Im Laufe der Zeit erhielt sie besondere Stützmauern. Dafür musste sie in der Tiefe oft vergrößert werden. Aufschüttungen wurden notwendig, in deren Folge wiederum neue höhere Stützmauern errichtet wurden. Oft nutzte man jetzt die neu entstandenen kostenaufwendigen Bereiche für wirtschaftliche Zwecke, indem man in sie Lagerräume oder Stallungen einbaute.
Von den erhöhten Aufenthaltsbereichen besaß man einen neuen Bezug zur Landschaft, der durch das jetzt neu aufkommende Naturgefühl des Humanismus noch zusätzlich vertieft wurde. Mit der neuen Entdeckung der Landschaft wurde die Lage der Villa zu einem wichtigen Baukriterium. Durch die Ausrichtung auf die Aussicht entstanden auch neue Bauelemente: z.B.
Treppen:
Ausgehend von Bramantes Doppeltreppe im Belvedere-Garten wurden sie zu einem Hauptelement des italienischen Gartens in der Hochrenaissance. Sie verbanden auf eine ideale Weise im Hangbereich die Hauptachse mit einer symmetrisch angelegten Querachse und bereicherten durch ihren wechselnden Bewegungsverlauf über die verschiedenen Blickrichtungen die jeweiligen Raumerlebnisse ihres Nutzers. Dabei wurde ihre Entwicklung vor zwei Kriterien besonders gefördert: Die ersten Gartengestalter waren in ihrer Haupttätigkeit zunächst Architekten, die den Treppenbau als solchen beherrschten, und zum anderen kamen die Treppen dem gesellschaftlich immer stärker zunehmenden Bedürfnis der Auftraggeber nach Selbstdarstellung stark entgegen.
Parterre: Es wird von einer geometrisch geordneten Gruppe von Beeten gebildet und war in der Regel der dekorative Teil eines formalen Gartens. Während der Renaissance und des Barocks stellte es deren Repräsentationsteil dar. In seiner einfachsten Form folgte es dem altpersischen Chahar bagh: vier Beete, die durch ein Wegekreuz voneinander getrennt wurden, in deren Mitte zusätzlich ein Brunnen stand. Über die römischen Peristylgärten und den mittelalterlichen Klostergarten wurde es zur Grundform des Renaissance- gartens. Die Gevierte wurden jetzt weiter aufgeteilt und mit Pflanzen im Geschmack der Zeit aufgewertet.
Pergola:
Zunächst waren die Beete nur von einer niederen Hecke umgeben und mit Obstbäumen bepflanzt. Danach wurden die Gehölze als formale Raumbildner aufgewertet (Topiary). Dabei ging man bereits auf eine Kultur zurück, die bereits Plinius beschrieben und Colonna fantasiereich ausgemalt hatte. In der Regel wurde es so angelegt, dass es von einem erhöhten Standort betrachtet werden konnte (z.B. einer Loggia eines Obergeschosses in der Verlängerung einer Mittelachse). Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Formen entwickelt:
Sie gehört zu den wichtigsten Elementen des italienischen Renaissancegartens. Sie kann stark raumbildend gezogen werden, bietet im Sommer Schatten und ist, mit Duftpflanzen überzogen, sehr dekorativ. Im alten Ägypten war sie bereits bekannt. In Italien ist sie vielleicht aus dem dortigen Weinbau hervorgegangen. Im Mittelalter war sie dann als Laubengang beliebt. In der Renaissance wurde sie dann zu einem wichtigen Raumbildner. Kaum in einem anderen Gartenbereich lässt sich Architektur und Natur so nah miteinander verbinden. Skulpturen:
Nach dem Mittelalter folgten die Gärten in ihren ästhetischen Gesetzmäßigkeiten auch einer eigenen ikonographischen Sprache. Es fällt uns heute schwer, deren mystische, religiöse oder erotische Bezüge noch zu verstehen. In der Regel gehen wir durch diese Gärten und klammern für uns diesen Hintergrund aus. An ihrem formalen Aufbau erkennen wir noch den einstigen mathematischen Zugangsversuch zum Verständnis der Natur. Die im zweiten Schritt dazu gehörenden Bildprogramme, ihr Bezug zur geistigen Welt der Erbauer berühren uns nicht mehr. Damit können wir diese Gärten aber nur noch begrenzt verstehen.
Wasser: Welchen Stellenwert die ikonographischen Programme in ihrer Zeit in Italien besaßen, lässt sich erkennen, wenn man weiß, dass mehrere der bedeutendsten Humanisten, gleichberechtigt neben den Architekten, an den einstigen Entwürfen für einen Garten gearbeitet haben. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Formulierung eines übergreifenden ikonographischen Programms in der Villa Giulia des Papstes Julius III., bei dem allein über 300 Skulpturen im Garten standen (das schon vorher entworfene Programm für die Villa Medici in Castello war nur in einem geringen Umfang zur Ausführung gekommen). Ein Programm bestand aus symbolischen Anspielungen. Diese konnten sich ergeben aus:
Seit der Hochrenaissance wurden sie zu einem wichtigen Gestaltungselement. Sie bestimmten weitgehend den Bedeutungs- und später auch den Stimmungsgehalt eines Gartens. Ausgehend von Bramantes Belvedere-Garten fanden die Humanisten darüber hinaus eine einfache Möglichkeit, ihre Beziehung zur Antike zu demonstrieren. Ihnen war die ikonographische Bedeutung der Skulpturen bekannt, und sie begannen, damit zu spielen. Skulpturenprogramme entstanden (in der Regel verbunden mit einer Glorifizierung der jeweiligen Auftraggeber). Oft wurden sie als Element (z.B. Stein) in Verbindung zu anderen Elementen gebracht: z.B. dem
Das Wasser hat für die Menschen immer eine elementare Bedeutung gehabt. Ohne Wasser können sie nicht leben. Die Griechen zählten es zu den vier Grundelementen. Wahrscheinlich spricht kein anderes von ihnen den Menschen derart sinnlich an. Es verwundert deshalb nicht, dass es gestalterisch bereits seit den frühesten Kulturen eingesetzt wurde, zunächst gezielt in den altpersischen Gärten, dann in den römischen, maurischen und in Bezug auf die beiden letzteren in der Neuzeit im Rom der Renaissance. Hier gelang es, dieses in allen seinen Gestaltungsmöglichkeiten durchzuspielen. Als Gestaltungs- element war es wichtiger als die Pflanzen. Was wäre Rom ohne seine Brunnen, was viele Gärten ohne ihre Kaskaden oder Wasserspiele.
Später verlor es seine Bedeutung als geheimnisvoller Führer durch die Natur. Zunehmend wurde es für maßlose Effekte eingesetzt. In Verbindung mit der Technik vermittelte das Wasser den damaligen Menschen ein Gefühl der Naturbeherrschung. Gerne wurde es deshalb in Verbindung mit Automaten eingesetzt. In der Villa d'Este und in Pratolino erreichte damals der formale Umgang mit Wasser wahrscheinlich seinen Höhepunkt (in Kassel-Wilhelmhöhe später der Landschaftsorientierte). Hierher gehörten auch die früher sehr beliebten Wasserscherze. Grotten:
Nördlich der Alpen waren sie zwar oft modische Gartenelemente, ein richtiges Verständnis für diese nassen, rheumaerzeugenden Orte konnte aber nie so recht aufkommen. Im Süden dagegen gab es kaum einen bedeutenden Garten, in dem man ihre Kühle in der Sommerhitze nicht zu schätzen wusste. Auch Pythagoras besaß auf Samos eine künstliche Grotte, die er als sein "wahres philosophisches Zuhause" ansah. Zunächst ergab sich ihre Existenz aus den Wohnhöhlen der ersten Menschen, dann kultisch als Wohnorte der Nymphen und Wassergeister. In der Renaissance führte sie Buontalenti als ein besonderes, bedeutendes Gartenelement ein (Pratolino). Man fand sie danach als Motiv in Stützmauern, zwischen Treppenanlagen oder sogar in eigenen Grottenhäusern (Manierismus). Heute sind sie oft aus Gründen des Erhaltungsschutzes trockengelegt, doch gehören zu ihnen die Bilder von tröpfelndem Nass, Moosen und Farnen.
In der Gartengestaltung wurden sie zu reinen Kunstgebilden. Ihre Bedeutung erfuhren sie
Nymphaen (Grotten mit einem Skulpturenschmuck der Diana und Nymphen) dienten als kühler Ruheplatz. Bosco:
Er ist der durch Bäume beschattete Teil des italienischen Gartens und damit ein Gegenstück zum lichtdurchfluteten Parterre. Gestalterisch wurde er als Rahmen oder als Hintergrund eingesetzt. Aus ihm erhielt der Garten sein Wasser. Schon früh kannte man heilige Haine. In den Vorstellungen der Menschen lebten hier die Waldgötter (u.a. Pan). Gestalterisch wurde dieser Waldteil mit Hilfe von Skulpturen, Wasserbecken und Grotten aufgewertet.
(In Nordeuropa wurden solche Wäldchen oft negativ gesehen. In ihnen hausten nach den Vorstellungen der dortigen Menschen Hexen und böse Geister). Orangerien:
Im Barock (bis einschließlich des ersten Viertels des 18. Jhs) waren sie ein unverzichtbarer Teil des fürstlichen Hoflebens. Erst im zweiten Viertel setzte ihr Bedeutungsverlust ein (dies lässt sich am zunehmenden Verlust ihres allgemein geistigen Gehalts deutlich machen).
Für ihren Stellenwert gab es zwei Bedeutungsebenen: Orangenbäume galten als ein Symbol für das irdische Paradies (oft wurde ihnen das Wasser als Sinnbild des Lebens zugeordnet).
Orangen waren ein Attribut des Herkules. Er tötete den Drachen, der den Hesperidengarten bewachte und öffnete damit den Weg ins "goldene Zeitalter", zum irdischen Paradies. Mit einer Orangerie setzte man Herkules ein Denkmal und sich selber. Eine Orangerie besaß symbolisch den Rang eines Göttersitzes, eines Olymps, und ihre Räume wurden oft dementsprechend ausgemalt. Indem man sich mit Herkules identifizierte, standen die Orangerien auch für die fürstlichen Tugenden.
Guardino segreto:
Es ist der intime Privatgarten, oft neben den persönlichen Räumen. Von Mauern geschützt, ist er nicht einsehbar und nur für den Gartenbesitzer zugänglich. Ursprünglich geht er auf arabische Einflüsse zurück. In ihm suchte man echte Erholung und wollte sich an bestimmten Pflanzungen (z.B. Blumen) erfreuen.
Pflanzen:
Die Pflanzenwelt der Renaissancegärten kannte im Gegensatz zu uns heute sehr viel weniger Gehölze und Blumen. Wichtig waren:
Alle diese Gärten sind heute verwaist. Ihnen fehlen die damaligen, vornehm gekleideten Menschen, die sie einst belebten und Farbe in sie hineinbrachten.
Besonders beliebt waren Immergrüne, die in Form geschnitten werden konnten. Sie stammten weitgehend aus dem heimischen Unterholz oder der Macchia. Dazu gehörten u.a. Buchsbaum, Lorbeer, Kirschlorbeer, Rosmarin, Eibe, Wacholder, Sie waren als Gartenpflanzen schon seit der Antike beliebt gewesen. Allerdings kannte man in der Renaissance nur drei Hauptarten (R. gallica, phoenica und corymbifera) in vielen Kreuzungen und Mutationen. Es gab sie auch nur in roten, rosa und weißen Farbtönen. Einst die Symbolblume der Venus, wurde sie im Mittelalter zur Symbolblume der Maria. In der Renaissance wurden viele "giardini segreti" als reine Rosengärten angelegt. Viele von ihnen waren schon in der Römerzeit bekannt gewesen: z.B. Schwertlilien, Madonnenlilien, Nelken, Malven, Veilchen, allerdings nicht in den plakativen Farben der heutigen Beetpflanzen. In den formalen Gärten der Renaissance und des Barocks mussten sich die Pflanzen der Architektur anpassen können (d.h. in Form geschnitten werden; nur Steineichen ließ man natürlich wachsen. Blumen waren in Italien weitgehend auf die von Mauern umgebenen "giardini segreti" beschränkt. Die Pflanzensammlungen der Renaissance und des Barocks waren auch ein Ausdruck der damaligen Wunderkammersammlungen. Der ursprüngliche Berggarten (Hannover) ist nach seiner Maulbeerbaumphase noch aus dieser Tradition heraus entstanden. Für Leibniz, den wichtigsten Berater der Kurfürstin, waren Sammlungen ein zentraler Inhalt seines Wissenschaftsverständnisses, seiner Vorstellungen vom "Theater der Natur". Die ersten Pflanzensammlungen besaßen vielschichtige Aufgaben. Sie dienten u.a.
(siehe auch Beitmann "Geschichte der Gartenkunst, Bd. I, darin systematische Abhandlung der Renaissance und des Barocks in der Gartenkunst)
Falsche Darstellungen Die heutige Gartendenkmalpflege ist gekennzeichnet von ihrer mangelnden Fähigkeit, zwischen Gartenkunst und Gartenkultureinrichtungen unterscheiden zu können. Es fehlten ihr einfach die Kriterien dafür. Ein zusätzliches Problem in diesem Bereich ist noch, dass diese Kriterien für jeden Garten, d.h. für jede Zeit und alle kulturellen Hintergründe andere sein müssten. Die Gartenkunst beinhaltet raumbezogene, malerische und individuelle Aspekte, letztere, weil solche für den Werkbezug eines jeweiligen Gartens wichtig sind. Die Gartenkultur dagegen baut hauptsächlich auf soziale, technische und funktionale Inhalte, solche, die an unseren Hochschulen aktuell im Bereich der Gartenarchitektur gelehrt werden. Natürlich sind alle Kunstwerke auch zugleich erhaltenswerte Kulturdenkmäler, aber die wenigsten Kulturdenkmäler sind als Kunstwerke erhaltenswert. Insofern ist auch die Charta von Florenz kritisch zu sehen. Als Orientierungsvorgabe für Gärten als Kulturausdrücke ist sie sehr wertvoll, wenn sie nicht doktrinär angewandt wird, auf Kunstwerke bezogen, ist sie es dagegen nicht, wenn diese original rekonstruierbar sind (wie dies beim Heidelberger Schlossgarten der Fall wäre). Die Hauptsprache des Barocks war französisch, was dazu geführt hat, dass viele Gartenpläne dieser Zeit französisch beschriftet waren, d.h. mit den Begriffen, die wir auch in der "Theorie et pratique ---" wiederfinden, was wiederum spätere Interpreten dann so auslegten, dass diese Pläne in der Nachfolge von Le Blond (Dezallier) entstanden seien. Wie problematisch diese Vorgehensweise zu sehen ist, zeigt sich sehr gut beim Hofgarten in Schwetzingen. Es ist unstrittig, dass dieser in seiner Anlage in Europa einzigartig ist und in seiner Konzeption weder Vorläufer noch Nachfolger hatte. Zeitgemäß hatte Petri die Pläne aber 1753 französisch beschriftet. Dieser Umstand führte viele Autoren dazu, zu behaupten, auch er folge in seiner Grundkonzeption der französischen Vorlage der "Theorie". Wir müssen uns in Deutschland langsam von dem Denken trennen, dass alles Gute im Barock aus Frankreich (d.h. aus Versailles) gekommen war und man hierzulande nur von dessen Imitation gelebt hat. Zur Aufrechterhaltung dieser Behauptung werden eigene landschaftstypische Entwicklungsstränge als veraltet erklärt und Versailles zum alleinigen Maßstab erhoben. Dem war aber nicht so. Dafür gab es hierzulande viel zu viele durchaus eigenständig denkende Fürsten. Die häufige Gruppenplanung im Barock macht es schwer, einen der Beteiligten als Künstler für bestimmte Arbeiten besonders herauszuheben. Besonders deutlich wird dies in den bayrischen Schlössern von Schleißheim und Nymphenburg. Allgemein wird dort Dominique Girard an erster Stelle genannt. Wir glauben aber, dass er als Wasserbautechniker am wenigsten dazu beigetragen hat und nur seine Stellung am Hof dazu führte, ihn vor Effner oder Disl (Diesel) zu nennen. Girard:
Als seine drei wichtigsten Arbeitsstätten werden München, Wien und Brühl genannt.
Girard erinnert an einen Gartenamtsleiter, der durch seine Anpassungsfähigkeiten, bzw. seine Parteienkontakte aufgestiegen ist und ein gutes Planungsbüro für sich arbeiten ließ. Besonders deutlich wird dies an den Entwurfszuschreibungen von Augustusburg (Brühl), zu denen er persönlich nichts beigetragen hat.
Je weniger man von einzelnen Menschen weiß, umso besser lassen sich Legenden um ihre Gestalt flechten. Girard ist dafür ein gutes Beispiel. Er hat weder in Brühl nachweislich den nach ihm benannten Plan gefertigt, noch in Wien eine planende Funktion gehabt, noch in München selber einen Plan gezeichnet.
Das unkritische Abschreiben voneinander, innerhalb einer kleinen Personengruppe, zementiert Personenbilder, die eigentlich Fälschungen darstellen.
Problem von Rekonstruktionen Es ist ein Problem bei der Rekonstruktion formaler (Barock-) Gärten, wenn man die klassischen französischen Königsgärten zum Maßstab für die deutschen Gärten erhebt. Sie sind nur Anregungsgeber für jeweils einzelne Details gewesen. Viel näher standen ihnen zunächst die italienischen und dann vor allem die Schönborn-Gärten, d.h. die österreichisch-süddeutsche Schule, wie sie in den Stichwerken der damaligen Zeit populär gewesen waren. Dies waren besonders die Arbeiten von
Die Entwicklung des Gartengestalters verlief vom Lustgärtner zum Gartenkünstler, Gartenarchitekten, Landschaftsarchitekten, Freiraumplaner und endete in unserer Zeit bei "Freiflächenmanager"(so z.B. der neueste Weihenstephaner Studiengang).
Die spezifische Gartenkunst geriet dabei immer mehr aus dem Blickfeld. Das Vorhandene wurde als Kulturgut, mehr oder weniger, recht und schlecht, von der Gartendenkmalpflege betreut, d.h. von einigen wenigen Personen, die sich ursprünglich weitgehend aus einem Schülerkreis Hennebos zusammensetzten und im "Arbeitskreis historischer Gärten" der "Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Gartenkultur e.V." organisiert waren. Als Verwaltungsleute befolgten sie dogmatisch die Forderungen der "Charta von Florenz" und versäumten im Bewusstsein der Gesamtbevölkerung, "Wertpflöcke" zu setzen, wie es z.B. mit Hilfe einer Rekonstruktion des "Heidelberger Schlossgartens" möglich gewesen wäre. Für den Niedergang des öffentlichen Ansehens der Gartenkunst in die Bedeutungslosigkeit ist weitgehend der zuvor genannte Personenkreis verantwortlich, der sogar die Rekonstruktion des Heidelberger Schlossgartens aktiv verhindert hatte (nachdem seine Rekonstruktion bereits vom Landtag in Stuttgart beschlossen und seine Finanzierung bereits gesichert gewesen war). Die Charta von Florenz zur Doktrin erhoben und nicht als Orientierungsempfehlung angesehen, schlugen sie die Chance einer allgemeinen Diskussion in der Bevölkerung aus und damit die Entwicklung einer öffentlichen Bedeutung der Gartenkunst tot. Jetzt ist man im kleinen Kreis weiter unter sich, arbeitet evtl. in einem schmalen Spezialbereich, besucht sich gegenseitig in den von der Öffentlichkeit bezahlten Kongressen, unterhält sich gegenseitig und lobt sich. Die Ablehnung der Rekonstruktion des Hortus Palatinus durch das Heidelberger Symposium von 2008 zeigt deutlich, dass der heutigen Gartendenkmalpflege nur eine Verwaltungsfunktion in der Aufrechterhaltung des Status quo zukommt. Man verschenkte damals kurzsichtig die Chancen einer lang anhaltenden gesellschaftlichen Aufmerksamkeit (wie sie z.B. eine Gartenschau nie besitzen kann). Für eine Rekonstruktion dieses Schlossgartens sprachen:
In Heidelberg hatte die Gartenkunst die einmalige Chance gehabt diskutiert zu werden und Ansehen zu gewinnen. Man hatte diese Gelegenheit verpasst. Die zur Doktrin erhobenen Paradigmen einer kleinen Berufsgruppe und eine Interessengruppe von Joggern und Hundeausführern im Park haben eine Rekonstruktion verhindern können. Das Ergebnis ist ein schleichender weiterer Niedergang des Ansehens der Gartenkunst in der Öffentlichkeit. Sie wird auf ihren oberen Ebenen als solche kaum noch wahrgenommen, man ist ja jetzt "Freiflächenmanager". Es verbleibt als Trost, dass Paradigmen historische Zeitausdrücke sind, die im Laufe der Zeit sich immer wieder verändern, bzw. korrigiert werden können. Das Problem der Charta von Florenz ist, dass sie ihre Kriterien über alle Anlagen und jede Epoche gleichermaßen stülpt, was jeden Kunsthistoriker erschrecken müsste, da jede von ihnen eigene Bewertungsmaßstäbe haben müsste. Wie in nur wenigen anderen Anlagen wäre hier eine künstlerische Idee nachvollziehbar gewesen. Für die deutsche Gartenkunst wäre diese Rekonstruktion ein großer Gewinn. Hier handelt es sich nicht um eine "unhistorische Neuschöpfung" sondern um den Hesperidengarten eines bestimmten deutschen Fürsten vor dem Ausbruch des 30jährigen Krieges. Es wäre bei einer Rekonstruktion der einzige Garten dieser Art, der einzige große Renaissancegarten in Deutschland. Die Gartenkunst baut sich auf drei Orientierungsschwerpunkten auf. Die
Raumorientierung - Bildorientierung - Werkorientierung
architektonisch malerisch personenbezogenIn jedem Gartenkunstwerk sind alle drei enthalten, doch wurden sie zu allen Zeiten schwerpunktmäßig unterschiedlich betont. Wenn man die klassische Zeiteinteilung der Kunstgeschichte heranzieht, dann ergibt sich grob betrachtet folgender Ablauf:
(siehe dazu auch Beitmann "Geschichte der Gartenkunst"; Bd. III, darin Kapitel "Heidelberger Schlossgarten) Problembereiche der Arbeit In Verbindung mit dieser Arbeit sind einige Probleme aufgetreten:
Wenn beim Lesen der Biographien der Eindruck entstehen sollte, die Gärten seien allein die Leistungen der beschriebenen Menschen, dann ist dies falsch. Sie waren in der Regel das zusammengetragene Ergebnis vieler Künstler und des oft hohen Niveaus ihrer jeweiligen Auftrageber. Die hier beschriebenen haben in ihnen nur besondere Leistungen erbracht und ihr Name wird deshalb oft mit diesen Gärten verbunden.
Einzelne Angaben in diesen Texten werden wahrscheinlich eines Tages korrigiert werden müssen. Der Autor wählte oft aus der Fülle widersprüchlicher oder interessenorientierter Angaben, die seiner Meinung nach Wahrscheinlichste. Er sieht sich als Generalist, als Zusammenführer und nicht als Spezialist, d.h. als kleinster Detailsucher. Die Namensschreibung der Beschriebenen ist oft sehr verschieden. Sie selber haben es oft nicht so genau genommen. Wir haben diejenige gewählt, die sie mehrheitlich selber oder die sie nur benutzt haben, selbst wenn dies im Widerspruch zur heute gebräuchlichen Schreibweise steht (so z.B. Danreitter, wie er in Dokumenten nur unterschrieb, statt Danreiter wie dies heute üblich ist). Viele Zuordnungen der Arbeiten zu bestimmten verantwortlichen Renaissancekünstlern sind umstritten, weil oft mehrere von ihnen zugleich an ihnen gearbeitet haben, die Aufzeichnungen darüber sehr ungenau sind und oft die Gehilfen die Arbeiten ausgeführt haben, die sie nach dem Tod des Meisters dann fortsetzten. Oft helfen bei den einzelnen Projekten heute nur noch Stilvergleiche und Vorlieben wie es z.B. bei Vignola der Fall ist. |