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Mit seinem Namen wird der Garten der Villa von Castello verbunden.
Sein eigentlicher Name ist Niccolò di Raffaelo de Pericoli. Trotz seines Hanges, andere zu quälen (deshalb sein Name Tribolo = der "Quälgeist"), seiner schwächlichen Gesundheit und seines fehlenden Durchsetzungsvermögens wurde er durch die Schaffung des Gartens der Medici-Villa von Castello bereits zu seinen Lebzeiten zu einem Vorbild für ganz Europa. Er hatte dort mit seinen Arbeiten erst 1538 angefangen (ihr berühmter Figurenschmuck kam weitgehend erst 1570 zur Aufstellung, und der Garten ist nie in seinem Sinne fertig geworden). Seinen Ruf erwarb er wegen
- der damals noch völlig neuen Konzeption des Gartens,
- dessen Bewässerungsanlagen,
- seiner Brunnen und Wasserspiele
Er wurde durch diese Anlagen für die italienische Gartenkunst beispielgebend.
Über seine Biographie weiß man:
- 1497
- als Sohn eines armen Zimmermeisters in Canto a Monteloro (bei Florenz) geboren, - zunächst in der Werkstatt des Vaters Lehre als Tischler, - danach wegen seiner körperlich schwachen Gesundheit Ausbildung zum Bildschnitzer bei Nanni Ungheros (früher Abbruch der Lehre), - Ausbildung zum Bildhauer bei Jacopo Sansovino,
- 1521 - 1523
- in Rom (Mitwirkung an der Gestaltung des Grabmals für Papst Hadrian VI.), - Kontakte zu Giulio Romano und Giovanni da Undine (ehemalige enge Raffael-Mitarbeiter),
- 1525
- auf der Flucht vor der Pest in Bologna und Florenz,
- 1525 - 1527
- Aufträge in Bologna zur Gestaltung
- verschiedener Reliefs für die Fassade von San Petrinio,
- des Grabmals des Bartolomeo Barbazzo (nach einem Entwurf Michelangelos; Arbeit wegen des vorzeitigen Todes des Auftraggebers nicht abgeschlossen),
- danach in Pisa und in der Versilia (damals kaum bewohnte, sumpfige Nordwestküste der Toskana),
- 1528
- in Florenz (Schaffung der Skulptur "Göttin der Natur" für Franz I. von Frankreich),
- 1531
- Vollendung der Marmorreliefs von Andrea Sansovino an der Santa Casa in Loreto ("Vermählung der Jungfrau"),
- 1533
- Rückkehr nach Florenz. Unterstützung Michelangelos bei dessen Arbeiten für die Sakristei von San Lorenzo,
- 1534
- Entwurf eines Brunnens für die Villa von Cristofano Rinieri,
- 1535
- begleitet Cellini nach Venedig (hier das Kennenlernen u.a. von Tizian),
- 1536
- Mitwirkung bei den Empfangsvorbereitungen für Karl V.,
- 1537 - 1538
- Gestaltung des Marmorreliefs für den Hauptaltar der Kirche Madonna di Galliera in Bologna,
- 1538
- Auftrag von Cosimo I. für die Umgestaltung des Gartens und der Villa dell Olmo in Castello, - Schaffung zweier Siegesgöttinnen für die Befestigungsanlagen von San Miniato al Monte,
- 1539
- Schaffung einiger ephemerer (nur kurze Zeit bestehender) Kunstwerke und Bühnenkostüme anlässlich der Hochzeit von Cosimo I.,
- 1541
- Aufnahme in die Accademia Fiorentina (Organisation zur Förderung der toskanischen Kultur), - Entwurf des festlichen Rahmens für die Taufe von Francesco de Medici (Erstgeborener des Herzogs),
- 1544
- Kauf eines Hauses in Florenz, - Auftrag, das Grabmal von Matteo da Corte auf dem Camposanto in Pisa zu gestalten,
- 1545
- Schaffung des Fiorenza-Brunnens,
- 1546 - 1549
- Auftrag, Michelangelos Skulpturen in der neuen Sakristei aufzustellen, - Entwurf und Ausgestaltung des Fußbodens der Biblioteca Medicea Laurenziana,
- 1547
- Stellungnahme zur Frage nach dem Vorrang von Malerei oder Bildhauerei (Paragone-Debatte),
- 1549
- wird Mitglied der Scalzo-Bruderschaft, - Schaffung eines Satyrs (in Bronze),
- 1550
- erste Entwürfe für den Boboli-Garten, - Tod nach einer Fiebererkrankung in Florenz.
(Nach seinem Tod setzte sein Schwiegersohn David Fortini seine persönlichen Arbeiten in Castello und dem Palazzo Pitti fort).
Tribolo war von seiner Ausbildung her ein Bildhauer gewesen und damit in den Augen seiner Zeit für die Tätigkeit als Architekt nur begrenzt tauglich (nach Alberti waren dafür die idealen Voraussetzungen Malerei und Mathematik). Erst 1563 wurde von der Accademia des Disegno im Rahmen ihrer Überlegungen, wer zu den Künsten zu rechnen sei, geklärt, dass es für einen Architekten eine vorangegangene Ausbildung als Maler oder auch als Bildhauer geben müßte.
Wenn man das Leben Tribolos als Ganzes überblickt, dann kann man ihn als einen typischen Hofkünstler bezeichnen, dessen Tätigkeit vom Wohlwollen seines Fürsten abhing. Dessen Aufgabe es war, zur Hebung des fürstlichen Ansehens, der Lebensqualität seiner jeweiligen Umwelt und sehr wichtig - zu dessen Vergnügungen (z.B. durch Festdeckorationen) Beiträge zu leisten. Die Anlage von Gärten begann dabei für alle diese drei Kriterien eine große Rolle zu spielen, und Tribolo steht am Anfang dieser Entwicklung.
Als Bildhauer würde Tribolo heute kaum noch beachtet werden. Es haben sich von ihm auch nur wenige wichtige Arbeiten erhalten, u.a.:
- die "Siegesgöttin" im Palazzo Alessandrini,
- der "Fiorenza-Brunnen" (heute Villa La Petraia, früher Castello),
- der "Herkules-Brunnen" (heute Villa Medici, früher Castello),
- ein "Flussgott" heute Villa Corsini, früher Castello),
- der Fußboden des Lesesaals der Biblioteca Medicea Laurenziana.
Sein heute noch großes Ansehen erwarb er sich als Gartenarchitekt der frühen Medici-Villen in
- Castello
(Arbeitsbeginn 1538),
- La Petraia
(Arbeitsanteil und Aussehen unbekannt),
- Florenz
(Boboli-Garten; Arbeitsbeginn 1550. Da er nach der Auftragserteilung nur noch wenige Monate lebte, kann sein Arbeitsanteil nur eine erste Arbeitskonzeption gewesen sein).
Keiner dieser Gärten ist zu seinen Lebzeiten fertig geworden, aber die zwei gedanklichen Ansätze seiner Zeit, die er aufgriff und umzusetzen versuchte, begannen hier ihren Siegeszug:
- der Einsatz des Wassers mit seinen vielen Gestaltungsmöglichkeiten
(Damit begann ein neues Kapitel in dessen Gartennutzung, das dann, nur wenige Jahrzehnte später in Pratolino, auch einem Medici-Garten, einen bedeutenden Höhepunkt erfuhr),
- die Verherrlichung des Auftraggebers mit Hilfe von Gartenprogrammen
(Zuvor
- standen antike Statuen nur in Gebäuden,
- wurden neue Skulpturen nur für Brunnen geschaffen,
- hatte es vergleichbare Programme nur innerhalb der Villen gegeben).
Viele seiner Gartenelemente sind erst lange nach seinem Tode von anderen Künstlern fertiggestellt worden.
Tribolos bedeutendste, eigentlich einzige Gartenleistung ist die Konzeption des Gartens der Villa in Castello. Bereits 1480 war die dazu gehörende Villa von den Brüdern Lorenzo (Cousin von Lorenzo dem Prächtigen) und Giovanni di Pierfrancesco de Medici (Auftraggeber der bedeutendsten Botticelli-Gemälde) gekauft worden. Nachdem sie vom Herzog von Urbino während der kriegerischen Auseinandersetzungen der Stadt Florenz mit Karl V. zu dessen Hauptquartier gemacht worden war, wurde sie 1529/30 geplündert und danach angezündet. Cosimo I. beauftragte dann 1538, ein Jahr nachdem er Herzog von Florenz geworden war, Tribolo mit deren Wiederaufbau und der Gestaltung des Gartens (Diese Arbeiten wurden zwar erst 1595 abgeschlossen; zunächst fortgesetzt von Vasari, Buontalenti und dann von Ammanati, aber nie im Sinne Tribolos vollendet. Der Garten war bereits lange vorher zu einem großen Besuchermagneten geworden).
Castello ist heute ein Stadtteil von Florenz. Die Villa liegt im Nordwesten im Hügelbereich am Fuße des Berges Morello. Cosimo I. hatte hier seine Kindheit verbracht, so dass sie ihm emotional viel bedeutete. Inhaltlich überlagerten sich in ihrem Garten drei Ebenen. Die neue Gartenanlage sollte
Erstmals folgte hier ein Garten einem übergeordneten geistigen Konzept (wahrscheinlich auf dem Hintergrund persönlicher Forderungen des Fürsten).
Der Hauptgarten orientierte sich an einer Mittelachse und baute sich leicht ansteigend als eine Folge von Räumen auf.
Vor der Villa (= Südseite):
(Vor dem Palast war ursprünglich noch eine Loggia geplant gewesen, durch die man in einen Hof gelangte, hinter dem sich dann eine zweite Villa mit der gleichen Raumordnung befinden sollte. An den Seiten waren die Ställe geplant gewesen. Dies hätte insgesamt ein großartiges Ensemble ergeben).
Hinter der Villa befanden sich (jeweils eingefasst von hohen Mauern):
- eine große Grasfläche (ein "prato", wie an den Längsseiten der Florentiner Villen in der damaligen Zeit üblich)
An ihren Schmalseiten waren zwei sich gegenüberliegende Loggien vorgesehen (ca. 16 m lang und 8 m breit). In ihrer Mitte sollte sich jeweils ein gut 4 m großes Becken befinden, "das sein Wasser aus einem von 2 Figuren gehaltenen Gefäß empfangen sollte" (Vasari).
- Hinter dieser Rasenfläche folgten drei ansteigende Terrassen:
Erste Terrasse (Sie war von einer eigenen hohen Umfassungsmauer umgeben. Man erreichte sie über eine breite Treppe): Zunächst durchschritt man ein großes quadratisches Parterre, das wiederum in 16 quadratische Felder aufgeteilt war. Im Zentrum der beiden vorderen Felder stand Tribolos "Herkules-Brunnen" ("Große Brunnen". Er besteht aus drei Ebenen. Im unteren Bereich achteckig, danach ein inneres rundes Becken, ca. 3,2 m breit, über dessen Ränder das Wasser in das untere fließt. Auf dem oberen Becken steht ein Herkules und kämpft mit dem Riesen Antäus, aus dessem Mund das Wasser fließt. Er wurde nach Tribolos Modellen von Ammanati geschaffen).
In den 4 nachfolgenden Beeten befand sich das Labyrinth, ein finsterer Wald ("bosco", bepflanzt mit dunklen Zypressen und anderen Immergrünen, den Poliphilo ängstlich durchqueren musste. Als Lorbeer- und Myrten-Boskett bis mindestens 1599 noch bestehend). In seiner Mitte stand der "Fiorenza-Brunnen" ("Labyrinth-Brunnen", "Brunnen der Venus", nach Tribolos Modell von Giambologna geschaffen. Diese haarauswringende "Venus" gilt mit ihrer "linea serpentinata" als eine der vollkommensten Darstellungen des Weiblichen) Auf einem Marmorsockel aus Meeresungeheuern steht eine ca. 1,5 m hohe Figur, die die Stadt Florenz symbolisieren soll. (Im 18. Jh. wurde die Anlage verändert und der Brunnen zur Villa "La Petraia" gebracht). In diesem Bereich gab es schöne Sitzgelegenheiten und konnten die Besucher über eine Vorrichtung nass gespritzt werden. Ein äußerer Sitzbankring hinderte sie dann an einer schnellen Flucht.
Auf der ersten Terrasse befand sich das berühmte Skulpturenprogramm (wahrscheinlich entworfen von Benedetto Varchi). Ikonographisch stellte es den Mythos vom "Goldenen Zeitalter" der Stadt Florenz unter den Medici dar (hier unter Cosimo I.). Eine Allegorie bezogen auf die Herrschaft des Fürsten unter dem es wieder Frieden gab und die Gewerbe und die Künste blühten. Es ist nie vollständig aufgestellt gewesen (Man kennt es nur genau durch einen Bericht von Vasari):
- In den vier Ecken
standen die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter (jeweils platziert in die für sie passendste Ecke).
- Zur Seite des unteren Eingangs
sollten die Figuren der Flussgötter "Arno" und Mugnone" für die Stadt Florenz stehen (Sie sind nie fertig geworden).
- Auf der linken Seite (vom unteren Eingang aus gesehen)
waren 6 Figuren vorgesehen, die die Vorzüge des Hauses Medici und die Tugenden des Herzogs zum Ausdruck bringen sollten. In ihrer Reihenfolge vom Eingang her gesehen: Großzügigkeit, Gelehrsamkeit, Vortrefflichkeit, Tapferkeit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit. Über diesen sollten sich Nischen mit Büsten der Medici- Mitglieder befinden, die diesen Tugenden besonders entsprachen (z.B. Gerechtigkeit für den Auftraggeber Cosimo I., Barmherzigkeit für Giuliano usw.).
- Auf der gegenüberliegenden Seite
waren Figuren vorgesehen, die auf diese Tugenden bezogen waren, z.B. das "Gesetz" auf die "Gerechtigkeit", "Frieden" auf die "Barmherzigkeit" usw. In den Nischen über ihnen sollten weitere Büsten von Familienmitgliedern oder Bürgern der Stadt aufgestellt werden, die sich um die Familie der Medici verdient gemacht hatten.
- Neben dem zentralen Ausgang
dieses Gartenteils sollten sich weitere Brunnen befinden.
Zwischen diesen Figuren und Brunnen standen Spaliergehölze (Obst und Granatäpfel).
Zweite Terrasse (Agrumengarten): Man gelangte zu ihr über mehrere Stufen. Sie sollte ganz mit Orangenbäumen bepflanzt werden. Ihren Abschluss bildete eine Stützmauer mit einer Grotte im Bereich der Mittelachse (eine Zwischenstation des Poliphilo). In ihr waren drei Becken vorgesehen. Ursprünglich war sie angefüllt mit Tierskulpturen ("Grotta degli Animali"; entstanden 1546 - 1590. Erst 1546 hatte man in einem Brief aus Rom von den dortigen antiken Grotten aus Tuff gehört. Die Tiere sollen weitgehend in den Jahren 1568 - 1580 entstanden sein. Heute weitgehend im Bargello, Florenz. Auch diese Tierdarstellungen bezogen sich auf die Familie der Medici. So stand z.B. symbolisch unter ihnen ein Einhorn , das einer Legende nach durch das Eintauchen seines Horns in das Wasser dieses so reinigte, dass die versammelten Tiere es wieder trinken konnten, für Cosimo, weil er die Stadt Florenz mit sauberem Wassere versorgt hatte, das Nashorn für den ermordeten Herzog Alexandro und die Giraffe als Erinnerung an ein Geschenk des Sultans für Lorenzo den Prächtigen. Die Grotte war eingerahmt von farbigen Steinen und Muscheln (als Symbol für die Wunder der Natur) und besaß einige Wasserscherze. Sie wurde erst nach Tribolos Tod fertiggestellt und kündete in der Gartenentwicklung erstmals deren manieristische Periode an.
Neben der Grotte befand sich jeweils ein weiterer Brunnen. Insgesamt plante man für diese Terrasse die gleiche Brunnenzahl wie für die untere. Heute stehen auf ihr in leicht ansteigenden, streng geometrischen, mit Buchs eingefassten Beeten hunderte von Töpfen mit Orangen-, Zitronen-, Bergamotte- und Limonenbäumchen.
Dritte Terrasse: Hierher gelangte man über seitliche Treppen. Nach hinten wurde sie schmaler und sollte an ihrem Ende über ihre volle Breiteseite eine Loggia erhalten, zu der man über mehrere Stufen aufstieg (um dann einen fantastischen Ausblick bis nach Florenz zu besitzen). Unmittelbar oberhalb der Tiergrotte der 2. Terrasse befand sich zunächst ein Waldstück, das mit seiner speziellen Bepflanzung einst dem Vogelfang gedient hat, und dahinter, in einem rechteckigen, großen Becken die Darstellung eines riesigen, fröstelnden Alten, symbolisch dargestellt für den Monat Januar. Auch sie, wie der Herkules, ein Hinweis auf die Macht des Herzogs (1565 nach einer Skizze von Tribolo von Ammanati geschaffen; volkstümlich oft als "Apennin" bezeichnet. Hier als letzte Station des Poliphilo als Hüter der Lebensgeheimnisse).
Den Abschluss des Gartens bildete eine strenge Zypressenwand.
An den Breitseiten der Villa befanden sich jeweils ein kleiner geschlossener Garten mit jeweils 16 Beeten und einer Mittellaube. (Im Westen ein Heilkräutergarten. Die Pflanzen kamen aus den botanischen Gärten von Pisa (von Cosimo gegründet) und Padua. In ihm befand sich ein Äskulap-Brunnen, den Tribolo persönlich geschaffen hatte (die dazu passende Äskulap-Figur später einer seiner Schüler). Im Osten ein "Seidengarten". Beide wurden im 18. Jh. zerstört). Solche "giardini segreti" waren durch ihre Abgeschlossenheit gekennzeichnet, weil sie nur für den persönlichen, privaten Aufenthalt dienten und frei von statusbezogenen Elementen, wie z.B. irgendwelchen symbolischen Programmen waren.
Oberhalb dieser Giardini zogen sich bis zum Beginn der 2. Terrasse Boskettgärten mit jeweils einem großen Teich an ihrem Ende und einem großen Gartengebäude auf der rechten Seite hin. Im Osten der Anlage, hinter einem Tannenwäldchen (damit ihr Anblick das Gesamtbild nicht störte), befanden sich die Wohnungen der Arbeiter.
Außerhalb des Gartens (auf der Ostseite) hatte Tribolo in einer Eiche, die völlig von Efeu überwachsen war, ein Baumhaus errichtet. An ihrem Stamm führten verborgene Wasserleitungen nach oben und speisten dort ein Gefäß auf einem Marmortisch, verschiedene Vorrichtungen zum Naßspritzen und zur Erzeugung von Geräuschen.
Beim Bau der Gartenanlage von Castello bestimmten die Wasseranlagen den Fortschritt und die Reihenfolge ihres Ausbaus. Zunächst nutzte man das Wasser der Castellina, und da dieses für die beabsichtigten Pläne nicht ausreichte, leitete man noch zusätzliches von Petraia heran. Es floss dann
- von der Statue des "Winters" ("Apennin"),
- durch die Grotten der Flussquellen,
- zum Venus-Brunnen und dann
- zum Herkules-Brunnen,
- um zuletzt in den Teichen vor der Villa aufgefangen und
- zum Schluss entlang der Allee zum Arno geführt zu werden.
(Um damit als System die gute Regierung von Cosimo zu symbolisieren).
Nach Vasari ist der Garten von Castello zu Lebzeiten Tribolos wegen dessen fehlenden Durchsetzungsvermögens und seiner sonstigen Arbeitsverpflichtungen nicht fertig geworden.
Der Herzog liebte diesen Garten. In seinem Alter, nach dem Tod seiner Frau, zog er sich wieder hierher zurück und widmete sich verstärkt der Pflanzenanzucht. In den Beeten außerhalb des Labyrinths zog er Rosen und Jasmin, und auf der 2. Terrasse sammelte er Zitrusgewächse (etwa 600 verschiedene Arten und Sorten). Eine Funktion der vielen Brunnen war auch die Bewässerung dieser Pflanzen. Es ist dieser Hintergrund, der ihn zu einem der bedeutendsten Gärten seiner Zeit in Europa machte.
Villa La Petraia: Cosimo erbte sie von seinem Vater und gab sie dann an seinen Sohn Ferdinando I. weiter. Ihren ersten Garten gestaltete Tribolo als Hanggarten mit drei Terrassen. Sein Aussehen ist unbekannt. Später wurde er von Buontalenti umgebaut (so wie ihn das Gemälde von Utens zeigt).
Boboli-Garten: Er lässt sich nur sehr begrenzt Tribolo zuschreiben. Nur wenige Monate nach dem Auftrag, ihn zu gestalten, ist er gestorben
- Febr.:
Kauf des Gartengeländes und Erteilung des Auftrags, den Garten zu gestalten,
- Mitte Mai:
Beginn mit den Rodungsarbeiten,
- Juli:
Inspektionsreise nach Elba (daneben Suche nach einem geeigneten Granitstein für den Brunnen),
- August:
Schwere Erkrankung an Fieber,
- September:
Tod durch die Erkrankung,
(danach Fortsetzung der Arbeiten durch Ammanti, Vasari und Buontalenti).
Der Garten nahm dann erweitert eine völlig andere Form an. Vermutlich gehen auf Tribolo nur Rodungsarbeiten und eine erste Geamtkonzeption des unmittelbaren Teiles direkt hinter der Villa zurück, d.h.
- die Rasenfläche hinter dem Palast
(damals üblich),
- der große Brunnen in ihrer Mitte
(er sollte wie in Castello das Hauptelement des Gartens werden und ist erst in den 1570er Jahren durch Giovanni di Bologna fertiggestellt worden),
- das u-förmig ansteigende Gelände.
(In der Achse der Villa entstand so in der Form eines grünen Amphitheaters ein Festgelände auf zwei verschiedenen Höhenlagen, bereichert durch Kleinarchitekturen, Brunnen und Skulpturen).
(Sein heutiges Aussehen mit seinem "Isolotto" hat der Garten erst im 17. Jh. erhalten).
Tribolos Lebenswerk ist der Garten von Castello. Als Hofkünstler wurde er zwar auch für eine Fülle anderer Arbeiten zur Unterhaltung und zur Erheiterung des Hofes herangezogen, doch basiert sein heutiger Ruhm allein auf dessen Erschaffung.
Quellen
- Bazin, Germain "DuMonsts's Geschichte der Gartenkunst". Köln 1990
- Chatfield, Judith "Die schönsten italienischen Gärten" Köln 1991
- Clifford, Derek "Gartenkunst" Reutlingen 1966
- Gothein, Marie Luise "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926
- Mosser, M. / Teyssot, G. "Die Gartenkunst des Abendlandes", Stuttgart 1993
- Pizzoni, Filippo "Kunst und Geschichte des Gartens", Stuttgart 1999
- Russel, Vivian "Literarische Reise durch die Gärten Italiens" München 1999
- Vasari, Giorgio "Das Leben des Tribolo und des Pierinio da Vinci", Berlin 2010
- Visentini, Margherita Azzi "Die italienische Villa", Stuttgart 1997
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