15. Bernardo Buontalenti (1531 - 1608) | ||||
Er schuf Pratolino, die Gartenwunderkammer des Manierismus. Im Auftrag der Medici ausgebildet, später von ihnen gefördert, diente er Cosimo I, Francesco I. und Fernando I. Er beherrschte alle Künste. Er war ihr Architekt, Festungsbaumeister, organisierte all ihre Feste, Maskenspiele und inszenierte für sie Theaterstücke und Feuerwerke (daher sein Spitzname "della Girandole"). Ihn interessierten alle Naturwissenschaften, und er besaß eine überschäumende Fantasie. Dabei war sein Stil feiner und eleganter als der seiner Zeitgenossen (z.B. der von Ammanati). Auf diesem Hintergrund wurde er zu einem der Hauptvertreter des Florentiner Manierismus. Neu schuf er für die Medici die Villen von Pratolino, Artimino und Poggiofrancoli, umgebaut hat er für sie La Petraia, Lappegi, La Magia und Correto Guidi. Dabei nahm er auch einen entscheidenden Einfluss auf deren Gärten. Ihn interessierte ihre Gesamtkonzeption und besonders deren Bewässerungstechnik und auch deren Bepflanzung. An persönlichen Daten ist von ihm u.a. bekannt:
entwarf Theateraufführungen und Aufzüge für den Hof.
(Um ihn hatte sich ein großer Kreis von Architekten Ingenieuren und Künstlern gebildet).
Seine wichtigste Arbeit im Bereich der Gartenkunst war Pratolino (heute ‚"Park Demidoff"): Pratolino
1568 kaufte Francesco I. in der Nähe des Dorfes Pratolino ein Gelände (ca. 12 qkm groß; das Wasser wurde aus 12 Quellen über Aquädukte herangeführt), um dort für sich und seine Geliebte und spätere Frau Bianca Capello eine Villa mit einem großen Garten von Buontalenti anlegen zu lassen. Obwohl als einzige der vielen Medici-Villen heute nicht mehr erhalten (1821 Abriss der Villa, da die vielen Wasserleitungen angeblich nicht mehr reparabel waren. Danach Anlage eines Englischen Gartens. Seit 1981 im Besitz der Stadt Florenz), ermöglichen ein Gartenführer von 1587, viele Stiche und Beschreibungen eine recht gute Vorstellung vom früheren Aussehen des Gartens. Francesco wurde zu dieser Anlage durch ein Werk des griechischen Philosophen Porphirius ("De antro Nympharum") angeregt, das 1518 mit einer Widmung des Papstes Leo X (= Giovanni di Medici) neu aufgelegt worden war. Anders als in den vorangegangenen Gärten, für die die Harmonie mit der Natur ( im damaligen Verständnis) das bestimmende Kriterium war, wurde es jetzt die Herrschaft des Menschen über die Natur. Es entstand ein "Garten der Wunder", eine Kulissenarchitektur mit illusionistischen Effekten, ein gewaltiges Naturtheater der Täuschungen und Überraschungseffekte. Wege durch Labyrinthe und bizarre Wasserspiele standen für ein neues, überspanntes Naturverständnis.
Man betrat den Garten von Norden. Gleich am Eingang durchschritt man ein Labyrinth als Symbol für die Ungewissheiten im menschlichen Leben. Danach kam man zu einer Jupiterfigur (von Brandinelli) als Hinweis, dass die Geschichte des Menschen in der Hand der Götter liegt. Aus ihrem Blitz schoss ein kräftiger Wasserstrahl. Sie war der obere Endpunkt einer Zentralachse und überragte die gesamte Anlage. Bei einer Fortsetzung des Weges gelangte man zum "prato l'Apennino" (mit einer riesigen Skulptur von Giambologna auf einer Felseninsel in einem Wasserbecken. Dargestellt ist einer der Titanen, die vom Olymp gestürzt wurden, weil sie die Macht Jupiters anstrebten (nicht zu verwechseln mit dem "Apennin" von Ammanati in Castello). Ähnlich wie bei Arcimboldo verschmolzen hier menschliche und versteinerte Naturformen zu einem Wunderwerk. Später u.a. in Richmond nachgebaut. Die Skulptur enthielt drei Grotten: in der unteren befand sich ein stilisiertes Bergwerk, in der oberen das Nymphäum. Von der dritten aus wurde einst das gesamte hydraulische System der Wasserversorgung des Gartens gesteuert). Zwischen dem "Apennin" und der Villa folgte dann eine Wiese mit jeweils 13 Eisenrahmen an den Seiten, in denen sich antike Marmorfiguren befanden ( der sogenannte "Antikengarten"). Hinter der Antikenwiese, mitten in der Gesamtanlage gelegen, führten zwei Treppen auf einen die gesamte Villa umgebenden Altan (ähnlich wie in Poggia a Cajano, Altan = ein vom Erdboden unterbauter Balkon), hinter diesem eine gegenläufige toskanische Treppe auf einen Prato zum unteren Teil des Gartens. Von unten aus gesehen, fing die Hauptachse bei der "Wäscherin" an und folgte der "Straße der Fontänen". Danach kam der Prato, dann die Villa mit dem sie umgebenden Altan, dahinter die Antikenwiese. Mittig, quer zur Achse folgte der "Apennin". Man umrundete ihn und stieg dann zu dem in einer gewissen Entfernung stehenden Jupiter auf. Eigentliche Querachsen hat es nicht gegeben, wenn man von der Teilungsachse in der Verlängerung der oberen Gebäudelängsseite absieht (von den Zeitgenossen wurde dieser Umstand negativ gesehen). Es gab in Pratolino nicht den in Rom und seiner Umgebung beliebten Terrassenbau sondern nur lange, langsam anteigende Wege. Umschritt man von oben kommend die Villa, so gelangte man von der dortigen Freitreppe zu zwei Zugängen auf zwei verschiedenen Ebenen. Hinter dem oberen Eingang befanden sich 6 Grotten: u.a. die "Grotte
Wahrscheinlich haben die Medici die Wasserscherze am Sommerhaus des Kronprinzen Alfonso in Neapel kennengelernt (beim "Poggio Reale"), der sie wiederum zuvor in den maurischen Gärten Andalusiens gesehen hatte. Auf der unteren Ebene befanden sich die meisten Grotten. U.a. Grotten
Im untersten Parkbereich befand sich die Skulpturengruppe "Die Wäscherin" (von Valerio Cioli). Ihre weiße Marmorstatue beherrschte in einem großen Becken den unteren Teil des Parks. Sie schien aus einem Stück Leinen Wasser zu wringen. Von Ihr gabelten sich die Wege und führten
Den Garten bestimmten drei Inhaltsschwerpunkte:
Dieser Garten galt wegen seiner unzähligen hydropneumatisch angetriebenen Automaten und Fontänen als ein Wunderwerk. (Wahrscheinlich wurden sie 1739 letztmalig in Betrieb gesetzt beim Besuch Franz Stephans von Lothringen. Zwei Jahre bevor er zum Kaiser gewählt wurde). Anders als in den bisherigen Gärten zielte man auf keine harmonische Gesamtansicht. Nur die in verschiedene Richtungen verlaufenden Wege waren noch geradlinig und führten zu architektonischen oder plastisch gestalteten Endpunkten. Dieser ganze Garten war als eine Art Wunderkammer gedacht gewesen, als ein Sammelort für Gegenstände aus der Vergangenheit und solche der Gegenwart. Neben einer Welt der Götter standen Figuren aus dem täglichen Leben. In der Art eines großen Labyrinths wurden hier die Geheimnisse der Natur zur Schau gestellt:
Im gewissen Sinne kann man Pratolino als einen "Vorläufer des Surrealismus in der Gartenkunst" (Zangheri) bezeichnen. Buontalenti überwand hier die formale Strenge des Renaissancegartens hin zu einer phantasievollen Wunderwelt, einer Welt überraschender Ansichten und Klänge, hervorgerufen von einer technischen Wunderwelt, einer wieder entdeckten Form der Naturbeherrschung. Es gab hier musizierende Götterfiguren, singende Vögel, tückische Wasserstrahlen, die ahnungslose Besucher durchnässen konnten und prachtvoll glitzernde Wände voller wertvoller Mineralien, Kristalle und Muscheln. Sein beherrschendes Element war das Wasser, das in all seinen Gestaltungsmöglichkeiten überall im Garten anzutreffen war, eine phantasievoll durchdachte Folge von Grotten, Kaskaden und Becken. Diese Vielfalt galt in ihrer Zeit als spektakulär. Seit man damals vor wenigen Jahren das Nymphäum wieder als Gartenelement entdeckt hatte, wurde es hier in all seinen Möglichkeiten durchgespielt. In der Antike einst ein geweihter Ort der Nymphen und Wassergötter wurde es hier für die heißen Sommertage zu einem angenehmen Aufenthaltsraum. Der Einfluss von Pratolino auf die europäische Gartenkunst war enorm. Kein Herrscher, der es sich leisten konnte, wollte danach auf dessen Automatenkunst verzichten. Der Garten wurde zum Vorbild. Zunächst in
Heute ist in Pratolino von all diesen Grotten und technischen Einrichtungen nichts mehr erhalten geblieben. Weitere Gärten auf die Biontalenti Einfluss genommen hat: Boboli-Garten (ca. 4,5 ha)
Zunächst in den ersten Anfängen von Tribolo begonnen, wurden die Arbeiten von Ammanati fortgesetzt (1550 - 1560) und die ersten Grottenarbeiten von Vasari angefangen ("Madama-Grotte" und "Große Grotte"). Buontalenti war bereits von Anfang an an diesen Arbeiten beteiligt gewesen. 1574 gab Francesco (Sohn von Cosimo) ihm den Auftrag die Arbeiten fortzusetzen. Er ließ den Garten wie er bisher bereits gewesen war, schuf eine Grotte in der Trennungsmauer zwischen dem Palast und dem Garten und ergänzte diesen nur um eine weitere Grotte als ein letztes Aufnahmeelement in die Geheimnisse der Natur im Sinne Colonnas. Zwischen 1583 - 1593 Überwölbung eines vorhandenen Fischteiches, Ergänzung einer vorhandenen Grotte um eine dritte Kammer zur "Großen Grotte" (in deren Ecken Michelangelos Sklaven aufgestellt wurden).
Diese "Große Grotte" bestand innen und außen aus Stalaktiten und besaß ursprünglich neben einer üppigen Vegetation verschiedene Wasserspiele (heute aus Erhaltungsgründen trockengelegt).
Neben diesen beiden Gärten kann man davon ausgehen, dass Buontalenti als oberster Architekt der Toskana auch auf das Umfeld aller anderen Medici-Villen einen großen Einfluss gehabt hat. Wahrscheinlich stellen die Abbildungen auf den Utens-Lunettenbildern deren Aussehen z.Z. Buontalentis dar. Besonders dürfte dies für die Gärten der Villen gelten von
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernardo_Buontalenti
http://de.wikipedia.org/wiki/Boboli-Garten http://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Medici_La_Petraia http://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Medici_von_Pratolino |