20. Claude Mollet (1557 - 1647) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er ist der (eigentliche) Vater des französischen Gartens, besonders dessen Schmuckstückes, des Parterres. Mollet war im Kontakt zu Dupérac ein wichtiger Vermittler der italienischen Gartenkunst in Frankreich und neben Jacques Boyceau ihr bedeutendster Impulsgeber für dessen Barockgarten. Obwohl er unter drei Königen deren "erster Gärtner" war, besitzt man über ihn relativ wenig biographische Informationen (evtl. um dadurch die Leistungen Le Nôtres besser herausstreichen zu können). Von ihm ist bekannt:
Besonders André Mollet brachte das Gedankengut seines Vaters in viele Länder Europas: u.a.
Und weiter: "Als ich die ersten compartiments en broderie anlegte, wurde noch kaum mit Buchs gearbeitet ….., so dass ich meine compartiments en broderie mit verschiedenen Gartenpflanzen bepflanzte, die eine Vielzahl von Grüntönen ergaben. Aber diese Pflanzen können in unserem französischen Klima mit seinen extremen Temperaturunterschieden nicht lange überleben. Die großen Mühen und Kosten, die mit der Neuanlage und Neubepflanzung der Kompartimente (Beete) alle drei Jahre verbunden waren, brachten mich darauf, mit Buchs zu experimentieren, um nicht immer wieder mühsam alles erneuern zu müssen" (Cl. Mollet). Bis dahin wurde der Buchs in Italien und Frankreich wegen seines Geruchs weitgehend gemieden. Mit dieser seiner Änderung bekamen die bisherigen kleinflächigen Knotenbeete einen völlig neuen Charakter. Großflächig angelegt, wurden jetzt aus den "compartiments en broderie" das "parterre de broderie", das jetzt von Frankreich aus seinen Siegeszug durch ganz Europa antrat. (Zuvor hatte es die Blumenbeete der Renaissance gegeben, bei denen es zunächst nicht um die Schönheit der einzelnen Blumen ging, sondern das Herausstellen bestimmter Muster mit Hilfe ihrer Blatt- und Blütenfarben. Die Hinwendungen zu einzelnen Pflanzen erfolgte erst später nach einem neuen botanischen Interesse, oft verbunden mit wirtschaftlichen und medizinischen Überlegungen. In Frankreich bezeichnete man damals den Blumengarten allgemein als "parterre" und die einzelnen quadratischen Beete darin als "compartiment). Diese Hinwendung vom kleinteiligen Beet zur großflächigen Gestaltung kann als Leistung aus damaliger Sicht kaum hoch genug gewertet werden. Die frühere Bepflanzung erfolgte noch weitgehend nach geheimen, magisch-astrologischen Vorgaben. Mollet bezog sich noch ausdrücklich auf diese. In seinem Gartenverständnis gab es Interaktionen zwischen den Gartenteilen und dem Körper eines Menschen und dann wiederum zwischen dem Körper und seiner Seele. Wesentlich für die Gestaltung war für ihn die Abstimmung der Gartenelemente aufeinander, d.h. ihre Verteilung, Größen, Proportionen und Abstände zueinander. Er leitete seine Erkenntnisse aus der Musik und seinem Verständnis der Elemente ab: Wo "vier gute in ihrer Höhe disharmonische Stimmen melodischer und harmonischer klingen, wenn sie nicht in derselben Tonart singen. Ebenso ist die Übereinstimmung der vier Substanzen, die wir Elemente nennen, um so perfekter und ihre Verbindung enger, als ihre Eigenschaften unterschiedlich oder gar gegensätzlich sind: Ihre gleichmäßigen Kräfte sind auf so bewundernswerte Weise aufeinander abgestimmt, dass sie einander nicht zerstören können". Das bedeutete für ihn, dass in einem Garten die Anordnung seiner Teile u.a. von deren Größe bestimmt wird, um dadurch eine gewisse Wirkung zu erzielen. Ein Gärtner musste für ihn seine "Abmessung entsprechend dem Maßstab vornehmen", "das auf der Messlatte eingetragene Maß größer oder kleiner machen". Wichtig für Mollet war dabei besonders die Perspektive, die sich ergab
André Mollet hatte das Familienkonzept in seinem Buch (erschienen 1651 in Stockholm) folgendermaßen beschrieben: "Unmittelbar hinter dem Haus (d.h. im vordersten Teil des Gartens) werden die parterres de broderie angelegt, und zwar so, dass man sie ohne jede Behinderung durch Bäume, Zäune und ähnliche hohe Gegenstände, welche die Sicht beeinträchtigen könnten, von den Fenstern aus überblicken und bewundern kann. Hinter diesem parterre de broderie folgen die Blumenbeete und -abteilungen, Boskettgärten, Wege und - an geeigneten Orten - die Hecken. Das Ende eines Weges soll immer durch eine Statue oder einen Brunnen markiert werden. Ebenfalls am Ende der Wege sollen prächtige, auf Segeltuch gemalte Szenerien aufgestellt werden, die bei schlechtem Wetter in den Schutz des Hauses gebracht werden können. Statuen auf Sockeln und - an geeigneten Stellen - Grotten vervollkommnen die Anlage. Je nach Qualität der Lage können die Wege auf erhöhten Terrassen angelegt werden; auch Vogelhäuser, Brunnen, Wasserspiele, Kanäle und andere solche Zierelemente dürfen nicht fehlen. Wenn alles seinen richtigen Platz gefunden hat, ist der perfekte Lustgarten vollendet".
Nach den Ausführungen André Mollets gehören zu einem Garten (später zu Bestandteilen des französischen Stils deklariert):
Claude Mollets Interesse galt hauptsächlich dem Parterre:
In seinem Buch "Le Théâtre des plans et jardinages" beschäftigte sich Claude Mollet hauptsächlich mit den praktischen Tätigkeiten eines Gärtners, weniger mit formalen Überlegungen. Es ist in einer leidenschaftlichen aber nüchternen Sprache geschrieben und richtet sich an den praktizierenden Gärtner. Es gibt davon zwei Manuskripte (eins mit 116 Seiten, das andere mit 188 Seiten, die sich nur durch die Zahl ihrer Abbildungen unterscheiden). Die erste Ausgabe erschien 1652 (die nächsten 1663,1670, 1678. Erst diese enthielten den Namen des Autors, aber nicht mehr eine Fouquet-Widmung und den Astrologie-Traktat. Das Wort "Theater" ist hier nicht im Sinne eines "Gesamtkunstwerks Barockgarten" zu verstehen (dies gilt erst ab der Zeit André Le Nôtres, wenn der Garten zu einem repräsentativen Ausdruck der Macht wird. Mollet steht noch an seinem Anfang), sondern in einem enzyklopädischen Sinne, d.h. einer Vermittlung der Gartenkunst. Er spannt dabei den Bogen zu ihr von der Naturkunde. Das Buch beginnt mit einer Widmung des Verlegers an Nicolas Fouquet (1615 - 1680, dem Auftraggeber von Vaux-le-Vicomte"). Es besitzt 56 Kapitel, die wiederum in verschiedene Abschnitte aufgeteilt sind:
Mollet war der erste Gärtner, der mit Hilfe seiner Pflanzenkenntnisse begehbare Raumbilder schuf. Entscheidend für seine Entwürfe waren die Proportionsverhältnisse der jeweiligen Gartenelemente. An den Wasserkünsten hatte er kein Interesse (die überließ er den Brüdern Francine). Wahrscheinlich erfand er den "patte d'oie", den Halbkreis, von dem fünf Alleen ausstrahlten (Er entstand, wenn zusätzlich zu einem halben Wegekreuz noch Diagonalwege angelegt wurden). Er erlaubte bei entsprechend breiten Wegen eine Jagd vom Wagen aus und einen besseren Kontakt zwischen den Jägern. Le Nôtre hat dieses Motiv später gerne in seinen hinteren Gartenteilen angewandt. Anders als bei diesem, waren seine Gärten noch auf eine bewusste Grenze hin angelegt und das Schloss von jedem ihrer Teile aus sichtbar gewesen. In Hinblick auf die Ausbildung zum Gartenkünstler vertrat Mollet folgende Position: "Nehmen wir einen Knaben, der willig und gescheit ist, am besten den Sohn eines guten Arbeiters, denn er sollte nicht empfindlich sein, und man sollte von ihm hoffen können, dass er kräftig heranwächst. Bis er groß geworden ist, lassen wir ihn Lesen, Schreiben und Zeichnen lernen. Insbesondere sollte er Pläne anfertigen können. Denn es hängt vom Plan ab, ob man die Schönheit der Dinge erkennen und beurteilen kann. …. Er muss sich in Geometrie und Arithmetik üben, und wenn er ein Talent für Architektur zeigt, …. so soll er seine eigenen Entwürfe oder diejenigen, die ihm vorgelegt werden, auf die Erde zeichnen. Er soll die Parterres ordentlich anlegen, bepflanzen und beschneiden können… Er soll die Pflanzen kennen und darüber Bescheid wissen, wie man sie sät oder verpflanzt". …… Und schließlich "soll er all dies den Menschen in seiner Umgebung vermitteln können".
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Claude_Mollet (19.3.2011)
http://de.wikipedia.org/wiki/André_Mollet (12.12.2012) http://lamar.colostate.edu/~bradleyg/l-france.html (10.12.20121) http://www.reference.com/browse/Claude_Mollet (10.12.2012) http://www.reference.com/browse/André_Mollet (10.12.2012) http://www.theatra.de/repertorium/ed000119.pdf (10.12.2012, Nikola Roßbach) |