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Er ist (wahrscheinlich) der Hauptautor des verbreitetsten Buches über die formale Gartenkunst im 18. Jahrhundert.
Entgegen den ursprünglichen Absichten des Autors die Biographie Antoine-Joseph Dezallier d'Argenville als Schöpfer des Buches "La théorie et la pratique du jardinage" herauszustellen, - die Vorbereitungen dazu waren bereits weitgehend abgeschlossen -, wurde ihm, je länger er sich damit beschäftigte, immer deutlicher, dass er sich damit auf einem Irrweg befand. Für Le Blond sprach einfach zu viel und für Dezallier zu wenig. Letztlich ist es eine Entscheidung darüber, wie man verschiedene Fakten gewichtet. Für Le Blond sprachen vier wesentliche Kriterien:
- Die Aussagen der Verleger des Buches:
Sie müssen es eigentlich am ehesten gewusst haben. Die erste Auflage (1709) erschien anonym, die zweite (1713) unter den Initialen "L.S.A.J.D.A." (wahrscheinlich für "Le Sieur Antoine Joseph Dezallier d'Argenville" stehend) und die dritte (1722), inhaltlich belassen wie die zweite, nur dass die Autorennamen jetzt ausgewechselt wurden und als Autor Alexandre Le Blond genannt wurde. Die deutschen und die englischen Übersetzungen folgten diesem Band (mit Sicherheit im Einverständnis des Verlegers) und behielten den Autorennamen "Le Blond" auch durch alle Folgeauflagen bei (in Deutschland bis 1769, 1771?). Der Autorenwechsel zu Dezallier in der 4. Auflage (1747) erfolgte erst nach dem Tode des Verlegers Jean Mariette (1742). Dezallier will diesen Irrtum erst sieben (!) Jahre später bemerkt haben. Er ließ einen "Carton" mit einer Berichtigung des Autorennamens in seinem Sinne in die noch nicht verkauften Bücher legen und wandte sich an befreundete Journalisten mit der Bitte um eine öffentliche Korrektur des "Fehlers". Diese veröffentlichten daraufhin 1739 einen Brief im "Mercure de France" mit einem entsprechenden Inhalt. Der Sohn des Verlegers Pierre Jean Mariette (1694 - 1774), ein bedeutender Autor kunsthistorischer Werke nennt in seinen "Fibeln" (Abécédario") Le Blond als den Initiator des Werkes und als den Verfertiger der Tafeln.
- Die Selbstkorrektur von Jacque-Francois Blondel (1705 - 1774, Hofarchitekt Ludwigs XV., einflussreicher Lehrer an der Académie Royale de l'Architecture", u.a. Lehrer von Nicolas de Pigage):
Er vertrat in seinem Buch "L'Architecture francais" (1752 - 56) die Meinung, dass von Le Blond nur die Zeichnungen stammten. Später korrigierte er sich und schreibt in seinen Vorlesungen, bzw. in seinem "Cours d'architecture" allein ihm das Werk zu.
- Der unsichere Wahrheitsgehalt der Aussagen Dezalliers:
Einmal sprach er Le Blond die Herstellung aller Tafeln zu (so z.B. im Brief im "Mercure", in dem er wörtlich zitiert wurde) und später im Vorwort zur 4. Auflage (1747) dann nur noch dreiviertel der mArbeit. Teile des Buche sind wörtlich aus dem D'Aviler abgeschrieben worden, was nicht gesagt wird. Im Vorwort zur 4. Auflage wird dagegen geklagt, dass bisherige Autoren auf das Thema "Lustgarten" kaum eingegangen sind.
- Die berufliche Ausbildung und Tätigkeit der beiden Autoren:
Le Blond war ein ausgebildeter Architekt, der sich nicht nur durch eine Vielzahl von Gartenstichen ausgezeichnet hatte (die sogar Le Nôtre gefallen haben sollen), sondern war einer der besten Künstler und neben Claude Despots einer ihrer bedeutendsten Gartenkünstler seiner Zeit gewesen (nach Dennerlein). Dezallier war dagegen ein Schüler Le Blonds (wie er selber sagte), studierte Jura, war an naturwissenschaftlichen Themen interessiert, arbeitete zeitweise als Schauspieldirektor, gab ein wichtiges Buch über "Muscheln" und drei Bände "Über das Leben berühmter Maler" heraus. Er beschäftigte sich außerdem mit Musik und Kompositionslehre. Eine spezifische gärtnerische Ausbildung ist bei ihm nicht bekannt. Er soll die Anlage zweier eigener Gärten geschaffen haben (an seinem Landgut in Argenville und an seiner Eremitage in Bièvres) und an einem dritten beratend tätig gewesen sein (dem Park in Agey, Besitz der Gräfin de Fuligny). Die ihm oft zugeschriebenen Reiseberichte und Gartenbeiträge für Diderots "Encyclopédie" stammen wahrscheinlich weitgehend von seinem Sohn Antoine-Nicolas Dezallier d'Argenville (1723- 1796).
Erst die 4., erweiterte Auflage (1747) erschien dann unter dem Autorennamen Antoine-Joseph Dezallier d'Argenville. Le Blond war zu diesem Zeitpunkt bereits fast 30 Jahre tot und konnte sich dagegen nicht wehren. B. Lossky vertrat in seinem Buch "J.B.A. Le blond, architecte de Pierre le Grand, son oeuvre en france" (1936) die Position, Blond sei der Verfasser des Buches ("auteur"), für den dann Dezallier als Schriftsteller ("crivain") gearbeitet habe. Ingrid Dennerlein schreibt dagegen die Hauptverantwortung an dem Buch Dezallier zu, der in enger Zusammenarbeit mit Le Blond gestanden habe. Der Autor dieser Biographie folgt dem Sohn des Verlegers und glaubt, dass Blond im Rahmen seiner Berufsarbeit (einer Reihe vorangegangener Gartenstiche) das Fehlen eines solchen Buches erkannt hat und für ein solches die Initiative ergriff. Danach konnte er seinen Schüler Dezallier zu einer Mitarbeit gewinnen).
Über das Leben Le Blonds weiß man relativ wenig:
- 1679
- geboren in Paris (Vater: Jean III. Le Blond war ein Maler und Kunsthändler; der Sohn erhielt in dessen Laden, der "boutique d'estampes" erste Anregungen; besonders durch die Ornament- und Möbelstiche von Le Pautre und G. Feuillet),
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- Studium der Architektur beim Bruder seiner Mutter Jean Girard,
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- Förderung durch den Duc d'Orleans, intendant des bâtiments (Verwalter des Baugewerbes),
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- Fertigte mehrere Darstellungen von Gärten an, die u.a. Le Nôtre zugesprochen werden (so z.B. die Pläne, Aufrisse und Schnitte der Kaskade und des Brunnens von Saint-Cloud auf 27 Blättern oder die Stiche von Marly. Durch diese Tätigkeit kannte er die Arbeiten der damals lebenden Gartenkünstler und wurde zum zeichnenden Vermittler ihrer Theorien. Le Nôtre soll seine Parterreentwürfe gelobt haben. Ob sich die beiden Männer persönlich gekannt haben, ist nicht gesichert. J.-F. Blondel sah Le Blond als dessen Kenner, der Le Nôtre in gesichertem Fachwissen folgte.
- 1699
- Für seine Zeichnungen der Kaskaden und des Brunnens von Saint-Cloud zum "Architekten des Königs" ernannt.
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- Bewunderung seiner Zeichnungen durch den Verleger Mariette, der ihn zu einem gefragten Illustrator architektonischer Stichwerke machte, u.a.
- "Histoire de l'Abbaye Royale de St. Denis" (1706, Michel Félibien),
- "Le cours d'Architecture" (2. u. 3. Auflage, 1710 u.1720, D'Aviler),
- Sammelte als Architekt Bauerfahrungen:
- bei der Errichtung des Hôtels de Vendôme (1706 -1707),
- an der "Ecole Nationale Supérieure des Mines" (Paris),
- 1709
- Herausgabe des Buches "La théorie et la pratique du jardinage" (hier stellte er die Stiche und überwachte (wahrscheinlich) die Texte),
- Eigenständige Arbeiten als Architekt:
- 1708
- Wiederaufbau des Hôtels de Durus,
- 1713
- Entwurf des Hôtels de Clermont (rue de Varennes),
- 1714
- Entwurf des Hauses Meudon,
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- Arbeiten für den Kartäuserorden in der rue d'Enfer (Paris),
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- Entwurf des Hauses Regnault (Châtillon-sous-Bagneux),
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- Entwurf des erzbischöflichen Palais (Auch),
- Entwurf der Gärten:
- 1707
- Garten de Chaulnes,
- 1713
- Garten am Hôtel de Clermont,
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- Garten von Châttilon für Baron Hogguer,
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- Garten von Canet (nahe Narbonne),
- 1716
- Einladung von Peter dem Großen nach Petersburg (wahrscheinlich hatten den Zaren dessen Bilder von Saint-Cloud zu dieser Einladung angeregt; Le Blond veranlasste vielleicht das Fehlen von Großaufträgen nach Russland zu gehen), dort Ernennung zum "Architecte Général de D.M.Czarienne", damit unterstand ihm das gesamte Petersburger Bauwesen,
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- Entwurf einer planmäßigen Bebauung von Petersburg (wurde wegen der Intrigen Menschikoffs nur in Ansätzen verwirklicht),
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- Entwurf des "Sommergartens" von Petersburg,
- 1717
- Vollendung des Petershofes. Entwurf seiner Kaskaden,
- 1717
- Entwurf des Konstantinpalastes und seines Gartens in Strelna (Sommerpalast des Zaren, c. 20 km südwestlich von Petersburg),
- 1717
- Entwurf des Apraksin-Palastes (?),
- 1719
- Tod in Petersburg.
Von Le Blonds Gartenentwurf von Châtillon-sous-bagneux (1710 - 1715) gibt es noch einen Plan (in H. Stein "Les Jardins de France", Paris 1913). Der Garten war nach außen von Straßen umgeben und besaß vier abfallende Terrassen. Die ersten beiden waren schmal und hatten Rasenböschungen. Auf der dritten befanden sich symmetrisch um eine Mittelachse angeordnet zwei Broderieparterres. Über seitliche Treppen gelangte man zur 4. Terrasse, bei der in der Mitte ihrer beiden, von Blumenplatebandes umgebenen Rasenflächen sich jeweils ein achteckiges Bassin befand. Die Bosketts befanden sich an den Seiten.
Der Entwurf entspricht in seiner Konzeption den Entwürfen im Traktat:
- Ein großer Überblick vom Corps-de-Logis.
- Eine Mittelachse teilt den Garten symmetrisch in zwei Hälften.
- Das Broderieparterre auf der dritten Terrasse besteht aus vier langgestreckten Rechteckstücken.
- In dieser dritten Terrasse, im Schnittpunkt mit einer Querallee, befindet sich ein großes Rundbassin.
- Am Ende öffnet sich der Garten in seiner ganzen Breite zur Landschaft.
Ansonsten sind von Le Blond kaum Gebäude und keine Gartenanlage erhalten geblieben. Man kennt heute von ihm nur noch seine Stiche in verschiedenen Büchern und vor allem sein Gartenbuch. Es wurde zum verbreitetsten Werk über den französischen Garten im 18. Jahrhundert. Gewöhnlich wird es als ein Buch über den klassischen französischen Barockgarten hingestellt, doch ist dies falsch. Dieser war von Garten zu Garten ausgesprochen abwechslungsreich gewesen, während hier für ihn ein festgezurrter Kanon beschrieben wird. Es handelt sich hier um ein Buch über den Régence-Garten, einer stilistischen Weiterentwicklung am Ende der klassischen Periode, der dessen Stilvorgaben in wesentlichen Punkten in sich integrierte, sie im gewissen Sinne aber schematisierte. Es ist diese Schematisierung, die dieses Buch heute für die Rekonstruktion barocker Gartenanlagen so verführerisch macht, ihnen jetzt, neu geschaffen, ihre einstige individuelle Vielfalt raubt. Der Régence-Garten "vereinfachte" und "vernatürlichte" die klassischen Gärten (Dennerlein).
Nach Dennerlein waren seine typischen Merkmale:
- fehlende Platebandes an den Schmalseiten des Broderieparterres
(das Parterre umgebende Blumenrabatten),
- Muschel- und Palmettenmotive im Parterre,
- relativ große Rasenflächen in den Seitenparterres,
- eine einfachere Gestaltung der Bosketts
(sie sind jetzt kleiner, einfacher, an den geometrischen Grundformen Quadrat, Rechteck, Kreis und Oval orientiert),
- Rasenböschungen anstelle von Stützmauern,
- Patte d'oie werden zunehmend angewandt
(von einem Punkt ausstrahlende drei Alleen),
- die Befolgung des Prinzips mehr "Natur", weniger "Kunst". Dazu gehörten dann
- die Anpassung des Gartens an das vorhandene Gelände.
- Seine Öffnung zur Landschaft (keine Weiterführung in die "Unendlichkeit", sondern Blick in eine schöne Kulturlandschaft),
- eine zunehmende Verwendung von Pflanzen bei der Gestaltung (dadurch auch eine zunehmende Bedeutung des Rasens),
- eine zunehmende Bedeutung von Blumen,
- das Abrücken von monumentalen Brunnenanlagen und Kaskaden,
- eine sparsame Verwendung von Skulpturen.
Geblieben sind die "klassischen" Kompositionsprinzipien, geändert haben sich besonders die Ausstattungen. Während den verschiedenen Le-Nôtre-Gärten noch unterschiedliche Konzeptionen zugrunde lagen, erstarrten die Gärten jetzt in der Konsequenz ihrer schematischen Symmetrie.
Das nachfolgende Rokoko löste dann diese starren Regelbindungen auf. Es zeichnete sich durch sein "Originalitätsstreben" aus.
Die Bedeutung von Le Blonds Buch wird durch die Umstände begründet, dass es
- das erste dieser Art in Frankreich war, das sich ausschließlich mit Lustgärten beschäftigte,
- in seinem 1. Teil den Formenkanon des klassischen französischen Gartens darstellt
(Seine Regeln werden hier nicht mit Hilfe von Plänen historischer Gärten deutlich gemacht sondern mit neuen (Ideal)-Entwürfen),
- eine große Zahl (schematischer) Gartenpläne liefert,
- exakte Begriffsdefinitionen liefert,
- die zeitliche Akzentverschiebungen innerhalb des Barockgartens deutlich macht:
Die Ansprechgruppe des Buches waren wohlhabende Gartenbesitzer, die mit Hilfe von Hilfskräften sich ihre Gärten selbst anlegen wollten. Es besteht aus 4 Teilen:
- Die Theorie (oder die Betrachtung des Gartens
(8 Kapitel, deutsche Übersetzung 121 Seiten),
- Die Praxis einen Garten anzulegen
(4 Kapitel, 80 Seiten; hier werden u.a. 6 verschiedene Gartengrundrisse für verschiedene Geländevoraussetzungen vorgestellt)
- Das Pflanzen von Gehölzen
(8 Kapitel, 129 Seiten),
- Die Wasser- und Brunnenanlagen
(2 Kapitel, 35 Seiten).
Die 4. Auflage (1747) wurde dann noch von Antoine-Joseph Dezallier d'Argenville um einige Bemerkungen als Zugeständnisse an den neuen Zeitgeschmack und 3 Bildtafeln erweitert (2 davon für ein ansteigendes Gelände). Die deutsche Übersetzung stammte von dem Salzburger Hofgarteninspektor Franz Anton Danreitter. Sie erschien 1731 erstmals in Augsburg.
Vorgestellt werden in dem Buch Lustgärten auf dem Lande. Zu beachten sind bei der Auswahl des Geländes dabei fünf Punkte:
- eine gesunde Lage,
- Bodenqualität,
- Verfügbarkeit von Wasser,
- Aussichten:
- dafür öffnete er u.a. die Gartenmauer nach hinten und schließt den Garten nach außen mit einem "Aha" ab (hier: einem beidseitig gemauerten Graben). Dieser erlaubt dann einen ungehinderten Blick in die dahinter liegende Landschaft.
- Schöne Aussichten sollen auch nicht durch Bosketts verhindert werden. Andererseits sind weniger gute Aussichten durch Hecken und Bäume zu verdecken.
- Auch Parterres sind nach hinten nicht durch Hecken abzuschließen, wenn sich hinter ihnen eine schöne Aussicht befindet.
- Bequemlichkeitskriterien.
Für die Gestaltung stellt Le Blond 4 Prinzipien auf:
- Die Natur hat Vorrang vor der Kunst
hier lehnt er u.a. ab:
- zu hohe Mauern und Treppen,
- zu viele Brunnen,
- zu viele Treillagen,
- zu viel Skulpturen und Vasen
(damit stellt er sich gegen die "italienische" Gartengestaltung).
- Eine zu starke Beschattung ist zu vermeiden.
- Ein Garten soll sich seinem Betrachter nicht sofort völlig öffnen.
- Er soll größer erscheinen, als er tatsächlich ist.
Die Gartengröße soll nicht überschreiten:
Ausgabe 1713: 1 - 1,4 ha,
1731: 10 - 14 ha,
1709 (Erstausgabe) enthält Musterentwürfe für Gärten von 2, 4, 8, und 17 - 20 ha.
Entscheidend für die Bewertung eines Gartens ist dessen Gesamtentwurf und nicht seine Details. Seine wichtigsten Teile sind das Parterre und die Bosketts.
Immer ist bei der Anlage des Gartens auf das Kontrastprinzip zwischen seinen Teilen zu achten (z.B. Schönheit des Gebäudes zur Flächigkeit des Parterres, niedrig zu hoch, Springbrunnen zur Gehölzpflanzung).
Wichtig ist auch die Abwechslung (varieté) innerhalb der Maßverhältnisse (Symmetrie). Dadurch erhält der Garten seine Schönheit. Alles in ihm ist immer großzügig (in einem großen Maßstab) auszuführen. Dabei müssen Hecken und Baumpflanzungen (Bosketts- und Alleepflanzungen) geradlinig so angelegt werden, dass sie weite Aussichten erlauben.
Bei den Parterres unterscheidet Le Blond
- Broderieparterres (Parterre de broderie).
Sie sind für den Barockgarten charakteristisch.
- Parterres mit Rasen- und Blumenbändern (Parterre de compartiment).
Sie sind Weiterentwicklungen des Broderieparterres. Besonders lange Broderiefelder sollten durch Rasenbänder unterbrochen werden.
- Blumenparterres (Parterre de pièces coupées).
Sie sind Relikte aus der Renaissance und nur noch in kleinen Sondergärten seitlich am Haus zu finden. Le Blond lehnte eine Bepflanzung der Broderien mit Blumen ab und empfahl, diese von den Rasenflächen mit farbigen Sanden, Ziegelsplitt oder zerstoßener Kohle abzuheben.
- Rasenparterres (Parterre à l'Angloise).
Sie sind die fortschrittlichen und beginnen die Broderieparterres zu verdrängen. Bei den Rasenarchitekturen unterscheidet man zwischen
- Parterre à l'Angloise
(mit flachen Rasenflächen),
- Boulingrin
(mit Rasenböschungen, abgeleitet vom englischen Bowlinggreen).
Rabatten (plate-bandes) dienen zur Einfassung der Broderien, um ein Betreten der Parterrefelder zu verhindern. Sie sind mit Hecken einzufassen, und die Erde ist in ihrer Mitte anzuhäufeln.
Bosketts: Sie bestehen normalerweise aus Waldstücken. Ihre Zuwegungen und begleitenden Wege sind durch hohe, geschnittene Hecken eingefasst, so dass man nicht in sie hineinschauen kann. In ihnen befinden sich Rasenflächen, die mit Hilfe von Eiben- und Blütengehölzen geschmückt werden. Die Wege in den Bosketts führen zu:
- Wegekreuzungen (Croisée),
- Wegesternen (Etoiles),
- Wegefächern (Pattes d'oie = Gänsefüßen).
Außerhalb der Bosketts befinden sich die Jagdwälder und Tiergärten.
Die wichtigsten Ausstattungselemente sind
- Treillagen
(Architekturen aus Latten- oder Bindewerk, bepflanzt mit Rosen, Jasmin, Geißblatt und Wein, ihr Unterhalt ist sehr teuer und ihre Lebensdauer begrenzt),
- Verdure
(Architekturen aus lebenden Gehölzen. Sie verdrängen die Treillagen, sind einfacher zu errichten und wirken natürlicher). Ihre wichtigsten Formteile sind:
- Berceaus (Bogengänge, gewölbte Laubengänge),
- Kabinette,
- Portiken,
- Fontänen
(sie bilden nach den Pflanzen die wichtigsten Gartenelemente),
- Terrassen,
- Belvederes (Aussichtseinrichtungen),
- Figuren, Vasen,
- Pflanzkübel,
- Bänke,
(Grotten und gemalte Peerspektiven seien aus der Mode gekommen).
In einer Zusammenfassung ergeben sich folgende Kompositionsprinzipien:
- Das Hauptgebäude bildet das Zentrum des Gartens.
- Seine Hof- und Gartenfassade sind unterschiedlich zu gestalten.
- Von der herausgestellten Gebäudemitte auf der Gartenseite (Corps de logis) führt die Hauptachse quer durch den Garten und teilt ihn in zwei symmetrische Hälften.
- Vom Corps de logis überblickt man die Hauptelemente des Gartens und deren Verteilung.
- Über dem Garten liegt ein streng symmetrisches Rastersystem mit
- gleichartigen,
- ebenen, vertieften und erhöhten,
- quadratischen und rechteckigen Gartenflächen.
- Kontraste bringen die Abwechslung in den Garten:
- das Hofparterre ist als ein ungemustertes Rasenparterre zu gestalten,
- das Gartenparterre ist durch Abstufungen zu rhythmisieren
(flache Teile zu vertieften oder erhöhten stellen, kleine Teile gegenüber größeren, Grundprinzip: Am Haus die aufwendigeren Elemente, nach hinten die einfacheren).
- Optisch wird der Garten erweitert durch:
- die Länge betonende Gartenstücke (besonders im Parterre),
- eine Verjüngung der Mittelallee nach hinten,
- die Vergrößerung der Wasserbecken nach hinten,
- eine Staffelung der Raumfolgen,
- eine Öffnung des hinteren Gartenabschlusses (z.B. durch "Ahas"),
- Die Bosketts (die nicht gleich überschaubaren Gartenteile) erhalten ihre notwendige Abwechslung ("Variété") durch ihre verschiedenen Formen, Wege und Ausstattungen.
- besondere Bereiche werden Nutz-, Blumengarten und Orangerie zugewiesen.
Die "Théorie und pratique" erweiterte die Vorarbeiten D'Avilers und zeigte leicht verständlich die Gesetzmäßigkeiten des Barockgartens am Ende seiner Epoche auf. Da es in dieser Zeit kein vergleichbares Buch gab, und wegen seiner guten Lesbarkeit, war es das "verbreiteste" Werk dieser Art in seiner Zeit. Es wandte sich an das statusbewusste Massenpublikum. Die "großen" Gärten dieser Epoche waren längst entworfen gewesen und folgten in der Regel, besonders in Deutschland, ihren eigenen Gesetzen. Ihre Eigner griffen dabei zwar immer wieder eklektizistisch Einzelaspekte auf, die sie bei ihrer "Grand Tour" beeindruckt haben, folgten dann aber primär ihren eigenen Traditionen. Inhaltlich entstanden in Deutschland bereits die Rokokogärten, die vorwiegend italienischen Anregungen folgten. Und in wenigen Jahren plante man bereits die ersten Landschaftsgärten. (4. Auflage der "Théorie" 1747 - Anlage von Veitshöchheim in seiner heutigen Ausgestaltung 1763 - Wörlitz ab l764). Es ist deshalb in der Regel falsch, bei der Rekonstruktion dieser Anlagen, sich heute hauptsächlich an diesem Buch zu orientieren.
Quellen
- Le Blond, Alexandre "Die Gärtnerey sowohl in ihrer Theorie oder Betrachtung als Praxis oder Übung", Augsburg 1731 (Nachdruck Leipzig 1686) (übersetzt von Franz Anton Danreitter, Hochfürstlich Salzburgischer Garteninspektor und Kammerdiener)
- Dennerlein, Ingrid "Die Gartenkunst der Régence und des Rokoko in Frankreich", Bamberg 1972
- Gothein, Marie Louise "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926
- Köhler, Bettina "Architektur ist die Kunst, gut zu bauen", Berlin 1997
- Wimmer, Clemens Alexander "Geschichte der Gartentheorie", Darmstadt 1989
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