28. Johann Peschel (um 1535 - 1599) | ||||
Er schrieb das erste Gartenbuch, das nur die Gestaltung von Gärten beschreibt. Vollständig wie sonst kaum jemand beschreibt Peschel die Gestaltungsprinzipien eines Renaissancegartens. Es geht ihm dabei nur um die Anlage eines Lustgartens, dessen Entwurf und seine Übertragung auf ein Gelände. Damit ist er der erste Autor, der sich allein diesem widmet (und nicht wie bisher üblich als allgemeinen Anhang an Ausführungen zum Pflanzenbau oder der Architektur). Über Peschel wissen wir:
Der Garten "ist denen so mit großen Müheseligkeiten / und beschwerlichen Ämtern beladen sind / und schwere Kopfarbeit tun müssen /wiederum eine sonderliche Erquickung und Erlustigung. Denn wenn sie nach solcher vielgehabten Mühe / Sorg / und Unlust / also in ihrem Gemüte aus und abgemattet sind / das ihnen alle Lust zu essen und trinken vergangen ist, wie die so es erfahren hiervon wissen zu sagen. Diese erlustigen sich wieder / wenn sie in ihre wohlerbauten Gärten eingehen / und sehen die schöne wohlgeordnete Ordnung / samt den herrlichen schönen Wohlgestalten / von Farben und Geruch / die lieblichen Gewächse / und die lustig anzusehenden wohlgeschmückten Früchte / da vergessen sie ihren Unmut und schweren Gedanken. Und ihr getrübter Geist und Gemüt / erfrischet sich wieder / und werden gleich als hätten sie keine Beschwerden gehabt. Denn großer Herren / größte Erquickung / nach ihren beschwerlichen großen sorglichen und mühseligen Geschäften /sind Garten und Jagd ----".
"Es soll uns auch der Lust der Gärten / unser ersten Erschaffung / und wozu Gott die Menschen erschaffen hat / erinnern ---". "Was haben wir für einen bessern und wahrhaftigen Prediger auf Erden gehabt / --- den Sohn Gottes Jesum Christum selbst / dennoch hat er sich der Maria Magdalena / nach seiner Auferstehung in Gärtnergestalt gezeigt / hat sich --- der Sohn Gottes der Gärtnerei nicht geschämt / sondern vielmehr hiermit Anzeigung geben wollen / das er der rechte Gärtner sei / so uns das himmlische Paradies pflanze / der ewigen Seligkeit / so sollen wir uns dessen auch nicht schämen / und viel weniger verachten". Das Buch erschien in deutscher Sprache und war sechs Adelsfamilien gewidmet. Es umfasste 286 Seiten (nur einseitig mit Seitenzahlen versehen und bestand aus Texten und Holzschnitten). Seine drei Hauptteile waren:
Peschel scheint seine Gärten hauptsächlich für befreundete Gartenbesitzer entworfen zu haben, die ihn darum gebeten haben, Personen
"die vom Adel und andere fürneme Leut zu dieser Zeit besondere Lust und Begierde haben Garten zu bauen und dieselben zierlich und ordentlich anzurichten".
Es handelte sich dabei um kleine Stadtgärten (für einen Erfurter Ratsherrn), Gärten an Herrenhäusern, Schlössern und einen Idealentwurf. Insgesamt stellt er 91 Entwürfe vor.
Davon
Die Entwürfe zeigen ganze Gartengrundrisse und Beetquartiere (begleitet von ausführlichen Texten). Seine wichtigsten Elemente sind: Beetfelder: Diese sind symmetrisch aufgebaut und können von Spalieren oder überwölbten Laubengängen umgrenzt werden.
Die Beete sind quadratisch und erinnern so noch an das Mittelalter. Ihr dekoratives Muster erhalten sie durch ihre symmetrischen, diagonalen oder konzentrischen Anordnungen. Es gab in ihnen noch keine Knotenbeete oder Broderien, wie das in anderen Gegenden bereits üblich war. Die einzelnen Beete sind gegenüber den Wegen mit Hilfe von Brettern, Ziegelsteinen oder anderen Materialien erhöht. Sie sind seine eigentlichen Gestaltungsflächen. Am liebsten hat er dafür Rasenstreifen, die allerding nicht in die Wege oder Beete hineinwachsen dürfen. Die Wege selber sollten mit Sand abgedeckt sein. Insgesamt zeigte er 59 Beetanordnungen. Die einzelne Beetordnung besaß eine Breite von 1,1 m (= 2 große Erfurter Ellen, 1 Elle = 54,73 cm. Sie sollte nicht breiter sein, um bei deren Bepflanzung die Pflanzen nicht zu schädigen), die Wegbreite betrug 0,55 m und ein Beetfeld besaß z.B. 9 Beetstreifen. Größere Gärten besaßen 4 Beetordnungen,
Spaliere: Sie standen unmittelbar neben den Beeten. Für ihre Bepflanzung schlug er vor: Rosen, Berberitzen, Johannis- oder Stachelbeeren.
(Für die Bepflanzung der überwölbten Gänge: Kürbisse, Bohnen, Weinstöcke, Kirschen, Haselnüsse oder Quitten). An die Ecken der Spaliere und der Eingänge waren Säulen zu stellen (Sie sollten nicht stärker als 27 cm sein, um den Anblick der Beetordnungen nicht zu stören). Labyrinthe: Mit ihrem Entwurf beschäftigt sich der ganze zweite Teil des Buches. Insgesamt hat er darin 32 vorgestellt (u.a. 6 Irrgärten für 4 Auftraggeber). Er entwarf sie mit Hilfe eines Rastersystems von knapp zwei Metern (da sich die Gehölze ausbreiteten). Das erste vorgestellte Labyrinth hatte eine Weitenlänge von 35 Metern. Die Wände sollten aus mannshohen Spalieren aus Hasel-, Lambertsnüssen (starkwüchsiger als die heimische Hasel, Bluthasel = eine Abart; fast alle gekauften Nüsse sind "Lamberts-Nüsse) oder Liguster bestehen und im äußeren Gang aus Rosen, Stachelbeeren oder Berberitzen. Wenn man auf Lattengerüste verzichten wollte, könnten die Sträucher verflochten werden und statt der Pfosten Pflaumen, Kirschen oder dergleichen gepflanzt werden.
In der Mitte könnte ein Lusthaus oder ein Springbrunnen errichtet werden, zu denen zu verschließende Türen in den Pflanzwänden einen direkten Zugang ermöglichten (um den Bediensteten es zu ermöglichen, den Speisenden und Zechenden in ihrem Innern auf dem schnellsten Wege das Gewünschte zu bringen. Peschels Konstruktionsmethoden wirken sehr modern. Meistens haben seine Labyrinthe 11 Umgänge und sind quadratisch (4 sind rund). Auf Peschels Entwürfe geht heute noch der Erstentwurf des Irrgartens von Altjeßnitz zurück ( Kreis Anhalt-Bitterfeld; erst 1735 mit Änderungen errichtet; heute der größte und älteste noch erhaltene Irrgarten aus dem Barock in Deutschland; ca. 2600 qm in einem 4 ha großen Gutspark). Baumgärten: In der Form eines "Quincunx" gepflanzt, da geordnet gepflanzte Bäume ansehnlicher anzuschauen seien als unordentlich gepflanzte. Peschel beschreibt in seinem Buch vier Pflanzmöglichkeiten, wobei deren Ausgangsform ein Quadrat ist, in dessen Mitte ein fünfter Baum gepflanzt wird (Quincunx = lat. die Fünf auf einem Würfel). Der beste Baumabstand sei 5,5 m (= 10 Erfurter Ellen).
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Peschel (13.8.2012)
http://de.wikipedia.org/wiki/Altje%C3%9Fnitz (14.2.2014) |