Der Schöpfer des wichtigsten deutschen Renaissancegartens, des Hortus Palatinus (des Heidelberger Schlossgartens).
Wahrscheinlich war de Caus der bedeutendste Ingenieur (und Architekt) um die Wende zum 17. Jh.. Als einer der bedeutendsten Physiker seiner Zeit überwand er die Anonymität der sonstigen Automatenbauer und wurde zu deren wichtigstem Grottenbauer. Seine Traktate halfen ihm dabei entscheidend. Nach Heron führte er den Bau der Gartengrotten aus deren teilweise noch alchemistischer Tradition in den Bereich der unterhaltsamen, naturwissenschaftlich gegründeten Prestigeobjekte. Damit steht er am Anfang der Öffnung der Gartenkunst für die Naturwissenschaften. Zum Bereich der von ihm geförderten fürstlichen (Selbst-) Darstellungsobjekte in der damaligen Zeit gehörten auch sein auf Rollen bewegliches Pomeranzenhaus (Orangerie), in dem der Heidelberger Kurfürst 80 m weit zwischen seinen Orangenbäumen lustwandeln konnte.
Auch de Cauls, de Caulx, de Caux, Mondecaus geschrieben.
An persönlichen Daten ist von ihm bekannt:
- 1576
- wahrscheinlich in Dieppe geboren (Normandie) als Sohn einer normannischen Hugenottenfamilie,
- 1590
- Flucht der Familie nach England,
- Studium der "mathematisch-physikalischen Wissenschaften", der Architektur, der bildenden Künste und der Musik.
- 1595/98 = ?,
In verschiedenen Schriften wird behauptet, dass er in dieser Zeit in Italien mehrere bedeutende Gärten kennenlernte (u.a. den gerade fertiggestellten Garten von Pratolino mit seinen Grotten; wahrscheinlich die Villa d'Este (Tivoli) und Boboli (Florenz). Er soll dort Kontakte zu mehreren bedeutenden Architekten gehabt haben.
(Dies wird heute angezweifelt. Entgegen seinen Angaben in "Gewaltsamen bewegungen", Pratolino besucht zu haben, weiß er über diesen Garten zu wenig. Verschiedene seiner Angaben sind auch falsch. Andere italienische Anlagen werden von ihm nicht erwähnt).
- 1598 - 1610
- Dienst bei Erzherzog Albrecht von Habsburg (Statthalter der Niederlande) in Brüssel. Er lernte dort die hydraulischen Maschinen von Georg Müller aus Augsburg und die Grotten und Wasserkünste von Wenzel Coberger kennen. Mitarbeit an den Gärten von Brüssel und Mariemont. Er gestaltete dort die Wasserspiele und die Grotten mit Automaten und Wasserorgeln. Diese Zeit hat sein späteres Schaffen in England und Heidelberg stark beeinflusst.
- (Nachweis seiner Brüsseler Anwesenheit auf einer Portraitmedaille)
- 1605
- Ernennung zum "Ingeniaire à la fontaine artificielle" in Brüssel,
- 1610
- Verärgerung über die Zerstörung einer noch nicht fertigen Grotte durch den Prinzen von Condé. Rückkehr nach England und Übersiedlung an den Hof Jakob I., der Ingenieure für seine Feuerwerke suchte. Von dort gelangte er an den Hof des Kronprinzen Heinrich von Wales. Für ihn fertigte er hauptsächlich Gartenzeichnungen und übernahm Wasserbauarbeiten an der Themse. U.a. errichtete er die Bildergalerie in Richmond Palace und war als Mitarbeiter an verschiedenen Schlossanlagen beteiligt. Nach dem Tod des Kronprinzen(1613) unterrichtete er dessen Schwester Elisabeth im Zeichnen und in der Musik.
(Nach einer Widmung im Perspektiv-Traktat war er bereits 1608 und 1609 im Dient des englischen Kronprinzen).
- 1614 - 1614
- Beratung des Württemberger Herzogs Johann Friedrich (1582 - 1628) bei der Anlage einer Grotte in Stuttgart.
- 1613
- Übernahme in den kurpfälzischen Dienst nach der Heirat Elisabeths mit dem Kurfürsten.
- 1614
- Anstellung als "kurfürstlich pfälzischer Ingenieur und Baumeister" (des "Heidelberger Schlossgartens"). Es ist seine erste Anlage, für die er hauptverantwortlich war.
- 1615
- Veröffentlichung der Schriften
- "Von Gewaltsamen bewegungen",
- "Institution Harmonique" (Musiktraktat),
- Vorlage der Entwürfe für den Hortus Palatinus,
( widmet der Kurfürstin seine Grotten- und Fontänenzeichnungen).
- Errichtung riesiger Substrukturen, verbunden mit immensen Planierungs- und Bauarbeiten.
- 1616
- Beginn der eigentlichen Arbeiten am Schlossgarten. Um die zu gestaltende Gesamtfläche zu erweitern, mussten zuvor die Hänge des Königsstuhls zu fünf Terrassen umgebaut werden.
- 1619
- Abbrechen der Gartenarbeiten. Die Gesamtanlage war bis auf einige Kleinigkeiten fertig. Nach Angaben von de Caus fehlen nur noch sechs Monate bis zur endgültigen Fertigstellung. Der Hofgärtner Peter Leonberg wird mit ihrer Pflege beauftragt. Der Hortus Palatinus war jetzt bereits die berühmteste Gartenanlage nördlich der Alpen.
(Ursache für den Arbeitsabbruch: Der Kurfürst Friedrich wurde am 4.11.1619 zum böhmischen König gekrönt = Auslöser des 30jährigen Krieges).
Jetzt auch tätig für verschiedene andere, dem kurpfälzischen Hof nahe stehenden deutschen Fürsten.
- 1620
- Besetzung der Pfalz und Zerstörung des Hortus Palatinus.
De Caus verlässt Heidelberg und lässt sich in Paris nieder. Er nennt sich jetzt "Architekt des Königs" und arbeitet nicht mehr als Gartenarchitekt (als solche werden von Ludwig XIII. Claude Mollet und Jacques Boyceaux beschäftigt, wahrscheinlich galt sein Stil hier nicht mehr als zeitgemäß). Seine genaue Tätigkeit ist ab jetzt relativ unbekannt. Wahrscheinlich beschäftigte er sich u.a. mit der Straßen- und Kanalreinigung von Paris (für die er eine Maschine entwickelte, um diese mit dem Wasser der Seine zu erleichtern).
- 1626
- Tod (wahrscheinlich am 26.2, evtl. 6.2.). Beerdigt auf dem protestantischen Friedhof "La Trinité".
Nach seinem Tod geriet de Caus seit dem Ende des 17. Jhs in Vergessenheit. Erst ein literarisches Missverständnis machte ihn dann wieder seit dem Anfang des 19 Jhs. sehr populär. (Danach hatte eine Mätresse in einem 1834 "wiedergefundenen" gefälschten Brief behauptet, 1641 de Caus in einem Gefängnis begegnet zu sein, dem wahren Erfinder der Dampfmaschine. Der französische Nationalstolz griff diesen Gedanken auf und verbreitete ihn. In ganz Europa erschienen jetzt zu diesem Thema literarische Werke (u.a. von Balzac, Christian Andersen, in Deutschland ein damals sehr populäres Drama von Andreas Munch) und Gemälde).
(Eine ähnliche Situation haben wir zur Zeit in der deutschen Gartenliteratur, in der es französischen Autoren gelungen ist, fast alle Leistungen des formalen Gartens für sich zu reklamieren. Ein Ergebnis dieser Situation ist eine Verfälschung der eigenen geschichtlichen Leistungen).
Für uns heute liegt seine Hauptbedeutung in der Schaffung des Heidelberger Schlossgartens, einem der bedeutendsten Gärten seiner Zeit, dessen Abbildung in keiner ernsthaften bebilderten Gartenkunstgeschichte fehlt. Seine Rekonstruktion sollte deshalb in Württemberg zu einem der wichtigsten kulturellen Landesziele werden, die in der deutschen Gartengestaltung dann einzigartig wäre.
Während seines ganzen Lebens hat de Caus Bücher zu verschiedenen technischen Problemen herausgegeben. U.a. übersetzte er Vitruv ins Französische. Im Alter beschäftigte er sich besonders mit der Mathematik. Er muss zu den bedeutendsten Erfindern des 17. Jhs. gezählt werden.
In Heidelberg
Der Heidelberger Schlossgarten besitzt drei Hauptebenen (Bäder-, Haupt-, und Untere Terrasse) mit jeweils zwei rechtwinklig nebeneinander liegenden Schenkeln (je einem Süd- und einem Ostschenkel):
- Die Bäderterrasse
(mit Stützmauer zum oberen Südhang) war als Promenier- und Spielterrasse gedacht, nach hinten abgeschlossen mit einem halbrunden Triumphbogen. In ihrer Stützmauer zur oberen Terrasse sollten sich ein "Großes Gewölbe" (mit einem fürstlichem Bad, einer Wasserorgel in Form eines Flöte spielenden Satyrs und einem Winterquartier für die Kübelpflanzen) und eine Fischzuchtanlage befinden. Im Ostschenkel waren ein "Venusbrunnen" (= Wasserspeicher) und verschiedene Pflanzungen vorgesehen.
- Auf der Hauptterrasse befanden sich ein
- Knotenparterre,
- Kronenparterre (= Bezugskompartiment zu den Musen),
- Orangenparterre (= Pomeranzenfeld),
- Wasserparterre (mit fünf Skulpturen und der Figur des "Rheins"),
- Blumenparterre (medizinisch-botanischer Garten),
- Große Grotte (unterhalb des "Venusbrunnens", ähnlich einer Grotte in Pratolino).
- Untere Terrasse
(= eine Aussichtsterrasse mit den allegorischen Darstellungen des "Mains" und des "Neckars" und einer steilen Pyramidentreppe im Ostschenkel).
De Caus orientierte sich beim Hortus Palatinus an italienischen Vorbildern, mit seinen Hecken- uns Knotenparterres teilweise noch an Vorbildern des 16. Jhs.. Auf die sich ankündende Mode des Broderieparterres geht er nur begrenzt ein. Neu ist bei ihm die Verherrlichung des Fürsten in einem Garten mit Hilfe einer Herrscherskulptur. Neu ist auch die Zugrundelegung eines wissenschaftlichen Programms für die Realisierung dieses Gartens. Mit ihr beginnt die Verwissenschaftlichung der Gartenkunst. De Caus ist nicht ihr wichtigster Vertreter, wohl aber der erste, der sie in ihren damals wesentlichen Bereichen naturwissenschaftlich zu legitimieren versucht.
Vorwerfen kann man ihm:
- Er trete beim Entwurf des Hortus Palatinus als Eklektizist auf.
- Er beziehe seine Leitgedanken allein aus antiken Schriften (besonders denen von Heron).
- Es fehle noch ein den ganzen Garten erfassendes Grundrisssystem. (Der Garten ist noch additiv konzipiert).
- Es fehle eine gestalterische Beziehung zum Schloss. (Es sei nur der Mittelpunkt seiner Ausblicke. Wohl seien Bezüge zur Landschaft hergestellt).
(Doch wen das stört, den stört die geschichtliche Kulturbindung dieses Gartens. Er muss sich fragen lassen, ob seine Maßstäbe hier angemessen sind).
"Eine Rekonstruktion des Hortus Palatinus dürfte zu den wichtigsten Aufgaben der Gartenkunst in Deutschland in der Zukunft gehören. Dabei darf man es nicht allein bei der Erneuerung seiner Grundstrukturen belassen, da diese nur eine Grundlage, aber nicht die eigentliche künstlerische Aussage ausmachen. Ausgehend von einer Ausbesserung aller Mauern, Treppen und Wege könnten in einem zweiten Schritt die Gebäude, Grotten und Wasserspiele und einzelnen Quartiere rekonstruiert und die fehlenden Statuen aufgestellt werden. Die relativ kleine Fläche der zu fällenden Bäume dürfte in Bezug auf die zu lösende kulturelle Aufgabe in keinem ernst zu nehmenden Verhältnis stehen, wenn man von den jährlich in der Forstwirtschaft gefällten Bäumen ausgeht". (Beitmann, Bd. III)
(Oft werden die Arbeiten seines Bruders Isaac de Caus fälschlich mit ihm in Verbindung gebracht. Er war 14 Jahre jünger als er, folgte ihm 1611 nach England und legte dort mehrere Gärten und Grotten an, u.a.
- den Garten von Bedfort,
- die Grotten von Woburn Abbey und Somereset House und
- unter der Aufsicht von Inigo Jones (dem Hofarchitekten des Königs) den berühmten Garten von Wilton House (Wiltshire), sein Meisterwerk.
Schriften
- "La Perspektive" (London 1612):
Erste wissenschaftliche Abhandlung von de Caus. Er behandelt in ihr die Probleme der Perspektivlehre. (Er unterrichtete während dieser Zeit den Prinzen of Wales in derselben. Sie galt in der damaligen Zeit für die Künstler als eine Möglichkeit, ihre Arbeiten zu verwissenschaft- lichen"). De Caus baute in dieser Schrift stark auf Dürer auf. Neu in seiner Abhandlung waren die Darstellungen aus einem bestimmten Winkel heraus ("Anamorphosen") und die von einem erhöhten Standort aus. Evtl. geht deshalb von ihm auch der spätere perspektivisch berechnete Garten aus, der für den französischen Garten später so bestimmend wurde.
- "Von Gewaltsamen bewegungen" (Frankfurt 1615, deutsch und französisch):
Erste umfassende Abhandlung zur Automatenkunst seit der Antike. Sie besteht aus drei Büchern:
- Buch:
Geht von ‚Vitruv aus. Gliedert die Automaten in drei Gruppen. Unterscheidet sie von den Nutzmaschinen. Setzt sich hier mit den physikalischen Eigenschaften der 4 Elemente und deren Zusammenspiel auseinander, besonders mit der Wechselwirkung von Luft und Wasser.
- Buch:
Hier konzentriert er sich auf wahrnehmungsästhetische und architektonische Aspekte. Dabei thematisiert er nur Gestaltungselemente von Gärten, besonders Grottenarchitekturen. Er behandelt hier Architekturaufgaben, die ein spezielles ingenieurtechnisches Wissen erfordern. In seiner Automatenkunst konzentriert er sich besonders auf deren akustische Wahrnehmbarkeit.
- Buch:
Es behandelt die Orgelbaukunst, besonders in Verbindung mit musizierenden mythologischen Figuren.
- "Institution harmonique" (Frankfurt 1615): Musiktraktat, "Les Raisons des forces mouvantes",
Avec diverses Machines Tant utiles que plaisantes Ausquelles sont adjoints plusieurs desseings de Grotes et fontaines" (Paris 1624), Er stellt darin besonders die dekorativen und spielerischen Automaten als "lustige Maschinen" vor.
- "Hortus Palatinus a Frederico Rego", (Frankfirt 1620),
Herausgegeben nach dem Abbruch der Gartenarbeiten am Heidelberger Schloss (nach der Krönung des Kurfürsten zum König von Böhmen und seinem Umzug nach Prag). Er stellt darin seine Planungen in einem Stichwerk von 30 Blättern vor (u.a. 28 Detailzeichnungen und 4 Erläuterungsseiten). Sie erlauben heute in Verbindung mit den Bildern von Fouquières und Merian eine ziemlich genaue Rekonstruktion der einst geplanten, bzw. weitgehend fertiggestellten Gartenanlage.
- "De Vitruve" (1622-1624):
Kommentar zu den ersten 8 Kapiteln des 1. Buches von Vitruvs Werk. Weshalb er danach die Arbeit abbrach, ist unbekannt. Wahrscheinlich sollte diese Arbeit ursprünglich sein Pumpen-und Brunnensystem für die Pariser Straßen begründen und erläutern. Dieser Arbeit sollte ein Stadtplan von Paris beigegeben werden (dieser Plan ist verloren gegangen).
- "Traktat über die Sonnenuhren" ("La pratique et la démonstration des horlages solaires", Paris 1624),
Letzte Veröffentlichung de Caus vor seinem Tod, dem Kardinal Richelieu gewidmet. De Caus benutzt hier die Euklidsche Geometrie als Grundlage für eine rationale Naturbetrachtung. Die menschliche Naturbeherrschung ist für ihn ein Ergebnis der göttlichen Erkenntnis. Sonnenuhren gehörten bis ins 18. Jh. zur Grundausstattung eines Gartens.
De Caus Interessen bewegten sich besonders in den Grenzbereichen zwischen Kunst, Wissenschaft und Technik. Seine Automaten sind Weiterentwicklungen derjenigen von Heron oder Le Clerc ("Eulenbrunnen" in Tivoli) durch eine größere Bewegungsvielfalt. Während die Brüder Francini in Saint-Germain-en-Laye sie im Sinne einer erzählenden Handlung einsetzten, bereichert de Caus diese Bilder durch den Einsatz einer zusätzlichen 2. Figur. Auch schuf er bei mythologischen Motiven einen neuen Realitätsbezug. In seiner Brüsseler Grotte "Les trois fontaines" (1606) ließ er z.B. deren Figuren durch Handwerkergestalten darstellen und unterlegte die Szenen mit Musik. In seiner Heidelberger Grotte verband er Bewegungs- und Wasserautomaten mit Musikautomaten. Er orientierte sich dabei an dem wasserspendenden Jüngling der "Grotta della Samaritana" in Pratolino. (Sein Figurenensemble war hier allerdings kleiner als in Florenz, und bis 1620 waren in Heidelberg noch keine beweglichen Automaten aufgestellt gewesen). Heidelberg stellt für die Automatenkunst des Manierismus (Barocks) sozusagen den Abschluss dar. Hier sollte es nur noch 4 Grotten geben mit einem musikalischen Automaten in der "Großen Grotte" und visuellen und akustischen Unterhaltungselementen in den anderen. Besonders im Wasserparterre sollten mit 5 Skulpturen die Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Element Wasser dargestellt werden. Nach 1620 wurden Automaten kaum noch aufgestellt. Eine Ausnahme bildete England mit dem Wilton House.
De Caus - Text
(frei übertragen vom Autor aus de Caus Erläuterung im "Hortus Palatinus")
"Nachdem aber Ihre Königliche Majestät sich entschlossen (hat), in Schlossnähe einen weiten Platz zu einem neuen und großen Lustgarten ebnen zu lassen, haben Sie mir dazu den Auftrag gegeben. …. Also habe ich bei dem vorhandenen kleinen geebneten Platz (…..) einen Garten mit verschiedenen Ebenen, wie es sich bei den Berghängen anbiete, zunächst angefangen. Was nun bei diesem Garten am schwierigsten war und immer bedacht werden musste, war die überaus große Mühe im Ab- und Wegbrechen der Felsen, weil der größte Teil des Berges aus lauter Felsen besteht. …… Ihre Königliche Majestät hat aber wegen der angedeuteten Schwierigkeiten keine Lust gehabt, ihr Vorhaben zu vollenden. Sondern man wollte wegen der nicht geringen Mühen und Kosten (nicht warten), ….., bis das ganze Werk vollendet war. Und wenn der jetzt schwebende Kriegsverlauf nicht dazwischen gekommen wäre, hätte alles innerhalb von ungefähr 6 Monaten ganz und gar fertig sein können.
Damit komme ich zur Beschreibung all dessen, das teilweise jetzt schon fertig ist, teilweise wenn es fertig sein wird, …. zu erwarten ist: Den Anfang will ich mit den beiden Hauptplänen machen. ……
(1. Plan): Auf ihm ist eines der besonderen Felder oder Gründe des Gartens zu sehen, das man Parterre nennt. In ihm steht der Brunnen mit der Säule. ….
(9. Plan): Nach ihm folgt der Pomeranzen-Garten, in dem 30 große Pomeranzenbäume stehen, jeder etwa 25 Schuh hoch (1 Württemberger Schuh = 28,6 cm), und etwa 400 mittelgroße und kleine. Die großen sind etwa 60 Jahre alt, die man alle, so groß wie sie sind, mit Wurzeln und Erde, in besonderen, dafür angefertigten Kästen aus dem alten Herrengarten in der Vorstadt, mit besonderer Müh und Arbeit, auf den Berg, in den neuen Lustgarten gebracht hat. So war es möglich, dass was zuvor als unmöglich angesehen wurde, gemacht werden konnte. Ansonsten ist das Pomeranzenhaus 280 Schuh lang, 32 breit und aus einem Holzgerüst bestehend (wie im 9. Plan dargestellt). Damit die Pomeranzenbäume geschützt sind und nicht erfrieren, muss es alle Jahre zu Michaelis (=29.9.) oder im Weinmonat (Oktober) aufgestellt werden. Es muss den ganzen Winter über mit 4 Öfen so geheizt werden, dass man zur Zeit der größten Kälte darin spazieren kann und keine Kälte empfindet, wegen der Wärme, die die genannten Öfen von sich geben. Im Mai oder nach Ostern baut man das Holzgerüst wieder ab, so dass die Bäume den ganzen Sommer über unter freiem Himmel stehen. Aber da es schwierig ist das Holzgerüst aufzustellen und abzubauen und es viel kostet, dies zu erhalten, schlage ich Ihrer Königlichen Majestät allergnädigst vor, Sie sollten künftig diesen Pomeranzengarten von einem Gebäude aus behauenen Steinen umgeben lassen (wie im 10. Plan zu sehen), auf das man zur Winterzeit nur den Dachstuhl aufsetzt und die Fenster einbringt. Dadurch würde, wegen des sonst großen Holzverbrauchs und der Zimmermannskosten (…..) ein hoher Betrag gespart".
Quellen
- gartenkunst-beitmann, Band I, S. 62-63
- gartenkunst-beitmann, Band III, S. 1-34
- de Caus, Salomon "Hortus Palatinus", Nachdruck Worms 1980
- "Wunder und Wissenschaft - Salomon de Caus und die Automatenkunst", Katalog zur Ausstellung, Stiftung Schloss Benrath, Düsseldorf 2008