Er brachte die Formensprache des Barocks nach Wien und schrieb die erste monumentale Architekturgeschichte (neben Schlüter ist er im deutschsprachigen Raum der Begründer des Spätbarocks).
Fischer von Erlach war einer der großen Architekten der Barockzeit: Durch seine italienische Schulung arbeitete er zeitlebens klassizistisch und blieb so in seiner Zeit als Einzelgänger ohne einen nachfolgenden Schülerkreis. Einen großen Einfluss auf die Architektur hatte dagegen seine architekturtheoretische Arbeit, in der er als Ergebnis die Herrschaft des Habsburger Kaiserhauses zu demonstrieren versuchte.
Über sein Leben weiß man:
- 1656
-- geboren in Graz (Österreich)
(Vater: Bildhauer, Mutter: Witwe dessen Lehrherrn Sebastian Erlacher),
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-- Ausbildung zum Bildhauer und Stuckateur beim Vater,
- 1670 - 1686
-- Aufenthalt in Rom,
- 1671
-- Arbeit in der Werkstatt von Philipp Schor (Tiroler, Architekt und Bildhauer, Mitarbeiter Lorenzo Berninis am Petersdom) und dessen Bruder Johann Paul Schor (päpstlicher Hofmaler), die größere Gebäude mit Stuck und Bildhauerarbeiten ausstatteten. Über sie lernte er den Umkreis um Bernini und die Gelehrtengruppe um Christine von Schweden kennen. Bei letzterer besonders Giovanni Pietro Beollori und Anthanasius Kircher mit ihren Studien zur Antike, die später seine Architekturgeschichte entscheidend beeinflusst haben.
Hier wechselte er zunehmend von der Bildhauerei zur Architektur. Intensive Beschäftigung mit F. Borromini)
(Man geht davon aus, dass er in Rom auch die "Accademia di S. Luca" besucht hat, deren Vorsteher Johann Paul Schor gewesen war (Dies war eine Künstlervereinigung zur Förderung der Ausbildung von Künstlern. Später wurde sie zum Vorbild für alle Kunstakademien)).
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-- Ausbildung bei Carlo Fontana zum Architekten (wie später der 12 Jahre jüngere Hildebrandt),
- 1682
-- Neapel (Arbeiten für den spanischen König, bei Schors Sohn; Anfertigung von zwei Medaillen für den Vizekönig),
- 1686
-- Rückkehr nach Graz (nach Beendigung der Türkenkriege 1683), erste Arbeiten: Entwürfe für Eingänge, Altäre, Brunnen und Vasen,
- 1687
-- Einstellung als Bildhauer in den Dienst Kaiser Leopold I.,
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-- Innenausstattung und Stuckaturen des Mausoleums von Ferdinand II. in Graz,
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-- Arbeiten für den Fürsten Liechtenstein als Architekt,
- 1688
-- Wien (arbeitet nur noch als Architekt),
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-- Entwurf eines Idealplans für ein gewaltiges Residenzschloss Schönbrunn,
- 1689
-- Schloss Frain (Mähren, orientiert an einem antiken Rundtempel, besonders der Ahnensaal, = 1. bedeutendes Meisterwerk),
- 1689
-- Lehrer des Kronprinzen Joseph (Architektur, Perspektive und verschiedene Wissenschaften),
- 1690
-- Entwurf zweier Triumphbögen für die Krönung Josephs I.
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-- Erste Heirat mit der Regensburgerin Sophie Constantia Morgner (vier Kinder),
- 1692 - 1697
- Bau des Sommerhauses von Graf Strattmann in Neuwaldegg,
- 1693 - 1699
-- Entwurf und Bau von 4 Kirchen in Salzburg:
- Dreifaltigkeitskirche
(1694 - 1702),
- Dreifaltigkeitskirche
(1694 - 1702),
- Kollegienkirche
(1696 - 1707; mit einer Doppelturmfront und einer schwebenden Kuppel über einem griechischen Kreuz; sein frühes Meisterwerk),
- Johannis Spitalkirche
(1699 - 1703; nach frühchristlichem Vorbild mit eingebuchteten Ecken),
- Ursulinenkirche
(1699 - 1705).
- 1694
-- Ernennung zum "Königlichen Hofarchitekten",
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-- 2. Entwurf von Schönbrunn,
- 1695 - 1698
-- Entwurf des Stadtpalais von Prinz Eugen, Ausführung des 1. Bauabschnittes (u.a. Errichtung des Treppenhauses; ab 1700 wurde der Bau von Hildebrandt fortgesetzt),
- 1696
-- Baubeginn von Schloss Schönbrunn nach dem zweiten Entwurf
(Es wurde zum Vorbild für den deutschen Schlossbau des 18. Jhs.),
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-- Entwurf und Ausstecken des Gartens von Schloss Schönbrunn
(Es ist unklar, inwieweit Trehet diesem Entwurf folgte),
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-- Erhebung in den Adelsstand (ergänzt seinen Namen um den Witwennamen seiner Mutter "Erlach", Name des Lehrmeisters seines Vaters),
- 1699 - 1706
-- Bau des Palais Batthyány-Schönborn (Wien),
- 1702
-- Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges (dadurch kaum noch größere Bauaufträge - bis 1714 Friede von Rastatt),
- 1704
-- Große Studienreise nach Berlin (Entwurf eines Lustschlosses für Friedrich I.), Weiterreise nach Holland und England,
- 1705
-- Ernennung zum Oberinspektor sämtlicher Hof- und Lustgebäude
("Kayserlichen Majestaet sambtlicher Hoff und Lustgebäu Ober-Inspektor"; nach dem Regierungsantritt von Joseph I.; damit waren zunächst keine Bauaufträge verbunden),
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-- Zweite Heirat mit einer Witwe (die Frau verließ ihn bald, und er enterbte sie),
- 1707
-- Studium Palladios in Venedig (beeinflusste seine böhmische Hofkanzlei),
- 1709 - 1715
-- Bau des Lustgebäudes von Baron Huldenberg (Weidlingau),
- 1710 - 1716
-- Bau des Palais Trautson (Wien),
- 1711
-- Vorschlag von Leibniz, Fischer in die neu zu gründende Wiener Akademie aufzunehmen,
- 1712
-- Bau des Palais Clam-Gallas (Wien, angeregt von Chatsworth),
- 1712
-- Überreichung der Schrift "Entwurf einer historischen Architektur" an den Kaiser,
- 1715
-- Gewinn des Wettbewerbs um den Bau der Karlskirche
(= Hauptwerk Fischers, Weihe 1737),
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-- Entwurf und Bau der Hofbibliothek,
- 1721
-- Herausgabe des Kupferstichwerks "Entwurf einer historischen Architektur"
(Er stellt darin u.a. als erster ägyptische und chinesische Bauwerke vor. Das Werk hatte später auf verschiedene Bauten einen großen Einfluss. Es zeugt von seiner umfassenden Bildung),
- 1723
-- Bau der Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg
(Sie wurde von seinem Sohn vollendet. Der Innenraum gilt als einer der großartigsten in Europa. Eine Verkörperung des kaiserlichen Pathos),
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-- Tod in Wien nach langer Krankheit. Sein Sohn übernahm die Fertigstellung der noch nicht abgeschlossenen Bauvorhaben.
Fischer beherrschte alle Formen der damaligen europäischen Baukunst und vereinigte sie zu einer eigenen (österreichischen) Kunstsprache. Während für Hildebrandt der Dekor im Vordergrund seiner Gestaltung stand, war es für ihn der Raum und der Baukörper als Ganzes. Dadurch besitzen seine Fassaden eine gewisse Strenge. Durch seine gestalterische Nähe zum Herrscherhaus wurden seine Arbeiten auch zum politischen Vorbild für die Donaumonarchie.
In der Architektur folgte er besonders der Kombination Guarinis mit ovalen Raumzellen als Kern-Oval, Portal-Oval und Kurvenfragmenten, besonders im Treppen- und Altarbereich. Er verband hellenistisch-römische Klassizität mit italienischem Formgefühl und französischer Eleganz. Besonders an seinen vier Salzburger Kirchen lässt sich sein Zusammenspiel konkav-konvexer Schwingungen in Verbindung mit ebenen Flächen nachvollziehen.
Von seinen Bauten sind nur wenige verbaut erhalten, doch hat er in seiner Zeit für den deutschen Frühbarock wichtige Anreize geliefert, z.B. die Einbeziehung der Treppenhäuser zu einem organisch empfundenen Teil des Bauganzen.
Allein in Wien wurden von ihm folgende Schlösser entworfen, ergänzt oder umgestaltet (hinzu kommen noch verschiedene herausragende Funktionsgebäude):
- Stadtpalais Strattmann (1692),
- Palais Batthyany-Schönborn (1692 - 1693),
- Schloss Schönbrunn ( 2. Entwurf),
- Stadtpalais des Prinzen Eugen (1695 - 97),
- Stadtpalais Liechtenstein (1705, Seitenportal, Attika),
- Palais Lobkowitz (1709 - 1711, Veränderungen),
- Gartenpalais Trautson (1710 - 1712),
- Palais Schwarzenberg (bis 1722).
Es ist davon auszugehen, dass er für alle diese Anlagen als leitender Architekt auch die dazu gehörenden Gartenkonzepte festgelegt, bzw. die Gärten entworfen hat (wie es damals üblich war). Wahrscheinlich orientierte er sich dabei weitgehend an italienischen Vorbildern und ließ dann den ausführenden Gärtnern gewisse Freiräume. Da es von allen seinen Gartenentwürfen keine Unterlagen mehr gibt und die einst ausgeführten im Laufe der Jahrhunderte völlig verändert wurden, weiß man über sie sehr wenig. Seine gartenkünstlerische Bedeutung liegt in dem Umstand, dass er für die architektonische Ausgestaltung von Wien zur entscheidenden, beispielgebenden Triebkraft wurde.
Man unterscheidet bei Fischer einen
- Frühstil:
verbunden mit einer hohen Idealität,
- Reifen Stil:
sachlicher, ruhiger (nach 1704),
- Spätstil:
mächtig ohne massiv zu sein (beginnt mit der Karlskirche 1715).
Seine wichtigsten Bauwerke sind:
Viele Arbeiten Fischers gibt es heute nicht mehr. Deshalb wollen wir sie in seinen drei Werkbereichen nur exemplarisch darstellen:
Karlskirche in Wien
Sie gilt im Architekturbereich als sein Hauptwerk. Den Zuspruch zum Entwurf und Bau erhielt Fischer nach einem Wettbewerb (u.a. mit Hildebrandt und Ferdinando Galli-Bibiena). Der Kaiser hatte den Bau als Dank für das Ende der Pest im Stephansdom versprochen (1713/14, allein in Wien ca. 8000 Tote).
- 1716
- wurde der Bauplatz festgelegt und erste Steinmetzaufträge erteilt,
- 1737
- Einweihung durch den Erzbischof von Wien.
Die Kirche ist nicht nur die bedeutendste Barockkirche Wiens, sondern dort auch das letzte Bauwerk in dem das Reichsbewusstsein des römisch-deutschen Reiches zum Ausdruck kommt. Baulich spannt sie den Bogen von Rom bis Byzanz, indem sie in sich Elemente aus christlichen und islamischen Bauten aufgreift. Die Kirche hat eine breite Schaufassade mit einem vorgestellten Säulenbau in der Form eines griechischen Tempels und seitlichen Glockentürmen. Vor ihr stehen, wie vor dem Tempel in Jerusalem, als Symbole für den imperialen Anspruch des Habsburger Kaiserhauses zwei hohe, bebilderte Säulen als Nachbildungen der Trajansäulen. Auf ihnen wird Karl VI. als weiser Herrscher dargestellt. Gekrönt werden sie von zwei goldenen Adlern, die für dessen Tugenden (Tapferkeit und Beständigkeit) stehen. In ihrer Fassade vereinigt die Kirche dafür eine Vielzahl bauhistorischer Symbole z.B. des Salomonischen Tempels, der römischen Kultur, der römischen Kaiser, Karl des Großen, der Hagia Sophia, der Peterskirche in Rom und des Kaisers Karl V.
Über einem elliptischen Hauptraum, umgeben von sechs Kapellen, spannt sich eine Tambourkuppel (= Kuppel mit einem Kranz zur Überhöhung des Raumes). Im Innern der Kirche fällt in Form einer großen Skulptur und dann in einem Fresko (von Rottmayr) der Heilige Borromäus auf, Schutzpatron der Pestkranken und Namenspatron des Kaisers. Im Innern besticht die Kirche durch ihre architektonische Gliederung (dabei fallen besonders die hohen Arkadenöffnungen in ihrer Hauptachse auf) und ihre Lichtregie. Ihre Farbigkeit wird allein vom verwendeten Marmor bestimmt (der Goldeinsatz ist zurückhaltend)
Ein ikonographisches Programm verbindet den Heiligen Borromäus und den Kaiser (entworfen von Carl Gustav Haerus):
- Im Giebelrelief über dem Eingang die Fürbitte des Heiligen.
- Die Säulen mit ihrem Spiralrelief zeigen Motive aus dem Leben des Heiligen
(zugleich erinnern sie an die Säulen des Herkules und stehen als solche auch als Symbole für die kaiserliche Macht).
- Im Eingang verweisen die beiden Engel auf das alte (mit Schlange) und das Neue Testament (mit dem Kreuz Christi).
Als imperiale Zeichen sind anzusehen:
- die Doppelsäulen vor der Tempelfront
(neben ihrer Beziehung zum Tempel Salomons auch als Symbole für die Säulen des Herkules mit ihrer Verbindung zur "constantia" (Standhaftigkeit) und "fortitudo" (Tapferkeit") des Kaisers),
- die kronenförmig überhöhte Kuppel für das Reich als ein "ewiges Rom".
Entwurf einer historischen Architektur
(Wien 1721, 6 Auflagen)
Dieses Stichwerk, bestehend aus 84 Tafeln, ist die bekannteste Architekturpublikation des deutschen Barocks. Fischer hat daran seit 1705 16 Jahre gearbeitet. Zugleich ist sie die "erste vergleichende Weltgeschichte der Architektur" (Kunoth) überhaupt. Es handelt sich dabei hauptsächlich um ein Tafelwerk mit Objekterläuterungen. Fischer rekonstruierte darin nach Gedächtnis-Münzen, Ruinenfunden und literarischen Quellen das Aussehen der Gebäude und Platzanlagen der griechischen und römischen Antike und der Architektur Ägyptens und Asiens. Gedacht hatte er das Buch als Anregung für Liebhaber und Künstler. Er akzeptierte darin den Pluralismus und verschiedene Stile und befreite sie dadurch von ihrem Korsett unverrückbarer Architekturnormen. Für den Vielvölkerstaat Österreich war dies eine wichtige Arbeitsvoraussetzung. Er selber sah seine Arbeit als eine Sammlung von Beispielen, bei denen er sich um deren historische Korrektheit bemühte, nicht um eine architektonische Entwicklungsgeschichte. Das Werk bestand aus einem querformatigen Stichwerk, das sich aus fünf "Büchern" zusammensetzte:
- 1. Buch:
Beginnend mit der Darstellung des Salomonischen Tempels, stellt er die sieben Weltwunder und die berühmten persischen, ägyptischen und griechischen Bauwerke dar.
- 2. Buch:
Darstellung der römischen Bauten im gesamten ehemaligen Kaiserreich
(oft als freie Rekonstruktion unter Betonung ihres imperialen Charakters).
- 3. Buch:
Bauwerke der Araber, Türken, Perser, Chinesen und Japaner
(dafür benutzte er bereits erschienene Stichwerke als Vorlage).
- 4. Buch:
Eigene Bauwerke (sowohl nur projektierte als auch realisierte).
(Mit diesen vier Büchern folgt er dem Vorbild Palladios mit seinen "Quattro libri" und stellt seine Arbeiten auf dem Hintergrund der ihm bekannten Weltarchitektur dar. Dabei nennt er relativ genau seine Quellen und besitzt ein gutes Einfühlungsvermögen).
Die erste Manuskriptfassung hatte Fischer dem Kaiser bereits 1712 mit einer handschriftlichen Widmung vorgelegt. Während man in Frankreich unter Ludwig XIV. eine nationale Architektur schaffen wollte, wurde hier erstmals von der Weltarchitektur ausgegangen, um daraus ein eigenes Architekturkonzept abzuleiten, das in eine römisch-habsburgische Reichsarchitektur einmünden sollte. Er befürwortete in seinem Werk einen gewissen Stilpluralismus der letztendlich mit anderen Einflüssen in den späteren Historismus einmündete.
Dieses Stichwerk leitete die Herausgabe weiterer Werke ein (u.a. von Kleiner, Danreitter).
Garten von Schönbrunn (erstes Konzept)
Ursprünglich war Schönbrunn ein Klostergutshof mit einer Mühle gewesen. Maximilian II. ließ hier dann ab 1569 einen Jagdpark anlegen. Wegen des herbeigeleiteten Wassers erhielt er den Namen "Schön-brunn". Nach seiner Zerstörung durch die Türken und deren Niederlage 1683 wurde zunächst das Jagdschloss wieder hergestellt und 1688 durch Fischer hier ein gewaltiges Schloss geplant. Indem dort alle bekannten Herrschaftsarchitekturen vereint wurden, sollte es in seiner Größe und in seiner architektonischen Bedeutung Versailles weit übertreffen und die Bedeutung des Hauses Habsburg symbolisch herausstreichen. Dabei orientierte Fischer sich architektonisch wahrscheinlich nicht an dem Schloss des französischen Königs, sondern an dem "Domus Aurea" Neros, das ihm aus seiner römischen Zeit her bekannt war.
Das Schloss sollte am Standort der heutigen Gloriette stehen. Doch bereits bei Beginn der Bauarbeiten erkannte man dessen Unfinanzierbarkeit, und Fischer musste einen zweiten Entwurf (1696) anfertigen. Das Schloss wurde jetzt in die Ebene verlegt und der Garten zog sich den Hügel hinauf. Oben sollte ihn eine offene Loggia als Belvedere abschließen.
Kennzeichnend für diesen ersten schematischen Gartenentwurf war sein riesiges Parterre, welches in einem Kernbereich von einem breiten Kanal umgeben wurde. Zunächst waren vor den Seitenflügeln zwei Spiegelbecken und hinter dem Kernparterre zwei kleinere Monopteren. Auf dessen rückwärtigen Seite buchtete es halbkreisförmig aus. Dahinter befand sich dann in der verlängerten Mittelachse als Point de vue ein Brunnen und darüber dann eine Loggia (Kasino ?). In diesem Entwurf setzte sich der Garten mit seinen Brunnen und Kompartimenten zu beiden Seiten in der Breite unbegrenzt fort. Die Gesamtanlage war völlig auf eine gewaltige Breitenwirkung hin angelegt gewesen. Dieser Entwurf wurde später von Trehet entscheidend vereinfacht, u.a. entfiel der zunächst vorgesehene Kanal.
(Der heutige Garten hat mit den ehemaligen Planungen kaum noch etwas gemein. Nach dem Tod des Kaisers 1705 stockten zunächst die Arbeiten und wurden dann unter Maria Theresia erheblich verändert. Die Gloriette wurde erst 1775 vom Architekten Hohenburg errichtet).
Mirabellgarten (Salzburg)
In den Jahren 1687 - 1709 schuf Fischer für den damaligen Fürstbischof den barocken Mirabellgarten in Salzburg (nach 1713 - 1723 wurde er dann von Hildebrandt und Matthias Diesel und nach 1730 von Danreitter in wesentlichen Teilen verändert). Das
Schloss selber hatte zuvor einer der Vorgänger des Fürstbischofs, Wolf Dietrich von Raitenau 1606 für seine Geliebte Salome Alt errichten lassen (mit der er 15 gemeinsame Kinder hatte). Es nannte sich zunächst Schloss Altenau.
Von Fischer stammten die neuen Konzeptionen für
- das Gartenparterre,
- den Zwergelgarten,
- das Heckentheater,
- den Bastionsgarten.
Zuvor hatte das Parterre noch starke Renaissancebezüge gehabt (der Bezug zum Schloss fehlte, die Parterrebeete waren von Beetbalustraden und der Gesamtgarten von einer hohen Mauer umgeben). Jetzt führte die Zentralachse durch aufwendige Broderiekompartimente zu einer mittleren, achteckigen Springbrunnenanlage, umgeben von vier Paar-Skulpturen (Raptusgruppen =Träger und Getragene blicken in entgegengesetzte Richtungen), die einerseits die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde symbolisierten und andererseits vier verschiedene Paarbeziehungen darstellten. Eine
- tragende
(Entführung der Helena durch Paris auf einem Schiff),
- rettende
(Rettung des Anchises durch seinen Sohn Aeneas aus dem brennenden Troja),
- raubende
(Raub der Persephone durch Hades),
- siegende
(Sieg des Herkules über Anthaeus (dem, von der Erde gehoben, seine sonst unüberwindlichen Kräfte schwinden).
Auch die Balustraden um das Gesamtparterre mit ihren Vasen entstammten Fischers Entwürfen.
Die Statuen auf ihrer Südseite stellten je acht männliche und weibliche Gottheiten dar:
- Kronos + Bacchus, Jupiter + Mars, Herkules + Vulcanus, Merkur + Apollo,
- Diana + Flora, Athene + Ceres, Pomona + Venus, Vesta + Juno.
An den Statuen lässt sich Fischers Bezug zu diesem Garten noch am ehesten herstellen (er war von seiner Ausbildung her zunächst Bildhauer gewesen. Die Skulpturen selber wurden allerdings nicht von ihm geschaffen).
Den Zwergelgarten schuf Fischer in den Jahren 1690/91. Er ist der älteste seiner Art in Europa und umfasste einst 28 marmorne Figuren (von denen zurzeit noch 15 im Bastions-garten stehen). Dieser barocke Gartenteil besaß früher in seiner Mitte einen großen Springbrunnen, um den sich Buchsbroderien und vier kleinere Springbrunnen befanden. Er wurde später mehrfach verändert (u.a. 1805 von Sckell).
Das Heckentheeater war einst das älteste im deutschen Sprachbereich (1704 - 1718 angelegt). Aufgeführt wurden in ihm kleine Opern und Ballette. Früher war es aufwendiger ausgestattet als es sich heute darbietet.
Der Bastionsgarten integrierte die alte Wasserbastei aus dem Dreißigjährigen Krieg in den Mirabellgarten. Er besaß in seiner Mitte einen großen Springbrunnen, der von acht Beeten mit Broderien umgeben war. (Seine heutige Situation ist durch Aufschüttungen an der Wehrmauer entstellt).
Gartenpalais Huldenberg (Weidlingau)
Das Gartenpalais lag am Rande des Wiener Waldes. Zwischen 1709 - 1715 ließ sich hier der Repräsentant des Kurfürsten von Hannover (und spätere König von England) Baron von Huldenberg von Fischer ein relativ kleines Gartenschloss mit einem großen Garten errichten. Vom Mittelrisaliten (auf ganzer Höhe aus der Flucht hervortretendes Bauteil) des Schlosses führte die Hauptachse vorbei an zwei großen Springbrunnenanlagen, begleitet von einer Vielzahl kleiner Springbrunnen auf beiden Seiten des Weges, zu einem unteren Haupttor in einer Mauer.
Seitlich vom Hauptgebäude stand auf jeder Seite vorgerückt je ein Pavillon, der mit dem Schloss halbkreisförmig verbunden war und so einen Ehrenhof bildete. Auf der Höhe des ersten Hauptbrunnens führte um diesen eine erste Rampe auf ein durch Mauern abgesenktes zweiteiliges Broderieparterre und danach durch eine Wasserallee auf eine dritte Ebene. Auf dieser befanden sich ein Wassergarten mit einem zweiten großen Hauptbrunnen und einem Ring von zwei nierenförmigen Wasserbecken mit je drei hohen Springstrahlen, zwei kleinere Rundbecken und ein zweiteiliger Broderiegarten. Hinter dem Schloss war außerdem ein riesiges Wasserreservoir mit einem Umgang.
Insgesamt bestach dieser Garten neben seinen Brunnenanlagen durch seine vielen Heckenarchitekturen (besonders seinen Hecken, über denen wie auf einer Perlschnur eine Vielzahl kugelförmig geschnittener Gehölze standen) und seine Skulpturen.
Diesen Garten gibt es heute nicht mehr. Doch wenn man auf Stichen seine Grundform betrachtet und diese mit Hildebrandts Belvedere, bzw. Welschs Pommersfelden vergleicht, erkennt man an deren Grundkonzeptionen, dass es so etwas wie einen österreichisch-süddeutschen Garten gegeben hat.
Quellen
- Hansmann, Wilfried "Gartenkunst der Renaissance und des Barocks", Köln 1983
- Hennebo, Dieter / Hofmann, Alfred "Geschichte der deutschen Gartenkunst", Bd. II, Hamburg 1965
- Gothein, Marie Luise "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926
- Kruft, Hanno-Walter "Geschichte der Architekturtheorie", München 1985
- Mosser, M./ Teyssot, G. Die Gartenkunst des Abendlandes", Stuttgart 1993