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Er schuf die bedeutendsten Darstellungen barocker Gärten in Bayern zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Wahrscheinlich ist Disl der am meisten verkannte Gartenkünstler am bayrischen Hof gewesen, der, vielleicht introvertiert, von einem extrovertierten, sich in den Vordergrund drängenden Vorgesetzten Dominique Girard in den Hintergrund gedrängt wurde. Entsprechend gering sind die Informationen über ihn.
(Auf seinen Stichen liest man seinen Namen in den verschiedensten Schreibwesen:
- Mathias Diesel
(auf einer Hälfte der 1. Stichfolge und auf allen Stichen der 2. Folge),
- Mathias Disel
(so im Vorwort der 1. Stichfolge, auf einer Hälfte der 1. Stichfolge und alle Blättern der dritten Stichfolge),
- Matthias Disel
(1x in der 3. Stichfolge),
- Matthias Dißl
(1x in der Widmung der 2. Stichfolge),
Er selber unterschrieb seine Schriftstücke mit "Mathias Disl". Deshalb sehen wir, entgegen der üblichen Schreibweise seines Namens, diese seine Namensform als die korrekte an.
Über seine Biographie wissen wir:
- 1775
- geboren in Bernried (Starnberger See) als Sohn des Fischhändlers Andreas Dißl,
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- Ausbildung zum Gärtner in Dachau (?, lernte dabei Joseph Effner kennen, mit dem er zeitlebens befreundet blieb),
- 1706 - 1710
- Stipendium für das Studium der "Lust- und Blumengärtnerei" zunächst in Brüssel und dann in Paris (zunächst gemeinsam mit Effner). Ausbildung zum Gartenkünstler und Wasserbauingenieur in den Tuileriengärten, Versailles und Marly-le Roi (In der Regel hatten bis dahin die Architekten die Gartenpläne entworfen, die dann in der Praxis oft nur schwer umgesetzt werden konnten. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, ließen nun manche Fürsten die Gärtner dazu direkt befähigen),
- 1710 - 1712
- unbekannter Aufenthaltsort (evtl. Rückbeorderung nach München, aber auch evtl. weiterhin in Frankreich),
- 1711
- Umgestaltung eines Gartens in Alteglofsheim (Eglofsheim) für Georg II. von Königsfeld (Reichsvizekanzler), 1717 waren die Arbeiten beendet,
- 1712
- Arbeiten in Passau (u.a. für den Bischof),
- 1713
- Ernennung zum hochfürstlichen Salzburgischen Kammerdiener und Garteninspektor beim Fürstbischof Franz Anton von Harrach (= mittlerer Bediensteter mit einer Freiwohnung naben dem Schloss Mirabell, sein Gestaltungsanteil an den dortigen Gärten ist unklar),
- 1714
- Heirat der Salzburger Kaufmannstochter Anna Susanna Grundtnerin,
- 1717
- Herausgabe der 1. Stichfolge der "Erlustierenden Augenweide in Vorstellung herrlicher Gärten und Lustgebäude. Theils inventiert und angelegt, theils nach dermaligem Sito gezeichnet". Sie war seine Bewerbungsgrundlage für einen Arbeitsplatz am bayrischen Hof (geplant waren 5 weitere Folgen, später erschienen nur zwei, so dass insgesamt 3 Folgen erschienen. Mögliche Gründe: Tod des Verlegers (1724), evtl. das einsetzende Nachlassen des Interesses für formale Gärten. Die zweite und dritte Stichsammlung folgten wahrscheinlich 1720 (?) und spätestens 1723. 20 Stiche hatten bereits zuvor zur Illustration der Hochzeitsfeierlich- keiten des Kronprinzen Karl Albrecht gedient),
- 1718
- Anstellung im Kurfürstentum Bayern als "Ingenieur bei den Hof- und Lustgärten" in München. Seine Aufgabe war, die kurfürstlichen Gärten herzustellen und große Feste vorzubereiten (als Mitglied des Hofbauamtes war er dabei Dominique Girard unterstellt; ab 1715 hatte allerdings Effner die Oberaufsicht über die Arbeiten in Schleißheim gehabt. Vielleicht war er unzufrieden mit der Gartenarbeit Girards gewesen),
- 1726
- Kürzung der Bezüge von 600 auf 400 Gulden jährlich (nach dem Tod Max Emanuels durch den neuen Kurfürsten Karl Albrecht). Effner konnte ihm nicht helfen, da er selber in allen seinen bisherigen Tätigkeitsbereichen zurückgesetzt wurde (später häufige Bittgesuche wegen seiner persönlichen Notlage. Er beklagte seinen Mangel an Brot und Kleidung),
- 1739
- Bewerbung um die Nachfolge Girards (Er war dessen bisheriger Stellvertreter gewesen. Die Stelle erhielt Girards Sohn),
- 1752
- gestorben in München.
Das gartenkünstlerische Ansehen Disls ergibt sich aus der Bedeutung von Gartenstichen in seiner Zeit. Ihr damaliger Stellenwert war in Büchern größer als derjenige von Texten. Sie hoben das Prestige ihrer Auftraggeber (besonders bei der Vergänglichkeit ihrer Kunstwerke und lieferten für ihre Käufer die nötigen Anregungen für ihre eigenen Gärten. So ist es nicht erstaunlich, das es in dieser Zeit kaum eine deutschsprachige Gartenliteratur gab, wohl aber seit etwa 1720 mehrere hochwertige Stichwerke. (Vielleicht ist es auch deshalb zu verstehen, dass damals als Autor von "La théorie et la pratique du jardinage" im deutschsprachigen Raum zunächst immer nur Le Blond galt. Aus der Sicht seiner Zeit war er es auch).
Stichwerk "Erlustierende Augenweide"
(3 Bände, zwischen 1717 - 1723 in drei Folgen beim Verleger Jeremias Wolf in Augsburg erschienen, dargestellt werden realisierte Arbeiten und Idealentwürfe. Viele Angaben über dieses Stichwerk in der Literatur sind falsch, bzw. geben ein falsches Bild von ihm. Im Gegensatz zu Kleiner beschränkt er sich nur auf den Gartenbereich und stellt keine Innenausstattungen dar).
Bd. I: Insgesamt 50 Stiche, davon:
- 3 Versailles,
- 3 Marly
(1 Grundriss, 2 Ansichten, dargestellt in einem frühen Zustand, 1710),
- 11 Stiche kleinerer realisierter Gärten
(wahrscheinlich von ihm entworfen),
- 31 freie, idealisierende Gartenentwürfe,
Bd. II: Insgesamt 50 Stiche, davon:
- 3 Trianon
(1 Grundriss, 2 Ansichten),
- 3 St. Clou
(1 Grundriss, 2 Ansichten),
- 13 Mirabell
(Salzburg, 1 Grundriss, 12 Ansichten),
- 7 Hellbrunn
(Salzburg, 1 Grundriss, 7 Ansichten),
- 1 Orangerie
(Salzburg, Ansicht),
- 4 Stiche realisierter, kleinerer Gärten
- 21 freie, idealisierende Gartenentwürfe
(u.a. 3x Gartentheater, 3x Parterreende, 2x Orangerieparterre, 4x Treillagen, 4x Kaskaden, 1x pyramidale Schnittformen von Gehölzen),
Bd. III: Insgesamt 43 Stiche, davon:
- 10 Münchener Residenz (Ansichten)
(gezeigt werden die Eingangs-und Gartenfront im Norden und Westen, der Residenzgarten auf der Südseite, vier Gartenhöfe und der angrenzende Hofgarten),
- 15 Nymphenburg
(1 Teilplan, 14 Ansichten; die Stiche vermitteln etwas von der einstigen Pracht dieser Gärten),
- 3 Fürstenried
(1 Grundriss, 2 Ansichten),
- 5 Schleißheim
(2 Teilgrundrisse, die erst zusammengesetzt eine Vorstellung von der Gesamtanlage vermitteln; 3 Ansichten),
- 1 freie, idealisierende Ansicht eines fürstlichen Parterres
(evtl. auf Schleißheim bezogen),
- 6 idealisierende Entwürfe für einen wasserreichen Ort
(4 Grundrisse, 2 Ansichten).
Die beiden ersten Stichfolgen beginnen zunächst mit jeweils sechs Abbildungen berühmter französischer Gärten des 17. Jahrhunderts. Danach folgen im ersten Band anscheinend nur realisierte, bzw. idealisierende Eigenentwürfe und im zweiten Band seine Salzburger Gartenstiche und idealisierende Detailentwürfe. Erst der dritte Band konzentriert sich ganz auf die Münchener Gärten und hat erst ganz zum Schluss sechs idealisierende Eigenentwürfe für ein wasserreiches Gelände, d.h., dass in allen drei Bänden Eigenentwürfe von Disl enthalten sind, insgesamt auf 63 Stichen von 143. Besonders wegen seiner Abbildungen französischer Gärten (es sind nur 12) wird er gerne der französischen Gartenkunst zugeordnet, doch enthalten seine eigenen Entwürfe auch bayrische Einflüsse. Er betont die Mittelachse und seine Parterres und Bosketts besitzen viele Wasseranlagen. Manche Gartenmotive kombiniert er so, wie es sie in Frankreich nicht gegeben hat. So zeigt er in seinem Stichwerk erstmals zwei neue Kaskadentypen: am Ende eines Gartenkanals (wie in Schleißheim und Nymphenburg verwirklicht) und ein Kaskadenfeld, wie es nie realisiert wurde. Disl denkt architektonisch. Sein plastischer Schmuck beschränkt sich weitgehend nur auf Vasen. Seine Stärke ist das Eingehen auf die Gegebenheiten des Geländes. Bei den Details variiert er Bekanntes. Er ist ein kreativer Entwerfer, der im Rahmen bisheriger Traditionen neue Möglichkeiten aufgezeigt hat.
In seiner Zeit war Disls Stichwerk eines der umfassendsten deutschsprachigen Gartenwerke gewesen, das auch heute noch als Vorbild für barocke Gartenanlagen genutzt werden kann. (Manche Gartenbereiche behandelt es allerdings nicht erschöpfend, wie z.B. Treppen, Parterre-Arten oder Boskett-Räume, da es einst auf sechs Folgen geplant gewesen war).
Disl war der einzige bedeutende Gärtner in den Arbeitsgruppen um Effner am bayrischen Hof gewesen (Effner arbeitete vorwiegend als Architekt und als Koordinator, Girard als Wasserbauingenieur), der sich mit der Schaffung der kurfürstlichen Gärten beschäftigte, und er war der einzige unter ihnen, der die künstlerischen Voraussetzungen für anspruchsvolle Parterres mit sich brachte. Wir gehen deshalb davon aus, dass er der eigentliche Schöpfer der Parterres von Schleißheim und evtl. auch von Nymphenburg ist. Disl und Effner kannten sich nicht nur von ihrer Gärtnerausbildung her, sie erhielten auch gemeinsam vom Kurfürsten ein Ausbildungsstipendium und arbeiteten später zusammen. Sie waren zeitlebens miteinander befreundet. Evtl. war Effner es sogar , der Disl veranlasst hatte, nach München zu kommen. Effner hatte sich in Schleißheim mit einem Kreis besonders fähiger Kunsthandwerker umgeben und kannte Disls künstlerische Fähigkeiten. (Wenn man Disl als Schöpfer der Münchener Gartenpläne ablehnt, verbleibt die Frage, was er dann dort eigentlich gemacht hat?).
Lustgarten in München-Harlaching
(für Baron Max von Mayr, wahrscheinlich vor Disls Salzburger Zeit von diesem entworfen; 1 Grundriss und 2 Ansichten in der 1. Stichfolge)
Ein prächtiger Garten:
- Von der Gartenfassade eines Schlosses fällt eine dreiteilige Kaskade zu einem großzügigen Umgang um eine Kaskadenwand und einem langgezogenen Becken.
- Danach folgt ein großzügiges, von einem Kanal umgebenes Parterre mit einem großen Springbrunnen in einer sich kreuzenden Haupt- und Querachse in der Mitte. Diagonalwege unterteilen es weiterhin in der Länge und drei kreisförmige Wege in der Breite.
- Die Beetflächen sind teilweise mit Broderien und in ihren Ecken mit Topiary geschmückt, teilweise (in den Außenbeeten) mit Blumen.
- In jedem der Diagonalwege befinden sich noch einmal vier kleinere Springbrunnen.
Insgesamt ein sehr aufwendiger Gartenentwurf. (die Gartenfläche ist heute überbaut).
Garten von Schloss Schleißheim
(siehe auch Beitmann "Geschichte der Gartenkunst", Bd. II, ab Seite 49)
Nach seiner Rückkehr aus den Türkenkriegen machte sich der Kurfürst Max(-imilian) Emanuel von Bayern Hoffnungen auf die spanische Königskrone und - bei einem günstigen Verlauf der weiteren geschichtlichen Entwicklung - sogar auf die Kaiserkrone. Dafür glaubte er, angemessene Residenzen besitzen zu müssen. Diesem Umstand verdanken wir die Schlösser von Schleißheim und Nymphenburg.
- 1684 - 1689
- Errichtung eines Jagdschlösschens in Schleißheim nebst zwei Nebenpavillons durch Enrico Zuccali, den bereits die Mutter des Kurfürsten nach München geholt hatte (etwa 1 km vom alten Schleißheimer Schloss entfernt). Später sollten die flankierenden Nebengebäude halbkreisförmig durch Zirkelbauten miteinander verbunden werden.
- 1693
- beauftragte der Kurfürst Enrico Zuccalli mit den Planungen für ein neues Schloss in Schleißheim.
- 1701
- wurde der Grundstein gelegt (aus dem vorhandenen Plan ist ersichtlich, dass bis auf das Parterre (seine Absenkung war bereits vorgesehen), zu diesem Zeitpunkt bereits die gesamte Konzeption des Gartens, wie sie später realisiert wurde, feststand. Ähnlich holländischen Vorbildern, wurde er, einschließlich der Ringinsel um Lustheim, von einem Kanal begrenzt). Über die Ausgestaltung des Gartens war man sich allerdings lange unsicher gewesen. Es wurden dafür während der Exilzeit des Fürsten die verschiedensten Vorschläge eingeholt. U.a.
- um 1700 von Charles Carbonet,
- um 1702/04 von Claude Desgots,
- um 1714 von Robert de Cotte.
Sowohl Carbonet wie auch Desgots planten einen Mittelkanal nach Lustheim, Desgots zusätzlich ein vertieftes Wasserparterre mit einer gewaltigen Kaskade vor dem Kanal.
- 1715
- Rückkehr des Kurfürsten aus dem Exil aus Paris. Er brachte u.a. Charles Carbonet mit, der bereits in Holland zu seinem Gefolge gehört hatte. Er legte u.a. das Kanalsystem um das Lustheim-Schlösschen fest und war an den weiteren Gartenüberlegungen beteiligt.
- 1715 - 1717
- Entwurf eines Ausführungsplanes für den Garten (der allgemein als der "Girard-Plan" bezeichnet wird, bei dem allerdings nicht gesichert ist, dass Girard ihn selber gezeichnet hat. Nichts spricht dafür, dass er es als Wasserbaufachmann vermochte. Seine Hauptbedeutung lag beim Kanalbau. Vielleicht war er dem Kurfürsten so bedeutsam, weil dieser in Versailles erlebt hat, dass dort die Wasserversorgung des Parks kaum funktionierte und weil er auch hoffte, mit Kanälen die bayrische Infrastruktur verbessern zu können). Kennzeichnend für diesen Plan sind:
- die völlige Beibehaltung der ursprünglichen Grundkonzeptionen Zuccallis,
- neuer gestalterischer Schwerpunkt war das Schlossparterre:
Vor dem Corps de logis zwei abgesenkte "Parterre des pièces coupees pour des fleurs" mit je einem Brunnen an ihren Enden. Sie entsprachen zum Zeitpunkt ihres Anlegens nicht mehr dem damaligen Zeitgeschmack und wurden ursprünglich nur in kleineren Anlagen geschaffen. Es bestand aus einer Fülle kleinteiliger Blumenbeete, die zusammen ein gemeinsames Muster ergaben. Sie wurden einzeln von Buchsbaumhecken eingefasst und durch Formgehölze akzentuiert. Bepflanzt wurden sie rhythmisch mit gelb und rot blühenden Blumen im Wechsel.
- Zwei mittlere "Fontänenalleen" führten zu einem Kaskadenweiher
(von dem dann die Mittelachse bis Lustheim führte).
- 1717
- Aufgabe der Überlegungen für einen Mittelkanal (Seit 1700 hatte man zwischen der Anlage eines Mittelkanals oder einer Mailbahn geschwankt. 1722 war die Mailbahn dann fertiggestellt gewesen (Der Mittelkanal wurde erst um 1781 fertiggestellt. Man kennt dieses Datum, weil in diesem Jahr über 300 Menschen an ihm gearbeitet haben. Der heutige Kanal ist 700 m lang und 20 m breit. Bei der Anlage des Parks war er nicht - wie heute - das beherrschende Gartenelement gewesen).
- 1718
- Effner übernimmt die Hauptverantwortung für alle Bauarbeiten in Schleißheim, Disl kommt nach München,
- 1718 - 1722
- Stich von Disl, der zeigt, dass die Gartenüberlegungen abgeschlossen waren (Disl dürfte einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des Parterres gehabt haben. Er war Gärtner und besaß aus Salzburg als einziger Erfahrungen mit der Anlage eines solchen), Kennzeichnend für den Garten war jetzt:
- Vor den Galerietrakten des Schlosses befindet sich jeweils ein "Parterre de broderie melée de massifs de gazon" (mit Rasenstreifen eingefaßte Broderien) und dahinter ein "Bosquet planté en quinconces" und ein "Cloître" (ein besonders aufwendiges Boskett, z.B. mit seitlichen Bogengängen).
- Die Hauptachse zwischen den beiden Schlössern bildete die Rasenbahn für das Mailspiel. Sie verlief hinter der Kaskade quer durch die Boskettanlagen bis zu einem kreisrunden Parterre mit dem Schlösschen Lustheim in seiner Mitte.
- Den Hauptteil des Gartens bildete der Boskettbereich. Er bestand aus mehreren Boulingrins die Gartenräume bildeten. (Er umfasste etwa 2/3 der etwa 50 ha großen Gesamtfläche).
- Lustheim diente als point de vue und als Gartenabschluss
(ursprünglich war es - wie das Trianon in Versailles - als persönliches Rückzugsdomizil des Kurfürsten vorgesehen gewesen). Es sollte von einer gewaltigen, hinteren, halbkreisförmigen Marmorkolonnade eingefasst werden (die nicht fertiggestellt wurde). Die Gesamtanlage umgab ein kreisförmiger Kanal, so dass das Lustschlösschen mit seinem ihn umgebenden Parterre wie in einer Insel der Glückseligen lag und im gewissen Sinne an Colonnas "Hypnerotomachia" erinnerte.
- Die Gesamtanlage war seitlich von Kastanienalleen und Grenzkanälen eingefasst gewesen, die hinter dem Lustheim halbkreisförmig zusammenkamen.
- Vom Schlösschen und von den Querachsen führten Alleen in den dahinter liegenden (Jagd-) Park.
(Ursprünglich waren für den Park viele Skulpturen vorgesehen gewesen. Diese Überlegungen wurden aufgegeben und die bereits vorhandenen nach Nymphenburg gebracht).
Heute stellen Disls Gartendarstellungen häufig die einzige Quelle über das Aussehen der bayrischen Gärten in der Barockzeit dar. U.a. werden sie als Orientierungsunterlagen für Rekonstruktionsarbeiten im Park genutzt (so 1964 in Schleißheim bei der Verbreiterung des Hauptkanals im Mittelbereich.) und auch die Nymphenburger Porzellanmanufaktur verwandte sie für ihre Vorlagen. Viele seiner Kupferstiche wurden im Laufe der Zeit ohne seine Namensnennung nachgedruckt.
Bei der Anlage folgender Gärten war er gesichert beteiligt (mit einem unbekannten Umfang dieser Beteiligung)
- am Mirabellgarten (Salzburg),
- in Schleißheim,
- in Nymphenburg (München),
- in Eglosheim (Ludwigsburg).
In seiner Zeit neigte sich die Ära des Barockgartens bereits ihrem Ende zu. Seine Stiche dienten aber dem wohlhabenden Adel weiterhin noch lange als Vorbild.
Quellen
- Beitmann, Bert "Geschichte der Gartenkunst" Bd. II.(Internet)
- Diesel, Matthias "Erlustierende Augenweide", Edition Leipzig 1989
- Gothein, Marie Luise "Geschichte der Gartenkunst" Jena 1926
- Hansmann, Wilfried "Gartenkunst der Renaissance und des Barocks", Köln 1983
- Hennebo, Dieter / Hofmann, Alfred "Geschichte der deutschen Gartenkunst", Bd. II, Hamburg 1965
- Zech, Heike Juliane "Kaskaden in der deutschen Gartenkunst des 18. Jahrhunderts", Berlin 2010
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