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Er leitete die Entwicklung zum bayrischen Rokoko ein, schuf den dekorativen Stil in der Münchener Hofkunst und ist der Schöpfer des heutigen Schlosses und des Barockgartens von Nymphenburg (der in seiner Zeit oft als der schönste Barockgarten in Deutschland angesehen wurde).
Im gleichen Jahr wie Balthasar Neumann geboren und von dem gleichen Lehrer (Germain Boffrand) in Paris zum Architekten ausgebildet (sie sind sich nie begegnet), beeinflusste er den süddeutschen Barock wie nur wenige.
Aus seinem Leben weiß man:
- 1687
- geboren in Dachau als neuntes Kind des Hofgärtners Christian Öffner,
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- Ausbildung zum Gärtner (Als nichtältester Sohn seines Vaters konnte er diesen in dem Amt eines Hofgärtners nicht beerben, so dass er sich an seinen Landesfürsten mit der Bitte wandte, ihm eine Weiterbildung zu ermöglichen. Sie wurde ihm gewährt).
- 1706
- zur weiteren Ausbildung als "Lust- und Blumengärtner" auf Kosten des Landesherrn Kurfürst Max Emanuel zuerst nach Brüssel und dann nach Paris geschickt (gemeinsam mit Mathias Diesel),
- 1708 - 1715
- in Paris Berufswechsel zur Architektur. Ausbildung im Baubüro von Germain Boffrand (Lehrer an der "Académie royale d'architecture" in Paris), zunächst als Lehrling, dann als Zeichner; ab 1713 als Bauleiter beim Umbau des "Château de l'électeur de Barière" in Saint-Cloud, dem französischem Exilsitz (1704 - 1715) von Max Emanuel. Der Kurfürst hatte Boffrand bereits in seiner Residenz in Brüssel beschäftigt gehabt. Effner wurde hier besonders für den Bereich der Innenausstattung geschult. Ein Ergebnis dieser speziellen Ausbildung waren dann später seine Innenausstattungen der Schlösser Dachau, Nymphenburg, Schleißheim und wahrscheinlich der "Reichen Zimmer in der Münchener Residenz (Vorzimmer, Audienzsaal Empfangs- und Thronsaal; nach dem Brand von 1729 wurden sie von Cuvilliés neu gestaltet). In Schleißheim noch üppig und schwer, wurden die Innenausstattungen in der Folgezeit leicht und elegant, - der Beginn des bayrischen Rokokos.
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- Änderung des Namens von Öffner in Effner,
- 1715
- Hofbaumeister unter Kurfürst Max Emanuel (zunächst in Zusammenarbeit mit Enrico Zuccalli. Um sich von den handwerklichen Baumeistern abzugrenzen, nannte er sich "Architekt". Mit ihm kamen französische Bauideen nach München. Seine Tätigkeit entsprach der eines Chefplaners des kurfürstlichen Lustbauwesens. Ihm unterstanden alle in diesem Bereich tätigen Personen, wie u.a. Stuckateure, Maler, Gartenkünstler und Bildhauer),
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- Übernahme der Leitung für die Gartenerweiterung von Schloss Nymphenburg (mit Dominique Girard),
- 1715 - 1717
- Umbau des Schlosses in Dachau (Modernisierung des Gartentraktes und Schaffung eines repräsentativen Treppenhauses; noch stark am französischem spätbarocken Stil der Régence orientiert. Erneuerung des Gartens: Eine in Terrassen zur Amper abfallende Anlage); - Modernisierung des Schlosses Berg (Starnberger See), - Modernisierung von Schloss Lichtenberg (am Lech), - Modernisierung des Hauptpavillons und Errichtung mehrerer Nebengebäude am Jagdschloss Fürstenried (Der Garten war von einem Kanal umgeben, den eine Lindenallee begleitete. Seine Hauptachse richtete sich vom Schloss auf die Türme der Münchener Frauenkirche. Der Garten selber bestand aus dem üblichen Parterre, Laubengängen und Heckenbosketts. Nach 1734 errichtete Effner hier in der Mitte des Parks einen Pavillon, von dem eine achtstrahlige Sternanlage ausging. Wahrscheinlich wurde sie zum Vorbild für die 1736 errichteten Anlagen von Clemenswerth (im Auftrag des Bruders des bayrischen Kurfürsten, des Kölner Erzbischofs Clemens August).
- 1716
- Übernahme der Verantwortung für die Planungsarbeiten am Schloss Schleißheim (Girard wird für den Garten zuständig),
- 1716 - 1719
- Ausbau von Schloss Nymphenburg und seinem Park, u.a.:
- 1716 - 1719 - Errichtung der Pagodenburg,
- 1718 - 1721 - Errichtung der Badenburg,
- 1725 - 1728 - Errichtung der Magdalenenklause,
- 1717
- zehnwöchige Italienreise (u.a. Venedig, Rom, Neapel),
- 1718
- Leitung und Oberaufsicht über das gesamte Schleißheimer Bauwesen (Disl tritt in den bayrischen Dienst): Effner "bestimmte das endgültige Aussehen des Schlosses, das nun die gesamte Gartenfront überspannte. An den Enden setzte er Endpavillons, die durch seitliche Galerien mit dem Schloss verbunden wurden. Effners Leistung: - die Oberflächengliederung des Außengebäudes, - die plastischen Dekorationen, - die großen Raumdekorationen im Innern. …… Es ist sehr wahrscheinlich, dass er auch einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des Gartens nahm. Dafür sprechen seine Herkunft und seine Ausbildung" (Clifford). Die eigentliche Anlage dieses Gartens kann erst mit seiner Tätigkeit erfolgt sein, da überall in ihm die Linienführung der von ihm geschaffenen Schlossfassade aufgegriffen wurde. Er bestimmte deshalb damit das endgültige Aussehen dieses Gartens. Der immer wiederkehrende Bezug seiner Linienführung und der rhythmische Wechsel der Gartenelemente auf die Schlossarchitektur ist hier besonders auffallend. Auf diese Weise wurden Schloss und Garten zu einer selten gelungenen Einheit verbunden. Er berief zur Ausstattung der Innenräume des Schlosses die besten Stuckateure und Freskenmaler seiner Zeit, um mit ihnen ein bestmögliches Gesamtkunstwerk zu schaffen. Im Gartenbereich dürfte er deshalb in erster Linie für den künstlerischen Bereich Mathias Disl herangezogen haben (während Girard wahrscheinlich eher für die Lösung der wassertechnischen Probleme zuständig war). Viele seiner Pläne kamen nicht zur Ausführung.
- 1719 - 1726
- Weiterbau von Schloss Schleißheim (Hier entwickelte er die Formensprache Boffrands innerhalb der Wandgestaltung weiter. Er leitete damit die Entwicklung der Wandgestaltung zum bayrischen Rokoko ein. Sie drückt sich in einem "Mehr" an Stuckdekorationen und Plastizität aus).
- 1720
- Ernennung zum Hofkammerrat,
- 1721
- Heirat der Maria Magdalena Schön, mit der er zwei Söhne und eine Tochter bekommt,
- 1723
- Bau eines Palais für den Grafen Preysing (Hier hat er endgültig alle seine französischen Bindungen überwunden und die von dort übernommenen Motive zu etwas völlig Eigenständigem verschmelzen lassen).
- 1724
- Ernennung zum kurfürstlichen Oberhofbaumeister (nach dem Tod Zuccallis; damit zuständig für das gesamte Bauwesen in Bayern),
- 1726
- Tod Max Emanuels, Kaltstellung Effners (unter offizieller Beibehaltung der Ämter, aber tatsächlicher Abtretung aller Bauämter an Francois de Cuvilliés d.Ä.; ab jetzt nur noch in der Bauverwaltung tätig (auf Anweisung des neuen Kurfürsten Karl Albrecht. Auf dem Hintergrund welcher Hofintrigen dies erfolgte, ist zurzeit nicht feststellbar. Die größten Vorteile aus dieser Entwicklung hatten Cuvilliés und Girard gehabt)).
- 1738
- Ernennung zum Gartenbaudirektor (mit der Einschränkung der Befugnisse auf Erhaltungs- und Reparaturarbeiten)
- 1739
- Weihe der von Effner errichteten Kapelle im Ostflügel der nördlichen Gebäude von Nymphenburg,
- 1745
- gestorben in München (beerdigt in der Münchener Frauenkirche; Grabstein steht im Chor).
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- (der spätere Königliche Hofgartendirektor Carl Joseph von Effner war ein Urenkel, 1831 - 1884).
Aus gärtnerischer Sicht war seine wichtigste Arbeit der Park von Nymphenburg (wobei man sich darüber im Klaren sein muss, dass dieser als Gesamtkunstwerk das Arbeitsergebnis vieler Personen war, die der Kurfürst und Effner um sich versammelt hatten. Effner war allerdings derjenige, dessen Weitblick sie dazu führte, gemeinsam einen der einst bedeutendsten Barockgärten Deutschlands zu schaffen. Ihm muss dieser Park auch zugesprochen werden, weil er sich um dessen Bepflanzung persönlich gekümmert hat (Dies deutet auch auf sein persönliches Interesse an ihm hin).
Der Park von Nymphenburg
Die Entwicklung des heutigen Nymphenburger Schlossparks zog sich über etwa 200 Jahre hin: Vom Kauf einer Schwaige 1663 (Einzelgehöft, das hauptsächlich der Viehhaltung diente), bis hin zur Errichtung eines Monopteros 1865 durch Klenze. Seine Grundkonzeption wurde allerdings nach einer ersten holländischen Orientierung durch Carbonet nach 1701 mit ihren Wasserkanälen, dann von Effner nach 1715 als Hofbaumeister festgelegt, einer Grundkonzeption, an der auch Sckell nichts änderte (von 1804 - 1823), als er den Barockgarten in einen Landschaftsgarten verwandelte und die bestehenden formalen Sichtachsen in "natürlich" anmutende Sichtschneisen verwandelte.
Im zeitlichen Überblick stellt sich die Entwicklung des Parks und seines Schlosses folgender- maßen dar:
- 1663
- Kauf der "Waldschwaige Kemnath" durch den Kurfürsten Ferdinand Maria (als Geschenk für seine Gemahlin Adelaide von Savoyen für die Geburt eines Thronerben zur Errichtung eines Landhauses. Sie beauftragte damit italienische Baumeister: Graf Castellamonte, Agostino Barelli und ab 1674 Enrica Zuccalli),
- 1664
- Baubeginn,
- 1701
- Ausbau des Landhauses zu einer Schlossanlage durch den Architekten Zucalli für den Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (in der Literatur nur verkürzt "Max Emanuel" genannt, regierte von 1679 - 1726. Er war der eigentliche Auftraggeber der heutigen Schlossanlage). An das Kerngebäude seiner Mutter wurden an den Seiten zwei Wohngebäude angesetzt und daneben vier Pavillions geschaffen, die arkadenmäßig miteinander verbunden wurden (1702 - 1704), und es wurde ein großer Barockgarten im "holländischen Stil" geschaffen: Es entstanden als Mittelachse der große Kanal (das Wasser wurde aus der Würm abgeleitet und auf der Höhe der großen Kaskade in den Park eingeführt. Der nachfolgende Park bestand dann aus
- dem "Großen Parterre" - angelegt um eine vergoldete Florafontäne und bestehend aus
- zwei schlossnahen Broderieanlagen,
- danach zwei Rasenstücken umgeben von Blumenrabatten,
- vier Bosketts seitlich vom Parterre (hauptsächlich zur Ausübung verschiedener Spiele),
- einer Waldzone hinter dem abgrenzenden Querkanal. Sie wurde von Schneisen und Wasserachsen unterteilt. In ihr standen die berühmten Filialschlösschen.
- 1714
- Effner wird zum Leiter des Nymphenburger Bauwesens, 1715 zum kurfürstlichen Hofbaumeister berufen und Girard für wassertechnische Fragen als "Brunnenmeister" ihm zugeordnet. Ab jetzt werden französische Anregungen verstärkt berücksichtigt. Effner formt nun aus der Anlage ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus
- einem (überdimensionalen) cour d'honneur, eingerahmt von Kavalierbauten, der Orangerie, dem Marstall und Verbindungstrakten
(später unter Kurfürst Karl Albrecht wurde dann dieser halbkreisförmig erweitert),
- zwei seitlichen "giardini secreti" neben dem Nord- und dem Südflügel (Sie besaßen je eine von Laubengängen umgebene Broderieanlage),
- durch sie führte als Mittelachse der Kanal bis zu einer Kaskade als point de vue (von Effner entworfen). Ihre Flussgötter symbolisierten die geographischen Herrschaftsbereiche des Kurfürsten. Sie war der Endpunkt des Gartens. (Die optimale Tiefe dieses Geländeteils erreichte man, indem man die Gehölze nach hinten kleiner werden ließ),
- rechts und links von diesem Kanal führten Alleen strahlenförmig zu den Plätzen mit ihren Filialschlösschen. Dies hatte es in den frühen stilbestimmenden französischen Gärten vergleichbar nicht gegeben (z.B. nicht in Vaux-le-Vicomte). In ihnen hatte der Kurfürst besonders sein Intimleben gepflegt.
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- Gestaltung der Hauptfassade zur Gartenseite hin (drei statt vier Fensterreihen, Dreiecksgiebel), - Planung der quadratischen Höfe neben dem Schloss,
- 1716 - 1719
- Entwurf und Errichtung der Pagodenburg als Teevilla,
- 1717
- Bau der Kaskade (von Effner entworfen; ihre Marmorverkleidung stammt von 1769),
- 1718 - 1721
- Entwurf und Errichtung der Badenburg als Badehaus,
- 1719
- Fertigstellung der südlichen Nebengebäude (Erdgeschoss = Stallungen, Obergeschoss = Kavalierzimmer),
- 1720 - 1722
- Ausgestaltung der Wohnräume des Kurfürsten (erstes Obergeschoss im Mittelbau und nördlicher Pavillon), Erstmalige Anwendung des "Bandelwerks" als Dekorationsstil im nördlichen Vorzimmer des Hauptgebäudes. Damit legte er die Grundlagen für das bayrische Rokoko. Effner hatte es bei Boffrand in Paris kennengelernt. (Cuvilliés setzte später diese Art der Raumgestaltung fort, und in den 50er und 60er Jahren erreichte sie dann - weiterentwickelt - als bayrischer Rokoko ihren Höhepunkt),
- 1723 - 1724
- Fertigstellung der nördlichen Nebengebäude (Erdgeschoss = Orangerie, Obergeschoss = "Comedisaal"), - Errichtung von Verbindungsbauten zwischen dem Hauptschloss und der Orangerie und Bau eines Gebäudes für Gesellschaftsspiele (Paßspiel, Billiard),
- 1725 - 1728
- Errichtung der Magdalenenklause (ein Mischgebäude aus Grotte, Kapelle und Wohnräumen),
- 1728 - 1729
- Errichtung der Rondelbauten,
- 1730
- Kanalbau Richtung Stadt und Anlage der Lindenallee (als Gegenstück zum "Großen Kanal" im Garten),
- 1733
- Errichtung der Gartenmauer,
- 1734 - 1737
- Erbauung der "Amalienburg" durch Cuvilliés (Effner hatte hier bereits einen Pavillon vorgesehen gehabt).
Der Garten selber bestand aus dem
- "Großen Parterre", bestehend aus acht Kompartimenten mit Teppichbeeten in der Mitte. Ihren Mittelpunkt bildete der vergoldete Florabrunnen (mit einer 4 m hohen Zentralfigur, aus deren Blumenkorb ein 10 m hoher Wasserstrahl emporschoss).
- Neben den niedrigen Parterres lagen die vier Bosketts und die Heckengärten. So u.a.
- die Sommer-Orangerie mit den in Kübeln gepflanzten Orangenbäumen,
- Bosketts für das Paßspiel und ein beliebtes russisches Kegelspiel
(in beiden standen zierliche, offene Pavillons),
- ein Irrgarten mit einem Heckentheater.
- Den architektonischen Höhepunkt an der Hauptquerachse bildeten die Lustschlösschen "Pagodenburg" und "Badenburg" mit ihren eigenen Parterreanlagen und Wasserkünsten. (Zwischen 1804 und 1823 wurden letztere von Sckell beseitigt, so dass die Bauten das zu ihnen gehörende Umfeld verloren). Sie waren vielleicht von dem Trianon in Versailles angeregt worden
Badenburg (an der Südseite): Sie war einem antiken Nymphaeum nachempfunden worden und war das erste beheizbare Bad in West- und Nordeuropa seit der Römerzeit gewesen. Ausgemalt war sie als ein Reich der Nymphen. Wahrscheinlich war sie von den türkischen Bädern angeregt worden, die der Kurfürst während seines Balkanfeldzuges kennengelernt hatte. Das Erdgeschoss bestand aus einem Vorzimmer und einem Zugang zum Bad auf der einen Seite und dem Schlafraum auf der anderen und einem großen ovalen Festsaal mit einer großzügigen Treppenanlage zum Garten hin. Der Garten besaß nach vorne eine Terrassenanlage mit einem großen Wasserbecken und vielen Springbrunnen und zur Rückseite ein Blumenparterre. (Heute sind diese Gartenanlagen durch deren Aufgehen in den Landschaftsgarten nicht mehr erkennbar).
Pagodenburg (an der Nordseite): Sie wurde von Effner als zweigeschossiges Bauwerk errichtet (Max Emanuel soll dafür den Grundriss selber gezeichnet haben). Ihre achteckige Grundform wurde durch vier Anbauten zu einer Kreuzform erweitert. Sie diente für intime Feste und Ruhepausen beim "Mailspiel". Das Erdgeschoss bestand zunächst aus einem großen achteckigen Mittelraum und vier Nebenräumen als Anbauten. Verkleidet sind die Wände mit holländischen Fayence-Kacheln. Der Saal war so beschaffen, dass die Bediensteten die Tafelnden von außen durch die Fenster bedienten, um sie nicht zu belästigen. Das Obergeschoss besitzt zwei Räume, deren Wände aus schwarzer und roter Lackmalerei und "Pagoden-Deckengemälden" bestehen (= Chinesische Räume) und einem Ruheraum mit weiß-goldener Täfelung und mit rot-grünem brokat- überzogenen Möbeln. In dem zur Pagodenburg gehörenden Parterre befand sich, so dass es von allen Seiten gesehen werden konnte, im Schnittpunkt der Alleen ein Wasserbecken in der Form des Lusthauses, aus dem mehrere Fontänen aufstiegen. Die Mailbahn befand sich hufeisenförmig im Norden des Lusthauses und war ca. 2000 Fuß lang (1 Fuß = knapp 30 cm). Seitlich fuhren an ihr leichte Kutschen während des Spiels entlang, damit die Spielenden und ihre Zuschauer keine längeren Strecken zu laufen hatten.
Magdalenenklause (ab 1725 errichtet, ein für seine Zeit völlig ungewöhnliches Bauwerk): Äußerlich als Ruine und im Inneren als Grotte mit anschließender Eremitage errichtet. Bemerkenswert die zu diesem Zeitpunkt bereits historisierende Verwendung von romanischen, gotischen und maurischen Bauformen (maurisch z.B. die Fenster des Altarraumes). Sie steht für den im 17. Und 18. Jahrhundert beliebten Rückzug aus dem höfischen Zwängen in eine naturbezogene Welt persönlicher Besinnung. Sie besteht aus einer Kapelle und vier anschließenden Wohnräumen. 1728 von Erzbischof Clemens August aus Köln eingeweiht, als seine erste bischöfliche Handlung. Als Kapelle diente eine mit Tuffstein und Muscheln ausgekleidete Grotte. (In der Kuppel der Kapelle befanden sich Deckenbilder mit Darstellungen aus dem Leben der heiligen Maria Magdalena als Büßerin. Darstellungen von dieser waren auch als Stuckfigur in einer Grottennische und als Ölbild im Speisesaal). Als Zeichen der Vergänglichkeit erfolgte die ruinöse Gestaltung bewusst. Solche Eremitagen gab es schon seit Jahrhunderten (u.a. Buen Retiro in Spanien, Gaillon in Frankreich oder bereits seit 1590 im Schleißheim des Erzherzogs Wilhelm von Bayern).
Der Reisende Edle von Rotenstein über den Garten (1781, nach Gothein): "Der Garten hat 19 Springbrunnen, welche 285 Wasserstrahlen geben; so viele Wasserkünste, vergoldete Vasen und Statuen und viele Blumen in das Auge zu bekommen, lässt einen mehr empfinden als beschreiben. Das große Blumenparterre ist 138 Klafter lang, hat eine große, vier kleinere und eine sechsfache Fontäne. Das Parterre ist mit Vasen und Buchsbaum angelegt, und auf Beeten dazwischen stehen viele Blumen, welche alle Monat andern Platz machen …. Gleich vorne stehen 6, drittehalb Ellen hohe, vergoldete Urnen …. Dann sieht man rechts und links eine Drachenfontäne (mit einer Menge einzeln geschilderter Drachen und Schlangen auf Steinbergen liegend) …. In dem Parterre stehen 28 vergoldete Statuen, Gruppen, Vasen und Urnen, an den buchenen Spalieren 17 Statuen von weißem Marmor. Nach den Drachenfontänen folgen zwei Kinderfontänen, jedes Kind auf vergoldetem Walfisch sitzend …. Endlich kommt in der Mitte die große Florafontäne, sie ist achteckig, in weißem Marmor gefasst und hat über 100 Schuh im Umkreise. In der Mitte ist ein großer Korb mit Blumen, woraus ein mannsdicker Strahl 30 Schuh springt. Zur Seite des Korbes erblickt man die Göttin Flora sitzend, 12 Schuh hoch. Neben ihr ein Zephir …., welcher in der Hand einen großen Kranz von Blumen hält und mit der andern Hand seine Verwunderung anzeigen will wegen eines Affen, den das Wasser aus dem Korbe treibt. Auf dem Berge stehen noch folgende Sachen: ein Löwe, ein zottiger Hund, drei große Schwanen, zwei Störche, viel Seeblumenkraut. Dann sind noch im Bassin 8 kleine vergoldete Berge, auf vier davon sitzen Liebesgötter, auf den andern vier Bergen sitzen vier Tritonen, welche Korallen, Perlen und dergleichen in den Händen halten: sie sitzen auf Walfischen. An dem Rande dieses Bassins sind in der Rundung herum acht vergoldete Frösche, welche das Wasser bogenweis speien. Diese prächtige Fontäne hat 60.000 Gulden gekostet und waren 250 Zentner Blei erforderlich. - Sodann kommt man wieder zu einem großen Bassin, welches sechs 12 Schuh hohe Wassersprünge in einer Reihe hat, in dieses Bassin geht rechts und links der Kanal, welcher von da zur großen Kaskade führt".
Der Park von Nymphenburg galt einst als einer der schönsten deutschen Barockgärten. Manche sahen ihn sogar als den schönsten an. Er war der Höhepunkt des Gartenschaffens des Kurfürsten Max Emanuel und seines Oberhofarchitekten Joseph Effner, der dort als solcher alle Pflanzungen persönlich überwacht hatte. Hier wurde noch einmal das Hauptparterre als das Herz eines Gartens betont, während sich bereits in anderen dessen Reduzierung ankündigte (z.B. in Veitshöchheim).
Quellen
- Clifford, Derek "Gartenkunst", Reutlingen 1966
- Gothein, Marie Luise "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926
- Hansmann, Wilfried "Gartenkunst der Renaissance und des Barocks", Köln 1983
- Hennebo, Dieter / Hofmann, Alfred "Geschichte der deutschen Gartenkunst", Bd. II, Hamburg 1965
- Hojer, Gerhard / Schmid Elmar D. "Nymphenburg - Schloss, Park und Burgen", München 1997
- Mosser, M. / Teyssot, G. "Die Gartenkunst des Abendlandes", Stuttgart 1993
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