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Mit der Übertragung der "Gartentheorie" von Blond trug er entscheidend zu dem bekanntwerden französischer Gartengedanken im deutschen Sprachraum bei. Mit seinen "Vier und zwantzig Gärten=Grund=riße" schuf er das wichtigste Musterbuch für die deutschen Rokokogärten (neben einem von Cuvilliés d.Ä.), wie es in seiner Geschlossenheit vergleichbar auch in Frankreich keines gab.
Franz Anton Danreitter ist heute so gut wie unbekannt, sein Name wird fast immer falsch geschrieben (nur mit einem "t" statt mit "tt" wie er und seine Frau ihre Dokumente unterschrieben haben). Immerhin hat er im Salzburger Bereich noch die Bedeutung, dass Andrea Alexa Schnitzler-Sekyra über ihn ihre Promotionsarbeit geschrieben hat (1994, unveröffentlicht).
Bekannt von ihm ist:
- 1695
- geboren in Salzburg als Sohn eines erzbischöflichen Karabinieri (der Vater war zuvor 20 Jahre in Habsburger Diensten gewesen, der Sohn war der älteste von sechs Kindern),
- 1711 - 1713
- Besuch der "niederen Schule" (1. Klasse: Rudimenta, 2. Kl.: Grammatika, 3. Syntax, 4. Poesie),
- 1714
- Examen in "Metaphysik" an der Philosophischen Fakultät,
- 1716
- Studium der Philosophie an der Universität Salzburg (Erlernen des Zeichnens beim Leiter der damaligen Bauverwalter), - Am Salzburger Hof wurde seine zeichnerische Begabung erkannt und ihm der Vorschlag gemacht, mit Hilfe eines Stipendiums für Studien und Reisen die Gartenkunst zu erlernen, um danach in dessen Diensten als Garteninspektor tätig zu werden. - Beginn umfangreicher Reisen im Gefolge des Landmarschalls Alois Graf Harrach (Bruder des Erzbischofs). Die Aufgabe Danreitters war dabei, sich einen Überblick über den Stand der damaligen Gartenkunst zu verschaffen, seine Kenntnisse im Zeichnen zu vertiefen, in der Botanik (besonders in der Zitruskultur, da sie in der damaligen Zeit einen wichtigen Statusfaktor darstellte) und in der Anlage und Pflege der Gärten der Brunnenkultur. Die Orte und die jeweilige Aufenthaltsdauere sind unbekannt. Vermutet werden:
1716 - Wien (Hauptstadt des Landes mit den Palästen der Grafen Harrach), Hier u.a. Kennenlernen von Jean Trehet (der für die Harrach arbeitete) und der Gärten von Schloss Schönbrunn, vom Belvedere und evtl. Palais Lichtenstein. Evtl. Ausbildung zum Zeichner im Umfeld Hildebrandts. Er war damals der Hausarchitekt des Erzbischofs.
- 1718 - Dresden:
Er arbeitete hier wahrscheinlich im Entwurfsbüro Pöppelmanns. Eine Zeichnung (1720) von einem später nicht ausgeführten Zwingerpavillon spricht dafür. Die Gärten in Dresden standen 1719 im Mittelpunkt des Hochzeitfestes des dortigen Kronprinzen mit einer Kaisertochter. Hier lernte er kennen: den "Dresdener Zwinger" im Bau, Die Umgestaltung des "Großen Gartens", das Anlegen des Gartens von Großsedlitz und die Orangeriekultur, die hier besonders gepflegt wurde.
- 1721 - Leipzig:
Belegt durch einen "idealen Gartenentwurf". Sein Plan enthält bereits viele Elemente, die er später in seinen beiden Gartenstichwerken publiziert hat: Um eine Mittelachse, die im oberen Ende in einem Halbrund endet, befinden sich zunächst ein aufwendiges Parterre und danach um ein dreieckiges Bassin ein großes Aufstellfeld für Kübelpflanzen. Völlig umgeben werden sie auf beiden Seiten (bis auf den Endbereich) von Bosketts und dann einer Allee, so dass nach außen keine Sichtbeziehungen bestehen.
- - Holland:
Ob und welche Gärten auf der Hinreise besucht wurden, ist unbekannt (evtl. Herrenhausen, Wolfenbüttel). Auch welche Gärten er in Holland gesehen hat, weiß man nicht.
- 1723
- Frankreich, der Höhepunkt der Reise: Welche Gärten er hier besucht hat, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich: Versailles, Trianon, Marly, Saint-Cloud, Tuillerien. (Nach einem Brief von Friedrich August Gervasius Graf Harrach an seinen Vater vom 22.4. 1723 wartete Danreitter in Paris bereits seit sechs Monaten auf die Erlaubnis, die königlichen Gärten besuchen zu dürfen, ohne sie bis dahin gesehen zu haben. Harrach hoffte, ihm wenigstens den Zutritt in Versailles verschaffen zu können. In einem Brief im Juni teilte er dann mit, dass er dessen Einstellung erreicht hätte. Aus dieser Zeit haben sich 9 Zeichnungen von Versailles und dem Trianon erhalten, orientiert an der bereits damals veralteten Gartenwelt Ludwig XIV. Er benutzte dafür eigene Aufmaße und kopierte vorhandenes Planmaterial).
- 1718
- Tod der Mutter Anna Danreitter,
- 1724
- Rückberufung nach Salzburg (bei seiner Rückreise wahrscheinlich Besuch von Diesels Garten in Schleißheim), Ernennung zum Hofgärtner im Mirabellgarten und zum Inspektor aller Hofgärten. Zuweisung einer Dienstwohnung im Schloss Mirabell. - Anfertigung von Entwürfen für den Mirabellgarten. U.a.: Entwurf für den Bereich um Hildebrandts Sala terrena (die nie gebaut wurde). Danreitter verband sie darin mit dem Garten. Vielleicht wollte Danreitter damit den Erzbischof auf sich aufmerksam machen. Er übernahm später diesen Entwurf in sein Mirabell-Stichwerk und Variationen davon in sein Stichwerk "Lust=Stück". - Neben seinen dienstlichen Tätigkeiten Beginn einer umfangreichen Dokumentation über Salzburg und seine Gärten (Prospektserien; Prospekt = perspektivisch übertriebene Ansichten; bei Danreitter übertrieben durch die "Überhöhung" des Ansichtsstandortes), wahrscheinlich mit dem Ziel einer positiven Beachtung durch den Erzbischof:
- Festung Hohensalzburg:
4 idealisierte Blätter, Ansichten aus allen Himmelsrichtungen,
- Mirabellprospekt:
Er arbeitete an den 15 Blättern seit 1726. Sie gelten heute als wichtige Dokumentationen der damaligen Arbeiten von Hildebrandt. Sie bestehen aus Grundrissen, einer Vogelschau der Gesamtanlage, den Ansichten der Schlossfassade von allen Seiten und Detailansichten (u.a. von sieben Gartenperspektiven). Danreitter orientierte sich dabei an den Planungen Diesels und änderte nur klar umrissene Einzelräume.
- Hellbrunnprospekt
(1728 -1735) seine umfangreichste Darstellung eines Gartens.
- Kirchenprospekt
(1728) angeregt durch die Domerweiterung, 20 Blätter, Erzbischof Firmian gewidmet. Eine Darstellung der Kirchen Salzburgs vom Mittelalter bis zur Zeit Danreitters (1724 war eine ähnliche Arbeit von Salomon Kleiner über die Kirchen Wiens erschienen; wahrscheinlich auf Anregung dessen Verlegers Johann Andreas Pfeffel in Augsburg). In seinen Arbeiten vereint Danreitter durch die Schrägansichten der Fassaden die Kirchen mit den städtischen Räumen unter Beachtung ihrer charakteristischen Verbindungen zur Natur. In der Regel baute er seine Bildansichten nicht von einer Mittelachse der dargestellten Kirchen auf. In Hell-Dunkel-Kontrasten betonte er die wichtigsten Bildinhalte.
- 1727
- Bauleitung bei der Um- und Neugestaltung der stadtbildprägenden Pferdeschwemmen (= Tränken, auf Anordnung des neuen Erzbischofs Firmian):
Kapitelschwemme (Brunnenhaus mit einer Schauwand, 5 Blätter, in mehreren Arbeitsschritten angelegt),
Pegasusschwemme (mit einem Pegasus auf einem Felsen, 1731; ursprünglich auf dem Kapitolplatz stehend, ließ sie Graf Thun vor das Schloss Mirabell versetzen).
- Umgestaltung verschiedener Gartenbereiche in Hellbrunn (Großes Parterre auf der Weiherinsel, Erneuerung der Wasserkünste),
- 1728
- Ernennung zum Garteninspektor und Kammerdiener (sein bisheriger Dienstherr Franz Anton Harrach war 1727 gestorben) bei gleicher Besoldung wie die anderen Hofgärtner. Er ist zuständig für
- alle Belange in den Kunst- und Küchengärten,
- alle Brunnenangelegenheiten,
- die Bezahlung aller Gärtner und die Bediensteten in den Gärten.
- Gartenentwürfe für Schloss Klesheim (= Sommerresidenz): Sie wurden später in wesentlich kleinerer Form ausgeführt. Statt eines Barockgartens entstand ein intimer Rokokogarten. Anfertigung zweier Entwürfe für den dortigen Fasanengarten. - Stichfolge "Lust = Stück" (zeigt Parterre-Entwürfe als Ornamentvorlagen; dabei Rückgriffe auf Fülcks "Neue Garten Lust" von 1720): 20 Tafeln mit jeweils bis zu 3 verschiedenen Parterres. Gezeigt werden sehr aufwendige Parterreformen mit den verschiedensten Broderien. Danreitter variiert hier die verschiedensten Ornamente und rahmenden Rabatten.
- 1730 und 1731
- große Protestantenemigration (damit wirtschaftlicher Niedergang und damit verbunden der Zwang zu äußerster Sparsamkeit in den Gärten),
- 1731
- Erstellung einer umfangreichen Inventarliste für die Gärten Mirabell, Hellbrunn, Schlossberg, Klesheim und Laufen, - Veröffentlichung der Übersetzung von Blonds "La théorie et la pratique du jardinage" ins Deutsche (ausgehend von der 2. Auflage von 1713), gewidmet dem Erzbischof Firmian (= die erste umfassende gartentheoretische Darstellung über Lustgärten). Wahrscheinlich hat er während seines Parisaufenthalts 1723/24 den Stichwerkverleger Mariette auch aufgesucht, als die "Theorie" bereits 15 Jahre herausgegeben war. Sieben Jahre danach erschien sie in deutscher Übersetzung mit einer eindeutigen Autorennennung (Blond und nicht Dézallier d'Argenville). Danreitter wird mit Sicherheit darüber mit dem Erstverleger gesprochen haben. Befremdend mutet es einen heute an, dass, wenn dieses Buch in seiner Zeit tatsächlich so populär gewesen war, wie man es gerne seit dem 19. Jh. darstellt, man uns im digitalen Zeitalter nicht einmal dessen tatsächlich gesicherte Auflagenzahl zu sagen vermag (es werden von den unterschiedlichen Quellen 2 - 5 Auflagen genannt; z.B. Dennerlein 2, H. Günther 4 -5).
- 1732
- Kompetenzstreit wegen des unerlaubten Fällens von zwei Bäumen in Hellbrunn (mit der Hofkammer), in dem Danreitter Recht erhielt,
- 1733
- Amtseid im Zusammenhang mit der uneingeschränkten Verantwortung über die Hof- und Lustgärten,
- 1735
- Gesuch um eine Heiratserlaubnis, die bewilligt wird. Heirat mit der 20jährigen Maria Cäcilia Kolb (von ihren 11 Kindern überlebt keines das dritte Lebensjahr).
- 1740
- Ansicht von Schloss Leopoldskron (einzige Ansicht),
- 1744
- Entwurf einer neuen Orangerie für den Mirabellgarten, - Publikation "Vier und zwantzig Gärten = Grund = riße" (dem Erzbischof Firmian gewidmet),
- 1745
- Bestätigung Danreitters durch den neuen Erzbischof Graf Lichtenstein als Kammerdiener und Inspektor aller Hof- und Lustgärten (mit einer ausführlichen Darstellung aller seiner Pflichten und Rechte bei einem Gehalt von u.a. monatlich 25 Gulden und täglich ¼ Liter Wein. 1746 erhielt er in seiner Not das Recht, letzteren für den Zeitraum eines Jahres verkaufen zu dürfen. Darüber hinaus durfte er ab jetzt auch für andere Auftraggeber Gartenentwürfe herstellen. Dies erfolgte dann u.a. für
- den Bischof von Laibach (1747),
- die Familie Czernin (Prag),
- wahrscheinlich weitere Auftraggeber in Wien.
- Erhöhung seines Gehalts auf 30 Gulden monatlich.
- 1749 - 1753
- Erneuerung der baufälligen Schmiedgrotte in Hellbrunn,
- 1749 - 1753
- Bauleitung beim Bau der Kirche St. Sebastian (Linzergasse; der Gesamtentwurf geht wahrscheinlich nicht auf Danreitter zurück), - In den letzten Jahren Kompetenzstreitigkeiten mit einem Landrichter (Ausgang ist unbekannt),
- 1760
- gestorben in Salzburg, begraben auf dem Friedhof von St. Sebastian.
Danreitters Bedeutung für die Gartenkunst ist neben der des Übersetzers von Blonds "Theéorie" die eines in seiner Zeit wichtigen Schöpfers von Stichwerken. Dies gilt besonders für sein
- Gartenprospekt "Lust=Stück" (1728, mit 20 Tafeln),
- "Vier und zwantzig Gärten=Grund=riße".
Aber auch von den
- Gärten von Mirabell (1726),
- Gärten von Hellbrunn (1728/35).
Dafür muss man sich über die Bedeutung von Stichen in der damaligen Zeit eine Vorstellung machen. Seit Beginn des 16. Jhs. dienten z.B. Stadtansichten der Selbstdarstellung der Fürsten und waren wichtige Erinnerungsstücke nach einer Grand Tour. Besonders beliebt waren perspektivische Architekturdarstellungen. Das zuvor stärker theoretisch orientierte "Säulenbuch" wurde von bildlichen Präsentationen abgelöst. Prächtige Kupferstichwerke entstanden und demonstrierten die Macht der Herrscher weit nach draußen. Den Ansichtenwerken kam deshalb eine besondere Bedeutung zu, zunächst in der Form von Darstelllungen in der Totalen (wie bei Merian) und später in der von Einzelobjekten. Auf diesem Hintergrund sind auch Danreitters Ansichten zu sehen. Kupferstiche waren in der damaligen Zeit sehr beliebt. Wir kennen heute noch solche von Kleiner (Wien, Schönborngärten) und Diesel (Kurbayern). Für den süddeutschen Bereich sind bekannt:
- 1720
- Fülck, Johann David "Neue Gartenlust",
- 1732
- Hora, Matthias Wilhelm "Neu Inventirtes Garten-Werck",
- 1744
- Danreitter, Franz Anton "Vier und zwantzig Gärten=Grund=riße",
- 1750
- Richter, Siegmund "Unterschiedliche Gattungen neuer Risse und Vorzeichnungen",
(Sie alle wurden in Augsburg gedruckt).
Danreitters Buch gilt als das wichtigste Musterbuch für die deutschen Rokokogärten (neben einem zweiten von Cuvillié d.Ä.). Es enthielt in geschlossener Form seine gültigen Gestaltungsprinzipien. Selbst in Frankreich gab es nichts Vergleichbares.
Die Symmetrie bestimmt die übergeordnete Gliederung in Danreitters Gärten. Ihr Abwechslungsreichtum besteht in den Details (besonders in denen der Bosketts). Danreitter monumentalisiert das Gartenrelief über eine entsprechende Geländemodellierung und befreit darin die (Füll-) Ornamente aus ihren Rahmen (Ingrid Dennerlein ordnet sie deshalb dem Rokoko zu). Seine in den Boulingrins eingelassenen einzelnen Elemente (z.B. Becken) werden dadurch gewichtiger.
Er zeigt in seinem Buch
- Parterreanlagen
- ungeteilt,
- durch Wege gegliedert,
- von einem Boulingrin (z.B. Rasenböschungen) gerahmt,
- Rasenmuscheln als Ornament,
- Bosketts mit
- ungestalteter Mittelfläche,
- Rasenflächen oder Wasserbecken,
- Boulingrins (verbunden mit verschiedenen Gartenelementen wie Bänken, Postamenten usw.),
- Treillagen und Berceaus für geschwungene Wegeanlagen.
Seine typischen Gestaltungselemente sind:
- Längs-, Quer- und Diagonalachen,
- Terrassen,
- Treppen und Rampen,
- Wasserbecken mit Fontänen und Kaskaden,
- Statuen,
- kleine Ziergehölze.
Seine Entwürfe drücken eine große Geschlossenheit aus (besonders durch die Anordnung seiner Boskettzonen und die Geschlossenheit des Gartens nach außen).
Lauterbach nennt Danreitter einen "originellen, wenn auch traditionsverbundenen Eklektiker", der aus seiner Kenntnis der Gartenkunst des 17. und frühen 18. Jhs. seine differenzierten Lösungen findet. Er folgt dabei nicht den Kriterien des französischen Gartens (so auch nicht denen von Blond). Er
- öffnet seine Gärten nicht nach außen,
- plant weiter Laubengänge für die Einfassung seiner Parterres,
- verwendet wie in Holland umlaufende Alleen, große Spiegelbassins und Lusthäuser auf Inseln
(die Anregung zu seinen großen Bassins vor den Gebäuden erhielt er in Marly).
Die Zeichnungen für sein Buch "Vierundzwanzig Gärten" entstammen wahrscheinlich von Plänen real bestehender Gärten (z.B. u.a. dem Plan für den Garten von Schloss Klesheim Ende der 1720er Jahre) aber auch von Idealentwürfen.
Danreitters Arbeitsschwerpunkt lag in der Neu- und Umgestaltung des Mirabellgartens (als Gartenkünstler ist er dabei kaum von Bedeutung). Die schwierige finanzielle Lage in seinem Erzbistum ließ ihm dafür keine Freiräume. Er selber wurde so schlecht bezahlt, dass er immer wieder Bittbriefe um eine Gehaltserhöhung stellen musste, sogar sein geringes tägliches Weindeputat zu verkaufen suchte und um die Erlaubnis bat, , auch auswärtige Gärten entwerfen zu dürfen. Man weiß nur von wenigen Gärten, die er selber geplant hat (aus Briefen, Anträgen). In der Regel dürfte er in Salzburg nur die Ausführung und Pflege anderer, bestehender Planungen überwacht haben.
Der Garten von Schloss Mirabell ist
- wahrscheinlich nach 1687 von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen worden,
- wahrscheinlich zwischen 1713 - 1723 von Matthias Diesel (in Zusammenarbeit mit Hildebrandt) umgestaltet worden. Danach ließ sich dieser Garten in seinen wesentlichen Bereichen nicht mehr verändern. Er bestand aus einer Folge mehrerer getrennter Einzelgärten:
- Vor der Südfassade des Schlosses ein prächtiges Hauptparterre mit einem Mittelbrunnen,
- daneben eine Orangerie (im Osten, getrennt durch eine Mauer),
- westlich vom Parterre ein schmaler Boskettstreifen mit einer langen, aufwendigen Laubenkonstruktion (vor einer zurücktretenden Sala terrena),
- dahinter ein Gartentheater, "Zwergel-Garten" und hinter der Sala terrena der "Garten auf der Schanz" (der einzige von Danreitter bereits l724 selbst entworfene Gartenteil. Er kam nicht zur Ausführung).
- Danreitter besaß hier nur wenige eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Auf ihn gehen zurück:
- Modernisierung im "Zwergel-Garten im Heckentheater und im Schießstand,
- um 1725 (evtl. 1749 ?) Umbau der Orangerie (hierfür gibt es eine erhalten gebliebene Zeichnung) und Neugestaltung des Orangeriegartens,
- 1726/27 Darstellung des Gartens durch sein berühmtes Stichwerk,
- um 1730
Modernisierung des Hauptparterres: Es besteht aus fünf Broderiebeeten. Die Ornamente bestehen aus Buchslinien, gefüllt mit schwarzem Kies. Durchzogen werden sie von Buchsbändern, begrenzt von rotem Ziegelsplit. Eingerahmt wird dieses Bild von Blumenrabatten mit wechselnden Bepflanzungen. Den zentralen Brunnen umgeben vier Rasenkompartimente. In ihnen steht jeweils eine Barockfigur, die eines der viere Elemente symbolisiert (weil Träger und Getragene/r jeweils in verschiedene Richtungen blicken, werden sie in der Bildhauerei allgemein als "Raptusfiguren" bezeichnet ("Raptus" = lat. für Raub), hier z.B. u.a. das Element des Wassers durch den "Raub der schönen Helena"). Hier stehen die vier Elemente im barocken Sinne als Symbole einer gottgewollten Ordnung, und der Garten ist als Ausdruck der Befolgung ihrer Regeln über eine ungeordnete Natur.
- Errichtung des Vogelhauses auf den Befestigungsanlagen (evtl. mit der Gestaltung der Bastion vor dem Vogelhaus),
- Entwurf mehrerer Gartengebäude, die nicht ausgeführt wurden.
Danreitter war zweifellos sehr begabt gewesen, doch konnten in seiner Zeit an seinem Arbeitsplatz seine Talente nicht zum Tragen kommen. Es ist heute kein von ihm geplanter Garten mehr bekannt und auch beim Umbau der ihm oft zugeschriebenen Kirche St. Sebastian war er wahrscheinlich nur als oberster Bauaufseher tätig gewesen. Nach den Berichten über ihn war er sehr streitsüchtig und hatte ein "hitziges Temperament", doch vermuten wir, dass er für sein Amt zu weich gewesen war, was sein Umfeld zu ständigen Kompetenzüber-schreitungen verführte und ihn deshalb zu ständigen Auseinandersetzungen zwang, die ihm dann zu diesem Ruf verhalfen.
Quellen
- Bacher, Barbara "Barocke Luststücke - Die Wiederaufführung der "Großen Gartenachse von Schloss Mirabell in Salzburg" (In "Barockberichte 53/54", Informationsblätter des Salzburger Barockmuseums zu einer Sonderausstellung "Danreiter 2010"), Salzburg 2010
- Mang, Brigitte "Der Salzburger Mirabellgarten - Ein gärtnerischer Blick über vier Jahrhunderte" (in "Barockberichte 53/54"), Salzburg 2010
- Lauterbach, Iris "Franz Anton Danreiter - Hochfürstlicher Garteninspektor in Salzburg" (in "Barockberichte 53/54"), Salzburg 2010
- Prange, Peter "Salzburg im Bild - Franz Anton Danreiters Salzburger Ansichtenwerk" (in "Barockberichte 53/54"), Salzburg 2010
- Schnitzler-Sekyra, Andrea Alexa "Franz Anton Danreiter (1695 - 1760)" (in "Barockberichte 53/54") Salzburg 2010
- Skamperls, Dora "Neue Forschungen zu den Gärten der Grafen Harrach in Wien und Niederösterreich", in "Die Gartenkunst", Heft 2/2004
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