49. Johann Prokop Mayer (1737 - 1804 ) | ||||
Er ist der Schöpfer des letzten bedeutenden, formalen Gartens in Deutschland, des Würzburger Hofgartens. Wenn von Johann Prokop Mayer gesprochen wird, dann denkt man in erster Linie an ihn als einen der wichtigsten Förderer des süddeutschen Obstbaus. Mit seiner "Pomona Franconica" und deren Abbildungen wurde er vielen Freunden historischer Obstsorten zum Begriff. Nicht weniger bedeutsam ist er aber als Schöpfer des Würzburger Hofgartens, in dem er noch einmal, vor dem endgültigen Siegeszug des Landschaftsgartens, alle Register einer formalen Gartengestaltung zog und dabei neben dem Garten von Veitshöchheim, dessen Aussehen er auch in einem unbekannten Ausmaß beeinflusst hat, den einst vielleicht schönsten Rokokogarten in Deutschland schuf. Über Mayers Leben wissen wir:
Würzburger Hofgarten
Die eigentliche Geschichte des Würzburger Hofgartens beginnt mit dem Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1755 - 1779, einem Neffen der Schönborns) nachdem der Schlossbau beendet war. Bei der Anlage des Gartens waren die Gegebenheiten des Schlosses und das beschränkte (ca. 9 ha), kompliziert geschnittene und zu den Bastionen hochsteigende (19 m) Gelände innerhalb der Stadtmauern zu berücksichtigen. Zuvor hatten bereits Maximilian von Welsch und Balthasar Neumann (bis in die 1750iger Jahre) ihre Vorstellungen zu Papier gebracht, bis Mayer, nach der Beendigung des siebenjährigen Krieges dem Garten dann sein endgültiges Aussehen gab. Bei allen Entwerfenden hatte der Wunsch bestanden, zwischen dem Schloss und dem Garten eine Verbindung herzustellen, was dann aber erst Mayer gelang. In seiner Einleitung zur "Pomona Franconica" hat er seine Vorstellungen kurz geschildert und sie dort auch gegenüber den bereits gartenbestimmenden landschaftlichen Vorstellungen verteidigt: "Es soll hier keine einfache Schäferin, die ihren Schmuck in den Wiesen pflückt, sondern eine stolze Schönheit des Hofes mit aller Schminke und allem Putz vorgestellt werden, welcher weder durch ihren Stand noch durch eine Kleiderordnung der Gebrauch des Schmuckes und des Goldes untersagt ist, sondern die in einem dem Palast würdigen Aufzug erscheinen soll, und welchem Palaste, einem der schönsten Europas" (Bd. I, Vorrede, 1776).
(Mayer kannte den Landschaftsgarten aus eigenen Erfahrungen von seinem längeren Aufenthalt in England). Bei der Übernahme der Planung durch Mayer beließ dieser zunächst weitgehend die bereits vorhandenen Anlagen, so dass der weitere Ausbau stark von diesen beeinflusst wurde. Er schuf mehrere selbständige Bereiche, die nur durch das Schloss zusammengehalten wurden:
Bereits Neumann hatte hier ein aufsteigendes System von Terrassen, Treppen, Rampen und im Achsenbereich ein Kaskadensystem vorgesehen gehabt. Den Vordergrund sollte ein Broderieparterre bilden und auf dem Wall eine Aussichtsplattform sich befinden. Hier entwarf Mayer einen formalen Garten, der alles bis dahin Geplante übertraf. Er verband verschiedene, miteinander verbundene Räume voller Kontraste und Überschneidungen zu einer Einheit, wie es sie bisher in Deutschland in dieser Vollkommenheit nicht gegeben hat. Er behielt zunächst die bereits bestehende Terrassenfolge bei und versuchte, die festlichen Räume der Residenz nach außen fortzusetzen. Die Mittelachse des Schlosses richtete sich dabei - ohne eine größere Tiefe - genau auf die erste Bastei.
Vor der Schlossfront legte Mayer einen breiten Promenierweg an. An die Stelle des zuvor vorgesehenen Broderieparterres kam ein abgesenktes großes, rundes Boulingrin mit einem Fontänenbecken in der Mitte; daneben, nach beiden Seiten, Stellflächen für die Orangenkübel und nach hinten ein zurückgebogener, in der Mitte offener Laubengang, hinter dem sich Obstgehölze befanden. Über einer Rampe wurde das Parterre mit der nächsten Terrasse verbunden: "Die Ausformung des Höhenunterschiedes mit Podesten, Hecken, Formbäumen, Rampen und Plastiken ist ein Meisterwerk, das mit Eleganz seine Funktionen erfüllt, nämlich das große Rondell abzuschließen, die Steigung zu überwinden, die seitlichen Laubengänge zu verbinden und das Prinzengärtchen auf der unteren Terrasse räumlich zu fassen" (Chr. Bauer, 1961, nach Hoffmann). Nach hinten führten halbrunde Raumabschlüsse, die die Längsachse betonten, bis zu einem freistehenden Pavillon als point de vue (Blickfang). Sie wurden in ihrer Mitte von Kaskaden betont und von seitlichen Rampen und Spalieren begleitet. Eine figurengeschmückte Balustrade mit einer Fülle von Vasen, Pflanzschalen und Skulpturen (alle aus der Werkstatt von Johann Peter Wagner) schloss den Garten zum Wall hin ab. Optisch wurde dieser Gartenteil durch eine Betonung seiner Mittelachse akzentuiert. Aufsteigend lagen seine Räume hintereinander, und die Randfassungen ihrer Terrassen drängten den Blick zu Mitte. (Heute wird dieser Garten optisch "gefälliger" stark von Rosen bestimmt, die das frühere Formobst verdrängt haben. Damit orientiert man sich an einem breiten Massengeschmack, auf den dieser Garten nie bezogen war. Bei einem Gemälde eines Barockmeisters käme man nie auf den Gedanken, ihn unserer Zeit gemäß übermalen zu müssen). Der Südgarten befindet sich vor dem Südflügel der Residenz. Er ist im Gegensatz zum Ostgarten eben. Zu den architektonischen Schwierigkeiten seiner Anlage gehörten zunächst seine Anbindung zum Ostgarten und seine seitlichen Fassungen durch Laubengänge und Bosketts.
Auch hier legte Mayer unmittelbar vor das Schloss einen Promenierweg, auf dem Reihen von Kübelpflanzen standen. Dahinter führten zwei Diagonalwege zu einem mittleren, nach hinten verschobenen Fontänenbecken. Das dadurch entstandene vordere Parterredreieck war als Schmuckstück ausgebildet, die beiden seitlichen mit Obstbäumen bepflanzt, was in der Anlage zu einer Bewegung des Blickes nach hinten führte. Der Garten baute sich optisch aus drei Räumen auf: Dem
Dazu gab es eine Fülle klassizistischer Gartenskulpturen, Vasen und Kartuschen (um eine Fläche sich drehendes dekoratives Ornament) von Johann Peter Wagner und seiner Werkstatt. Dieser Gartenbereich erhielt durch seine seitlichen Laubengänge seine Akzentuierung. Ursprünglich sollte der Garten nach Westen noch um einen mehrteiligen Irrgarten erweitert werden. Allerdings hatte dieser mit einem klassischen Labyrinth wenig gemein. Seine Heckenwege verbanden einen Tempel, eine gotische Ruine, eine Köhlerhütte, ein Strohhaus und eine Einsiedelei, alles Gartenelemente, die bereits auf einen kommenden Gartenstil verwiesen, die aber hier noch formal gruppiert werden sollten. Außerdem war noch ein vertieftes Boskett mit einer Grotte vorgesehen, in der sich äsopische Fabelwesen befinden sollten. Vor der zweiten Bastion befand sich der Gemüse- und Anzuchtgarten. Hier wurden die neuen Veredlungsformen für die Obstgehölze auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft. Mayer war "der erste wissenschaftlich arbeitende Gärtner in Süddeutschland" (Christian Bauer). Dieser Garten besaß eine deutliche Längsachse. Das Bindeglied zwischen dem Ost- und dem Südgarten war ein Boskettstreifen, der den Basisbereich des Ostgartens und die Längsseite des Südgartens aufgriff. Auf dem Wall verband eine Promenade von Bastei zu Bastei die hinteren Gartenteile. Jeder der einzelnen Gartenbereiche hatte einen festen Rahmen. Dadurch erschienen die einzelnen Gartenbereiche zwar auf den ersten Blick als gleichrangig nebeneinander gestellt, was sie in einem gewissen Sinne auch waren, doch besaßen sie durch ihren gemeinsamen, paradiesischen Obstbezug eine gemeinsame, geistig höhere Ebene. Pflanzlich zeichnete diesen Garten seine Fülle an Obstgewächsen aus, die sich hier dem Besucher als Pflanzengruppen, Hecken, Laubengänge, und Kübelpflanzen darboten. Sie standen in allen Gartenbereichen. Man könnte diesen Garten vorrangig als einen Obstgarten bezeichnen, in den einige klassische Gartenelemente eingestreut gewesen waren, als eine konsequente Darstellung des Gartens Eden. Diesem Grundgedanken, dieser geistigen Dimension hatte sich hier alles unterzuordnen. Es waren die verschiedenen Formen des Obstbaus, die hier die verschiedenen gärtnerischen Elemente miteinander verbanden. Dieser Garten ist nach Mayers Plänen nie vollständig verwirklicht worden. Nach dem Tod des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1778) wurde am Hofgarten nicht mehr weitergearbeitet, da der hier umgesetzte Stil inzwischen als veraltet galt. Der neue Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1779 - 1799) war ein Anhänger des Landschafts-gartens. "Pomona Franconica"
Sie gilt "als eines der schönsten pomologischen Werke des 18. Jhs.. Mit französischem und deutschem Paralleltext ….. Dargestellt werden in leuchtendem, naturgetreuem Kolorit jeweils mehrere Blüten- und Fruchtzweige sowie die Frucht selbst und aufgeschnitten. Dazu finden sich in den Textbänden ein Faltplan des Würzburger Hofgartens, 12 nicht kolorierte Tafeln mit Pfropf- und Spaliertechnik sowie reizende Vignetten mit Gartendetails" (Auktionskatalog Reis & Sohn 2005). In diesem Buch beschreibt Mayer auf über 500 Seiten einerseits die seinerzeit in Würzburg gezogenen Obstarten. Es ist in seinem Kern ein Katalog der dort vorhandenen Arten und Sorten (337 Obstsorten auf 249 handkolorierten Kupfertafeln: Das sind 12 Aprikosen-, 6 Mandel-, 33 Pflaumen- und Zwetschgen-, 25 Kirschen-, 3 Mispel-, 5 Azerolen- (= Crataegus azarolus, Welsche Mispel, Ahornkirsche; Obstgehölz des Mittelmeergebietes; apfelartiger Geschmack), 32 Pfirsich- und Nektarinen-, 71 Apfel- und 150 Birnensorten; die Kupferstiche stammten überwiegend von Adam Wolfgang Winterschmidt). Alle diese Pflanzen hatte er zunächst von der Pariser "Baumschule der Kartäuser" bezogen. Andererseits versuchte er, damit den damaligen deutschen Obstbau zu verbessern. Er beschrieb in dem Buch in Deutschland bisher unbekannte Arbeitsmethoden. Dabei griff er u.a. auf die Anregungen Roger Schabols (Abt von Montreuil) zurück, den er in Paris kennengelernt hatte und dessen Schriften 1770/71 von Antoine-Nicolas Dezallier d'Argenville herausgegeben worden waren (deutsche Ausgabe 1775). Das Werk erschien in drei Bänden (3. Band in zwei Büchern) in den Jahren 1776, 1779, 1792 - 1801. Es gehört zu den berühmtesten und aufwendigsten Pflanzenbüchern überhaupt. Seine Abbildungen gelten als die schönsten Fruchtillustrationen der damaligen Zeit. Sie waren handkoloriert. Insgesamt sind seinerzeit von diesem Werk nur 110 Exemplare hergestellt worden (1 Werk kostete das Jahresgehalt eines Gärtnergehilfen). Heute sind sie seltene Raritäten und der Stolz der sie besitzenden Bibliotheken. Hofgarten Veitshöchheim
(siehe auch Beitmann "Geschichte der Gartenkunst", Bd.III; www.beitmann-gartenkunst.de)
Der Anteil Mayers an dem Schlossgarten von Veitshöchheim ist ungeklärt. Als sein eigentlicher Schöpfer wird der Fürstbischof Adam Friedrich angesehen, der Dienstherr Mayers. Der Fürstbischof hatte sich bei den Veishöchheimer Anlagen mit einem Stab von Künstlern umgeben (Architekten, Bildhauern, Stukkateuren, Malern und Gartenkünstlern). Die dort in dieser Zeit arbeitenden Gärtner waren Georg Joseph Oth und dessen Sohn Johann Anton. Ob sie das künstlerische Potential für eine solche Anlage besaßen, weiß man nicht. Es ist aber unwahrscheinlich.
"Es wird vermutet, dass große Teile des Seinsheimischen Grundkonzeptes auf ihn (Mayer) zurückgehen, d.h. die Straffung der gärtnerischen Gesamtkonzeption und das System der engmaschigen Bosketts als Arbeitshintergrund für die anderen Künste. Mayer selber, der die Gärten in Frankreich und England gut kannte, zog den "gelösteren" Veitshöchheimer Garten dem "einförmigeren" Würzburger Hofgarten vor, dessen Schöpfer er selber gewesen war" (Beitmann, S.69)
Auch Heinrich Kreisel geht von einer großen Einflussnahme Mayers auf den Veitshöchheimer Garten aus. Besonders dessen hinteres, langes und schmales Dreiecksstück soll auf ihn zurückzuführen sein, in dem eine Mittelachse den Schlossbereich mit einem Grottenhaus und Belvedere verbindet. Wo von unten die Boskettachsen auf sie stießen, errichtete er kleine Kabinette. Gegenüber dem Parnass schuf man eine Kaskade (1772/73 errichtet; im letzten Krieg zerstört). Die Schutzgottheiten der Natur versammelten sich hier um Neptun und seine Quellgötter. Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Azaroldorn (2.2.2014)
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Prokop_Mayer (5.11.12) |