- Errichtung des Palazzo Communale in Montepulciano,
1444 - 1464
- Bau der Villa Medici-Riccardi
(Florenz; erster Palastbau der Renaissance; gesamte Fassade in nach oben leichter werdender Rustikaausführung; klassisch gesetzte Fenster und zurückgesetzte Türen, auskragendes Dachgesims),
- Umbau von Santissima Annunziata
(Florenz; Rundchor und Sakristei; stark vom Tempel der Minerva Medica beeinflusst; als Rundbau der erste ausgeführte Zentralbau der Renaissance. Damit erfüllt er zwei ihrer Forderungen:
- + die Wiederbelebung von antiken Bauformen,
- + das Aufgreifen des Kreises als Symbol des Universums.
- 1446
- Dombaumeister von Florenz (Nachfolger Brunelleschis, Vollender des Kuppelbaus),
- 1451 - 1457
Bau der Villa Medici von Fiesole Umbau der Villa Medici von Carreggi,
- 1452
- Bau der Kirche Santa Maria delle Grazie (Pistoia; kleine Kirche; Rückgriff auf frühchristliche Bauformen: Ein quadratischer Grundriss mit einer zentralen Kuppel darüber),
- 1455
- Errichtung des Bankhauses der Medici, (Danach sind kaum noch Arbeiten von Michelozzi nachweisbar.
- 1457
- klagt er, dass er keine Aufträge mehr habe).
- um 1462
- Portinari-Kapellle in der Dominikaner-Kirche Sant' Eustorgio (Mailand; hinter der Apsis für den Florentiner Bankier Portinari; Verschmelzung von Brunelleschis Klassizismus mit lombardischen Traditionen, später übernimmt Bramante diesen Gedanken), - Errichtung der Medici-Bank (Mailand) (Durch die Tätigkeit Michelozzis in Mailand wird in der Lombardei der Renaissance-Stil bekannt),
- 1462/63
Entwurf für den abgebrannten Rektorenpalast von Dubrovnik (aus Kostengründen vom Rat abgelehnt; Pläne sind verloren gegangen),
- 1472
- Tod (7. 10. In Florenz; in San Marco beigesetzt. Er war zu diesem Zeitpunkt hochverschuldet).
Michelozzi begann seine Künstlerlaufbahn als Bildhauer. Zunächst war er als Stempelschneider bei der staatlichen Münze beschäftigt gewesen. Dort gewann er alle Fertigkeiten für den Umgang mit Bronze, die er in der Werkstatt des Ghiberti und gemeinsam mit Donatello nutzen konnte. In den 20er Jahren wandte er sich dann verstärkt der Architektur zu. Zunächst errichtete er für die Franziskaner im Auftrag Giovannis di Bicci (und später dessen Sohnes Cosimo de Medici) den Konvent von Bosco di Frati. Diese Anlage stand noch ganz in der Tradition der toskanischen Landkirchen. Nur die Dekorelemente verwiesen hier bereits ständig auf die Stifterfamilie der Medici (wahrscheinlich war dies hier in Italien das erste Mal, dass architektonische Gliederungselemente zu diesem Zweck verwendet wurden).
Für Cosimo (1389 - 1464) errichtete Michelozzo in den 20er und 30er Jahren u.a. :
- Villa del Trebbio (seit 1427 bereits bewohnt ),
- Villa Medici von Cafaggiola,
- Umbau des Klosters S. Marco,
- Konvent von S. Croce (Florenz),
- Palazzo Medici-Riccardi (Florenz).
Für die Gartenkultur sind Michelozzos Medici-Villen deshalb so bedeutsam, weil sich bei ihnen die Entwicklung vom spätmittelalterlichen Landsitz zur frühen Renaissancevilla gut nachvollziehen lässt. (insgesamt gut dokumentiert in verschiedenen Lünettenbildern des Guisto Utens für die Medici-Villa in Artemino (1599, insgesamt 14 Bilder). Allerdings geben diese nur schwer deren ursprüngliches, tatsächliches Schaffensbild wieder, da sie viel später gemalt wurden (z.B. die Lünette von Trebbio nach ca. 150 Jahren). Spätere Veränderungen sind sehr wahrscheinlich. Das Besondere an diesen Bildern ist, dass das Schwergewicht dieser Darstellungen auf den Gärten und nicht auf den Villen liegt (jeweils aus einer Vogelschau gesehen).
Aus mittelalterlichen Vorbauten entstehen (weitgehend noch an Befestigungsbauten erinnernd und nach innen gerichtet):
- Villa del Trebbio (1427 - 1436),
- Villa Medici von Cafaggiola (1451),
- Villa Carregi (1457 - ?).
Als herrschaftliche Renaissance-Villa direkt errichtet wurden:
- Palazzo Medici-Riccardi
(Stadtpalast in Florenz; Baubeginn 1444; erster Stadtpalast der Renaissance; unten mit rustizierendem Sockelgeschoss, danach nach oben zwei Stockwerke mit zunehmend geglätteten Rusticaquadern);
- Villa Medici von Fiesole
(herrschaftlicher Landsitz bei Florenz; 1458 - 1461 errichtet).
Villa del Trebbio
18 km nordöstlich von Florenz an einem Steilhang oberhalb des Mugellotales gelegen (= Ursprungsort der Medici-Familie). Bereits im 12. Jh. errichtet, ist ihr ursprüngliches Aussehen unbekannt. 1427 kaufte sie Cosimos Vater. 1433-34 zog sich dann Cosimo wegen seinen Streitigkeiten mit der Stadt hierher zurück (Die Villa befand sich zu dieser Zeit noch in einer Bauzustand. Zuvor hatte letzterer Michelozzo mit deren völligem Umbau beauftragt.
Die Villa liegt auf einer Terrasse, von der man einen weiten Blick in die Landschaft hat. Sie besitzt noch ein festungsartiges Aussehen:
- Über zwei Geschossen zinnenbesetzte Mauern,
- verputzte Wände mit wenigen, unregelmäßig verteilten Fensteröffnungen (strenger Außenaufbau),
- Haupträume zum Innenhof orientiert,
- ein Turm mit einer eigenen Galerie.
Michelozzo hatte dem früheren Gebäude wahrscheinlich dessen architektonische Festungsschwere dadurch genommen, indem er vor das Attikageschoß (= Geschoß über dem Hauptgesims) und den Turm zur Landschaft hin eine Loggia und eine offene Galerie setzte, so dass sie sich zur Umgebung öffneten. Durch ihn hat die Anlage ein einheitliches Aussehen erhalten. Noch war sie aber ein befestigter Wohnsitz.
Über den einstigen Garten weiß man gar nichts (die Lünette von Utens ist viel jünger als die erste Anlage). Innerhalb der Umfassungsmauern war das Gebäude an drei Seiten von weiten Grasflächen umgeben. Nach hinten befand sich hinter der Mauer eine Terrasse mit einem Garten von 200 x 30 Fuß (1 Fuß = ca. 30 cm, d.h. 60 x 9 m). Er war von zwei Pergolen begrenzt gewesen (von denen 1 noch erhalten geblieben ist). Die erhaltene ist ca. 70 m lang, steht auf einer Bruchsteinmauer und besitzt 24 Backsteinsäulen mit michelozzianischen Kapitellen (teils ionisch, teils lotusartig). Weinpergolen sind seit der Antike bekannt. Alberti hatte sie in seiner "De re aedificatoria" (1452) empfohlen. Sie wurden zu einem charakteristischen Element der italienischen Renaissancegärten. In Trebbio verweisen sie auf den Willen, die bisherigen Festungsmauern hinter sich zu lassen. Die Gartenfläche selber war in acht viereckige Beete aufgeteilt und dem damaligen Zeitgeschmacke entsprechend mit Blumen und Kräutern bepflanzt gewesen. Cosimo hielt sich in diesem Garten gerne zu seiner Entspannung auf.
Villa Medici von Cafaggiola
Auch diese Villa folgte einer älteren Bebauung. Sie war ca. 200 Meter tiefer gelegen als Il Trebbio, und auch umgebaut wirkte sie mit ihrem Graben und ihrer Zugbrücke noch festungsartig. Von 1443-1456 errichtete Michelozzo hier für die Medici einen Sommersitz (Cosimo durfte sie seit 1443 nutzen. 1451 ging sie dann im Rahmen einer Erbfolge endgültig in seinen Besitz über).
Die Anlage machte noch einen sehr wehrhaften Eindruck. Dies wurde besonders durch die zwei Türme betont (1864 geschliffen). Alle Baukörper haben zwei Geschosse. Die verschiedenen Gebäudeteile waren durch Mauern miteinander verbunden.
Wie in Trebbio
- macht die Villa nach außen einen geschlossenen Eindruck,
- öffnet sie sich mit ihren großen Fenstern zum Innenhof hin,
- ähnelt sie noch einer zu verteidigenden Festung.
Anders als in Trebbio:
- Die Gesamtkonzeption ist jetzt relativ regelmäßig und in einem einheitlichen Stil ausgeführt
(ein umlaufender Graben, ein Eingangstor und verschiedene Baukörper um zwei Höfe; größere, hellere Räume, bessere Proportionierung, geschicktere Deckenlösungen, dekorativere Details, alle Treppen ins Innere verlegt und über Flure zugänglich),
- über dem zentralen Querbau ein schlanker Turm,
- keine Schießscharten mehr.
Mit Trebbio und Cafaggiolo schrieb Michelozzo den Villentyp der Toskana für das 15. Jh. fest:
- hohe, weiß verputzte Mauern,
- darin nur wenige Fenster,
- oben eine vorspringende Galerie).
Damit verhielt er sich hier im ländlichen Bereich anders als im städtischen, wo er Wert auf klassische Elemente und elegante Proportionen legte. (Evtl. erfolgte dies aus anderen Sicherheitsüberlegungen heraus oder aus größeren traditionellen Bindungen auf dem Lande).
Der relativ große Garten war als eine Erweiterung des Wohnbereichs ins Freie noch von einer starken Umfassungsmauer eingefasst gewesen. Er erstreckte sich bereits in der Achse der Villa und besaß einen Schmuckbrunnen. Beides war neu.
Villa Careggi
Sie war die berühmteste Villa der Frührenaissance. Am Stadtrand von Florenz am Hang des Monte Morello gelegen stellt sie den Übergang von einem befestigten Herrenhaus zu einer humanistischen Villa dar. Sie stand nicht mehr in Verbindung zu einem landwirtschaftlichen Betrieb. Bereits 1417 von Cosimos Vater erworben, ging sie 1451 in Cosimos Besitz über. In zwei Bauphasen wurde sie danach von Michelozzo dessen Wohnbedürfnissen angepasst.
1. Bauphase (1451 - 1459):
Die Villa ähnelte danach stark Trebbio und Cafaggiolo. Das Gebäude war 30 m lang und zweigeschossig. Es besaß einen rechteckigen Grundriss und ein weiß verputztes Mauerwerk. Seinen oberen Abschluss bildete ein überdachter Wehrgang. Es war noch binnenorientiert. Die Schönheit seiner Gärten wurde bereits gelobt (von Galeazzo Maria Sforza).
2. Bauphase (ab 1459; wahrscheinlich in Verbindung mit der neu gegründeten "Neuplatonischen Akademie" von Cosimo in Auftrag gegeben. Sie hatte ihren Sitz in Careggi):
Man ergänzte die Westfassade um zwei niedrige Baukörper, so dass ein Hof entstand, zu dem sich das Hauptgebäude mit drei Arkaden (Bogengängen) öffnete. Der südliche Anbau erhielt nach 1482 auf seinem Obergeschoß eine offene Loggia (nicht mehr von Michelozzo ausgeführt).
(Die "Neuplatonische Akademie" bestand aus einem lockeren Kreis von Humanisten, der sich um Marsilio Ficino in Careggi gebildet hatte. Dieser hatte von seinem Förderer Cosimo dort ein Landhaus geschenkt bekommen und versuchte den antiken Neuplatonismus mit der katholischen Kirchenlehre in Verbindung zu bringen. Sie war nie eine feste Institution gewesen. Ähnliche humanistische Gesprächskreise hatte es auch in Rom und Venedig gegeben).
Die Villa erinnerte noch stark an einen mittelalterlichen Schlossbau: Eine ausladende Straßenfassade mit kleinen, schmucklosen Fenstern, aber bereits einem ästhetisch geordneten Zinnenabschluss des Daches. Der Hauptgarten befand sich an der Südfront des Hauses. Trotz einer relativ umfangreichen Dokumentation kann man sich von seinem früheren Aussehen heute kein rechtes Bild mehr machen. Man trat in ihn durch eine Loggia. Mit ihm beginnt die Zeit des eigentlichen frühen Renaissancegartens.
Das vorderste Parterre war wahrscheinlich als Blumengarten von Anfang an durch ein kleines Mäuerchen getrennt und mit Terrakottavasen geschmückt gewesen.
Der Hauptgarten war zunächst von Pergolen durchzogen und die ausgesparten Flächen wahrscheinlich mit Obstbäumen bepflanzt. Weiter gab es einen reichen Baumverschnitt, Sitzplätze und Lauben mit Bänken. Hier versammelte Lorenzo der Prächtige seine Freunde zur "Platonischen Akademie".
Außerdem besaß der Garten ein Labyrinth mit einem Brunnen (seine Lage ist heute unklar) und vor dem Brand 1517 einen blühenden Dachgarten. Später, unter Lorenzo, war der Garten mit Skulpturen und exotischen Gewächsen geschmückt gewesen. In seiner Gartenmitte stand ein Brunnen (Verrocchios "Putto mit Delphin", heute im Palazzo Vecchio). Auf der linken Gartenseite befand sich eine offene Loggia (Pavillon, dessen Bögen auf Säulen ruhten). Von ihr hatte man eine schöne Aussicht.
Careggi war die Lieblingsvilla von Cosimo gewesen. In ihr wurde alljährlich am 17. November Platos Geburtstag gefeiert. In Careggi ist auch Lorenzo geboren und gestorben (von seiner angeblich zweiten Lieblingsvilla "Poggio a Cajano" waren auch drei Jahre nach seinem Tod erst 1/3 der Gebäude fertig gewesen).
Architektonisch neu an Careggi war:
- die Öffnung des Villengebäudes nach außen,
- die bewusste szenische Bezugnahme des Gebäudes auf das Außengelände,
- die bewusste Öffnung der westlichen Stützmauer zum Tal hin für das Erleben des Ausblicks,
- Die Erfassung des Gartens als ein formdurchdachtes Ganzes.
Beim Blumenschmuck waren besonders der Duft und die allegorische Bedeutung wichtig. Für die Pflanzenauswahl stand das botanische Interesse vor dem architektonisch-künstlerischem.
Palazzo Medici-Riccardi (Florenz)
Mit diesem Palast setzte sich Cosimo sein familiäres Hoheitszeichen in Florenz. Er stand im Zentrum städtebaulicher Achsen, an deren Enden die bedeutendsten Sakralstiftungen der Medici standen. Dieses Herausstellen ihrer Tätigkeit als Geldgeber im Sozialbereich war ihnen immer wichtig gewesen. Es wurde oft deutlicher hervorgehoben als der eigentliche Auftraggeber. Hier sollte ein Palast geschaffen werden, "der eines Königs würdig sei".
1445 begannen die Baumaßnahmen. Man versuchte hier die humanistischen Vorstellungen von einer Herrschaftsresidenz zu erfüllen (evtl. war Alberti an den Planungen beteiligt gewesen: 1434 - 1444). In seiner Kompaktheit besaß das Gebäude noch einen gewissen wehrhaften Charakter. Michelozzo vereinigte in ihm die traditionelle Florentiner Architektur mit antiken Elementen:
- Vom Palazzo Vecchio (dem wichtigsten Gebäude der Kommune) übernahm er die Bossenquaderung (hier erstmals für die gesamte Außenfläche eines Privatbaus eingesetzt; die Bossen sind hier größer und gerundeter).
- In der 1. Etage befinden sich Flachrustika und im obersten Stockwerk glatte Wandflächen.
- Diese nach oben abnehmende Materialität wird dann durch ein breit vorgelagertes Kranzgesims aufgefangen.
- Wie beim Palazzo Vecchio Biforenfenster (dort je 1/3 der Stockwerkshöhe, beim Medici-Palast 2/3)
(Biforenfenster = zweiteilige Fensteröffnungen in der Renaissance, die durch einen gemeinsamen Mittelpfosten miteinander verbunden werden (in der Gotik dreiteilig); zuvor nur an herausragenden Gebäuden: z.B. Dom, Bischofspalast).
Die antiken Bezüge werden aufgezeigt durch:
- die Bossierung,
- das Kranzgesims (Aufbau des Gesims, ionische Abgrenzungen im Fries),
- eine umlaufende Steinbank im Erdgeschoss (seit der Antike die Sitzgelegenheit an Herrschaftsbauten für Personen, die ein Anliegen vortragen wollen).
Hinzu kam ein bisher nicht bekanntes Ausmaß an Selbstdarstellungen mit dem Familienwappen und einer Fülle von Familiensymbolen (z.B. Ringbildern)
Hinter dem Gebäude befand sich ein quadratischer Innenhof, in dessen Zentrum Donatellos "David" stand". Hinter diesem Wohnkomplex befand sich dann ein prächtiger Garten. Er war von einer hohen Mauer umgeben und vom ersten Obergeschoss (Piano nobile = Repräsentationsräume) über einen Balkon erreichbar. In ihm stand später Donatellos "Judith", deren Aufstellung sich inhaltlich auf die Vertreibung der Medici aus Florenz (1492) durch die Republikaner bezog. Den Stellenwert dieses Gartens innerhalb der Familie kann man aus dem Umstand ableiten, dass die Privaträume Cosimos sich entlang der Gartenseite befanden.
Der Grundriss dieses Palastes wurde zum Vorbild für den von Pius II. in Pienza. In ihm gruppierten sich mehrere Raumeinheiten, die sich aufeinander bezogen, auch um einen Innenhof.
Villa Medici von Fiesole
Sie bildete den architektonischen Höhepunkt in der Bautätigkeit Michelozzos für die Medici. Zunächst wurde sie zwischen 1451 - 1457 als Wohnsitz für den zweitältesten Sohn von Cosimo errichtet. Später erbte sie Lorenzo, der sich hier gerne aufhielt.
Bei ihrer Standortwahl orientierte man sich an Albertis Empfehlungen in seiner "De re aedificatoria":
- Die Lage der Villa am Hang eines Berges (in Stadtnähe),
- den Fortfall der hohen Umfassungsmauern,
- die Öffnung ihrer Außenwände für das Licht,
- die Öffnung des Hauses zum Garten,
- das architektonische Eingehen auf die Umgebung (die Öffnung des Gartens zur Landschaft).
Man wollte die Villa im Sinne einer Wiedergeburt der antiken Architektur errichten. Damit wurde sie zur ersten echten Renaissancevilla und als solche für zwei Jahrhunderte richtungsweisend.
Entscheidend für diese Entwicklung wurde die hier erstmals gewählte zentrale Stellung der Loggia als Hauptelement der Gartenfassade. Dadurch konnte man auf den bis dahin geforderten Innenhof verzichten, der keine Sichtbeziehung zur Landschaft zuließ. Bis dahin diente dieser vor allem als Ort der Festlichkeiten, ab jetzt wurden es die nahe am Gebäude gelegenen Teile des Gartens. Die alten mauerumgebenen Gärten erinnerten im gewissen Sinne an die "Hortus-conclusus-Vorstellungen" des Mittelalters. Der neue Garten öffnete sich dagegen nach außen und stand damit für einen neuen Geist, eine neue Zeit.
Neu waren jetzt:
- die Lage des Bauplatzes (wegen der schönen Aussicht nahm man die bautechnischen Schwierigkeiten an einem steilen Hang in Kauf),
- die Öffnung der Villa nach außen. Sie erhielt dadurch mehr Licht und Luft.
- die klare geometrische Gliederung der Räume (orientiert an der Lebenskultur ihrer Bewohner). Im Mittelpunkt befand sich ein großer Saal (anstelle der bisherigen Höfe) mit einer Loggia zur Westseite (für das Licht) und einer zur Ostseite für den Zugang zum Dachgarten (giardino pensile - wahrscheinlich angeregt von Alberti und dieser wiederum von den Gärten im antiken Rom).
- die Stellung der Loggien als entscheidendes Vermittlungselement zwischen drinnen und draußen. Über sie öffnete sich die Architektur nach außen, bzw. drang der Garten in das Gebäude.
Nichts erinnert in Fiesole mehr an eine Festungsarchitektur. Ihr Terrassengarten befindet sich auf drei Ebenen unterhalb der Villa und wird von starken Mauern abgestützt, hinter denen sich verschiedene Nutzräume befinden. Zwischen der unteren und der oberen Ebene befindet sich auf mittlerer Höhe eine Weinpergola. Auf der unteren Terrasse wurde früher Gemüse angebaut (heute ein zusätzlicher Ziergarten). Die Hangterrassen wurden ab jetzt charakteristisch für die italienische Gartenkunst. In Fiesole befand sich auch ein früher Versuch für einen axialen Garten auf einem schmalen Gelände (Ausrichtung der Hauptterrasse auf die Loggia und die Treppe, die zur unteren Terrasse führte). Westlich vom Gebäude befindet sich außerdem ein kleiner, intimer "giardino segreto". Er besteht nur aus vier Beeten und einem zentralen Brunnen.
Die Villa in Fiesole ist in späteren Jahrhunderten mehrmals umgebaut worden. Ihr ursprüngliches Aussehen kennt man deshalb nur wenig. Auch an den früheren Garten Lorenzos erinnern nur noch die Terrassen, die Pergola, das erhöhte Blumenbeet, der Zypressenweg hinter den Terrassen und der "giardino segreto". Die heutigen Rasenflächen vor der Loggia waren früher das Parterre.
Von dieser Villa hat Lorenzos Sohn, Papst Leo X., später entscheidende Anregungen für seine Villa Madama in Rom erhalten.
Quellen
- Bazin, Germain "DuMont's Geschichte der Gartenkunst", Köln 1990
- "Brockhaus Conversations-Lexikon", Leipzig 1882
- "Brockhaus Enzyklopädie", Wiesbaden 1966
- Clifford, Derek "Geschichte der Gartenkunst", Reutlingen 1966
- Enge, T.O. / Schröer, C.F. "Gartenkunst in Europa", Köln 1990
- Gothein, Marie Luise "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926
- Lohneysen, Wolfgang v. (Hrsg.) "Die Humanisierung der Architektur in Florenz", Hildesheim 1999
- Mader, G. / Neubert-Mader, L. "Italienische Gärten", Stuttgart 1989
- Pizzoni, Filippo "Kunst und Geschichte des Gartens", Stuttgart 1999
- Presner / Honour / Fleming "Lexikon der Weltarchitektur", München 1992
- Saudan, M. / Saudan-Skira, S. "Zauber der Gartenwelt", Köln 1987
- Visentini, Margherita Azzi "Die italienische Villa", Stuttgart 1997